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Alessandria, die nach dem Papste Alexander benannt war. Da erhielt er die
Kunde, daß ein großes Heer gegen ihn im Anzuge sei. In dieser Not rief er
seinen Jugendfreund, den mächtigen Herzog Heinrich den Löwen, nm Hilfe an.
Er bat, ihn nicht im Stiche zu lassen, aber Heinrich blieb unerbittlich. In
der Schlacht bei Legnano wurde Friedrich gänzlich geschlagen. Er selbst entging
nur dadurch dem Tode, daß er sich unter den Leichen des Schlachtfeldes verbarg.
Schweren Herzens sah sich Friedrich zum Frieden genötigt, in dein er den
italienischen Städten manche Freiheiten zugestehen mußte. In Venedig söhnte
er sich auch wieder mit dem Papste ans. Nun sollte den unbotmäßigen Herzog
Heinrich die Rache des Kaisers treffen. Auf Grund mehrerer Beschuldigungen
wurde er in die Reichsacht getan und seiner Länder verlustig erklärt. Bayern
erhielt der Pfalzgraf Otto von Wittelsbach, dessen Nachkommen noch heute
auf dem bayerischen Königsthron sitzen. Später demütigte sich Heinrich. Er
erhielt seine Stammgüter Braunschweig und Lüneburg zurück, mußte jedoch
drei Jahre in die Verbannung gehen.
Tod. So war nun endlich Friede. Voll Freude feierte der Kaiser in Mainz
ein glänzendes Reichsfest; allein an 70 000 Ritter und Krieger nahmen teil.
Fünf Jahre später, 1189, kam die Trauerkunde nach Deutschland, Jerusalem
sei wieder in die Hände der Türken gefallen. Sogleich wurde allerorten zu einem
Kreuzzuge gerüstet. Der greise Kaiser stellte sich an die Spitze des Kreuzheeres
und erreichte glücklich Kleinasien. Unter mancherlei Gefahr mtb Not ging
es weiter. (Gedicht: Schwäbische Kunde.) Beim Übergang über den Fluß Saleph
ging dem Kaiser der Zug zu langsam über die Brücke. Kurz entschlossen sprengte
der Greis mit seinem Rosse in die Flut. Ein Ritter sprang ihm nach, konnte
ihn jedoch nur als Leiche ans Land bringen. Des Kaisers Grabstätte ist unbekannt
geblieben. Das deutsche Volk aber versetzte ihn später in den Kyffhänser. (Gedicht:'
Barbarossa.)
Rudolf von I)absburg (1273 — 1291.)
Das Awifchenreich. Unter der Herrschaft der Nachkommen Friedrichs I.
verlor das Reich seine frühere Macht und Bedeutung. Es kam so weit, daß
kein deutscher Fürst mehr die Krone des Reiches annehmen wollte. Infolgedessen
war das Reich von 1254—1273 ohne einen eigentlichen Oberherrn. Manch
armer Ritter war aus Genußsucht ein Raubritter oder, wie das Volk sagte,
ein „Schnapphahn" oder „Heckenreiter" geworden. Ein bürgerliches Gewerbe
zu treiben, erschien ihm unehrenhaft. Aber „Reiten und Rauben ist keine Schande,
das tun die Besten im Lande". Bei vielen Rittern war die Kampflust zur Rauf-
lust geworden. Ritter durften Fehden führen, wenn sie diese ansagten. Nun
gebrauchten manche die geringfügigsten Gründe als Vorwand dazu. Solch ehr-
vergessene Wegelagerer überfielen von ihren Burgen den Bauern, entführten
ihm sein Vieh, nahmen ihm Geld mtb Getreide und brannten ihm gar sein
Haus ab. Vorüberfahrende Schiffe mußten hohen Zoll erlegen, wenn sie weiter
kommen wollten. An den Wegen lauerten die „Taschenklopfer" fahrenden Kauf-
leuten ans und nahmen vom Kaufmannsgut, was sie wollten. Der Kaufherr
selbst wurde oft xns Verlies -geschleppt rind erst gegen hohe Lösegelder frei-
gelassen. Ritter und Fürsten und Städte bekämpften sich in blutigen, oft lange
währenden Fehden. Gewalt ging vor Recht; Recht war da, wo die stärkste
Faust war. Immer lauter verlangte das Volk nach einem Herrscher, der dieser
kaiserlosen, schrecklichen Zeit ein Ende machen und des alten Reiches Herrlich-
keit zurückführen sollte.
Rudolfs Wahl. Da wählten die deutschen Fürsten im Jahre 1273 den
Grasen írnboíf von Habsburg zum Könige. Namentlich der Nürnberger Burg-
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Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich Otto_von_Wittelsbach Otto Heinrich Heinrich Rudolf_von_I Rudolf Friedrichs_I. Rudolfs Habsburg
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nase gaben seinem Antlitze einen ernsten Ausdruck. Seine Kleidung bildete meist
ein einfaches, graues Gewalid, das er auf Kriegszügen sogar selbst ausbesserte.
In Speise nlld Trank war er überaus mäßig. Auch als Köllig blieb er leutselig
und bescheiden. Der niedrigste Mann hatte Zutritt zu seinem Throne. Einst
wollten seine Diener einen armen Mann zurückweisen. Da sagte Rudolf: „Bin
ich denn König geworden, daß ihr mich vor den Menschen einschließt?" Rudolf
starb in Speyer. Im Dome, der Begräbnisstätte vieler Kaiser, wurde auch er
begraben. Seine Gerechtigkeit und Treue aber lebte fort im Gedächtnis der
Nachwelt, und noch lange pflegte man bei Gelegenheit zu sagen: „Der hat
Rudolfs Redlichkeit nicht."
Maximilian I. (1493—1519.)
Seine perfon. Maximilian war ein Ritter ohne Furcht und Tadel. Seine
gewaltige Körperkraft, gepaart mit Geschicklichkeit, verleitete ihn in der Jugend
oft zu gewagten Unternehmungen. Nur mit einem kurzen Schwerte bewaffnet, ging
er mutig den Bären lind Ebern zu Leibe. Bei der Gemsjagd verstieg er sich einst
auf die ilnzngängliche Martinswand bei Innsbruck. Ein riesenstarker französischer
Ritter, der die deutsche Ritterschaft wiederholt zum Zweikampfe aufgefordert hatte,
wurde von Maximilian nach kurzem Kampfe besiegt. Dabei war er ein eifriger
Förderer der Kunst und Wissenschaft. Albrecht Dürer, Peter Bischer n. a. Künstler
waren ihm befreundet. Im Gebrauche der lateinischen, französischen und griechi-
schen Sprache war er ein Meister. Seine Liebe zur Dichtkunst veranlaßte ihn zur
Abfassung von mehreren größeren Gedichten.
Landfrieden. Unter seinem Vater hatten die alten Räubereien wieder
überhand genommen. Auf dem Reichstage zu Worms (1495) ivurde unter Zu-
stimmung aller Fürsten der ewige Landfrieden verkündet. Darin hieß
es: „Niemand soll den andern bekriegell, berauben, fangen, belagern, noch
irgend ein Schloß, Städte, Märkte, Befestigungen, Dörfer, Höfe oder Weiler
mit gewaltiger Tat freventlich einnehmen, mit Brand oder in anderer Weise
beschädigen. Auch soll niemand solchen Tätern Rat, Hilfe, noch in irgend einer
Weise Beistand oder Vorschub leisten, auch sie wissentlich nicht atzen (speisen)
oder tränken." Damit war dem deutschen Volke eine große Wohltat erwiesen,
und herzliche Freude erfüllte alle Gutgesinnten. Zur Bestrafung von Frevel-
taten setzte Maximilian das R e i ch s k a m m e r g e r i ch t ein, das aus einem
Richter und sechzehn Beisitzern bestand. Es hatte seinen Sitz zunächst in Frank-
furt a. M. Dann kam es nach Speyer, von da nach Wetzlar, wo es bis
zum Untergange des alten Kaiserreiches 1806 verblieb. Zur besseren Über-
wachung des Landfriedens und zur leichteren Ausführung der Urteile des Reichs-
kammergerichts wurde Deutschland in 10 große Kreise eingeteilt. Die Über-
wachung eines jeden Kreises übernahm ein Hauptmann mit einigen Räten.
Der gemeine Pfennig. Die Unterhaltung des Reichskammergerichtes mit
seinen Beamten, sowie die Kriege des Kaisers kosteten viel Geld. Um die er-
forderlichen Mittel zu beschaffen, führte Maximilian die erste Reichssteuer ein. Jeder
Untertan mußte vom 15. Lebensjahre an von je 1000 Gulden Vermögen einen
Gulden als Steuer zahlen. Diese Abgabe wurde der „gemeine Pfennig" genannt.
Mit der Einziehung derselben wurden die Pfarrer betraut.
post. In früheren Zeiten war das Befördern von Briefen mit großen
Schwierigkeiten verknüpft. In einigen Gegenden Deutschlands hatten die Metzger,
die bei dem Einkäufen voll Schlachtvieh oft weite Reisen unternahmen, die
Bestellung von Briefen übernommen (Metzgerpost). Der deutsche Ritterorden
richtete eine eigene Post ein. Durch reitende Boten wurde der Verkehr zwischen
den einzelnen Ordensniederlassungen besorgt. Die Boten hießen „Bryffjongen",
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Extrahierte Personennamen: Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf Rudolfs Maximilian_I. Maximilian Maximilian Maximilian Maximilian Albrecht_Dürer Albrecht Peter_Bischer Maximilian Maximilian Maximilian Maximilian
Extrahierte Ortsnamen: Speyer Rudolfs Worms Frank- Speyer Wetzlar Deutschland Deutschlands
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Maß-- und Gewichtsordnung. Auch das Post-, Telegraphen-- und Fernsprech-
wesen wurde einheitlich geregelt. (Württemberg und Bayern behielten einige
Sonderrechte, Bayern auch noch eigene Briefmarken.) Der deutsche General-
postmeister Stephan gründete den Weltpostverein, der heute fast alle Länder
umfaßt. Das Eisenbahnnetz wurde immer mehr ausgebaut. Zwar scheiterte
Bismarcks Plan, den Privatgesellschaften alle Eisenbahnen durch das Reich ab-
zukaufen. Aber in Preußen und anderen Bundesstaaten wurden die Bahnen
mehr und mehr verstaatlicht.
Kolonien. Der auswärtige Handel wurde besonders gehoben durch die
Gründung von Handelskolonien. Das Deutsche Reich erwarb seit 1884 teils
durch Kauf, teils durch Verträge mit den Häuptlingen der Eingeborenen in
Afrika Kamerun, Togo, Deutsch-Südwestafrika und Deutsch-Ostasrika, in der Süd-
see das Kaiser-Wilhelmland, die Bismarck- und Marschallinseln und einige
Salomonsinseln. Durch Postdampfer wurde eine regelmäßige Verbindung zwischen
dem Reiche und den Schutzgebieten hergestellt.
Sorge für die Arbeiter. Das Wohl der Arbeiter lag dem Kaiser-
ganz besonders am Herzen. Das sprach er treffend in der k a i s e r l i ch e n
Botschaft vom 17. November 1881 aus, in der er dem Reichstage seine
Wünsche für die Wohlfahrt der arbeitenden Klassen ans Herz legte. Fürst
Bismarck rief den Abgeordneten zu: „Geben Sie dem Arbeiter, solange er
gesund ist, Arbeit, wenn er krank ist, Pflege, wenn er alt ist, Versorgung."
Zur größten Freude des Kaisers trat 1883 das Krankenversichernngs-
g e s e tz und 1884 das Unfallversicherungsgesetz in Kraft. Auch eine
Alters- und Jnvaliditätsversicherung für Arbeiter wurde beraten, konnte jedoch erst
unter unserem jetzigen Kaiser ins Leben gerufen werden. Noch manche andere
Gesetze zum Schutze des Arbeiters verdanken der Fürsorge des Kaisers ihr
Entstehen. Staatliche Fabrikinspektoren wachen darüber, daß Gesund-
heit und Wohl der Arbeiter nicht gefährdet werden. E i u i g u n g s ä m t e r
schlichten die Streitigkeiten zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Die Be-
schäftigung der Kinder und Frauen in den Fabriken wurde beschränkt.
Die Krankenversicherung erstreckte sich 1908 auf 13130 370 Personen (20,8 o/o
der Bevölkerung). Allein im Jahre 1908 betrugen die Ausgaben fast 325 Mill.
Mark. Bon 1885—1908 wurden an Krankheitskosten 3 626 920 883 M. gezahlt.
Gegen Unfall waren 1908 versichert 27 074 123 Personen. Die Gesamtsumme
der allein im Jahre 1908 gezahlten Entschädigunqsbetrüge (Renten usw.) belief
sich weit über 157 Mill. Mark.
Letzte Lebensjahre. Bis in sein hohes Alter erfreute sich Kaiser Wil-
helm I. einer vortrefflichen Gesundheit. Den ganzen Tag hindurch war er
unermüdlich tätig. Im Sommer unternahm er zu seiner Erholung eine Bade-
reise nach Wiesbaden, Ems oder Gastein. Im Herbst und Winter jagte er
gern in den großen Forsten der Provinzen Sachsen, Hannover und Schlesien.
Von seinem Volke wurde Wilhelm I. wie ein Vater geliebt. Vor allem schätzte es seine
Leutseligkeit, Einfachheit und Pflichttreue. Seine goldene Hochzeit am 11. Juni 1879 und
seinen 90. Geburtstag am 22. März 1887 feierte ganz Deutschland wie Familienfeste.
Toö. Am 3. März 1888 erkrankte der Kaiser infolge einer Erkältung, die
einen raschen Verfall feiner Kräfte herbeiführte. Tiefen Schmerz bereitete es
dem greisen Fürsten, seinen geliebten Sohn Friedrich, der in Italien Genesung
von einer heimtückischen Krankheit suchte, nicht noch einmal sehen zu können.
„Mein Fritz, ach, mein armer Fritz!" fiüfterten seine bebenden Lippen. Als
seine Tochter Luise ihn fragte: „Bist du müde, Vater?" entgegnete er: „Ich
habe keine Zeit, müde zu sein." Am 9. März 1888 hauchte der edle Kaiser seine
^eele aus. Im Mausoleum zu Charlottenburg fand er seine letzte Ruhestätte.
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Extrahierte Personennamen: Stephan Bismarcks Bismarck Wilhelm_I. März Friedrich Friedrich Fritz Luise