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1. Abriß der Allgemeinen Erdkunde, Erdkundliches Lesebuch - S. 106

1911 - Halle a. d. S. : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
106 des unermeßlichen Ozeans in ein Feuermeer um. Unauslöschlich wird mir der Eindruck jener stillen Tropennächte der Südsee bleiben, wenn aus der duftigen Himmelsbläue das hohe Sternbild des Schiffes und das gesenkt untergehende Kreuz ihr mildes Licht ausgössen, und wenn zugleich in der schäumenden Meeresflut die Delphine ihre leuchtenden Furchen zogen. So sind auch die verborgensten Räume der Schöpfung mit Leben erfüllt. Wir wollen hier bei den Geschlechtern der Pflanzen verweilen; denn auf ihrem Dasein beruht das Dasein der tierischen Schöpfung. Unablässig sind sie bemüht, den rohen Stoff der Erde organisch anein- anderzureihen und vorbereitend dnrch lebendige Kraft zu mischen, was nach tausend Umwandlungen zur regsamen Nervenfaser veredelt wird. Derselbe Blick, den wir auf die Verbreitung der Pflanzendecke heften, enthüllt uns die Fülle des tierischen Lebens, das von jener genährt und erhalten wird. Ungleich ist der Teppich gewebt, welchen die blütenreiche Flora über den nackten Erdkörper ausbreitet: dichter, wo die Sonne höher an dem nie bewölkten Himmel emporsteigt; lockerer gegen die trägen Pole hin, wo der wiederkehrende Frost bald die entwickelte Knospe tötet, bald die reifende Frucht erhascht. Doch überall darf der Mensch sich der nährenden Pflanzen erfreuen. Auf dem nackten Steine, sobald ihn zuerst die Lust berührt, bildet sich in den nordischen Ländern ein Gewebe sammetartiger Fasern, welche dem unbewaffneten Auge als farbige Flecken erscheinen. Mit zunehmendem Alter verdunkelt sich ihre lichte Farbe. Das fernleuchtende Gelb wird braun, und das bläuliche Grau der Leprarieu-Flechten verwandelt sich nach und nach in ein staubartiges Schwarz. Die Grenzen der alternden Decke fließen ineinander, und auf dem dunkeln Grunde bilden sich neue, zirkelrunde Flechten von blendender Weiße. So lagert sich schichtenweise ein organisches Gewebe auf das andere; und wie das sich ansiedelnde Menschengeschlecht bestimmte Stufen der sittlichen Kultur durchlaufen muß, so ist die allmähliche Ver- breitung der Pflanzen an bestimmte physische Gesetze gebunden. Wo jetzt hohe Waldbäume ihre Gipfel lustig erheben, da überzogen einst zarte Flechten das erdenlose Gestein. Laubmoose, Gräser, krautartige Gewächse und Sträucher füllen die Kluft der langen, aber ungemessenen Zwischen- zeit aus. Was im Norden Flechten und Moose, das bewirken in den Tropen Portulaca, Gomphrenen^ und andere fette, niedrige Uferpflanzen. 1 Blütenkräuter, besonders in Mittel- und Südamerika verbreitet und artenreich.

2. Abriß der Allgemeinen Erdkunde, Erdkundliches Lesebuch - S. 108

1911 - Halle a. d. S. : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
108 Ii. Erdkundliches Lesebuch. das die strahlende Wärme erregt, sieht man bald den Fuß dieser Palmen frei in der Luft schweben, bald ihr umgekehrtes Bild in den wogenartig zitternden Luftschichten wiederholt. Auch westlich von der peruanischen Andeskette, an den Küsten des Stillen Meeres, haben wir Wochen ge- braucht, um solche wasserleere Wüsten zu durchstreichen. Hat eine Gegend einmal ihre Pflanzendecke verloren, ist der Sand beweglich und quellenleer, hindert die heiße, senkrecht aufsteigende Luft den Niederschlag der Wolken, so vergehen Jahrtausende, ehe von den grünen Ufern aus organisches Leben in das Innere der Einöde dringt. Wer demnach die Natur mit einem Blicke zu umfassen und von Lokalphänomenen zu abstrahieren weiß, der sieht, wie mit Zunahme der belebenden Wärme, von den Polen zum Äquator hin, sich auch allmäh- lich organische Kraft und Lebensfülle vermehren. Aber bei dieser Ver- mehrung sind doch jedem Erdstriche besondere Schönheiten vorbehalten: den Tropen Mannigfaltigkeit und Größe der Pflanzenformen; dem Norden der Anblick der Wiesen und das periodische Wiedererwachen der Natur beim ersten Wehen der Frühlingslüfte. Jede Zone hat außer den ihr eigenen Vorzügen auch ihren eigentümlichen Charakter. So wie man an einzelnen organischen Wesen eine bestimmte Physiognomie erkennt, wie beschreibende Botanik und Zoologie, im engern Sinne des Worts, Zer- gliederung der Tier- und Pflanzenformen sind, so gibt es auch eine Naturphysiognomie, welche jedem Himmelsstriche ausschließlich zukommt. Was der Maler mit den Ausdrücken „Schweizer Natur", „italienischer Himmel" bezeichnet, gründet sich auf das dunkle Gefühl dieses lokalen Naturcharakters. Luftbläue, Beleuchtung, Duft, der auf der Ferne ruht, Gestalt der Tiere, Saftfülle der Kräuter, Glanz des Laubes, Umriß der Berge: alle diese Elemente bestimmen den Totaleindruck einer Gegend. Zwar bilden unter allen Zonen dieselben Gebirgsarten, Trachyt, Basalt, Porphyrschiefer und Dolomit, Felsgruppen von einerlei Physiognomie. Die Grünsteinklippen in Südamerika und Mexiko gleichen denen des deutschen Fichtelgebirges; denn die unorganische Rinde der Erde ist gleich- sam unabhängig von klimatischen Einflüssen. Alle Formationen sind allen Weltgegenden eigen und in allen gleichgestaltet. Überall bildet der Granit sanft rundliche Kuppen. Auch ähnliche Pflanzenformen, Tannen und Eichen, bekränzen die Berggehänge in Schweden wie die des süd- lichsten Teils von Mexiko. Und bei aller dieser Übereinstimmung in den Gestalten, bei dieser Gleichheit der einzelnen Umrisse nimmt die Grup- Pierling derselben zu einem Ganzen doch den verschiedensten Charakter an. Georg Forster in seinen Reisen und in seinen kleinen Schriften, Goethe

3. Geschichte des Altertums für Obersekunda - S. 2

1916 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
2 Vorgeschichtliche Perioden. Jngere Von der lteren ist die j n g e r e S t e i n z e i t durch einen weiten, ^'"^Jahrtausende umfassenden Zeitraum getrennt. Jetzt hat der Mensch gelernt, auch andere, hrtere Steinarten als den Feuerstein zu bearbei-ten, sie mit Hilfe des Sandes zu durchbohren und zu polieren; so werden Beile, Messer, Hmmer, Meiel, Sicheln, Lanzenspitzen und andere Gegenstnde hergestellt, die manchmal von groer Schnheit sind. Man lernt den Ton formen und brennen und verziert die Gefe in mannigfachster Weise/) Man kennt feste Wohnsitze. Neolithische Wohngruben sind an vielen Stellen aufgedeckt worden; in Schweizer und anderen Seen hat man die Reste von Pfahlbauten aufgefunden, zugleich mit Abfllen verschiedenster Art, Werkzeugen aus Stein und Holz, Knochen der verzehrten Tiere und anderen Nahrungsberbleibseln, z. B. Getreidekrnern. Auch Haustiere sind damals bereits gezhmt worden; unter ihnen begegnet der Hund, das Schaf, die Ziege, das Rind und das Schwein. Man hat auch bereits gelernt den Boden zu bearbeiten,^) Weizen, Gerste, Hirse, Flachs anzubauen, man versteht zu spinnen und zu weben und Woll- und Leinwandkleidung herzustellen. Auch die An-fange des Handels gab es bereits; wir finden Beile und Hmmer aus besonders wertvollen Gesteinsarten weit von deren Ursprungsort. Die Toten begrub man; gewaltige Steinkammern (Dolmen) dienten zur Bestattung der Fürsten. Die Reste neolithischer Kultur finden sich ebenso an den verschiedensten Stellen Europas wie z. B. in gypten und in den beiden ltesten Kulturschichten des Hgels von Troja. Sie wurde durch die Bronzezeit abgelst, in gypten bereits im vierten Jahrtausend, in Mittel- und Westeuropa erst um das Jahr 2000 v. Chr. Jetzt lernte der Mensch die Metalle schmelzen, zuerst das Kupfer;S) um es zu Hrten, gab man ihm bald einen Zusatz von Zinn und stellte Bronzezeit so Bronze her. Allermeist aus Grabfunden stammen die bronzenen xte, Messer, Schwerter, Dolche, Lanzenspitzen, Nadeln, Fibeln (Sicher-heitsnadeln), die Arm* und Halsringe, die unsere Museen enthalten; oft sind die Gegenstnde reich und geschmackvoll verziert. Die Tpferei ent-wickelte sich weiter; die Gefe erhielten zuweilen, zumal in den Mittel-meerlndern, reiche Bemalung. Neben der Bestattung der Toten wurde die Verbrennung blich; weite Urnenfriedhfe zeugen von der Piett, 1) Man unterscheidet je nach der Dekorationsweise eine Stichkeramik, eine Bandkeramik, Schnurkeramik und andere Formen. 2) Der Ackerbau hatte die Form des Hackebaus, die er noch heute z. B. bei Negervlkern hat. 3) Das Kupfer hat seinen Namen von der Insel Cypern.

4. Geschichte des Altertums für Obersekunda - S. 3

1916 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Die Steinzeit. 3 die man gegen die Verstorbenen bte. Die homerischen Gedichte der-setzen uns in eine Zeit, in der die Wasfen aus Bronze (nur selten aus Eisen) gefertigt werden; in dieselbe Zeit versetzen uns die glnzenden Entdeckungen von Gegenstnden der mykenischen Kultur (s. 18). Aber auch anderswo gestatten uns die Funde merkwrdige Einblicke in die Zustnde jener Zeit; eine eigenartige Bronzekultur hat sich z. B. in Sd-schweden und Dnemark entwickelt. Es bestanden weitreichende Handels-beziehungen; das Zinn, oft auch das Kupfer mute aus weiter Ferne bezogen werden; Bernstein, den man von den Ksten der Nord- und Ostsee bezog, wurde fern nach Sden verhandelt und findet sich z. B. in griechischen Grbern der mykenischen Zeit. Allmhlich fngt man an, neben der Bronze ein anderes Metall zu gebrauchen, das jene schlielich verdrngen sollte, das Eisen. Die Eisenzeit bricht herein, im Orient etwa seit der Mitte des 2. Jahrtausends, nrdlich der Alpen etwa seit dem Jahre 1000, in Norddeutschlaud noch einige Jahrhunderte spter. Der ersten vorgeschichtlichen Eisenzeit hat man den Namen Hallstattzeit gegeben, nach dem groen, etwa Hallstattzeit 1000 Grber umfassenden Funde, der oberhalb des Hallsttter Sees im Salzkammergut gemacht worden ist, an einer Stelle, wo man schon da-mals den Salzreichtum des Bodens ausbeutete. Die Grber sind teils Bestattungs-, teils Brandgrber, die Beigaben, Waffen, Gefe, Schmucksachen, von den Tonwaren abgesehen teils aus Bronze, teils aus Eisen. Die Gegenstnde sind augenscheinlich zum Teil aus den Mittelmeergebieten eingefhrt, zum andern Teil aber sicher an Ort und Stelle verfertigt. Die jngere vorgeschichtliche Eisenzeit, die nrd-lich der Alpen etwa um 400 v. Chr. beginnt, hat man nach der Fund-stelle von Latne am Neuenburger See Latn ezeit genannt. Jetzt Ladezeit werden die Wasfen ausnahmslos aus Eisen hergestellt; schon prgt man in Gallien Mnzen nach dem Vorbild griechischer Mnzbilder; man verwendet auch die Tpferscheibe, die den Mittelmeerlndern lngst be-kannt war. Mit der Verbreitung der rmischen Kultur nach den nrd-lich der Alpen gelegenen Lndern nimmt d'ie vorgeschichtliche" Zeit ein Ende. l*

5. Geschichte des Altertums für Quarta - S. 3

1914 - Halle a. d. S. : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
Griechenland. 3 Bäche oft versiegen und große Trockenheit herrscht. Es gedeiht der Wein-stock, der Olbaum, die Feige, ferner der Lorbeer, die Myrte und andere immergrüne Gewächse. Die Landschaft Griechenlands ist von unvergleichlicher Schönheit. Weithin reicht in der klaren Luft der Blick; hier schaut man hochragende, schöngeformte Berge, oft mit schneebedecktem Gipfel, dort das tiefblaue, an der steilen Küste brandende Meer. Und in diesem schönen Lande wohnt ein Volk von einem Schönheitssinn, wie ihn kein anderes Volk der Weltgeschichte besessen hat. § 3. Die Landschaften des Festlandes. Man teilt das griechische Festland in drei Teile, Nordgriechenland, Mittelgriechenland und die Halbinsel Peloponnes. Nordgriechenland umfaßt die beiden Landschaften Thessalien und Epirns, welche durch das Pindusgebirge voneinander geschieden werden. Von den nördlichen Gebieten werden sie durch Gebirgszüge getrennt; an der Nordostecke Thessaliens erhebt sich der schneebedeckte 3000 m hohe Olymp, der höchste Berg Griechenlands, ans dem man sich die Wohnungen der Götter dachte; an ihn schließen sich an der thessalischen Ostküste die Berge Ossa und Pelion an. Im Süden wird Thessalien von Mittelgricchenland durch den Berg Öta geschieden; zwischen Berg und Meer führte hier nur ein schmaler Paß hindurch, der von den warmen Quellen, die dort emporsprudelten, den Namen Thermopylen hatte. Den größeren Teil Thessaliens nimmt eine fruchtbare und getreidereiche Ebene ein; der Fluß Penens durchströmt sie, welcher in dem engen, wegen seiner Schönheit berühmten Tempetale zwischen Olymp und Ossa zum Meere durchbricht. Epirns dagegen ist ein armes, wenig fruchtbares Gebirgsland; dort lag die alte Orakelstätte Dodöna, wo man aus dem Rauschen heiliger Eichen den Willen des Zeus zu erforschen suchte. Der westliche Teil Mittelgriechenlands, wo unter anderen die Landschaft Ätölien lag, war zum größeren Teil ein rauhes Gebirgsland, wo viel Viehzucht getrieben wurde, wenig Städte sich vorfanden und die Bevölkerung roh von Sitten war. In der Landschaft Phökis erhob sich der hohe Berg Parnaß. Hier lag in einem Hochtal Delphi mit dem berühmten Orakel des Lichtgottes Apollo; seine Priesterin, die Pythia, weissagte, auf einem Dreifuß sitzend und durch die aus einem Erdschlunde emporsteigenden Dämpfe erregt. An Phokis schloß sich nach Südosten Böötien an, dessen Name Rinderland bedeutet, eine fruchtbare kesselförmige Ebene mit einem See, der heute trocken gelegt worden ist. Hier lag das sagenberühmte siebentorige Theben mit seiner Burg, der nach l* Nord- griechen- Icrnb. Mittel- griechen- land.

6. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 115

1888 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
175. Die Birke. 115 Lindenhonig zu bereiten. Wie ganz anders steht die kernige, markige Eiche da, die ihr sonst an Alter und mächtiger Größe so ähnlich ist! A. Grube. 175. Die Birke. Glicht leicht giebt es einen genügsameren Baum, als die schlanke, anmutige und doch so nützliche Birke. Ihre kleinen, braunen Samenkörner, die an beiden Seiten von zarten Flügeln eingefaßt sind, werden vom Winde hierhin und dorthin getragen, und wo sie nur ein bißchen Erde finden, da keimen und sprießen sie. So finden wir die Birke mitten in der sandigen Heide und auf den steilsten Berges- abhängen, sogar hoch oben aus dem verfallenen Ge- mäuer alter Schlösser und Klöster; sie kann Sturm und Frost vertragen, und so bildet sie noch im eisigen Norden, wo Eiche und Buche nicht mehr gedeihen, meilenlange grüne Wälder. Die blendend weiße Rinde ist wegen ihres Öl- gehaltes fast unverweslich und schützt den Baum gegen die Fäulnis; aber zugleich erscheint nun die hohe, schlanke Birke unter den Bäumen des Waldes wie eine edle Jungfrau im wei- ßen Festgewande. Kein mächtiger Ast tritt aus dem Stamme hervor, nur zier- liche Reiser halten ringsum das leichte Laubwerk, das wie das Wasser eines Springbrunnens hernie- der zuströmen scheint; so luf- tig ist das Gezweig, daß sich auch nicht des kleinsten Vo- gels Nest darin verbergen könnte. Das Blatt, das auch im leisesten Hauche des Windes stets zittert, ist fast viereckig, jedoch nach vorn gespitzt, seine Farbe ist ein glänzend frisches Grün. Die schmucklosen Blüten-

7. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 218

1888 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
218 Z. Das Grab im Vufento. trennte das Glück. Abtius, auf seinen Ruhm und seine Macht eifersüchtig, schied sich von Thorismund und bewog diesen, in sein Land zurückzugehen. Zur Entschädigung für die Beute, die Astius sich vorweg genommen, erhielt Thoris- mund eine fünf Zentner schwere Schüssel von Gold, mit den köstlichsten Edel- steinen besetzt, die man für die Tafel des berühmten, von den Römern aus dem Tempel zu Jerusalem geraubten salomonischen Tisches gehalten hat. Im Jahre 452 zog Attila über die Alpen nach Italien. Honoria, des römischen Kaisers Schwester, soll sich ihm zur Gemahlin angeboten und ihn ein- geladen haben, nach Rom zu kommen. Sie schmachtete deshalb zu Rom im Gefängnisse. Drei Monate lang hielt Aquileja die Hunnen auf; endlich eroberten sie die Stadt und zerstörten sie gänzlich. Damals flohen viele Römer auf die kleinen sumpfigen Inseln des adriatischen Meeres und legten daselbst den ersten Grund der Stadt Venedig. Attila zog gegen Rom. Schon war man auf den Untergang bereitet, als plötzlich Rettung vom Himmel kam. Leo, Bischof von Rom, ein gottbegeisterter Greis, zog an der Spitze der römischen Geistlichkeit, in priesterlichem Schmuck und mit feierlichem Gesänge, einer Taube des Friedens oder einem gottgesandten Engel gleich, den wilden, mordbegierigen und bluttriefenden Hunnen entgegen. Niemand wagte, die frommen Priester anzutasten. Sie kamen ungehindert vor Attila selbst, und dieser ward durch den Anblick und die Worte Leos bewogen, Rom zu verschonen und sogleich den Rückweg einzuschlagen. Die innere geistige Gewalt, womit die Erscheinung des heiligen Greises auf den Helden wirkte, ist in der Sage dergestalt bezeichnet worden, daß Attila über dem Haupte des Greises einen ungeheuren Riesen gesehen, der ihn drohend zurückgeschreckt habe. Auf dem Rückwege aus Italien starb Attila plötzlich. Er wurde mit großer Feierlichkeit zur Erde bestattet. Sein ganzes Heer ritt um seine Leiche. Sie ward in einen goldenen Sarg gelegt, der wieder in einen silbernen und dieser in einen ehernen. Alle, die an seinem Grabe gearbeitet hatten, wurden umgebracht, damit niemand es entdecken könne. Nach G. Frey tag. 3. Das Grab im Buseuto. 1. Nächtlich am Buseuto lispeln bei Cosenza dumpfe Lieder, aus den Wassern schallt es Antwort, und in Wirbeln klingt es wieder. 2. Und den Fluß hinauf, hinunter ziehn die Schatten tapfrer Goten, die den Alarich beweinen, ihres Volkes besten Toten. — 3. Allzufrüh und fern der Heimat mußten hier sie ihn begraben, wahrend noch die Jugendlocken seine Schulter blond umgaben. 4. Und am Ufer des Buseuto reihten sie sich um die Wette; um die Strömung abzuleiten, gruben sie ein frisches Bette. 5. In der wogenleeren Höhlung wühlten sie empor die Erde. senkten tief hinein den Leichnam, mit der Rüstung, auf dem Pferde. 6. Deckten dann mit Erde wieder ihn und seine stolze Habe, daß die hohen Stromgewächse wüchsen aus dem Heldengrabe. 7. Abgelenkt zum zweiten Male, ward der Fluß herbeigezogen: mächtig in ihr altes Bette schäumten die Busentowogen.

8. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 481

1888 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
146. Der preußische Edelstein. 481 Die gebildeten Völker, welche mit den alten Bewohnern unserer Küsten in Berührung kamen, namentlich die Griechen und Römer und das seefahrende Volk der Phönizier, hatten in diesem Produkt , durch welches ihnen die deutschen Küsten am frühesten bekannt wurden, einen willkommenen Handelsartikel zum Tausch, hier mit den wilden Deutschen, dort mit den üppigen Völkern des Orients. Ebenso wie die spanischen Seefahrer des Mittelalters durch Jagd nach Goldstaub von einer Küste zur andern getrieben wurden, ebenso wie die Dia- manten Wohnplätze im Innern Brasiliens geschaffen haben, ebenso wie die Ent- deckung von Goldwäschen in Californien und Australien große Landstriche dem Handel und der Kultur geöffnet hat, ebenso ist es auch der edle Bernstein gewesen, welcher zuerst den Verkehr mit gebildeten Völkern, den Handel und dadurch die höhere Kultur nach Deutschlands snmpsigen oder waldigen Küsten getragen hat. Der Bernstein hat durch eine eigentümliche Verkettung von Umstünden noch eine andere, höhere Bedeutung für die Kultur der Menschen. Er ist es, welcher den ersten Anstoß zu einer Reihe von Entdeckungen gegeben hat, deren Blüte jetzt die Einrichtung des elektrischen Telegraphen ist, denn an ihm erkannte man zuerst die Eigentümlichkeit, daß er im geriebenen Zustande leichte Spane anziehe, und nach ihm nannte man diese Eigenschaft Elektri- zität, denn Elektron, das heißt mit Silber legiertes Gold, nannten die Griechen den Bernstein wegen seiner lichtgoldenen Farbe. Bis auf den heutigen Tag hat der Bernstein feine Vorzüglichkeit als Handelsartikel für den Orient bewahrt, aber die älteste Hanptfnndstätte an der deutsch-dänischen Nordseeküste hat schon lange den Vorrang gegen die preu- ßische Ostseeküste aufgeben müssen. Der Teil des alten Preußenlandes und der jetzigen Provinz Ostpreußen, welcher auf der Karte im Norden von Königsberg als ein in das Meer hin- ausragendes Rechteck erscheint, das Samland genannt, führt an seiner Nord- küste Schichten, welche abweichend sind von allen anderen Umgebungen der Ostsee. Hier ffndet sich unter Lehm- und Sandlagern zunächst eine Braun- kohlenbildung, begleitet von solchen Sandschichten, zwischen denen in der Regel die Braunkohle eingeschaltet zu sein pflegt, und unter diesen, also älter als die Braunkohlen, liegt ein grünlicher Sand, gefärbt durch zahlreiche Körner von Grünerde. In dieser grünen Erde liegt der Bernstein in größerer Menge als in irgend einer anderen Erdlage, und da bereits große Massen dieser Schicht zerstört sein mußten, als der gewöhnliche Sand und Lehm sich bildete, so ist es wahrscheinlich genug, daß alle in dem Boden der großen norddeutschen Ebene verstreuten Stücke Bernstein aus dieser preußischen Bernsteinküste herstammen. Nicht zufrieden mit dem, was jetzt das Meer langsam ans dem grünen Sande heranswäscht, sucht man den Schatz auch durch Graben zu gewinnen. In jeder der nenn Gräbereien gewinnt man täglich im Durchschnitt für 900 Mark Bernstein, ja, an einzelnen Tagen für 3000 Mark. Da nun die Arbeit, welche der Mensch hier an der Küste vornimmt, seit Jahrtausenden bereits durch das Meer geübt ist, so hat dasselbe nicht bloß vor Zeiten alle vereinzelten Stücke über das damals noch im Meeres- grund ruhende Norddeutschland ausgebreitet, sondern auch den jetzigen Meeres- Vaterländisches Lesebuch. Zp

9. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 95

1888 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
155. Die Buche. 95 arten. Herrliche Gruppen davon findet man oft in der norddeutschen Tiefebene; kein schöneres Bild giebt es, als wenn mehrere dieser ehrwürdigen Bäume auf saftig grünem Rasen beisammen stehen und ein klarer Quell zwischen ihnen hindurch rieselt und das Blau des Himmels hier und da durch das Laubdach scheint. Möchten der Bauer und der Gutsherr diesen edelsten Schmuck ihrer Felder doch überall mit rechter Liebe hegen und schonen! Unscheinbar, aber doch auch von gedrungener Kraft zeugend ist die Frucht des Baumes, die Eichel. Sie ist zwar kein wohlschmeckendes Obst, aber geröstet giebt sie einen stärkenden Kaffee, der oft von den Ärzten als Heil- mittel verordnet wird. Für das zahme Schwein ist sie eine vortreffliche Mast, und dem Wildschweine bietet sie eine Lieblingsnahrung. Die Rinde der Eiche hat scharfe und bittere Stoffe in sich, welche eine sehr gute Lohe zum Gerben des Leders geben. In wärmeren Ländern Europas wächst die Korkeiche, deren Rinde man alle acht bis zehn Jahr vorsichtig abschält, um daraus die bekannten Flaschenstöpsel zu machen. Beim Abschälen muß man sich nur in Acht nehmen, die darunter liegende zarte Haut nicht zu verletzen: braucht man aber die nötige Vorsicht, so wächst die Rinde immer wieder nach. Die Korkeiche wird über 150 Jahre alt, doch nur, wenn man sie schält; unterbleibt dies, so stirbt sie schon im fünfzigsten oder sechzigsten Jahre ab. Von den Eichen, welche in unserem gemäßigten Klima vorkommen, unter- scheiden wir zwei Arten: die Winter- oder Steineiche und die Sommer- eiche. Jene hat eine mehr braune und gefurchte Rinde. Sie bleibt etwas nie- driger, als die Sommereiche, aber ihr Holz ist das festeste und dauerhafteste. Das Laub bricht etwas später hervor, und die Blüte erscheint erst am Ende des Mai. Kein anderer Baum ist so zum Schiffsbau geeignet, wie unsere Eiche; ihr bleibt vorzugsweise die Ehre, stolz das Weltmeer zu durchsegeln. Kein anderes Hausgerät ist so auf Jahrhunderte brauchbar, als das aus dem Eichen- holz gefertigte. Auf der einzelnen Eiche lebt eine unendliche Menge von Tieren. Beson- ders bemerkenswert ist darunter die Galtwespe, welche im Herbste mit ihrem Stachel in die Blätter hineinbohrt und in die Öffnung ihre Eier legt. Davon schwellen die gestochenen Teile an, und es entstehen die kleinen, runden Gall- äpfel. Diejenigen, welche man in unseren Gegenden findet, find nicht viel wert; aber die, welche im südlichen Europa und in Kleinasien erzeugt werden, find von außerordentlicher Wichtigkeit für die Bereitung der Tinte und die Färberei. A. G r u b e und M a s i u s. 155. Die Buche. Der eigentliche norddeutsche Waldbaum ist die Buche. Sie liebt sanftgehobene Flächen und wächst gern auf den sonnigen Hügeln, die sich vor den Höhen des Gebirges hinziehen. Durch ganz Thüringen, in den Harzthälern, auf Rügen, im östlichen Schleswig-Holstein herrscht dieser Baum; aber in der stolzesten Pracht seines Wachstums erscheint er auf den dänischen Inseln, namentlich auf Seeland. Unter allen Bäumen ist er der geselligste; er schiefst seine Wur- zeln nicht tief ins Erdreich, sondern kreuzt sie mit denen seiner Nach-

10. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 219

1888 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
4. Bonifacius, der 7lpostel der Deutschen. 219 8. Uud es sang ein Chor von Männern: „Schlaf' in deinen Heldenehren! keines Römers schnöde Habsucht soll dir je das Grab Versehren!" 9. Sangen's, und die Lobgesünge tönten fort im Gotenheere; wälze sie, Busentowelle, wälze sie von Meer zu Meere! Platen. 4. Bonifacius, der Apostel der Deutschen. *7>ie Goten und andere deutsche Stämme, welche durch ihre Wanderungen srüh- Jj zeitig mit den Römern in Berührung kamen, waren dadurch bald zum Christen- tum bekehrt worden, aber die Bewohner des eigentlichen Deutschlands verharrten noch im achten Jahrhundert bei ihrem heidnischen Glauben. Freilich war Chlod- wig, der König der am Niederrhein wohnenden Franken, schon im Jahre 496 mit vielen Stammgenossen getauft worden, und er und seine christlichennachfolger hatten, namentlich durch die Tapferkeit Karl Martells, sich nicht nur das ganze Gallien, sondern auch die meisten deutschen Völker unterworfen, aber uni die Ausbreitung des Christentums hatten sie sich nicht gekümmert, und so war der von Colum- banus, Gallus und anderen frommen Mönchen in Deutschland ausgestreute Same nur spärlich aufgegangen. Erst dem glühenden Eifer und der aufopfernden Liebe des angelsächsischen Mönches Winfried oder Bonifacius gelang das segens- reiche Werk, den größten Teil Deutschlands für das Christentum zu gewinnen. Winfried stammte ans einer vornehmen angelsächsischen Familie Englands. Früh zeichnete er sich durch geistige Anlagen und große Lernbegierde, aber auch durch wahre Frömmigkeit vor andern Knaben aus. Nachdem ihm sein Vater ans sein flehentliches Bitten gestattet hatte, sich dem geistlichen Stande zu widmen, verlebte er mehrere Jahre in einem Kloster und erhielt endlich die Priesterweihe. Sogleich ging er nach Deutschland (716), um hier das Evangelium zu verkündigen. Wohl wußte er, einen wie qualvollen Märtyrertod mehrere seiner Vorgänger erlitten hatten, aber in seinem heiligen Eifer kannte er keine Menschenfurcht. Zuerst begab er sich an die Küsten der Nordsee, um seinen Landsmann Willibrord in der Bekehrung der Friesen zu unterstützen; aber er überzeugte sich bald, daß die Zähigkeit, womit dieser Stamm noch am alten Glauben festhielt, ein mächtiges Hindernis für seine Thätigkeit sei, und so ging er als Glanbensbote nach Thüringen. Kaum aber hatte er hier zu wirken begonnen, als ihn die Nachricht von der Unterwerfung Frieslands durch Karl Martell wieder an die Nordsee ries. Hier verkündigte er drei Jahre lang das Evangelium, und zwar mit solchem Erfolge, daß Willibrord ihm die Bischofswürde erteilen wollte; er lehnte aber, weil er noch nicht das fünfzigste Jahr erreicht habe, diese Auszeichnung ab. Dann predigte er wieder den Hessen die Lehre vom Kreuze und gründete in ihrem Lande das erste deutsche Kloster. Da er aber schon frühzeitig das hohe Ziel vor Augen hatte, daß alle Völker ans Erden in brüderlicher Liebe sich vereinigen und unter einem Hirten, dem Papste als Stellvertreter Gottes, stehen müßten, so war er eifrig bemüht, das Ansehen des römischen Bischofs als Oberhauptes der Christenheit zu heben, und reiste nach Rom, wo ihm die Bischofswürde und der Name Bonifacius (b. h. Wohlthäter) erteilt ward. Von dieser Zeit an trat er auch mit dem Verwalter des fränkischen Reiches, Karl Martell, und seinem Sohne, dem nachmaligen König Pipm dem Kleinen, in Verbindung, und diese unterstützten aus weltlichen Gründen seine Bekehrungsversnche.
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