Lehrbuch der Geschichte
fr die
oberen Klaffen der Gymnafien
herausgegeben von
Stich und Dberl.
Ii. Teil.
Das Mittelalter.
Georg-Eckert-Institut
fr internationale Schu!bucj:4oischung verfat Bra-.-chweig
Schulbuchbibliothek Dr. M. Vberl.
Bamberg.
<L . B u ch n e r Verlag. Rudolf Koch.
1896.
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TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land]]
TM Hauptwörter (200): [T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T170: [Schlacht Leipzig Franzose Preußen Napoleon Heer Herzog Ferdinand Jena Braunschweig]]
ilssbuch
fr den
Geschichtsunterricht
an den mittleren Klaffen
der
hheren Schulen Wrttembergs
Von
E. Hesselmeyer
Dr. phil.
Professor am Gymnasium in Tbingen Zweite vernderte Auftage
Iv. Teil (Obertertia):
Deutsche Geschichte von 1519 bis 1871. bersicht der die wrttembergische Geschichte.
Georg-Eckert-Institut
fr internationale
- Schulbuchforschung
Brauns ;.hweig Schulbuchbibliothek
Bamberg.
C. C. Buchners Verlag.
1909.
M 3s"i
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden]]
TM Hauptwörter (200): [T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T170: [Schlacht Leipzig Franzose Preußen Napoleon Heer Herzog Ferdinand Jena Braunschweig]]
3n gleichem Verlage erschien:
Atlas zur bayerischen Geschichte
in 34 Blttern.
von
Professor Dr. Karl Frauenfelder.
1903. 4. 4 Seiten Text. Kartoniert Itt. 1.-.
Dom Kgl. Staatsministcrium des Innern fr Kirchen- und Schulangelegenheiten fr alle Mittelschulen des Knigreichs zum Unterricht in der Schule genehmigt.
Georg-Eckert-Institut
fr internationale Sc'"' ' : ig Braun,:/ . jg
Schulbuchbibliothek
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Druck der Kdrngl. Unioerstttsdruckerei von 6. Strtz in lvrzburg.
Hd6-1l
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium]]
TM Hauptwörter (200): [T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T170: [Schlacht Leipzig Franzose Preußen Napoleon Heer Herzog Ferdinand Jena Braunschweig]]
43
so dar manoo nohhein uuiht pimidan
so (da) da (wo) (der) Menschen keiner irgend etwas vermeiden (verheimlichen)
[ni mak. 90
(nicht mag (kann).
dar seal denne hant sprehhan, houpit sagen,
da soll dann (die) Hand sprechen, (das) Haupt sagen,
allero lido uuelik unzi in den luzigun vinger,
aller Glieder welch (— jedes) bis zu dem kleinen Finger,
unaj er untar desen mannnn mordes kifrumita.
was er (es) unter diesen Menschen Mordes gefrommte (verübte).
därni ist eo so listic man, der dar ionuilit arliugan megi,
da nicht ist je so listig Mann, der da irgend etwas erlügen möge (könnte),
da<; er kitarnan megi tato dehheina,
daß er verbergen möge (könnte) (der) Taten irgendeine,
ni<; al fora demo khuninge kichundit nuerde.
(daß) nicht es alles vor dem Könige ge(ver)kündet werde.
3. Aus Otfrids Evaugclicnbuch.
Eine Evangelicnharmonie in rheinfränkischer Mundart, um 870 von dem
Mönch Otfrid im elsässischen Kloster Weißenburg gedichtet und Ludwig dem
Deutschen gewidmet. Das Lob seines Königs wie seines Volkes schickt der
Dichter in eigenen Widmungsvcrsen seinem unrfangreichen Werke voran, der ersten
großen in Endreimen durchgeführten deutschen Dichtung.
a) Fob Ludwigs des Deutschen.
Ludouulg tlier snello, tlies uuisduames follo, 1
Ludwig der Schnelle (— Tapfere), des Weistums (der Weisheit) volle,
er Ostarrichi rihtit al, so Franköno kuning scal.
er (das) Ostreich richtet all (ganz), so (wie) (der) Franken König soll,
nkar Frankono lant so gengit eiln sin ginnalt;
über (der) Franken Land (so) geht (erstreckt sich) alle seine Gewalt;
tba^ rihtit, so ih thir zellu, thiu sin ginnalt eiln.
das richtet, so (wie) ich dir (cr)zähle (sage), die seine Gewalt alle.
Themo si iamer heili ioh sälida gimeini......... 5
dem sei immer Heil und Glück gemein (zugehörig).... * V.
B. 92: lick, Maskulin (seltener Neutrum), daher B. 93 „er" (nicht 6g), auf „allero
lido uuelth“ zu beziehen. V. 93: kinininen, frumjan, vorwärts bringen, ausführen.
V. 95: kitarnan, tarnen, tarnjan, verbergen, dazu mhd. tarnkappe, Hehlmantel.
Zu Otfrid: V. t: kuckonuig, Hlüdowig, Chlüdowig, Chlodwig. Ludwig, Ruhm-
kämpser. rruisckuaw — rvistuom, Wissen, Verständnis, Klugheit, Weisheit. In Otfrids
Mundart steht na für das gcmeinalthochdeutsche uo. V. 2: Frankono, gen. plur. v.
Franken, die Franken, d. h. die Freien. V. 3: eiln — elliu aus alliu.
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz]]
TM Hauptwörter (200): [T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T41: [König Siegfried Held Hagen Mann Günther Frau Gudrun Kriemhild Tod], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
Extrahierte Personennamen: Otfrids_Evaugclicnbuch Ludwig_dem Ludwig Ludwigs Ludwig_der_Schnelle Ludwig Franköno Chlodwig Ludwig Ludwig
73
129 Diu junge marcgrävinne nam bi der baut
(i6°6) Qiselher den jungen von Burgonden laut:
alsam tet ir muoter Günther den küeiien man.
si giengen mit den hehlen vil harte vrcelichen dan.
130 Der wirt gie bi Gernöte in einen witen sah
(i6°7) riter unde frouwen gesägen da zetal.
dö bieg man balde schenken den gesten guoten wiu.
ja endorften nimmer beide bag gehandelt sin.
131 Mit lieben engen blicken wart gesehen an
(1608) Bündigeres tohter: diu was so wol getan.
ja trütes in den sinnen vil manic riter guot.
dag kund euch si verdienen: si was vil höhe gemuot.
132 Nach gewonheite so schieden si sich da:
(i6io) Qttere unde vrouwen, die giengen anderswä.
dö rillte man die tische in dem sale wit,
den unkunden gesten man diende berücken sit.
133 Durch der geste liebe hin ze tische gie
(i6ii) (|iu edel marcgrävinne. ir tohter si dö lie
beliben bi den binden, da si von rehte sag.
die geste ir niht ensähen: si muote wserlichen dag.
134 Dö si getrunken beten und geggen über al,
(i6i2) wisete man die schienen wider in den sah
gemelicher Sprüche wart da niht verdeit:
der reite vil dö Volker, ein degen kiiene und gemeit.
135 Do sprach offenlichen der selbe spilman:
(1613) ^vii rieh er maregräve, got hat an in getan
vil gemediclichen, wan er iu hat gegeben
ein wip so rehte schiene, dar zuo ein wünnecltcheg leben.
129, 3 den k. man, zu ergänzen: bi der haut weinen. 130, 2 zetal, nieder.
4 bag gehandelt, bester behandelt, aufgenommen. 131, 1 liep, freundlich, ougen,
Genet. Plur. 3 triites = träte si, von ti inten, traten, lieb haben, in den
sinnen, in Gedanken. 4 das verstand sie auch zu verdienen, hohe geinuot, höch-
geinnot, Hohen, edlen Sinnes, freudig. 132, 1 nach gewonheite, nach Sitte, Brauch.
2 anderswä (anderswo) für anderswar, anderswohin. 133,1—2 Die Ritter speisten
ohne die Frauen, von denen nur Gotelint blieb. 3 kint, hier für Jungfrau. 4 ir vou
niht abhängig, nichts von ihr. nmote von inneren, mühen, war ihnen unlieb. 134,1 über
al, jeder. 2 da geleitete man die Frauen. 3 genielieh, fröhlich, schalkhaft (von
gamen, gamel, Fröhlichkeit, Spiel, Spaß), verdeit — verdaget, Verschwiegen.
4 reite — redete. 135, 1 offenlichen, in aller Gegenwart.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend]]
TM Hauptwörter (200): [T41: [König Siegfried Held Hagen Mann Günther Frau Gudrun Kriemhild Tod], T92: [Vgl Aufl fig Vergl Sch. Liv Sept Aug Iii Geb], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
162
Nu sin vierzehende järvür kam,
der marschalc in hin heim dö
nam 2130
und hieg in z’ allen ziten
varen unde riten,
erkunnen liute unde laut,
durch dag im rehte würde erkant,
wie des landes site wsere. 2135
dig tete der lobebsere
so lobelichen unde also,
dag in den ziten unde dò
in allem dem riche
nie kint so tugentliche 2140
gelebete alse Tristan,
al diu werlt diu truog in an
friundes ougen und holden muot,
als man dem billichen tuet,
des muot niwan ze tilgenden
stàt, 2145
der alle untugende unmaere hat.
Der Obhut des getreuen Rual wird der Knabe durch Seeräuber aus
Norwegen entführt. Durch einen Sturm geschreckt, den sie als Strafe für
ihren Raub ansehen, setzen sie Tristan an der Küste von Kornwall aus. Bald
gelangt dieser an den Hof Markes, der den schönen und feingebildeten Jüngling
lieb gewinnt, ohne zu wissen, daß er seiner Schwester Sohn vor sich hat. Da-
mit macht ihn erst der treue Rual bekannt, der den geraubten Knaben überall
gesucht hat. Nun beschließt Marke, seinen Neffen als Nachfolger im Reich an-
zunehmen, zumal Tristan dem Land einen wertvollen Dienst erweist. Er fällt
den übermütigen Iren Morolt, der die Söhne der Edeln in Markes Reich zu
Geiseln begehrte. Im Zweikampf hat freilich auch Tristan vom vergifteten
Schwert Morolts eine Wunde enipfangen. Unerkannt begehrt und erhält er
von der Schwester des Getöteten, der zauberkundigen Königin Isolde von Ir-
land, Heilung. Der Verdienste, die sich Tristan um Markes Reich erworben, unein-
gedenk, liegen die Höflinge dem König mit Bitten an, er solle sich vermählen,
und Tristan unterstützt nach seiner Rückkehr ihre Vorstellungen, ja er ist selbst-
los genug, Isoldens gleichnamige, durch hohe Schönheit ausgezeichnete Tochter
dem Oheim zum Ehebund zu empfehlen. Obwohl zwischen Kornwall und
Irland ererbte Feindschaft besteht, übernimmt er es, für Marke um Isolde zu
freien, indem er den Umstand zu nützen gedenkt, daß die Hand der Königs-
tochter dem zugesagt ist, der das Land von einem Drachen befreie. Tristan er-
legt das Untier und weiß die Eltern Isoldens zur Einwilligung in die Werbung
Markes zu bestimmen. Als die Tochter von der Mutter Abschied nimmt, gibt
diese ihr einen Liebestrank mit, den sie gemeinsam mit Marke genießen soll,
damit beide durch stete Liebe vereint würden. Aus Versehen trinken jedoch
während der Überfahrt von Irland nach Kornwall Tristan und Isolde davon
und entbrennen nun in heftiger Liebe zueinander. Nachdem Marke schon mehr-
mals Anzeichen ihres geheimen Einverständnisses bemerkt hat, verläßt Tristan
2129 vür kam, hervor, heran kann 2133 erkunnen, kennen lernen, erforschen.
2133 durch dag, damit, erkant, bekannt. 2142 einen ein dinc antragen, einem
etwas entgegenbringen. 2143 Freundschaft und Liebe. 2145) muot, Sinn, niwan,
nicht(s) als, nur. 2146 unmaere, unbeliebt, mißachtet; ein ckine nnmsere hän, ver-
achten, hassen.
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T41: [König Siegfried Held Hagen Mann Günther Frau Gudrun Kriemhild Tod], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
28
Und feierten ihn vor den Fürsten der Welt
Als milde den Mannen, sich mühend nach Ehren,
Liebreich vor allen, vor allen geliebt. 350
C. proben nitsächsischer Dichtung.
Iie al'tsächstschen Miöeldichtungen.
Der lutherische Kampfschriststeller Flacius Jllyrikus verösseutlichte (in seinem
Catalogus testium veritatis) 1562 ein mittelalterliches Schriftstück,
über dessen Herkunft er schweigt. Es führt den Titel: „Praefatio in librum
antiquum lingua saxonica conscriptum“ und berichtet, ein sächsischer
Volkssänger von Ruf (vatos apud suos non ignobilis) sei von Ludwig dem
Frommen aufgefordert worden den Inhalt des Alten und des Neuen Testamentes
in der Sprache seiner Landsleute dichterisch darzustellen und habe sich dieses
Auftrages mit bestem Erfolg entledigt.
Diese Überlieferung kann nur bezogen werden auf zwei altsächsische (altnieder-
deutsche), in Stabreimen verfaßte Bibeldichtungen, nämlich auf die 1894 in Bruch-
stücken aufgefundene Genesis (Schöpfungsgeschichte) und auf den seit dem 17. Jahr-
hundert wieder bekannt gewordenen Hcliaud(d. i. Heiland). Beide scheinen von dem-
selben Dichter zu stammen, der wohl zuerst den Stoff des Neuen, dann den des
Alten Testamentes verarbeitet hat.
a) Aus der Genesis.
Adams Klage.
„Wehe uns, du, o Eva, hast nun," sprach Adam, „unheilvoll gewendet
Unser verschwistert Geschick! Nun mußt du schauen die schwarze Hölle,
Gierig gähnet sie; von hier mit Grausen auch
Hörest du das Heulen; dem Himmelreiche
Ist fremd solch ein lodernd Feuer: sa, es war der Gefilde schönstes, 3
Das wir durch unsres Herren Gunst noch haben könnten,
Wo du dem nicht folgtest, der uns zu dem Frevel verführt.
Daß wir wegwarfen das Wort des Herren,
Des Himmelsköniges. Nun füllt Harm die Brust uns,
Wir schrecken vor dem Schicksal; sagte der Schöpfer doch selbst, 10
Daß uns vor solcher Buße bangen müßte,
Vor so herbem Leide. Jetsi quälen mich der Hunger und der Durst
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
Extrahierte Personennamen: Flacius_Jllyrikus Ludwig_dem Ludwig Adams Eva Adam Harm
21
Fauchend fiel er die Feinde an
Und alsbald flammte am Arme Wiglafs
Lichterloh der Lindenschild.
Auch die Brünne wehrte den Brand nicht ab
Und hinter des Herren hohen Schirm
Duckte sich Wiglaf, Deckung suchend.
Da traf mit dem Stahl, seiner Stärke vertrauend,
Der kühne König den Kopf des Wurms;
Doch nicht war Näglingch in der Not ihm treu:
Auf dem Schädel zerschellte die scharfe Kliuge.
Nicht war's ihm bestimmt, daß im Streite je
Ein Schwert ihm frommte: im Schwünge war
Sein Arm zu wuchtig, übergewaltig.
Nun warf sich der Wurm auf den wehrlosen Mann
In heißem Haß; seinen Hals umgähnt' er
Mit bitterem Bisse, daß Bluteswogen
Rot überrannen sein Ringelhemd.
Doch jetzt kam Hilfe vom jungen Helden;
Der bekundete da im kühnen Sinn
Edler Ahnen vererbte Tugend.
Nicht barg er sein Haupt; ihm verbrannte die Hand,
Als er furchtlos vordrang, seinem Fürsten zu helfen.
In des Wurmes Weichen wühlte sein Schwert,
Daß der Feueratem des Feindes stockte.
Auch dem König kehrten die Kräfte zurück:
An der Brünne hing ihm ein breites Messer;
Schnell mit der Schneide durchschnitt er den Wurm
Und fällte den Feind. Dem entfloh das Leben.
Doch die Wunde begann in wilder Glut
Schwärend zu schwellen, und schwankend empfand er,
Daß Todesbrand ihm die Brust durchtvbte,
Giftiger Geifer. Da ging der Held,
Der Siege satt, und setzte sich nieder
Vor der ragenden Bergwand, der Riesen Bau,
Und schaute hinein in das Schatzgewölbe.
Säulen stützten den steinernen Saal.
') Name des Schwertes, dessen sich Bemvulf bedient.
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
16
(1215)
17
(1216)
wir biten iucli valsches âne, allen meiden tuot eg ze êren.
ir minniclîchen vrouwen, jâ suit ir wider zuo dem stade kören.“
Do sprach diu vrouwe Kftdrsm: „so diuhte ich mich geschant,
sît ich ein mag et beige und ir mich habet gern ant
durch aller magede ère. des rnüeget ir geniegen,“
sprach diu vrouwe hère, „swie des müegen mîniu ougen
riegen.“
Si giengen in ir hemeden, diu wären beidiu nag.
den vil edelen vrouwen was e gewesen bag.
dö bidemet von dem vroste dag arme ingesinde.
si wären in s wach er koste. ja waten die kalten merzischen
winde.
18 Eg was in den ziten, do der winter sich zerlie
(i2i7) uücj c]ag in widerstrite die vögele weiten hie
singen aber ir wlse nach des merzen stunden.
in snewe und euch in ise wurden die vil armen weisen vunden.
19 Mit strebendem häre sähen si si gän.
(i2i8) swie in diu houbet wären beiden wol getan,
ir vahs was in zervüeret von merzischen winden,
eg regente oder eg snlte, we was ie den vil edelen kinden.
20 Herwic der edele guoten morgen bot
(i22°) ¿en eilenden kinden. des wsere in dicke not:
wände ir meisterinne, diu was vil ungehiure.
„guoten morgen, guoten äbent“ was den minniclichen
meiden tiure. 15
15, 3 valsches âne, ohne Falsch, ohne Hintergedanken (der val8ch, Falsch-
heit). meit — maget (16, 2), Jungfrau. Vgl. zu dieser Bitte, die sich auf
die germanische Frauenverehrung gründet, die gleichfalls darauf zurückzuführende
Formel: „durch aller vrouwen ere". 16, 1 so, Wenn ich dieser Bitte nicht ent-
spräche. gesehant, Mittelwort der Vergangenheit v. gehenden, entehren, riefen,
st. Ztw., fließen, Tränen fließen lassen, weinen. 17, 2 war es früher besser er-
gangen. 3 bidemen, beben. 4 diu koste, Wert, Preis einer Sache, Aufwand:
sie waren mit geringem Aufwand gekleidet, merzisch: der Monat März galt als be-
sonders rauh. 18, 1 sieh zerlâgen, sich auflösen, zergehen. 2 widerstrît, Gegen-
kampf, Wettstreit. 3 aber, abermals. 4 der weise, Waise, Verlassener, lî), 1 strùben,
starren, rauh emporstehen. 4 dag u. der vahs, Haupthaar, zervüeren, auseinander-
bringen, in Unordnung bringen. 20, 2 dessen hätten sie oft bedurft. 3 wände, denn,
meisterinne, Aufseherin, Herrin. ungehiure, unfreundlich, unmenschlich, grausam.
4 tiure, teuer, selten.
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch]]
TM Hauptwörter (200): [T41: [König Siegfried Held Hagen Mann Günther Frau Gudrun Kriemhild Tod], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T92: [Vgl Aufl fig Vergl Sch. Liv Sept Aug Iii Geb]]
148
müegen büwen unde riuten.
si künde wol gefehlten
ir sun. e dag sich der versan, 45
ir volc si gar für sich gewan;
eg waere mau oder wip,
den gebot si allen an den lip,
dag se iemer ritters wurden lüt:
„wan friesche dag mins herzen
trüt, 50
welch ritters leben waere,
dag wurde mir vil swaere.
nu habt Inch an der witze kraft
und heit in alle ritterschaft.“
Der site fuor angestliche vart.55
der knappe alsus verborgen wart
zer waste in Soltäne erzogen,
an küneclicher fuore betrogen;
eg en mühte an ei me site sin:
bogen unde bölzelin, 60
die sneit er mit sin selbes baut
und schög vil vögele, die er vani,
swenne ab er den vogel erschög,
des schal von sauge ê was sô grog,
sô weinde er unde roufte sich, 65
an sin har kert' er gerich.
sin lip was klar unde her;
üf dem plan am rivier
twuog er sich alle morgen,
er’n künde niht gesorgen, 70
eg en waere ob im der vogelsanc,
der suoge in sin herze dranc:
dag erstracte im sin in brüstelin.
al weinde er lief zer künegin.
so sprach si: „ wer hat dir getan? 75
dû waere hin iig üf den plan.“
er’n künde es ir gesagen niht,
als kinden übte noch geschiht.
dem mære glene si lange nach,
eins tages si in kapfen sach 80
43 büwen, das Feld anbauen, bestellen. riuten, reuten, urbar machen (daher
Reut, Rente, Gereut, Kreut, Rütli). 44 (ge)triuten, lieben, lieb haben, liebkosen.
45 sich versinnen, zur Besinnung kommen, zum Gebrauch seiner Sinne kommen,
verständig Werden. 46 für siel» gewinnen, vor sich rufen, berufen, kommen lasten.
48 an, bei. lip, Leib, Leben. 49 iemer — niemer, nie, im abhängigen Satz, lüt
werden eines ding es, laut werden über, verlauten lasten von. 50 freisehen —
vereischen, erfragen, erfahren. dag trüt, Liebling. 51 welch, wie beschaffen.
53 sie!» haben an, sich Halten an. diu witze, Wissen, Verstand. 54 einen ein
dinc heln, (vor) einem etwas verhehlen. 55 der site, die Sitte; diese Gepflogenheit
wurde ängstlich beobachtet. 58 diu Innre, Fahrt, Art zu varn, sich zu benehmen,
Lebensweise, Art und Weise. 59 eg en . . . wenn nicht, bis auf, mit Ausnahme von:
bis auf eine Gepflogenheit. 63 swenne, so oft als, wenn immer. ab — aber.
66 der u. dag gcrieh, Rache, Strafe. 67 klar, hell, glänzend, schön, her (französ.
6er), stolz, stattlich. 68 der plän =: diu plane (36), Ebene, der, diu u. dag rivier,
(französ. riviere), Bach (diu u. dag rivier(e), Revier, Gegend, Bezirk, französ. riviere).
69 twahen, waschen. 70 er verstand nicht, hatte keine Anlage sich Sorge zu machen.
71 wenn es nicht über ihm der Vogelfang gewesen wäre (der ihm Sorge bereitete).
73 erstracte, Vergangenheitsform v. erstrecken, ausdehnen, dehnen. 74 al, ganz,
weinde — weinende. 75 etwas getan. 77 cs niht, dessen, davon nichts. 78 als,
wie. 79 dag waere, Sache. 80 kapfen, gaffen, aufmerksam schauen.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch]]
TM Hauptwörter (200): [T92: [Vgl Aufl fig Vergl Sch. Liv Sept Aug Iii Geb], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]