127
schwarzes, struppiges Haar, schiefe Augen, einen dicken Hals und einen
kurzen, breitschulterigen Körper. Von ihren Pferden waren sie fast
unzertrennlich; sie aßen, tranken und schliefen auf ihnen. Weiber und
Kinder führten sie auf Karren nach. Sie kannten weder Ackerbau, noch
feste Wohnsitze. Ihre Nahrung bestand aus Wurzeln und rohem Fleisch,
das sie oft unter dem Sattel mürbe ritten. Von Jugend an lernten sie
Hunger und Durst, Hitze und Kälte ertragen. Sie schweiften von Land
zu Land, raubten, plünderten, sengten und mordeten. Die Völker
wurden aus ihren Wohnsitzen vertreiben oder mußten sich ihnen an-
schließen. Auch die meisten deutschen Völkerschaften wurden genötigt,
neue Wohnsitze aufzusuchen. So beginnt mit dem Einbruch der Hunnen
in Europa die Völkerwanderung, welche fast 200 Jahre dauerte.
Endlich kamen die Hunnen nach Ungarn. In den grasreichen
Ebenen dieses Landes gefiel es ihnen, bis Attila oder Etzel (auch Geißel
Gottes genannt), ein gewaltiger Herrscher und Kriegsheld, unter ihnen
auftrat. Mit V2 Million Streitern brach er gegen das Abendland auf
und bahnte sich den Weg mit Feuer und Schwert. Da vereinigten sich
verschiedene Völkerschaften und schlugen ihn 451 bei Chalons (schalon)
an der Marne, worauf er sich wieder nach Ungarn zurückzog. Aber
schon im nächsten Jahre drang er in Italien ein und bedrohte Rom,
ließ sich jedoch durch die Bitten und Geschenke des Papstes zur Umkehr
bewegen. Bald darauf starb er in Ungarn. Nach seinem Tode zerfiel sein
großes Reich, und die besiegten Völker erlangten ihre Freiheit wieder.
0. Zu den von den Hunnen bedrängten deutschen Völkern gehörten auch
die Gsten. Diemstgoten, welche im heutigen Südrußland wohnten, wurden von
den Hunnen besiegt und unterworfen. Die Westgoten erhielten auf die Bitte
ihres Bischofs Ulfilas, der die Bibel in die gotische Sprache übersetzte, von den
Römern neue Wohnsitze im Süden der Donau. Unter ihrem tapfern König Alarich
aber sielen sie in Italien ein, erstürmten die Weltstadt Rom und zogen nach Unter-
italien. Hier wurde Alarich 4^0 im 3^. Lebensjahre vom Tode ereilt. Ui, J66.
Nun kehrten die Westgoten um und gründeten auf beiden Seiten der Pyrenäen
das west gotische Königreich, welches 300 Jahre lang bestand.
6. während der Völkerwanderung kam eine römische Provinz nach der
andern in die Hände deutscher Volksstämme. Tin deutscher Heerführer Namens
Odoaker setzte sogar den letzten römischen Kaiser ab und nannte sich König von
Italien (^76). Tr wurde jedoch von dem Gstgotenkönig Tbeodorich bei Verona
besiegt, ^und letzterer gründete nun das Gstgotenreich, das aber schon nach
seinem Tode wieder zerfiel. Theodorich, in der Sage Dietrich von Bern (d. i.
Verona) genannt, war ein echt deutscher Held, dessen Thaten in Liedern und
Sagen gepriesen werden. Iii, U2. In Britannien gründeten die Angeln und
ein Leil der Sachsen, welche von Schleswig-Holstein herübergekommen waren, ein
Reich, das den Namen Angelland (England) erhielt.
Die Langobarden, ein anderer deutscher Volksstamm, stifteten in Gber-
italien 568 das lombardische Reich (daher „Lombardei"). Ii, No. Iii, n?.
140. Die Folgen der Völkerwanderung.
Die Länder, in welche die deutschen Stämme bei der Völker-
wanderung eindrangen, gehörten zum großen Römischen Reiche. Die
Eingewanderten vermischten sich mit den alten Bewohnern und nahmen
8*
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
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Extrahierte Personennamen: Attila Namens
Odoaker
Extrahierte Ortsnamen: Europa Ungarn Ungarn Italien Rom Ungarn Donau Italien Rom Italien Verona Bern Verona Britannien Sachsen Schleswig-Holstein England Gber-
[
174
bau, Viehzucht und andere friedliche Beschäftigungen und nahmen all-
mählich mildere Sitten an. Etwa hundert Jahre nach der Eroberung)
des Zehntlandes dehnten sie ihre Herrschaft auch auf das Land jenseits
des Rheins aus und bewohnten nun das ganze Gebiet zwischen den Alpen
und dem Main, den Vogesen und dem Lech.
192. Gaden unter den Franken. 500 n. Chr. Vergl. 8 i4i.
Während die Alemannen den östlichen Teil Galliens eroberten,
drangen vom Niederrhein her auch die Franken in dieses schöne Land-
ein. Ihr streitbarer und herrschsüchtiger König Chlodwig besiegle zuerst
die Römer und zog dann gegen die Alemannen. Bei Zülpich (zwischen
Aachen und Bonn) kam es 496 zum Entscheidungskampfe, in welchem
die Alemannen vollständig geschlagen wurden. Infolge dieses Sieges
trat Chlodwig zum Christentum über; die Alemannen mußten die nörd-
liche Hälfte ihres Landes ivom Main bis zur Murg) an ihn abtreten
und ihn zugleich als ihren Oberherrn anerkennen. In das neugewonnene
Land wanderten viele Franken ein, während die bis jetzt hier ansäßigen
Alemannen größtenteils zu ihren Stammesgenossen im Süden zogen.
Aus dem südlichen Teile des Landes wurde nun das Herzogtum Ale-
mann i e n oder Schwaben gebildet. Seine Herzoge gehörten den.
vornehmsten alemannischen Geschlechtern an; sie mußten zwar dem Franken-
könig den Huldigungseid leisten, waren aber im übrigen ziemlich unab-
hängig. Die Landesteile nördlich der Murg gehörten zum Herzogtum.
Rheinfranken. Beide Herzogtümer waren in Gaue eingeteilt, deren
Namen heute noch bestehen. Die Herrschaft der Franken war für unser
Land in vieler Beziehung segensreich, namentlich durch die Einführung,
des Christentums.
193. Die Glaubensboten in Laden. Vergl. § 142.
Zur Zeit der Frankenherrschaft kamen besonders aus England und
Irland zahlreiche Glaubensboten in unser Land, welche unter dem Schutze
der fränkischen Könige den heidnischen Alemannen das Christentum ver-
kündeten. Unter Gefahren und Entbehrungen aller Art zogen sie umher
und predigten die göttliche Lehre.
Schon unter Chlodwig erschien um d. I. 500 der Irländer Fri-
dolin im badischen Oberlande und gründete auf einer Rheininsel ein
Kloster, bei welchem später die Stadt Säckmgen entstand. 11, 129. Hun-
dert Jahre nachher predigte Columban mit 12 Schülern, von welchen
Gallus das Kloster St. Gallen in der Schweiz gründete, am Bodensee
das Evangelium Um dieselbe Zeit errichtete der hl. Offo das Kloster
Schüttern (bei Offenburg) und Landolin das Stift Ettenheimmünster.
Die Bewohner des Breisgaues wurden durch Trudpert, welcher um
Münsterthat, am Fuße des Belchen, ein Kirchlein erbaut hatte, für das
Christentum gewonnen. Später erhob sich an dieser Stelle das Bene-
diktinerkloster St. Trudpert. Auf der Insel Reichenau stiftete Pirmirn
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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138
151. Die Cimbern und Teutonen.
3m Jahre 113 v. Chr. erschienen in den Alpen und in ^ Gallien
deutsche (germanische) Volksstämme und verlangten von den Römern Land.
Es waren die Cimbern und Teutonen. Mit Weib und Kind und
großen Lerden waren sie von Norden her gekommen, hatten schon vier
römische Leere, die sich ihnen entgegenstellten, vernichtet und im Römischen
Reiche Angst und Schrecken verbreitet. Nachdem sie längere Zeit in
Gallien gehaust hatten, wollten sie auch in Italien einfallen, und zwar die
Teutonen von Westen und die Cimbern von Norden her. In dieser Not
wurde der kluge und kriegserfahrene Marius der Retter Roms. Er stellte
sich im Rhonetal zuerst den Teutonen entgegen, umgab seine Leerlager mit
starken Verschanzungen, gewöhnte seine Soldaten in kleinen Gefechten an
den Anblick, das Kriegsgeschrei und die Kampfweise der riesenhaften Feinde
und besiegte sie endlich bei Aquä-Sextiä (jetzt Aix (äh88) bei Marseille)
102 v. Chr. Unterdessen waren die Cimbern über die Alpen gestiegen und
bis in die Po-Ebene vorgedrungen, wo sie von den Römern angegriffen
wurden. Die Cimbern bildeten ein großes Viereck und hatten die Kämpfer
der vorderen Reihen durch Ketten verbunden. Trotz ihrer wilden Tapfer-
keit wurden aber auch sie von Marius bei Vercelli (wertschelli, zwischen
Turin und Mailand) besiegt und die meisten von ihnen erschlagen. Als
die Weiber den Untergang ihrer Männer sahen, ließen sie ihre Kinder von
den Lufen ihrer Tiere und den Rädern ihrer Wagen zermalmen und
gaben sich dann selbst den Tod.
152. Julius Cäsar. 50 v. Chr.
a. Zur Zeit der römischen Bürgerkriege lebte Julius Cäsar, der
berühmteste römische Feldherr. Er stammte aus einer angesehenen Familie
und wurde sorgfältig erzogen. Durch Laufen, Schwimmen, Fechten und
andere Leibesübungen stärkte er seinen anfangs sehr schwächlichen Körper so,
daß er später alle Anstrengungen und Beschwerden des Krieges ertragen
konnte. Schon als Jüngling zeigte er (wie Alexander der Große) hohen Mut.
Auf einer Reise nach Kleinasien wurde er einst von Seeräubern gefangen, die
ein hohes Lösegeld verlangten. Während seine Freunde die geforderte Summe bei-
schafften, las Cäsar den Räubern seine Reden und Gedichte vor, und als sie dieselben
nicht lobten, drohte er: „Dafür lasse ich euch alle ans Kreuz heften, sobald ssch frei
bin." Kaum hatte er die Freiheit erlangt, so verfolgte er mit einigen Schissen die
Seeräuber, besiegte sie und ließ sie kreuzigen.
b. Cäsar wurde bald der Liebling des Volkes, dessen Gunst er sich
durch Geschenke und glänzende Feste, durch seine Leutseligkeit und Bered-
samkeit erworben hatte. Zum Statthalter von Gallien ernannt, unter-
warf er nach und nach alle Völker dieses Landes und schuf sich ein aus-
gezeichnetes Leer, das ihm treu ergeben war. Von hier aus setzte er
zweimal über den Rhein, um den kriegerischen Germanen seine Macht
zu zeigen; doch gelang es ihm nicht, auf dem rechten Rheinufer dauernde
Eroberungen zu machen. (Rb. § 155.)
c. Seine glänzenden Siege in Gallien und sein großes Ansehen beim
Volke beunruhigten jedoch den römischen Senat (Staatsrat), und dieser
setzte ihn ab. Da zog er mit seinem ganzen Leere gegen Rom. Als er
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Extrahierte Personennamen: Marius Marius Marius Marius Julius_Cäsar Cäsar Julius_Cäsar Cäsar Alexander Alexander Cäsar Cäsar Cäsar
140
ländische Kaiserreich mit der Kauptstadt Rom und das Oströmische
oder Morgen ländische Kaiserreich mit der Hauptstadt Konstantinopel.
Die Grenze zwischen beiden Reichen bildete das Adriatische Meer. Das
Weströmische Reich erreichte schon 476 sein Ende, als der deutsche Keer-
sichrer Odoaker den letzten Kaiser Romulus Augustulus vom Throne
stürzte. Das Oströmische Reich dauerte 1000 Jahre länger; denn es wurde
erst 1453 von den Türken zertrümmert. 8 156c; 160 b.
Die Römer übten einen gewaltigen Einfluß auf die Kultur, namentlich durch
ihre Sprache (die lateinische) und ihr Rechtswesen, das heute noch vielfach der
Gesetzgebung als Grundlage dient.
Ii. Deutsche Geschichte.
154. Die Alten Deutschen.
a. Das Alte Deutschland erstreckte sich vom Rhein bis zur Oder
und von der Donau bis zur Ost-- und Nordsee. Angeheure Wälder,
unterbrochen durch große Sümpfe und öde Strecken, bedeckten es. In den
Wäldern hausten Wölfe, Bären, Luchse und Auerochsen. Breite Ströme
traten oft über die Ufer und überschwemmten große Gebiete; daher war
die Luft rauh und feucht. Nur ein geringer Teil des Bodens war an-
gepflanzt und zwar mit Gerste, Käfer, Roggen und Flachs.
b. Die Alten Deutschen (Germanen) sollen in unbekannter Zeit aus
dem vorderen Asien in ihre jetzigen Wohnsitze eingewandert sein. Sie be-
standen aus verschiedenen Volksstämmen, über welche zumteil Könige
herrschten. Durch gemeinsame Sprache, ähnliche Sitten und gleichartige
Körpergestalt bildeten sie jedoch nur ein einziges Volk. Die wichtigsten
Stämme waren: die Franken, Sachsen, Alemannen und Schwaben,
Goten, Longobarden, Burgunden und Friesen.
c. Unsere Voreltern waren große, kräftige Gestalten mit blauen
Augen und blonden Kaaren. Ihre Kleidung war im Sommer wie im
Winter fast dieselbe und bestand aus Fellen wilder Tiere, deren Körner
oder Rachen oft einen fürchterlichen Kopfschmuck bildeten. Darunter trugen
sie ein leinenes oder wollenes Kemd. Als Nahrung diente ihnen das
Fleisch der erlegten Tiere, ferner wilde Beeren, Wurzeln und Früchte,
Milch und Käse. Aus Kaser und Gerste brauten sie Bier; aus König
bereiteten sie sich Met (Konigwein).
ä. Unsere Vorfahren wohnten einzeln in Köfen (Gehöften), welche
von den Feldern umgeben und gewöhnlich eingezäunt waren. Die Käufer
waren aus rohen Baumstämmen und Lehm zusammengefügt, mit Stroh
gedeckt und am Giebel mit bunten Farben bestrichen (Blockhäuser). In
der Mitte des Kaufes war die Feuerstelle. Neben der Wohnung war
eine kellerartige Vertiefung, in der man die Vorräte vor der Winterkälte
schützte und sich selbst vor dem Feinde verstecken konnte.
e. Die Erziehung der Jugend war ganz kriegerisch. Sehr früh
wurden die Knaben im Gebrauch der Waffen unterwiesen; der gefährliche
Schwerttanz war das beliebteste Spiel. Mit dem 18. Jahre wurde cher
Jüngling feierlich für wehrhaft erklärt und erhielt nun sämtliche Waffen,
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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143
156. Die Völkerwanderung. 375—568.
a. Im Jahre 375 n. Chr. drangen die Hunnen,*) ein wildes asiati-
sches Reitervolk, in Europa ein. Sie hatten eine gelbliche Hautfarbe,
schwarzes, struppiges Haar, schiefe Augen, einen dicken Hals und einen
kurzen, breitschulterigen Körper. Von ihren Pferden waren sie fast un-
zertrennlich; sie aßen, tranken und schliefen auf ihnen. Weiber und Kinder
führten sie auf großen Ochsenwagen nach. Sie kannten weder Ackerbau,
noch feste Wohnsitze. Ihre Nahrung bestand aus Wurzeln und rohem
Fleisch, das sie oft unter dem Sattel mürbe ritten. Von^ Jugend auf
lernten sie Hunger und Durst, Hitze und Kälte ertragen. Sie schweiften
von Land zu Land, raubten, plünderten, sengten und mordeten. Die Völker
wurden aus ihren Wohnsitzen vertrieben oder mußten sich ihnen anschließen.
Auch die meisten deutschen Völkerschaften wurden genötigt, neue Wohnsitze
aufzusuchen. So beginnt mit dem Einbruch der Hunnen in Europa die
Völkerwanderung, welche fast 200 Jahre dauerte.
Endlich kamen die Hunnen nach Llngarn. In den grasreichen Ebenen
dieses Landes gefiel es ihnen, bis Attila oder Etzel (auch Geißel Gottes
genannt), ein gewaltiger Herrscher und Kriegsheld, unter ihnen auftrat.
Mit V2 Million Streitern brach er gegen das Abendland auf und bahnte
sich den Weg mit Feuer und Schwert. In Gallien stellte sich ihm ein
aus Römern, Burgundern, Westgoten und Franken zusaminengesetztes
Heer entgegen und schlug ihn 451 bei Chalons (schalon) an der Marne,
worauf er sich wieder nach Llngarn zurückzog. Aber schon im nächsten
Jahre drang er in Italien ein und bedrohte Rom, ließ sich jedoch durch
die Bitten und Geschenke des Papstes zur Umkehr bewegen. Bald darauf
starb er in Ungarn. Rach seinem Tode zerfiel sein großes Reich, und
die besiegten Völker erlangten ihre Freiheit wieder.
b. Zu den von den Lunnen bedrängten deutschen Völkern gehörten auch die
Goten. Die Ostgoten, welche im heutigen Südrußland wohnten, wurden von den
Lunnen besiegt und unterworfen. Die Westgoten erhielten auf die Bitte ihres
Bischofs Wulfila, der die Bibel in die gotische Sprache übersetzte, von den Römern
neue Wohnsitze im Süden der Donau. Unter ihrem tapfern König Alarich aber
fielen sie in Italien ein, erstürmten die Weltstadt Rom und zogen nach Unteritalien.
Äier wurde Alarich 410 im 34. Lebensjahre vom Tode ereilt. Iii, 166. Run kehrten
die Westgoten um und gründeten auf beiden Seiten der Pyrenäen das jwestgotische
Königreich, welches 300 Jahre lang bestand.
L. Während der Völkerwanderung kam eine römische Provinz nach der andern
in die Äände deutscher Volksstämme. Ein deutscher.heerführer namens Odoaker setzte
sogar den letzten Römischen Kaiser ab und nannte sich König von Italien (476). Er
wurde jedoch von dem Ostgotenkönig Theodorich bei Verona besiegt, und letzterer
gründete nun das Ostgotenreich, das aber schon nach seinem Tode wieder zerfiel.
Theodorich, in der Sage Dietrich von Bern (d. i. Verona) genannt, war ein echt
deutscher Äeld, dessen Taten in Liedern und Sagen gepriesen werden. Iii, 112. —
In Britannien gründeten 440 die Angeln und ein Teil der Sachsen, welche von
Schleswig-Lolstein herübergekommen waren, ein Reich, das den Namen Angelland
(England) erhielt.
Die Longobarden, ein anderer deutscher Volksstamm, stifteten in Oberitalien
568 das Lombardische Reich (daher „Lombardei"). Ii, 110. Iii, 167.
*) Ein Nomaden- oder Wandervolk.
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
Extrahierte Personennamen: Attila L. Odoaker
Extrahierte Ortsnamen: Europa Europa Gallien Italien Rom Ungarn Donau Italien Rom Unteritalien Italien Verona Bern Verona Britannien Sachsen Schleswig-Lolstein England Oberitalien Lombardische_Reich
191
209. Baden unter den Alemannen. 300 n. Chr.
Östlich vom Zehntlande, zwischen Main und Donau, wohnten die
Alemannen, ein kriegerischer deutscher Volksstamm. Diese stürmten
immer kühner gegen den Grenzwall und das Zehntland an, bis sie um
d. Z. 300 das ganze Gebiet eroberten. Die römischen Äeere zogen sich
über den Rhein zurück; die zurückgebliebenen keltischen Ansiedler wurden
unterworfen und zu Leibeigenen gemacht. Die Alemannen zerstörten nun
die römischen Festungen und Städte, traten die Anpflanzungen nieder und
rotteten das Christentum, welches die Römer verbreitet hatten, wieder aus.
Nachdem sie aber feste Wohnsitze eingenommen hatten, lernten sie von
ihren Leibeigenen, die ihnen an Bildung überlegen waren, Feldbau, Vieh-
zucht und andere friedliche Beschäftigungen und nahmen allmählich mildere
Sitten an. Etwa hundert Jahre nach der Eroberung des Zehntlandes
dehnten sie ihre Herrschaft auch auf das Land jenseits des Rheins aus
und bewohnten nun das ganze Gebiet zwischen den Alpen und dem Main,
den Vogesen und dem Lech.
210. Baden unter den Franken. 500 n. Chr.
Während die Alemannen den östlichen Teil Galliens eroberten, drangen
vom Niederrhein her auch die Franken in dieses schöne Land ein. Ihr
streitbarer und herrschsüchtiger König Chlodwig besiegte zuerst die Römer
und zog dann gegen die Alemannen. Bei Zülpich (zwischen Aachen und
Bonn) kam es 496 zum Entscheidungskampfe, in welchem die Alemannen
vollständig geschlagen wurden. Infolge dieses Sieges trat Chlodwig zum
Christentum über; die Alemannen mußten die nördliche Hälfte ihres Landes
(vom Main bis zur Murg) an ihn abtreten und ihn zugleich als ihren
Öberherrn anerkennen. In das neugewonnene Land wanderten viele
Franken ein, während die bis jetzt hier ansässigen Alemannen größtenteils
zu ihren Stammesgenossen im Süden zogen. Aus dem südlichen Teile
des Landes wurde nun das Herzogtum Alemannien oder Schwaben
gebildet. Seine Herzoge gehörten den vornehmsten alemannischen Ge-
schlechtern an; sie mußten zwar dem Frankenkönig den Huldigungseid leisten,
waren aber im übrigen ziemlich unabhängig. Die Landesteile nördlich der
Murg gehörten zum Herzogtum Rheinfranken. Beide Herzogtümer
waren in Gaue eingeteilt, deren Namen noch heute bestehen. Die Herrschaft
der Franken war für unser Land in vieler Beziehung segensreich, namentlich
durch die Einführung des Christentums. 8 158.
211. Die Glaubensboten in Baden.
Zur Zeit der Frankenherrschaft kamen besonders aus England und
Irland zahlreiche Glaubensboten in unser Land, welche unter dem Schutze
der fränkischen Könige den heidnischen Alemannen das Christentum ver-
kündeten. Anter Gefahren und Entbehrungen aller Art zogen sie umher
und predigten die göttliche Lehre.
Schon unter Chlodwig erschien um d. I. 500 der Irländer Fridolin
im badischen Oberlande und gründete auf einer Rheininsel ein Kloster,.
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land]]
TM Hauptwörter (200): [T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit]]