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1. Die fremden Erdteile - S. 34

1898 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 34 — Die Bewohner Tibets sind Mongolen und gehören größten- teils zum Stamme der Bhota. In den Steppen des N. und W. sind sie Nomaden, im S. und O. des Hochlandes seßhaft. Sie treiben hier Ackerbau und Viehzucht, fertigen große Wollgewebe und Filze, sowie Metallgeräte für den Hausbedarf. Tibet ist der Hauptsitz des u. Buddhismus. Das geistliche und zugleich weltliche (aber von China abhängige) Oberhaupt ist der Dalai Lama, welcher in einem P.achtpalast bei der Kloster- und Wallfahrtsstadt Lhasa (= Götter- land) residiert. In den (etwa 3000) Klöstern, die in abgeschlossenen Wüstenstrecken und unzugänglichen Gebirgsthälern erbaut sind, leben zahlreiche Mönche in stiller Abgeschiedenheit. Gewöhnlich tritt aus jeder Familie ein Sohn in den Priesterstand. „Der Gottesdienst betäubt durch Gepräge, Musik und Weihrauch, hat Prozessionen und Wallfahrten, Schutzheilige, Weihwasser, Beichte und Rosenkranz" und ist in hohlem Formelwesen erstarrt. b) Die Randgebirge Tibets treten scharf im S., W. und N. hervor. Zu dem Zuge des Himalaja gesellt sich in Westtibet die mit ihm parallel laufende Karakorumkette (600 km lang) mit einer Kammhöhe über 7000 m und dem zweithöchsten Berge der Erde, dem über 8 600 m hohen D apsang.*) Der Karakornm ist nach dem gleichnamigen, 5 655 in hohen Paß benannt und besteht aus einem System vieler paralleler Gebirgsfalten, deren Thäler im ö. Teil (ähnlich wie im benachbarten Tibet) durch Schutt- und Sandmassen größtenteils gefüllt sind, so daß hier die Hochflächenbilduug vorherrscht. Wilder und gewaltiger siud die westlichen Ketten. Das ganze Gebirge gehört der Carbon- und Triasformation an. Das Paunrplatcau („Dach der Welt") erhebt sich zwischen Hoch- und Niederturkestan und verbindet die Hochflächen von Vordem und Hinterasien. Das Wort „Pamir" bedeutet eiu kaltes, den Frost- winden ausgesetztes Gebiet, ein Land der Öde und des Todes. Das ganze Hochland liegt über der Zone des Waldwuchses und des Anbaus zwischen 3 800 — 4 300 m, ist mit Buschwerk und Gras bewachsen oder mit Geröll bedeckt. In ihrem ö. Teil besteht die Pamir aus Hochsteppen, die sich zwischen niedrigen Bergzügen ausdehnen; im W. ist sie ein durchfurchtes und zerklüftetes Gebirgslaud, dessen Ausläufer sich gegen die Steppen des Amn verflachen. — Die Pamirleute sind arischer Abstammung, aber vielfach mit mongolischem Blute gemischt. Sie führen größtenteils ein wildes Nomadenleben.**) — Das Pamir- hochland ist neuerdings von den Russen besetzt; das s. gelegene Kafiristan beanspruchen die Engländer. Der Kuenlun schiebt sich vom Pamirhochlande als ein mächtiger Gebirgskeil bis tief nach China hinein. Das Schneegebirge hat eine *) Neuerdings ist man in Fachkreisen geneigt, diese Benennung aufzu- geben. Doch ist eine andere allgemein anerkannte noch nicht vorhanden. Die Engländer nennen den Berg neuerdings Gvdwin Austen. **) Die dänischen Forscher Llifsen und Felipsen haben 1897 im Pamir- gebiet ein bis dahin unbekanntes Zwergvolk entdeckt, das von Jagd und Viehzucht lebt. Auch die Haustiere dieses Volkes sind von zwerghaftem Wuchs. Der Zwergstamm huldigt dem Feuerdienst.

2. Die fremden Erdteile - S. 114

1898 - Halle a.d.S. : Schroedel
— 114 - bewahrt, erinnert es entschieden an den Schweizer Jura. Doch weicht es hin- sichtlich seiner innern Zusammensetzung sehr von diesem Gebirge ab, da es fast ausschließlich aus Urgestein (Gneis, krystallinischem Schiefer, durchsetzt von Granit und Syenit) besteht. An Mineralschätzen bergen die Alleghanis reiche Steinkohlen- und Eisenlager, Kupfer-, Zink- und Bleierze, Gold und Silber führende Schichten und weisen zahlreiche Petroleumquellen aus. Durch diesen Mineralreichtum sind sie für die Industrie der ö. Küstenländer von größter Bedeutung. Außer- dem sind die Bergabhänge und Thäler waldreich und fruchtbar. d) Das Becken des Mississippi bildet gleichsam eine Riesen- schale, welche nach dem Golf von Mexico ausmündet. Vom arktischen Flachlande wird es durch niedrige Höhenzüge getrennt, welche die Wasserscheide zwischen dem Stromsystem des Mississippi und dem arktischen und canadischen Seengebiet bilden. Das Becken ist keines- wegs lediglich ein weites Tiefland. Von den Alleghanies her senkt sich das Land in dem Tafellande des Ohio (oheio) und den Kalkstein- plateaux von Kentucky und Tennessee allmählich gen W., andererseits dacht sich vom Fuß der Felsengebirge eine von Vorbergen durchzogene Hochprairie aus Höhen von 1600 m allmählich gen O. ab. Wie ein Keil, dessen Spitze im N. bis zur Missourimündung reicht, schiebt sich das Tiefland um den untern und mittleren Mississippi zwischen diese Hügelländer und Hochflächen ein. Der Mississippi (= großer Fluß) ist die Hauptwasserader des großen Tieflandgebietes und (mit dem Missouri) der längste Strom der Erde.*) Er entspringt auf der Wasserscheide w. vom Obersee aus mehreren Seen, in 514 m Meereshöhe, und ist ein echter Tieflandstrom. Bei St. Paul wird er schiffbar, so daß er bis zu seiner Mündung eine gewaltige, 3130 km lange Schifffahrtsftraße darstellt. Am Ende seines oberen Laufes nimmt er l. den Illinois und r., unweit St. Louis, den Missouri (= Schlamm sluß) auf. Dieser ist ein echter Sohn der Felsengebirge, dem auch seine be- deutendsten Nebenflüsse entströmen. Zu ihnen gehört der Aellowstone River (=- gelber Steinfluß) mit den Naturwundern des „Nationalparks", und der Nebraska. — Zu den weiteren Nebenflüssen des Mississippi gehören l. der Ohio (oheio, 1\ mal so lang als der Rheins, den die Amerikaner seiner Schönheiten wegen gern mit dem deutschen Rheinstrom vergleichen, r. der Arkansas und der Red River (= roter Fluß). Mit trägem Laufe wälzt der Mississippi seine gelblich trüben Wassermassen durch ein sumpfiges Delta- gebiet endlich in den Meerbusen von Mexico. Infolge seiner bedeutenden Schlammablagerungen schiebt sich sein gabelförmiges Delta alljährlich immer weiter**) ins Meer vor. Die künstlich geregelten Mündungsarme nennt man „Pässe". Das Mississippibecken ist im No. ein großes Ackerbau- und Waldgebiet; in den Ländern am Golf herrscht Plantagenwirt- schaft; endlich w. vom Mississippi vom 95.0 w. v. Gr. bis zum Felsengebirge breiten sich die baumlosen und grasreichen ^rairieen aus, wellenförmige Ebenen, bei denen sich der Baumwuchs Vorzugs- weise auf die Flußufer beschränkt. Wenn das trockene Grasmeer in Brand gerät, entstehen wohl ausgedehnte, schreckenerregende Prairie- brände. — Eine Menge Steppenwild belebte einst diese weiten Savannen. Hier war die Heimat großer Bisonherden und das Hauptjagdgebiet *) 6700 km; ohne Missouri, d. h. den obern Mississippi als Quellarm gerechnet, beträgt seine Laufstrecke 4200 km, während der Missouri allein 4 540 km mißt. **) Nach Beaumont 45—350 m.

3. Das Deutsche Reich - S. 66

1902 - Halle a. d. S. : Schroedel
— 66 — Hauptsache nur zwei Jahreszeiten, einen über 7 Monate langen Winter und einen kaum 5 Monate dauernden Sommer. Der Ackerbau ist im Hoch- und Hinterspessart sehr unbedeutend und beschränkt sich aus Sommerfrüchte und Kartoffeln. Dagegen ist das Gebirge reich an herrlichen Waldungen mit prachtvollen Eichen- und Buchenbeständen und kräftigen Fichten und Tannen. Darauf beruht eine verbreitete Holzindustrie und ein lebhafter Handel mit Schiffsbauholz. Aus keinem deutschen Waldgebiet werden so schöne Eichenstämme nach Holland ge- führt („Holländer Holz") als aus dem Spessart. In den Wäldern haust Rot- und Schwarzwild; im ö. Spessart ist auch nicht selten die Wildkatze anzutreffen, ferner der Geier, Uhu und Auerhahn. Die Bewohner sind rheinfränkischer Abstammung und größten- teils arme Lente, die sich kümmerlich ernähren. Die Bevölkernngs- dichtigkeit beträgt im Hoch- und Hinterspessart nur 25—40 Personen auf 1 qkm. Menschliche Siedelungen sind daher nur spärlich anzn- treffen. Die Häuser in den Dörfern sind ungesund, überfüllt und lehnen sich mit der Hiuterwaud meist an feuchte Bergabhäuge. Die meisten haben nicht einmal Schornsteine, sodaß der Ranch seinen Weg zum Dach hinaus nehmen muß. So sind denn diese Dörfer nicht selten die Herde mancherlei Krankheiten. Trotzdem erreichen viele arme Spessart- teilte bei ihrem einfachen Naturleben ein hohes Alter. tl) Der Wasgau (Wasgenwald*), gleichsam das Spiegelbild des Schwarzwaldes, ist das bedeutendste der linksrheinischen Gebirge. Breit und steil erhebt er sich aus dem niedrigen (350 m hohen) Bodengebiet der bnrgundischen Pforte, welches den Wasgau vom Jura scheidet und von jeher wichtig für den Verkehr gewesen ist. Der Rhein- Rhone-Kanal und wichtige Bahuliuieu durchschueideu diese Boden- senke und verbinden das obere Rheingebiet mit den benachbarten französischen Landschaften. Wie der Schwarzwald senkt sich auch der Wasgenwald steil gegen die rheinische Tiefebene hinab, wird im N. niedriger und verflacht sich zu den w. gelegenen Stufenlandschaften von Lothringen. Die Täler, mit welchen sich das Gebirge zur Rheinebene öffnet, sind zwar kleiner und weniger schön, aber ebenso fruchtbar wie die gegenüberliegenden Schwarzwaldtäler. Auch hier gedeihen edle Kastanien, trefflicher Wein, viel Obst und Getreide. Im Innern ist das Berglaud ein echtes Wald , Wild- und Wiesengebirge. Der ganze Zug hat etwa eine Länge von 180—200 km und ist 35—45 km breit. Er gliedert sich in einen hohen, einen mittleren und einen niederen Wasgau. Der hohe Wasgau reicht bis zur Markircher Senke, Schlettstadt gegenüber, Seine höchsten Kuppen drängen sich gegen den Südrand des Ge- birges zusammen. Die bedeutendsten derselben sind der Sulz er Belchen (1420 m) und der Elsasser Belchen 1250 m). Die höchsten Teile des Gebirges sind mit finstern Tannenwäldern bedeckt, und die obern Talanfänge sind hie und da von kleinen, dunkeln Seen oder auch von Dorfmooren erfüllt. *) Die alte deutsche Benennung Wasgenwald änderten die Römer in Möns Vosegus, woraus die Franzosen les vosges, die Deutschen aus dem unrichtigen Möns Vogesns das Wort Vogesen bildeten. Heute ist man fast allgemein zur alten deutschen Bezeichnung zurückgekehrt. t - . . . i • '■ . I

4. Das Deutsche Reich - S. 86

1902 - Halle a. d. S. : Schroedel
— 86 — weiter westlich reicht die Schweiz mit den Kantonen Schafshansen und Zürich herüber ans das rechte Rheinufer. Baden ist seiner Große nach der vierte, der Bevölkerung nach der fünfte unter den deutschen Buudesstaaten. Am schmälsten, nur 15 km breit, ist das Land bei Rastatt, am breitesten, 122 km, im S.; im N. ist es bis 81 km breit. Der Bodengestaltuug uach gehört das Großherzogtum mit Ausnahme der Bodenseegegend zum Gebiet des südwestdeutschen Beckens und zeigt eine große Mannigfaltigkeit des Bodenaufbaues. Sein vor- nehmstes Gebirge ist der Schwarzwald, der 40% der gesamten Bodenfläche Badens einnimmt. Über 3 4 des gesamten Gebirges ist badisch und weist in dieser granitischen Hauptmasse auch die höchsten Erhebungen im Feldberg und Belcheu auf. Nördlich von der Enz geht das Gebirge in das Neckarbergland über. Vom Oden- walds gehört nur ein kleiner Anteil zu Baden, der mit dem Neckar- berglande 15°/0 der Gesamtfläche ausmacht. Das badische Bau- land, zum fränkischen Stufenland gehörig, umfaßt 10°/0 des Landes, desgleichen das Bodensee gebiet, so daß für das badische Gebiet der oberrheinischen Tiefebene nur 200/0 Landesanteil bleiben. Das Klima Badens stuft sich nach der Höhenlage der einzelnen Gebiete sehr ab. Die größten Gegensätze bestehen zwischen den sonnigen Ebenen des rheinischen Talgebietes und den höchsten Gebirgsgegenden des Schwarzwaldes. Vom Rheintal aufwärts bis zu deu Felsenhäuptern des Schwarzwaldes unterscheidet man vier Vegetationszonen: 1. Zone des Nußbaums und Weinstocks bis 420 m Meereshöhe, 2. Zone der Buche und Weißtanne, des Getreides und Obstes bis zu 650 m Höhe, 3. Zone der Rottanne mit etwas Getreidebau bis zu 1300 m Er- Hebung und 4. subalpine Zone mit Nadelholz, Bergwiesen und Alpen- pflanzen, über 1300 m Höhe. — Mit Niederschlägen ist das südliche Baden reicher bedacht als der Norden. Die Fruchtbarkeit des Landes ist am Bodensee und im Rheintal am bedeutendsten. Aber auch die uutern Talgebiete der Flüsse, als Elz, Kinzig, Mnrg, Enz und Neckar sind sehr ergiebig. Dagegen sind die höchsten Schwarzwald- gebiete fast unproduktiv. 2. Die Bewohner. 1. Die Bevölkerung Badens gehört n. der Murg dem fränkischen, südlich von diesem Flnsse dem alamannischen, ans der schwäbischen Hochfläche dein schwäbischen Volksstamm an. Dementsprechend wechseln auch die Mundarten im Lande. Die einzelnen Landschaften haben an Sitten und Branchen noch mancherlei Eigen- tümlichkeiten bewahrt; namentlich ist der Schwarzwald reich an ver- verschiedenen Volkstrachten. — Die durchschnittliche Volksdichte übersteigt das Reichsmittel ziemlich erheblich, ist aber in den einzelnen Landesanteilen erheblich verschieden. Der Worden ist hierin natur- gemäß dem Süden weit voraus. Der K'o u fe s si o u nach find fast 2/3 der Bevölkerung katholisch, über '/z.. e v a n g e l i s ch. Das katholische Bekenntnis ist im S., das evangelische im N. herrschend. Das Fürstenhaus ist evangelisch. Fast rein katholisch ist der Landeskommissariatsbezirk Konstanz, fast rein

5. Das Deutsche Reich - S. 24

1902 - Halle a. d. S. : Schroedel
— 24 — Wälder finden sich noch in Westfalen, in der Rheinprovinz und im Teutoburger Walde. Rotbuchenbestände vom Odenwald dnrch Hessen bis nach Mecklenburg und Vorpommern. (Die Polargrenze der Buche schneidet w. von Königsberg diagonal durch Ostpreußen). Ein buntes Gemisch von allerlei Laubbeständen zeigt der Anenwald auf dem Schwemmboden der Flußufer und Flußinseln. Unter dem Unterholz der deutschen Wälder finden sich wildwachsende Beerensträucher und auf dem Waldboden mancherlei genießbare Pilze. Der Wald besitzt die größte Bedeutung für die Niederschlags und Be- Wässerungsverhältnisse eines Landes. Es ist erwiesen, daß das alte Germanien zur Zeit des Tacitus feuchter war als das heutige Deutschland. Der Wald durchfeuchtet andauernd den Erdboden und wirft durch die Atmungstätigkeit seiner Gewächse große Massen von Wasserdampf in die Luft, er beschattet den Boden und verhindert die Ausstrahlung. So wirkt er wie das Meer ausgleichend auf klimatische Gegensätze und führt oceanische Klimaverhältnisse herbei. Für Quellen und Flüsse ist der Boden des Waldes, der ein weitverzweigtes Röhren system darstellt, ein natürliches Wasserreservoir. Entwaldungen erhöhen die Gefahren großer Überschwemmungen. Deshalb ist heute in Deutschland dem Kampfe mit dem Walde die Versöhnung gefolgt; der Wald wird gepflegt und vielfach vergrößert; der unvernünftigen Entholzung früherer Zeiten ist die verständige Waldwirtschaft unserer Forstämter gefolgt. Und vielfach gilt die Vereinigung von Waldung und Lichtung in der Kunstschöpfung des Parkes als Ideal landschaftlicher Schönheit. Fast die Hälfte alles Bodens ist heute iu Deutschland Feld flu r. Auf den Äckern gedeihen überall die bekannten Getreide-, Futter- und Hackfrüchte. Die Weingrenze hält sich im wesentlichen bei dem 50. Parallel; nur bei Grünberg reicht sie bis 521/2° n. Br. Das Reichsland, Baden, Württemberg, die bayrische Pfalz, Rheinhessen, der Mittelrhein abwärts bis Bonn, Unterfranken, das Mosel- und Saartal sind die deutschen Weinländer. Diese Gegenden, die 7 Monate hindurch über 10° C. Wärme ausweisen, bringen auch die feineren Obstarten wie Mandel- bäume und Edelkastanien zur Reife, während gröbere Sorten in ganz Deutschland verbreitet sind und geradezu typische Landschaftsbilder erzeugen: die obstbaumbedeckten Wiesen; die Obstbaumhaine, in denen Dörfer versteckt liegen, die Obstalleen an den Landstraßen. Deutschland ist keines der fruchtbarsten Länder von Europa; schon die Verwitterungskruste vieler Gesteine und Bodenarten ist der landwirtschaftlichen Verwertung feindlich (Zechstein, Muschelkalk, Grauwacke. Moorboden und Heidesand). Die Leistungsfähigkeit des Bodens ist aber überall durch eine rationelle Bewirtschaftung gesteigert worden, deren Mittel sorgfältige Boden- bearbeitung, geeignete Meliorationen, zweckmäßiger Anbau und Fruchtfolge, Brache und Düngung sind. Der landschaftliche Ausdruck für die Tatsache, daß Deutschland ein feuchtes Land ist, besteht in dem Wieseureichtum nnsers Landes, der da am größten ist, wo die Durchfeuchtung des Bodens am gründlichsten erfolgt, also an der Nordseeküste und am Alpensaum. Die deutsche Wiese, charakterisiert durch das gesellige Vorkommen von 20- 30 verschiedenen Gras- und Kräuterarten, findet in der mittel- meerischen Flora nichts Verwandtes und unterscheidet sich wesentlich von den Savannen Süd- und Prärien Nordamerikas, wie sie auch ganz andere Charakterzüge aufweist als die durch Trockenheit verursachte Steppen- bilduug der ungarischen Pußta, an die sie räumlich so uahe herantritt.

6. Das Deutsche Reich - S. 63

1902 - Halle a. d. S. : Schroedel
— 63 — und an Gipfelhöhe nur vom Riesengebirge übertroffen. Das Gebirge erstreckt sich in einer Länge von 165 km und einer mittleren Breite von 40 km vom Rheinknie bei Basel bis zur Pforzheimer Pforte. Das niedrige N eckar b e rg l an d (auch Kraichgau genannt) von hier bis zu den Vorhöhen des Odenwaldes wird weder im Bolksmunde zum Schwarzwalde gerechnet, noch kann es seinem geognostischen Bau nach zu diesem Gebirge gezählt werden. Es bildet eine breite Einsattelung zwischen Schwarzwald und Odenwald und war von jeher wichtig als Verkehrspforte nach dem Donauge- biet. Nach O. zu geht der Schwarzwald in die Flächen des Jura und der schwäbischen Hochebene über. In dieser Umgrenzung umfaßt das Gebirge eine Fläche von 0000 qkm, also etwas mehr als das Großherzogtum Oldenburg. Der breite südliche Teil des Gebirges, auch der obere Schwarz- wald genannt, ist ein Massengebirge und weist die höchsten Erhebungen auf, welche indes nur wie längliche Buckel oder rundliche Kuppen aus den Hochflächen hervorragen. Der bedeutendste derselben ist der Feldberg, gegen 1500 m hoch. Er lehnt sich an ein über 1000 m. hohes, rauhes Plateau, ist von Hochseen umlagert und sendet vier Bergzüge und sechs Täler aus. Aus dem sw. der Bergrücken erhebt sich der zweithöchste Schwarzwaldberg, derbelchen (1415 m). — Der niedrigere untere Sch w arz - wald breitet sich n. der Kinzig aus, ist plateauartig und besteht schon aus buntem Sandstein. Das Urgestein verbrämt den Westrand des Gebirges bis gegen Rastatt hin. Zu den Merkwürdigkeiten des untern Schwarzwaldes- gehört der Kniebis paß (970 m) und der sagenreiche Mummelsee. Die Bewässerung des Gebirges ist recht reichhaltig. Don an und Neckar haben aus dem Schwarzwalde ihre Quellen. Kleine, reißende Gebirgsflüsse, die aber zu manchen Zeiten gewaltige Wassermassen tal- abwärts wälzen, eilen in tiefen Tälern dem Rheinstrome zu. Zu ihnen gehören Elz mit Dreisam, Kinzig und Mnrg. Ihre Täler sind reich an landschaftlichen Schönheiten. (Höllental im Quellgebiet der Dreisam.) Auch die zahlreichen Seen und Teiche tragen zur reichlichen Be- Wässerung bei. Das landschaftliche Gepräge ist je nach der Höhenlage verschieden. Die höchste Region bilden kahle Gipfel und Hochebenen, wo nur Hafer und Kartoffeln kümmerlich fortkommen. Die Mittelregion schmückew prächtige Tannenforste. Auf diesen Teil des Gebirges trifft des Dichters Word zu: „Der Schwarzwald steht voll dunkler Tannen". Die duftenden Talwiesen schmückt der üppigste Graswuchs; in den waldigen Talgründen treten Buche, Birke, Esche ^und Ahorn auf. Die Vor berge am Rheintal endlich prangen im reichsten Schmuck der Laubwälder, Obsthaine und Rebengärten. Hier gedeiht der edle Markgräfler, reifen edle Kastanien und Wallnüsse. Die Bewohner^) sind alamannischer Abstammung und größtenteils kath o lis ch e Christen. Es sind arbeitsame, zufriedene und fromme Leute. Bei genügsamem Leben erfreuen sie sich einer dauerhaften Gesundheit und sind in ihrem Wesen naturwüchsig wie ihre Berge. „Grad' aus!" ist die Losung dieser biedern, herzlichen Leute, die auch gegen den Fremden voll liebenswürdiger Gemütlichkeit und Zutraulichkeit sind. Bei all ihrer reichen Phantasie, welche die heimischen Berge, Felsen, Bäume, Büsche und Seen mit Kobolden, Elsen, Nixen und Berggeistern bevölkert, und worin sich ein gut ^tück altgermanischen Götterglaubens erhalten hat, zeigen die „Wäldler" doch auch praktischen Geschäftssinn und eine geschickte Hand. Ihr Leben ist mit dem Walde eng verwachsen. Die Holzfäller schlagen die riefen- Bergt, die Schilderungen in Auerbachs Dorfgeschichten und Spindlers Erzählungen.

7. Das Deutsche Reich - S. 115

1902 - Halle a. d. S. : Schroedel
— 115 — Trachyt und das massenhafte Auftreten vulkanischer Gesteine, solvie die konische Form der Bergkuppen und die zirkelrunden Vertiefungen mit kraterförmiger Ilmwallung. Die Hauptmasse des Gebirges bildet die südliche lange oder hohe Rhön, die zur Hälfte bereits auf bayrischem Gebiet liegt. Hier der Kreuzberg (930 m), auf dem einst der h. Kilian ein Kreuz aufgepflanzt haben soll; zum Andenken daran findet man heute die Gedächtniskreuze des Herrn und der Schächer errichtet; weiter abwärts am Abhänge liegt ein Franziskanerkloster. Dieses sowohl, als die Gedächtniskreuze sind besuchte Wallfahrtsorte. Auf hessischem Gebiet liegt die große Wasserkuppe, der höchste aller Gipfel des hessischen Berglandes (950 m), das Quellgebiet^der Fulda. Der Hauptrücken der hohen Rhön ist von Ssw. nach Nno. gerichtet. Er bildet sowohl in der Richtung seiner Streichungslinie als in seiner rauhen Natur einen wirkungsvollen Gegensatz zum benachbarten„lieblichen Thüringer- walde. Auf den Höhen erblickt das Auge felsige, kahle Ode, abwechselnd mit großen Torfmooren, sauren Wiesen und Sümpfen, über welche ein großes Wassermoos trügerische grüne Matten zieht. Größere Holzungen trifft man nur an den Abhängen, Ortschaften am Fuße und in den Tälern des Gebirges. „Wer die Großartigkeit des nordischen Winters bewundern will", sagt ein Kenner des Gebirges, der spare die weite Reise nach dem Norden und besuche die heimatliche Rhön " Bis Ende April und tief in den Mai hinein herrscht ein grimmiger Winter mit Frost und Schnee, abwechselnd mit kalten Nebeln, Stürmen und eisigen Regengüssen. Dann werden in den großen Schneefeldern wo jede Bahn verwischt ist, die Wege mit Stangen bezeichnet. Der lange Winter und die späten Nachtsröste schränken den Getreide-, Gemüse- und Obslbau ein und weisen die Bewohner auf Kartoffel- und Flachsbau und Wiesenkultur hin. Lrtsnamen wie Wüstensachsen, Kaltennordheim, Dürrfeld, Dürrhof. Wildslecken, Schmalenau, Sparbrot u. a. erinnern an die Armut, Öde und Dürftigkeit des Gebirges. — Freundlicher ist die nördlich gelegene Vorderrhön. Die zahl- reichen isolierten Bergkuppen mit den dazwischen ausgearbeiteten Tälern geben ihrer Oberflächengestalt ein mannigfaltigeres Gepräge. Auch trifft man hier ergiebige Äcker, ertragreiche Weiden, schöne Waldungen und freundliche Ortschaften an. Der ansehnlichste Berg ist die Milseburg (830 m), vom Volke ihrer eigenartigen Form wegen „Totenlade" oder auch „Heufuder" genannt. Das nordhessische Bergland besteht aus zahlreichen Bergen und Berg- gruppen. Da erhebt sich zunächst zwischen Fulda und Schwalm das Knüll- gebirge, „gleichsam ein Knäuel von Bergen" mit scharseingeschnittenen Tälern, schönen Wäldern, Wiesen und Weiden. — Unter den Berggruppen zwischen Fulda und Werra ist zunächst der hohe Meißner, (750 m) zu erwähnen, im Volksmunde auch „Weißner" und „Wißner" genannt. Kein Berg im Hessen- lande komnit ihm an Ruf gleich. Der Gebirgssorscher bewundert seinen geognostischen Bau und seine Gesteine; der Bergmann arbeitet in dem tief unter dem Bafalt liegenden Steinkohlenbergwerk; der Pslanzenliebhaber sucht auf seineu Höhen seltene Kräuter und Blumen, arme Leute sammeln Beeren: der Hirt weidet ans der weitausgedehnten Hochtafel des Berges mit ihren würzigen Gräsern und Kräutern seine schönen Rinderherden; der Weidmann durchstreist Flur und Gehölz, und den Altertumsforscher locken die Spuren altheidnischen Götzendienstes am „Frauhollenteich" und „Schlachtrasen." — Links der untern Fulda bei Kassel erhebt sich die Masse des Habichtswaldes (595 in), der namentlich von der Ostseite her mit seinem Steilabhang einen wirkungsvollen Eindruck macht. Ihn schmücken die Bauwerke und Anlagen von Schloß Wilhelmshöhe (1870 Gefängnis Napoleons Iii.) und das Riefenbild des Herkules. — Am nördlichsten, in dem Winkel zwischen Weser und Diemel, erhebt sich der Reinhardswald, fast durchweg von Wäldern bedeckt. Er ist durch seinen Reichtum au Wild, Erz und Kohlen bekannt. 2. Die Bewohner. Die Hessen sind Abkömmlinge der alten Chatten, ein völlig ungemischter deutscher Stamm mit unverkennbar germanischem Gepräge, kräftigem Körperbau, blondem Haar und blauem Auge. Obwohl das 8*

8. Das Deutsche Reich - S. 117

1902 - Halle a. d. S. : Schroedel
— 117 — 1. In Hessen-Nassau, Reg.-Bez. Kassel. Kassel (106000 E.) in einer fruchtbaren Weitung des Fulda- tales, am Kreuzungspunkte wichtiger Verkehrsstraßen gelegen, verdankt seine günstige Entwickelung in erster Linie seiner günstigen geographischen Lage, dann aber auch der Gunst seiner ehemaligen Fürsten, die es bereits Mitte des 13. Jahrhunderts zu ihrer Residenz erkoren. Kassel ist die größte, gewerb- und handelstätigste Stadt der Provinz. Als Hauptstadt von Hessen-Nassan ist sie Sitz des Oberpräsidiums, des Oberlandesgerichts, des Konsistoriums und hat eine starke militärische Besatzung,*) Vom Königsplatz aus führt durch die 4 km lauge, schnurgerade Wilhelmshöher Allee eine Straßenbahn nach Schloß W i l h e l m s h ö h e**) mit seinen großartigen Garten- und Parkanlagen. Gewächshäusern, Kaskaden, Fontänen und dem Riesenschloß auf dem Karlsberge mit der aus Kupfer ge- triebenen Säule des Herkules. — An der von Kassel nordwärts führenden Eisenbahn Hofgeismar, Acker- baustädtchen mit Gesuudheitsbruunen. — Fritzlar, an der Eder, historisch bekannt als Residenz Kaiser Konrads I. und Ort der Königswahl Heinrichs I. In der Nähe Geismar, Ivo Bonifatius die Donarseiche fällte. — Marburg, an der Lahn, auf der Höhe und am Abhang des weit in das Lahntal vorspringenden Schloßberges ebenso vorteilhast als reizend gelegen, Universitätsstadt (erste protestantische Universität 1527), Grab der heiligen Elisabeth in der schönen Elisabethkirche. — Eschwege, gewerbtätige Stadt an der Werra. — Hersfeld, gewerbreiche Stadt an der Fulda, in der Geschichte oftmals genannt, entging z. 93. 1806 der von Napoleon angeordneten Zerstörung mir durch deu Edelmut des badischen Jägermajors Liugg. — Fulda, altertümlicher Bischofssitz au der Fulda, vou Bonifatius gegründet, im Dom die Grnft des Apostels, dessen Standbild eine Zierde der Stadt ist; Textilindustrie. 2. Im Groß Herzogtum Hessen, Bez. Oberhessen. Gießen, die gewerbtätige und verkehrsreiche Hauptstadt Ober- Hessens an der Lahn, Universität, einst Wirkungsstätte des Chemikers Liebig. In der Umgebuug mehrere Ruinen. 3. Im Fürstentum Waldeck: Hauptstadt Arolsen. 2. Das Weserliergland. Das Land. Das Weserbergland breitet sich n. vom hessischen Berglande zu beiden Seiten der mittleren Weser aus und erscheint mit diesem aufs engste verwachseu, sodaß einzelne Glieder, z. B. der Solling, als Ubergangsglieder betrachtet werden können. Im O. ist es dnrch das Leinetal mit der Göttinger Senke scharf von den Vorbergen des Harzes getrennt. So tritt denn das Weserbergland uns gleichsam als ein langes Vorgebirge der mitteldeutschen Gebirgsschwelle entgegen, als „eine Art Hochlandskeil", der in nordwestlicher Richtung weit in ^ ^Du 1806—1813 war es Hst. des Königreichs Westfalen und Residenz des Königs Jereme Napoleon. **) Vergl. S. 115.

9. Das Deutsche Reich - S. 96

1902 - Halle a. d. S. : Schroedel
— 96 — (mittlere Jahreswärme daher nur auf den höchsten Erhebungen 6-7« (1). Die Niederschlagsmengen sind groß auf den Westseiten der Gebirge (ans dem Venn und der Schneifel 1000 mm und darüber), niedriger auf den östlichen Gehängen, am niedrigsten in den Flußtälern (Rhein- knie bei Mainz-Bingen, Mosel und Nahe weniger als 500 mm). Bet den klimatischen Verhältnissen des niederrheinischen Schiefergebirges zeigt sich so recht der Einfluß der Erhebungen, die die westlichen Regenwinde zu auf- und absteigenden Bewegungen veranlassen und damit wesentliche Unter- schiede in Temperaturen und besonders in Niederschlagsverhältnissen zwischen den Luv- und Leeseiten der Gebirge bedingen. Die Unterschiede in der Be- bauung des Bodens hängen damit zusammen. Auf den Höhen ist bei der vorherrschenden Felsnatur und der dürftigen Verwitternngkruste ein knltnrsähiger Boden nur in geringem Umfange anzutreffen. Selbst Hafer und Kartoffeln geben oft nur dürftige Ernten. Die Gebirgshöhen sind mit Wäldern bestanden, die Hochflächen von Heiden durchzogen und mit Mooren und Hochwieseu bedeckt. Einen erfreulichen Gegensatz dazu bilden die frnchtbaren Fluß- täler mit ihren Weinbergen, Gärten und Ackerfeldern. Für den Weinbau liegen gerade die Verhältnisse in den Trockengebieten des Rheins, der Mosel und der Nahe günstig. Von Lorch bis Geisenheim und im unteren Moseltale treffen wir die berühmtesten Weinorte, deren Erzeugnisse über Deutschlands Grenzen hinaus bekannt sind. Ter enorme Niederschlags reichten, der im hohen Venn und in der Schneifel nur eine dürftige Vegetation aufkommen laßt und einer Aufforstung energischen Widerstand entgegensetzt, hat eine eigentümliche Bauweise in den Venndörfern bewirkt. Die Bewohner umgeben hier die Westseite der Häuser zum Schutze vor den heftigen, naßkalten Westwinden mit hohen Schutzhecken. 2. Die Gebirge des Schieferplateaus im besonderen. A. Der Westflügel. a) Der Hunsrück (Hünen-Rücken, hoher Rücken) erhebt sich insel- artig zwischen Rhein, Mosel, Saar und Nahe bis zu einer mittleren Seehöhe von 600 m. Seine Hauptmasse besteht aus Unterdevon, das im S. und W. von Buntsandstein überlagert und im Sw. vom Pfälzer Kohlengebirge gesäumt wird. Die ganze Tonschieferplatte wird von Quarzitkuppen durchbrochen, die derselben ein gebirgsähnliches Aussehen geben. Zu den Bergketten, welche der ganzen Länge nach den Hunsrück durchziehen, gehört der Hochwald mit dem Erb es köpf (815 m) der Idarwald mit dem Idar köpf und der Soon- wald, welcher mit dem Bing er Walde am Rhein endigt. Auf schien Scheitelslächen ist der Hunsrück rauh und unfruchtbar, doch stark bewaldet, namentlich in den w. Teilen. Die steilen Tal- ründer sind dagegen in ihren Niedern Partien mit herrlichen Wein- und Obstgärten bedeckt. Namentlich zeichnet sich das romantische Nabe- tal durch reichen Anbau, dichte Bevölkerung und regen Verkehr aus. — In seinem Innern birgt der Hunsrück mancherlei mineralische Schätze. Zwischen Ottweiler und Saarbrücken dehnen sich mächtige Steinkohlen- lager aus. Auch die Quecksilbergruben, Salinen und Achatgrubeu sind von Bedeutung. Freilich sind die Achatlager bei Obersteiu im Fürsten- tum Birkenfeld bereits derartig erschöpft, daß die Achatschleifer ge- zwnngen sind, Steine aus Böhmen und Brasilien für viele ihrer Schmuckarbeiten und Bijouteriewaren zu beziehen.

10. Das Deutsche Reich - S. 103

1902 - Halle a. d. S. : Schroedel
— 103 — Ihrer Natur nach bilden die Haupttäler einen erfreulichen Gegeu- satz zu den rauhen Gebirgsflächen. Bei ihrer tiefen, geschützten Lage zeichnen sie sich durch ein mildes Klima aus, das in einzelnen Teilen des Rhein- und Moseltales über 10« C. mittlere Jahreswärme aus- weist. Sie sind das Hanptgebiet der Ansiedelungen und Städte und mußten ihre Anziehungskraft schon frühzeitig als natürliche Wasser- straßen bewähren, die sich durch eine sonst oft wenig wegsame Wald- und Bergregion hinziehen. In den nördlichen Tälern der Sieg, Wupper und Ruhr siud es zudem die mineralischen Bodenschätze des Berglandes, die in den Tälern eine Siedelungshäusung der Bevölkerung mit siel) gebracht. Dort bewundert man das Spiegeleisen der Siegener Werke im Ruhrgebiete, die Kohlenproduktion und die Gußstahlfabrik von Alfred Krupp und die Spinnereien, Tuchfabriken, Färbereien, Bleichereien und Eisenhämmer des Wuppertal es. In den südlichen Flußtälern lockten in erster Linie die Ernten ergiebiger Fruchtgelände, die Kultur des Weinstocks und die edler Obstarten und sonstiger Gartenfrüchte. Die Fruchtgefilde finden sich besonders dort, wo die Täler sich zu kleinen Ebenen ausweiten (Nahegau, unteres Lahntal, Neuwieder Becken), während beim Weinbau die Terrassen- kultur angewandt wird. Durch Weinbau glänzen besonders die durch landschaftliche Reize so reich ausgestatteten Täler des Rheins und der Mosel. Tie Wcinkultur am Rhein datiert aus dem neunten Jahrhundert: 864 wird zuerst in einer Urkunde ein Weinberg angeführt. Ihn schenkte Wala- brecht an die Abtei Bleidenstadt in der Gemarkung Rüdesheim. Nach der Binger Chronik ist um das Jahr 842 im Rheingau die Rebenkultur noch unbekannt. Die Rheingauer Sage läßt allerdings bereits Karl den Großen als Einführer und Beförderer des Weinbaus erscheinen; der Vorliebe zur Rebenkultur sei es zu danken gewesen, daß sich dieser große Kaiser gern in Ingelheim aufhielt. Mit Schluß des elften Jahrhunderts nahm der Weinbau seinen eigentlichen Anfang. Die Rüdesheimer legten, unterstützt von dem Erzbischos Siegfried, 1074 einen Weinberg von größerer Ausdehnung an, der Erzbischos bezog hiervon einen Weinzins von 49 Fuder. 1108 wurde der Hellenberg bei Aß m anns- Hausen mit Rotweinreben bepflanzt. Die Benediktinerabtei Johannisberg säumte nicht lange und legte Weinberge an dem berühmten Klosterabhang an. Die Cistercienser von Eberbach bepflanzten den Steinberg. Die Anlage des Rüdes heimer Berges ist in das 13. Jahrhundert zu verlegen. Jnrauen- thal, Neuendorf :c. reichen die ersten Anfänge des Weinbaues bis in das 12. Jahrhundert zurück. Gegenwärtig sind allein im Rheingau über 3000 ha Land mit Reben bepflanzt. Der Weinstock wird durchschnittlich alle 30 Jahre erneuert. Die Anlage der Weinberge und die ganze Behandlung desselben ver- ursacht viel Arbeit, erheischt die größte Sorgfalt. Ein angelegter Wein berg verursacht alljährlich immer 150—200 Mk. für den Morgen Unkosten. ^Oie Arbeiten sind äußerst schwer, und wie oft lohnen sie in schlechten Wein- jähren nicht im entferntesten die Mühen und Arbeiten des Rheinländers! Früh im Jahre wird der Boden tief mit einem langen Karst umgehauen und er- forderlichen Falls gedüngt. Nun werden die Reben beschnitten und an die Pfähle gehestet. Kurze Zeit nachher^ wird der Boden geebnet. Mitte August wevden die Reben „gegipfelt": die Spitzen sämtlicher Reben werden zu diesem Zwecke sämtlich auf gleiche Höhe abgeschnitten. Die Menge und die Güte des Weins hängt zwar im allgemeinen von der sorgsamen Pflege des Weinbergs ab ; den größten Einsluß übt jedoch die Witterung aus. Der Monat August mit seiner großen Hitze ist der „Kochmonat". Die Reifezeit, der Monat September, darf nicht zu trocken sein. Je mehr die
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