— 34 —
Die Bewohner Tibets sind Mongolen und gehören größten-
teils zum Stamme der Bhota. In den Steppen des N. und W.
sind sie Nomaden, im S. und O. des Hochlandes seßhaft. Sie treiben
hier Ackerbau und Viehzucht, fertigen große Wollgewebe und Filze,
sowie Metallgeräte für den Hausbedarf. Tibet ist der Hauptsitz des
u. Buddhismus. Das geistliche und zugleich weltliche (aber von
China abhängige) Oberhaupt ist der Dalai Lama, welcher in einem
P.achtpalast bei der Kloster- und Wallfahrtsstadt Lhasa (= Götter-
land) residiert. In den (etwa 3000) Klöstern, die in abgeschlossenen
Wüstenstrecken und unzugänglichen Gebirgsthälern erbaut sind, leben
zahlreiche Mönche in stiller Abgeschiedenheit. Gewöhnlich tritt aus jeder
Familie ein Sohn in den Priesterstand. „Der Gottesdienst betäubt
durch Gepräge, Musik und Weihrauch, hat Prozessionen und Wallfahrten,
Schutzheilige, Weihwasser, Beichte und Rosenkranz" und ist in hohlem
Formelwesen erstarrt.
b) Die Randgebirge Tibets treten scharf im S., W. und N.
hervor. Zu dem Zuge des Himalaja gesellt sich in Westtibet die
mit ihm parallel laufende Karakorumkette (600 km lang) mit einer
Kammhöhe über 7000 m und dem zweithöchsten Berge der Erde, dem
über 8 600 m hohen D apsang.*) Der Karakornm ist nach dem
gleichnamigen, 5 655 in hohen Paß benannt und besteht aus einem
System vieler paralleler Gebirgsfalten, deren Thäler im ö. Teil (ähnlich
wie im benachbarten Tibet) durch Schutt- und Sandmassen größtenteils
gefüllt sind, so daß hier die Hochflächenbilduug vorherrscht. Wilder
und gewaltiger siud die westlichen Ketten. Das ganze Gebirge gehört
der Carbon- und Triasformation an.
Das Paunrplatcau („Dach der Welt") erhebt sich zwischen
Hoch- und Niederturkestan und verbindet die Hochflächen von Vordem
und Hinterasien. Das Wort „Pamir" bedeutet eiu kaltes, den Frost-
winden ausgesetztes Gebiet, ein Land der Öde und des Todes. Das
ganze Hochland liegt über der Zone des Waldwuchses und des Anbaus
zwischen 3 800 — 4 300 m, ist mit Buschwerk und Gras bewachsen
oder mit Geröll bedeckt. In ihrem ö. Teil besteht die Pamir aus
Hochsteppen, die sich zwischen niedrigen Bergzügen ausdehnen; im W.
ist sie ein durchfurchtes und zerklüftetes Gebirgslaud, dessen Ausläufer
sich gegen die Steppen des Amn verflachen. — Die Pamirleute sind
arischer Abstammung, aber vielfach mit mongolischem Blute gemischt.
Sie führen größtenteils ein wildes Nomadenleben.**) — Das Pamir-
hochland ist neuerdings von den Russen besetzt; das s. gelegene
Kafiristan beanspruchen die Engländer.
Der Kuenlun schiebt sich vom Pamirhochlande als ein mächtiger
Gebirgskeil bis tief nach China hinein. Das Schneegebirge hat eine
*) Neuerdings ist man in Fachkreisen geneigt, diese Benennung aufzu-
geben. Doch ist eine andere allgemein anerkannte noch nicht vorhanden. Die
Engländer nennen den Berg neuerdings Gvdwin Austen.
**) Die dänischen Forscher Llifsen und Felipsen haben 1897 im Pamir-
gebiet ein bis dahin unbekanntes Zwergvolk entdeckt, das von Jagd und
Viehzucht lebt. Auch die Haustiere dieses Volkes sind von zwerghaftem Wuchs.
Der Zwergstamm huldigt dem Feuerdienst.
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See]]
Extrahierte Personennamen: Dalai_Lama
Extrahierte Ortsnamen: Tibets China Lhasa Tibets Westtibet Tibet Niederturkestan China
— 114 -
bewahrt, erinnert es entschieden an den Schweizer Jura. Doch weicht es hin-
sichtlich seiner innern Zusammensetzung sehr von diesem Gebirge ab, da es fast
ausschließlich aus Urgestein (Gneis, krystallinischem Schiefer, durchsetzt von Granit
und Syenit) besteht. An Mineralschätzen bergen die Alleghanis reiche Steinkohlen-
und Eisenlager, Kupfer-, Zink- und Bleierze, Gold und Silber führende Schichten
und weisen zahlreiche Petroleumquellen aus. Durch diesen Mineralreichtum
sind sie für die Industrie der ö. Küstenländer von größter Bedeutung. Außer-
dem sind die Bergabhänge und Thäler waldreich und fruchtbar.
d) Das Becken des Mississippi bildet gleichsam eine Riesen-
schale, welche nach dem Golf von Mexico ausmündet. Vom arktischen
Flachlande wird es durch niedrige Höhenzüge getrennt, welche die
Wasserscheide zwischen dem Stromsystem des Mississippi und dem
arktischen und canadischen Seengebiet bilden. Das Becken ist keines-
wegs lediglich ein weites Tiefland. Von den Alleghanies her senkt
sich das Land in dem Tafellande des Ohio (oheio) und den Kalkstein-
plateaux von Kentucky und Tennessee allmählich gen W., andererseits
dacht sich vom Fuß der Felsengebirge eine von Vorbergen durchzogene
Hochprairie aus Höhen von 1600 m allmählich gen O. ab. Wie ein
Keil, dessen Spitze im N. bis zur Missourimündung reicht, schiebt sich
das Tiefland um den untern und mittleren Mississippi zwischen diese
Hügelländer und Hochflächen ein.
Der Mississippi (= großer Fluß) ist die Hauptwasserader des großen
Tieflandgebietes und (mit dem Missouri) der längste Strom der Erde.*)
Er entspringt auf der Wasserscheide w. vom Obersee aus mehreren Seen, in
514 m Meereshöhe, und ist ein echter Tieflandstrom. Bei St. Paul wird er
schiffbar, so daß er bis zu seiner Mündung eine gewaltige, 3130 km lange
Schifffahrtsftraße darstellt. Am Ende seines oberen Laufes nimmt er l. den
Illinois und r., unweit St. Louis, den Missouri (= Schlamm
sluß) auf. Dieser ist ein echter Sohn der Felsengebirge, dem auch seine be-
deutendsten Nebenflüsse entströmen. Zu ihnen gehört der Aellowstone River
(=- gelber Steinfluß) mit den Naturwundern des „Nationalparks", und der
Nebraska. — Zu den weiteren Nebenflüssen des Mississippi gehören l. der
Ohio (oheio, 1\ mal so lang als der Rheins, den die Amerikaner seiner
Schönheiten wegen gern mit dem deutschen Rheinstrom vergleichen, r. der
Arkansas und der Red River (= roter Fluß). Mit trägem Laufe wälzt
der Mississippi seine gelblich trüben Wassermassen durch ein sumpfiges Delta-
gebiet endlich in den Meerbusen von Mexico. Infolge seiner bedeutenden
Schlammablagerungen schiebt sich sein gabelförmiges Delta alljährlich immer
weiter**) ins Meer vor. Die künstlich geregelten Mündungsarme nennt
man „Pässe".
Das Mississippibecken ist im No. ein großes Ackerbau- und
Waldgebiet; in den Ländern am Golf herrscht Plantagenwirt-
schaft; endlich w. vom Mississippi vom 95.0 w. v. Gr. bis zum
Felsengebirge breiten sich die baumlosen und grasreichen ^rairieen
aus, wellenförmige Ebenen, bei denen sich der Baumwuchs Vorzugs-
weise auf die Flußufer beschränkt. Wenn das trockene Grasmeer in
Brand gerät, entstehen wohl ausgedehnte, schreckenerregende Prairie-
brände. — Eine Menge Steppenwild belebte einst diese weiten Savannen.
Hier war die Heimat großer Bisonherden und das Hauptjagdgebiet
*) 6700 km; ohne Missouri, d. h. den obern Mississippi als Quellarm
gerechnet, beträgt seine Laufstrecke 4200 km, während der Missouri allein
4 540 km mißt.
**) Nach Beaumont 45—350 m.
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T76: [Staat See Nordamerika Stadt Union Mississippi Washington Ohio Gebiet vereinigt], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Nordhausen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 46 —
und klar, und im Sonnner kommen hier Familien her und kochen sich
Kaffee. Fast wie ein Zigeunerlager sieht dann die Umgebung des
Gesundbrunnens aus. In Gruppen liegen die Leute auf dem Rasen,
Kinder springen umher, fröhliche Lieder erschallen, von den Feuerstellen
steigt blauer Rauch in die Höhe, und im Schatten der Bäume stehen
Kinderwagen, worin die Kleinsten in erquicklichem Schlafe liegen, der
selbst durch das lauteste Treiben der Großen nicht gestört wird.
2. Der Knhberg wird von unten, von dem Wege ab, allmählich
immer höher. Wer oben auf dem Kuhberg ist, steht höher, als wer
unten auf dem Wege ist; wenn man auf den Kuhberg will, muß nian
aufwärts steigen. Daher ist er ein Berg. Weil er nicht sehr hoch ist,
kann man ihn auch eine Anhöhe nennen. Ein ganz kleiner Berg heißt
ein Hügel. Wo der Berg in der Ebene anfängt, da ist sein Fuß.
Der Südfuß des Kuhberges ist beim Gumpebach, der Nordfuß beim
Gesundbrunnen. Der oberste Teil eines Berges heißt wie bei einem
Baume der Gipfel, oder auch, wenn er lang gestreckt ist wie bei einem
Tiere, der Rücken. Wenn der Gipfel spitz zuläuft, heißt er auch Spitze.
Zwischen dem Fuße und dem Gipfel liegt der Abhang. Der Abhang
des Kuhberges ist nach Süden schräg oder flach, nach Westen und
Norden dagegen steil. Der südliche Abhang ist Ackerland; der nördliche
und westliche Abhang ist zum Beackern zu steil, auch besteht der Boden
hier aus Kies und Saud; deshalb ist hier Wald. Aus dem westlichen
Teile des Kuhberges ist der Boden trocken; hier wachsen Kiefern und
Tannen, auch einzelne Birken stehen auf der Höhe. Auf der Ostseite
bis hinunter nach dem Gesundbrunnen sind Erlen; hier ist der Boden
feucht und sumpfig, an manchen Stellen kommt Wasser aus dem Berge.
Die Erlen wachsen gern auf nassem Boden.
3. Der Kuhberg erstreckt sich in der Länge von Westen nach Osten
hin. Auf dem Rücken geht ein Weg entlang bis nach dein Steine am
Ende des Erlenwäldchens. Hier fängt das Ackerfeld an. Der Kuhberg
ist hier noch nicht zu Ende, hier ist kein Abhang wie nach Norden und
Süden zu; er setzt sich nach Osten hin fort. Eine solche Höhe, die sich
lang hinzieht, heißt ein Höhenzug. Dieser Höhenzug wird weiter
nach Osten hin noch höher. Der Weg von Nordhausen nach Rüdigs-
dorf führt über ihn hinweg. Dort heißt die Höhe der Heidelberg.
Dann setzt sich der Höhenzug nach Osten bis an die Petersdörfer Straße
fort. Der höchste Punkt hier ist Harzrigi.
4. Der Kuhberg ist 250 in hoch, der Heidelberg 300 in, Harz-
rigi 316 in. Die Höhen werden nach der Erhebung über den Wasser-
spiegel der Nordsee berechnet. Der Fuß des Kuhberges beim Gumpe-
bach liegt 200 in hoch; die eigentliche Erhebung des Kuhberges über
seine Umgebung beträgt also nur 50 m.
Einige Höhenangaben für Nordhausen: Bahnhof 182 m, Nathans 205 m,,
Friedrich-Wilhelms-Platz 209 m, Domstraße (Knabenmittelschule) 206 m, Prediger-
straße (Mädchenmittelschule) 204 m, Taschenberg (Gymnasium) 220 m, Öfters!raße
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Nordhausen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 45 —
4. Etwa in der Mitte des Stadtparkes, nördlich von dem untern
Teich, ist der Schiller Hain. Hier steht die Schillerbank aus Granit
mit dem Bilde Schillers und davor die Schillerlinde. Die ganze An-
läge ist im Jahre 1905 zur Erinnerung des hundertjährigen Todestages
Schillers gemacht. Schiller war ein großer deutscher Dichter, den jedes
Kind kennen muß. Er ist am 10. November 1759 geboren und am
6. Mai 1805 in Weimar gestorben; dort liegt er auch neben dem Groß-
herzog in der Fürstengruft begraben.
5. Nördlich vom Stadtpark, auf der andern Seite des Hartmanns-
damms, steht am Eingange des "Wegs nach dem Kohnstein der Hasse-
stein, ein mächtiger Granitblock aus der Brockengegend mit dem Bilde
Hasses. Dr. Hasse war Arzt in Nordhausen; ihm ist hauptsächlich die
Anlage der Kohnfteinallee zu Verdauken. Der Stein ist im Jahre 1900
gesetzt worden.
31. Der Kuhberg.
1. Der Kuhberg wird von den Nordhäusern viel aufgesucht;
besonders weilt die Jugend hier gern. Es spielt sich hier auch gar zu
schön Räuber oder Soldaten; nach Herzenslust kann sich hier jeder
auslaufen und Beine und Lunge stärken. Im Busch gibt es herrliche
Verstecke, wo einen kein Mensch findet; und wenn man sich eine Zeitlang
ganz ruhig verhält, kann man sogar wilde Kaninchen zu sehen bekommen.
Aber auch die Erwachsenen gehen auf den Kuhberg, um sich zu erholen.
Er ist von der Stadt bald zu erreichen. Die Luft ist hier rein, und
die Geräusche aus der Stadt sind hier nicht zu hören. Ein schöner
Weg führt aus der Höhe entlang; nach Süden hin trennt ihn von:
Ackerfelde nur ein Graben, der mit allerlei Buschwerk und Bäumen
bewachsen ist, zwischen denen man überall in die Nähe und in die
Ferne hindurchblicken kann; nach Osten zu schaut der Kyffhäufer herüber;
nach Westen zu liegen unten die Häuser von Salza, an denen die Eisen-
bahn wie eine schwarze Raupe vorbeikriecht, und darüber hinweg sieht
man die blauen Höhen der Hainleite und der Bleicheröder Berge. Bänke
zur Seite des Weges laden zum Ausruhen ein. Über die Kiefernadeln
am Boden eilen fleißige Ameisen dahin, Käser laufen über den Weg,
und Schmetterlinge gaukeln in der Luft. Die westliche Seite des Kuh-
berges ist mit Nadelwald bewachsen; auf der östlichen Seite dagegen
stehen Erlen; der Weg ist fast ganz von ihnen überdeckt. Wo sie auf-
hören, steht zwischen Wald und Feld ein Stein aufgerichtet; von da
aus hat man eine schöne Aussicht nach den Bergen des Harzes.
Am schönsten ist es aber beim Gesundbrunnen (1774 eingefaßt).
Aus einer Röhre fließt hier fortwährend Wasser in einen Behälter,
von dein es in einem kleinen Bache weiter rinnt. Zwei alte breitästige
Pappeln beschatten den leise murmelnden Born. Sein Wasser ist frisch
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden]]
TM Hauptwörter (200): [T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Nordhausen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 50 —
fast kahl; nur Birken, Heidekraut und niedriges Buschwerk ist hier. Die
dünne Erdschicht, die hier auf dem Kalkfelsen liegt, kann keine großen
Bäume tragen. Auch hier bietet sich uns nach Nordhausen zu eine
prächtige Aussicht. Der Birkenkopf gehört zu den schönsten Stellen im
Kohnstein. Hoch ragt er aus dem grünen Waldesdämmer hervor. Wir
sehen auf das Blätterdach des Waldes herab wie auf einen weichen
Teppich. Rings um uns goldener Sonnenschein, der warm auf den
vollen Laubkronen liegt, die unter uns ragen und wehen. Leise lispeln
die Birken im Winde; wir atmen ihren würzigen Duft. Um uns her
herrscht tiefe Waldesstille. An solchen Plätzen rastet man gern.
6. Wir steigen hinab in den Wald, um nach den Dreimönchs-
klippen zu gehen. Unterwegs treffen wir auf eine wallartige Erhöhung,
die sich von Westen nach Osten quer über den Weg hinzieht: das ist
ein alter Wallgraben, den frühere Bewohner unserer Gegend zu ihrem
Schutz aufgeworfen haben. Hierher, zwischen dem Bergabbang und dem
Graben, zogen sie sich zurück, wenn sie von Feinden bedroht wurden.
Eine solche Stelle nennt man eine Wallburg. Von dem Volk, das sie
aufgeworfen hat, haben wir weiter keine Kunde. — Kurz vor den Drei-
mönchsklippen liegt das Kuxloch, ein in den Felsen hinabgehendes Loch,
das der Sage nach von Leuten herrühren soll, die ehemals hier nach
Schätzen suchten. Bei den Dreimönchsklippen fällt der Fels fteil ab.
Wir haben von hier eine schöne Aussicht auf Niedersachswerfen, auf die
Fabriken am Fuße des Kohusteins, auf den Harz und das Zorgetal.
Unter den Mönchsklippen vereinigt sich die von Ilfeld herkommende
Bähre mit der Zorge, und etwas weiter westlich ergießt sich die Wieda,
die unmittelbar unter dem Kohnstein fließt, von rechts her in die Zorge.
— Die Dreimönchsklippen haben davon ihren Namen, weil sich der Sage
nach hier drei Mönche heruntergestürzt haben.
7. An den Dreimönchsklippen können wir auch sehr gut sehen,
woraus der Berg besteht: der Kohnstein besteht aus einem Kalkstein,
der Gips genannt wird. Ter Gips wird viel gebraucht. Wir sehen,
wie am Berge Steine losgebrochen werden. Ein Teil der Steine kommt
in den Kalkosen und wird gebrannt, das heißt, die Steine brennen nicht
selbst, sondern glühen nur, indem die Hitze von dem Feuer im Ofen
durch sie hindurch zieht. Durch das Glühen verlieren sie den größten
Teil ihrer Feuchtigkeit. Der gebrannte Gips ist weich und wird in
einer Mühle gemahlen. Aus dem Stein entsteht ein weißes Pulver,
das wie das feinste Mehl aussieht. In dieser Form wird der Gips
verkauft. Wenn man den Gips mit Wasser anrührt, so entsteht ein
weißer Brei, der schnell hart wird. Von dem Gipsbrei kann man Ab-
güsse von Bildhauerarbeiten, Münzen und dergleichen herstellen. Der
Gips wird ferner zur Herstellung von Estrichfußböden benutzt; der
Maurer gebraucht ihn zum Mörtel; namentlich geschah das früher viel
mehr als heute, so sind z. B. unsere Stadtmauern mit Gipsmörtel aus-
gemauert. Der Arzt macht aus ihm unbewegliche Verbände bei Knochen-
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau]]
136
Das Deutsche Reich.
a) Der Schwarzwald hat seinen Namen von den dunkeln Tannen- und Fichten-
Wäldern, die seine Höhen bedecken. Er ist das stattlichste unter den Grenzgebirgen der
oberrheinischen Tiefebene. Im f. Teile besteht er aus Granitmassen, im n. Gebiete
aus buntem Sandstein, zeigt Neigung zur Hochflächenbildung mit überragenden, läng-
lichen und rundlichen Kuppen. Die höchste Erhebung ist der Feldberg (1500 m).
Nach N. zu lockert sich das Gebirge zu niedrigen Berglandschaften auf und geht nach
0. zu in die Flächen des Jura und der schwäbischen Hochebene über. — Donau und
Neckar haben auf dem Schwarzwalde ihre Quellen. Kleine, reißende Gebirgsflüsse, die
aber zu manchen Zeiten gewaltige Wassermassen thalabwärts wälzen, eilen in tiefen
Thälern dem Rheinstrom zu. Zu ihnen gehören Dreisam, Kinzig und Murg.
Ihre Thäler sind reich an landschaftlichen Schönheiten. Unter den vielen kleinen Seen
ist der sagenreiche Mummelsee am bekanntesten.
Die Bewohner des Schwarzwaldes sind arbeitsame, zufriedene und fromme
Leute. Das Leben der „Wäldler" ist mit dem Walde eng verwachsen. Die Holz-
fäll er schlagen die riesengroßen Tannen und Fichten nieder und flößen die Stämme
auf den Gebirgsflüssen dem Neckar und Rheine zu, wo sie, zu großen Flößen vereint,
rheinabwärts bis Holland geführt werden. An den Gebirgsgewäfsern findet man
zahlreiche Sägewerke, während im dunkeln Hochwalde der Köhler sein Wesen
treibt. Der Holzreichtum des Gebirges nötigte die Leute.zur Holzschnitzerei und
verwandten Arbeiten des Hausfleißes. Sie schnitzen Hausgeräte und Spielsachen, ver-
fertigen die allbekannten Schwarzwälder Uhren, allerlei Musikwaren und Strohflecht-
arbeiten. So hat sich in einzelnen Gegenden eine umfangreiche Gebirgsinduftrie
herausgebildet. Ackerbau und Viehwirtschaft und endlich der Fremdenverkeh r
sind ebenfalls wichtige Nahrungsquellen.*)
Die wichtigste Verkehrslinie ist die Schwarzwaldbahn. Sie führt von
Offenburg in sö. Richtung über Donaueschingen nach Konstanz und wird
wegen ihrer Kunstbauten und der landschaftlichen Schönheiten jenes Gebirgsgebietes
von Reisenden viel befahren.
'jschwarzwaldj Rauhe Alp. ! Bayrischehochebene.
Querschnitt durch Süddeutschland (in der Diagonale vom 48. zum 49" n. Br.).
b) Der Odenwald erhebt sich n. vom fruchtbaren Neckarbergland, senkt sich all-
mählich zum Mainthal und geht im 0. in die Hochflächen des „badischen Bau-
l and es" über. Im 8. wird er von dem reizenden Neckarthal durchbrochen. Der
größte Teil des Gebirges liegt in Hessen. Aus der Rheinebene steigt es in steilen
Formen auf, besteht hier aus Granit und weist langgestreckte fruchtbare Thäfer auf.
Von Darmstadt bis Heidelberg zieht sich die durch ihre Naturschönheiten berühmte
Bergstraße hin. Der ö. Hauptteil des Gebirges besteht aus buntem Sandstein und
ist hier wenig fruchtbar. Hier findet sich als höchste Erhebung des ganzen Gebirges
die Basaltkuppe des Katzenbuckels (630 m). Die Hälfte des Bodens vom gesamten
Odenwaldgebiet ist mit Wald bedeckt.
c) Der Spessart (Spechtswald), ein niedriges, vielkuppiges Massengebirge im
„Mainviereck", ist ausgezeichnet durch große Wälder mit prachtvollen Eichen- und
*) Auerbach: Schwarzwälder Dorfgeschichten.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art]]
TM Hauptwörter (200): [T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
45
sie ihn ganz, so daß er alles Laubwerk verliert und seine abgestorbenen
Riesenarme gleich ungeheueren Korallenzweigen starr in das frische Grün
des Waldes hineinstreckt.
Aber den höchsten Reiz verleihen dem Urwalde die leichten, zierlichen
Palmen. Ihre dünnen, geschmeidigen Stämme sind nicht selten beinahe
mit der Hand zu umspannen und doch reichen sie bis zur halben Höhe
der hohen Laubholzstämnie und haben daher oft eine Höhe von 20 m.
Einem Busche herabhängender Federn nicht unähnlich, wölbt sich hoch oben
die aus den äußerst zart gefiederten Wedeln gebildete ganze kleine Krone,
überragt von einer scharfen, hellgrünen Spitze, die dieser reizenden Palme oft
das Ansehen einer Lanze oder eines schwankenden Rohrs giebt. Die Palmen
scheinen die Geselligkeit zu lieben, denn wo sie einmal vorkommen, reitet man
oft stundenlang unter ihnen, während man an anderen Orten nichts Palmen-
artiges sieht. Ihr Anblick ist überaus malerisch, jedes Lüftchen schaukelt sie,
und sanft schütteln sie das liebliche Haupt, voll Huld und Anmut herabzugrüßen.
Doch wir vergessen über den schlanken Palmen beinahe die baum-
artigen Farnkräuter, die an Schönheit und Mannigfaltigkeit mit
jenen lieblichen Kindern allein wetteifern können. Sie ähneln gar sehr den
Palmen, nur ist ihr lichtes, biegsames Blätterdach flacher und weniger
buschig als das der Palmenkrone. Gar lieblich ist es, wenn diese be-
deutenden, 3 bis 5 m langen und mehr als 2,50 m breiten Farnkräuter,
von dem leisesten Lüftchen angehaucht, bei ihrer Leichtigkeit sich anmutig
wiegen und diese sanften Schwingungen ins Unendliche fortsetzen.
Besonders charakteristisch für den Urwald Venezuelas ist der Kuh-
baum. Dieser schöne Baum hat die Beschaffenheit des Sternapfelbaums;
die länglichten, zugespitzten, lederartigen, abwechselnden Blätter haben unten
vorspringende, parallele Seitenrippen und werden 25 cm lang. Die Frucht
hat wenig Fleisch und enthält eine Nuß, bisweilen zwei Nüsse. Mackt man
Einschnitte in den Stamm des Kuhbaums, so fließt sehr reichlich eine
klebrige, ziemlich dicke Milch aus, die durchaus nichts Scharfes hat und
sehr angenehm wie Balsam riecht. Nur die Klebrigkeit macht diese vege-
tabilische Milch etwas unangenehm. Bei Sonnenaufgang strömt die
vegetabilische Quelle am reichlichsten; dann kommen von allen Seiten die
Eingeborenen, denen diese Milch ein gesundes Nahrungsmittel ist, mit
großen Näpfen herbei und fangen dieselbe auf, die sofort an der Ober-
fläche gelb und dick wird. Die einen trinken die Näpfe unter dem Baume
selbst aus, andere bringen sie ihren Kinden. Es ist, als sähe man Hirten,
die die Milch ihrer Herden unter die Ihrigen verteilen. (A. v. Humboldt.)
Brasilien ist die Heimat des Kautschukbaumes (Federharz-
baum), der wegen seines eigentümlichen Milchsaftes, der an der Luft er-
härtet, gesucht ist. Um diesen zu gewinnen, macht man in die Rinde lange
und bis auf das Holz gehende tiefe Einschnitte, die man durch eingeschobene
Keile offen hält. Der in reicher Menge ausfließende Milchsaft wird in
untergestellten Gefäßen aufgefangen. Wenn man nun Wasser hinzugießt,
so sammelt sich das Kautschuk auf der Oberfläche desselben und kann leicht
abgeschöpft werden. Eine Beimengung von Alaun bringt die Masse zum
Gerinnen. Das Kautschuk wird nun ausgepreßt, getrocknet und in großen,
viereckigen Tafeln in den Handel gebracht.
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
116
zu besteigen, wenden wir uns Portici zu. Auf breitem Pfade steigen
wir hinan zwischen Reben, die sich um schlanke Pappeln winden und von
Baum zu Baum Laubgewinde aussenden oder Bogengänge bilden. Hier
reift der berühmte Lacrimä Christi; rechts und links schauen die aus Lava
gebauten Hütten der Weinbauer heraus. Aber die Obst- und Weingärten
schwinden mehr und mehr, endlich erscheinen nur noch Piniengruppen wie
Oasen in der Wüste. Der Boden wird grasleer, niedere Taxus, Myrten
und Aloe vertreten die Bäume. Von hier recken sich links die Somma,
rechts der noch thätige Feuerberg in die Bläue des Himmels. Verwitterte
Lavaströme von brauner, grauer, rötlicher, schwarzer Farbe, die bei den
verschiedenen Eruptionen, einer Seitenspalte des Kegels entquellend, sich
die Abhänge des Berges hinabgewälzt haben, Gefilde und Wohnstätten der
Menschen verheerend, bedecken den Boden. Dem Auge begegnet eine
grauenvolle Wüstenei, wo die Laven, wie Schlacken umhergestreut, auf
dem grauen Aschenboden sich wie„ weißlicher Schaum oder vertrocknetes
Moos zeigen. Die schauerliche Öde nimmt zu, indem wir den obersten,
sich schroff erhebenden Teil des Berges, den Aschenkegel, mühsam erklimmen.
Au diesem führt seit einigen Jahren auch eine Zahnradbahn hinauf zu dem
Gipfel, der sich 1200 m über dem Meere erhebt.
e. Der Krater.
Der Krater ist ein ungeheurer, rundlicher Kessel, dessen Rand
10 bis 16 m hoch ist und aus verbranntem Gestein und Asche besteht.
Um den Krater kann man mit großer Vorsicht auf dem ihn umgebenden
schmalen Rande herumgehen, wozu etwa eine Stunde erforderlich ist. Daß
seine Gestalt, sowie die Höhe des ganzen Gipfels bei heftigen Ausbrüchen
stets wechselt, ist natürlich. — Endlich stehen wir auf dem Rande des
Feuerschlundes. Um uns herrscht die Ruhe des Grabes. Wir steigen
hinab in den Feuerschlund, ein Becken von einer halben Stunde
Umfang. Die jüngsten Ausbrüche haben die Seiten tief ausgefurcht zu
Grotten und Felsen von seltsamer Gestalt. Den unteren Boden bildet
eine Lavakruste, welche die Tod und Verderben spendende, unheimliche
Tiefe deckt. Aus ihren regellosen Spalten brodelt meist nur erstickend
heißer Dampf; größere Öffnungen erscheinen als eigentliche Schornsteine.
In der Mitte sieht man einen kleinen Kegel, der 8 bis 10 m hoch
scheint und durch Gestein und Asche, die der Vulkan stets auswirft, ge-
bildet ist. Auf dem Gipfel dieses Kegels ist eine Öffnung, aus welcher
erstickend heißer, schwefelgelblicher Dampf aufwallt; andere kleine Öffnungen
sind daneben. Dunkelrote Lohe flackert hie und da auf; in düsterroter
Kohlenglut sieht man das Gestein des Berges brennen; der Boden ist
bedeutend heiß. Das tiefe Schweigen ringsum wird nicht selten in
längeren und kürzeren Pausen unterbrochen durch unheimliche Stimmen
aus der Tiefe. Bald ertönt ein Brausen, bald ein Gemurmel, bald ein
Stöhnen; bald brüllt der Donner der Erde dumpf wie der Kanonengruß
ferner Meerschisfe, bald tiefer, dumpfer, grauenvoller, wütender; bald ist's
das Getöse hohl zusammenschlagender Felsenberge. „Ein Atemzug der
Stille, und der dichte, graue Dampf, der über der Öffnung des kleinen
Kraters schwebt, rötet sich, rötet sich heißer, glühender, brennender. Ein
breiter Flammen strahl fährt sausend, zischend, rollend empor; ein
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
43
b) Des Ostufers.
Dort finden wir im Thale und an der Mündung des Serka Main
und an anderen Stellen zahlreiche Palmen, wirkliche Palmenhaine am
toten Meere und in den angrenzenden Schluchten, daneben schlanke Tama-
risken und prächtige Oleanderhaine, welche dem Wanderer willkommenen
Schatten bieten. Die für das ganze Gebiet des toten Meeres charakteri-
stischen Sidr- und Dom-Bäume werden hier von hoch aufgeschossenen
weißen Malven fast überragt. Auch giebt es im Osten kleine Uferebenen,
ähnlich wie am See Genezareth, welche durch Menschenhand in paradiesische
Gärten umgewandelt werden könnten, und wo man alle tropischen Früchte
einheimsen könnte. Welch herrliche Umfassung des tiefblauen, rings von
Gebirgen umschlossenen Meeres diese Palmen, Tamarisken, Oleander,
Malven!
e) Des Südufers.
Auch der Süden ist merkwürdig genug. Ist doch wahrscheinlich hier
die Stätte vom Sodom und Gomorrha zu suchen. Die Namen der beiden
gottlosen Städte sind unter den Beduinen im Djebel (Berg) Usdom und
einem gleichfalls an den südlichen Bergen gelegenen Gamura erhalten.
Hiernach würden wir anzunehmen haben, daß diese beiden untergegangenen
Städte nicht an irgend einer Stelle des jetzigen toten Meeres, sondern
südlich von demselben gelegen waren. Man findet aber auf ihrem Gebiet,
wie an vielen Punkten rings um das Meer her, oft große Stücke von
Schwefel und Salpeter, welche uns an die bekannte Katastrophe aus alter
Zeit erinnern. Der Djebel Usdom, jener merkwürdige Steinsalzberg, von
welchem ganz Palästina sein Salz erhält, sieht bei klarem Monde aus wie
ein mächtiger gotischer Dom. Die salzigen Spitzen und Zacken, welche die
Umrisse des Berges bezeichnen, gleichen den Türmen und Türmchen, die
senkrechten Spalten in der Bergwand den Fenstern, und auch die dunkle
Farbe der Salzfelsen erinnert an das Aussehen einer alten Kirche. Nament-
lich bei Vollmondschein ist der Anblick seltsam täuschend; fast möchte man
glauben, es müsse jeden Augenblick ernster, feierlicher Orgelton aus dem
geheimnisvollen Innern hervorbrausen. (Abschnitt 2 bis 4: Schneller.)
Snvamerikanischer Urwald.
1. Bedingungen des Pflanzenlebens.
Diejenigen Faktoren, von denen die Entwickelung des Pflanzenlebens
abhängig ist, sind: die physische Beschaffenheit und chemische Mischung des
Bodens, ein genügendes Maß von Feuchtigkeit, Licht und Wärme. Unter
der Mitwirkung des Lichtes vermag die Pflanze erst die Kohlensäure der
Luft zu zerlegen, den Sauerstoff auszuscheiden und den Kohlenstoff zu
organischen Verbindungen zu benutzen, wobei sich das Blattgrün entwickelt.
Ungemein wichtig ist der Einfluß der Feuchtigkeit, welche selbst aber
auch wieder abhängig ist von der Wärme. Jede Pflanze bedarf zum
Keimen, Wachsen, Blühen, Reifen der Früchte bestimmter Wärmesummen.
Wo diese Bedingungen in reichem Maße erfüllt sind, wird sich ein üppiger
Pslanzenwuchs zeigen. Sie sind aber in größter Menge den Tropen eigen;
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
118
Landseite durch einen 8 m breiten, nach allen Seiten zierlich ausgemauerten
tiefen Graben mit dreifacher Festungsmauer dahinter vom Kontinent ab-
geschlossen wird.
3. Bedeutung der Stadt.
Konstantinopel liegt im Kreuzungspunkte vieler, von allen Seiten, von
fern und nah sich heranziehender, natürlicher Wasser- und Landwege. Die
Nord- und Ostwinde in Berbindung mit der neun Monate des Jahres
fast ununterbrochen von N. nach S. in reißender Strömung rollenden
Pontusflut führen ihm die Getreide- und Holzladungen aus den Häfen
der Krim und von den östlichen Küsten des Schwarzes Meeres und der
Mäotis zu, die S.- und W.-Winde bringen die Handelsflotten des Weißen
und des Mittelländischen Meeres, den Reichtum des Archipels und Ägyptens,
die Kunsterzeugnisse der afrikanischen und europäischen Seeküste, während
Karawanen, mit den Gütern des Ostens und Westens befrachtet, aus
Kleinasien und Thracien sich auf den Märkten dieser großen, einzigen
Stapelstadt des Handels dreier Erdteile begegnen. Wo findet man mehr
günstige Momente für einen Welthandelsplatz auf einem Punkte
vereinigt? Ihrer Handelsbedeutung entspricht auch der Kultur-Einfluß
auf das südliche und westliche Europa. Denn in ihre Mauern wurden
nicht nur die litterarischen Schätze des Altertums gerettet, hier wurden auch
antike Technik und Industrie im Flusse erhalten. Auch die bildende
Kunst empfing durch stete Berührung mit den alten Kunst- und Kultur-
stätten fortdauernde Anregung.
4. Landschaftlicher Charakter.
a) Der Norden.
Der geheimnisvolle Reiz von Stambul liegt aber nicht in der Archi-
tektur der Stadt, sondern vielmehr in der wundervollen Gestaltung der
Höhenzüge, die zu beiden Seiten des mäandrischen Stromes die Landschaft
zwischen dem Pontus und dem Goldnen Horn füllen, wie sie, bald rund-
kuppig, bald in langer Schwingung, bald sanft anschwellend, bald straff
und kühn emporstrebend, die launigen Wendungen des ungleich breiten,
aber allzeit voll und tief rauschenden Silberstroms begleiten, mit dem Duft
und Blumenflor der Terrassengärten, mit den dunklen Fruchtbaumgruppen
und ihrem Frühlingsblütenmeere, mit den hochwipfligen Cypressen, der
lustigen Pracht der Pinien und den aus helllaubigem Geschlinge von den
Höhen herabwinkenden Riesenplatanen.
kr) Das Goldne Horn.
Zwischen sanft anschwellenden Hügeln im S. und steilen Höhen im
N. thut sich eine weite Mündung auf, und, von einem unermeßlichen
amphitheatralisch aufsteigenden und hoch herabblickenden Häusergewoge um-
geben, deckt ein dichter Mastenwald mit einem leicht hinfliegenden Gondel-
heer die tief in das Land eindringende stille Wasserfläche. Das ist das
„Goldne Horn des Überflusses" (wegen seiner Form und wegen
des Reichtums an Schiffen und Fischen seit alten Zeiten so genannt). Es
ist weniger ein Seehafen im gewöhnlichen Sinne des Wortes, als ein
schlanker Meerbusen von der niedlichsten Gestaltung und zugleich von solcher
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
TM Hauptwörter (100): [T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T138: [Meer Insel Stadt Küste Halbinsel Kleinasien Griechenland Name Bosporus Land], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
Extrahierte Personennamen: Mastenwald
Extrahierte Ortsnamen: Konstantinopel Kleinasien Europa Stambul