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1. Realienbuch für Volks-, Bürger- und Töchterschulen - S. 134

1899 - Bühl (Baden) : Konkordia-Verl.
134 von Köln und erzog ihn sehr streng. Mit 16 Jahren kam Heinrich an die Regierung. Sein Ratgeber war jetzt Erzbischof Adalbert von Bremen. Dieser lag mit den Sachsen in Streit und flößte dem jungen Fürsten einen unnatürlichen Haß gegen dieses Volk ein. Um die Sachsen zu bedrücken, baute Heinrich Burgen in ihrem Lande und legte starke Besatzungen in dieselben. Darüber empört, griffen sie zu den Waffen, wurden aber besiegt und wandten sich jetzt mit ihren Klagen an den Papst Gregor Vh. d. Dieser war der Sohn eines armen Landmannes, hatte sich aber durch außer- ordentliche Begabung, Sittenstrenge und Ge- lehrsamkeit zum höchsten Kirchenfürsten auf- geschwungen. Nachdem er verschiedene Miß- bräuche in der Kirche abgeschafft hatte, ging sein Streben dahin, das Papsttum zur höchsten Macht auf Erden zu erheben. Er lud den Deutschen Kaiser vor seinen Richterstuhl, und als Heinrich nicht gehorchte, sprach er den Bann über ihn aus. Die deutschen Fürsten drohten dem Kaiser mit der Absetzung, wenn er sich nicht binnen Jahresfrist vom Banne löse. Mitten im Winter wanderte nun Heinrich, nur von seiner Gemahlin und einigen Dienern begleitet, über die Alpen 1077. Der Papst hielt sich in dem festen Schlosse Canossa, südlich von Parma, auf. Im Büßer- gewand stand Heinrich am Schloßhoflhor und begehrte Einlaß; aber erst am dritten Tage ließ ihn der Papst vor sich kommen. Er wurde vom Banne gelöst und kehrte nach Deutschland zurück. Die unerhörte De- mütigung, welche der König von dem Papste erlitten, führte ihm wieder viele zu, die ihm vorher feindlich gegenüber gestanden waren; mit besonderer Treue hielten die rheinischen Städte zu ihm. Doch hatte er auch fernerhin viele und schwere Kämpfe zu bestehen; am tiefsten wurde er von seinen eigenen Söhnen gekränkt, welche sich gegen ihn empörten, so daß er 1106 vor Gram starb. Noch 5 Jahre mußte sein Leichnam in einer ungeweihten Kapelle ruhen, bis er vom abermaligen Banne gelöst und in dem Dom zu Speier beigesetzt wurde. Bergt. § 194 und 195. u, 138. 149. Friedrich Barbarossa. 1152—1190. Ii, 115, 116, 135, 136; Iii, 127. a. Das berühmteste deutsche Kaisergeschlecht ist das der Hohen- staufen. Ihr Stammschloß war die Burg Hohenstaufen auf der rauhen Alp. Der herrlichste unter den hohenstaufischen oder schwäbischen Kaisern war Friedrich I, ausgezeichnet durch Vorzüge des Geistes und Körpers. Er war schlank und kräftig, seine Haltung majestätisch. Der Blick seiner großen, blauen Augen kündigte den Herrscher an. Ein rötlicher Vollbart

2. Realienbuch für Volks-, Bürger- und Töchterschulen - S. 141

1899 - Bühl (Baden) : Konkordia-Verl.
141 schlossen die Städte Bündnisse untereinander. Der berühmteste Städte- Äund war die Hansa*), welche zur Zeit ihrer höchsten Blüte 85 Städte in Nord- und Mitteldeutschland umfaßte. An der Spitze standen Lübeck, Hamburg und Bremen, die den Namen Hansastädte heute noch führen. Die Hansa hatte ein eigenes Heer und eine eigene Flotte und war so mächtig, daß sie mit den Königen von Dänemark und Schweden sieg* Teiche Kriege führte. 157. Ludwig der Layer und Friedrich der Schöne von Österreich. 1313. a. Durch die Uneinigkeit der deutschen Fürsten kamen i. I. 1313 Zwei Könige auf den Thron, Ludwig der Bayer und sein Verwandter And Jugendfreund Friedrich der Schöne von Österreich. Daraus entstand ein langjähriger, unseliger Bürgerkrieg, durch welchen Deutsch- land schrecklich verwüstet wurde. Endlich besiegle Ludwig durch die Klug- heit seines Feldhauptmannes Schweppermann seinen Gegner bei Mühldorf am Inn (l322). Friedrich wurde gefangen genommen; aber sein Bruder setzte den Kampf gegen Ludwig fort. b. Drei Jahre war Friedrich gefangen. Da kam Ludwig zu ihm und bot ihm Versöhnung an. Friedrich sollte seine Freiheit erlangen, wenn er auf die Krone verzichte und seine Anhänger zum Frieden bewege. Da diese aber vom Frieden nichts wissen wollten, stellte er sich, seinem gegebenen Worte treu, freiwillig wieder als Gefangener. Uber diese Ehrenhaftigkeit und Treue war Ludwig tief gerührt; beiden lebten von jetzt -an wieder unzertrennlich als Freunde und regierten sogar gemeinschaftlich. 158. Die Kirchenversammlung oder das Konzil zu Konstanz. 1414 — 1418. a. Siebzig Jahre lang, nämlich von 1308—1378, hatten die Päpste ihren Sitz nicht in Rom, sondern in Avignon (awinjon) in Süd- srankreich. Als nun zu Rom wieder ein Papst gewählt wurde, erkannten ihn die französischen Geistlichen nicht an und wählten einen Gegenpapst. Hierdurch entstand eine Spaltung in der Kirche. Auf einer Kirchenversammlung zu Pisa in Italien wurde jene zwei Päpste ab- gesetzt und ein neuer gewählt. Jetzt waren drei Päpste vorhanden, und die Verwirrung wurde noch größer. Als Kaiser regierte damals Sigis- mund von Böhmen. Durch seine Bemühungen wurde endlich eine all- gemeine Kirchenversammlung nach Konstanz berufen, um die eingetretenen Mlßstände zu beseitigen. Das Konzil setzte die drei Päpste ab und wählte einen neuen, der nun allgemein anerkannt wurde. b. Zu denen, welche laut eine Verbesserung der Kirche verlangt hatten, gehörte auch Johannes Hus. Dieser war ein berühmter 'Prediger und Professor an der Universität zu Prag Er hatte Lehren vorgetragen, welche mit den bisherigen Glaubenssatzungen in Widerspruch *) Hansa bedeutet Genossenschaft, von Hans, d. 1 soviel als Geselle oder Genosse. io

3. Realienbuch für Volks-, Bürger- und Töchterschulen - S. 135

1899 - Bühl (Baden) : Konkordia-Verl.
135 zierte sein Antlitz, weshalb ihn die Deutschen Rotbart, die Italiener Barbarossa nannten. b. Viele und schwere Kämpfe hatte er mit den Italienern zu führen. Die oberitalien- ischen Städte, an deren Spitze Mailand stand, wollten sich mit Hilfe des Papstes vom Deutschen Reiche frei machen. Zu ihrer völligen Unterwerfung mußte der Kaiser fünf Heeres- züge über die Alpen unternehmen. Nach ein- jähriger Belagerung wurde Mailand ge- zwungen, sich dem Kaiser auf Gnade oder Un- gnade zu übergeben; die Mauern und Türme der Stadt wurden niedergerissen. Als aber der Kaiser nach Deutschland zurückgekehrt war, empörten sich die Städte von neuem und stif- teten den lombardischen Städtebund. Friedrich zog gegen sie; aber sein Heer wurde durch Verrat geschwächt. Herzog Heinrich der Löwe, welcher außer Braunschweig und Lüne- burg auch Sachsen und Bayern besaß, verließ treulos seinen Kaiser, wodurch die Deutschen eine furchtbare Niederlage erlitten. Der Kaiser schloß jetzt mit den Italienern den Frieden zu Konstanz. Heinrich dem Löwen nahm er seine Herzogtümer Sachsen und Bayern. Das letztere erhielt Otto von Wittelsbach, dessen Nachkommen noch jetzt daselbst regieren. v. Unter vielen Kämpfen und Stürmen war Barbarossa zum Greise geworden. Da kam aus dem Morgenlande die Nachricht, Jerusalem sei von den Türken wieder erobert worden. Kaiser Friedrich beschloß, einen Kreuzzug in das heilige Land zu unternehmen. Nach einem mühe- vollen Marsche kam das Kreuzheer an den Fluß Seleph in Kleinasien. Beim Überschreiten desselben geriet der Zug ins Stocken. Der Kaiser sprengte in den Fluß, um die Leute anzuspornen. Allein die wilden Fluten rissen ihn fort, und er konnte nur als Leiche ans Land gebracht werden. Ünbeschreiblich war der Jammer des Heeres, das ihn wie einen Vater beweinte. Das deutsche Volk wollte nicht glauben, daß der teure Held gestorben sei. So entstand die Sage, er schlafe verzaubert im Kyffhäuserberg; aber einst werde er wiederkommen und Deutsch- lands Macht und Herrlichkeit neu herstellen. Vergl. 8 195, 2. Friedrich Barbarossa. 150. Lonradin der letzte Hohenliaufe. 1268. a Auf Barbarossa folgten noch 4 hohenstaufische Kaiser. Allein diese rieben ihre Kräfte auf in endlosem Kampfe gegen gewaltige Päpste, trotzige Vasallen*) und die von diesen aufgestellten Gegenkaiser. Dazu *) Vasallen waren Dienst- oder Lehensmannen, die vom Kriser mit Gütern oder Ämtern „belehnt" wurden, wofür sie ihm, als ihrem Lehensherrn, zu Dienst (insbesondere Kriegsdienst) und Treue verpflichtet waren.

4. Badisches Realienbuch - S. 222

1916 - Bühl (Baden) : Konkordia-Verl.
222 endlich in der Ebene an. Die Königin setzte man ans Ochsenhäute, und Wegweiser zogen sie abwärts." Der Papst hielt sich im Felsenschloß Canossa, südlich von Parma, auf. 2m Büßergewande stand der König drei Tage im Schloßhof; dann erst wurde er vom Banne gelöst. 4. Heinrichs Reichskämpfe. Heinrich kehrte wieder nach Deutschland zurück. Hier hatten seine Feinde schon einen Gegenkönig gewählt, nämlich seinen Schwager Rudolf von Schwaben, der aber von Heinrich besiegt wurde. Da Gregor abermals den Bann über ihn ausgesprochen hatte, zog er wieder nach Rom, setzte ihn ab und wurde vom neuen Papste 1084 zum Kaiser gekrönt. Aber das Maß seiner Leideil war noch nicht voll. Die Gegner des Kaisers fanden sogar in seinem Sohne Heinrich einen Führer. Rur die rheinischen Städte hielten treu zu ihrem Kaiser. Durch Verrat fiel er in die Hände seines Sohnes, der ihn zur Abdankung zwang. Erst 56 Lahre alt, starb er vor Gram. Fünf Lahre mußte fein Sarg in ungeweihter Kapelle stehen, bis er vom aber- maligen Banne gelöst wurde. Dann erst konnte Heinrich Iv. Ruhe finden in dem von seinen Vätern erbauten Königsdom in Speyer. 5. Die letzten fränkischen Kaiser. Aus Heinrich Iv. folgte sein Sohn Heinrich V. Auch unter ihm dauerte der Kampf zwischen Kaiser und Papst noch lange fort, bis im Lahre 1122 Friede geschlossen wurde. Mit Heinrich V. erlosch das fränkische Kaiserhaus. Zum Nachdenken und Üben. 1. Suche die erwähnten Orte in deinem Atlas auf! 2. Zeichue Bischofsstab, Ring rind Bischofsmütze! 3. Stelle fest, wie du heute nach Italien kommst! 4. Stelle Alpenübergänge zusammen! 5. Erfrage, welche Könige und Kaiser in dem Dom zri Speyer begraben sind! 26. Baden unter den fränkischen Kaisern. I. Die Herzöge von Zähringen. 1. Bertold I. Zur Regierungszeit Heinrichs I V. war Bertold der Bärtige Graf im Breisgari, in der Ortenau und im Albgau. Er war ein Nachkomme der aleinannischen Herzöge. 1061 wurde Bertold von der Kaiserin-Mutter Agnes mit dem Herzogtum Kärnten und der Markgrafschaft Verona belehnt. Fortan führte er den Herzogstitel. Zn den Kämpfen zwischen Kaiser Heinrich und Papst Gregor Vii. stellte sich Bertold mit den unzufriedenen Fürsten auf die Seite des Papstes. Er verlor dadurch nicht nur fein Reichslehen, sondern mußte auch mit ansehen, wie seine Erbländer verwüstet, seine Untertanen mißhandelt, Kirchen und Klöster bermibt wurden. Aris Kummer hierüber verfiel der greise Herzog in Wahnsinn und starb 1078. Er hinterließ drei Söhne: Bertold, Hermann und Gebhard. Dieser wurde Bischof in Konstanz und einer der mächtigsten Fürsten im Südwesten Deutschlands. 2, Bertold Ii. Nachfolger des ersten Bertold wurde Bertold Ii. Er söhnte sich mit dem Kaiser aus, und seine Besitzungen im Breisgau, in der Ortenau, auf dem Schwarzwald und in der Schweiz wurden zu einem Herzogtum erhoben. Die Burg Zähringen bei Freiburg machte er zu seinem Stammsitze und nannte sich dann Herzog von Zähringen. Diesen Titel führen die Mitglieder des badischen Fürstenhauses heute noch. Ii. Die Markgrafen von Baden. 1. Markgraf Hermann l. Als Bertold der Bärtige 1061 mit dein Herzogtum Kärnten und der Mark Berona belehnt wurde, übertrug er das Grafenaint im Breisgau seinem ältesten Sohire Hermann. Dieser nannte sich fortan Markgraf. Vom zähringischen Erblande fiel ihm die Herrschaft Hoch- oder Hachberg bei Emmendingen zu. Durch Heirat mit einer Gräfin von Eberstein erwarb er die Herrschaft Baden im Oosgau. Die schöne Stadt Baden wurde seine Residenz und das prächtige Schloß Hohenbaden sein Wohnsitz. Die Kämpfe zwischen Kaiser Heinrich und dem Papst veranlaßten den frommen und friedesuchenden Mann, dem Weltleben zu entsagen. Er zog sich als Mönch in das Kloster Clünp in Burgund zurück und starb daselbst 1074. Hermann I. ist der Stammvater unseres badischen Fürstenhauses.

5. Badisches Realienbuch - S. 219

1916 - Bühl (Baden) : Konkordia-Verl.
219 verbreitete sich weithin über alle Völker und Könige." Heinrich, der Begründer des Deutschen Reiches, starb 936 und wurde in Quedlinburg beigesetzt. Zum Nachdenken und Üben. 1. Gib an, in welcher Weise der deutsche und der badische Thron nach Ableben des Herrschers besetzt werden! 2. Nenne Gedichte, die dir über Heinrich I. bekannt sind! 3. Ist deine Heiinat auch von Hunnen oder Ungarn heimgesucht worden? 4. Suche die erwähnten Ortsnamen in deinem Atlas auf! Ii. Otto der Große 936—973. 1. Die Krönung. Nach Heinrichs I. Tod wählten die Fürsten seinen Sohn Otto zum König. Die feierliche Krönung fand in Aachen statt. Auf dem marmornen Throne Karls des Großen empfing er den Huldigungseid der deutschen Fürsten. In feierlichem Zug begab er sich mit seinem glänzenden Gefolge in den Dom. Am Altar überreichte ihm der Erzbischof von Mainz die Reichs- kleinodien: das Schwert, den Mantel mit den goldenen Spangen und das Szepter, salbte ihn mit Öl und setzte ihm die Krone aufs Haupt. Beiin Krönungsmahle im Kaiserpalast verrichteten vier Herzöge zum erstenmal die Erzämter als Kämmerer, Truch- seß, Mundschenk und Marschall, um dainit ihre Ergebenheit zu bezeugen. 2. Kämpfe gegen innere Reichsfeinde. Während Heinrich I. in den Herzögen selb- ständige Fürsten erblickte, betrachtete sie der neue Herrscher nur als königliche Beamte und verlangte von ihnen unbedingten Gehorsam. Er erfuhr allenthalben Widerstand. Aber Otto schlug alle Gegner zu Boden. Er verlieh die Herzogtümer an treuergebene Männer und an Mitglieder der königlichen Familie. So ge- lang es ihm, die deutschen Stämme wieder zu einem einheitlichen Reiche zu vereinigen. 3. Kämpfe gegen äußere Reichsfeinde. Nachdem Otto Ordnung in seinem Reiche ge- schaffen hatte, zog er gegen die äußeren Feinde ins Feld. Die eindringenden Slaven schlug er uui) nahm ihr Land bis zur Oder weg. Christentum und Deutschtum fanbcn dort Eingang. Als im Sommer des Jahres 955 die räuberischen Ungarn wieder in Deutschland einbrachen, wurden sie von Otto auf dem Lechfelde bei Augsburg so ent- scheidend besiegt, daß sie nie wieder einen Einfall wagten. 4. Die Kaiserkrönung. Otto hatte durch die Vermählung mit Adelheid, der Wiüve des Longobardenkönigs, einen großen Teil Italiens erworben. Im Jahre 962 empfing er aus den Händen des Papstes die römische Kaiserkrone. Römisches Kaisertum und deutsches Königtum blieben fortan verbunden. Von nun an führte das Deutsche Reich bis 1806 den Namen: Heiliges Römisches Reich deutscher Nation. Otto der Große.

6. Badisches Realienbuch - S. 221

1916 - Bühl (Baden) : Konkordia-Verl.
221 nach kurzer Zeit mußte er sein Erziehungsamt an den lebensfrohen und pracht- liebenden Erzbischof Adalbert von Bremen abtreten. Mit 16 Zähren kam Heinrich zur Regierung. Erzbischof Adalbert war sein Ratgeber. Dessen Einfluß im Reiche war so groß, daß die Fürsten die Trennung des Kaisers vom Erz- bischof verlangten. Heinrich verlegte seinen Hof nach Goslar, dem Herzen Sachsens. 2. Sein Kampf mit den Sachsen. Mit Mißtrauen und Unwillen wurde er aufgenommen. Auf den Bergen des Harzes ließ er feste Burgen bauen und legte Besatzungen hinein. Ein Zeitgenosse berichtet darüber: „Schwer lasteten die Besatzungen der Burgen auf den Bewohnern von Sachsen und Thüringen. Alles, was in den Dörfern und Feldern sich vorfand, plünderten sie bei täglichen Aus- füllen; auch erpreßten sie unerträgliche Abgaben und Steuern und trieben häufig ganze Herden hinweg." Unter der Leitung der weltlichen und geistlichen Großen empörten sich die Sachsen und zerstörten die Zwingburgen. Heinrich selbst mußte aus seiner Feste, der Harzburg, fliehen. Bon den Bürgern der Stadt Worms erhielt er Hilfe und Geld. Die Sachsen wurden besiegt und die Burgen wieder aufgebaut. Für die geleistete Hilfe aber wurde den Bürgern von Worms mit dem ersten „Freibrief" Zollfreiheit gewährt. Darin heißt es: „Wir erklären die Bürger von Worms für würdiger als die aller anderen Städte, weil sie uns in der höchsten Not mit der größten Treue angehangen." Nun sagte sich die Stadt von der Oberhoheit des Bischofs los und wurde später „freie Reichsstadt". 3. Sein Kampf mit dem Papst. Heinrich hätte seinen deutschen Gegnern Trotz geboten, aber diese bekamen einen Helfer in Ztalien. Dort saß Gregor Vii. auf dem päpstlichen Stuhl. Er stammte von armen Leuten, wurde aber einer der klarsten und unerschrockensten Kämpfer für die Kirche. Sein Streben ging nach oberster weltlicher Gewalt. „Wie der Mond sein Licht von der Sonne hat", sagte er, „so sind Kaiser, Könige und Fürsten nur durch den Papst. Der Papst kann Kaiser, Könige und Fürsten ab- und einsetzen nach seinem Willen." Zunächst wollte er Bischöfe und Geistliche nur der Kirche unterstellen. Seit Karl dem Großen waren die Bischöfe und Geistlichen eine mächtige Stütze des Staates. Der König hatte sie in ihr Amt eingesetzt und ihnen zum Zeichen ihrer Würde Ring und Stab verliehen. Diese Amtseinsetzung hieß Znvestitur. Zum Dank für das verliehene Amt entrichteten die Geistlichen dem Könige eine Steuer. Die Verleihung geistlicher Stellen für Geld bezeichnete man als Simonie. Gregor Vii. verbot die Znvestitur und die Simonie. Heinrich beachtete dieses Verbot nicht. Erbittert über den Eingriff in feine Rechte, ließ er sogar den Papst seines Amtes entsetzen. Dieser verhängte über den König den Bann und entband damit seine Untertanen vom Eide der Treue. Die Wirkung des Bann- fluches war gewaltig. Die Fürsten beschlossen, das Reich als „verwaist" zu betrachten, wenn sich der König nicht binnen Zahresfrist vom Banne löse. Schweren Herzens tat Heinrich diesen Schritt, um sein Königtum zu retten. Es war im Winter 1077. „Wenige Tage vor Weihnachten brach er auf und trat mit seiner Gemahlin und seinem kleinen Sohn die Reise an. Kein freier Mann begleitete ihn. Die Heftigkeit des Winters war mit so ungewöhn- licher Strenge eingetreten, daß der Rheinstrom für Fußgänger bis April gangbar blieb. Er nahm seinen Weg über den Mont Cenis. Die Berge starrten so von Eis, daß man auf dem steilen Abhang weder zu Pferde noch zu Fuß hinab- steigen konnte. Mit Führern, auf Händen und Füßen kriechend, langten sie

7. Badisches Realienbuch - S. 240

1916 - Bühl (Baden) : Konkordia-Verl.
240 35. Kirchliches Leben am Ausgang des Mittelalters. 1. Zustände der Kirche. Seit dem Untergange der Hohenstaufen wurde die Macht des Papstes immer größer. Er hatte sogar das Recht erlangt, deutsche Könige ein- und abzusetzen. Durch Ausdehnung seiner Besitzungen in Italien war er mit den italienischen Adeligen vielfach in Streit geraten. Auch der König von Frankreich sah sich durch die päpstliche Gewalt bedroht. Darum ließ er den Papst gefangen nehmen. Er zwang ihn, seinen Wohnsitz in Avignon in Südfrankreich zu nehmen. Nahezu 70 Jahre lang, von 1309 bis 1377, hatten die Päpste ihren Sitz nicht mehr in Rom. Als nun 1378 in der „Siebenhügel- stadt" am Tiber wieder ein Papst gewählt wurde, anerkannten ihn die französischen Geistlichen nicht. Sie wählten einen Gegenpapst. Hierdurch entstand eine Spaltung in der Kirche. Um diesein traurigen Zustande ein Ende zu machen, wurden auf der Kirchenversammlung zu Pisa die beiden Päpste abgesetzt und ein anderer gewählt. Jetzt waren drei Päpste vorhanden und die Verwirrung wurde noch größer. Zur Herstellung der kirchlichen Ordnung wurde auf Betreiben des Kaisers Sigismund eine Kirchenversammlung nach Konstanz einberufen. 2. Das Konzil zu Konstanz 1414—1418. Konstanz war zu diesem Zweck trefflich geeignet: Dort mündeten die großen Handelsstraßen, die von Italien über die Alpen führten; dort gewährten Rhein und Bodensee eine leichte Zufahrt zur Herbeischaffung von Waren. Denn von überallher kamen die Scharen der christlichen Völker: Kaiser und Papst, Fürsten und Kardinäle, Adelige und Bischöfe, Kaufleute und Händler, Wechsler und Handwerker. 70000 Fremde und mehr waren aus aller Herren Ländern zusammengeströmt. Konstanz konnte die Menge kaum beherbergen. In Zelten und Fässern nächteten viele. Konstanz glich in dieser Zeit einem Jahrmarkt. In Handel und Gewerbe herrschte vollkommene Freiheit. Es war die größte und glänzendste Kirchenversammlung des Mittelalters. Die Kirchenversammlung zu Konstanz sollte eine allgemeine Kirchen- verbesserung oder „eine Reform der Kirche an Haupt und Gliedern" schaffen. In die Kirche hatten sich nämlich allerlei Mißstände eingeschlichen. So besetzten z. B. Päpste und Bischöfe geistliche Ämter für Geld, andere geboten über aus- gedehntes Land und führten ein freies Leben. Die gewünschten Besserungen wurden nicht erreicht; dagegen wurden die drei Päpste abgesetzt und ein neuer gewählt, der allgemein anerkannt wurde. 3. Johannes Hus. Der gewaltigste Prediger jener Zeit, der eine Ver- besserung der Kirche verlangte, war Johannes Hus. Er hatte als Professor in Prag Lehren vorgetragen, die mit der bisherigen Kirchenlehre in Widerspruch standen. Hus wurde zur Verantwortung vor das Konzil zu Konstanz geladen. Voll Vertrauens ging er dorthin; denn der Kaiser Sigismund hatte ihm freies Geleit zugesichert. Da er sich weigerte, seine Lehren zu widerrufen, wurde er als Ketzer zum Feuertode verurteilt. „Und es führten ihn die von Konstanz zum Tore hinaus mit mehr denn 1000 gewappneten Männern. Da ließ sich Hus fröhlich an einen Pfahl binden. Um den Hals legten sie ihm eine rostige Kette; unter seine Füße legten sie zwei Bündel Reisig und um seinen Körper viel Holz, Stroh und Reisig bis an den Hals. Bald zündeten die Henker das Feuer an und Hus sang: „Christe, du Sohn Gottes, erbarme dich meiner!" Als er zum drittenmal betete, verschied er. Seine Asche wurde in den Rhein

8. Badisches Realienbuch - S. 251

1916 - Bühl (Baden) : Konkordia-Verl.
251 hatte einen Habsburger nts Vater und eine 6pslnieri» als Mutter. Die deutschen Fürsten wählten Karl zum Kaiser, weil sie von ihm eine Besserung der kirchlichen und weltlichen Zustände des Reiches erhofften. Doch sie wurden in ihrer Hoffmlng getäuscht: „Rur dem Deut- schen gebühret gn herrschen im hei- mischen Deutsch land, und eindeutscher allein würdig nur ist er des Thrones." Karl war kein Deutscher. Er war in fremdländischem Geiste erzogen und sprach nur mangelhaft deutsch. Für- deutsche Angelegenheiten hatte er wenig Verständnis. Als Habsburger war er bestrebt, seine Hausmacht zu vergrößern. Dieses Ziel erreichte er durch geschickte Verheiratung seiner Geschwister. Er selbst war der Herr eines gewaltigen Reiches. Außer den österreichischen Ländern besaß er Spanien, die Niederlande, Mailand, Neapel, Sizilien, Sardinien und die spanischen Kolonien in Amerika. Es war ein Reich, „in dem die Sowie nicht unterging". Karl war Welt- beherrscher. 2. Karls auswärtige Kriege. Trotz dieser großen Macht gelang es dem Kaiser nicht, die Ausbreitung der protestantischen Lehre zu unterdrücken. Zwei auswärtige Feinde hinderten ihn daran: Franz I. von Frankreich nnb die Türken. Durch glänzende Siege behauptete er seine Macht gegen Frankreich. Das christliche Wien schützte er 1529 vor dem Ansturm der mohammedanischen Türken. Die heldenhafte Verteidigung der kleinen Besatzung und der Wiener Bürger zwang den Feind zum Abzug. Uber Ungarn aber behielten die Türken die Herrschaft. Auch nach Afrika unternahm Karl zwei Kriegszüge. der Nordküste wohnten gefürchtete Seeräuber, welche die italienischen und spanischen Küsten plünderten und Tausende von Bewohnern in die Gefangenschaft führten. Zn Tunis befreite er 20000 Christen vom Sklavenjoche. Damit hatte Karl seine äußeren Feinde besiegt. Zur Erhöhung seines Glanzes erhielt er in Bologna die Eiserne Krone der Lombardei und in Rom die Kaiserkrone. Er ist der letzte Kaiser, der in Rom gekrönt wurde und der erste, der schon ungekrönt den Titel „Kaiser" führte. 3. Karls innere Kriege: Der Bauernkrieg, a) Ursache. Die Lage der Bauern war zur Zeit der Reformation eine recht traurige. Sie besaßen kein Grundeigentum, sondern standen als Cctbeigene im Dienste geistlicher oder welt- licher Herren. Diesen mußten sie die Felder bebauen, fronen nnb große Abgaben entrichten. Außer dein Zehnten von Ernte und Vieh waren noch Sonderabgaben
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