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1. Deutsches Lesebuch für landwirtschaftliche Winterschulen, Ackerbauschulen und ländliche Fortbildungsschulen - S. 210

1904 - Bautzen : Hübner
210 gesunde Weide haben, soll ihre ganze Körperverfassung die Gewähr für ein starkes Lamm bieten. Die natürliche Zulassungszeit der Schafe ist der Herbst, und so spielt sich ein Teil der Trächtigkeit im Stalle ab. Die Mutterschafe sind dann schonend zu behandeln. Sie dürfen nicht gehetzt werden, Krippen und Raufen müssen so lang sein, daß stch die Tiere nicht drängen. Bekömmliche, unverdorbene Futtermittel kommen für tragende Tiere allein in Frage. .Salz und reines, im Winter temperiertes Wasser ist nötig. Die Lämmer fallen von Januar bis zum Frühjahr. Am besten richtet man im Stalle besondere Abteilungen für die Mütter ein. Gut ist eine Sonderfütterung der Tiere mit Mehrgeburten. Bei Erstlingen hat man bisweilen zu sorgen, daß das Lamm angenommen wird. Stirbt ein Einzellamm, so gibt man dessen Mutter eiu anderes Zwillingstierchen, indem man dieses mit der Pflegemutter absondert. Die Lämmer werden bald selbständig und ergötzen durch ihr munteres Spiel wie kein anderes Tier. Zweckmäßig ist ein Ausschlupf für die Kleinen, so daß man ihnen allein schon mit 14 Tagen Lämmerheu vorlegen kann. Sie lernen spielend fressen und nehmen bald gequetschten Hafer, Rüben und Möhren an. Fallen späte Lämmer in der Weidezeit, so muß man die betreffenden Mütter einige Tage im Stalle füttern. Auf nahe Weiden mögen die wunderniedlichen Tierchen schon mit 3 Wochen mitgehen, wenn das Wetter nicht za schlecht ist. Mit der sich einstellenden Gewöhnung an festes Futter bean- spruchen die Lämmer das Muttereuter weniger stark. Mit 14 bis 15 Wochen werden sie entwöhnt, indem sie von der Mutter von selbst zurückgestoßen werden. Die Fütterung der jungen Tiere muß dann aber gut mit bekömmlichen Futtermitteln einsetzen, namentlich ist auf gute Ernährung zu halten, wenn dem Schafe Frühreife und genügende Mastfähigkeit anerzogen werden soll. Hafer ist ein Lammfutter ersten Ranges; in regelmäßigen Zwischenzeiten muß Salz und Futterkalk verabreicht werden. Zuchttiere dürfen indes nicht über den sogenannten „guten Futterzuftand" hinauskommen, welcher ein Zeichen der Vesten Gesundheit ist, und bei welchem die Wolle stch gut ausbildet. Herbst. 54. Die Ziegenzucht. Die Ziege ist die Kuh des kleinen Mannes. Erft in den letzten Jahren hat man die Bedeutung der Ziegenhaltung mehr erkannt und angefangen, sie zu fördern. Leider spielt die Ziege noch in vielen

2. Deutsches Lesebuch für landwirtschaftliche Winterschulen, Ackerbauschulen und ländliche Fortbildungsschulen - S. 328

1904 - Bautzen : Hübner
328 Gehen wir beispielsweise einmal in das erste beste Bauernhaus und überzeugen wir uns, wieviele der Bewohner dieses Hauses mit Vorliebe eine genügende Menge von Milch genießen, so werden wir finden, daß nur der geringere Teil der Bewohnerschaft gern Milch trinkt; ja, wir werden sehen, daß selbst die Kinder des Hauses, denen die Milch doch so notwendig zu ihrer Körperausbildung wäre, nur selten Milch trinken, bezw. von den Eltern an diese gewöhnt werden- Es ist aber eine der ersten Pflichten einer jeden Mutter, ihre Kinder zu veranlassen. Milch zu trinken, falls sie den Kindern gut bekommt. Leider hört man vielfach eine Mutter oder einen Vater sagen, daß der Junge oder das Mädchen durchaus keine Milch trinken will, sondern viel lieber Kaffee oder gar — Bier. Ist das nicht ein trauriger Zustand, wenn die lieben Eltern so schwach sind, ihren Kindern den Willen zu lassen, anstatt sie an die Milch, dieses nahrhafte Getränk, zu gewöhnen? Aber nicht allein für Kinder ist die Milch unersetzlich, sondern auch Erwachsene müßten vielmehr ihrem Genusse huldigen. Jedenfalls würde es jedem Menschen dienlicher sein, Milch zu trinken als Bier und Branntwein. Wie entsetzlich ist es doch, wenn junge, halbwüchsige Burschen sich in den Gastwirtschaften umhertreiben und eine besondere Stärke darin suchen, recht viel im Trinken alkoholhaltiger Getränke zu leisten, während es ihnen doch bei weitem dienlicher wäre, wenn sie zum kräftigen Ausbau ihres noch jugendlichen Körpers die wohlschmeckende und bekömmliche Milch trinken würden, anstatt ihren Leib und ihren Geist durch Bier und Branntwein zu schädigen und sich dadurch oft den Keim zu langwierigen Krankheiten und frühem Tode heranzubilden! Wieviel mehr wird doch gerade von den Stadt- bewohnern, die als große Liebhaber von alkoholhaltigen Getränken verschrieen sind, an Milch genossen als von den Landwirten, die sehr wohl wissen, daß die Milch ihren Schweinen und Kälbern nutzbringend ist, die aber selbst nicht viel vom Milchtrinken wissen wollen, weil sie meinen. Bier und Schnaps schmecke — doch besser! Soll nun aber die Milch ein so gutes Nahrungs- und Genuß- mittel sein, wie oben ausgeführt worden ist, dann muß sie auch von ihrer Gewinnung bis zu ihrer Verwertung eine ganz tadellose Behand- lung erfahren; denn ihre Güte ist abhängig von ihrer Behandlung. Als erstes Gesetz der Milchbehandlung gilt für den Milchproduzenten: „Halte stets auf die peinlichste Sauberkeit der Ställe, der Milch- tiere, der Milchkeller, der Milchgefäße, sowie der Melkerinnen bezw. Melker beim Melken!" Denn alle Schmutzteilchen, die beim Melken

3. Deutsches Lesebuch für landwirtschaftliche Winterschulen, Ackerbauschulen und ländliche Fortbildungsschulen - S. 31

1904 - Bautzen : Hübner
1 - 31 — Schlaft wohl, ihr abgeschiednen Lieben! Lb einmal noch der Schinerz erivacht, Mir ist ein süßer Trost geblieben: „Der Herr hat alles wohl gemacht!" 4. Und wenn anch ich in dumpfer Bahre Jetzt bei den andern draußen schlief'? Und wenn auch mich im alten Jahre Zur Rechnung Gottes Engel rief'? Herr, deck auf meiner Jahre Sünden Den Mantel dieser dunklen Nacht; Dann darf ich's erst getrost verkünden: „Der Herr hat alles wohl gemacht!" 5. Nun sammelt sich ein Kreis der Zecher, Die Welt zum rauschenden Gclag, lind übertäubt im Klang der Becher Der Mitternacht gewicht'gen Schlag; Ich aber will mich schlafen legen Und unter Gottes treuer Wacht Entschlummern mit dem Abendsegen: „Der Herr hat alles wohl gemacht!" 6. In seinem Schatten ohne Sorgen Schlummr' ich hinein ins neue Jahr; Als Morgenstern erscheint er morgen, Der heute Abendstern mir war; Mein Pilgerstab ist Gottes Treue, Die gnädig inich hieher gebracht; Vom alten Jahr ererbt's das neue: „Der Herr hat alles wohl gemacht!" K. Gerok. 56. Des Vaters Abschiedswort. l. Du wanderst in die Welt hinaus Auf dir noch fremden Wegen; Doch folgt dir ans dem stillen Haus Der treusten Liebe Segen. 2. Ein Ende nahm das leichte Spiel, Es naht der Ernst des Lebens. Behalt' im Auge fest dein Ziel, Geh' keinen Schritt vergebens! 4

4. Deutsches Lesebuch für landwirtschaftliche Winterschulen, Ackerbauschulen und ländliche Fortbildungsschulen - S. 78

1904 - Bautzen : Hübner
78 — aufgenommen. Ganz besonders rühmt man ihre mit Umsicht gepaarte Ausdauer, die nicht maschinenmäßig den gegebenen Auftrag ausführt, sondern selbsttätig mit eingreift. Zu solcher Arbeit wird das Kind von früher Jugend an erzogen, gewissenhaft achten die Eltern darauf, daß Langeweile und zerstörendes Nichtstun den Kindern fernbleibt. „Wer durchs Leben sich will schlagen, muß zu Schutz und Trutz gerüstet sein!" Diese Worte Teils find der pädagogische Grundsatz des deutschen Bolkes. Immer und immer wieder tritt er uns in den Schriften entgegen, die uns Bilder aus dem Volksleben bringen. Er wohnt in den volkstümlichen Gestalten eines Möser, Jmmermann, Rosegger, Hansjakob und anderer. Jederzeit hat sich auch der Deutsche in gerechtem Selbstbewußt- sein seiner Arbeit gerühmt, und Faulenzer sind immer die Zielscheibe seines Spottes gewesen. Wenn es gemeinsam an die Arbeit geht, so zeigt sich ein eifriges Streben, daß man dabei der erste sei. In aller Frühe sucht der norddeutsche Mäher seinen Genossen bei der Arbeit vorauszueilen, um den ersten Schnitt zu tun und somit der Vormäher zu werden. Bleibt einer bei der Arbeit zurück, so folgt ihm Spott und Hohn. Wer die letzten Halme schneidet oder bindet, wird das ganze Jahr hindurch faul genannt. In vielen Gegenden Norddeutschlands wird der letzte Mäher fast ganz in Kornhalme ge- hüllt und auf dem Felde umhergetragen, wobei er von den Harken- stielen der Mädchen arg mitgenommen wird. In den Weingegenden werden von den Arbeitern dem trägsten, der die meisten Trauben hat hängen lassen, soviel Schläge verabreicht, als noch Trauben an den Stöcken sind, dabei singt die arbeitsfrohe Schar: „Da steht der Traubendieb, ein jeder geb' ihm einen Hieb." Und dieser Arbeits- eifer ist hineingetragen von dein offenen Lande in die Mauern der Städte, in die Werkstätten der Handwerker, ja selbst in die poesielosen Räume der sausenden Fabriken. Auch beim weiblichen Geschlechte läßt sich dieser Eifer aller- orten beobachten. Die Hauptbeschäftigung unserer Mädchen und Frauen war in früherer Zeit die Spinnerei. Ju den Spinnstuben, wo man zu gemeinsamer Arbeit zusammenkam, entwickelte sich ein edler Wettstreit. Wer seine Spule nicht abgesponnen hatte, durfte auch nicht an den Scherzen des jungen Volkes teilnehmen, während in vielen Gegenden die fleißigen Spinnerinnen belohnt wurden. So lebt in der Seele des deutschen Volkes der Drang zur Arbeit, die Freude an der Arbeit, aber sie ist nicht nur hervorgegangen aus

5. Deutsches Lesebuch für landwirtschaftliche Winterschulen, Ackerbauschulen und ländliche Fortbildungsschulen - S. 114

1904 - Bautzen : Hübner
] 14 mahlte er sich mit der englischen Königstochter Viktoria, die er später mit dem Kosenamen Viky zu rufen pflegte, Nach der in London stattgefundenen Trauung begab sich das junge glückliche Paar nach dem Festlande und lebte in angenehmer Häuslichkeit zu Berlin und Potsdam oder auf den Gütern Bornstedt und Eiche. Alljährlich gab die kronprinzliche Familie ihren Knechten und Mägden, wenn die Früchte eingeerntet waren, ein vergnügtes Erntefest. Zu Weihnachten aber wurde der ganzeu Bornstedter Schuljugend eine reiche Bescherung unter dem Christbaume veranstaltet. Der Gutsherr erschien auch von Zeit zu Zeit in der Schule, um sich nach dem Betragen und den Fortschritten der Kinder zu erkundigen. Wie in der Volksschule, so erschien der Kronprinz auch oft und gern in Gymnasien und Seminarien und in den Berliner Fortbildungs- schulen. Arbeiterkolonieen und Erholungsheime für schwächliche arme Kinder und andre nützliche Einrichtungen fanden stets an dem Kron- prinzen einen warmen Beförderer. 2. Der Kronprinz als Feldherr. — Im dänischen Kriege (1864) hatte der Kronprinz keine führende Stelle innegehabt: im Kriege mit Österreich (1866) befehligte er die zweite Armee. Der glückliche Ausgang der entscheidenden Schlacht bei Königgrätz ist haupt- sächlich sein Werk. Zum Lohne für die umsichtige Führung der Armee erhielt er am Abende auf dem Schlachtfelde aus der Hand seines königlichen Vaters den Verdienstorden (pour le msrito). Im deutsch-französischen Kriege 1870/71 führte der Kronprinz die 3. Armee, die vorzugsweise aus süddeutschen Truppen bestand. Sein außergewöhnlich sanftes, liebenswürdiges Wesen machte ihn be- sonders geeignet, Gegensätze zu vermitteln und auszugleichen. Durch seine Leutseligkeit und sein kluges Vorgehen gewann er besonders die Herzen seiner ihm auf Leben und Tod ergebenen Soldaten. Weißen- burg, Wörth und Sedan sind vorzugsweise die Stätten, wo er mit Ruhm und Erfolg gegen den Feind gefochten hat. Nicht blos das eiserne Kreuz, sondern auch die höchste Würde für Kriegstüchtigkeit, die eines Feldmarschalls, wurde ihm verliehen. Nachdem er noch vor Paris siegreich eingegriffen hatte, wohnte er am 18. Januar 1871 der Kaiserproklamation in Versailles bei und kehrte im März 1871 nach Berlin zurück. Auch im Kriege bekundete der Kronprinz sein edles, menschliches Herz. Unzählige Züge seiner hochherzigen Gesinnung sind später be-

6. Deutsches Lesebuch für landwirtschaftliche Winterschulen, Ackerbauschulen und ländliche Fortbildungsschulen - S. 86

1904 - Bautzen : Hübner
86 bewahrt bleibe? Und wer schätzt nach Gebühr all die Sargen und Mühen, die der gütige Vater auf sich nimmt, die Entbehrungen, die er sich gar häufig auferlegen muß, um sein geliebtes Kind zu ernähren und zu erziehen? Aber noch weit höher zu schätzen als die Wohltaten, dem sterblichen Leibe erwiesen, sind jene Wohltaten, welche die Eltern unsrer unsterblichen Seele erwiesen haben. Als wir den Gebrauch der Vernunft erlangt hatten, da innren es unsre Eltern, die unsre Kinder- lippen das erste Gebet stammeln lehrten und unsre Gedanken inw Gefühle zu Gott emporlenkten. Noch jetzt ergreift es uns mächtig, wenn wir dieser heiligen Eindrücke aus unsern Kindestagen gedenken und wir nehmen sie als die kostbarsten, teuersten Erinnerungen in unser Leben mit, — Erinnerungen, die auch später in beit Stürmen des Lebens so oft ihre rettende, heilsame Kraft bewähren. Bleiben wir also nicht unser ganzes Leben die Schuldner unsrer Eltern für das, was sie uns an Leib und Seele Gutes erwiesen haben? Und doch hört man heute vielfach die Klage, daß die Söhne ihren Eltern nicht mehr so willig und freudig gehorchen wie früher, daß sie die elterlichen Ermahnungen mit Unlust und Trotz aufnehmen und sich gegen sie auflehnen. Solche Kinder wollen nicht einsehen, daß die Eltern doch nur aus zärtlicher Liebe und Besorgnis ermahnen und tadeln, sie beachten nicht, daß die Eltern, bejahrter und erfahrener, besser zu beurteilen wissen, was ihren Kindern nützt oder schadet, als diese in ihrer jugendlichen Unüberlegtheit. Wie häßlich, wie undankbar und töricht zugleich handeln deshalb Kinder, die die Ermahnungen ihrer besorgten Eltern mit Trotz und groben Antworten erwidern! Nicht minder schmerzlich und kränkend ist es für die Eltern, wenn sie sehen müssen, wie ihre Kinder sie gering achten und sich ihrer gar schämen. In nnfern Tagen will jeder höher hinaus. Man kleidet sich vornehmer, man will besser und bequemer leben, als man es in früherer Zeit gewohnt war. llnd da geschieht es leicht, daß die heutige Jugend mit einer gewissen Geringschätzung ans die älteren Leute zu blicken versucht ist, die in ihrer Kleidung, in ihren Sitten, in ihrer Lebensweise noch an den schlichten alten Gewohnheiten hängen. Welche Verkehrtheit des Herzens, wenn Söhne und Töchter, mit schweren Opfern der Eltern zu einer bessern Lebensstellung empor- gebracht, ihre Eltern geringschätzen, sich der schwieligen Hand des greisen Vaters, des dürftigen, altmodischen Kleides ihrer liebevollen

7. Deutsches Lesebuch für landwirtschaftliche Winterschulen, Ackerbauschulen und ländliche Fortbildungsschulen - S. 203

1904 - Bautzen : Hübner
203 Wenn das Fohlen glücklich zur Welt gekommen ist bleibt die Mutter noch ganz die Krippe für das Junge. Der Mutter Ernährung wirkt auf das Wohlbefinden des Fohlens ein. Möhren und geringe tägliche Salzgaben befördern die Erzeugung bekömmlicher Milch, Hülsenfrucht verursacht Biähungen bei Stute und Fohlen. Jeder Futterwechsel ist in der Säugezeit zu vermeiden. 14 Tage nach der Geburt kann das Mutterpserd zu leichter Arbeit angespannt werden. In diesem Dienste vermeide man Aufregung, Erhitzung und Durch- nässung. Kommt die Stute nach längerer Abwesenheit nach Hause, so läßt man das Fohlen nicht so hastig saugen; man tut gut. das Tierchen an verdünnte, warme Kuhmilch oder Magermilch zu gewöhnen, damit der Hunger bei der Heimkehr der Mutter nicht so groß ist. Das Fohlen soll womöglich täglich Bewegung haben. Auf kurzen Strecken kann es die Mutter begleiten; bei weiten Wegen derselben läßt man es besser auf den Hof oder Tummelplatz. Bald muß man das Fohlen an feste Nahrung gewöhnen, denn die Milch der Mutter wird bei Arbeit und wieder eintretender Trächtigkeit weniger, und das junge Tier verlangt mit dem Größer- werden entsprechend mehr Nahrung. Im Stalle oder auf dem Lauf- platze sind deshalb Fohlenkrippen einzurichten, die man stets frisch mit bestem, würzigem Heu, Möhren und Hafer versieht. Der Beginn der eigentlichen Entwöhnung richtet sich nach dem Körper- und Kraftzustand von Mutter und Fohlen, ob erstere wieder trächtig wurde oder nicht, ob sie im Geschirr geht, oder sich auf der Weide oder dem Tummelplätze aufhält. Kaltblüter können eher entwöhnt werden als Warmblüter. Bei den ersteren kann das im Alter von 3 bis 4 Monaten geschehen, in Gestüten auf der Weide saugen die warmblütigen Fohlen 6 Monate und länger. Das Entwöhnen geht desto besser vor sich, je mehr das Fohlen gelernt hat, festes Futter aufzunehmen. Man läßt das junge Tier täglich immer weniger zur Mutter und versorgt es mit den oben ge- nannten Futtermitteln. Ist das Abgewöhnen vollendet, so bringt man Stute und Fohlen so weit auseinander, daß sie sich allmählich ver- gessen. Die Stute ist dann einige Tage knapp zu halten und regel- mäßig zu beschäftigen, damit die Milch versiegt. Anfangs melke man das zu pralle Euter aus, tritt aber doch Geschwulst ein, gibt man Einreibungen mit warmem Fett. Die Ernährung des Pferdes im ersten Lebensjahr legt den Grund zu aller Entwicklung. Hier darf nicht gegeizt werden, da

8. Deutsches Lesebuch für landwirtschaftliche Winterschulen, Ackerbauschulen und ländliche Fortbildungsschulen - S. 33

1904 - Bautzen : Hübner
G. Dann fühlt' ich ihre Wange ans der meinen: Warum umschlang ich liebevoll sie nicht, Als ich sie weinen hörte, schmerzlich weinen, lind eine Träne fiel aus mein Gesicht? 7. Und nochmals neigte sie den Mund, den frommen, Und küßte leise diese Träne fort. Drauf ging sie wieder — still, wie sie gekommen, Ich ließ sie geh'n und sprach dazu kein Wort. 8. Am Morgen schied ich, ohne ihr zu sagen, Was ich geseh'n; doch wie ein heilig Gut Treu hab' ich die Erinnerung getragen Im Herzen, wo des Menschen Bestes ruht. 9. Und dann, als ich nach wechselvollen Jahren Am offenen Grabe meiner Kinder stand. Da hab' ich, tief erbebend, erst erfahren, Was jene Nacht mein Mütterlein empfand. 10. Und Lieb' und Reue, Dank und heißes Sehnen, Ich kost' sie täglich, koste sie nicht aus. Wohl bin ich glücklich — aber oft in Tränen Denk' ich der letzten Nacht im Vaterhaus. B. Bettmann. 58. Wenn du noch eine Mutter hast! 1. Wenn du noch eine Mutter haft, so danke Gott und sei zufrieden: Nicht allen auf dem Erdenrund ist dieses hohe Glück beschieden. Wenn du noch eine Mutter hast, so sollst du sie mit Liebe pflegen, Daß sie dereinst ihr müdes Haupt in Frieden kann zur Ruhe legen. 2. Sie hat vom ersten Tage an für dich gelebt mit bangen Sorgen, Sie brachte abends dich zur Ruh' und weckte küssend dich am Morgen. Und warst du krank, sie pflegte dein, den sie mit tiefem Schmerz geboren: llnd gaben alle dich schon auf, die Mutter gab dich nicht verloren. 3. Sie lehrte dir den frommen Spruch, sie lehrte dir zuerst das Reden; Sie faltete die Hände dein nnb lehrte dich zu in Vater beten. Sie lenkte deinen Kindersinn, sie wachte über deine Jugend; Der Mutter danke es allein, wenn du noch gehst den Pfad der Tugend. Landwirtschaftliches Lesebuch. :!

9. Deutsches Lesebuch für landwirtschaftliche Winterschulen, Ackerbauschulen und ländliche Fortbildungsschulen - S. 87

1904 - Bautzen : Hübner
87 Mutter schämen und mit einer gewissen Verachtung auf die Einfachheit ihrer Eltern herabblicken! Das vierte Gebot verlangt aber nicht nur, daß wir unsern Eltern gehorchen und sie ehren, es legt uns auch die Pflicht auf, sie jeder- zeit nach Möglichkeit und Bedürfnis zu unterstützen, ganz besonders aber in den Tagen des Alters ihnen in den mannig- fachen Beschwerden der Greisen jähre beizustehen. Sollte es möglich sein, daß es Kinder gibt, die sich im Wohl- leben befinden und dennoch ihre alten Eltern darben lassen? Kinder, die sich allen Genüssen hingeben und mitleidslos zusehen, wie ihre Eltern mit Entbehrungen kämpfen? Mögen solche ungeratene Kinder des alten Wahrwortes gedenken: „Die Sünden gegen die Eltern werden später von den eigenen Kindern heimgezahlt!" Wer seine Eltern verachtet und verlassen hat, wird es später einmal von seinen Kindern erfahren müssen, wie wehe Undank tut und Lieblosigkeit. Gute Kinder werden ihre alten Eltern nicht nur materiell unter- stützeu, sie werden auch Geduld haben mit ihren Schwächen. — Das Alter bringt seine Beschwerden; der Frohsinn schwindet, das Gedächtnis und die Kraft der Sinne läßt nach, die Lasten der Greisenjahre machen oft mürrisch und absonderlich. „In der Geduld soll sich die Liebe erproben!" Alte und gebrechliche Eltern werden gute, dankbare Kinder mit Liebe und Aufopferung pflegen und ertragen. Sie werden nicht vergessen, wie viel Geduld die Eltern in früheren Jahren mit ihnen selbst gehabt haben, sie werden nicht vergessen, daß gerade die Sorge um sie die tiefen Furchen in das greise Antlitz von Vater und Mutter gegraben haben, sie werden dessen eingedenk sein, daß es jetzt an ihnen ist, durch langmütige Kindesliebe das zu vergelten, was ihnen opferwillige Elternliebe so reichlich erwiesen hat. Für alle kommt einmal die Stunde des Abschiedes von den geliebten Eltern. Ist es nicht unendlich bitter, wenn einem Sohne, einer Tochter das Gewissen am Grabe der Eltern sagt: „Ich war mit ein Nagel zum Sarge meiner Eltern! Durch mein schlechtes Betragen, durch Undank und Lieblosigkeit habe ich mitgeholfen, meinen Eltern ein frühes Grab zu graben!" Reue, Klagen, Tränen beim Grabhügel der Eltern, sie kommen dann zu spät, sie können die teuren Toten nicht mehr erwecken. „O lieb', solang' dti lieben kannst, O lieb', solang' du lieben magst! Die Stunde kommt, die Stunde kommt, Wo du an Gräbern stehst uitd klagst!" L. r>. Skr.

10. Deutsches Lesebuch für landwirtschaftliche Winterschulen, Ackerbauschulen und ländliche Fortbildungsschulen - S. 184

1904 - Bautzen : Hübner
184 Diese Karpfenrasse wird seit alten Zeiten in den fränkischen Landen und in Thüringen gezüchtet und zwar vorwiegend ohne Schupper: (Lederkarpfen) und als Spiegelkarpfen, er wird auch als der blaue bayrische Karpfen bezeichnet, weil er im Grundton eine blaue Färbung zeigt. Die böhmische Rasse, durch Altmeister Joses Susta sehr veredelt, beherrscht Österreich-Ungarn, wird aber auch in Schlesien, Sachsen, Thüringen und Bayern viel gezüchtet und zwar ohne Schuppen und als Spiegelkarpfen. Der alte deutsche Edelkarpfen rvird irr Holstein, Hannover, West- falen, auch in Dänemark noch irr recht wertvollen Stänrmen gezüchtet- Dagegen ist die alte deutsche Rasse -- der entartete Bauern- karpfen — der Karpfen, wie er nicht sein soll, wie er aber rroch recht zahlreich in verwahrlosten Teichen vorkommt. Derselbe bringt keinen Gewinn, denrr er ist entartet an Körperform rrrrd nrr Abwuchs- fähigkeit. A Di e Zucht der Karpfen. Um Karpfenb ut zu erzeugerr, hält nrarr zunächst die Geschlechte- in getrennten Behältern, die Rogener für sich rnrd die Milchener für sich. Dazu muß man kleirre Laichteiche erbauen voir etwa 100 qm Fläche, mit flachem, grasbewachsenem Boden. Diese Teiche bleiben zurrächst trocken liegen. Ende Mai bis Anfarrg Juni, wenn schöner Sonnenschein herrscht, läßt nrarr in diese Teiche durch feine Siebe filtriertes Wasser, doch nur bis 00 cm Höhe, möglichst aus eirreur höherliegenden Teiche, irr dein das Wasser sich schorr gut airgewärmt hatte. Darauf brirrgt nrarr die Laichkarpfen zrrsammen. Die Weibchen streichen damr sofort ihre Eier an dem Grase ab, und die Märrncherr befrrrchterr dieselben. Ist dies geschehen, so nimmt man mit einem Käscher die alten Karpfen heraus und bringt sie bis zrnrr Herbste irr einen größeren Teich zu arrdererr Fischen. Marr sann die Laichkarpfen vorn 5. Lebensjahre ab 5 bis 6 Jahre hintereinander gebrauchen. Die arr derr Grashalnrerr angeklebten Eier entwickeln sich schnell. Bei sonniger Witterung schlüpft die Brut schon nach 4 bis ó Tagen aus. Rach 8 Tagen wird den Fischleirr schon die Nahrung knapp. Deshalb muß man einen größeren Teich gut vorbereitet urrd zwar gepflügt und gut gedüngt haben. Diesen läßt man voll Wasser, welches ebenfalls durch ein feines Sieb eingelassen rvird, nur Rarrbinsekteü und Hechtbrut abzuhalterr, und bringt die Karpfenbrut hineirr. Ent- weder fängt marr diese mit Gazekäschern ab, oder, was besser ist, inan baut den Laichteich gleich so, daß man die Brut mit dem Wasser irr
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