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1. Bilder aus der Heimat- und Erdkunde - S. 68

1901 - Gera : Hofmann
— 68 — Ii einen in den andern fließt. Der Abfluß des Eriesees stürzt sich unterhalb Buffalo in dem 50 in hohen und 2 km breiten Niägarafalle, dem größten Landschaftswunder Amerikas, in den Ontario, den See der tausend Inseln. Meilenweit hört man den Donner der stürzenden Flut, die sich zu Staub zer- schlägt- Fast eine Stunde unter dem Falle führt eine Drahtbrücke von dem amerikanischen aus das kanadische Ufer. Über das oberste Stockwerk der Brücke brausen die Eisenbahnzüge; darunter bewegen sich Wagen, Reiter und Fuß- ganzer hinüber und herüber. Dicht unter den Fällen führt eine Hängebrücke über den Strom und gewährt einen Blick auf die stürzenden Wassermassen und in den kochenden Abgrund. Unter der überschießenden Wasserschicht kann man in ausgewaschenen Höhlen von beiden Ufern vordringen. Vor dem Falle ist der Strom durch die Ziegeninsel in 2 Arme geteilt, die den amerikanischen und kanadischen (Hufeisen-) Fall bilden. Die Ziegeninsel hat schöne Wälder und Parkanlagen und ist mit dem amerikanischen User durch eine Brücke verbunden. Der Mississippi oder „Vater der Ströme" sammelt das Wasser aus einem 5mal so großen Gebiete als Deutschland; Missouri (spr. Missuhri) und Ohio (spr. Oheio) sind seine wichtigsten Nebenflüsse. Tausende von Schiffen beleben die schmutzigen Fluten. Wälder und Grasmeere begleiten, Städte und Dörfer zieren seine Ufer, greuliche Alligatoren (Krokodile) sonnen sich auf Schlamm- und Sandbänken. Entwurzelte Bäume, losgerissene Uferfetzen und Schlamm- massen wälzt er nach S. Immer weiter schiebt er seine Mündungsarme ins Meer hinaus. Neworleans liegt im Sumpfe, eine bessere Heimat für Krokodile, Frösche und Mückenschwärme als für Menschen. Ein mächtiger Damm schützt es vor Überschwemmungen. Das gelbe Fieber macht es zum „Kirchhose der Vereinigten Staaten". In der Fieberzeit flüchten die Reichen stromauf an die gesunden und schönen Ufer des Stromes. Ein großer. Teil des Mississippi- gebietes ist einförmige Graswüste, Prärie oder Wiese, einst die Heimat großer Büffelherden, wo Indianer schweifen und jagen, Steppenhunde (Nagetiere wie das Murmeltier!) ihre Hügelstädte bauen und ihr kläffendes Lachen ertönen lassen, ein eintretender Steppenbrand aber, der durch das dürre, mannshohe Gras daher rast, alles Leben der Steppe zu Tode hetzt oder brennt. — Im Kulturgebiet dagegen gedeihen alle europäischen Kulturgewächse, außerdem Baum- wolle, Zuckerrohr, Tabak, Mais :c. ^Die Pacificbahu, die größte Bahn der Welt, verbindet mit ihren Schwester- bahnen den Atlantischen mit dem Stillen (oder Pacific-) Ozean und vermittelt so den Verkehr zwischen dem O- und W. Von New-Iork fährt man über Buffalo am Erie-See, Chicago am Michigan-See, Omaha am Miffouri, Sakra- mento nach Francisco in 7 Tagen. Die Bahn führt durch öde Steppen, dann durch die wilden Felsengebirge und über kahle Hochflächen, wo sie mit Schnee- dächern überbaut ist. Sie überschreitet Flüsse und Abgründe, durchschneidet prachtvolle Wälder und durchbricht Berge. Die Bevölkerung ist ein Gemisch von Engländern, Jrländern, Deutschen, Franzosen und anderen Nationen; vorherrschend ist die englische Sprache und der Protestantismus. Kein anderes Land hat so viele Religionssekten, weil der Staat allen Bürgern freie Religionsübung sichert. Die „Union", d. h. Vereinigung, setzt sich zusammen aus 45 Staaten und 5 Gebieten (welche letzteren weniger als 60009 freie Männer über 25 Jahre haben!); das Sternenbanner der Union zeigt darum 45 Sterne. Die einzelnen Staaten sind ziemlich selbständig in ihrer Verwaltung. Die gemeinsamen Angelegenheiten werden von dem Kongreß, d. h. den Ab- geordneten der einzelnen Staaten, beraten. Die ausführende Gewalt hat der Präsident, der im weißen Hause zu Washington wohnt und vom Volke immer auf 4 Jahre gewählt wird. Die Union hat 30 Städte mit mehr als 100000 Einwohnern und ist nach England die mächtigste See- und Handelsmacht. Wo liegen: das schulenreiche

2. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 5

1899 - Gera : Hofmann
5 Sonnengott galt Ra; neben ihm wurde besonders in Heliopolis Osiris verehrt als die belebende Sommer- sonne. Dessen Gemahlin Isis war die hervor- bringende Mond- und Erdgöttin, Typhon der Gott der Vernichtung. Heilige Tiere waren Ibis, Sperber, Krokodil, Ichneumon und Katze. Aus brennenden Häusern wurden die Katzen eher als die Menschen gerettet. Der Stier Apis war dem Ptah, „dem Vater des Lichts", in Memphis geweiht. Er war schwarz mit einem weißen Dreieck auf der Stirn und einem käferartigen Knoten unter der Zunge. Starb er, so herrschte große Trauer, weil dann Ptah zürnte. Wurde ein neuer gefunden, so hallte das Land vom Jubel wieder. Wer einen lasterhaften Wandel führte, dessen Seele wurde nach 2/Devsonnengott Ra. dem Spruche des Totenrichters Serapis zu einer dreitausendjährigen Wanderung durch alle Tierleiber verurteilt, bis sie geläutert in den Menschenleib zurückkehren durfte. Dieser Glaube an die Seelenwanderung trieb zur sorgfältigen Erhaltung der Leichname. Sie wurden, wenn das Totengericht sie dessen würdig erachtete, einbalsamiert, d. h. mit Asphalt und bal- z. Mumie, samischen Harzen getränkt, mit 15—20 künstlich bemalten Binden umwickelt und in Totenkammern beigesetzt, wo sie zu Mumien versteinerten. <k- Ägyptische Tempelanlage. b) Die Baukunst war staunen er regend. Die ägyptischen Bau- denkmäler setzen uns noch heute durch ihre Großartigkeit in Erstaunen, so die Palast- und Tempelruinen der alten Königsstadt Theben bei den Dörfern Luxor und Karnak und die auf der Nilinsel Elephantine. Die Tempel bildeten in ihrem Grundrisse Rechtecke und hatten in den äußeren Mauern keine Fenster. Das Innere bestand aus drei Abteilungen.

3. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 193

1899 - Gera : Hofmann
193 t>er ihn von seinen Gewaltthaten abmahnte: „Es seynd die alten Geigen: an Befehlen mangelt's nit, aber an denen, die gehorchen." Maximilian gilt als Schöpfer der Landsknechte; er hat auch das Geschützwesen verbessert. Durch den Fürsten von Thurn und Taxis wurde damals die Post (zwischen Brüssel und Wien) eingerichtet. 5. Sein freudloses Ende. Der alternde Kaiser sah das Mittel- alter mit seinen Einrichtungen zu Grabe gehen und überall das Morgenrot einer neuen Zeit aufleuchten. Er sträubte sich nicht gegen das Neue, hatte aber auch kein richtiges Verständnis und keine fördernde That da- für. Er hielt einen Reichstag in Augsburg, auf dem ihm die Wahl seines Enkels Karl fehlschlug. Über hundert Beschwerden gegen das päpstliche Regiment blieben ohne Erledigung. Kränkelnd zog Max nach Innsbruck, aber die Bürger verweigerten ihm und seinom Gefolge das Gastrecht, weil er eine alte Schuld noch nicht bezahlt hatte. Diese Kränkung verschlimmerte seinen Zustand, so daß er in Wels liegen bleiben mußte. Als er den Tod nahen fühlte, kleidete er sich in sein Totenhemd, empfing das Abendmahl und tröstete die weinenden Seinen. Wie er gelebt, so starb er, als „letzter Ritter". Seinen Sarg hatte er 1519 schon vier Jahre mit sich herumgeführt. Fragen: Warum mißglückten viele von Maximilians Plänen? — Worin bestehen seine Verdienste um das Reich? — „Das Mahl zu Heidelberg" von Schwab. — „Graf Eberhard im Bart" von Zimmermann. — „Der reichste Fürst" von Kerner. — „Der letzte Ritter" von Anastasius Grün. — „Deutscher Brauch" von An. Grün. — „Kaiser Max und Albrecht Dürer" von Wolfg. Müller. — „Götz von Berlichingen", Schauspiel von Goethe. Die Mark Brandenburg im Mittelalter. 61. Die Iskanier in -er Mark (1134—1320). 1. Die Bewohner der Mark. Zwischen Elbe und Oder in dem Gebiet der Havel und Spree wohnten ursprünglich Deutsche. Der Strom der Völkerwanderung führte sie nach Westen; von Osten aber rückten die Wenden in die verlassenen Wohnsitze ein. Diese gehörten der großen slavischen Völkerfamilie im Osten Europas an. Sie waren nicht groß, aber von kräftigem, gedrungenem Körperbau, hatten braun- gelbe Hautfarbe, feurige Augen und braunes Haar. Ihre Religion war eine Vergötterung der Naturkräfte. Sie verehrten B e l b o g als weißen Lichtgott, Czernobog als Fürsten der Finsternis und viele andere Götter. In Tempeln und Hainen standen die unförmlichen Götzenbilder. Als Opfer wurden Früchte, Tiere und Kriegsgefangene dargebracht. Die Priester genossen als Seher und Vertraute der Götter hohes Ansehen. Die Hauptbeschäftigungen der Wenden waren Jagd, Fischerei, Viehzucht und Ackerbau, doch finden sich auch die An- fänge einzelner Gewerke, z. B. der Weberei. An der Ostsee, z. B. in Viñeta auf Wollin (oder Usedom), entwickelte sich ein reger Handels- verkehr. Die Wenden liebten die gemeinsamen Ansiede- lungen in den Niederungen und schirmten ihre Flecken durch Burgen Po lack, Geschichtsbilder. 17. Aufl. Ausg. L f. Mädchensch. 13

4. Heimatkunde - S. 47

1907 - Kempten [u.a.] : Kösel
— 47 — Heidebächlein. Gewitter auf der Heide. Im Nebel aus der Heide. — Das Haus im Moor. Bei den Tors- gräbern. Aus der Moorwiese. Von der Kreuzotter. Die Schnepfen. Vom Kiebitz. Moorwasser. Die Weiden im Moor. Moorselder. Die Straße durch das Moor. — Das Waldkirchlein. Das Bergkirchlein. Am Feldkreuz. Am Marterl. Die Linden von x. Die Eichen bei y. Die Dorflinde.

5. Deutsche Prosa - S. 32

1900 - Gera : Hofmann
32 Theodor Mommsen. der Barbaren, Tag und Ort des Kampfes vorher mit dem Feinde ausgemacht, auch wohl vor dem Beginn der Schlacht ein einzelner Gegner zum Zweikampf herausgefordert. Die Einleitung zum Kampf machten Verhöhnungen des Feindes durch unschickliche Geberden und ein entsetzliches Gelärm, indem die Männer ihr Schlachtgelärm erhoben und die Frauen und Kinder durch Aufpauken auf die ledernen Wagen- deckel nachhalfen. Der Kimbrer focht tapfer — galt ihm doch der Tod auf dem Bett der Ehre als der einzige, der des freien Mannes würdig war —, allein nach dem Siege hielt er sich schadlos durch die wildeste Bestialität und verhieß auch wohl im voraus den Schlachtgöttern dar- zubringen, was der Sieg in die Gewalt der Sieger geben würde. Dann ward das Gerät zerschlagen, die Pferde getötet, die Gefangenen aufgeknüpft oder nur aufbehalten, um den Göttern geopfert zu werden. Es waren die Priesterinnen, greife Frauen in weißen linnenen Ge- wändern und unbefchuht, die wie Jphigenia im Skythenland diese Opfer vollzogen und aus dem rinnenden Blut des geopferten Kriegs- gefangenen oder Verbrechers die Zukunft wiesen. Wie viel von diesen Sitten allgemeiner Brauch der nordischen Barbaren, wie viel von den Kelten entlehnt, wie viel deutsches Eigen fei, wird sich nicht ausmachen lassen; nur die Weise, nicht durch Priester, sondern durch Priesterinnen das Heer geleiten und leiten zu lassen, darf als unzweifelhaft deutsche Art angesprochen werden. So zogen die Kimbrer hinein in das unbe- kannte Land, ein ungeheurer Knäuel mannigfaltigen Volkes, das um einen Kern deutscher Auswanderer sich zusammengeballt hatte, nicht unvergleichbar den Emigrantenmasfen, die in unseren Zeiten ähnlich belastet und ähnlich gemischt und nicht viel minder ins Blaue hinein übers Meer fahren; ihre schwerfällige Wagenburg mit der Gewandtheit, die ein langes Wanderleben giebt, hinüberführend über Ströme und Gebirge, gefährlich den zivilisierteren Nationen wie die Meereswoge und die Windsbraut, aber wie diese launisch und unberechenbar, bald rasch vordringend, bald plötzlich stockend oder seitwärts und rückwärts sich wendend. Wie ein Blitz kamen und trafen sie; wie ein Blitz waren sie verschwunden, und es fand sich leider in der unlebendigen Zeit, in der sie erschienen, kein Beobachter, der es wert gehalten hätte, das wunderbare Meteor genau abzuschildern. Als man später anfing die Kette zu ahnen, von welcher diese Heerfahrt, die erste deutsche, die den Kreis der antiken Zivilisation berührt hat, ein Glied ist, war die un- mittelbare und lebendige Kunde von derselben lange verschollen.

6. Deutsche Prosa - S. 287

1900 - Gera : Hofmann
Die Insel Capri. 287 schiefen Ebene. Blickt man auf diesen malerischen Ort, auf diese selt- same sonnverbrannte Felsenöde über ihm, in die grenzenlose Stille des blauen Meers in allen Fernen, so möchte man hier den Wanderstab in die Erde stecken und der Welt Lebewohl sagend seine Eremiten- zelle bauen. Hier ist es noch stiller als in Capri. Man sieht nur Menschen, welche singend arbeiten, vor der Thüre am Webstuhl sitzen oder die Spindel mit der gelben Seide drehen, oder im Garten graben und die Maulbeerblätter für den Seidenwurm abpflücken, oder solche, die mit dem Wasserkrug auf dem Kopf daherkommen. Weil die Männer draußen sind und, da es Sommer ist, viele Jünglinge auf den Korallen- fang nach Afrika oder Corsica gezogen sind, sieht man hier fast nur Frauen. Es scheint, wir seien zu den Weibern von Lemnos gekommen, welche männerlos auf ihrem Felsen sitzen, endlose Gewebe webend. An den Tagen und Stunden, wo die Barken von Neapel heimkommen, fand ich bisweilen über der Stiege eine Schar Mädchen sitzen, oft mehr als dreißig, viele von seltner Schönheit. Plaudernd saßen sie um die Felsen und spähten den nahenden Segeln entgegen, um dann an den Strand hinabzusteigen. Ich setzte mich unter sie und blickte nicht minder sehnsüchtig über den Golf auf das weiße Schiff, ob es mir einen Brief in diese Einsamkeit herüberbrächte. Fast alle hatten sie einen Strauß in der Hand oder einen Zweig Basilicum, durch die Blume zu bitten; Antoniella aber hielt den prächtigsten Strauß vor sich von Basilicum, Nelken, purpurroten Rosen und Myrten, mit einem bunten Band kunstvoll in Schleifen zugebunden. Dieser Strauß wurde das Sinn- bild unserer Freundschaft und der Schlüsfel zu dem reizendsten Weber- hänschen in Ana-Capri, wo ich manche Stunde mit den naivsten Natur- kindern verbracht habe. Antoniella webte in einer Gartenkammer, ganz im Grün unter Weinlanb und blühenden Oleandern, und sie war flink und geschickt wie die Spinnerin Arachne; ihre älteste Schwester webte neben ihr weißes Baumwollenband, sie aber buntgemustertes. Sie verstand nicht auf der Maultrommel zu spielen, aber desto geübter schlug sie die Handpauke. Ihre Brüder waren draußen auf dem Meer. Der Fleiß dieser Mädchen, die alle mit der Weberei beschäftigt sind, ist erstaunlich, denn schon mit Sonnenaufgang setzen sie sich an den Webstnhl, und mit wenig Unterbrechung weben sie bis zum Sonnen- untergang, und so das ganze Jahr hindurch. Freilich sind sie nicht g zu jenem Lasttragen verdammt, wie ihre Schwestern in Capri; nur wenn das Regenwasser in den Cisternen ausgeht, müssen sie die Treppe hinuntersteigen und in Krügen das Wasser von Capri holen, wo vier dürftige Quellen fließen. Goldnes Geschmeide und Korallenschmuck,

7. Deutsche Prosa - S. 275

1900 - Gera : Hofmann
Die Insel Capri. 275 Lichtern besucht sah, sprach er mit lauter Stimme den improvisierten (griechischen) Vers: „Des Gründers Grab, im Brande seh' ich es." Er wandte sich dabei an Thrasyll, den Begleiter des Tiberius, der ihm gegenüberlag, und fragte ihn, von welchem Dichter er wohl glaube, daß der Vers sei. Als dieser stockte, setzte er einen zweiten hinzu: „Schaust du den Masgaba mit Fackelschein geehrt?" Auch um diesen Vers fragte er. Jener antwortete nur, die Verfe, von wem sie auch seien, wären vortrefflich. Augustus aber brach in ein Gelächter aus und strömte von Scherzen über." Bald darauf fuhr er nach Neapel, um dann in Nola zu sterben. Dies hat Sueton von dem letzten Aufenthalt des Kaisers in Capri er- zählt. So wenig es ist, so viel ist es doch wert, dies heitere Bild des greisen Augustus, welcher mit den Bewohnern des Eilandes fröhlichen Scherz treibt. Und doppelt anziehend wird diese menschliche Erscheinung durch den Gegensatz zu Tiberius. Denn nun folgt: der greise Tiberius auf Capri. Die kleine Insel war elf Jahre lang Mittelpunkt der Welt. Die Zeit war grau und greisen geworden wie der Eremit dieser Felsenklippe, die Weltgeschichte nur ein düsterer Monolog dieses schrecklichen Mannes. Die Erinnerung an ihn lebt noch im Volk. Nicht Jahrtausende verwischen sie, denn das Böse dauert im Gedächtnis der Menschen länger als das Gute. Sie nennen ihn hier Timberio, und nennen Capri Crap; und wo man auf dem Eilande gehen mag, überall sieht man die Tigerspuren des Tiberius. Selbst den ausgezeichneten Wein auf Capri nennt man hier „Thränen des Tiberius", wie jener vom Vesuv „Thränen Christi" heißt. Sehr hoch, so glaube ich, muß im Preise der Natur die Thräne stehen, die ein Mann wie Tiberius ge- weint hat. Die Ähnlichkeit der Natur Capris mit der von Sieilien ist auf- fallend. Sie ist wahrlich eine Vorstudie dieses großen Jnsellandes, nicht allein wegen der Dürre des Bodens, sondern auch durch die glühendrote Farbe des Kalkgesteins, durch die phantastisch-grandiose Form der Klippen, und selbst wegen des Pflanzenwnchses. Die Vegetation ist hier ganz südlich, aber sie ist spärlich. Zwischen dem roten Gestein, wie in die Falten der Berge hineingesäet, wächst all das balsamische Kraut der südlichsten Inseln Europas, die Luft mit Wohlgeruch durchwürzend. Dort findet man die Myrte, den Citisus, die Raute und den Rosmarin, den Mastixstrauch und den Albatro, die schönblumigen Heiden. Brombeeren und Epheuranken, wie die Gewinde der Clematis umschlingen Trümmer und Klippen, und der 18*

8. Der kleine deutsche Jugendfreund - S. 73

1839 - Reutlingen : Fischer
— 73 — begründetem Erfolg, gegen den Hagel versucht hat. Zu- letzt beschloß Herr Gerhard das Gespräch damit, daß er den Kindern die Ursachen der Gewitter, und die Vor- theile und Segnungen angab, die sie der Natur und da- durch uns bringen. „Kommt," sagte er, als der Regen für eine Weile aufgehört hatte, „lasset uns die frische Luft einathmen, die draußen labend weht. Im Zimmer herrscht noch die drückende Schwüle, die heute Vormittag über der gan- zen Erde lag; aber draußen hat das Wetter die schwere Luft leicht gemacht, und von Bäumen und Blumen eine Fülle köstlicher Wvhlgerüche gezogen und allenthalben cutsgestreut. Ihr werdet so gern wissen mögen, wie es um die Pappel steht, die ihr von ihrer Höhe in den Ab- grund stürzen saht." D e i m Gewitter. Was steigt am fernen Himmel auf? Sin Wetter Gottes ist's! Wer lenkt der Wolken raschen Lauf? Wer hält sie? Gott, du bist's! Es rauscht der Wind, rauscht immer mehr, Es rauschen Bäum' und Wald; Er rüttelt Alles hin und her. Er stürmet mit Gewalt. Fern am Gesichtskreis schlangeln sich Die Blitze hin und her; Manch Augr schließt sich angstiglich Vor Gott, dem Donnerer. Was zagst vor Blitz und Donner du? Schließt's Aug' und birgest dich? Dir kl. d. Jugendfreund. 4

9. Der kleine deutsche Jugendfreund - S. 243

1839 - Reutlingen : Fischer
— 243 — Binsen spärlich hervor, und die ftarrlinigen, widerlichen Einschnitte der Torfgräber sind die einzige Menschenspur, die man da antrifft. Eine gar merkwürdige Erscheinung der norddeutschen Fläche ist das hohle Land, das an der Westseite des Hammeflnsses, aber auch an der Wüm- me, am häufigsten vorkommt. Die dicke Mvvrdecke wird nämlich von dem unter ihr stockenden Gewässer, wenn dieses starken Zufluß erhält, mit Gebäuden, Bäumen und allem, was darauf ist, wohl 10 bis 12 Fuß hoch empor gehoben, und zittert dann unter den Tritten des Wande- rers. Auch jenseits der Weser breitet sich eine ungeheu- re Mvormasse nach der Nordsee und der Ems hin, ja bis in's Holländische hinein, nur wenig unterbrochen, ans, die zwischen Oldenburg und der nördlichen Masch Ostfrieslands als H v d> moor an 20 Fuß über dem Mee- resspiegel sich aufbläht. Hier liegt das Saterland, dritthalb Meilen lang und eine Meile breit, ringsher von fast unzugänglichem Moor umgeben, gleich einer In' sel, von einem in Sprache, Sitten und Verfassung ei- genthümlichen Menschenschläge bewohnt. Westlich davon bietet die durch Tvrfgräberei und Handel allmählig groß und reich gewordene Vehnkolonie, Papenburg, das überraschende Bild eines vielfach belebten Movrgcfi.ldcs dar. Aber wenige Stunden südlich starrt, von undurch- dringlichen Mooren eingefaßt, der Hümlrng, ein un- geheurer Sandwulst von mehr als 5 Meilen im Umfan- ge und bei 200 Fuß hoch, ohne Strauch und Baum, blos von kleinen Kieseln und spärlicher Haide überdeckt, der Inbegriff der traurigsten Oede, völliger Abgestorben- heit. Oft fährt der Sturm brausend in die erschreckliche Wüste, wühlt sie auf, führt den Sand in dichten Wol- ken fort, und schichtet ihn an einer andern Stelle, nicht selten 100 Fuß hoch, auf. n*

10. Der kleine deutsche Jugendfreund - S. 244

1839 - Reutlingen : Fischer
— 244 — Also das deutsche Flachland nach dem Gestade der Nordsee hin: öde, mager, und selbst in den üppigsten Maschstrichen einförmig und ohne Reiz für die Phantaste. Nur oberhalb den Städten Hanover, Braunschweig und Magdeburg, gegen den Harz hin, durchstreichen Bcrg- und Hügelreihen, häufig mit Waldungen geschmückt, ein an Obst und Getraide reiches Land, das nach langweili- ger Wanderung durch Sand, Moor und Haide wohl pa- radiesisch erscheinen kann. Jenseits der Elbe giebt es zwar ebenfalls Sand, Moor und Haide im Ueberfluß; allein man findet daselbst auch viele, durch Fruchtbarkeit ausgezeichnete Gegenden, und einige, die man lieblich, ja schön nennen darf. So haben Mecklenburg und Pom- mern zum Theil sehr ergiebiges Fruchtland, starken Obst- bau, herrliche Waldungen, ja an dem Ruh über ge bei Marnitz 577, an dem Gölten berge bey Köslin, 390 Fufi hoch, wenigstens eine Art von Bergen. Lieblich ist der mit schöner Waldung bekränzte Aschenberg am Ptönersee im östlichen Holstein, und auf der waldigen Höhe des Westen se es bietet dem Wanderer sich ein vielleicht noch lieberer Anblick dar. Aber das Paradies der norddeutschen Ebene ist Rügen, die größte Insel unsers Vaterlandes, voll grotesker und romantischer Ge- genden, mit fruchtbarem Boden und prächtiger Buchen- waldung. In den seltsamsten Gestalten hebt die Stub- benkammer, ein Kreidegebirge, sich schroff aus den Fluthen der Ostsee empor, und erreicht in dem Königs- stuhl eine Höhe von 565 Fuß. Das Vorgebirge Ar kö- nn bezeichnet, wie schon erwähnt wurde, die nördlich- ste Spitze des deutschen Landes. Deutschland ist an Gewässern reicher, als irgend ein europäisches Land. Drei Meere setzen es mit den entferntesten Völkern in nachbarlichen Verkehr, und das
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