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I.
Die Lage Teutschlands.
1. Überblick über die Lage Deutschlands.^)
Deutschland liegt in der Mitte Europas. Ks erstreckt sich von den
Alpen bis zur Nord- und Ostsee. Im Osten wird es begrenzt von
Russland, im Süden von Oesterreich-Ungarn und der Schweiz, im Westen
von Frankreich, Belgien und den Niederlanden und im Norden von
Nordsee, Dänemark und Ostsee.
2. Bedeutung der Lage eines Landes überhaupt.
Es ist für ein Land nicht gleichgültig, wo es auf dem Erdball liegt, und zwar
kommt in Betracht a) die Lage zum Äquator und Pol, d) zu benachbarten natür-
lichen Erdräumen, c) zu den Nachbarstaaten.2)
a) Lage zum Äquator und Pol.
Je näher ein Land dem Äquator liegt, desto wärmer ist sein Klima, je mehr es
sich dem Pol nähert, desto kälter wird dasselbe (Grund!) So beträgt die mittlere Temperatur
in Kamerun (Nähe des Äquators) 25°, in Rom 16°, in Berlin 9°, auf der Nordspitze
Schwedens 0°. Am günstigsten liegen diejenigen Länder, die von der Hitze der Tropen
und der Kälte der Polargegenden gleichweit entfernt sind. Die Hitze erschlafft den
Menschen und macht ihn unlustig zu körperlicher und geistiger Arbeit. Die Natur liefert
ihm in den heißen Ländern auch meist seines Lebens Unterhalt ohne sein Zuthuu in so
reicher Fülle, daß er fast jeder Arbeit überhoben ist. Die Arbeit ist es aber, die des
Menschen Körper- und Geisteskräfte stählt und die Völker nach und nach emporhebt zu
höheren Kulturzuständen. In sehr kalten Ländern bietet dagegen die Erde dem Menschen
so kärgliche Gaben, daß sein Nachdenken, seine Zeit und seine Kraft fast ganz durch die
Sorge um des Lebens Notdurft in Anspruch genommen wird. Anders ist das in den
gemäßigten Zonen. Mit weiser Mäßigung teilt hier die Natur ihre Erzeugnisse zu.
Der Mensch muß arbeiten, um bestehen zu können, doch bleibt ihm Muße und Neiguug,
sich geistig zu bethätigen und seine Zustände und sich selbst zu vervollkommnern. So ist
es deuu erklärlich, weun die Staaten, die die höchste Kultur erreichten — die europäischen
Reiche, die Vereinigten Staaten — der gemäßigten Zone augehören, und zwar der
nördlichen- gemäßigten, deun die südliche kommt, da sie wenig Landmassen enthält,
weniger in Betracht.
b) Lage zu Meeren, Gebirgen :c.
Von großer Bedeutung ist auch die durch die Natur gegebene Nachbarschaft.
Besonders erwünscht sind angrenzende Meere, denn sie sichern am besten vor seind-
lichen Einfällen und öffnen zugleich das Land dem Weltverkehr. Ein so bevorzugtes Volk
kann einerseits seine eigenen Produkte weit hinaus vertreiben und bessere Preise erzielen
und andrerseits die Erzeugnisse fremder Länder herüberholen und mit ihnen, indein es
die Binnenstaaten damit versorgt, einen einträglichen Handel treiben. So kommt Wohl-
stand ins Land, und zugleich hebt sich infolge der größeren Regsamkeit das geistige Leben.
Das ist besonders dann der Fall, wenn das Gegengestade, mit dem Handelsbeziehungen
*) Als Wiederholung aus einem früheren Kursus.
2) Statt wie hierunter ununterbrochen a, b und c zu erledigen, kann man, be-
sonders bei schwächeren Kindern, hinter a gleich die Lage Deutschlands zum Gradnetz
(S 5), hinter b die Lage Deutschlands zu angrenzenden Meeren ?c. behandeln, also die
Betrachtung der allgemeinen Verhältnisse jedesmal durch die Betrachtung der speziellen
deutschen unterbrechen.
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Deutschland Europas Ostsee Russland Oesterreich-Ungarn Schweiz Frankreich Belgien Niederlanden Nordsee Dänemark Kamerun Rom Berlin Schwedens Deutschlands Deutschlands
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angeknüpft wurden, kulturell hoher stand. Darum bleibt denn meist die Kultur der
Binnenländer gegen diejenige der seefahrenden Staaten zurück, und erstere empfangen
dieselbe in der Regel durch letztere. Die südlichen Halbinseln waren früher kultiviert als
das übrige Europa, Frankreich eher als Deutschland, und das weit landeinwärts gelegene
Rußland steht noch heute weit gegen die westlichen Staaten zurück. (Über den Einfluß
angrenzender Meere auf das Klima s. bei Abschnitt Klima.)
Wo nicht die Meere ein Land abgrenzen, da treten entweder Gebirge und Flüsse
an ihre Stelle, oder es sind natürliche Grenzen überhaupt nicht vorhanden. Gebirge
sind als Grenzen sehr günstig; sie sind natürliche Schutzwälle gegen feindliche Angriffe.
Nur die Übergänge, die Pässe, bedürfen eines besonderen Schutzes, weshalb man in ihnen
Festungswerke anlegt. Auch haben die Gebirge als Klima-, Pflanzen-, Tier- und Völker-
scheiden eiue große Bedeutung, worüber wir später näheres hören werden (S. 14). —
Weniger Wert haben die Flüsse als Grenzmarken. Weder bilden sie einen nennens-
werten Schutz, noch treten sie, von Ausnahmen abgesehen (siehe Lech), als trennende
Scheiden auf. Wir finden denn auch in Europa selten, daß ein Fluß als Grenze zwischen
den Staaten auftritt. Vergeblich hat Frankreich sich abgemüht, den Rhein zum Grenzstrom
zu stempeln; die blutigen Kämpfe, die es deswegen führte, waren Känipfe gegen die Be-
ftimmungen der Natur. Arndts Ausspruch: „Der Rhein, Deutschlands Strom, nicht
Deutschlands Grenze", ist nicht bloß ein Ausdruck patriotischen Empfindens, sondern
zugleich die Formulierung einer wissenschaftlichen Thatfache. — Gefährlich für einen Staat
sind die offenen Grenzen, Grenzstrecken also, an denen weder ein großes Wasser noch
ein Gebirge Schutz gewährt. Gar häufig brechen an solchen Stellen — namentlich kommt
das in den älteren Zeiten geringerer Kultur vor — fremde Stämme herein und bedrängen
das betreffende Volk im eigenen Lande. So wurde die Ebene zwischen dem Kaspischen
See und dem Uralgebirge das breite Eingangsthor für die asiatischen Horden nach Rußland
hinein, das Eiserne Thor die Unglückspforte für Ungarn.
c) Lage zu den Nachbarstaaten.
Endlich kommen für Gunst oder Ungunst der Lage noch die Nachbarstaaten in
Betracht. Je mehr Nachbarn, desto mehr Veranlassung zu Streitigkeit und Krieg, desto
mehr Ursache, auf der Hut zu sein! Besonders sind es die Grenzgebiete, die Schwierig-
leiten bereiten, weil hier die Völkerstämme sich vermischen, so daß man schließlich kaum
mehr sagen kann, zu welchem Staate das Grenzgebiet gehören muß. Stete Kriegsgefahr
ist zwar sehr unangenehm, hat aber anch ihr Gutes, indem sie das bedrohte Volk zur
Einigkeit und zu steter Anspannung seiner Kräfte zwingt. Nicht gefährdete Völker bleiben
leicht, wenn nicht andere Faktoren fördernd einwirken, in der Kultur zurück und verfallen
der Verweichlichung und Erschlaffung. Man bezeichnet dic Kriege deshalb auch wohl als
Zuchtmittel in Gottes Hand, eine Auffassung, die u. a. auch von unserm unvergeßlichen
Moltke vertreten wurde. Nur in dem Maße, als der sittliche Standpunkt der Völker sich
hebt, werden sie sellener werden, nm einst — das ist die Hoffnung Tausender — ganz
aufzuhören. — Doch bedeutet zahlreiche Nachbarschaft nicht bloß eine Gefährduug. Je
mehr Nachbarn, desto mehr Anregung und Beeinflussung; der Wetteifer wird vervielfacht,
der Kulturfortschritt beschleunigt. Meist liegt die Sache so, daß auf der einen Seite,
nämlich der See zu (f. oben) kultiviertere, auf der andern zurückgebliebenere Völker
wohnen. Dann wird das umgrenzte Land zum Durchgaugs- und Vermittelnngsland für
die Kultur. Eiue folche Stellung nimmt zur Zeit z. B. Rußland ein, indem es die
Aufgabe hat, die Kultur Weft-Europas — soviel es denn davon angenommen hat, —
uach Asien, speziell nach Sibirien, fortzuleiten.
Betrachten wir nun nach den hier ausgestellten Gesichtspunkten die Lage unseres
Vaterlandes.
3. Tie Lage Teutschlands zum Gradnetz.
(Globus.)
Deutschland liegt auf der östlichen Hälfte der nördlichen Halbkugel
und zwar in der gemässigten Zone. Wie wichtig letzterer Umstand isty
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Frankreich Deutschland Europa Frankreich Rhein Rhein Deutschlands Deutschlands Kaspischen
See Ungarn Gottes Asien Sibirien Deutschland
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ist aber für einen Erdraum nicht gleichgültig, denn sie beeinflußt das Klima und
durch dieses zugleich das Pflanzen-, Tier- und Menschenleben. Man ist geneigt, zu
schließen: So viel höher, so viel der Sonne näher, also so viel wärmer; und da wir zu-
dem wissen, daß die warme Luft stets nach oben steigt, so kommen wir zu dem Resultat:
Je höher ein Land liegt, desto wärmer muß sein Klima sein. Es ist jedoch gerade um-
gekehrt: Je höher die Lage, desto kälter ist das Klima. Wir haben nämlich eins nicht
in Betracht gezogen: Die Wärmeausstrahlung der Erde. Soviel die Sonne sich
auch müht, unsere Erde heiß und immer heißer zu machen, es ist vergeblich, denn unaus-
gesetzt strahlt diese die Wärme in den kalten Weltraum wieder hinaus. Diese Ausstrahlung
ist um so lebhafter, je weniger dicht die über der Erde gelagerte Luftdecke ist. Da
letztere aber um so dünner wird, je höher man steigt, so ergiebt sich, daß in hoch gelegenen
Gegenden die Wärmeausstrahlung besonders schnell vor sich geht, so schnell, daß die Tem-
peratnr sich hier nicht höher, sondern niedriger stellt, als in niedrig gelegenen Ländern,
c) Mit je 100 in Höhe nimmt die Temperatur ungefähr ^2° ab.^) Die Süddeutsche Hoch-
ebene würde, in der Höhe des Meeresspiegels gelegen (4 bis 6 x 1i2°=) 2 bis 3° wärmer
sein. So aber hat sie mit ihren 7—8° (]. Skizze S. 39) ein kälteres Klima als das west-
liche Norddeutschland (8—9°). Der mit ihr in gleicher Breite liegende Teil der Ungarischen
Tiefebene hat 10° und darüber (f. Skizze ebenda). Wie sehr die Temperatur durch die
Höhen- bezw. Tiefenlage beeinflußt wird, zeigt auch die Oberrheinische Tiefebene sehr auf-
fällig. Sie ist (s. Skizze) ca. 2° wärmer, als ihre Umgebung (10^/z gegen Sll2°).
d) Ausgedehnte Hochflächen steigen nun meist nicht in die kälteren Luftschichten
hinein, wohl aber die Gebirgsrücken und -spitzen. Sie erreichen oft Regionen, die
so kalt sind, daß Schnee und Eis ewig die Gipfel krönen können. Bei den Alpen tritt
diese Schneegrenze mit ca. 2700 m, beim Himalaya in Asien infolge seiner südlicheren
Lage jedoch erst mit ca. 5000 m ein. e) Welch ein Gegensatz besteht hier zwischen dem Fuß
und dem Rücken! Unten (im Juli) eine Durchschnittstcmperatur von 30°, oben jederzeit
eisige Kälte! Unten am Südfuß Palmen, Bananen und die ganze Fülle tropischer Ge-
wächse, oben nackter Fels und starrendes Eis, unten der Charakter der Äquator-, oben
derjenige der Polargegenden. Der Bewohner Hindostans, — so heißt die Landschaft am
Südfuß des Himalaya, — braucht nicht, wenn er alle Zonen der Erde kennen lernen will,
die weite Reise nach dem Pol zu machen, er braucht nur hinaufzuwandern ins Gebirge.
Aus dem Gebiet der Tropen kommt er bald hinein in gemäßigte Zonen; er dnrchwandelt
statt der Palnienhaine Wälder mitteleuropäischen Charakters; Eichen, Buchen,
Ulmen und Eschen rauschen über seinem Haupte. Höher hinauf trägt ihu sein Fuß in
die Region der Nadelhölzer und durch diese hindurch in die Gebiete der Alpensträncher
und -kräuter, bis er zuletzt den ewigen Schnee erreicht, über den hin eisig der Wind fährt,
— er ist auf dem Pol der Lüfte angekommen. — f) Ähnliches erlebt der Bewohner
der Lombardei, wenn er die Alpen hinansteigt, nur daß hier die unterste Region,
die der Palmen und anderer Tropengewächse, fehlt, g) Unsere deutschen Mittel-
gebirge erreichen zwar nicht die Schneegrenze, doch liegt auch auf ihren Häuptern, z. B.
auf dem Brocken, der Schnee gegen 8 Monate lang, und auch auf ihnen nimmt der
Pflanzcnwuchs, je höher wir steigen, einen immer mehr nördlicheren Charakter an. Aus
den Kornfeldern der Ebene steigt man in große Tannenwälder hinauf und durch
diese hinweg in manchen Gebirgen in Gebiete, wo der Baumwuchs erloschen ist, wo
nur noch Knieholz die Gehänge deckt und wo Moore und Sumpfflächen an die Tundren
des nördlichen Europas und Sibiriens erinnern.
b) Die Gebirge als trennende Scheiden.
Das Hinaufragen der Gebirge iu die Lüfte hat nicht bloß eine Bedeutung für ihr
eigenes Klima, sondern auch für dasjenige der Nachbarschaft; es wirkt wie eine Scheide-
i) Der von der Lustschifferabteilung in Berlin im August 1894 aufgelassene Re-
gistrierballon Circns erreichte eine Höhe von 16 325 m (annähernd die doppelte Höhe des
Gaurisankar). Die Meßinstrumente hatten in dieser Höhe — 52° C. registriert.
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Extrahierte Personennamen: August
Extrahierte Ortsnamen: Norddeutschland Asien Europas Sibiriens Berlin
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Reihe grofser Wasserstraßen zur Verfügung stünde, wäre übereilt (Starte,
Anhg. S. 2:) Abgesehen vom Inn ist keiner von den großen Donau-
Zuflüssen schiffbar. 1. Begründet ist das in ihrem starken Gefäll, wie in
ihrer eigentümlichen Laufbildung überhaupt. Sie fließen meist in sehr breiten,
steilwandig oder stufenförmig zur Ebene aufsteigenden Thälern. Dieselben sind
in der Eiszeit von den Gletschern und Gletscherwassern geschaffen worden und
dienten diesen als Bett, das sie in seiner ganzen Breite auszufüllen ver-
mochten. Dazu sind die jetzigen Flüsse jedoch nicht imstande; ihr Bett nimmt
in der Regel nur einen kleinen Raum des weiten Thalgrundes ein. Aber
dennoch beherrschen sie denselben durch die große Willkür und Unregel-
Mäßigkeit, mit der sie ihre Fluten in ihm dahinwälzen. Hier treten sie über
ihre flachen Ufer, dort haben sie große Sand- und Schuttbäuke zusammen-
geschwemmt, die sie nun in weiter Gabeluug umfließen, an anderen Stellen
wieder umbrausen sie mächtige Findlinge oder schießen, in viele Arme geteilt,
zwischen Buschgruppen und grünen Jnselchen dahin. Daß sie bei solcher Lauf-
gestaltung der Schiffahrt nicht dienen können, liegt auf der Hand. Auch der
landwirtschaftlichen Kultur erlauben sie an ihren Ufern meist keine Stätte.
Wenn sie zur Zeit des Hochwassers aus die 10, 20, ja 30 und 40 sache Wasser-
menge anschwellen und zeitweilig fast den ganzen Thalboden überfluten, dann
decken sie das ihnen abgerungene Nutzland in kurzer Zeit mit uufruchtbaren
Sand- und Geröllmassen, des Ackerers mühevolles Werk für immer begrabend.^)
So ist es denn erklärlich, wenn die Dörfer hier sich fern halten von den Flüffen,
die doch anderswo der Mensch so gern für seine Siedelungen aufsucht. —
2. Über die ungünstigen Schiffahrtsverhältnifse der Donau sind wir bereits
unterrichtet (S. 36). Sie entsteht aus zwei im Schwarzwald entspringenden
Quellflüssen, Brege und Brigach, begleitet zunächst den Jura in nordöstlicher
Richtung bis Regensburg und dann den Bayer- (Bölimer-)wald bis Passau (Q),
wo sie Deutschland verläfst. Bis Regensburg durchfließt sie vielfach eiu med-
riges, sumpfiges Gelände, und nur hin und wieder treten die Gebirge hart an
ihre Ufer; von Regensburg bis Passau dagegen bieten ihre Ufer fast immer
einen freundlichen Anblick Zur Rechten dehnen sich die reich gesegneten Äcker
und Wiesen eines weiten, sehr fruchtbaren Beckens, der Kornkammer Bayerns,
während zur Linken die Ausläufer des Bayerwaldes, gefchmückt mit Wein-
gärten, Burgen und Ruinen oft hart an ihre Ufer treten und in dem Reisenden
Erinnerungen an den schönen Rheinstrom wecken.
(2. Klima.) (Temperaturkarte S. 39:) 1. Die Mitteltemperatur ist
niedriger als im westlichen Norddeutschland, eine Folge der hohen Lage
(S. 13) und des ungünstig ivirkenden Alpenzuges (S. 15). — 2. Die warmen
Südwinde werden durch die Alpen abgehalten, während die rauheren Winde
nördlicher Richtungen freien Zutritt haben, da der Jura nicht hoch genug ist,
um gegen sie zu schützen. — 3. Die Alpen bedingen auch allzuhäufige Nieder-
schlüge, wodurch gleichfalls dem Klima eiu unfreundlicher Charakter aufgeprägt
wird. Dasselbe muß demnach als kalt, rauh und wenig günstig bezeichnet werden.
(3, iu'nflulcntug.) [Atlas, Anhg. S. 2:) 1. Die Bevölkerung, links
vom Lech dem schwäbischen, im übrigen dem bayrischen Stamm angehörend,
wohnt wenig dicht, besonders im Süden. Begründet ist das a) in dem un-
x) Die Sage weiß sogar von einem Schloß voll wunderbarer Schönheit zu berichten,
das der Lech einst mit seinen Schwemmmasfen begrub.
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schieden gearteten Winde dazu bei. Der Westen steht mehr unter dem Einfluß
der vom Ocean kommenden Seewinde, der Osten mehr unter demjenigen der
Landwinde aus dem Innern Rußlands und Asiens. Seewinde sind aber
durchweg milder und wärmer als Landwinde. Die See erwärmt sich zwar
langsamer als das Land, hält die Wärme aber viel länger fest und kann des-
halb den über sie hinstreichenden Winden anch eine höhere Wärme mitgeben als
das Land. Deshalb sind denn im Winter die aus Ost weheudeu Winde schnei-
dend kalt, die Westwinde dagegen weich und milde. (Nur im Frühling und
Vorsommer ist es mitunter umgekehrt. Dann treiben im Ocean noch die aus
dem Nördlichen Eismeer gekommenen, im Schmelzen begriffenen Eismassen,
während die Ebenen Rußlands schon erwärmt sind und uns einen warmen
Ost senden.)
Außerordentlich unterstützt wird der Atlantische Ocean in seiner günstigen
Beeinflussung des europäischen Klimas endlich noch durch eine warme Meeres-
strömung (Erklärung!), den Golfstrom, der die Küste Europas bestreicht. Das
gegenüberliegende Nordamerika ist in dieser Beziehung viel ungünstiger daran,
da feine Ostküste unter dem Einfluß des kalteu (polaren) Labrador ström es
steht (siehe Atlas, Anhg. Karte S. 3). Die Küste Skandinaviens unter 65°
n. Br. hat gleiche Temperatur mit der nordamerikanischen Gegenküste unter 45°.
Von der außerordentlich kräftigen Wirkung des Golfstromes zeugt auch der Um-
stand, daß fast die ganze norwegische Küste eisfrei bleibt, während der nahe-
gelegene Bottnische Meerbusen oftmals gänzlich zufriert. — Ein Klima, wie es
unter der eben erörterten Einwirkung des Oceanes sich bildet, nennt man kurz-
weg ein ozeanisches oder Küstenklima, jenes andere, wie wir es fernab
vom Ocean in großen Binnenräumen finden, ein kontinentales oder auch
Binnenklima. Wir können uns deshalb in Kürze so ausdrücken: Der
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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Extrahierte Ortsnamen: Asiens Ost Atlantische_Ocean Europas Nordamerika Skandinaviens
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dehnuug beschränkt, da ihr weder eine kältere noch eine wärmere Temperatur
zusagt. So ist sie so recht der Charakterbaum des westlichen Mittel-
europas. In Rußland treten an Stelle der Bnche besonders Eichen,
Linden und Ulmen. Die Grenze des Weinbaues teilt Mitteleuropa in eine
südliche Hälfte mit und eine nördliche ohne Weinbau. Wollte man einen
Breitenkreis als Grenze nennen, so müßte es der 5 0. sein (Mainlinie). In
Deutschland reicht das Gebiet des Weinbaues teilweise 2° über diese Linie
hinaus, in Frankreich bleibt es ebensoweit dahinter zurück. (Grenze: untere
Loire. — Oeeanisches Klima, häufigere Bewölkung!) Dennoch ist aber Frank-
reich das Hanptweinland der Erde. In Rußland reicht die Weingrenze nur
bis zum 45. Nordkreis.
Über die wildlebenden Tiere Deutschlands möge folgendes bemerkt
werden. Die größeren wilden Tiere sind fast ganz ausgerottet. Der letzte Bär
im Innern Deutschlands wurde vor reichlich 100 Jahren erlegt und zwar im
Thüriugerwald. In den Grenzgebieten schoß man hin und wieder noch einen
in diesem Jahrhundert, z. B. 1835 in den Bayrischen Alpen. Der Wolf da-
gegen zeigt sich auch heute noch in Deutschland, im Westen z. B. im Hunsrück
und in Lothringen, im Osten in den großen Wäldern an der russischen Grenze.
(In den Wäldern Rußlands finden sich sowohl noch Bären wie Wölfe, letztere
oft in großen Rudelu). — Selten läßt sich noch ein Luchs, häufiger die Wild-
katze blicken. In einigen Waldungen hat sich auch noch das Wildschwein
erhalten. Das Elentier, jene riesige Hirschart, welche die Wälder zur Zeit
der alten Deutschen zahlreich bewohnte, lebt nur uoch in einer Waldung am
Kurischen Haff, wo es sorgfältig gepflegt wird. Vollständig ausgestorben ist der
Auerochs (Bos primigenius), der weder, wie man häufig liest, im Walde von
Bialowicza. noch in den oberschlesischen Waldungen des Fürsten Pleß sich findet.
Diese Angaben beruhen auf einer Verwechselung mit dem Wisent oder enro-
päischeu Bison (Bison europaeus im Gegensah zum Bison americanus),
der gleichfalls einst in den Wäldern Mitteleuropas hauste, heute wild aber uur
noch im Kaukasus, gehegt in dem genannten Walde bei Bialowicza vorkommt.
Werfen wir nun noch einen Blick auf Südeuropa. Wie klimatisch, so
hat es auch nach seiner Pflanzen- und Tierwelt feine ganz bestimmt ausgeprägte
Eigenart. Es ist das Gebiet der immergrünen Bäume und, — ganz im
Süden, — der Südfrüchte (Citronen, Apfelsinen -— die Früchte der Orange —,
Feigen :c.). Der wichtigste Baum ist der Ölbaum. Unter den Nadelbäume»
sind die Pinien mit ihren schirmförmigen Kronen und die ernsten Cypresseu
charakteristisch. Hafer und Roggen fehlen, Weizen und Mais herrschen vor;
vereinzelt, z. B. in der Po-Ebene und in der Türkei, wird auch Reis gebaut.
Weinbau wird fast überall betrieben. Unter den Haustieren nehmen an Stelle
des Pferdes und Rindes Esel, Maultiere, Büffel, Schafe und Ziegeu
einen hervorragenden Platz ein.
Frankreich vermittelt den Übergang von diesem mittelmeerischen Typus
zum mitteleuropäischen Waldgebiet, denn Südfrankreich, besonders die Rhone-
ebene, die gesegnete Landschaft der Provence, muß noch dein südlichen Europa
zugerechnet werden.
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Extrahierte Personennamen: Bialowicza
Extrahierte Ortsnamen: Mitteleuropa Mainlinie Deutschland Frankreich Nordkreis Deutschlands Deutschlands Thüriugerwald Bayrischen_Alpen Deutschland Lothringen Kurischen_Haff Mitteleuropas Kaukasus Bialowicza Südeuropa Türkei Frankreich Europa
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Wassers, das gerade in den Jura-Thälern so reichlich flutet (f. unten), zu
Thälern erweitert wurden. „Steter Tropfen höhlt den Stein", — steter Wasser-
lauf zerschneidet die härtesten Gebirge. — Diese Jura-Thäler gehören mit zu den
lieblichsten Deutschlands. 1. Sie sind zunächst reich bewässert. Das Kalk-
gestern des Gebirges saugt das empfangene Waffer begierig ein und läßt es
schnell in sein Inneres gelangen. Nirgends findet sich eine undurchlässige
Schicht, die es zurückhielte. So erreicht es ungehindert und ungemindert die
Sohle des Gebirges, um hier in unzähligen Quellen und Bächen in reichster
Fülle hervorzubrechen. Fast jedes Thal und Thälchen hat seinen murmelnden,
wasserreichen Bach, der meist schon bald nach seiner Entstehung eine Mühle zu
treiben imstande ist. 2. In der starken Bewässerung ist auch der Wiesen-
reichtum der Thäler wie des ganzen Fußes begründet. Die Umgebung des Ge-
birges gehört zu den wiesenreichsten Gebieten Deutschlands. 3. Außer durch
Bach und Wiese sind die Jura-Thäler charakterisiert durch eine Fülle von Obst-
Hainen, die hier trefflichen Schutz haben. Während der Bach mit seiner Wiesen-
begleitnng mehr die Mitte des Thales einnimmt, liegen die Obstgärten den Ge-
Fig. 21. Nordabhang des Schwäbischen Jura (bei Urach).
birgswänden näher. Zur Zeit der Obstblüte ist ein Blick von der Höhe hinab
in das in schneeigem Blütenflor prangende Thal oder eine Wanderung durch
dasselbe, entlang am plätschernden Bach, vorüber an freundlichen Dörfern und
Gehöften eiu schöner Genuß. Dauu besonders zieht es den Schwaben, nament-
lich auch den Hauptstädter, mächtig ins Gebirge, um den auferstandenen Früh-
ling in dem herrlichen Blütenmeere der Thäler zu begrüßen. •— Diesen ihren
Reichtum verdanken die Thäler neben der Bewässerung in erster Linie der nied-
rigen, geschützten Lage. Obgleich sie nach Norden ausmünden, haben sie doch
ein milderes Klima als die südwärts, zur Douau, geöffneten, da diese wenigstens
100 in höher liegen und nicht in gleichem Maße geschützt sind.
c) Die Borberge (Hohenzollern und Hohenstaufen).
An den meisten Stellen des Nordabhanges ist die Zernaguug des Gebirges
viel weiter fortgeschritten, als es unser Bild zeigt. Ganze Partien sind durch
Auswaschung von dem Gebirge abgetrennt und durch unausgesetzte Bemeißelnng
seitens der atmosphärischen Kräfte zu kegelförmigen Bergen umgestaltet.
Entweder stehen sie vollständig isoliert, oder sie sind noch durch einen niedrigen
Grat mit der Gebirgsmauer verbunden, die von ihnen wie von Jnselschwärmen
begleitet wird. Mit ihrer reichen Vegetation und ihren vielfachen Burgen und
Harms, Vaterländische Erdkunde. 7
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
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graphische) Gestaltung. Die Schichten umgeben einander konzentrisch,
woraus wir schließen, daß der Berg eine regelmäßige, kegelförmige
Gestalt hat. Die kegelförmigen Berge aber, die wir bislang kennen
lernten (.Kaiserstuhl, die Berge des Siebengebirges), waren vulkanischen
Ursprungs, so dafs wir von dem ganzen Vogelsgebirge (richtiger Vogels-
berg) ein Gleiches vermuten dürfen. Die geologische Karte bestätigt
uns dies: der mächtige Berg [der unseren ganzen Kreis P bedecken
würde) stammt seiner ganzen Masse
nach aus dem Erdinnern. Unsere
Skizze zeigt uns, wie die unter-
irdischen Massen die Formationen ^Basalt, smburusandstewu, Tertiär tfrailnkolde/i, -Jfarm..
durchbrochen und sich als Basalt Fig. 4a. Geologisches Profil durch das Vogelsgebirge.
über die jüngeren Erdschichten der
Braunkohlen- (Tertiär-)Formation und des Buntsandsteins gelagert haben.
{Abschnitt Vulkanismus, S. 159). — Regelmäßig wie der Berg gestaltet
ist, ordnen sich auch die Geiuässer an. Sie fliejsen den Berg strahlen-
förmig hinab und teilen ihn in eine Menge Kreisausschnitte. (10—-15
solcher Tliäler deutet die hellbraune [500 rn-\Schicht durch Einbuchtungen an.)
(2. Klima.) „Auf dem Vogelsberg ist es 3/4 Jahr Winter, und das
andere Vierteljahr ist es kalt", sagt zwar das Sprichwort, doch ist das Gebirge
besser als sein Ruf. Zwar ist das Klima kalt, und der Winter bringt große
Mengen Schnee, aber der verwitterte Basalt giebt eine sehr gute Ackerkrume,
so daß in den Thäleru ein ergiebiger Ackerbau getrieben werden kann, während
auf den Hohen sich fast überall stattliche Wälder finden. Wo Acker- und Wald-
Wirtschaft nicht lohnt, tritt, wie überall auf deu Gebirgen, die Gebirgsindnstrie
(hier z. B. Strohflechtarbeiten, Packmehlbereitung aus Holz ic.) auf.
Vi.
Das Rhöngebirge.
(1. Ange, Höhe Ic.) Die Rhön liegt zwischen Fulda und Werra, genau
da, ivo Süd- und Norddeutschland (Bayern einerseits, Hessen und Thüringen
andererseits) zusammenstofsen. Es überschreitet an zwei Stellen die 800 m-
Einie (Kreuzberg 930, Wasserklippe 950 m), die vom Vogelsgebirge nirgends
erreicht wird. Von abfließenden Flüssen merken ivir die Fulda, die von
der Wasserkuppe kommt. Das Städtchen von O daran ist Fulda, aus
der Bonifacius-Geschichte bekannt. — (Geol. Karte:) Auch die Rhön zeigt
ausgedehnte Basaltdurchbrüche.
(2. Charakter.) Die Rhön ist wegen ihrer Rauheit verrufen. Vom
Kreuzberg fagt man wie vom Vogelsberg, daß er 3/4 Jahr Winter habe, und
daß es im anderen Vierteljahr kalt auf ihm sei, und hier besteht das Sprich-
wort zu Recht. — Die Rhön trägt nur wenig Waldungen, dagegen erstrecken
sich auf ihr uugeheure Moorflächen, die an diejenigen des Hohen Venn erinnern
und wie diese dem irregehenden Wanderer verderblich werden können. Der
Winter bringt uugeheure, mitunter 10—12 m hohe Schneemassen. Furchtbare
Stürme wehen dann über die Höhen, und treffend sagt der Volkswitz: „Zu
einer Pelzkappe gehören hier drei; einer, der sie trägt und zwei, die sie halten."
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer]]
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erkannten wir bereits. (Wiederholen.) Der mittlere Breitenkreis der nörd-
lichen Halbkugel, also der 45., verläuft südlich von Deutschland und
zwar geht er u. a. durch das südliche Frankreich, die Lombardei und
Rumänien. Während diese Gebiete also genau gleich weit von Äquator
und Pol entfernt sind, liegt Deutschland dem Pol etwas näher. Um wie
viel, lehrt folgende Berechnung. Durch Deutschland verläuft der 50. Breiten-
kreis, und zwar trennt er, der Mainlinie folgend, Norddeutschland von
Süddeutschland. Es ist also der Main 50 Grad^), gleich (1h'2)X50) 5550 km
vom Äquator, 40 Grad, gleich (111x40) 4440 km vom Pol entfernt (bezw.
15 X 50 — 750 und 15 X 40 — 600 Meilen). Darans folgt, daß die Tem-
peratur Deutschlands unter der mittleren Erdtemperatur liegen muß. Während
letztere etwa 10" beträgt, kann man erstere mit 8—9° ansetzen.
Von den Nachbarstaaten haben Österreich-Ungarn und England eine nuttlere
Temperatur von 10°, Frankreich gar von 12°, die mit Deutschland in gleicher Breite
liegenden Teile Rußlands dagegen nur 6°, das südliche Skandinavien gleichfalls 6". Die
höhere Temperatur Österreichs erklärt sich zum größten Teil aus der südlicheren Lage,
diejenige Englands aus der Beeinflussung durch den Ocean (f. S. 38), diejenige Frank-
reichs aus beiden Ursachen, während das kältere Klima Skandinaviens durch die nördlichere
Lage, dasjenige Rußlands in der Entfernung vom Ocean begründet ist (kontinentales Klima).
Der südlichste Punkt Deutschlands, in den Algäuer Alpen gelegen,
liegt 471j4° [47° 16'), der nördlichste Punkt, Dorf Nimmersatt, nördlich
von Memel, 558/4° (55° 55') vom Äquator. Deutschland erstreckt sich also
durch einen Erdraum von — (iiix#1/^) rund 950 km Breite.
Der ivestlichste Punkt liegt auf dem 6. (50 52'), der östlichste auj
dem 23. (50 52') Grad ö. v. Gr. Im Osten geht die Sonne also (4 Min. X 17 —)
1 Stunde und 8 Minuten früher auf als im Westen. Seit dem 1. April 1893
zeigen jedoch alle Uhren in Deutschland die gleiche Zeit. Es ist nämlich ge-
setzlich angeordnet worden, für das ganze Reich die Zeit des 15. Längengrades
(Grund! 15. Grad verfolgen!) anzusetzen. Nur die Uhren der Ortschaften, die
auf dem 15. Grad liegen (Stargard, Görlitz), zeigen die richtige, die Sonnenzeit.
In allen andern Orten Deutschlands sind die Uhren der Sonnenzeit entweder
voraus oder hinter ihr zurück.'^) Man nennt diese Einheits-Zeit die Mittel-
europäische Zeit (M. E. Z.), weil außer Deutschland auch Österreich-Ungarn
und Schweden sie angenommen haben und Italien, die Schweiz und Dänemark
in nächster Zeit nachfolgen werden. Veranlaßt wurde die Neuerung durch den
sich immer mehr steigernden Eisenbahnverkehr, für den die verschiedenen ^rts-
zeiten sehr lästig, ja sogar gefährlich wurden.
Auch die Nachbarstaaten im Westen und Osten haben bereits ihre Einheitszeit.
In England ist es die Zeit von Greenwich (0°), in Frankreich von Paris (2°, genauer
2° 20'), in Rußland von Petersburg (30°, genauer 30° 20'). — (Berechnung, daß die
Uhren in England genau 1 Stunde [in Frankreich ca. 50 Minuten) früher, in Rußland
1 Stunde später zeigen als bei uns.) — Wird die Feststellung der Zeitangabe für die
ganze Erde nach diesem Prinzip geregelt, so ergiebt sich eine Einteilung derselben in
24 Zeitzonen mit je 1 Stuude Differenz. Maßgebend für die einzelnen Zonen würden
dann fein der 0-Grad, der 15., der 30., 45., 60. u. f. f. (Was ergiebt sich über das
Stellen der Uhr bei einer Reise um die Erde?)
1) Eine Strecke in der Heimat nennen, die einen Grad beträgt. (In Schleswig-
Holstein: die Strecke Hamburg-Schleswig.)
2) 1 Grad genauer = 111,317 km. _ ,
3) Gehen die Uhren in unserm Ort gegen die Sonnenzeit zu früh oder zu spät. Äteviel.
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Extrahierte Personennamen: Nimmersatt
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Frankreich Deutschland Deutschland Norddeutschland Main Deutschlands England Frankreich Deutschland Skandinavien Englands Skandinaviens Deutschlands Deutschland Deutschland Stargard Deutschlands Deutschland Schweden Italien England Frankreich Paris Petersburg England Frankreich Schleswig-
Holstein
— 15 —
wand und zwar in erster Linie als eine Klimascheide. Zunächst ist es für die Wolken
schwer, ein Gebirge zu übersteigen. Indem sie Gebirge berühren, werden sie abgekühlt und
dadurch veranlaßt, sich schon hier ihres Segens ganz oder teilweise zu entladen. Infolge-
dessen leiden die jenseitigen Gebiete oft an Regenmangel. Eine großartige Regenscheide
ist der Himalaya. Die vom Indischen Ocean kommenden Wolken befruchten wohl die
Hindostan-Ebene mit ihrem segensvollen Naß, weiter aber kommen sie nicht; die ge-
waltige Himalaya-Maner läßt kaum eine einzige in die jenseitigen Gebiete Hochasiens
kommen, so daß hier unfruchtbare Steppen und trostlose Wüsten sich dehnen. Unsere
Alpen, die zwar ähnlich liegen, können eine solche Rolle glücklicherweise nicht spielen, da
Europa seine Regenwolken in der Hauptsache vom Westen her, vom Atlantischen Ocean,
bekommt. Traurig wäre es für unseren Erdteil, besonders auch für unser Vaterland,
wenn Alpen und Pyrenäen im Westen Europas und zwar in Süd-Nordrichtnng sich er-
streckten, etwa durch Frankreich, England und Schottland. Dann hätte nur der Westsaum
Europas ausgiebigen Regen, alles übrige würde an Dürre leiden, im besonderen unser
Vaterland zur Wüste werden. — Die Gebirge halten auch die Winde zurück. Je nach-
dem diese kalt oder warm waren, ist das für das jenseitige Gebiet günstig oder ungünstig.
Die Alpen sind für die Lombardei vorteilhaft, für die Süddeutsche Hochebene
nachteilig; jeue schützen sie vor den rauhen Nordlvinden, dieser enthalten sie die warmen
Südwinde vor. Zwar wehen auch hier Südwinde, aber erwärmend wirken sie nicht, das
haben sie in den Eis- und Schneefeldern dort oben verlernt. Wer von der Süddeutschen
Hochebene über die Alpen hinabsteigt, glaubt in eine andere, schönere Welt zu kommen,
so groß ist der Unterschied! — Die trennende Macht der Alpen ist so bedeutend, daß sie
für den ganzen Erdteil in Betracht kommt: sie scheiden das ernstere Nord- und
Mitteleuropa von dem heiteren Süden. — Auch durch nnfer Baterland zieht sich eine
ähnliche, wenn auch viel niedrigere Klimascheide. Sie wird gebildet durch Huusrück,
Taunus, Vogelsgebirge, Rhön, Thüringer- und Frankenwald. Der südlich vom Taunus
gelegene Rheingau ist eine Lombardei im kleinen, und auch das durch Rhön und
Thüringer- und Frankenwald geschützte Maingebiet zeichnet sich durch ein mildes Klima
aus. Der genannte Gebirgszug — (nicht etwa der Main)— scheidet Süddeutschland
von Norddeutschland. Seine Fortsetzung bilden Erzgebirge und Sudelen. Auch sie sind
eine Klimascheide. Beim Erzgebirge deuleu das schon vielfach die Ortsnamen an. Auf
der Nordseite treffen wir Namen wie Wildenfels, Wildenstein, Rauhenstein ?c., auf der Süd-
feite dagegeu solche von verheißungsvollerem Klange: Rosenthal. Schönbach, Mariengrün u. a.
Aber die Gebirge sind nicht bloß Klimascheiden, sondern auch Pflanzen-, Tier-
und Völkerscheiden. Das ist einmal fchon in den Klimaunterschieden begründet, so-
dann aber auch darin, daß ein hohes Gebirge weder von Pflanzensamen noch von Tieren
und Menschen leicht zu überschreiten ist. Der Alpenwall trennt den germanischen
von dem romanischen Stamm (f. Karte Anhg. S. 1). Sitten und Gebräuche hüben
und drüben sind sehr verschieden. „Nördlich wohnen Völker, die Bier brauen und Butter
bereiten, südlich solche, welche die Tranben keltern und die Früchte des Ölbaums
pressen." (Peschel.) — Ein Gebirge wird um so mehr zur Scheide, je weniger Pässe es
hat. Das paßärmste, unübersteiglichste Gebirge Europas sind nicht die Alpen, sondern die
Pyrenäen; sie sind darum auch eine besonders wirksame Scheidewand. Bon Alpenüber-
schreitungen ganzer Völker und Heere hören wir in der Geschlchte häufig, von Überfteigung
der Pyrenäen sehr selten.
c) Die Gebirge als Geburtsstätten der Ströme.
Ohne Gebirge gäbe es keine Flüsse. — Die Wolken berühren die Häupter
der Gebirge, werden von ihnen gleichsam wie von einem Schwamm ausgesogen, kühlen
„Aber drüben, jenseits des Gebirges im Innern des hinterasiatischen Hochlandes,
da ist es trocken und uusruchtbar, so trocken, daß hier die Form der Steppe und Wüste
vorherrscht, und daß die vor Jahrtausenden bei der Hebung des Hochlandes
hier entstandenen Risse und Spalten noch heute der Auswaschung zu Strom-
thälern dnrch die Kraft des Flußwassers vergeblich harren." (Oberländer.)
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TM Hauptwörter (200): [T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See]]
Extrahierte Personennamen: Rosenthal
Extrahierte Ortsnamen: Hochasiens Europa Europas Süd-Nordrichtnng Frankreich England Schottland Europas Mitteleuropa Taunus Frankenwald Taunus Rheingau Frankenwald Main Norddeutschland Wildenstein Rauhenstein Mariengrün Europas