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1. Schulj. 4 - S. 64

1912 - Braunschweig : Hafferburg
— 64 — drei Staubgefäßen, dem Fruchtknoten und zwei federartigen Narben. Wenn der Wind die Halme hin- und herbewegt, so wird der Blütenstaub in großer Menge verweht. Man sagt dann: „Der Roggen stäubt". 6. Die Frucht. Nach der Blütezeit schließen sich die Kelchblätter, und in ihrem Schutze entwickelt sich aus dem Fruchtknoten die Frucht des Roggens, von denen jede nur ein Roggenkorn enthält. — Wozu werden die Körner des Roggens außer der Mehlbereitung noch verwandt? — Wozu benutzt man das Stroh? Xviii. Die Kornblume. (Sx I. 3, 31.) 1. Wo und wie sie wächst. Aus den Getreidefeldern leuchten im Juni die blauen Blütenköpfchen der Kornblume hervor. Ihre tief in die Erde dringende Wurzel und die langen, schmalen, behaarten Blätter, die nur wenig Wasser verdunsten, machen die Pflanze zum Leben auf trockenem Boden sehr geeignet. 2. Die Blüte. Der aus dachziegelartig übereinander liegenden Schuppen bestehende Hüllkelch ist ein trefflicher Schutz für Knospe, Blüte und Frucht. — Wieso? — Er umgibt den scheibenartigen Blütenboden, auf welchem nicht allein die einzelnen Blüten, sondern zwischen ihnen auch trockene Spreublättchen stehen, welche die jungen Blüten vor der Entfaltung schützen mußten. — Warum nennt man die Blüte der Kornblume eine Korbblüte? Die großen blauen, trichterförmigen Randblüten bringen keine Samen hervor; sie machen aber den Blütenkorb weithin sichtbar und locken die honigsuchenden Insekten herbei. Die dicht nebeneinander sitzenden violetten Jnnenblüten bieten den Gästen in ihren langen und dünnen Röhren Honig dar. Sie spalten sich am Saume in 5 schmale Zipfel. Wo sich die Blütenröhre erweitert, sind 5 freie Staubfäden befestigt. Ihre Staubbeutel sind zu einer Röhre zusammengewachsen, welche mit dem Blütenstaube gefüllt ist. Der lange Griffel wächst allmählich durch die Staubbeutelröhren hindurch, schiebt den Blütenstaub vor sich her und schaut endlich mit seinen beiden Narben aus der Röhre heraus. 3. Die Frucht. Unter der Blütenröhre befindet sich der Fruchtknoten, der mit einem Haarkelche versehen ist. Solcher krönt auch die reifen Schließfrüchtchen, so daß sie wie Pinsel aussehen. — Wodurch schadet die Kornblume? — Warum freuen wir uns dennoch über sie? Xix. Die Kemüsebohne. 1. Welche Bedeutung sie hat. Die Gemüsebohne stammt aus Amerika und liefert uns in ihren Früchten und ihren grünen Hülsen

2. Landeskunde des Herzogtums Braunschweig - S. 1

1911 - Braunschweig : Appelhans
A. Geschichte des Herzogtums Braunschweig. 1. Eiszeit und Steinzeit. In der Eiszeit reichten die nordischen Gletscher- Massen von Skandinavien her auch über unser Braunschweiger Land hinweg. Als dann die Gletscher einem wärmeren Klima wichen, wurde unser norddeutsches Flachland zur Steppe mit reicher Pflanzen- und Tierwelt, ähnlich wie sie heute noch in Südrußland sich zeigt. Damals durchzogen der Polarfuchs, das Renntier, der Lemming und nordische Wühlmäuse unser Gebiet, aber auch die Riesen der Tierwelt, Mammut (Riesen-Elefant), Rhinozeros und Löwe. Mit ihnen zusammen lebte, oft in ernstem Kampfe, schon der Mensch, von dem wir aber nicht wissen, ob er unser Vorfahr oder ausgewandert ist. Funde von Tieren und Feuerstein- geräten, die man bei Thiede, in der Baumanns- und Hermannshöhle bei Rübe- land und an anderen Stellen gemacht hat, erzählen aus jener Urzeit des Menschen. Mehr erfahren wir von ihm aus der jüngeren Steinzeit, als zwar noch der Stein die Geräte lieferte, aber schon in viel vollkommener Art, nämlich schon ge- schliffen und oft künstlerisch in der Form. Der Mensch wurde ein geschickter Töpfer, der seinen Toten kunstvolle Urnen verfertigte. Die Steinkammergräber bargen oft Gefäße und Feuersteinwaffen, in späterer Zeit auch Bronzen, Ringe und Bernstein. An der Wabe und an der Schunter hat man aus jener Zeit zahl- reiche Pfeil- und Lanzenspitzen, Ärte, Beile, Messer, Kratzer, Schaber und Pfriemen gefunden. Die Jagd verstanden die Menschen damals schon, und sie erlegten manches jetzt ausgestorbene große Iagdtier; auch besaßen sie schon Haus- tiere und betrieben einfachen Landbau. 2. Bronzezeit. Während bei uns noch die Steinzeit herrschte, entwickelte sich in den Mittelmeerländern bereits eine mit der Kenntnis der Metalle ver- knüpfte höhere Kultur. Durch Händler wurden Metallgegenstände auch nach dem Norden gebracht; auch hier wich die Steinzeit der Metallzeit. Das älteste Metall, das zu uns gelangte, war die Bronze, die man aus 9 Teilen Kupfer und l Teil Zinn zusammensetzte. Aus ihr goß man Waffen, Geräte und Werkzeuge. Die damals ziemlich dicht wohnende seßhafte Bevölkerung erfreute sich, wie die vielen aufgefundenen Gebrauchs- und Schmuckgegenstände dartun, eines behäbigen und nicht bloß auf Befriedigung der notwendigen Bedürfnisse gerichteten Lebens. 3. Eisenzeit. Allmählich kamen zu den bronzenen Geräten solche aus Eisen, und zwar vorwiegend von den Kelten, und um das Jahr 500 v. Chr. wurde das Eisen in unserer Gegend allgemein bekannt. Damals und später Iegic man eine Anzahl Burg- und Ringwälle an, z. B. in der Wesergegend, im Elm (Reitlinger Burgwall)"), bei Watenstedt am Heesberge und in den Lichtenbergen. Die Römer *) Zum Schutz des Reitlings vor einem von Westen vordringenden Feinde. Die Burgen und das Tal selbst mit seinem Quellwasser wurden zu einer Iufluchts- und Bergestätte der benachbarten Bewohner und ihres Viehes. Oppermann, Landeskunde. 1

3. Die Supplingenburger - S. 1

1890 - Braunschweig : Bruhn (Appelhans & Pfenningstorff)
Erstes Kapitel: Die Klause am Lutterüach. Mer alte, fromme Pater Wilbrand hatte sich keinen ^ schlechten Platz ausgesucht, als ihm Herzog Lothar von Sachsen, Herr von Supplingenbnrg, gestattete, am Fuße des Elmgebirges sich einen Ort zu wählen, wo er Gott und den Heiligen fürder Tag und Nacht dienen könnte. Mit den Augen eines feinen Naturkenners hatte er das Ufer des Bächleins gewählt, welches wegen feines klaren, lautern Wassers die Lauter oder Lutter genannt wurde und heute noch so genannt wird. Unter finstern Tannen und Buchen erbaute er sich dort, als ein geschickter Werkmeister, mit eigener Hand ein Hüttlein, dessen Dach er mit Rohr deckte und dessen Wände er mit Lehm und Moos dicht machte gegen die Unbilden der Witterung. Ein Tisch, ein Stuhl und eine Bank, alles roh mit einem Beile gearbeitet, bildete fein gesamtes Hausgerät; auf einem Gesimse standen einige irdene Schüsseln und Krüge, und in einer Ecke befand sich die ärmliche Lagerstatt, ein mit dürrem Laub gefüllter Sack und darüber liegend einige Reh- und Hirschfelle. Neben dieser Klause stand ein großes Kreuz, und zu Füßen desselben war aus rohen Steinen ein Altar aufgerichtet, welcher statt einer Decke mit grünem Epheu ganz überzogen war. In den Zweigen einer hohen, stattlichen Buche aber hing, im Sommer von grünem Laube ganz verdeckt, ein Glöckleiu, ein Geschenk der frommen Herzogin Richenza, der Gemahlin Lothars, welches Wilbrand dreimal täglich läutete, so daß der Schall weit hinunter tönte in das Thal und die Landleute zum Gebete rief. Tiemann, Die Supplingenburger. 1

4. Die Supplingenburger - S. 6

1890 - Braunschweig : Bruhn (Appelhans & Pfenningstorff)
er nicht, bis er geholt wurde, sondern unaufgefordert trat er an das Krankenlager und bot seine Hülfe an. Aber obgleich er für das Gute, was er durch seine wirksamen Arzneimittel dem Volke that, keine Belohnung nahm, so sahen die Landleute ihn doch mit Mißtrauen an, denn sie glaubten, daß er sich solche Wissenschaft erworben mit Hülfe der falschen Götter, ja sie erzählten sich schaudernd und sich bekreuzend, daß Rodbert heimlich noch den alten,, fast vergessenen Göttern diene und ihnen nächtlicherweise Opfer darbringe. Vergebens suchte Wilbraud, vergebens suchten andere einsichtsvolle Leute diesem Aberglauben zu steuern. Die Landleute nahmen, wenn sie in Not waren, wohl die Hülfe Rodberts in Anspruch, aber wenn sie ihn nicht gebrauchten, begegneten sie ihm mit Mißtrauen oder gingen ihm weit ans dem Wege. Er selbst machte sich hieraus freilich wenig: aber es kränkte ihn bitter, wenn er sah, daß auch seine unschuldige Tochter unter dem Vorurteil der Menschen zu leiden hatte. Wenn Rodbert dieses bemerkte, so schwoll ihm die Zornesader auf der Stirn, und Bertha hatte dann oft Mühe, den aufgeregten Vater zu besänftigen, daß er nicht im Zorne eine heftige That beging. Dies war der Grund, daß Rodbert sich mehr und mehr von den Menschen zurückzog, und daß er auch seiner Tochter untersagte, in das Dorf, das am Fuße des Berges lag, hinunterzusteigen. So waren denn beide allein auf sich und auf den Umgang mit dem Pater Wilbrand angewiesen, und derselbe genügte ihnen vollständig. Der Alte verstand es, zu den Herzen zu reden, und dein Kinde teilte er ans dem reichen. Schatze seines Wissens mancherlei mit und freute sich, wenn er bemerkte, daß seine Worte in dem empfänglichen Herzen desselben Wurzel schlugen. Von Tag zu Tag, von Jahr zu Jahr gestaltete sich das Verhältnis zwischen den drei Personen herzlicher und inniger. Rodbert und Bertha hingen an dem ehrwürdigen Pater mit aufrichtiger Verehrung, und dieser suchte durch freundliche Gespräche den Köhler vergessen zu machen, daß er von den Landleuten gemieden, ja gefürchtet wurde.

5. Die Supplingenburger - S. 29

1890 - Braunschweig : Bruhn (Appelhans & Pfenningstorff)
— 29 — wesen, sich der Hütte in anderer als in freundlicher Absicht zu nahen. Jetzt hob Wolf den Kopf und knurrte leise; dann stieß er ein kurzes Freudengeheul aus und stürmte den Waldpfad hinab. Durch die Lichtung der Bäume hatte er seinen Herrn auf die Hütte zuschreiten sehen, noch ehe Bertha den Vater bemerkt hatte. Gleich darauf trat dieser zwischen den Bäumen hervor, und jetzt eilte auch Bertha ihm entgegen und schlang fröhlich ihre Arme um den Hals des Vaters. Hand in Hand schritten die beiden dann, gefolgt von dem schweifwedelnden Hunde, der Hütte zu, und während nun Bertha für sich und den Vater das einfache Nachtessen bereitet, wollen wir uns den Köhler, der sich erschöpft vor seiner Hütte auf einen Schemel niedergelassen hatte, näher betrachten. Rodbert war ein Mann von etwa sechzig Jahren. Er war von hoher, stattlicher Gestalt, mit dnnkelm Haar und dunkeln Augen. Sein Gesicht war gebräunt; auf demselben lagerte ein schwermütiger Ernst, und nur selten glitt ein Lächeln über seine auch im Alter noch schönen Züge. Die anstrengende Arbeit, der er Tag für Tag oblag, hatte seine Muskeln gestählt; er besaß noch die Kraft eines Jünglings, und ungebeugt war fein Körper von der Last der Jahre. Als er so vor der Hütte saß und sinnend in den Wald schaute, hätte man ihn kaum für einen Mann gehalten, der durch harte Arbeit für sich und sein Kind das tägliche Brot verdienen mußte. Eine unnennbare Hoheit thronte auf seiner Stirn, und wäre er, statt mit seinem groben Leinenkittel, mit einem Panzer bekleidet gewesen, man hätte ihn für einen der tapfern Ritter halten können, denen man an den Höfen der Fürsten begegnete. Jetzt trat Bertha aus der niedern Thür der Hütte und rief dem Vater zu, daß das Essen bereit sei. Auf dem mit einem reinlichen Leinentuche bedeckten Tische standen die einfachen Speisen, Käse, Brot und Waldbeeren, und nachdem Rodbert ein kurzes Tischgebet gesprochen, setzten sie sich nieder zum essen; aber dem Vater

6. Die Supplingenburger - S. 35

1890 - Braunschweig : Bruhn (Appelhans & Pfenningstorff)
— 35 — Gebet erhören wirst". Und zufrieden legte er sich, als er in seiner Klause angelangt war, auf sein ärmliches Lager. Rodbert aber durchmaß in derselben Zeit, in tiefe Gedanken versunken, mit langsamen Schritten den engen Raum seiner Hütte. Endlich stand er still und sagte mit einem tiefen Seufzer: „Es muß sein; großer Gott, Du bist mein Zeuge, daß ich nicht mutwillig die Ruhe und den Frieden des lieben Kindes stören will. Du weißt auch, wie schwer es mir wird, mich von ihm zu trennen; aber es muß sein. Ich darf Bertha nicht noch einmal einer solchen Gefahr aussetzen, und ich muß mein Wort einlösen, das ich einst einem Freunde gegeben". An dem Herde, aus welchem noch einige Kohlen glühten, entzündete er einen Kienspan, und schritt in einen Winkel der Hütte, wo eine schwere mit Eisen beschlagene Truhe stand. Mit einem Schlüssel, den er an einer starken Schnur auf der Brust trug, öffnete er das Schloß und hob den Deckel empor, und alsbald füllte ein eigentümlicher Geruch, wie Minze, Lavendel und Thymian, den engen Raum. Eine Menge Kräuterbündel waren es, die diesen Duft aus-strömen ließen; Rodbert hob sie behutsam aus der Lade und legte sie auf sein noch unberührtes Lager. Nachdem er noch manche andere Gegenstände beiseite gelegt, sah er endlich am Boden der Truhe einen kleinen Kasten, von Eichenholz kunstvoll geschnitzt und mit Silberzierrat beschlagen. Er hob denselben heraus, drückte an einer Feder, und der Deckel sprang ans. Ein wehmütiges Lächeln glitt über die Züge Rodberts, als er den Inhalt des Kästchens musterte. Eine goldene Halskette, eine Perlenschnur, mehrere goldene Ohrgehänge, Armbänder, Ringe und Spangen waren es, die ihm entgegenstrahlten; unter diesen Kleinodien lag eine zusammengelegte Pergamentschrift, mit einem großen Siegel versehen. Diese Schrift entnahm er dem Kasten und vertiefte sich in das Lesen derselben. Als er geendet hatte und er noch einmal beim Scheine des Kienspans genau das Siegel angesehen, faltete er seufzend das Pergament wieder zu- 3* /

7. Die Supplingenburger - S. 86

1890 - Braunschweig : Bruhn (Appelhans & Pfenningstorff)
— 86 — saßen sie zusammen in der kühlen Klosterlaube, und ließen die bewegten Tage ihrer Jugend im ernsten Gespräch an ihrem Geist vorüberziehen. Sie freuten sich ihres heiteren Alters und segneten den Herzog, der ihnen in diesem stillen Kloster dasselbe bereitet. Elftes Kapitel: Stillte Walten. Eine lange Ruhe war dem Herzog Lothar nach seiner siegreichen Fehde mit dem Kaiser jedoch nicht beschieden. Viele von den Rittern, die mit ihm gegen den Unterdrücker gezogen waren, dachten, daß sie nunmehr als unumschränkte Herren in ihren Gebieten herrschen könnten, und begannen nun ihrerseits, die freien Bauern zu knechten und zur Fronarbeit zu zwingen. Lothar aber war nicht gewillt, den freien Bauernstand des Sachsenlandes der Willkür der Ritter preiszugeben; er nahm sich deshalb der Unterdrückten an und wies die eigenmächtigen Junker in die Schranken des Gesetzes zurück. Das hatten manche nicht erwartet, und sie sahen gar bald ein, daß sie durch ihren Krieg gegen den Kaiser für sich selbst wenig Vorteil gewonnen hatten. Sie wurden daher unzufrieden über des Herzogs verständiges Walten int Sachsenlande; sie sprachen es offen aus, daß sie nur den Herrn gewechselt hätten, ja daß die Herrschaft eines der Ihrigen ihnen mehr verhaßt sei als die Herrschaft des Kaisers. Ja manche waren ehrlos genug, insgeheim Verhandlungen anzuknüpfen mit dem soeben überwundenen Kaiser, um ihm freiwillig die Rechte wieder zu übertragen, die sie ihm vor kurzem noch bestritten. Besonders war es der charakterlose Graf Friedrich von Arnsberg, der, je nachdem es sein Vorteil erheischte, bald zu den Sachsen, bald zu den Franken hielt. Er bedrückte die Bauern in seiner Grafschaft mir beispielloser Grausamkeit; er zwang sie, die niedrigsten Frondienste zu thun, und wie vor Zeiten

8. Der Freischöffe von Berne - S. 31

1891 - Braunschweig : Appelhans & Pfenningstorff
— 31 — zu Grunde und der Lohn jahrelanger mühsamer Arbeit schien vernichtet. Dem Erzbischof von Bremen gelang es nicht, aus diesem namenlosen Unglück des Landes den gehofften Nutzen zu ziehen. Das Hochwasser verhinderte ihn, rechtzeitig mit einem Heere den Fluß zu überschreiten, und als endlich sich das Wasser verlaufen hatte, fehlte ihm der Mut, allein gegen die Stediuger vorzugehen. Der Graf von Oldenburg aber, den er aufforderte, ebenfalls sich das Unglück des Landes zunutze zu machen und mit ihm gemeinschaftlich in dasselbe einzufallen, gab ihm die schöne, ritterliche Antwort, daß es ihm fern liege, einen Feind, der durch die Ungunst der Elemente schon genug bedrängt sei, noch mehr zu beugen. So wurde durch den Edelsinn eines Feindes das größte Unglück von dem Lande abgewendet. Der entartete Stedinger aber, der durch seine schändliche That unsägliches Elend über seine Heimat gebracht hatte, entging seiner gerechten Strafe nicht. Zwar hatte niemand eine Ahnung davon, daß durch verbrecherische Hand das Unglück herbeigeführt sei; hingegen glaubten alle, daß dasselbe allein der Wut der Wellen und dem Sturme zugeschrieben werden müsse. Als aber die Bauern damit beschäftigt waren, die Deiche wieder auszubessern, kam eines Abends zu dem Freischöffen ein bleiches, abgehärmtes Weib und bekannte ihm, daß ihr Mann allein an dem Deichbruch schuld sei. Sie hatte an dem Tage, als die Pfaffen mit ihrem Manne die geheime Unterredung gehabt hatten, in welcher der finstere Plan beraten wurde, dieselben belauscht und kam nun, von furchtbaren Gewissensbissen gefoltert, um die Anklägerin des eigenen Gatten zu werden. Noch an demselben Tage wurde der Elende ergriffen, als er sinnlos betrunken in seinem leeren Stalle seinen Rausch ausschlief. Von den Richtern durch Kreuz- und Querfragen in die Enge getrieben, gestand er nach langem Leugnen endlich seine verruchte That. Schrecklich war die Strafe, zu welcher er verurteilt wurde. Er wurde in eine leere Tonne ge-

9. Die Burgfrau von Ahlden - S. 17

1893 - Braunschweig : Appelhans & Pfenningstorff
— 17 — Stellung, die sie als meine Gemahlin einnnehmen wird, würdig ist". Der Kurfürst hatte feinen Sohn ruhig ausreden lassen; dann aber sagte er: „Es ist nicht notwendig, daß Du, wie Du sagst, Umschau haltest; ich habe in väterlicher Fürsorge Dir bereits die Braut bestimmt, und ich erwarte , daß Du meinen Wünschen Dich fügst. Das Staatsinteresse und unser eigenes erheischt gebieterisch, daß eine unlösliche Verbindung hergestellt werde zwischen den Höfen von Hannover und Celle. Deine Gemahlin wird daher die Tochter meines erlauchten Bruders, des Herzogs von Celle, sein; Du kennst sie, — Sophie Dorothea, die Reichsgräfin von Wilhelmsburg". Als der Kurprinz diesen verhaßten Namen hörte, erbleichte er. Also beruhte das Gerücht, das auch an sein Ohr gedrungen war, dennoch auf Wahrheit. Mit einem Male kamen ihm die geringschätzenden, verächtlichen Reden der Frau von Weyhe wieder in den Sinn, die in seiner Seele nur zu tiefe Wurzel geschlagen hatten. Und diese „Jungfer d'esmiers" sollte nun seine, des stolzen Kurprinzen, Gemahlin werden? Nein, das konnte sein Vater nimmermehr wollen! Er sagte deshalb: „Gewiß wollen Euer Durchlaucht sich mit mir einen Scherz erlauben; denn ich erachte, daß meines durchlauchtigsten Oheims von Celle Tochter auch zugleich die Tochter einer niedriggeborenen Hugenottin ist und mir deshalb im Range nicht gleichsteht. Sie können im Ernst nicht wollen, mein Vater, daß ich eine Verbindung eingehe, die mir so wenig zur Ehre gereicht". Der Kurfürst blickte strenge auf seinen Sohn; schon dieser Widerspruch reizte feinen Zorn. „Sehe ich aus, als ob ich scherze?" sagte er hart. „Die Reichsgräfin ist Dir völlig ebenbürtig, denn sobald sie Dir die Hand reicht, erhält sie durch kaiserliche Gnade den Rang, den Titel und das Wappen einer Herzogin von Braunschweig. _ Das kann Dir nicht unbekannt sein. Platen ist in Celle gewesen und hat mit meinem durchlauchtigsten Bruder die Angelegenheit geordnet. Er ist Tiemann, Die Burgfrau von Ahlden. 2

10. Die Burgfrau von Ahlden - S. 118

1893 - Braunschweig : Appelhans & Pfenningstorff
— 118 — in einen Koffer zu legen. Im Zimmer sah es unordentlich ans, wie es gewöhnlich bei einer schleunigen Abreise zu thun pflegt; Kleider, Bücher, Schmucksachen lagen wirr durcheinander zerstreut auf Tischen und Fußboden — und wenn ein Stück eingepackt war, so fiel vielleicht das Auge der Gebieterin auf ein anderes, welches ihr noch wertvoller schien, und das erste wurde wieder aus dem Koffer herausgerissen und durch das andere ersetzt Bei jedem Laut, der sich von außen hören ließ, schraken Eva und die Prinzessin zusammen; sollte er, der so sehnlichst Erwartete, es sein, der sich nahte? Es wurde neun, es wurde zehn Uhr — Königsmark kam nicht. Endlich, endlich wurde die Thür des Zimmers unhörbar leise geöffnet, und herein trat — ein Landmann, der den beiden Frauen völlig fremd war. Er trug schlechte grauleinene Beinkleider und eine weiße Leinenjacke, über welche er einen grauen Regenrock geworfen hatte. Bestürzt sahen sie den fremden Eindringling an; als aber derselbe die Maske, die er vor dem Gesichte trug, fortnahm, erkannten sie unter dieser Verkleidung den Grafen Königsmark. Die Prinzessin eilte ihm entgegen und reichte ihm die Hand. „O gottlob", sagte sie, „daß Sie da sind, teurer Freund; ich fürchtete schon, daß ein Unglück Sie betroffen habe und unser Plan vereitelt sei." „Prinzessin", sagte Königsmark sehr ernst, „hören Sie mich an. Geben Sie für Heute den Plan auf; ich fürchte, es droht uns allen Unheil. Lautlos zwar habe ich mich ins Schloß geschlichen; aber es war mir, als habe mich jemand verfolgt. Mein Leben zwar achte ich für nichts; aber wenn Ihnen, hohe Frau, ein Leid zustieße, das ertrüge ich nicht. Ich bitte, ich beschwöre Sie, stehen Sie für heute ab von dem Vorhaben, verschieben Sie es wenigstens bis morgen". Die angstvolle Miene des Grafen vergrößerte noch die Unruhe der Prinzessin; verzweiflungsvoll rang sie die Hände. „Mein Freund", antwortete sie, „es sei, wie Sie sagen. Auch mir ahnt Unglück; aber kann ich demselben entgehen? Ich weiche meinem Verhängnis, das mich vielleicht in ein noch grö-
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