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1. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 90

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
90 Die Zeit der sächsischen Großen zu dem König nach Goslar und ließen ihre Beschwerden vorbringen. Da erst erfuhr Heinrich, daß die Sachsen eine Verschwörung gegen ihn angestiftet hätten und zunächst den Herzog Magnus mit Gewalt befreien wollten. Heinrich entfloh und eilte nach der Harzburg. Nun griffen die Sachsen zu den Waffen und zogen vor die Harzburg. Wieder suchte der König mit ihnen zu verhandeln, aber die Forderung, daß er die in ihrem Lande errichteten Burgen sofort abbrechen sollte, wollte Heinrich nicht erfüllen. Um sich der drohenden Gefahr zu entziehen, entfloh er in der Nacht mit wenigen Begleitern, unter der Führung eines der Waldwege kundigen Jägers, von der Harzburg nach Hessen und nach Worms. Bei den deutschen Fürsten, deren Hülfe er anrief, fand er wenig Unterstützuug, aber umsomehr bei den Wormser Bürgern und denen der rheinischen Städte. Unterdessen hatten die Sachsen gegen die Burgen Heinrichs übel gehaust. Die Mauern der Harzburg wurden eingerissen, die Wälle abgetragen und die Gräben verschüttet. Auch die Kirche wurde zerstört; die Heiligtümer wurden verwüstet, und selbst die stille Totengruft, in der ein Bruder und ein Söhnlein Heinrichs ruhten, ward aufgerissen und entweiht. Auch die anderen Burgen Heinrichs wurden vernichtet. Durch diese Greuelthaten hatten sich die Sachsen keine Zuneigung im Reiche gewonnen, dagegen konnte Heinrich ein genügendes Reichsheer gegen sie aufstellen. Er zog den Sachsen entgegen und besiegte sie bei Hohenburg an der Unstrut. Der Kampf mit den Sachsen war damit aber noch nicht zu Ende, denn diese verklagten den Kaiser beim Papst, und der Kaiser that das Gleiche. 4. Erster Kampf zwischen Kaiser und Papst. Gregor Vii. Zur Zeit der Kämpfe Heinrichs Iv. mit den Sachsen saß ein Mann auf dem päpstlichen Stuhl, der es als seine Lebensaufgabe betrachtete, das Papsttum als die höchste Gewalt über das Kaisertum zu erheben, es war Papst Gregor Vii. Sein eigentlicher Name war Hildebrand. Er stammte aus einer Bauernfamilie in Toskanien. Ein Oheim Hildebrands war Abt eines Klosters in Rom; zu demselben wurde der Knabe gegeben. Als er erwachsen war, kam er in das strenge Kloster Cluny in Frankreich. Wegen seiner außerordentlichen Begabung wurde er nach Rom berufen und Ratgeber mehrerer Päpste. Fünf Päpsten hatte er treu gedient, da wurde er selbst zu der höchsten geistlichen Würde in der Christenheit erhoben und 1073 zum Papst gewählt. Er legte nun nach altem Gebrauch seinen Familiennamen ab und nannte sich Gregor Vii, Schon vorher, ehe er den päpstlichen Stuhl

2. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 144

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
144 Zustände unseres Volkes von der Zeit Konrads I. einen Nagel. Tann stieg er die Stufen hinauf, ging in den Saal und ließ sich vor den Burgherrn geleiten. Auch dieser trat ihm an der Freitreppe schon entgegen, falls er zuvor Kunde erhalten hatte. Bei der niedrigen Lage des Palas kam es wohl vor, daß Boten hoch zu Roß in den Saal hineinritten, gerade vor des Herrn Ehrensitz, auch roenn er bei Tafel saß. Trat der Gast ins Zimmer, so erhoben sich die Damen und verneigten sich, die Hände zusammenlegend, dann setzten sie sich wieder. Man begrüßte sich, indem man sich einander guten Morgen oder guten Tag bot. Mit einem Kusse empfing man nur gleichstehende oder einem höheren Range angehörende Personen. Der Gast küßte auch nur die Dame vom Hause und die ihr ebenbürtigen Gesellschafterinnen. Oft aber wurde der Gast nicht sofort vor die Dame geführt. War der unbekannte Fremde vor den Herrn ober die Herrin des Hauses gekommen, so erforderte die Sitte, daß er Namen, Stanb und Begehr zu erkennen gab. Hatte der Gast aus irgenb einem Grunbe unterlassen, Namen und Herkunft anzugeben, fei es, daß er kummergebrückter, schweigsamer Pilger war ober Liebes-gram ihn stumm machte ober daß blöbe Jugenbscheu seine Zunge banb, so quälte ihn der Wirt nicht sofort mit seinen Fragen. Zunächst ließ er ihm Gastlichkeit angebeihen, bewirtete ihn und dann erst nach der Mahlzeit, vielleicht auch erst am zweiten Tage, rückte er sehr bescheiben und höfllich mit seinen Fragen heraus: Wär euch, die Frage, Herr, nicht leid, so hätt ich gern vernommen, von mannen ihr hierher gekommen? Einen eittgelabenen ober voraus angemelbeten Gast ließ man nicht so allein ohne weiteren Empfang in die Burg eintreten, wenn er irgenb entsprechenben Stanbes war, daß er auf einige Ehre Anspruch erheben bürste. Der Wirt, auch selbst die Wirtin ritten mit Gefolge dem Erwarteten entgegen, oft eine weite Strecke und roenn nicht, so schickten sie wenigstens ihre Stellvertreter. Nicht selten war ein prächtiges Zelt ober mehrere aufgeschlagen, in benen zur Erfrischung die erste Bewirtung gegeben würde; ja man hatte biesen Anlaß auch wohl schon zum Beginn von Festlichkeiten benutzt und allerlei Unterhaltung und Spiele baran geknüpft. Zuweilen stanb auch das Zelt bicht vor der Burg auf grünem Anger ober im Schatten hoher Bäume, und man gebrauchte dann die Örtlichfeit zu ferneren Vergnügungen, zum Turnier, zum Bankett u. a. m. Das Zelt war roie ein Saal hergerichtet, der Rasen mit Decken überbreitet, Bänke

3. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 142

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
142 Zustände unseres Volkes von der Zeit Konrads I. Tänze aufführen ließen, Taschenspieler, die Feuer fraßen und mancherlei Kunststücke zu machen verstanden, welche heute noch von Meßkünstlern gezeigt werden, Krafthelden, die sich in allerlei körperlichen Kraftübungen zeigten, auch paarweise als Fechter auftraten und sich für klingende Münzen blutige Wunden schlugen, Puppenspieler, die ihre Puppen an Fäden bewegten und ihnen Reden in den Mund legten, Possenreißer und Tänzer, unter ihnen auch Frauen, vor allem aber Musikanten, die mit ihren Harfen und Fiedeln, Trompeten und Pauken bei keiner öffentlichen Belustigung fehlen durften. Wie gern gesehen die Spielleute bei festlichen Veranlassungen auch waren, so standen sie doch eigentlich nicht in Achtung. Liederliches Leben und Trunksucht wurde manchem Spielmann zum Vorwurf ge-nmcht. Ihre Heimatlosigkeit und Besitzlosigkeit, ihr Leben ans fremder Leute Taschen setzte sie tief in der Achtung anderer herab. Namentlich der Geistlichkeit war ihr ganzes Gewerbe ein Greuel. Die fahrenden Sänger des Mittelalters haben wir'als diejenigen zu ehre», die den Sinn für das Volkstümliche im deutschen Volke nicht ganz untergehen ließen, als Geistlichkeit und höfische Kunst gleichzeitig an der Untergrabung dieses Sinnes arbeiteten. 7. Die Gäste und ihre Aufnahme in den Burgen. Während die Ritter oft auf Thaten oder Abenteuer in die Ferne zogen, mußteu die Frauen daheim in den engen beschränkten Mauern bleiben, iin einzigen Umgang mit ihren Kindern und der Dienerschaft und denen, so die Bewachung des Schlosses anvertraut war, rauhen und niederen Kriegsknechten, die hinter den Schießscharten — denn dort in der Mauerdicke fanden sich die Schlafstätten — geboren waren. Um ihre Sehnsucht zu befriedigen, blieb den Frauen nichts übrig, als von ihrer Höhe herunter, Gefangenen gleich, durch die nnverglasten, engen Schartenfenster in das weite Land hinauszuschauen, am Fenster ihren Aufenthalt zu nehmen und von da die Dinge zu beobachten, die sich unten im Thal oder auf der nahen oder fernen Straße ereigneten. Daher sehen Ritter und Pilger, wenn sie auf ihrem Wege sich dem Schlosse nähern, so häufig: droben in den Fenstern wohl manche schöne Maid. Das Auge der Hinausschauenden erglänzte vor Freude, wenn es in der Ferne herankommende Leute sah, mochten es auch nur wandernde Spielleute sein, die kamen und an das Thor klopften, um Obdach für die Nacht zu bitten. Es gab etwas zu erzählen, zu reden und zu besprechen, woran die Unterhaltung noch zehren konnte, wenn

4. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 149

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
bis zum Ende des Zwischenreiches. 149 Minnegesang zunächst an das Naturleben an. Man sang vom Sommer und seiner Wonne, vom Winter und seinen Schmerzen, von süßer Maienblüte und bitterem Reife, der sie tötet, und knüpfte daran das innere Gefühlsleben, „der Liebe Lust und Leid," bald in Übereinstimmung, bald im Widerspruch zu der äußeren Welt. Maifest und Winterklage, Liebesgunst und Verschmähen ist das Allgemeine und Gewöhnliche in diesen Liedern. Man sieht im Minnegesang neben den frohen Empfindungen auch Verachtung der Welt, Schärfe und Bitterkeit gegen die Zeit, Wehmut und einen Zug des Schmerzes über die Nichtigkeit der menschlichen Dinge Hand in Hand gehen. b) Walther von der Vogelweide. Wenige Dichter des Mittelalters haben sich von jeher einer so allgemeinen Gunst zu erfreuen gehabt als Walther. Über seine Heimat und sein Geschlecht liegt noch heute ein gewisses Dunkel, während einige Forscher die Maingegenden als Heimat annehmen, haben sie andere nach Österreich verlegt, in beiden Gegenden hat er längere Zeit gelebt. Walthers Geschlecht war weder vornehm noch begütert, es gehörte dem niederen, sogenannten Dienstadel att. Frühe muß er sein väterliches Haus ver-lassen haben. Schon kurz vor oder nach dem Jahre 1190 begab er sich als zwanzigjähriger Jüngling nach Österreich, um dort die Ausbildung in der edlen Sangeskunst zu suchen. Denn damals entfalteten in der durch Handel und Wohlstand blühenden Donaustadt Wien die Herzoge ihren glänzenden Hofhalt und bildeten durch Pracht und verschwenderische Freigebigkeit für Poesie, Kunst und Wissenschaft einen Mittel- und Anziehungspunkt, wie es in Deutschland keinen zweiten gab. In diese Zeit seines ersten Wiener Aufenthaltes fällt der größte Teil der Frühlings- und Liebeslieder, von denen wir einige — meist in der Simrockschen Übertragung — hier anführen. Mumenlesen. Winterlich Stürmen die Welt nun bezwang; Falb ist der Wald und die Heide schon lang, Wo doch so lieblich manch Stimmlein erklang. Spielten die Mägdlein erst Straßen entlang Ball, o so kehrte der Vögel Gesang! Könnt' ich verschlafen im Winter die Zeit! Wach’ ich derweilen, so thut es mir leid, Daß er regieret so weit und so breit. Endlich doch sieget der Mai in dem Streit: Blumen dann les' ich, wo Schnee nun geschneit.

5. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 153

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
bis zum Ende des Zwischenreiches. 153 Sinken -es Reiches. Ich selber erblickte vor Zeiten den Tag, Da unser Lob gemein war allen Zungen. Wo uns ein Land in der Nähe nur lag, Da bat es um Sühne, sonst war es bezwungen. Wie haben wir damals nach Ehre gerungen! Da rieten die Alten und thaten die Jungen. Jetzt da die Richter bestechlich sind, (Die Lösung fehlt, das Rätsel ist blind,) Was soll es da geben? Sprich, Meister, geschwind! Ihr Fürsten, adelt euer Herz durch reine Güte! Seid gegen Freunde sanft, vor Feinden traget Hochgemute, Stärkt das Recht und danket Gott der großen Ehren, Daß Gut und Blut so mancher muß zu euren Diensten kehren. Seid mild, friedfertig, laßt euch stets in Würde schauen, So loben euch die reinen, süßen Frauen. Scham, Treue, Milde, Zucht sollt ihr mit Freuden tragen, Minnet Gott und schaffet Recht, wenn Arme klagen; Glaubt nicht, was euch die Lügenbolde sagen, Folgt gutem Rat, so dürft ihr auf das Himmelreich vertrauen. Ich bin des-milden Landgrafen Ingesinde; Ich halt' es so, daß man mich immer bei den Besten finde. Die andern Fürsten alle sind wohl mild; jedoch So stäte sind fie's nicht; er war es einst und ist es noch! Drnm kann er besser als die andern mild gebaren, Er ist in Launenwechsel unerfahren. Wer heuer prunkt und ist doch übers Jahr so karg als je, Des Lob ergrünt und salbet wieder gleich dem Klee. Thüringens Blume scheinet durch den Schnee: Lenz und Winter blüht sein Lob wie in den ersten Jahren. Der Verfall der Zucht unter der Jugend ging Walther ebenfalls zu Herzen, deshalb läßt er seine Stimme erschallen: Erziehung. An die Fürsten. An Landgraf Hermann. Nimmer wird's gelingen, Zucht mit Ruten zwingen: Hütet eurer Zungen! Das geziemt den Jungen. Schiebt den Riegel vor die Thür, Laßt kein böses Wort Herfür. Laßt kein böses Wort Herfür, Schiebt den Riegel vor die Thür! Das geziemt den Jungen! Hütet eurer Zungen! Wer zu Ehren kommen mag, Dem gilt Wort so viel als Schlag. Dem gilt Wort so viel als Schlag, Wer zu Ehren kommen mag: Zucht mit Ruten zwingen, Nimmer wird's gelingen.

6. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 240

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
240 Deutsche Einrichtungen und Zustände vom Ende des Zwischenreiches geschickt, denn am anderen Morgen begann die Schule um fünf Uhr, und der Magister bestrafte die Säumigen hart. Für die erwachsene Jugend aber kamen nun die schönsten Stunden. Da huschte sie aus den Häusern, und Freunde und Freundinnen scharten sich zusammen, um dem freien Platze zuzueilen, wo die Linde stand, die in keiner Stadt, selbst in keinem Dorfe fehlen durfte. Unter ihren schattigen Zweigen versammelten sich die munteren Scharen gar gern zu Spiel, Tanz und Gesang. Eigene Spielplätze waren der Jugend eingeräumt, wo sie während des Sommers ihre lustigen Scherze treiben und in fröhlichen Tanz-reihen dahinhüpfen konnte. Wie die Kinder, so trieben es auch die Erwachsenen; gemeinsam mit ihnen übten sie das Ringschellen, wobei der Ring in eine schnelle, kreisende Bewegung gesetzt wurde. In dem größten Ansehen aber stand das Ballspiel. In süddeutschen Städten wurden schon früh eigne saalartige Häuser gebaut, in denen die Männer das Ballspiel bei jedem Wetter üben konnten. In Norddeutschland wurde in der Regel ein mit Bäumen bepflanzter Weg zum Spiel benutzt. Gesang und Tanz zogen sich wohl an schönen Abenden in die Nacht hinein, doch im allgemeinen endete mit der Dunkelheit das mittelalterliche Straßenleben. Wurde das „Nachtglöcklein" geläutet, dann sollte nach päpstlicher Anordnung jeder drei „Ave Maria" beten, sich nach Hause begeben und das Feuer auf dem Herde auslöschen, auch die Herbergen mußten um diese Zeit geschlossen werden. Unheimlich und ausgestorben sahen die Gassen bei der Dunkelheit aus. Straßenbeleuchtung gab es nicht, noch weniger eigentliche Nachtwächter. Nur hie und da waren an Eckhäusern eiserne Arme angebracht, die Pechfackeln aufnehmen konnten, wenn nächtliche Aufläufe es notwendig machten. Wer spät abends oder nachts die Straßen besuchen mußte, hatte mit der Leuchte zu gehen oder wenigstens mit lauter Stimme zu singen, um sich als einen friedlichen Bürger zu erkennen zu geben. Auch brauchte er das Licht zu seiner eigenen Sicherheit; nur zu oft war er in Gefahr, in ein Loch oder in eine Pfütze zu fallen, über Haufen von Dünger zu stolpern oder mit den Schweinen zusammenzutreffen. Der ruhige Bürger hielt sich zu Hause, aber allerlei Gesindel trieb sich nächtlicherweile umher und machte sich die Finsternis zu nutze und die Straßen unsicher. In manchen Städten mußten die Straßen selbst mit Ketten voneinander abgesperrt werden, um die nächtliche Ruhe zu sichern. Dann zog mit Anbruch der Dunkelheit

7. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 253

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
bis zum Schlüsse des Mittelalters. 253 oder dem Namen der Heimat wie Böhme, Bayer, Preuße, Sachse, Hesse, Schwabe, oder von Ständen wie König, Kaiser, Fürst, Herzog, Edelmann, Bauer, Psaff, Ritter, Bürger, Schultheiß, Richter, Schreiber u. s. w. Nicht alle Namen blieben bestehen, ältere wurden von neueren verdrängt, ganz fest scheinen die Familiennamen erst im 16. Jahrhundert geworden zu sein. 4. Die Erziehung der Kinder. Mit dem 15. Jahre schloß das Kindesalter. Hart genug scheint das Leben der ritterbürtigen Knaben gewesen zu sein, die frühzeitig das Pferd zu tummeln, die Waffen zu führen gewöhnt wurden. Wenig erfreulich war das Los armer Bauernsöhne, denen man schon im zarten Alter schwere Arbeit in Hof und Feld zumutete. So wird von den Söhnen armer westfälischer Bauern um 1478 berichtet: Ihre Wiege steht in bäuerlicher Hütte. Schon im frühen Kindesalter weiden sie das Vieh. Barfuß schreiten sie auf harter Scholle. Hänfene Kleider decken die zarten Glieder. Grobes Brot mit Gerstensuppe stillt den Hunger. Der Hausrat ist so: keine Betten oder solche aus Stroh und härter als Heu, hartes Seinen und zottiges Tuch als Überzeug. Wenn die Glieder erstarkt sind, das fünfte Jahr zurückgelegt ist, legen sie die Hand an Schwereres, führen den Pflug, den Lastwagen und die Kutsche, reinigen das Getreide, fahren Dünger hinaus und beginnen, was Manneskraft erfordert. Bringt sie das Schicksal auf Schulen, so sagen sie mit leeren Händen den Eltern Lebewohl und mit wunderbarer Regsamkeit, bald arbeitend, bald bettelnd, bald wieder studierend machen sie nicht bloß dieselben Fortschritte wie die Reichen, sondern übertreffen sie sogar. Ein lustiger Anblick ist es, wenn die jungen Knaben zu Frühlings Ansang den Sack auf den Rücken nehmen und von Thür zu Thür in heimischer Mundart singen. Dann wieder nehmen sie runde Körbe, um in Dürfen und Bauernhöfen ringsum Eier zu sammeln. Im Herbst strömen sie auf die Fluren, um hinter den Schnittern her Ähren zu lesen. Den armen Eltern bringen sie alles zu, was sie mit Bettel und Arbeit erworben haben. Daß die Kinder der wohlhabenden Bürger ein besseres Los hatten, als die armen Bauernkinder, versteht sich von selbst. 5. Das Begräbnis. Die Toten trug man in feierlicher Weise zu Grabe. Auf Kirchhöfen, Vornehme auch in Kirchen, fanden sie die letzte irdische Ruhestätte, die man zeitweilig mit einem Leichentuche bedeckte, und auf der man Kerzen anzündete. Der Sitte gemäß wurden am 7. und 30. Tage nach dem Heimgänge, sowie an den alljährlich

8. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 274

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
274 Deutsche Einrichtungen und Zustände vom Ende des Zwischenreiches Unter den Metallarbeitern fanden die Gold- und Silberschmiede die meiste Beschäftigung und lieferten zum Teil wahre Wunderwerke. Ihre Zunft stand besonders in Nürnberg, Köln, Augsburg, Regensburg, Landshut und Mainz in höchster Blüte. In Augsburg arbeitete der berühmte Goldschmied Georg Seld 26 Jahre lang (bis 1508) an einem Silberaltar, der eine Darstellung des letzten Abendmahles und des Leidens Christi bis zur Auferstehung enthielt und beinahe 200 Pfund schwer war. In Nürnberg zählte das Handwerk der Goldschmiede oft mehr als 50 Meister, welche ihre Erzeugnisse durch ganz Europa vertrieben. Ihre Arbeit beschränkte sich nicht auf bloße Geschmeide und kostbare Gefäße, sondern sie zeichnete sich vor allem in der Kunst aus, Bildwerke zu formen und in Metall zu gießen. Alle damaligen Schmucksachen waren von künstlerischem Werte. Man brachte darauf allerlei Figürliches an: Tiergestalten, Frauenbilder, religiöse oder weltliche Gruppen. Man emaillierte beispielsweise Pfauen mit schillernden Schwänzen, Frauengestalten mit farbigen bunten Kleidern, mit goldenen Kronen, und setzte zur weiteren Verzierung noch Perlen und Edelsteine hinein. Wie in den Gold- und Silberarbeiten, so errang auch in der Kunst des Bronzegusses Nürnberg eine der ersten Stellen. Der bedeutendste unter den dortigen Metallarbeitern war Peter Bischer, ein einfacher Rotschmied, der die Kunst der Erzgießerei zur reinsten Vollendung erhob. „Dieser Peter Bischer war im Gießen dermaßen berühmt," sagt von ihm ein Zeitgenosse, „daß wenn ein Fürst oder ein großer Potentat herkam, er es selten unterließ, daß er ihn nicht in seiner Gießhütte besuchte." An seinem Hauptwerke, dem Sebaldus-grab in der Sebalduskirche zu Nürnberg, hat Bischer, von seinen fünf Söhnen unterstützt, vom Jahre 1508—1519 gearbeitet. Es hat ein Gewicht von 157 Centnern. Das Ganze stellt einen Tempel vor, der sich über dem Silbersarge des Heiligen erhebt. In der Zahl der anderen noch vorhandenen Werke des Meisters werden wegen ihrer Formvollendung das Grabmal des Bischofs Heinrich von Bamberg im Dom zu Regensburg am meisten gerühmt. Wie von Bischer viele Güsse, so sind auch die besten Arbeiten seines Freundes Sebastian Lindenast, welcher Bilder, Trinkgefäße, Spangen und allerlei Geschmeide aus Kupfer kunstvoll herrichtete, abhanden gekommen. Es waren dies die in Kupfer getriebenen Figuren an der Kunstuhr der Frauenkirche zu Nürnberg: Kaiser Karl Iv. auf

9. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 292

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
292 Deutsche Einrichtungen und Zustände vom Ende des Zwischenreiches schwätz und ihr Geschrei, ihre Sprünge und Prügeleien solch ein Getöse machen, daß die Stube dem Einsturze droht und keiner den andern hört. Und doch glauben sie, so recht angenehm zu leben, und man ist gezwungen, bis in die tiefe Nacht hinein sitzen zu bleiben. Ist endlich der Käse abgetragen, der ihnen nur schmackhaft erscheint, wenn er stinkt oder von Würmern wimmelt, so tritt wieder jener Bärtige auf mit der Speisetafel in der Hand, auf die er mit Kreide einige Kreise und Halbkreise gezeichnet hat. Diese Tafel legt er auf den Tisch hin, still und trüben Gesichtes wie Charon. Die das Geschreibe kennen, legen einer nach dem andern ihr Geld darauf, bis die Tafel voll ist. Dann merkt er diejenigen, die gezahlt haben, und rechnet im stillen nach; fehlt nichts an der Summe, so nickt er mit dem Kopfe. Niemand beschwert sich über eine ungerechte Zeche; wer es thäte, der würd alsbald hören müssen: „Was bist du sür ein Bursche, du zahlst um nichts mehr als die andern!" Wünscht ein von der Reise Ermüdeter gleich nach dem Essen zu Bett zu gehen, so heißt es, er solle warten, bis die übrigen sich niederlegen. Dann wird jedem sein Nest gezeigt, und das ist weiter nichts als ein Bett, denn es ist außer den Betten nichts, was man brauchen könnte, vorhanden. Die Leintücher sind vielleicht vor sechs Monaten zuletzt gewaschen worden. — Was geschieht indes mit den Pferden? sie werden ebenso behandelt wie die Menschen." Vii. Gesellschaftliche Zustande und Anschauungen des scheidenden Millelallers. Zusammenfassender Überblick. Seitdem die Landesherrschaften sich mehr und mehr an Macht entwickelt und das Reich beinahe zur Auflösung gebracht hatten, der Kaiser zu einem bloßen Vorsteher der Reichsgemeinde herabgesunten war, begann zugleich die Absonderung und Abzweigung der Stände in früher unbekannter Weise sich mehr und mehr zu steigern. Noch um 1300 heiratete der arme Edelmann das Kind des reichen Bauern, und auch um 1400 waren die Stände noch nicht kastenartig abgeschlossen. Der Ritter war um jene Zeit in seiner Lebensweise und Lebensanschauung noch nicht sehr von einem wohlhabenden Bauern verschieden. Zwar war es ihm nicht erlaubt, Handel, Handwerk oder gewöhnliche Feldarbeit zu treiben, aber man achtete es nicht für gering, wenn er selbst die Bewirtschaftung seines

10. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 428

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
428 Die Zeit der unumschränkten Fürste,igewalt. des Münsters aber, das er den Katholiken zurückgegeben, empfing ihn der greife Bischof mit den biblischen Worten: „Herr, nun lässest Du Deinen Diener in Frieden fahren, da meine Augen Deinen Heiland gesehen." Der Kaiser Leopold, von den Türken im Osten bedroht und ohne Hülfe der Reichsstände, konnte dem Räuber die Stadt nicht entreißen und schloß mit ihm einen Waffenstillstand auf zwanzig Jahre und ließ ihm Straßburg. 2. Die Türken vor Wien. 1683. Die protestantischen Ungarn hatten sich unter Emmerich von Tökely wegen der Unduldsamkeit des Kaisers Leopold empört und mit den von französischen Agenten aufgestachelten Türken verbündet. Tökely zog voran und bahnte den Türken den Weg nach Wien. Diese Stadt war schlecht gerüstet, doch kamen auf des Kaisers Mahnruf die Kurfürsten von Sachsen und Bayern mit Hülfstrnppen herbei, auch der große Kurfürst schickte 8000 Mann. Leopold selbst verließ die Hauptstadt und flüchtete uach Passau. Am 7. Juli 1683 erschienen die Türken unter dem Vezier Karamustasa vor Wien, um es zu belagern und dann zu erobern. Aber in der Belagerung zeigte die Stadt äußersten Heldenmut; Bürger und Studenten wetteiferten mit den Soldaten, und der tapfere Befehlshaber Rüdiger von Stahremberg hielt alle Stürme aus. Acht Wochen schon lagen die Feinde vor der Stadt, und die Hoffnung der Belagerten auf Entsatz schwand täglich mehr. Endlich bemerkten die hartbedrängten Wiener unter den Türken eine Bewegung, die ihnen eine Annäheruug des Entsatzes zu verraten schien. Der tapfere Kommandant Stahremberg schickte in dunkler Nacht einen kühnen Reiter, der durch die Donau schwamm, dem kaiserlichen Heerführer Karl von Lothringen entgegen, mit den wenigen angstvollen Worten: „Keine Zeit mehr verlieren, gnädigster Herr, ja keine Zeit verlieren!" Zugleich ließ er als Zeichen höchster Not vom Stephansturm ein Bündel Raketen in die tiefe Finsternis emporsteigen. Ein feuriger Busch Raketen, die in der Ferne auf dent Kahlenberge in die Luft sich erhoben, diente den Wienern zur Antwort, daß man das Zeichen bemerkt und verstanden habe. Mit dem ersten Strahle der Morgensonne des 11. September zeigte sich ihnen auf der Höhe des Kahlenberges das errettende Heer. Alles, was noch gehen konnte, eilte auf die Böden der Häuser, auf Türme und Wälle, um sich an dem seit neun Wochen bang ersehnten Anblick zu weiden, und nun in die Kirchen, um Gott für die nahe Rettung zu danken. Der Prinz von Lothringen, der
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