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Ritterorden. Den Anlaß zur Gründung der Ritterorden gaben die Kreuz-
züge. Die im hl. Lande vorhandenen Krankenhäuser reichten bald zur Aufnahme
der kranken und hilfsbedürftigen Pilger nicht mehr ans. Um den Notleiden-
den zu helfen, vereinigten sich fromme Ritter zu einem klösterlichen Leben.
Mit der Ablegung der drei Mönchsgelübde übernahmen sie zugleich die Ver-
pflichtung, das hl. Land zu verteidigen imb die Pilger gegen Überfälle zu
schützen. Die älteste dieser Vereinigungen ist der Orden der I o h a n n i t e r,
der Johannes den Täufer zu seinem Patron wählte. Während diese Ordens-
geuossenschaft sich hauptsächlich der italienischen Pilger annahm, hatte der
Tempelorden vor allem die Pflege französischer Pilger zur Aufgabe.
Das königliche Schloß zu Jerusalem, das uns den Ruinen des salomonischen
Tempels errichtet war, wurde ihm als Ordenshaus überwiesen. Auf dem
3. Kreuzzugc gründete Herzog Friedrich von Schwaben den deutschen Ritter-
orden. Dieser Orden, dem nur Deutsche angehören durften, hat sich später ein
besonderes Verdienst um die Bekehrung der heidnischen Preußen erworben. Die
Ordensbrüder trugen einen weiß eil Mantel mit einem schwarzen Kreuze. Schwarz-
weiß wurden daher später die preußischen Landesfarben.
friedricb I. (Barbarossa) 1152—1190.
Persönlichkeit. Friedrich I. entstammte dem Geschlecht der Hohenstaufen,
das seine Stammburg ,auf dem Hohenstaufen in Schwaben hatte. Er hatte
blondes Haupt- und Barthaar, weshalb ihn die Italiener Barbarossa, d. i.
Rotbart, nannten. Seine Liebenswürdigkeit und Freigebigkeit gewannen ihm
bald die Herzen seiner Untertanen. Gern hörte er auf freuideu Rat, obgleich
er immer selbst die Entscheidung traf. Selten betrog ihn sein Urteil, fast nie
fein Gedächtnis. Als Ritter stand er überall wegen seiner Gewandtheit und
Tapferkeit im höchsten Ansehen. Der Dichtkunst war er in hohem Maße zugetan.
Räinxfe in Italien. Friedrich strebte nach jener Machtfülle, >vie sie
früher Karl der Große und Otto I. besessen hatten. Dadilrch geriet er zunächst
in lange und schwere Kämpfe mit den oberitalienischen Städten. Diese waren durch
Handel und Gewerbefleiß reich und mächtig geworden und bekümmerten sich
nicht mehr um die Obergewalt des Kaisers. Die Stadt Mailand zeigte sich am
widerspenstigsten. Friedrich hatte ihr scharf verboten, noch weiter die kleineren
Nachbarstädte zu bedrücken. Die stolzen Mailänder aber zerrissen das kaiserliche
Schreiben. 3154 zog der Kaiser zum erstenmal über die Alpen nub zerstörte
einige feindlich gesinnte Städte. Dann ließ er sich in Rom zum Kaiser krönen.
Als die Deutschen in Rom heimtückisch liberfallen wurden, geriet auch der Kaiser-
in Lebensgefahr. Herzog Heinrich von Sachsen aber rettete ihm das Leben.
Diese Treue lohnte Friedrich mit der Verleihung des Herzogtums Bayern.
Bald zog Friedrich zum zweitenmale über die Alpen, diesmal mit einem starken
Heere. Das stolze Mailand wurde belagert und mußte sich ergeben. Nun
erschienen im kaiserlichen Lager mit dem Bürgermeister die Vornehmen der Stadt,
alle barfüßig und ein blankes Schwert am Halse. 300 Ritter mit den Schlüsseln
der Stadttore und eine lange Reihe von Bürgern in Bußkleidern beschlossen den
Zug. Der Kaiser verzieh. Allein die Unterwerfung dauerte nicht lauge. Mailand
mußte noch einmal bezwungen werden. Wieder erschienen bittende Büßer. Allein
diesmal ließ der Kaiser die Stadt gänzlich räumen und größtenteils zerstören.
Heinrich der Löwe. Noch mehrmals mußte Friedrich gegen die aufrüh-
rerischen Städte Oberitaliens zu Felde ziehen. Leider geriet der Kaiser auch
mit dem Papste in Streit, ja, er ließ sogar einen Gegenpapst wählen. Da wurde
er in den Baun getan. Auf einem der Kriegszüge belagerte er die Festung
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau]]
TM Hauptwörter (200): [T4: [Orden Ritter Peter Kreuzzug Land Jahr Jerusalem Johanniter Arnold Frankreich], T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie], T169: [Hand Kreuz König Krone Schwert Zeichen Haupt Gold Mantel Kaiser], T26: [Kaiser Luther Papst König Wort Gott Tag Sache Fürst Schrift]]
Extrahierte Personennamen: Johannes Kreuzzugc Friedrich_von_Schwaben Friedrich Barbarossa Barbarossa Friedrich_I. Barbarossa Barbarossa Friedrich Friedrich Karl_der_Große Karl Otto_I. Dadilrch Friedrich Friedrich Heinrich_von_Sachsen Heinrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Jerusalem Schwaben Italien Mailand Rom Rom Mailand Mailand
26
graf Friedrich pon Hohenzollern loar für ihn eingetreten. Zur Habsburg
(Habichtsburg) an der Aar in der Schweiz gehörte zwar nicht viel an Land
und Leuten. Aber Tapferkeit, Treue und tiefe Frömmigkeit zierten den neuen
Herrscher. Im ganzen deutschen Lande wurde die Wahl mit Freuden begrüßt. Die
feierliche Krönung wurde zu Aachen vollzogen. (Gedicht: Der Graf von Habs-
burg.) Als bei der Belehnung der Fürsten das Zepter fehlte, nahm Rudolf
das Kruzifix vom Altare und sprach: „Das Zeichen, in dem die Welt erlöst
worden ist, kann auch als Zepter dienen."
rcamxf mit Gttokar von Böhmen.. Der mächtigste der deutschen Fürsten,
Ottokar von Böhmen, wäre selbst gern deutscher König geworden imb wollte
den „armen Grafen" nicht als König anerkennen. Rudolf rückte deshalb mit
einem Heere in Böhmen ein. Ottokar erklärte sich bereit, den Treueid zu leisten.
Kaiserbom in Speyer.
In königlicher Pracht, begleitet von einem glänzenden Gefolge, erschien er vor
Rudolf. Dieser empfing den stolzen Fürsten, sitzend auf einem Feldstuhle, be-
kleidet mit einein schlichten, grauen Rocke. Knieend leistete Ottokar den Eid
der Treue. Nach kurzer Zeit empörte sich der gedemütigte König jedoch aufs
neue. Auf dem Marchfelde bei Wien kam es zu einem heißen Kanipfe, in dem
Ottokar Sieg und Leben verlor (1278). Sein großes Reich lourde geteilt.
Ottokars Sohn behielt Böhmen und Mähren. Österreich, Steiermark, Kärnthen
und Krain hatte Ottokar widerrechtlich an sich genommen. Diese Länder gab
Rudolf seinen Söhnen. Seit der Zeit regiert in Österreich das Haus Habsburg.
Ramxf gegen die Raubritter. Rudolfs Hauptsorge war nun darauf
gerichtet, Ruhe und Ordnung im Lande wiederherzustellen. Mit einem Heere
durchzog er sein Reich und hielt über die Raubritter strenges Gericht. In
Thüringerl ließ er 28, in Schwaben 70 Raubritter hinrichten. Als man ihn
zur Milde gegen die Räuber stimmen wollte, sagte er: „Ich halte keinen für
adlig, der von Raub und unehrlichen Hantierungen lebt." Ungestört konnten
jetzt Bürger und Bailern ihrer Beschäftigung nachgehen.
Seine Person. Rudolf war von ungewöhnlicher Größe. Die bleiche Ge-
sichtsfarbe, die blauen, feurigen Augen, die hohe Stirn und die große Adler-
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Rudolf Rudolf Ottokar_von_Böhmen Ottokar Rudolf Rudolf Ottokar Ottokar Rudolf Rudolf Ottokar Ottokar Ottokar_Sieg Ottokar Ottokars Ottokar Ottokar Rudolf Rudolf Rudolfs Rudolf Rudolf
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waren in Trümmerhaufen verwandelt. Ganze Dörfer waren völlig vom Erd-
boden verschwunden, man weiß kaum noch, wo sie standen. Schwert und Feuer,
Hunger und Seuchen hatten drei Viertel aller Bewohner hinwcggerafft. Die
Felder waren zerstampft und verwüstet. Es fehlte an Vieh, Geräten, Korn und
Geld, um den Acker bebauen zu können. Die entlassenen Söldner durchzogen
das Land und raubten, was der Krieg übrig gelassen hatte. Allenthalben machten
sich Roheit und grauenvolle Sittenlosigkeit breit. Dazu kamen traurige Un-
wissenheit und krasser Aberglaube (Hexenglaube). Fast 200 Jahre dauerte es,
bis Deutschland sich vollständig erholt hatte.
Verfall des Reiches. Durch den Westfälischen Frieden war in der Reichs-
Verfassung eine vollständige Umwälzung eingetreten. Zukiinftig konnte der Kaiser
über Krieg und Frieden, Bündnisse und Steuern nur mit Zustimmung des
Reichstages entscheiden. Das Reich zählte weit über 300 Fürsten, die jetzt selb-
ständig wurden und mit auswärtigen Mächten Krieg führen ünd Bündnisse
eingehen konnten, nur nicht gegen Kaiser und Reich. So blieb von der alten
Kaisermacht fast nur ein leerer Titel. Das zerrissene und ohnmächtige Reich
ging allmählich dem Verfall entgegen.
Merke!
9 n. Chr.
375
500
622
755
768—814
843
919—936
955
1096—1099
1152—1190
1273—1291
1492
1517
1545—1563
1618—1648
1806
Deutsche Geschichte.
Hermann besiegt die Römer im Teutoburger Walde (Varus.)
Völkerwanderung. (Einfall der Hunnen. Die Westgoten unter Ala-
rich. Die Hunnen unter Attila bei Chalons besiegt.
Chlodwig begründet das Frankenreich. (Kampf mit den Alamannen.)
Mohammeds Flucht von Mekka nach Medina. (Islam, Koran.)
Der hl. Bonifatins wird von den Friesen getötet. (Mainz, Fulda.)
Karl der Große. Krieg mit den Sachsen. (Wittekind. Marsberg.)
Römischer Kaiser.
Teilungsvertrag zu Verdun. (Entstehung des deutschen Reiches).
Heinrich I. Feste Plätze zum Schutze gegen die Ungarn. Schlacht
an der Unstrut.
Heinrichs Sohn und Nachfolger Otto I. schlägt die Ungarn ans dem
Lechfelde bei Augsburg.
Der erste Kreuzzug. (Peter von Amiens. Gottfried von Bouillon.)
Friedrich Barbarossa. (Kamps mit Mailand. Kreuzzug u. Tod.
Kyffhäuser.)
Rudolf von Habsburg. (Kaiserlose Zeit. Raubritter. Hansa. Feme.)
Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus. (Erfindung des
Schießpulvers und der Buchdruckerkunst — Joh. Gutenberg.)
Luther schlägt 95 Thesen an die Schloßkirche zu Wittenberg.
Kirchenspaltung.
Konzil von Trient.
Der 30jährige Krieg. (Tilly, Wallenstein, Gustav Adolf. — Magde-
burg, Lützen.) — Der Westfälische Friede.
Untergang des alten Deutschen Reiches. (Napoleon hatte den Rhein-
bund gegründet.)
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Extrahierte Personennamen: Hermann Varus Attila Chlodwig Mohammeds Karl_der_Große Karl Heinrich_I. Heinrichs Heinrichs Otto_I. Peter_von_Amiens Gottfried_von_Bouillon Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Rudolf_von_Habsburg Rudolf Christoph_Kolumbus Gutenberg Tilly Gustav_Adolf Gustav Adolf Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Westfälischen Mohammeds Mekka Medina Mainz Sachsen Marsberg Ungarn Ungarn Augsburg Mailand Amerikas Wittenberg
50
mit seinen grünen Wiesen lebhaft an die holländische Heimat. Ans ihre Bitte
erlnelt sie das Schloß von ihrem Gemahl als Geschenk. Auf den zum Schlosse
gehörigen Ländereien gründete sie eine Musterwirtschaft, wo nach hollän-
dischem Muster Viehzucht, Molkerei, Garten- und Wiesenbau, Obstzucht und
Fischerei betrieben wurden. Sorgfältig führte sie Buch über alle Einnahmen
und Ausgaben. Dabei war sie eine ,überaus fromme Fürstin. Ihr Tagewerk
begann sie mit einer Morgenandacht. Nur ernstliches Kranksein hielt sie vom
täglichen Besuch der Kirche ab. Ihrem Gemahl war sie in innigster Liebe
zugetan. Auf seinen Reisen, selbst auf seinen Kriegszügen, begleitete sie ihn
und stand ihm mit ihrem trefflichen Rate zur Seite. „Alles," sagte der Kurfürst
einst, „worin ich dem Rate meiner Gemahlin gefolgt bin, ist gut vonstatten
gegangen." Im Alter von 40 Jahren starb sie, vom Kurfürsten und vom
ganzen Lande aufs tiefste betrauert.
Friedrich Wilhelm vergrößerte sein Land um die Hälfte.
Die bisher zusammenhanglosen Landesteile vereinigte er
zueinemstaatsganzen. I h m v e r d a n k t d a s p r e n ß i s ch e Staats-
wes e n seine Grundlagen, nämlich eine z i e l b e w n ß t e Fürsten-
macht mit einem schlagfertigen Heere und einer wohlge-
ordneten Verwaltung.
friedricb I. (1688-1713.)
„Jedem das Seine."
Preußen wird ein Königreich. Unter der ruhmvollen Regierung des
Großen Kurfürsten hatte sich Brandenburg zu einem der mächtigstenstaatendeutsch-
lands emporgeschwungen. Sein Nachfolger, der ehrgeizige und prachtliebendc Kur-
fürst Friedrich Iii., wollte der äußeren Macht auch den äußeren Glanz verleihen;
deshalb strebte er nach der Erlangung der Königswürde. Brandenburg konnte kein
Königreich werden, da itace) der damaligen Einrichtung des Reiches neben dem Kaiser
ein König nicht regieren durfte. Deshalb sollte das frühere Herzogtum Preußen,
das vom Reiche unabhängig war, dem Königreiche den Namen geben. Aber
auch hierzu mußte der Kaiser seine Zustimmung geben, wenn der neue König
als solcher bei den Mächten Anerkennung finden wollte. Nun drohte damals
dem deutschen Kaiser ein Krieg mit den Franzosen und Türken. Man wollte
ihn: sein Erbe Spanien abwendig machen. Der Kurfürst versprach dem Kaiser,
8000 Mann Hilfstruppen zu stellen. Da endlich bekam der Kurfürst die Er-
laubnis, sich zum König in Preußen krönen zu lassen.
Die Krönung fand am 18. Januar 1701 zu Königsberg mit nngewöhn-
licher Pracht statt. Am Tage vor der Krönung stiftete der Kurfürst den S ch >v a r-
zen Adlerorden.
Das Ordenszeichen besteht aus einem goldenen, achtspitzigen Kreuz und einem
silbernen Stern. Ersteres wird an einem breiten orangefarbigen Bande über die
linke Schulter getragen. Es führt in der Mitte den Namenszug des Königs. Zwischen
den blauen Kreuzarmen sind schwarze Adler angebracht. Der achtstrahlige Ordens-
stern zeigt in der Mitte einen schwarzen Adler, der in der einen Klaue Blitz-
strahlen, in der andern einen Lorbeerkranz trägt. Die Umschrift führt die
Worte „Suum cuique“. (= Jedem das Seine.) Dieser Orden ist noch heute
die höchste Auszeichnung in Preußen.
Überaus prunkvoll war die Kleidung des Kurfürsten. Der mit Gold durch-
wirkte Rock trug Diamantknöpfe, von denen jeder einige tausend Mark wert war.
Über diesem Rocke trug er einen purpnrroten Krönungsmantel, den eine mit
drei wertvollen Diamanten besetzte goldene Spange zusammenhielt. Im Saale
des Königlichen Schlosses setzte Friedrich sich selbst die goldene Königskrone
aufs Haupt und nahm dann von dem silbernen Throne ans den Huldigungseid
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Iii Friedrich Friedrich Friedrich
100
Von der Verfassung Preußens.
Der preußische Staat setzt sich aus 12 Provinzen zusammen. Seine Landes-
farben sind schwarz-weiß. Das (kleine) preußische Wappen führt auf silbernem
Grunde einen gekrönten schwarzen Adler, der in den Fängen Zepter und Reichs-
apfel hält.
Rechte und pflichten der preußischen Untertanen. Die Verfassung
räumt den Preußen wich-
tige Staatsbürgerrechte ein.
„Alle Preußen sind
vor dem Gesetze gleich.
Standesvorrechte finden nicht
statt." „Die persönliche
Freiheit ist gewähr-
leiste t." Verhaftet darf
nur werden, wer bei einer
strafbaren Handlung betrof-
fen wird oder gegen den
der Richter einen Haftbefehl
erläßt. „Die W o h n u n g
ist u n v e r l e tz l i ch." Auch
der Polizei ist Eindringen
und Haussuchung nur unter
bestimmten Gesetzesvorschrif-
ten erlaubt. „Das Eigen,
tum ist unverletzlich."
Es kann nur aus Grün-
den des öffentlichen Wohles
(z. B. Anlage von Straßen
oder Bahnen) gegen Ent-
schädigung entzogen oder be-
schränkt werden. „D i e
Freiheit des religiösen
Bekenntnisses wird ge-
währleistet." Jeder darf
seinen Glauben öffentlich be-
kennen, und es darf ihm
darum keinerlei Abbruch ge-
schehen. „Die Wissen-
schaft und ihrelehre
ist frei." „Jeder Preuße
hat das Recht, durch
Wort und Schrift,
Druck und bildliche
Darstellung feine Mei-
nung frei zu äußern."
Er darf dabei aber nicht beleidigen, verleumden oder zum Ungehor-
sam aufreizen. Alle dürfen sich zu erlaubter: Zwecken zu Vereinen zu-
sammenschließen oder versammeln. „D as Briefgeheimnis ist un-
verletzlich." Ausnahmen können stattfinden bei strafgerichtlichen Unter-
suchungen oder im Kriege. Sonst darf ein Brief nur von dem geöffnet werden,
an den er gerichtet ist. Der preußische Staatsbürger hat die Pflicht, dem
—
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167
Auf diesen Steppen, Pußten (= Ode) genannt, weiden große Herden von Pfer-
den. Für Rinder ist das kurze, harte Gras, das vielerorts wächst, ein schlechtes
Futter, dazu ist das Rind viel empfindlicher gegen schroffen Wetterwechsel als
Pferd und Schaf. Auch wegen Wasserarmut im Sommer sind manche Weiden
für Rinder nicht zu benutzen. Pferde aber kann man weit zur Tränke treiben.
Da ragen die Ziehbäume der Brunnen empor. Dreimal täglich saust die Herde
dahin in wilder Jagd. Der berittene Pferdehirt ist recht angesehen. Zum Schaf-
oder gar zum Schweinehirten gibt sich fein Ungar oder Deutscher Zier; dazu
mietet man Rumänen. Während die Schweinezucht vor allem in Südungaru
blüht, grasen in den anderen Gebieten zahlreiche Schafherden. Sie nehmen
mit den Weiden vorlieb, die für Pferde zu dürftig sind. Zder Schafhirt lebt
mit seiner Herde beständig draußen. Ein Esel trägt seine Schaffelle, in die er
sich nachts einhüllt, wenn er sich inmitten seiner Herde zum Schlafe niederlegt.
Pußta.
Seine Hunde bewachen die Herde und haben sie im Winter vor Wölfen zu ver-
teidigen. Mit der Ausbreitung des Ackerbaues geht auch die Riudviehzucht immer
mehr vorwärts. Die Bewohner des Landes gehören fast zur Hälfte zum mon-
golischen Stamm der Magyaren. Zigeuner finden sich in keinem Lande so zahlreich
wie hier.
Die Ortschaften liegen weit auseinander und weisen meist kleine, unansehn-
liche Häuser auf. Selbst Städte erscheinen wegen des Steinmangels oft dorfähnlich.
Dagegen ist Budapest, die Hauptstadt Ungarns, eine prächtige und lebhafte Handels-
und Industriestadt. Preßburg war die alte Kröuungsstadt.
Das Gebiet am Adriatischen Meere.
Die südlichen Kalkalpen gehen in den K a r st über. Da er ein Kalkhochland
ist, ist er wasserarm und darum wenig fruchtbar und dünn bevölkert. Auch die
Kalkzüge, die die Küste weiterhin begleiten, sind meist öde und sehr wenig bewaldet.
Erheblich besser ist das breite Gebirgsland Bosniens, noch fruchtbarer das Hügel-
land Slavoniens zwischen Drau und Save. Eigentümlich sind den Kalkzügen
viele verschwindende Flüsse und weite Höhlen.
Krain hat in der Nähe seiner Hauptstadt Laibach ein reiches Quecksilber-
bergwerk. Triest im Küstenlande, Österreichs bedeutendste Seestadt, ist mit Wien
durch die Semmeringbahn verbunden. Auf der südlich vorgezogenen Halbinsel
liegt der österreichische Kriegshafen P o l a.
Kroatien und Dalmatien (= Weideland) werden durchzogen von den
Din arischen Alpen, die steil zur Adriatischen Meeresküste abfallen
und sich gleichsam in den vorgelagerten Inseln fortsetzen. Eichenwälder be-
decken das Gebirge, und daraus erklärt sich die bedeutende Schweinezucht
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Extrahierte Personennamen: Pußta
Extrahierte Ortsnamen: Südungaru Budapest Ungarns Adriatischen_Meere Bosniens Laibach Wien Kroatien Dalmatien
Riesengebirge.
221
Winter seine Herrschaft ange-
treten und den Spreewald in
eine große Eisfläche verwan-
delt, so greift jung und alt zu
den Schlittschuhen. Knaben und
Mädchen, Männer und Frauen,
selbst das alte Mütterchen, das
Holz sammeln will, gleiten aus
der blanken Eisfläche geschickt
dahin. Jedes Haus ungefähr
liegt auf einer von Erlen be-
schatteten Znsel. Brücken ver-
binden die Bachbarn. Die Be-
wohner halten fest an ihrer
alten Tracht: rotes Kopftuch,
bunter Kock, schwarzes Mieder
und seidene Schürze.
Die Länge der Sudeten
beträgt etwa Zoo km. Die
Verbindung zwischen dem K i e-
sengebirge und dem Glat-
zer Bergland stellt das
Walde nburger Berg-
land her, wichtig als Durch-
gangsgebiet nach Böhmen. Die
höchsten Erhebungen der Su-
deten sind die Schneekoppe
((600 m) und der Allvater
(Wo ni), letzterer auf öster-
reichischem Boden.
Das Riesengebirge
ist die Heimat Rübezahls. Der
Kamm hat eine durchschnitt-
liche Höhe von Hoo m. Be-
sonders steil zeigt sich das Ge-
birge von der deutschen Seite.
Rach der Stadt H i r s ch b e r g
nennt man die von niederen
Bergkuppen umrahmte Tal-
landschaft den „Hirschberger
Kessel". Gerade von hier aus
macht der Anblick des Riesen-
gebirges einen überwältigen-
den Eindruck. Unter allen deut-
schen Gebirgen erinnert es am
meisten an die Alpen. Den
Sennhütten der Alpen gleichen
die auf den Bergweiden ver-
einzelt dastehenden, mit Holz-
schindeln gedeckten Holzbauten,
etwa 3000 an der Zahl (Bau-
den). Zn denselben wohnen die
Gebirgler; auch mancher Wan-
derer findet hier Unterkommen. Bekannt ftnb die saftigen wiesen des Riesen-
gebirges und ihre wohlgenährten Rinder- und Ziegenherden. Der nordwestliche
Teil des Riesengebirges, das Zsergebirge, ist ein mit dunklen Tannen be-
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237
feite zu öffnen, während die Aut sie zudrückt. Auf dem fruchtbaren Neulande,
Marsch genannt, entstehen bald Siedelungen. Das ebene Gelände wird durch
Gräben entwässert. Ts dient außer dem Kornkau hauptsächlich der Fettgrasung.
Wieviel die Marschen so einbringen, geht daraus hervor, daß in Husum all-
wöchentlich etwa 5000 Stück Schlachtochsen verkauft werden.
Weiter landeinwärts schließt sich an die Marschen Geest- und Heideland. Die
bekannteste Heidestrecke ist die Lüneburger Heide, „das Aschenbrödel der deut-
schen Landschaften".
Sie ist aber durchaus nicht überall öde und eintönig. Flache Sandstrecken
wechseln mit Bodenwellen ab, die von Heidepflanzen überkleidet oder von
jungen Forsten bedeckt sind. Dann treffen wir auf große Bestände der ernsten
Kiefer, unterinischt mit Birken und Buchen. 'Wo ein Bächlein rinnt, schuf der
Im Torfmoor.
Heidebauer Äcker und Wiesen, umrahmt von Tichen. Sein Hauptreichtum ist
eine stattliche Herde Heidschnucken, kleiner gehörnter, dunkler Schafe. Man
zählt ihrer in der Heide an die 600 000 Stück. And wenn die Trika blüht,
ist für die Bienen und Imker eine hohe Zeit. Über s50 000 Bienenstöcke
sind im Sommer zu zählen. Der Hirt aber, der da bei den Hünengräbern eifrig
prickt, weiß uns zu erzählen, daß „sie draußen aus der Welt" gekommen sind,
auf Petroleum zu bohren oder Kieselgur (mehlartigen Mineralstaub) zu graben,
um damit Dynamit zu machen oder Damxfrohre zu umkleiden.
Die Moore dehnen sich hauptsächlich zu beiden Seiten der <£ nt s aus;
Pflanzen- und Tierwelt sind armselig. Neben dürren Moos- und Heidepflanzen
erblicken wir nur die Birke. Sie ist der einzige Baum, der dem Moore treu bleibt,
wie die Lrle dem Sumpf, die Kiefer dem Sande. Man sucht die Moore durch
Torfgewinnung auszunutzen und durch Moorbrennen oder durch Fehn-
wirtschaft für den Ackerbau zu gewinnen. (Höhenrauch.)
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308
chen seine Tier in den Teich. wie eine
jchleimige Masse mit schwarzen Punkten
sehen sie aus. Jeder Punkt ist die Dotter
von einem Ti. Nach einigen Tagen
kommen aus den Tieri: kleine schwarze
Tierchen, die einem Frosche vollständig
unähnlich sind, sie heißen Kaulquappen.
Sie sind ganz für das wasserleben
eingerichtet, atmen durch Kiemen, be-
wegen sich durch einen Nuderschwanz und
haben Lippen mit kleinen Hornzähnen,
mit denen sie die Wasserpflanzen be-
nagen. Nach einiger Zeit entstehen am
pinterteile des dicken Teiles der Kaul-
quappe kleine Füßchen, denen nach knrzer
Zeit kleine Vorderfüßchen folgen. Nach
und nach verschwindet auch der Schwanz,
und die Kiemen fallen ab. Dann ver-
lieren sich auch die harten Läppen, das
Maul wird breiter und erhält die Fang-
zunge; und so ist ein durch Lungen
atmender Frosch entstanden.
Am bache und fluiie.
„Das Wasser rauscht, das Wasser schwoll, Sah nach der Angel ruhevoll,
Ein Fischer saß daran, Kühl bis ans Herz hinan." Goethe.
Unter schlanken Pappeln, hinter dichtem Weidengebüsch, liegt eine alte
Mühle mitten im Wiesental. Der murmelnde Waldbach stürzt seine klaren Wasser
in die großen Schaufeln des Mühlrades und leistet so dem Müller große Dienste.
Der weißbestäubte Mann steht in der Tür, um Meister Langohr zu empfangen,
der griesgrämig, aber doch geduldig die schweren Säcke aus dem nahen Dorfe
herbeiträgt. Zetzt zieht der Müller an einem langen Holzhebel: das Wasser
ist abgesperrt, die Mühle geht langsamer, das Nad steht still, und langsam ver-
plätschern die Neste des Wassers in den Nadschaufeln. Schnell ist der Müller-
funge unterm Nad verschwunden, wo er im fast wasserleeren Raume vier dunkle,
mit roten Flecken gezierte Forellen überrascht, weil sie nicht schnell genug den:
abfließenden Wasser folgten, Ach! wie schwelgerisch lebten sie im weißen Gischt,
wie köstlich reich an Sauerstoff waren die spritzenden Wasser! wir werfen einen
vielsagenden Blick nach den gefangenen Leckerbissen, doch der Müllerjunge ver-
schwindet dainit bei der Müllerin, und über das wohlgenährte Gesicht des Müllers
gleitet ein behagliches Lächeln.
wir verlassen die Mühle und wandern das Tal hinab. Rechts und links
wird es von waldigen Höhen eingeengt, doch für fchinale, langgestreckte wiesen
bleibt reichlich Platz. Tin Streifen Erlen- und Weidengebüsch, woraus hie und da
eine Pappel oder ein Weidenbaum hervorragt, zeigt uns genau den Lauf des
Baches. Zn: Schatten der weiden hüpft die schwarzweiße Bachstelze von Stein
zu Stein, und das kleine Wasserhühnchen schwimmt munter umher. Der saftige
Grasteppich an beiden Seiten ist übersät von blauen Blümchen: Wiesenschaum-
kraut und Vergißmeinnicht. Die kleinen schmalen Wassergräben berieseln Blüm-
chen und Futterkräuter mit erquickendem Naß. Zur Zeit der Heu- und Grummet-
ernte ist in: Wiesental ein munteres, reges Leben, im Herbste „singt bei wies'
und (Quelle froh und hell der Hirtenknab'". Nach kurzer Zeit hat der Bach
sein Ziel erreicht, ein Fluß zwängt den kecken Waldbach zwischen seine starken Ufer.
Bald schäumend kräftig, bald majestätisch ruhig schiebt der Fluß seine Fluten
durch das weite Tal. Unübersehbare weiden liegen links und rechts, belebt
Metamorphose eines Froschlurche;,
a—d Entwicklung des Tieres im Ei; e—h Larven
in.den ersten Tagen; i (Puappe mii angedeuteten,
k | mit deutlichen Hinterfüßen, 1 mit allen Füßen;
m Froschlarve mit abnehmendem Schwanz ; n junger
vollitändia ungebildeter irnsrfi
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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Schillernde Käfer eilen über den Teppich des Waldbodens oder klettern
an den Stämmen hinauf und hinab. Reges sieben herrscht im Bau der Wald-
ameisen. Zu Tausenden erblickt man die fleißigen Tiere bei der Arbeit.
Der Rehbock hat sein graues Winterkleid abgelegt und dafür ein rotbraunes
angezogen. Stolz zeigt er das neue, blankgefegte Geweih. Aber nun ist auch
feine Schonzeit verstrichen, und der schlaue Geselle muß alle Vorsicht gebrauchen,
damit er nicht eine Beute des Jägers werde.
Der Auerhahn.
Zm Waldreviere des Lahnes kämpfen noch Winter und Frühling um die
Herrschaft. Zwar hat die liebe Sonne schon den unfreundlichen Gast von wiesen
und Feldern, vertrieben, aber draußen im dichten Hochwalds ist der Kampf noch
nicht entschieden. Zn den Schluchten und Hohlwegen liegen Reste schmutzigen
Schnees; aber mag er nur liegen: über ihn hinweg singt der März sein gewaltiges
Frühlingslied. Da erwachen all die Schläfer in Wald und Heide und rüsten
sich, den sonnigen Frühling zu begrüßen.
* Auerhahn.
Die größte Freude unter den Vögeln des Waldes scheint der Auerhahn
zu haben, denn er ruft sein „Lied" während der Morgendämmerung so sieges-
gewiß in den träumenden Forst hinaus, daß die Drossel in der Nähe nicht zu
singen wagt. und Hirsche und Rehe verwundert zu dem mächtigen Vogel empor-
schauen.
Der Auerhahn hat aber auch alle Ursache, sich zu freuen, denn die Kost
des langen winters war recht schmal bemessen: die Spitzen der Tannen- und
Kiefernzweige, einige Blattknospen und hängengebliebene Buchnüsse bilden wäh-
rend der kalten winterzeit die einzige Nahrung. Zetzt, nach dem verschwinden
des Schnees, ist der Tisch schon reichlicher gedeckt, und wenn erst der Sommer
den Wald mit blitzendem Lichte durchflutet, daun gibt es Knospen und weiche
Nadeln, Klee- und Grasblättchen, Waldbeeren und Sämereien, Kerbtiere und
Larven in Menge.
In der Balzzeit (Paarungszeit) läßt der Auerhahn sein „Lied" ertönen.
Diese ^eit beginnt Tnde Mä,rz und dauert 3—5 Wochen. Der Balzruf hebt
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