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zwei gabelförmige Ausläufer aus. Zwischen ihnen eingesenkt liegt der lang-
gestrechte, schmale Königssee. Er ist eine Perle unter den Alpenseen und
zieht alljährlich viele Besucher an seine Ufer. Unser Bild führt uns an sein
Südende und läfst uns eine Vorstellung von seiner grofsartigen Schönheit ge-
winnen. Hochragende Berge drängen sich rings um seine Ufer, umschliefsen
ihn wie schützende Riesen und spiegeln sich in seiner krystallenen Flut. Sein
Wasser ist, wie bei all den kleinen Alpenseen, wunderbar klar; deutlich er-
kennt man noch Gegenstände, die 9—12 m tief liegen. Sein Spiegel erglänzt
in einem leuchtenden Grün, und verschönert noch strahlt aus ihm der Berge
Bild und des Himmels Blau zurück. Ganz im Süden (s. Bild) schnüren
ihn die Berge bis auf einen schmalen Durchgang ein; der sich weiterhin noch
wieder zu einem kleinen See (Obersee) öffnet. (Die Durchfahrt ist übrigens
seit einigen Jahren durch herabgestürzte Felsen verschüttet.) Einige Kilometer
vom Königssee entfernt erhebt sich in cler westlichen Gebirgsgabel der W atz-
mann, wie die Zugspitze ein zackiger Bergriese, der ihr an Flöhe fast
gleichkommt ('2800 m).1)
x) Seine Entstehung verdankt der Königssee, gleich den meisten übrigen kleinen
Alpenseen, der Gletscherthätigkeit vergangener Zeiten. Ein mächtiger Gletscherstrom sägte
Fig. 8. Die Zugspitze (Partenkirchen).
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einzige Mal in seinem langen Laufe, nach Süden. Da, ico er in diese Rich-
tung einbiegt, liegt das schweizerische Städtchen Schallhausen, und hier —
genauer eine Stunde weiter, flußabwärts — ist es, ivo der Rhein clen berühmten
Rheinfall («. unten) bildet. ' In seinem weiteren Verlauf empfängt er aus
der Schweiz die Aar, die ihn bedeutend verstärkt.
a) Der Bodensee.
a) Der Bodensee ist Deutschlands gröfster See (500 qkm). Man hat
berechnet, dafs der Rhein 2 Jahre und 20 Tage gebrauchen müfste, um das
entleerte Becken ivieder zu füllen. — b) Seine Gestalt pflegt man sich wohl
als diejenige eines Stiefelknechtes zu merken. Er teilt sich nämlich im Westen
in zwei Zipfel, von denen der südliche [der Untersee) fast vollständig vom
Becken abgeschnürt ist.1) An der flufsartigen Einschnürung liegt eine zu
Baden gehörige (Kleinstadt) Stadt von Q Konstanz — bekannt durch die
große Kirchenversammlung von 1414—18, auf der Hufs zum Tode verurteilt
Und Burggraf Friedrich Vi. vom Kaiser Sigismund mit der Mark Branden-
burg belehnt wurde. — c) An den Bodensee stoßen fünf Staaten hinan:
Schweiz, Österreich, Bayern {Hafen Lindau), Württemberg (.Hafen Friedrichs-
hafen) und Baden. — d) Der Bodensee bildet das Läuterungsbecken des
Rheins. Trübe und schlammig tritt er in ihn ein, noch weit hinaus hebt sich
sein graues Wasser von den klaren Fluten des Sees ab. Allmählich senken sich
die Geröll- und Sandmassen zu Boden ^Beobachtung beim Gewitterregen an
einer Wasferriune, die in eine Pfütze oder einen Graben mündet), und wenn
der Rhein den See wieder verläßt, hat er sich wie in einem Bade gereinigt
und erfreut das Auge durch seine schöne grüne Farbe. (Parallele dazu: Rhone-
Genfer See.) Dem See erweist er freilich einen schlechten Dienst damit; der-
selbe versandet immer mehr, besonders im Einmündungsgebiet, und war früher
erheblich größer. Doch wird noch manches Jahrtausend verfließen, bevor die
Ablagerungen für sein Dasein bedenklich werden, da er von außerordentlicher
Tiefe ist. Die tiefste gemessene Stelle beträgt 252 m (vierfache Turmhohe).
Infolge der ungewöhnlichen Tiefe friert er fetten zu. Das geschah im Laufe
der letzten vier Jahrhunderte nur fünfmal. — e) Für die Umwohner ist der
See von großer Bedeutung, da er in außerordentlichem Maße dem Verkehr
dient. Zahlreiche kleine und große Dampfer, schwer beladene Segler und viele
kleine Fischerkähne beleben seinen schönen, meist blaßgrünen Spiegel. — Auch
durch seinen Fischreichtum (Seeforellen, Muränen ?c.) wird er den Anwohnern
wertvoll. — Sein nördliches Ufer bietet schöne Blicke auf die Alpen (Thür-
Alpen, dahinter Glarner Alpen).
b) Der Rheinfall.
(!♦ Bei Schaphausen wird der Rheinlauf von einem
Gebirgswall gequert. Es tritt von Norden her das südliche Ende des Schwä-
bischen Jura an ihn hinan, das auf dem jenseitigen Ufer durch ein niederes
Kalksteingebirge fortgesetzt wird. Einst mochte dieser Wall den Fluß fast
gänzlich absperren, fo daß sein Wasser nur in schmaler Rinne die niederen Ge-
biete jenseits des Walles erreichte. Der Bodensee mochte dabei zu zwei-, drei-
*) Der nördliche Zipfel heißt Überlinger See; in ihm liegt die liebliche Insel
Mainau, die Perle des Bodensees.
Harms, Vaterländische Erdkunde. 6
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Vi Friedrich Sigismund Harms
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Fig. 7. Alpenpanornma von
(2* Entstehung der Alpen.) Früher glaubte man, die Alpen, wie die
Hochgebirge überhaupt, seien durch Druck von unten in die Hohe getrieben,
jetzt sind die Gelehrten jedoch zu einer anderen Meinung gelangt: die Alpen
sind ein Faltungsgebirge (S. 32) und zwar ein noch recht junges. (Der
benachbarte Böhmerwald z. B. ist erheblich älter.) Die faltende Kraft hat vom
Süden (bezw. Südosten), von der einsinkenden Lombardischen Tiefebene her ge-
wirkt. Die Erdkruste wurde also nach Norden (bezw. nach Westen) hin zusammen-
geschoben, und zwar so beträchtlich, daß die Falten (nach Heim) nur die Hälfte
des Raumes einnehmen, den sie in gestreckter Lagerung besaßen. In den Ost-
alpen erkennen wir deutlich drei große Hauptfalten, diejenige der südlichen
Voralpen (z. B. der Dolomiten), die Centralkette und die nördlichen Vor-
alpen. Die faltende Thätigkeit hielt viele Jahrtausende an. Sie begann
schon in der Triaszeit und dauerte durch die Jura- und Kreidezeit bis zur
Braunkohlenzeit (Tertiär) fort, ja sie war in dieser letzteren Periode wohl am
lebhaftesten und folgenreichsten. Daß die letzten Faltungen erst sehr spät sich
vollzogen, sehen wir daran, daß in den Voralpen nfcht bloß die Trias- und
Jurakalke, sondern auch noch die Kreide- und Brannkohlenformationen
von derselben mit erfaßt sind. — In der Centralkette ist das Urgebirge
vollständig freigelegt; die gewaltigen Bergriesen gehören fast alle dem Gneis
an. Die Vorfalten dagegen bestehen, wie schon angedeutet, aus dem Kalk-
gestern der Trias und Jura. Die Faltung ist auch in ihnen noch eine sehr
kräftige; das blendend weiße Gestein ist oft mauersteil aufgerichtet.^) Die
nördlichen Vorberge aber, die der nördlichen Vorfalte vorgelagert sind und der
Kreide- und Tertiärzeit angehören, sind erheblich niedriger und haben einen
milderen, freundlichen Charakter.
Zu Deutschland gehört die nördliche Vorfalte mit ihren Vorbergen, so
clafs das Längsthal des Inn die physikalische Grenze bildet. Die politische
Grenze (sie folgt den Bergrücken, nicht den Flüssen, S. 5!) verläuft jedoch
Ein Kalksteingebirge (Jurakalk) ist auch der Schwäbisch-Fränkische Jura; aber
während hier die Kalkschichten fast wagerecht liegen, sind sie im alpinen (Trias-)Kalkgebirge
steil aufgerichtet. (= Jura. /^/ Kdkalpen.) Ein Jura-Kalkgebirge mit vielen
wellenförmig gebogenen Falten ist der Schweizer Jura.
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arnberger (Würm-)See aus.
auf dem Kamm der Falte, in der sich die Zugspitze bis zu 3000 m erliebt.
An der Hand einiger Bilder icandern wir jetzt ins Gebirge hinein und
besuchen a) die Zugspitze und ihre Umgebung und b) einen der schönsten
viipenseen, den Königssee. Beide sind alljährlich die Zielpunkte zahlreicher
Beisenden.
2. Einzelbilder aus den Bayrischen Alpen:
a) Die Zugspitze und ihre' Umgebung.'
Unser erstes Bilcl bietet uns einen Uberblick über den Teil der Bay-
rischen Alpen (Karte S. f>), der sich zwischen Lech und Inn erstreckt. Durch
das obere Isarthal wird derselbe in zwei Flügel geschieden, in das Kar-
wendelg ebirg e {links im Bilde, rechts auf der Karte) und das Wetter-
steingebirge. Zusammen haben sie eine Länge von 50—60 km. — Im
Vordergrunde unseres Bildes dehnt sich das Südencle des Starnberger
{oder Tfrtrm-)Sees aus, der zwischen der Isar und ihrem Nebenßuj's Ammer
liegt. ■— Wir befinden uns im Kahn auf seinem klaren Spiegel, den zahl-
reiche kleine Fahrzeuge mit ihren weifsen Segeln beleben. Sie tragen zum
gröjsten Teil Reisende, die gleich uns den schönen und durch den traurigen
Tod Ludwigs Ii. weithin bekannt gewordenen See kennen lernen und zugleich
von hier aus ein prachtvolles Alpenpanorama geniefsen wollen. Freilich sind
die Alpen noch weit von uns entfernt, viel weiter als es nach dem Bilde
scheint. Schon bis zu den dunklen Vorbergen, die sich doch unmittelbar aus
dem See zu erheben scheinen, sind es noch an 30 km (6—7 Stunden), während
die Kette im Hintergründe ca. 50 km entfernt ist. — In dieser loeiten Ent-
fernung ist es auch begründet, wenn die ganze Kette uns verhältnismäfsig
niedrig erscheint. Zu sehr machen sich andererseits die Vorberge in unserem
Bilde geltend. Sie sind in Wirklichkeit viel, viel niedriger cds die helle Kette
hinter ihnen und erscheinen uns nur so hoch, iveil sie uns um 20 km näher liegen.
Wir richten unseren Blick zunächst auf die hell herüberblinkende Ge-
birgskette des Hintergrundes. Es ist das uns bekannte Kalkgebirge,
die mächtige Vor falte der Alpen. Das blendende Weifs ihrer von der
Morgensonne beschienenen Flächen ist nicht etivci durch Gletscher- und Schnee-
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/eider1), sondern durch das helle Kalkgestein bedingt. — Ganz im Westen
erhebt sich {im Wettersteingebirge) die höchste Spitze der ganzen Kette, die Zug-
spitze, 2960 m hoch, Deutschlands höchster Berg. (.Hinter dem Wetterstein-
gebirge und auf unserem Bilde vollständig von diesem verdeckt, liegen die
der Centraikette angehörigen Ötztlialer Alpen mit der Wildspitze, 3800 m.
Die ganzen Bayrischen Alpen sind ein wildes Gebirge mit steilen Abhängen,
tiefen Schluchten und zackigen Gipfeln. Der Kalkstein verwittert sehr schwer,
so daß dem Gebirge seine starren, schroffen Formen bewahrt bleiben. Auch wird
die Bildung einer Ackerkrume dadurch verhindert, so daß sich keine, die Wildheit
des Gebirges verhüllende Pflanzendecke bilden kann, wie das z. B. in den Algäuer
Alpen (S. 56 Fuß) der Fall ist. Häufig sind die Schichten bis zu senkrechter
Höhe aufgerichtet, so daß die Gebirgswände sich dem Wanderer mauersteil ent-
gegenstellen. In solche aufgerichteten Schichten konnte sich von oben her leicht
das Wasser einnagen2), indem es zwischen zwei härteren Schichtpartien das
weichere Gestein auswusch. So entstanden im Laufe der Jahrtausende schmale,
oft fpaltförmige Schluchten, Klamme genannt, in deren schauerlichen Tiefen die
Gebirgsbüche tosen. (Partnachtklamm.) — Im Mittelgrunde unseres Bildes
erblicken wir die den jüngeren Formationen (Kreide und Tertiär) angehörenden
Vorberge. (Da/s und weshalb sie auf dem Bilde zu hoch erscheinen, sahen
wir bereits.) Sie haben weit mildere, abgerundetere Formen als das Kalk-
gebirge. Auf ihrem mürberen Gestein hat sich nämlich längst eine Acker-
krume gebildet, und eine freundliche grüne Pflanzendecke, bestehend ans
Wäldern und Weiden, deckt Gehänge und Gipfel. (Darin ist auch ihr
dunkleres Aussehen begründet.) —
Unser zweites Bild bringt uns der Zugspitze erheblich näher. Wir be-
finden uns in Partenkirchen, einem kleinen Städtchen am Fufs der Zug-
spitze, immerhin aber doch noch 1—2 Stunden von ihr entfernt. Deutlich
erkennen wir die aus dem ersten Bild uns bekannten Umrisse des Berges hier
im großen wieder. — Was Interlaken für die Berner Alpen, Hirschberg für
das Biesengebirge, Thale, bezw. Goslar für den Harz ist, das ist Partenkircheu
für die Zugspitze und das ganze Wettersteingebirge, — der Sammelpunkt der
Touristen, die von hier aus ihre Ausflüge ins Gebirge machen. ■— Die Zug-
spitze bildet, ivie aus beiden Bildern hervorgeht, den westlichen Abschlufs
der zugehörigen Gebirgskette (Wettersteingebirge). Steil setzt sie sich nach
Westen herab und bildet so gleichsam einen vorgeschobenen Thronsessel, von
dem aus man einen großen Teil des Gebirgslandes überblickt. Einige
Stunden nördlich von Partenkirchen liegt das durch seine Passionsspiele be-
kannte Ober- Ammer g au.
b) Der Königssee (Bild S. 56).
Wir verlassen den mittleren Teil der Bayrischen Alpen und begeben
uns in die äufserste Südostecke des Königreichs. Hier liegen die Berchtes-
gadener Alpen mit dem Königssee. (Karte S. 9:) Ein mächtiges Berg-
massiv, das in der Hauptsache noch Salzburg angehört, läuft nordwärts in
*) Die Bayrischen Alpen reichen im allgemeinen nicht in die Schneeregion hinein.
Dieselbe beginnt erst mit ca. 2709 m, eine Höhe, die nur von der Zugspitze überschritten
wird. (Es deckt sich auf Karte S. 14 nicht etwa die weiße Schicht, die 2500 m-Schicht
mit der Schneeregion.)
-) In einen Baumstamm kann man von oben her (in der Faserrichtung) leichter
einen Nagel oder Keil eintreiben als von der Seite aus.
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— 56 —
Wir schauen uns noch etwas weiter im Berchtesgadener Land um.
Nördlich vom Königssee finden ivir ein kleines Städtchen (), Berchtesgaden,
eingetragen. Ostlich von diesem Ort befindet sich ein Steinsalzbergwerk. Die
liier gewonnene Salzsole wird nach Berchtesgaden, Reichenhall (-)- an einem
Js ebenfiufs der Salzach) und anderen Örtern geleitet und hier (in holzreicher
Gegend!) versotten. (Noch reicher an Salzlagern ist das benachbarte öster-
reichische Salzkammer gut [s. Karte S. 14], eine ebenfalls reich mit schönen
Bergseen geschmückte Alpenlandschaft.) rj
Nameneintragung ins Namenheft (s. S. 65 die ersten zwölf Namen).
Fig. 9. Der Königssce (das Südende).
einst jene den Königssee bergende Thalung zwischen den beiden Gebirgsgabeln ein, häufte
an ihrem Ausgang einen ungeheuren Schuttwall (Moränen) auf und schuf so dem späteren
See sein Bett.
Von ähnlicher Schönheit wie der Königssee sind auch die übrigen kleinen Alpen-
feen, deren auch Bayern eine Anzahl aufzuweisen hat. So der kleine Tegernsee, der
in der Nähe der Isar (östlich) in einer ähnlichen Gebirgsgabel eingebettet liegt. So auch
die beiden kleinen Seen südlich vom Starnberger See, der Kochel- und der Walchensee.
Man hat diese kleinen Alpenseen mit ihrer klaren Flut und ihrem herrlichen grünen,
blauen oder violetten Spiegel wohl die Augen der Alpeu genannt, gewiß eine passende
Bezeichnung. Nicht minder schön und treffend ist es, wenn es in den „Malerischen Wan-
dernngen in Europa" von ihnen heißt, „es sind Juwele des Hochlandes, die wie Tau-
tropfen in den Wäldern liegen".
i) Bevor wir die Bayrischen Alpen verlassen, werfen wir noch einen flüchtigen Blick
auf den Westslügel derselben. Er gruppiert sich um die obere Jller und wird Algäuer
Alpen genannt. Diese haben einen milderen Charakter als die übrigen Bayrischen Alpen,
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um München und das Lechfeld, südlich von Augsburg, sind eben wie eine Tafel.
Nur der Saum unmittelbar vor den Alpen und außerdem der äußerste Westeu und
Osten sind von Hügeln und Bergen belebt. — 2. Im mittleren Teil der Ebene,
nördlich von der Linie Augsburg-München finden sich an Stelle einstiger flacher
Wasserbecken ausgedehnte Moore {über Moorbildung s. später, bei Norddeutsch-
land), in Bayern Moser (Einzahl Moos), in Schwaben (jenseits des Lech!)
Riede genannt. Es sind trostlose Einöden, die erst zu kleinen Teilen kolonisiert
wurden. — 3. Diesem Moorgiirtel nördlich von Augsburg und München
entspricht südlich eine Zone mittelgrofser Seen, — Ammersee, Starnberger-
oder Würmsee, Chiemsee, — die aber keinesfalls den Alpenseen an Schön-
heit gleichen. Sie sind im Gegenteil meist eintönig wie die Ebene. Ihre
größte Schönheit ist immer der Blick aus die majestätischen Alpen, die bald hell
herüberleuchten, bald in bläulichem Dufte verschwimmen. (Nur der Staruberger
See [f. Bild S. 52, 53] zeichnet sich auch durch eigene Schönheit in hohem Maße
aus. Seine hügeligen, bewaldeten Ufer wurden durch die Bemühungen Ludwigs Ii.
und reicher Bewohner der nicht allzufernen Hauptstadt fast überall in herrliche
Parks umgewandelt und mit zahlreichen Schlössern und Villen geschmückt.
Weithin bekannt geworden ist der See durch das Ende des genannten Unglück-
lichen Königs, der in seinen Fluten den Tod suchte. [13. Juni 1886 beim
Lustschloß Berg am Ostufer des nördlichen Teiles des Sees].) — 4. Eigen-
tümlich sind der Hochebene zahlreiche, zerstreut umherliegende größere und
kleinere Felsblöcke, sogenannte erratische girrende) Blöcke oder Findlinge. Sie
werden um so häufiger, je weiter man nach Süden kommt und liegen namentlich
in den Thalern der Vorgebirgszone in großen Haufen und Reihen bei einander.
(4. Geologisches.) Die Ähnlichkeit dieser Fels- und Geröllanhäufungen
mit denjenigen Felsablagerungen, die zur Jetztzeit von den Gletschern (siehe
vor. Abschn.) in den Alpenthälern bewirkt werden, sührte bald darauf, auch jene
als Spuren einer Gletscherthätigkeit anzusehen. Man kam zu der Erkenntnis,
daß es eine Zeit großer Kälte, — die sogenannte Eiszeit, — gegeben haben
muß, in der die Gletscher weit in die Ebene, — im Jsarthal z. B. bis in die
Nähe Münchens, — reichten und hier ihre Felsblöcke abluden. Eiue nähere
Untersuchung ergab sogar, daß die gesamte obere Erddecke zu großeu Teilen
von den Alpen herstammt, und zwar wird dieselbe gebildet durch die Massen
der Grundmoränen und der Niederschläge mächtiger Gletscherwasser.
So bildet denn die Hochebene das gewaltige Trümmerfeld der Alpen,
und diese selbst erscheinen nur noch als Ruinen einstiger Größe. —
Vergraben unter den Moränenmassen liegen vereinzelt Partien der Braunkohlen-
formation (Tertiär). Dazu gehören auch die Pechkohlenlager, die uns unsere
Karte (Atlas, Anhg. S. 2) zeigt.
b) Flüsse. Klima. Bevölkerung.
(1. Flüsse.) Die Hochebene wird durchflössen von den der Donau
zueilenden Alpenflüssen Iiier, Lech, Isar, Inn und deren Nebenflüssen,
während die Donau selbst die nördliche Abgrenzung bildet. Es ist also ein
gut bewässertes Gebiet, was bei der Höhe des Hochgebirges nicht gid anders
sein kann. Der naheliegende Schlufs jedoch, dafs also den Bewohnern eine
1) Es war der Walliser Ingenieur Venetz, der zuerst mit dieser, anfangs der-
lachten Theorie auftrat.
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TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus]]
80
Europa.
Iv. Die Lombardei, am Po und Etsch, zwischen Apen-
ninen und Alpen; 700 sizm.
V. Die untere Donauebene (Walachei), zwischen Kar-
pathen und Balkan; 1000 ih>M.
Vi. Die mittlere Donau ebene (Theiß), zwischen Kar-
pathen, Alpen und den Geb. der griechischen H. I.;
1800 (Um.
Vii. Die oberrheinische Ebene (Vogesen und Schwarz-
wald); 160 (Um.
Viii. Das skandinavische Tiefland, 6500 s^M.
Vergleichung der Hauptgeb., namentlich der Alpen, Kjölen und
Pyrenäen miteinander und mit den Cordilleren und dem Hochgb. Asiens
und Afrikas. Vergleichung der Ströme des Sarmatischen Tieflandes,
der Kjölen n. s. >v., besonders der Rhone und der Saone mit der Do-
nau und dem Inn, und des Rhein mit dem Po.
§. 69. Klima und Produkte.
Europa hat ein gemäßigtes, hinlänglich feuchtes Klima, er-
reicht nirgend die Zone des ewigen Schnees und tritt nur mit
den Spitzen der drei südlichen Halbinseln in die Regenzone
hinein. Sehr bedeutend ist der Unterschied zwischen dem W.
und O. Jener hat oceanisches, dieser continentales und weil
kälteres Klima (Irland und das südöstliche Rußland als äu-
ßerste Punkte; Norwegen und Schweden als scharfer Gegen-
satz in unmittelbarer Nähe). Die Schneelinie ist auf den Alpen
etwa 8000', unter dem Polarkreise fast 4000' h.
Obgleich die wunderbaren Erzeugnisse anderer Erdtheile
fehlen, so ist doch am wahrhaft Nützlichen fast nirgend Mangel
(Getreidebau; die verschiedenen Hausthiere). Die felsigen oder
schneebedeckten Gb. sind durch Culturthäler tief eingefurcht (am
wenigsten in Skandinavien und Spanien), und eigentliche Wüsten
sind nirgends; dafür im W. Heidestrecken, im S. O. Steppen
und im N. O. kalte Sumpfgegenden.
Im äußersten S.^sind nur 2 Jahreszeiten, ein langer Som-
mer mit fast nie getrübtem Himmel, und statt des Winters
eine Regenzeit. N. von 60° verschwinden ebenfalls Frühling
und Herbst; Sommer und Winter aber treten einander aufs
entschiedenste entgegen. Die Richtung des Alpenzuges und
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß]]
Extrahierte Ortsnamen: Europa Balkan Afrikas Rhein Europa W. Irland Schweden Skandinavien Spanien
Deutschland. 115
(Elbe). Die Marsch zwischen Elbe und Eider bewohnen die
D i t m a r s ch e n.
Außerdem gehören zu Dänemark:
1) Die Färöer; 62" B., 11° L.; 25 an Zahl, 17 be-
wohnt, 6000 E.; Felsklippen. Fisch- und Vogelfang.
2) Island; 65" B., 0 L.: der Lage nach zu Amerika
gehörig. 1500 fzm., 50,000 E. Zerrissene Felsküsten; nur
im S. W. und N. weitere Thalebenen und Wiesengründe;
das Innere wüst; schneebedeckte Berge (Oeräfa-Jökull 6000');
oben Eis, unten Feuer (Hekla 5000', Geiser, Schwefelberge,
Erdbeben). Weder Waldung (Treibholz), noch Ackerbau; Vieh-
zucht, Fisch- und Vogelfang. Zunehmende Erkältung durch
Treibeis. Die Einw. stammen aus Norwegen, sind abgehärtet,
gastfrei, mit Anlage und Lust zu geistiger Bildung. Reikia-
wik, 500 E., Hs.
Außereuropäische Besitzungen: 1) In Afrika: Christiansburg
auf Guinea. 2) In Amerika: Kolonien in Grönland, und in
Westkndien 3 virginische I.
Warum hassen sich Dänen und Deutsche? — Wie, wenn die srühern
deutschen Kaiser sich statt gegen Italien gegen Dänemark gerichtet hät-
ten? — Vergleichung des ehemaligen und des jetzigen Island.
§.91. Deutschland nebst den Niederlanden
und der Schweiz.
45 — 55" B., 20 — 37" L.; die Mitte Europas. Im
N. W. die Nordsee; durch Wassergewalt gebildete Inseln
und Busen; Dünen und Deiche. Im N. die Eider gegen
Dänemark und die Ostsee; Inseln und Halbinseln vor den
Flußmündungen; Strandseen. Im O. meist ohne Naturgrenzen.
Im S. das adriatische Meer und N. Italien jenseit der
Alpen. Im W. Frankreich jenseit des Jura und Rheins;
dann ohne Naturgrenzen.
Was war Deutschlands Seemacht im Mittelalter? und was ist sie
jetzt? — Die politischen und natürlichen Hindernisse deö deutschen See-
wesens?
Drei Hauptpartien: 1) Das Alpenland; am Genfer S.
13 M.. von Wien nach Fiume am adriat. Meere 45 M. br.
2) Das Mittelgebirgsland; von Preußisch-Minden bis
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Extrahierte Personennamen: Hekla Geiser
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Island Amerika Norwegen Afrika Christiansburg Guinea Amerika Grönland Westkndien Italien Island Deutschland Schweiz Europas Italien Frankreich Rheins Deutschlands Wien Fiume