2. Der zweite punische Krieg
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mit der größten Besonnenheit benahm er sich inmitten derselben.
Als Vorderster ging er in das Treffen, als Letzter verließ er es. Sein freundliches Benehmen und seine ruhige Entschlossenheit erwarben ihm die Liebe und das Vertrauen seiner Untergebenen. Neben einer warmen Liebe zu seinem Vaterlande, dessen Größe und Glück das Ziel aller seiner Unternehmungen war, erfüllte ihn ein glühender Haß gegen die Römer. Am Altare des höchsten Gottes hatte ihn einst, den neunjährigen Knaben, der Vater ewige Feindschaft dem römischen Namen schwören lassen.
Um den Fortschritten der Karthager in Spanien Einhalt zu thun, hatten die Römer die Stadt Sagunt an der Ostküste der Halbinsel in ihre Bundesgemeinschaft aufgenommen. Aber H ein nt-bal, der einen Krieg mit Rom nicht nur für unvermeidlich hielt, sondern auch herbeisehnte, rückte vor Sagunt und nahm es nach achtmonatlicher Belagerung ein. Die Römer führten Beschwerde und forderten die Auslieferung des Feldherrn. Die karthagische Rathsversammlung suchte Ausflüchte und hielt mit der Antwort unschlüssig zurück. Da faßte einer der römischen Gesandten, Fabins, seine Toga (Oberkleid) zusammen und sagte: „Hier trage ich Krieg und Frieden: wählet!" Uud als man ihm eutgegnete, er möge geben, was er wolle, öffnete Fabins die Falten und sprach: „So nehmet beim deu Krieg!"
Nachdem Hannibal zum Schutze bcr Vaterstadt einen Theil seiner Truppen nach Afrika geschickt und Spanien durch zurückgelassene Besatzungen gesichert, brach er im nächsten Frühjahre vou218 < Neu-Karthago aus, um die Römer iu ihrem eigenen Lande anzugreifen. Mit 50000 Mann zu Fuß, 9000 Reitern und 37 Elephanten überstieg er die Pyrenäen, zog längs der Meeresküste durch Gallien und erreichte nach einem 17tägigen, höchst gefahrvollen Marsche über die Alpen, während bessert die Hälfte seiner Truppen den Untergang fand, die Ebene Norditaliens. Nach zwei siegreichen Treffen am Ticinns nnb an der Trebia ging er mit seinem durch gallische Schaaren verstärkten Heere über die Apenninen, brach in Mittelitalien ein und nahm seine Richtung aus Rom. Da eilte der Consul Flaminius herbei, mit ihm eine Schlacht anzubieten. In einer Thalebene am trasimenischen See217 (See von Perugia), welche auf beideu Seiten von steilen Höhen? zügen begrenzt ist, und an bereit schmalem Eingänge er die Reiterei und bic Leichtbewaffneten, in den Hinterhalt gelegt, erwartete Hannibal den Feind. Kaum war die Hauptmacht der Römer in die Ebene vorgerückt, als er den im Hinterhalte befindlichen Truppen das Zeichen zum Angriff gab. Von allen Seiten brachen die Karthager aus die bestürzten Feinde los, und noch hatten diese nicht Zeit gehabt, sich zur Schlacht zu ordnen, als schon der Bobeu mit Leichen und Verwundeten bedeckt war. Das ganze römische Heer wurde vernichtet. 15000 Todte lagen ans dem
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1. Marius und Sulla. 87
Die nächsten Jab re vergingen unter erbitterten Kämpfen
zwischen bei1 Nobilität utib der Volkspartei. An der Spitze der ersteren stanb jetzt Cornelius Sulla, ein Mann, der sich schon als Uuterfeldherr des Marius in den Kriegen gegen Jugurtha nnb gegen die Cimbern nnb Teutonen durch seine Klugheit nnb Tapferkeit hohen Ruhm erworben hatte. Er stammte aus einem alten patri-cischeu Geschlechte, befaß eine grünbliche Bilbnng, war berebt, listig nnb geschickt im Verbergen seiner Absichten. Den sinnlichen Genüssen ergeben, hielt ihn boch das Vergnügen nie von Geschäften ab. Ihm übertrug der Senat den Oberbefehl gegen den König Mithridates von Pont ns (an der Norbküste Kleinasiens), der zu jener Zeit die römischen Provinzen des Ostens bebrohte. Kaum aber hatte sich Sulla von Rom entfernt, als die Volkspartei einen Beschluß herbeiführte, welcher jenem den Oberbefehl entzog nnb Marius bamit betraute. Doch Sulla verweigerte den Gehorsam, brach mit den ihm ergebenen Truppen nach Rom auf, und trieb
die Geguer in die Flucht. Dann trat er seinen Felbzng gegen
Mithribates an, den er nach kurzem Kampfe zum Frieden nöthigte, währenb Marius als Flüchtling an beit Küsten Italiens und Asrika's umherirrte, des Augenblicks Harrenb, der ihm die Rückkehr in die Vaterstabt gestattete.
Bald nachbem Sulla Italien verlassen, erhob der Consul China, ein Anhänger des Marius, die Fahne des Aufruhrs. Durch Gelb und Versprechungen brachte er die tu Unteritalien stehenden Truppen aus seine Seite und rückte in Gemeinschaft mit dem aus der Verbannung zurückgekehrten Marius vor die Mauern Roms. Hunger, Seuchen und innere Zwietracht zwangen die Stadt §itr Ergebung. Nun folgte eine Schreckensherrschaft, wie Rom noch keine gesehen87 hatte. Banben roher und verwilberter Soldaten burchzogeu raubend und morbenb die Straßen, die Häupter der Vornehmen würden erschlagen, ihre.häuser geplündert und zerstört, ihre Güter eingezogen, ihre Leichen nnbeerbigt den Hnnben und Raubvögeln preisgegeben. Am ärgsten wüthete- Marius. Aber die furchtbare Aufregung, in die den siebzigjährigen Greis die eigene Mordwuth versetzte, warf ihn aufs Krankenlager, und beladen mit beut Fluche der Parteien, mit dem Haffe der ganzen Nation sank der ehebem so rechtliche und brave Mann, der Stolz seiner Mitbürger, ins Grab. Zwei Jahre später würde Ciuua bei einem Solbateuauf-stanbe erschlagen.
Jetzt lanbete Sulla mit einem nicht bebentenben, ihm aber treu ergebenen Heere in Italien, sammelte seine Gesinnungsgenossen um sich und besiegte in einer Reihe von Schlachten die Truppen der Gegenpartei. Dann ließ er sich zum Dictator aus unbestimmte82 Zeit ernennen, mit der Befuguiß, über Leben itub Eigenthum bet Bürger in unbeschränkter Machtvollkommenheit verfügen zu bürfeu. Bei seinem Einzuge in Rom überreichte ihm die angsterfüllte Bürger-
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Extrahierte Ortsnamen: Kleinasiens Rom Rom Italiens China Unteritalien Rom Italien Rom
Ix. Das neue Deutschland.
den Rittergutsbesitzern und den Abgeordneten der Städte und Landgemeinden gebildeten Proviuzialstäude zusammen, um iß re hermachen Angelegenheiten zu berathen und zu ordnen. 1833 gründete Preußen mit der Mehrzahl der deutschen-Staaten den Zollverein, durch welchen die so lästigen und den Handel und Berkehr erschwerenden Zollschranken beseitigt wurden/ Um den alten Zwiespalt zwischen den Lutheranern und Reformirteu auszugleichen, vereinigte der König durch die Union die beiden einander so uahesteheudeu Religionsgemeinschaften zu einer großen evangelischen Landeskirche.
Am 7. Juni 1840 starb Friedrich Wilhelm Iii., und ihm folgte
Sohn, der geistvolle und fromme Friedrich Wilhelm It., ~ * ein großmüthiger Beförderer der Kunst und Wissenschaft
Er erkannte und würdigte das Streben seines Volkes nach größerer freiheitlicher Entwickelung und kam ihm entgegen, indem er im April 1847 den Vereinigten Landtag (aus den Abgeordneten der Provmzral-Landtage zusammengesetzt) nach Berlin berief und tl)m das Rechtler Steuerbewilligung und eine berathende Stimme bei der Gesetzgebung einräumte. Doch der Bewegung war nicht mehr Einhalt zu thun. Ueberall hatte sich der Zündstoff der Revolution angehäuft, und es bedurfte nur eines Funkens, um th.it zur Hellen Flamme emporlodern zu sehen.
. J^u.f geringfügigen Ursachen brach im Febrnar 1848 zu Paris etn Aufstand aus, der in Folge falscher Maßregeln an Umfang zunahm und mit der Flucht des Königs endete. Frankreich wurde zur Republik erklärt. Die Kunde davon durchlief wie etn elektrischer Schlag ganz Deutschland. Aller Orten erhoben fcte Verfechter der Volksfreiheit und die heimlichen Republikaner ihr Haupt. Ihr Anhang mehrte sich von Tage zu Tage; eine unnatürliche Erhitzung bemächtigte sich der Geister; selbst sonst besonnene und gemäßigte Männer n-nrden von dem allgemeinen Schwindel ergriffen. Schreier, die bei dem Umsturz der bestehenden Ordnung ihre Leidenschaften zu befriedigen gedachten, beherrschten , die Volksversammlungen und regten die Menge auf; es kam zu 1848] gewaltsamen Auftritten und endlich zur offenen Revolution.
Auch Preußen blieb diesmal nicht von den Stürmen der Zeit verschont. Zwar erklärte sich der König bereit, die Wünsche des Volkes zu befriedigen; aber der von Aufwieglern geleitete Pöbel ließ sich nicht beschwichtigen. Am 18. März entbrannte in Berlin ein fürchterlicher Straßenkampf, der bis zum andern Morgen währte. Die Truppen behielten die Oberhand; dennoch zog sie der König zurück, um weiteres Blutvergießen zu verhindern. Zugleich verhieß er die Einberufung einer constitnirenden (verfassunggebenden) Nationalversammlung, welche schon im Mai ihre Sitzungen begann. Wie kaum anders zu erwarten war, bestand sie zum größten Theile aus Leuten, denen es an gutem
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1. Marius und Sulla. 85
gegenüber eben so abgeschlossen verhielt, wie es ehemals die Patricier den Plebejern gegenüber gethan.
Mit welcher Gewissenlosigkeit die römische Nobilität ihre Macht zu ihrem Vortheil ausbeutete, trat nirgends greller zu Tage als in dem Kriege mit Jugurtha. Nach den Bestimmungen [111—106 Micipsa's, des Sohnes Masinissa's, sollten seine beiden Söhne H i emp s al und A d h e r b a l das n n m i d i s ch e Reich mit ihrem Vetter Jugurtha gemeinschaftlich beherrschen. Aber durch eine übel-wollendebemerknng gereizt, ließ dieser den Hiempsal ermorden, besiegte dann den Adherbal und nöthigte ihn zur Flucht nach Rom. Umsonst schilderte hier der Vertriebene das ihm und seinem Bruder zugefügte Unrecht und flehte in der demühigsten Weise um Hülfe. Jugurtha hatte ihm Gesandte nachgeschickt, welche die Mehrzahl des Senats durch Geschenke gewannen. So erreichte Adherbal weiter nichts, als daß ihm der weniger fruchtbare und bevölkerte Theil des Landes zurückgegeben wurde. Dieser Ausgang machte Jugurtha nur noch dreister. Er brach mit Heeresmacht in Adherbals Gebiet ein, eroberte dessen Hauptstadt Giftet (Konstantine) und ließ den unglücklichen Fürsten unter grausamen Martern hinrichten und die Bevölkerung, Afrikaner und Italiener, ohne Unterschied niedermachen.
Ein Schrei der Entrüstung ging durch ganz Italien. Es wurde ein Heer nach Afrika gesandt, und nach kurzem Widerstände sah sich Jugurtha genöthigt, um Frieden zu bitten und sich behufs seiner Verantwortung nach Rom zu.begeben. Auch diesmal verfehlte das Gold des Königs seine Wirkung nicht. Als aber seine Frechheit so weit ging, einen Enkel Masinissa's, Massiv a, welcher Ansprüche auf den nnmidischen Thron erhob, gleichsam unter den Augen des Senats ermorden zu lassen, da wurde ihm der Friede gekündigt. Mit den Worten: „O der feilen Stadt, die bald zu Gruude gehen wird, wenn sie nur eiueu Käufer findet!" verließ er Rom. — Anfänglich nahm der Krieg nur einen sehr langsamen Fortgang; ja es gelang dem schlauen Jugurtha sogar, den römischen Feldherrn nach der Wüste zu locken, ihn dort einzuschließen und zu zwiugeu, mit seinem Heere durch das Joch zu gehen, — eine Schmach, wie sie dem römischen Namen lange nicht widerfahren war. Endlich übernahm Cajus Marius den Oberbefehl und erfocht schnell Sieg auf Sieg. Jugurtha zog sich nach der Wüste zurück, wo er mit Hülse der Verrätherei seines bisherigen Verbündeten, des Königs von Mauretanien (dem heutigen Algerien und Maroeco), gefan-geu genommen wurde. Nachdem er in Rom den Triumphzug des Siegers geschmückt, wurde er in ein unterirdisches Kerkergewölbe hinabgestoßen, in welchem er nach sechs Tagen dem Hunger und der Kälte erlag.
Seit dieser Zeit war Marius der Held des Volkes. Er stammte aus einer geringen Bauernfamilie, hatte von Jugend auf im Heere gedient und sich bei allen Gelegenheiten den Ruhm eines tapfern
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6. Der Krieg mit Tarent und Pyrrhus.
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Herrn und gewaltigsten Kriegsmann seiner Zeit. Ein echter ^oldat und Feldherr, ein geborener Herrscher, ein unermüdlicher Kampfesheld, gewann er überall, wohin ihn sein wechselndes Leben führte, das Vertrauen der Männer, die Gunst der Frauen, die Liebe des Volks. Bereitwillig nahm er die Einladung der Tarentiner an, eröffnete sich ihm doch die Aussicht, ein gewaltiges Reich im Westen quin den zu können, wie sein großer Verwandter Alexander von Macedonicn ein solches in Asien gegründet. Mit einem bnnt-aemischten Heere von 20000 Schwerbewaffneten, 3000 Reitern, 2000 Bogenschützen, 500 Schlenderern und 20 Elephanten landete er im Frühjahre 280 im Hafen von Tarent, wo er seine Macht durch Einreihung der waffenfähigen Bürgerschaft und Anwerbung von Söldnern bedeutend vergrößerte. Bei Hcraklca, da wo der 280 Fluß Siris in den tarentinischen Meerbusen fällt, rückten ihm die Römer entgegen. Eine furchtbare Schlacht entbrannte, und auf beiden Seiten wurde mit der größten Erbitterung gekämpft, bis die Elephanten den Sieg zu Gunsten des Pyrrhus entschieden. „Mit solchen Soldaten wäre die Welt mein!" rief der König als er am folgenden Tage über das Schlachtfeld schritt und die Leichen der Römer betrachtete, die alle mit der Wunde auf der Brust dalagen, in den erblaßten Gesichtern noch den Ausdruck unbeugsamen Muthes.
Pyrrhus suchte den ersten Eindruck seines Sieges zu benutzen, um eineu vorteilhaften Frieden abzuschließen. Zn diesem Zwecke sandte er seinen vertrauten Rath geb er Eineas nach Rom Wirklich gelang es auch dem gewandten und beredten Griechen, einen großen Theil der Senatoren seinen Anträgen geneigt zu machen. Da ließ sich der greise, erblindete Appius Claudius in den Seuat führen. „Bisher", sagte er, „habe ich immer den Verlust meiner Augen beklagt, jetzt aber wünschte ich auch noch taub zu sein, um so Unwürdiges nicht hören zu müssen." Seine flammenden Worte verfehlten ihres Eindruckes nicht, und Eiueas erhielt die Antwort, daß an Frieden nicht zu denken sei, so lange der Feind noch auf italischem Boden weile. Seinem Könige berichtete Eineas, der Senat sei ihm wie eine Versammlung von Königen erschienen. Als einige Zeit darauf römische Gesandte, an ihrer Spitze Cajus Fabririus, bei Pyrrhus eintrafen, um über Auslösung der^ Gefangenen zu unterhandeln, benutzte der König diese Gelegenheit zu erneuten Friedeusvorschlägeu. Besonders suchte er den Fabriäns durch Geschenke und Versprechungen zu gewinnen. Aber obgleich arm, widerstand dieser doch allen Verlockungen. Am folgenden Tage wollte der König den Römer durch die plötzliche Erscheinung eines riesigen Elephanten in Furcht setzen. Lächelnd sagte Fabrkins: „So wenig mich gestern dein Gold lockte, so wenig schreckt mich heute dein Elephant".
Bei Asculum in Apulien kam es zu einer zweiten Schlacht.
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Extrahierte Personennamen: Alexander_von_Macedonicn Alexander Appius_Claudius Eineas Cajus_Fabririus Fabrkins
76 Vii. Dic punischen Kriege.
Wieder kämpften die Römer mit dem größten Heldenmuthe, aber wieder mußten sie der furchtbaren Wucht der Elephanten weichen. Doch waren die Verluste auf Seiten des Pyrrhus so groß, daß dieser ausrief: „Noch ein solcher Sieg, und ich bin verloren!" Darum kam ihm die Aufforderung der Syracuser, die Insel Sieilien gegen die Karthager zu vertheidigen, ganz erwünscht. Ehe er aber Italien verließ, hatte er noch einmal Gelegenheit, die Rechtschaffenheit des Fabrieins zu bewundern. Pyrrhus' Leibarzt hatte sich gegen denselben erboten, seiueu Herru zu vergiften, und Fabrieius entdeckte die Verrätherei dem Könige. Gerührt rief dieser aus: „Es ist schwerer, deu Fabrieius vou seiner Rechtschaffenheit abzuwenden, als die Sonne von ihrem Lause!"
In Sicilieu war Pyrrhus nicht glücklich. Darum kehrte er auf Bitten der Tarentiner nach Italien zurück. Noch immer gebot er über ein Heer von 20000 Mann Fußvolk und 1000 Reitern. Aber es waren nicht mehr die Krieger von ehedem; die besten Truppen schlummerten ans den Schlachtfeldern von Heraklea, Ascnlnm und Sieilien, und die Lücken füllten fremde Söldner. Der römische Cousul Curius Dcntatus stand auf deu Höhen des Samuiter-gebirges. Hier, bei Maleventum (Unglücksstadt), das von jetzt ab 275bencvcntum (Glücksstadt) hieß, nöthigte ihn Pyrrhus zur Schlacht. Doch das Glück war dem König untreu geworden. Die Heeresabthei-lung, welch e dem Feinde in den Rückeu fallen sollte,, traf nicht rechtzeitig ein, und die Elephanten gereichten diesmal den Griechen selbst zum Verderben. Durch die Brandpfeile der römischen Schützen wüthend gemacht, wandten sich die Thiere gegen die Reihen der eigenen Soldaten und trieben diese in wilder Flucht auseinander. Mit wenigen Reitern nur entkam Pyrrhus nach Tarent. Ohne Heer und ohue Mittel, ein neues zu werben, verließ er noch in demselben Jahre Italien. Drei Jahre später fand er bei einem nächtlichen Ucber-falle der Stadt Argos durch einen Steinwurf einen rühmlosen Tod. Auf diese Kunde hinübergab der Befehlshaber von Tarent die Stadt an die Römer, und damit war Roms Herrschaft in Italien entschieden.
Vii. Die punischen Kriege.
1. Der erste punischc Krieg.
Die phöuizische Pflanzstadt Karthago war im Laufe der Jahrhunderte durch ihre günstige Lage und durch den Unternehmungsgeist ihrer Bewohner zu einer Macht und Größe gelangt, die das Mutterland weit überholte. Durch Klugheit und geistige Überlegenheit wie durch Waffengewalt hatten die Karthager, nach ihrer Abstam-
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1. Der erste punische Krieg. 77
mnng von den Phöniziern auch Pönier oder Puni er geuannt, zuerst die benachbarten afrikanischen Volksstämme in ein Verhältniß der Unterordnung und Dienstbarkeit gebracht und dann ihre Vorherrschaft auch über die reichen phönizischen Kolonien in Spanien, Sardinien, Korsika und Sieilien ausgedehnt. Ans den vollständigen Besitz des Letzteren war ihr Hauptaugenmerk gerichtet. Doch die Griechenstädte leisteten hartnäckigen Widerstand, und zuletzt traten auch die Römer ihren Erobernngsaelüsten hindernd in den Weg. Ein Streit um die Stadt Messiua gab den Anstoß zu dem ersten punischcn Kriege, welcher die Vertreibung [264—241 der Karthager ans Sieilien zur Folge hatte.
In den ersten Jahren wurde der Krieg nur zu Lande geführt, und die Römer entrissen ihren Gegnern eine stellt)che Stadt nach der andern. Aber Karthago konnte nicht überwunden werden, so lange es das Meer beherrschte. Darum beschloß der römische Senat, nach dein Muster eines an der italienischen Küste gescheiterten pnnischen Kriegsschiffes eine Flotte zu bauen. Und so rasch ging man an die Ausführung des Planes, daß schon nach 60 Tagen 30 Fahrzeuge fertig gestellt waren. Um aber den Seekampf dem Landgefechte ähnlich zu machen und auf diese Weise deu erfahrenen Karthagern eher gewachsen zu sein, hatte man an dem Vordertheile der Schiffe eine Ent er brücke mit Brustwehren angebracht, die nach vorn und nach beiden Seiten schnell niedergelassen werden konnte und beim Herabfallen mit entern spitzen Haken das Holzwerk des feindlichen Schiffes durchbohrte und es festhielt, so daß die bewaffnete Seemannschaft rasch auf das Verdeck gelangte. Die Erfindung sollte sich bald bewähren. Bei Mylä, nordwestlich von Messina, kam es noch in 260 demselben Jahre zur ersten Seeschlacht, in welcher die Römer mit Hülfe der Enterbrücken einen glänzenden Sieg errangen, den sie durch eine mit Schiffsschnäbeln verzierte Marmorsäule verewigten. Dem glücklichen Feldherrn Duilius lohnten sie mit Ehrenvorrechten.
Eine Entscheidung wurde indeß durch die Schlacht bei Mylä uicht herbeigeführt. Da beschlossen die Römer, durch eine kühne Fahrt uach Afrika dem Kriege eine andere Wendung zu geben. Mit einer Flotte von 330 Schiffen segelte Regulus der pnnischen251 Küste zu, bewerkstelligte östlich vou Karthago die Lauduug und bezog ein festes Lager. Erfolgreiche Streifzüge erfüllten die Römer so sehr mit Selbstvertrauen, daß der größte Theil des Heeres und der Flotte nach Italien zurückkehrte, und Regulus nur 15000 Mann bei sich behielt. Da übertrugen die Karthager deut spartanischen Söldnerhauptmann Tanthippns den Oberbefehl. Dieser griff die Römer bei Tun es an und bereitete ihnen eine vollständige Niederlage, aus der sich nur 2000 Mann retteten; Regulus selbst ^vnrde gefangen genommen. Da aber in der Folge die Römer auf Sieilien wieder Fortschritte machten und bei Panormns (Palermo) einen glänzenden Sieg erfochten, boten die Karthager
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