3. Die Römer in Deutschland. Herrmann der Cherusker. 105
Elbe bis zur Weichsel, von der Ostsee bis zu beit Karpathen hatten die Gothen bitte, die sich allmählich über die weiten Flachlänber des Ostens bis zum Don uitb den Münbnngen der Donau ausbehnten uttb sich itt Ost- ttttb Westgothen schieben. Den Kern der Sneven bilbetett die Semnonen; ihre Bestandtheile trennten sich im Laufe der Zeit von einanber uttb gingen zum größten Theile in den Alamannen auf, welche die fruchtbaren Ebenen am Ober- und Mittelrhein bewohnten.
3, Die Römer in Deutschland. Hermann der Cherusker.
Seit Cäsar Gallien unterworfen und zweimal über beu Rhein gegangen war, hatte der Eroberungskrieg in biesen Gegenben geruht, und die Römer hatten sich begnügt, die Rheingrenze bnrch Anlegung fester Staublager, wie Moguutiacum (Mainz), Colonia (Köln) und Vetera (Xanten), gegen die Einfälle der Deutschen zu sichern. Dagegen brangen die römischen Legionen unter fortwährenden Kämpfen mit den Alpenvölkern bis an die Donau [15 v. Chr. vor und machten Rhätien (Tyrol und Granbündten), Vinbeli-cien (Baiern) nnb Norienm (Kärnthen) zu Provinzen des Kaiserreichs. Auch hier erhoben sich nette Römerstäbte, so: Regi-nnm (Regensburg), Vindobona (Wien) nnb Augusta Vin-delicorum (Augsburg).
Von nun an war es das Bestreben der Römer, das Innere von Dentschlanb selbst zu erobern. Drnsus, der tapfere und geliebte Stiefsohn des Angnstus, unternahm vom Mittel- und Niederrhein [12—9 aus vier Feldzüge in das nordwestliche Deutschland. Er verheerte die Gaue der am rechten Rheinufer von der Mündung des Mains bis zur Assel wohnenden Usipeter, Tenchterer, Matti-aker und Sigarnbrer, besiegte die Katten in blutiger Feldschlacht und drang, nachdem er das Eroberte durch Anlegung der Burg Aliso (in der Gegend von Paderborn) und durch Befestigungen am Taunus gesichert hatte, durch den hercynischen Wald (Thüringer Wald) bis an die Elbe vor. Als er auch dieseu Strom überschreiten wollte, trat ihm ein Weib von übermenschlicher Größe entgegen und rief ihm zu: „Kehre um, du Unersättlicher! Es ist dir nicht beschieden, dies Alles zu schauen; schon stehst du am Ziel deines Lebens!" Geschreckt brach Drnsus, zumal der Wiuter herannahte, nach dem Rheine auf, starb aber unterwegs in Folge eines Beinbruches, den er sich durch einen Sturz mit dem Pferde zugezogen. Der Ehrenname „Germaniens", den ihm Angnstus beigelegt, ging aus seinen Sohn über. — An Drusus' Stelle erhielt dessen älterer Bruder Tiberins den Oberbefehl am Rhein. Dieser brachte die Sigambrer und andere Völker ant rechten Ufer des Stromes zur Unterwerfung und vollendete dann bnrch Besiegung der Longobarden, Semnonen und Hermnnbnren die Er-
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206 Vi. Das deutsche Reich zu Ende des Mittelalters.
Bulle setzte die Zahl der zur Wahl eines Kaisers berechtigten Fürsten — daher Wahl- oder Kurfürsten genannt — auf sieben fest; diese waren: die Erzbischöfe von Mainz, Köln und Trier, der König von Böhmen, der Herzog von Sachsen, der Markgraf von Brandenburg und der Pfalzgraf vom Rhein. Für seine Erblande, die er durch Brandenburg, die Lausitz, Schlesien und die Oberpfalz vergrößerte, war Karl ein trefflicher Regent. In seiner Hauptstadt Prag gründete er 1348] eine Universität, die erste in Deutschland, die bald 7000 Studirende zahlte. Er legte Bergwerke au, beförderte Handel und Gewerbe, hob den Ackerbau, zog Künstln' au seinen Hof und verschönerte Prag durch prächtige Bauwerke (Hradschin).
Während der Regierung des unfähigen und tragen, nur auf Befriedigung seiner Begierden und seiner Tyrannenlaunen bedachten 1378—1400] Wenzel, des Sohnes und Nachfolgers Karls Vi., riß in Deutschland wilde Unordnung und Gesetzlosigkeit ein. Das Faustrecht stand wieder in vollster Blüthe; jeder'stand mußte sehen, wie er sich selbst schützen konnte. Adels- und Städtebündnisse bildeten sich, die untereinander oder mit der Fürstenmacht in beständiger Fehde lagen, und die deutschen Gaue wurden aufs Grauenvollste verheert. Und Wenzel that wenig oder nichts, um der allgemeinen Verwirrung ein Ende zu machen. Da traten die vier rheinischen Kurfürsten zu Oberlahustein zusammen, entsetzten thu seiner Würde und wählten an seiner Statt 1400—1410] Ruprecht von der Pfalz zum Kaiser. Ruprecht war eiu Mann, der das Beste des Reiches im Auge hatte, aber nicht mächtig genug war, seinen Willen mit Nachdruck geltend zu machen. Unthätig mußte er zusehen, wie seine Landfriedensgebote mißachtet wurden, und wie die Fürsten die kaiserlichen Rechte kränkten.
1410—1437] Ruprechts Nachfolger war Sigismund, Wenzels
Bruder, Kurfürst vou Brandenburg und König von Ungarn, später auch von Böhmen. In seine Regierungszeit fallen die weiter unten zu erwähnenden Reformationsbestrebungen, die auf den Kirchenversammlungen zu Kostnitz und zu Basel ihren Ausdruck fanden, die verheerenden Hussitenkriege und die folgewichtige Erwerbung Brandenburgs durch die Hoheu-zo llern.
Mit Sigismund war das luxemburgische Haus ausgestorben, und die Fürsten wählten seinen Schwiegersohn und Erben, 1438—1439] Albrecht Ii. von Oestreich, zu seinem Nachfolger. Er war ein Fürst von Thatkraft und Willensstärke, tapfer und unternehmend, gerecht und weise; und so wäre seine Regierung ein Segen für das Reich geworden, hätte ihn nicht ein allzu früher Tod dahingerafft. 1440—1493] Ihm folgte sein Neffe Friedrich Iii., ein Mann, der sich am liebsten gelehrten Spielereien hingab und seiner hohen Stellung durchaus nicht gewachsen war. Die Böhmen und
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218 Vi. Das deutsche Reich zu Ende des Mittelallers.
Den Hauptgegenstand der lyrischen Poesie dieses Zeitraumes^ bildet die Minne, die zarte Verehrung der Frauen. Die Minnesänger (iu Südfraukreich Troubadours genannt), zogen mit der Zither im Arm oon Ort zu Ort und fanden an den Hosen der Fürsten und in den Burgen der Ritter stets die ehrenvollste Aufnahme. „Sie saugeu oon Lenz und Liebe, von sel'ger goldner Zeit, von Freiheit, Männerwürde, von Treu und Heiligkeit; sie sangen von allem Süßen, was Menschenbrust durchbebt, sie sangen von allem Hohen, was Menschenherz erhebt." Unter den Fürsten, die als Beförderer des Minnesangs genannt werden, steht der Landgraf Hermann von Thüri ngen oben an. Die Wartburg, wo er seinen Wohnsitz hatte, war der Sammelplatz der begabtesten Dichter ans alleu deutschen Gauen. Hier fand der viel gefeierte i207„Sängerkrieg" statt, in welchem zuerst Heiurich von Ofterdingen gegen Walther von der Vogelweide unterlag, dann aber dem Ersteren der Preis vor Wolfram von Eschenbach zuerkannt wurde.
Mit dem Verfall des Nitterthums verstummte auch der Minnesang, und die Poesie flüchtete sich von den Fürstenhöfen in die Häuser einfacher Bürger und Handwerksmeister, von denen sie mit mehr Eifer als Kunst gepflegt wurde. Die Meistersänger bildeten eine förmliche Zunft mit eigenen Vorstehern, welche die vorgetragenen Gesänge nach gewissen Gesetzen und Regeln prüften und die Preise zuerkannten. Da es ihnen weniger auf den Inhalt als auf die Form ankam, so artete bei ihnen die Dichtkunst in bloße Reimerei aus. Der Meistergesang blühte besonders in den Städten Nürnberg, Straßburg, Augsburg, Mainz, Ulm und i55ofrankfurt; der berühmteste Meistersänger war Hans Sachs, Schuhmachermeister iu Nürnberg.
Unter den Hohenstaufen gelangte auch die Baukunst zur höchsten Vollendung. Die ersten christlichen Kirchen wurden im byzantinischen Style erbaut, wobei die Basilika (Kauf- oder Gerichtshalle) mit ihrem Langhaus, ihren Rundbogen, ihren Säulenreihen und ihrer flachen Decke zum Muster diente; über der Mitte des in Kreuzform errichteten Gebäudes wölbte sich eine Kuppel. Aus dem byzantinischen Styl entwickelte sich bei den romanischen Völkern der romanische Styl, durch welchen die flache Decke zu einem Kreuzgewölbe umgestaltet und der Thurm dem Ganzen hinzugefügt wurde. Zahlreiche Kirchen in Deutschland sind in diesem Style erbaut, so die Dome von Speier, Worms, Mainz, Trier, Bamberg u. a. Doch in ihrer vollen Erhabenheit und Schönheit trat die Baukunst erst im deutschen oder gothischen Style auf. Der Rundbogen machte dem Spitzbogen Platz, die Fenster wurden größer, die Portale weiter, die Verzierungen (Rosetten) mannigfaltiger, die Thürme höher, schlanker, leichter. So geben die gothischen Kirchen der bimmelanstrebenden Sehnsucht des
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2. Geiserich und die Vandalen. 131
vor die Mauern von Florenz. Hier erlitten die Germanen durch406 Stilicho eine Niederlage, in der auch Rhadagais seinen Tod fand. Nnn stürmten die zersprengten Schaaren über die Alpen zurück nach dem Rheine zu, Maiuz, Worms, Speier, Straßburg, Basel in Schutthaufen verwandelnd. Dann trugen sie den Gräuel der Verwüstung ins Innere von Gallien und drangen zuletzt über die Pyrenäen in Spanien ein, wo die Sneven, Alanen und Vandalen ihre Wohnsitze aufschlugen. Die Burgunder waren schon in Gallien zurückgeblieben und hatten sich in den fruchtbaren Gefilden zwischen Rhein und Rhone niedergelassen.
Rom besaß zu dieser Zeit zwei Männer, die, wären sie einig gewesen, die Gefahren, welche dem Reiche drohten, noch auf lange hinaus hätten abwehren können: Aetius und Bonifacius. Unglücklicher Weise herrschte aber zwischen Beiden Eifersucht und Mißtrauen. Es gelang dem Aetins, Bonifacius' Treue zu verdächtigen und die Abberufung desselben aus seiner Statthalterschaft Afrika zu bewirken. Um sich behaupten zu können, wandte sich dieser um Beistand an die Vandalen, die auch ohne Zögern dem Rufe Folge leisteten.
An der Spitze der Vandalen stand seit einiger Zeit Geiserich, ein Mann, der die Wildheit und Raubsucht eiues Barbaren mit der Arglist und Rachgier eines Spaniers ititd mit der Unbarmherzigkeit eines afrikanischen Tyrannen verband. Auf spanischen und afrikanischen Schiffen bewerkstelligte er die Ueberfahrt über die Meerenge, und Raubthieren gleich breiteten sich seine Vandalen in dem herrlichen Lande aus. Die volkreichen Städte sanken in Trümmer, die mit allen Gegenständen des Luxus und Reichthums angefüllten Paläste und stattlichen Wohnhäuser wurden ausgeplündert und niedergebrannt, die Kirchen beraubt, die Geistlichen ermordet, die Einwohner jedes Standes, Alters und Geschlechts aller Schmach und aller Mißhandlung preisgegeben. Als Bonifacius die Hoffnung aufgeben mußte, die Provinz dem römischen Reiche zu erhalten, kam er verzweiflungsvoll nach Italien. Der Kaiser verzieh dem unglücklichen und Hintergangenen Feldherrn und schenkte ihm seine Gunst wieder; doch fand er bald darauf im Kampfe mit Aetuts den Tod.
Nach zehnjährigen Kämpfen vollendete Geiserich durch die Einnahme des wieder herrlich emporgeblühten Karthago die Grün-439 düng des Vandalenreiches. Die germanischen Krieger verschmähten es, mit den römischen Bewohnern in Gemeinschaft zu beten. Die schönsten Güter eigneten sie sich zu und vertrieben die alten Eigenthümer oder machten sie sich zins- oder dienstpflichtig. Die Vandalen bildeten den Wehrstand: ihre Besitzungen wurden von Hörigen und Knechten bebaut, während die Herren auf Raub und Krieg auszogen und dauu die Tage der Ruhe in Ueppigkeit verbrachten. In jedem Frühjahre rüstete Geiserich im Hafen von Karthago eine Flotte,
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5. Deutsches Leben im Mittelalter. 219
gläubigen Gemüths Ausdruck und stimmen schon durch ihr Anschauen unwillkürlich zur Andacht. Die herrlichsten Meisterwerke gothischer Kunst sind der Kölner Dom (begonnen 1248) und der Straßburger Münster, dessen berühmter Thurm von Meister Erwin von Steinbach entworfen und begonnen wurde. Unter den übrigen gothischen Kirchen zeichnen sich aus die Dome von Freiburg (in Baden), Ulm, Erfurt, Würzburg, Metz, die Stephauskirche in Wien it. a.
Die Handwerksgenossenschaften der Maurer und Steinmetzen, Baubruderschaften oder nach ihren Versammlungshäusern »Banhütten" genannt, genossen mancherlei Rechte und Freiheiten.
Sie hatten ihre eigene von den Meistern ausgeübte Gerichtsbarkeit, ihre festen Regeln und Ordnungen, ihre besonderen Gebräuche und Erkennungszeichen. Bei der Ausnahme mußte sich Meister wie Gesell eidlich verpflichten, die Lehren und Vorschriften, wie sie sich innerhalb der Bruderschaft allmählig herausgebildet hatten, getreu zu befolgen und vor der Welt geheim zu halten. Sämmtliche Bauhütten Deutschlands standen mit einander in Verbindung und waren den vier Haupthütten zu Straßburg, Wien, Köln und Bern untergeordnet.
Je reicher der Schmuck wurde, mit dem man die Kirchen ausstattete, desto mehr kamen auch die bildenden Künste (Bildhauerkunst, Holzschnittskunst, Bildgießerei) und die Malerei in Aufnahme.
Auf dem ersteren Gebiete zeichnete sich besonders Peter Bischer in Nürnberg aus; die namhaftesten Maler waren Albrecht Düreri500 in Nürnberg, ein Zeitgenosse des letztem, zugleich als tüchtiger Kupferstecher, Bildhauer und Formschneider bekannt, Lucas Kranachisso in Wittenberg, der Maler der Reformation, und Hans Halbem in Augsburg, besonders berühmt durch seinen „Todtentanz".
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Extrahierte Ortsnamen: Freiburg Baden Ulm Erfurt Würzburg Wien Deutschlands Wien Bern Nürnberg Nürnberg Wittenberg Augsburg
Kapitel Xii. Entstehung des Christentums. 83
Statthalter Quinctilius Varns verdarb durch seine herrische, schroffe und unkluge Art alles wieder. Als er gar freie Germanen nach römischer Art mit Ruten durchprügeln ließ, riß diesen die Geduld. Der junge Häuptling (Herzog) der Cherusker westlich vom Harz hatte längere Zeit im römischen Heer gedient und war sogar Offizier geworden. Wie es üblich war, hatte ihn eine vornehme römische Familie, die der Arminier, adoptiert, so daß er den Namen Armiuius führte. Seinen deutschen Namen wissen wir nicht (vermutlich hieß er Siegfried). Der brachte eine Verschwörung zustande, lockte den Varns, wie er es von den Römern gelernt hatte, in einen Hinterhalt und vernichtete im Teutoburger Wald das ganze römische Heer. Varns kam um.
Die Folge der furchtbaren Schlacht war, daß das ganze rechtsrheinische Land den Römern verloren ging. Nur der Umsicht des Tiberius, der wieder hier das Kommando übernahm, gelang es, das Reich vor größerem Schaden zu hüten. Er sicherte die Rheingrenze durch starke Lager. Diese wuchsen allmählich zu Städten, die noch heute als blühende Orte im Rheinlande weiter bestehen. Dasselbe gilt von der Donaugreuze. (Solche Orte sind z. B. kanten aus Castra vetera [altes Lager], Köln aus Colonia Agrippina [Kolonie des Agrippa], Mainz aus Moguntiacum, Passau aus Castra Batavorum [Lager der Bataver], Wien aus Vindobona, die Augustusstädte, $■ B. Augusta Vindelicorum ist Augsburg u. a.)
Einige Jahre darauf drang der Sohn des Drnsns, Germaniens, über den Rhein und schlng sich in schweren Schlachten mit Arminins herum, ohne aber viel auszurichten. Der neue Kaiser Tiberins wünschte diese Angriffe hier nicht und rief den Germaniens zurück. Der ist dann bald gestorben. Tiberius hatte aber ganz recht mit seiner Politik, denn die Germanen fielen bald wieder übereinander her und schwächten sich selbst außerordentlich. Arminins schlug den Angriff Marbods, eines mächtigen Häuptlings, im Osten zurück. Daraus ist er selbst bald umgekommen.
Kapitel Xii. Entstehung des Christentums.
In die Regierungszeit des Augustus fällt die Geburt des Stifters der christlichen Religion, Jesus aus Nazareth in Galiläa.
Wenn die Römer ein fremdes Volk bezwangen, so nahmen sie auch die
Götter desselben in die religiöse Gemeinschaft des Reiches auf, so daß allmählich eine gewaltige Zahl von Göttern in den religiösen Vorstellungen sich vereinigten. Einige Jahrzehnte vor dem Regierungsanfang Augustus' war auch das jüdische Land ein Teil des Reiches geworden (Pompejns hatte es einverleibt). Aber der jüdische Gott Jahve wurde von den Juden unter t>er Annahme verehrt, daß er der einzige Gott sei. Außer ihm sei kein Gott. Darum vertrug sich die Verehrung dieses Gottes nicht mit der übrigen Götterwelt zusammen. Doch die Römer waren nachsichtig und störten die
-Juden nicht in ihrer Gottesanschauung. Die Juden aber sahen mit Ver-
6*
Varus.
Armiuius.
Schlacht im Teutoburger Walde.
9 n. Chr.
Germaniens.
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Extrahierte Personennamen: Quinctilius_Varns Siegfried) Siegfried Tiberius Colonia_Agrippina Tiberius Arminins Augustus Varus
88 Iv. Die Kultur der westlichen Mittelmeerländer.
§ 3. Die Zeit scheinbaren Glanzes.
Nicht mehr ein bestimmtes Geschlecht gibt von nun an Rom die Kaiser, sondern es tritt das Bestreben an den Tag, daß jeder Kaiser den besten Mann, der ihm bekannt geworden ist, zum Nachfolger wähle. Zunächst bekam der Senat noch einmal die Leitung des Reiches in die Hände. Ein Senator wurde Kaiser (Nerva). Aber bald bestimmte er den bedeutenden Feldherrn Trajan. der germanischen Legionen, Trajanns, zum Kaiser, einen Spanier.
Er ist einer der besten römischen Kaiser gewesen. Unter ihm hat das Römische Reich seine weiteste Ausdehnung erhalten.
Er war gerade dabei, in Germanien die Donaugrenze zu sichern und zwischen Donau und Rhein neue Gebiete zu gewinnen, als er Kaiser wurde, mania^es Damals schrieb sein Verehrer, der Geschichtschreiber Tacitus, sein berühmtes Tacitus. Buch über Germanien: Germania. In diesem Werk stellt er den sittenlosen Römern die Sittenreinheit der Germanen als ein Muster Hin. Trajau soll den Ban des berühmten Grenzwalles, des Limes, begonnen haben, der das römische Gebiet vor den Einbrüchen der Germanen sichern sollte. Der gewaltige Wall zog sich vom Taunus bis zur Altmühl hin. Im Nordosten wurden die kriegerischen Dacier unterworfen nnb eine neue Provinz gewonnen (das heutige Rumänien, das seinen Namen von der Römerherrschaft hat). Im Osten kamen Armenien und ein Teil Arabiens zum Reich. Da auch £ung”e!= Britannien inzwischen sicherer Besitz geworden war, so reichten die Grenzen Reiches. des Reiches von der Grenze Schottlands bis zum Euphrat.
Besondere Sorge aber machte der innere Zustand Italiens. Die Italiener-waren nach und nach arbeitsscheu geworden. Der Pöbel in den großen Städten wurde ja verpflegt und brauchte nicht viel zu tun. Trajan suchte durch allgemeine Bilduug das niedere Volk zu bessern nud ließ viele Volksbibliotheken gründen. Um den Handel Italiens zu beleben, wurden neue Straßen gebaut. Rom schmückte der Kaiser durch neue Bauten (z. B. die große Markthalle auf dem Forum und die Trajanssäule). Aber trotz aller Wohlfahrtseinrichtungen gelang es nicht mehr, einen gesunden Mittelstand in Italien zu schaffen. Reich und arm standen sich schroff gegenüber.
Hadrian. Geistig noch bedeutender war wohl sein Nachfolger Hadrian. Der gab die Eroberungen im Osten wieder auf, weil die riesige Ausdehnung die Kraft des Reiches zu schnell verbrauchte. Überall aber sorgte er für wirksamen Grenzschutz. Der Limes in Deutschland wurde fertig gebaut, ebenso ein Wall gegen die Schotten. Er reiste viel nud lernte fast alle Teile der Monarchie persönlich kennen. Friedlich gesinnt, sorgte er für Orduuug und Wohlfahrt. Nur gegen die Juden und Christen ging er hart vor. Überhaupt wurdeu die Maßnahmen gegen diese immer härter, da der heidnische Römer in dieser selbständigen religiösen Gemeinschaft, die nichts von der Gottheit des Kaisers wissen wollte, eine große Gefahr für den Bestand des Reiches sah. Man sah in den Christen eine Art Anarchisten (d. h. solche, die sich
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b. Sinnesart.
1. Geburtstagsfeier in Paretz. Gewöhnlich feierte er als König seinen Geburtstag in Paretz, wo seine Eltern ehemals so gern geweilt hatten. Die Bauern und Tagelöhner im Dorfe freuten sich schon das ganze Jahr auf diesen Tag. Alle zwei Jahre wurden dann sämtliche Schulkinder von Kopf bis zu Fuß neu eingekleidet. Das war jedesmal ein großer Jubeltag im Dorfe. Alt und jung war auf den Beinen. An den niedrigen Fenstern des einfachen Herrenhauses standen Männer, Frauen und Kinder in dichter Menge und schauten mit freudestrahlenden Blicken in den Saal, wo das königliche Paar mit seinen Gästen an der Tafel saß. In der Regel trat dann der König heraus und reichte den armen Tagelöhnerjungen mit freundlichem Scherze ein Glas Wein; die Königin Elisabeth aber verteilte Kuchen an die kleinen Mädchen, und heller Jubel lohnte diese königliche Leutseligkeit.
2. Frömmigkeit. Friedrich Wilhelm war ein frommer Mann. Sein Wahlspruch war: „Ich und mein Haus wollen dem Herrn dienen!" Mehr als 300 Kirchen sind im Lande durch ihn erbaut worden. Auch das Krankenhaus „Bethanien" in Berlin verdankt ihm seine Entstehung.
Einst machte der König eine Reise durch sein Land. In einem Dorfe empfingen ihn die Lehrer und Schulkinder mit Gesang, und ein kleines Mädchen sagte ihm ein Gedicht her. Der König freute sich sehr darüber, zeigte dem Kinde eine Apfelsine und fragte: „Wohin gehört das?" „In das Pflanzenreich," erwiderte schüchtern das Mädchen. „Wohin das?" fragte der König weiter und zeigte auf ein Goldstück. „Ins Mineralreich," gab das Mädchen zur Antwort. „Aber wohin gehöre ich denn, mein Kind?" fragte der König zum drittenmal. Das Mädchen blickte den König freundlich an und sagte: „Ins Himmelreich." Da glänzte eine Thräne im Auge des Königs, und er hob das Kind zu sich in die Höhe und küßte es.
c. Ausbau des Kötner Domes.
Besonders zeichnete sich der König auch durch großen Kunstsinn aus. Davon zeugt n. a. der Ausbau des Kölner Domes, der von ihm aufs eifrigste gefördert wurde. Bereits 1248 hatte man den Bau dieses Riesenwerks begonnen. Etwa drei Jahrhunderte wurde daran gearbeitet. Dann aber stellte man den Bau ein, ehe er zur Hälfte vollendet war. Dreihundert Jahre ruhten nun Hammer und Meißel. Erst auf Anregung Friedrich Wilhelms Iv. nahm man den Bau wieder auf. Es bildete sich ein Dombauverein, der durch Beiträge das nötige Geld herbeischaffte. Der König steuerte jährlich 150000 Mark dazu bei. 1842 legte er den Grundstein zum Weiterbau. Die Vollendung des Domes hat er aber nicht mehr erlebt. Erst 1880 wurde der Dom fertig und dann in Gegenwart Kaiser Wilhelms I. feierlich eingeweiht.
ä. Der Aufstand von 1848.
Das Jahr 1847 hatte Mißernten, Kartoffelkrankheit und andres Unglück gebracht. In Schlesien brach der Hungertyphus aus, und in Berlin entstanden „Brottumulte" und „Kartoffelaufstände". An all diesem Unglück sollte der König schuld sein. Die Aufregung wuchs von Tag zu Tag. Aus den Vorstädten Berlins strömte allerlei Gesindel zusammen, und in Kellern und Wirtshäusern wurde von ehrlosen Wühlern zum Kampfe gereizt. Es kam sogar zum offenen
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Extrahierte Ortsnamen: Paretz Paretz Berlin Berlin Berlins
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das untere heraus, so daß man über sich den blauen Himmel kaum sehen konnte. Meistens standen die Giebel nach der Straße hin. Die krummen Straßen waren ungepflastert. Da fast alle Bürger Ackerbau trieben und Vieh hielten, lag der Düngerhaufen neben dem Haufe. Des Morgens tutete der Hirt die Kühe zusammen und trieb sie auf die gemeinschaftliche Weide. Schweine liefen frei auf den Straßen umher. Bei schlechterem Wetter konnte man sich kaum durch den Schlamm und die Pfützen hindurcharbeiten. Die Unreinlich! it verdarb die Lust und das Wasser. Ansteckende Krankheiten, ja Pest und Aussatz forderten viele Opfer. Um die Mitte des 14. Jahrhunderts wütete der „schwarze Tod", eine
Inneres einer Stadt. (Xv. Jahrhundert.)
Nach einem im Leipziger Schulbilderverlag F. C. Wachsmutb, Leipzig, erschienenen Wandbild.
furchtbare Pest, in Westeuropa. Große Städte verloren oft mehr als die Hälfte ihrer Einwohner. Die Häuser waren meist aus Holz gebaut und mit Schindeln oder Stroh gedeckt. Brach in einem Hause Feuer aus, so verbreitete es sich oft schnell über ganze Straßen und Stadtteile und legte sie in Schutt und Asche. Reiche Leute bauten sich große und schöne Häuser, die mit ihren vortretenden Erkern und Ecktürmchen, reichen (Steinmetzarbeiten und geschnitzten und bemalten Balken eine Zierde der Straße bildeten. Am Marktplatze, der mit einem Brunnen geziert war, lag das stattliche Rathaus, daneben das Kaufhaus, wo die Kaufleute ihre Waren feilboten. Besonders schön waren die Kirchen mit ihren weithin sichtbaren Türmen, an denen frommer Eifer viele Jahrzehnte unter gwßen Opfern baute. Der Cölner Dom, das Straßburger und Ulmer Münster sind Zeugen von der Größe und Kraft des städtischen Bürgertums.
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