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1. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 65

1867 - Rostock : Hirsch
65 sich mit ihren zahllosen Heeren vor Wien. Die Christenheit fing an zu zit- tern. Täglich wurde beim Schall der Betglocke in allen deutschen Ländern die Hülsedes barmherzigen Gottes angerufen, und sonntäglich zählten unsere Väter unter den Übeln, um deren gnädige Abwendung sie Gott in der Li- tanei baten, auch die Türken auf. Denn der Türke war ein schrecklicher Feind, der kein Erbarmen kannte, und dem nichts heilig war. Was den Türken unter die Hände kam, das verwüsteten sie mit roher, thierischer Lust. Die Menschen aber schlugen sie mit der Schürfe des Schwertes oder schlepp- ten sie fort in schmachvolle Sklaverei. Vor „der Türken Mord" gabs nur eine Rettung: Christum zu verleugnen und sich zum Glauben Muhammeds zu bekennen. Im Laufe der Jahre hat Gott die Macht der Türken gebrochen, daß die christlichen Völker Europas nicht mehr vor ihr zu zittern brauchen. Aber ein „Zeichen" bleibt es immer, daß das heilige Land der Christenheit bis zu dieser Stunde den Türken gehört, und daß dort, wo Christus und seine Apostel gewandelt haben, der falsche Prophet jetzt die Herrschaft führt. 10. Wie das Christenthum in Deutschland gepflanzt ist. Die erste Arbeit. Was die Kirche im Morgenlande verlor, gewann sie im Abendlande wieder. Als bereits im Süden und Westen von Europa das Wort des Lebens gepredigt war und sichtlich angefangen hatte, Frucht zu bringen, lag unser deutsches Vaterland noch in Finsterniß und Todesschatten und hatte kein Wort davon vernommen, daß das Licht in die Welt gekommen ist, das alle Menschen erleuchten soll. Da schlug endlich auch Deutschlands Stunde. Mönche aus den irländischen und englischen Klöstern trugen die erste Kunde von der Barmherzigkeit Gottes in die Wälder Deutschlands. C o lum b an und Gallus, zwei Irländer von vornehmer Herkunft, machten sich mit mehreren jungen Leuten auf, dem Herrn unter den Heiden in Deutschland zu dienen. In einem öden Felsenthale des Elsasses ließen sie sich nieder und wirkten dort unter solcher Noth und Entbehrung, daß sie oft nichts als Wurzeln und Baumrinde fanden, ihren Hunger zu stillen. Von hier vertrieben, trennten sich beide. Columban zog weiter nach Oberitalien; Gallus aber ging den Rhein in die Höhe und schlug in einer wilden Einöde der himmelhohen Schweizerberge seine Hütte auf, um von da aus das Evau- gelium in den umliegenden Ländern zu verkündigen. Gott segnete die Arbeit seines treuen Knechtes, daß viele kamen und das Wort aufnahmen mit Freu- den. Die Bekehrten siedelten sich um seine Hütte an und legten den Grund zu Stadt und Kloster St. Gallen. Nach einem bewegten, mühevollen, aber in der Liebe Christi reichen Leben ging Gallus am 16. Oktober 640 zu seines Herrn Ruhe ein. Sein Tag ist ein wohlbekanntes Zeichen in unserm Kalender. Andere Glaubensboten arbeiteten in Süd- und Mitteldeutschland und wirkten zur Ehre Gottes unter unsern heidnischen Vorfahren. Sie alle ha- o

2. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 94

1867 - Rostock : Hirsch
94 der" nannte. Durch stillen, ernsten Wandel, durch strenge Kirchenzucht und lebendige Bruderliebe haben sie sich ein gutes Gerücht erworben und bewahrt. Obwohl vielfach verfolgt, haben sie sich dennoch erhalten bis in unsere Tage. Die Hussiten und die Kinder von Naumburg. Hilf Himmel, die Hussiten sind vor den Thoren draus, Die grimmen Taboriten, der Lande Schreck und Graus. Wie rasselt und wie streitet die Trommel wild und grell! Bon Ziskas Haut bereitet, wie schrillt das Trommelfell! Der Blinde hats geboten, als ihn die Pest gerafft: Noch schreckt die Haut des Todten den Feind gespensterhaft. Der Kelch dort auf der Fahne will füllen sich mit Blut; Entfacht vom rothen Hahne, soll sprühn des Brandes Gluth. Ihr Bischof einst verdammte zum Feuertod den Huß: Dafür nun die entflammte Stadt Naumburg bluten muß. Prokopius hats geschworen, das Taboritenhaupt, Und stürmend an den Thoren sein Volk nach Rache schnaubt. Derweil die Bürger drinnen, vor Schrecken fast erbleicht, Berathen sich und sinnen, wie man den Feind erweicht. Da sind sie eins geworden: die Kindlein sollen gehn, Die rauhen Kriegerhorden um Gnade anzuslehn. Wie Opferlämmchen schmücken die Mütter sie voll Schmerz lind segnen sie und drücken sie weinend an ihr Herz. Mit weißer Fahne schreitet zum Thore, Paar an Paar, Der Kinderzug, geleitet von treuer Schützenschar. Doch besser als die Schützen deckt sie der Mütter Flehn: Daß Engel sie beschützen und ihnen Sieg erstehn. In weißen Sterbgewändchen gar stille ziehen sie hin Und tragen in den Händchen Citron und Rosmarin. Uab wie sie zitternd stehen nun vor dem Schreckensmann, „Ach, Gnade, Gnade!" siehen die Stimmchen all ihn an. Sie knieen vor ihm nieder und weinen überlaut Hub schluchzen immer wieder, bis ihm das Auge thaut. Der Feldherr schaut bezwungen nach seinen Kriegern um: Der Schlachtruf ist verklungen, die Rachbegierde stumm. Da ladet er zum Feste die Kinder freundlich ein Und labt die kleinen Gäste mit Kirschen und mit Wein. Er läßt die Hörner blasen zum Pfeif- und Cymbelnklang: Da springen sie den Rasen in frohem Tanz entlang. Sie tanzen wohl den Reigen zur böhmischen Musik, Bis sich die Schatten neigen beim letzten Sonnenblick. Da schickt er sie zurücke: „Kommt ihr dem Thore nah, So jubelt auf der Brücke, so jauchzt: Victoria! Den Müttern sagts: noch heute zieht weiter der Hussit Und nimmt von euch zur Beute auch nicht ein Hühnchen mit." lind wie der Zug der Kleinen im Sieg verläßt das Feld, Spricht sinnend zu den Seinen der Taboritenheld: „Wir sind besiegt zur Stunde, doch ohne Männerschlacht: Aus kleiner Kinder Munde schafft Gott sich eine Macht."

3. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 96

1867 - Rostock : Hirsch
96 wurde und andere wieder unterrichten konnte. Jedesmal aber, wenn er anfing zu ftubireu, rief er zuvor den Herrn im Gebet um seine Hülfe an; „denn," sprach er, „tüchtig gebetet ist halb studirt." Wie die Zucht, so die Frucht. Luther im Kloster. Mitten in seinem Arbeiten ward Luther von der gewaltigen Hand Gottes ergriffen und andere Wege geführt. Einer seiner Freunde wurde in der Nacht ermordet und des Morgens todt im Zimmer gefunden. Auf die Nachricht davon eilt Luther in die Wohnung des Freundes und findet das schreckliche Gerücht be- stätigt. Entsetzt verläßt er den grausigen Ort und geht, um ruhig zu werden, weit ins Feld hinein. Da führt ein Blitz vom Him- mel hernieder und schlügt unmittelbar an seiner Seite in die Erde. Bei dem zwiefachen erschütternden Ereigniß erfaßte ihn die Furcht des Todes und des Gerichts. Von diesen Gedanken gequält, that er nach der Weise der Zeit das Gelübde, der Welt zu entsa- gen und ein Mönch zu werden, und führte seinen Entschluß schnell aus. Am 17. Juli 1505 trat er in das Augustiner-Kloster zu Er- furt und machte seinen Eltern schriftliche Anzeige davon. Sein Vater wurde darüber so verdrießlich, daß er seinen Sohn nicht mehr „Ihr", sondern „Du" nanute. Später hat er seine Zustim- mung gegeben und den Segen Gottes für seinen Martin erbeten. Im Kloster hat Luther anfangs eine recht schwere Zeit gehabt; denn er mußte die niedrigsten Dienste verrichten, das Haus fegen, die Ställe ausdüngen und mit dem Bettelsack durch die Stadt gehen. Das mochte ihn, der schon Magister an der Hochschule gewesen war und Studenten unterrichtet hatte, sauer genug an- kommen; aber um des Gewissens willen zu Gott, wie er damals meinte, hat er auch das Schwerste getreulich ausgerichtet. Dane- den hat er fleißig das Studiren fortgesetzt. In der Büchersamm- lung des Klosters fand er eine lateinische Bibel und fing an darin zu lesen. Je weiter er las, desto größer wurde sein Eifer; denn er lernte hier Dinge, von denen er bisher nichts gehört hatte. Er erkannte den Willen des heiligen Gottes, daß wir hei- lig sein sollen, wie er es ist, und die majestätische Gerechtigkeit des Richters der Welt, der einem jeden vergelten wird nach sei- nen Werken, lind als er in diesem klaren Spiegel sein eigenes Herz betrachtete, da sah er ein, wie viel ihm fehlte, um als ein treuer Knecht Gottes erfunden zu werden. Je emsiger jer forschte, desto klarer erkannte er die Sünde sei- nes Herzens. Nun überfiel ihn die Angst vor dein Richter der Welt. Die Gerechtigkeit Gottes wurde ihm unerträglich; er brach zusam- men und klagte mit Jesaias: „Wehe mir, ich vergehe! Denn ich jit

4. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 183

1867 - Rostock : Hirsch
183 300 Meilen langen Himalaya, d. i. Schneepalast, dem größten und schönsten Gebirge der Erde. Einzelne Gipfel desselben errei- chen eine Höhe von 26000 Fuß; seine Thäler sind schön und fruchtbar, stark bevölkert und gut bebaut; dichte Waldungen von herrlich blühenden und köstlich duftenden Bäumen bedecken seine Berge und Höhen; seine Schluchten und Pfade laufen oft so schmal und tief zwischen den weit überhängenden Felsenwänden hindurch, daß sie auch am Mittage nur von einem Dämmerlichte spärlich erleuchtet werden, und über dem allen wölbt sich ein meist reiner, tief schwarzblauer Himmel, dessen Sterne Nachts im hellsten Glanz leuchten. Im Westen entströmt dem Himalaya der Indus oder Sind und fließt unter vielen Krümmungen südwestlich ins persische Meer. Nicht weit von seinem oberen Laufe liegt das schönste Thal des Himalaya, das Thal Kaschmir. Etwa halb so groß wie Mecklenburg und rings von schneebedeckten Bergen umgeben, erfreut sich dies „Meisterstück der Natur" eines ewigen Frühlings und eines ungetrübten Friedens. Während sich oben die schwar- zen Wolken, vom Sturm gepeitscht, über die Gipfel der Berge ja- gen, ziehen unten die Spinnen ihr Gewebe von Baum zu Baum, ohne Furcht, daß der Wind die zarten Fäden zerreißen könnte. Baum und Strauch und Blume gedeihen im Frieden: nie wird ein Zweig gebrochen, nie eine Blüthe geknickt. Hieher hat die Sage vieler Völker das Paradies verlegt. ■—- Weiter nach Süden fließt der Indus durch eine meist sandige, baumlose, dürre und ungesunde Ebene. Der wichtigste Fluß, der dem Himalaya entströmt, ist der Ganges, der heilige Strom der Inder. Nachdem er aus dem Gebirge herausgetreten ist, nimmt er seine Richtung nach Süd-Osten und ergießt sich in das Meer von Bengalen. Zu seinen beiden Seiten dehnt sich eine gewaltige Ebene aus. Mit seinen 11 großen Nebenflüssen, die so groß wie der Rhein sind, verwandelt er durch reiche Überschwemmungen diese Ebene in fetten Fruchtboden, in welchem eine gewaltige Fülle von Pflanzen mit unglaublicher Schnelligkeit in die Höhe wächst. Das Mündungsland des Ganges aber ist feucht und ungesund, die Heimath der Cholera. Südlich von diesem Tieflande erhebt sich das Hochland De- kan. Während in den Ebenen schwüle Hitze herrscht und heftige Regengüsse zur Erde stürzen, hat das Dekan eine kühle, trockene und gesunde Luft. Reizende Hügel mit Waldungen immergrüner Bäume wechseln mit wasserreichen Thälern voll wilder Rosen und Jasmin. Ein immerwährender Frühling herrscht in diesem geseg- neten Erdstrich, zu dem aus der heißen Ebene in der Sommerzeit die Europäer emporsteigen, um den tödtlichen Krankheiten Indiens --- --------'Je.-- v . -■ ....- <

5. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 117

1867 - Rostock : Hirsch
117 Die harten Menschen reichen den Hungrigen für Brot den Stein." Der fromme Dichter lächelt:, „Sie stehn in Gottes Hut!" Des Glaubens Palme fächelt ihm Freudigkeit und Muth. Und wo sich solche Blüthe entfaltet im Gemüthe, ist nimmer fern das Glück. Er geht hinaus mit Eile und bringt, nach kleiner Weile, des Trostes goldnes Lied zurück. „Befiehl du deine Wege und was dein Herze kränkt der allertreusten Pflege des, der den Himmel lenkt." Da däncht es ihren Sinnen, als ob die Furcht von hinnen und alle Sorge flöh. Denn kaum das Lied vernommen, ist über sie gekommen der Friede Gottes aus der Höh. Sie schwören still —- und schauen hinaus in Wald und Nacht und über dunkeln Auen der Sterne goldne Pracht *■—- Sie schwören, ob die Wellen bis an die Seele schwellen, zu trauen für und für. Und als der Schwur vollzogen und himmelan geflogen, da steht die Hülfe vor der Thür. Denn draußen scharrt im Sande bereits des Rosses Fuß; es bringt aus Sachsenlande der Bote diesen Gruß: „Dem Sänger Heil und Frieden! Ich bin hieher beschieden durch Herzog Christian. Er will den Dulder ehren, den Treu im Thun und Lehren die Engel Gottes wandeln sehn! Er hat dich auserkoren, zu weiden eine Heerd.

6. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 205

1867 - Rostock : Hirsch
205 Fläche hin, und riesige Rauchwolken verhüllen den Himmel, so weit das Auge reicht. Im Winter ist der weite Raum eine kalte Schneewüste, in welcher nicht Mensch, noch Thier den geringsten Schuh findet. Zu allen Jahreszeiten aber ist die Ebene öde, still und gleichförmig, wie die Wüste und das Meer. Es ist unendlich schwer, dort zu reisen und die Richtung festzuhalten, wo nicht Weg oder Steg ist, nicht Baum oder Strauch ein Zeichen giebt. Der Verirrte dreht sich gewöhnlich im Kreise herum und muß elendiglich verschmachten oder den wilden Thieren zum Raube werden. Nur die „Rothhäute" mit ihren scharfen Sinnen wissen nach dem Stande der Sonne und den Fährten der Thiere und andern Zeichen sich zurecht zu finden. In Texas, wo die Prairien an das Meer stoßen, machen sie mit ihrem bläulich wehenden Grase auf der wellenförmigen Oberfläche so ent- schieden den Eindruck einer Wasserfläche, daß die Schiffer aus der Ferne nicht wahrnehmen können, wo das Meer aufhört und das Land ansängt. In den Prairien leben Wölfe, Schlangen und Hirsche. Büffel treiben sich in Herden von Tausenden umher und geben den Indianern alles zum Lebensunterhalt Nöthige. Die wilden Pferde sind verwilderte Nachkommen der früher von den Europäern eingeführten Thiere. Um sie einzufangen, bedarf es eben so großer Kühnheit, als Geschicklichkeit. Ein Reiter sucht un- bemerkt in die Nähe eines Trupps wilder Pferde zu kommen. Gelingt dies, so wirft er einem der Thiere eine Schlinge, den Lasso, der an dem Sattelknopf befestigt ist, um den Hals und wendet rasch sein Pferd um. Bei dem hef- tigen Ruck stürzt das wilde Thier zur Erde und bleibt regungslos liegen. Schnell wird ihm ein Gebiß ins Maul gelegt. So wie das Thier sich er- hebt , schwingt sich ein verwegener Reiter auf seinen nackten Rücken. Das Pferd beißt rechts und links um sich, schlägt wüthend hinten aus und rennt endlich schäumend und vor Wuth knirschend im gestreckten Galopp davon, um seinen Reiter loszuwerden. Aber dieser sitzt fest, als wäre er angewachsen. An ein Halten ist nicht eher zu denken, als bis das Thier nahe daran ist, ermattet zusammenzubrechen. Dann giebt es sich überwunden und folgt ge- horsam dem Willen seines Reiters. Die furchtbare Schlinge aber behält es so fest in der Erinnerung, daß es jedesmal an zu zittern fängt, wenn es dieselbe wiedersieht. Der Mammuthbaum. Unsere höchsten Buchen und Fichten müssen als Zwerge er- scheinen, wenn wir sie mit einer zu den Nadelhölzern gehörenden Baumart zusammenstellen, die in dem Goldlande Californien ganze Wälder bildet und 250 Fuß hoch wird. Erst im Jahre 1796 wurde dieser Thurm von Baum entdeckt und galt lange Zeit als ein Riese, der seines Gleichen auf Erden nicht habe. Seit 1853 aber hat auch er von seiner stolzen Höhe herabsteigen und sich zu einem Baum von mittlerer Größe erniedrigen lassen müssen. Denn in diesem Jahre fand man in Californien einen andern, auch zu den Nadelhölzern gehörenden Baum, der auf jenen hin- absieht, wie die Eiche auf den Apfelbaum. Man nannte ihn den Mammuthbäum. Bis jetzt ist dieser Riese nur an drei Stel-

7. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 208

1867 - Rostock : Hirsch
208 Dort las mein Blick im höchsten Glanz der Sterne: „Fern bist du hier vom Vaterland im Süden!" Dort stand voll Gluth der Mond in dunkler Ferne Und winkte majestätisch Ruh dem Müden. Da plötzlich hört ich brüllen eine Heerde Und sanft harmonisch läuten ihre Glocken. Es war, als weh ein Hauch von deutscher Erde Den Klang herüber, mich zurückzulocken. Ich sah im Geist mich in der Waldung Schatten, Die ick) so oft durchstreift als muntrer Knabe; Sah meiner Heimath Herd auf grünen Matten Und bei ihr stehn den Hüter mit dem Stabe; Sah all die Theuren, die ich schnöd verlassen, Die wohl sich oft in Trauer mein erinnern: Da konnt ich mich in Wehmuth nicht mehr fassen, Ich weint und fühlte mich zerknirscht im Innern. Run sind so öd mir all die prüchtgen Räume, Wo ich geglaubt des Daseins Glück zu finden; Rach Morgen schau ich, wo der Kindheit Träume Wie Epheu sich um traute Pfosten winden. — Hieher, ihr Schiffer, steuert eure Masten, Führt mich zurück zum vaterländschen Boden! Gern will ich tragen dort die alten Lasten, Um nur zu schlummern einst bei lieben Todten. 41. Der Urwald. In Südamerika liegt ein ungeheures Waldgebiet, das von Menschenhand fast noch ganz unberührt ist: kein Schlag der Axt erschallt darin, kein Forstmann regelt den Wachsthum der Bäume, keine Menschenhand streut Samen aus und macht neue Anpflanzungen. In der ganzen Wildheit und Schönheit, wie das fruchtbare Erdreich ihn von selbst hervorbringt, steht der Wald da als Zeichen und Zeugniß von der Urkraft des fruchtbaren Landes. Auch Nordamerika hat Urwald; aber was ist der gegen die südamerikanischen Wälder mit ihrem Flächeninhalt von 120,000 !ümeilen? Wir sind es in unsern Wäldern gewohnt, große Flächen mit derselben Sorte von Bäumen bestanden zu sehen; im Urwalde stehen nicht zehn Bäume von derselben Art bei einander, sondern alles, Bäume und Blumen, Pflanzen und Sträucher, tritt in unübersehbarer Mannigfaltigkeit auf. Die verschie- densten Formen der Blätter, die seltsamsten Gestalten der Äste und des Baumschlags, die buntesten Farben der Blumen kann man dort dicht neben einander sehen. Viele Bäume sind bis in die Krone hinein mit herrlichen Blüthen bedeckt. Die Bäume des Urwaldes haben im Verhältniß zu ihrer Höhe einen dünnen Stamm; denn alle streben in die Höhe, weil sie sich seitwärts nicht ausbreiten können. Gewaltige Bäume der Art, wie sie Nordamerika hat, die ihre starken Äste nach allen Seiten hin ausstrecken, kennt der südliche Urwald nicht. Dagegen kann man das oft sehen, daß hoch in der Luft die großen

8. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 138

1867 - Rostock : Hirsch
138 Alis der Länder- und Völkerkunde. I. Das Vaterland. „Kennt ihr das Land, so wunderschön in seiner Eichen grünem Kranz? das Land, wo auf den sanften Höhn die Traube reift im Sonnenglanz?" Das schöne Land ist uns bekannt; es ist das deutsche Vaterland. „Kennt ihr das Land, vom Truge frei, wo noch das Wort des Mannes gilt? das gute Land, wo Lieb und Treu den Schmerz des Erdenlebens stillt?" Das gute Land ist ulls bekannt; es ist das deutsche Vaterland. Kennt ihr das Land, wo Sittlichkeit im Kreise frommer Men- schen wohnt? das heilge Land, wo unentweiht, der Glaube an Vergeltung thront?" Das heilge Land ist uns bekannt; es ist ja unser Vaterland. „Heil dir, du Land, so hehr und groß vor allen auf dem Er- denrund ! Wie schön gedeiht in deinem Schoß der edlen Freiheit schöner Bund! Drum wollen wir dir Liebe weihn und deines Ruhmes würdig sein! 2. Deutschland — das Land der Mitte. Die Chinesen nennen ihr Vaterland mit Stolz das Land der Mitte; denn sie bilden sich ein, daß China in der Mitte der Erde und alle übrigen Länder um dasselbe herumliegen. Im eigentlichen Sinne kann man dies freilich von keinem Lande sagen; aber im bildlichen Sinne dürfen wir Deutschen mit mehr Recht, als irgend ein anderes Volk, unser Vaterland das Land der Mitte nennen, und das nicht bloß seiner Lage, sondern vorzüglich seiner Geltung nach; denn Deutschland ist recht eigentlich das Herz von Eu- ropa. Alle übrigen Völker haben einen, zwei oder auch, wie die Engländer, gar keine Nachbarn; wir Deutschen aber haben alle Hauptvölker Europas zu Nachbarn: Franzosen und Italiener, Ungarn und Russen, oder wie sie weiter heißen, die um unsere Grenzen herwohnen. Wie das Herz aus dem ganzen Körper das Blut in sich aufnimmt, also nehmen wir alles Gute auf, das rings umher bei andern Völkern gefunden wird; und wie das Herz das Blut wieder in alle Theile des Körpers sendet und Leben und Kraft mit ihm, also senden wir, was wir im Geiste verarbeitet haben, allen Völkern wieder gu, damit sie die Frucht mit uns theilen; das iann kein Neid uns streitig machen. «

9. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 143

1867 - Rostock : Hirsch
143 der bestehen aus Nadelhölzern, die hier recht ihre Art haben. Schlank wie ein Licht steht die Tanne da, während sie auf dem Lehmboden verkümmert denn sie liebt Hausmannskost und kann die fette Nahrung nicht vertragen. Die Wälder sind arm an Unterholz; aber weiche Moose bedecken den Boden, und Wintergrün und goldgelber Hasenbram prunken so gewaltig, daß sie sich durchaus nicht übersehen lassen. Dörfer und Höfe sind sparsam zu sinden. Stunden lang ziehen sich die Wälder hin; aber selten wird man eine halbe Stunde gehen, ohne in der Nähe oder Ferne einen See erblickt zu haben. 3. Der H aid eb oden. Er findet sich im Südwesten unsers Landes und besteht theils aus schwarzem Moor, theils aus dunklem, mit Eisen ver- mischtem Haidesand, über dem stellenweise ein weißer Mehlsand liegt. Zum Theil ist der Sand wüstenartig flüchtig; denn bei trocknen Winden wird er zu Bergen zusammengeweht, oder als gelblich-trübe Wolke hoch in die Luft ge- rissen und weit fortgeführt. Bis Ludwigslust und Grabow hin kann man es wahrnehmen, daß bei dürrem Winde sogar die Mobilien in den Zimmern mit feinem Sande bedeckt werden. Die Wälder bestehen aus Birken und kümmerlichen Tannen; die Felder tragen Roggen, Hafer und Buchweizen; die unbebauten Stellen sind auf weite Strecken mit Haidekraut bedeckt, das nur an feuchten Stellen einem mannigfaltigeren Pflanzenwuchse Platz macht. Nun sollte man fast glauben, als ob unsre Landsleute in der Haide ge- gen die übrigen Mecklenburger gänzlich zurückgesetzt und darauf angewiesen wären, kümmerlich ihr Leben zu fristen. Das aber ist nicht der Fall. Denn die Haide, obwohl von außen armselig, birgt in ihrem Innern manche Schätze, die im übrigen Mecklenburg fehlen. Es war im Jahre 1826, als Arbeiter aus Lübtheen beim Abkarren eines Berges auf eine grau gestreifte Stein- masse stießen, die ihnen ganz unbekannt war. Die Sache machte von sich re- den. Bei angestellter Untersuchung ergab sich, daß man ein Gypssteinlager von 200 bis 300 Fuß Mächtigkeit entdeckt habe. Seit der Zeit ist in Lüb- theen ein Gppswerk angelegt, das in den fünfziger Jahren an 60,000 Centner Gpps lieferte. Der Haide gehört ferner die merkwürdige Lewitz an, eine drei Quadrat- nieilen große, mit hohen Rändern eingefaßte Wiese, zu der das Thal der Elde sich zwischen Parchim und Crivitz erweitert. In früheren Zeiten sam- melte sich in der Regenzeit oft so viel Wasser an, daß es schien, als wolle sich dort bleibend ein See bilden. Seit aber mehrere Abzugskanäle gegraben sind, kann das in Menge sich sammelnde Wasser immer schnell wieder ver- laufen. Rings um die Lewitz liegt ein Kreis von Dörfern, deren Einwohner fast ihren ganzen Unterhalt aus derselben suchen. An den Rändern herum werden viele tausend Soden Torf gestochen; in den Weiden nähren sich an 6000 Haupt Rindvieh, und in den Wiesen werden gegen 20,000 Fuder Heu geworben. Wo man zu rieseln angefangen hat, ist ein sechsfacher Ertrag er- zielt worden. Der dritte Theil der Fläche ist mit Bruchholz bestanden, worin zahllose Thiere, die außer der Zeit der Heuernte und der Herbstjagden von keiner menschlichen Seele gestört werden, ihr Wesen treiben. In den Mooren der Haide findet man den Raseneisenstein, der früher zur Gewinnung von Eisen, jetzt nur zur Ausführung von Mauern und Gebäuden gebraucht wird, wie in Ludwigslust zu sehen ist. Auch Braunkohle, Alaun- erde und Salzquellen enthält die Haide; also Schätze, genug, wenn nicht auf

10. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 217

1867 - Rostock : Hirsch
217 sandte ein stattliches Heer gegen die Perser aus. Er war aber so verblendet, daß er dem Harpagus den Befehl über die Truppen gab. Dieser ging, als die Schlacht entbrannt war, mit einem großen Theile seiner Soldaten zum Cyrus über. Die andern ge- riethen darüber in Schreck und ergriffen eiligst die Flucht. Cyrus eroberte nun ganz Medien und nahm seinen Großvater gefangen. Also, erzählt man, ist Cyrus König von Persien geworden. 5. Cyrus und Krösus. In dem schönen und fruchtbaren Lande Kleinasien galt Krö- sus, König von Lydien, als der glücklichste Monarch weit in der Runde. Er hatte Geld und Gut in ungezählten Haufen und konnte die Menge seiner goldenen und silbernen Geräthe nicht übersehen. Daher sagt mau bis zu dieser Stunde von einem schwerreichen Manne: „Er ist reich, wie Krösus.“ Zudem rief er von allen Seiten kluge und gescheite Leute an seinen Hof, damit er zu dem Ruhm des Reichthums auch den andern fügte, ein Freund der Weisheit und der Kunst zu sein. Nun geschah es einst, dass der weise Solon aus Athen kam, um die Gesetze und Einrichtungen in dem Reiche des berühmten Königs kennen zu lernen. Darüber war Krö- sus hoch erfreut und liess dem Weisen alles zeigen, was er an Glanz und Herrlichkeit um sich hatte. Und als er ihm alles ge- zeigt hatte, sprach er: „Nun sage, du Fremdling, hin ich nicht der glücklichste Mensch?“ Der Fremdling aber schüttelte den Kopf und sprach: „In der Welt ist nichts von Bestand; ich kann keinen Menschen vor seinem Tode glücklich preisen.“ Krösus hielt die Rede für thöricht und war der Meinung, dass es mit der an- geblichen Weisheit dieses Mannes nicht weit her sein werde. Nicht lange nach dieser Zeit geschah es, dass Cyrus, der Per- ser, mächtig ward und anfing, seinen Nachbarn gefährlich zu werden. Da machte sich Krösus mit einem grossen Heere auf, wider Cyrus zu kriegen. Die Lydier wehrten sich lange und tapfer. Endlich wurden sie geschlagen, und ihr König wurde gefangen genommen. Nach der rohen Weise der Heiden liess Cyrus einen Scheiterhaufen errichten und den „Glücklichsten“ der Menschen darauf setzen, um ihn lebendig zu verbrennen. Da gedachte Krösus an das Wort des athenischen Weisen und rief mehrere Male mit lauter Stimme: „0 Solon, Solon!“ Cyrus hörte den Ruf und fragte, was derselbe bedeuten solle. Als Krösus ihm die Antwort gegeben hatte, ging der Perserkönig in sich, liess schnell das Feuer löschen, nahm den Krösus an seinen Hof und hielt ihn fortan als seinen Freund. 6. Hie Spartaner. Sparta war die vornehmste Stadt in Lacedämon, einer rauhen und gebirgigen Landschaft im südlichsten Theile von Griechenland. Die
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