Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
§§ 39—40.
Die Rheinprovinz. — Die Bauernhöfe im Münsterlande.
29
Die höchsten Weinberge erfordern oft eine Stunde mühsamen Steigens.
Der bedeutendste Nebenfluß der Mosel ist die Saar.
§ 39. Pie Kheinprovinz (27000 qkm, 5760000 E.). Gib nach
der Karte Lage, Bodengestaltnng und Bewässerung an! An: fruchtbarsten
sind die Niederrheinische Tiefebene und das Maifeld bei Koblenz. Wo
wird Wein gebaut? Große Steinkohlenlager befinden sich an der Ruhr
(Essen, Mühlheim, Ruhrort), der Saar (Saarbrücken) und bei Aachen. In
der Industrie übertrifft die Rheinprovinz alle andern Provinzen des Preußi-
schen Staates. Am bedeutendsten ist sie im Wupper- und Ruhrgebiet, sowie
um Aachen. Die Bewohner sind Deutsche; an der niederländischen und
belgischen Grenze wohnen auch Flamländer und Wallonen. Die Rhein-
provinz hat die dichteste Bevölkerung im Preußischen Staate. 3/4 der Be-
wohner sind kathol., i/i evangel. Die Provinz zerfällt in 5 Regierungs-
bezirke: Koblenz, Cöln, Düsseldorf, Trier, Aachen. Cöln ist die größte
Stadt, Koblenz Hptst.
Koblenz, starke Festg. Gegenüber liegt die Festg. Ehrcnbrcitstein. Bonn,
Universität. Cöln mit der gegenüberliegenden Festg. Deutz eine Festg. ersten Ranges,
wichtige Handelsstadt und Sitz eines Erzbischofs; 370 000 E. Der prachtvolle Dom (1248
begonnen, 1881 vollendet) ist das höchste Bauwerk Deutschlands (160 m hoch). Eine feste
Eisenbahnbrücke verbindet Cöln mit Deutz. Düsseldorf, 215 000 E., Malerschule, Fabriken.
Duisburg (düsburgs, Eisenhütten. Ruhrort, Steinkohlenhandel. Wesel, Festung.
Emmerich, Fabriken und Handel. — Elberfeld, fast 160 000 E., und Barmen, über
140000 E., mit wichtigen Fabriken in allerlei Stoffen. Solingen und Remscheid,
bedeutend durch Stahlwaren-Jndustrie. Essen, 230 000 E., Kruppsche Gußstahlfabrik. —
Aachen, 135 000 E., ehemalige Residenz Karls d. Gr. und Krönungsstadt der deutschen
Kaiser; jetzt bedeutende Fabrikstadt (Tuch) und Badeort (heiße Schwefelquellen). Krefeld,
110000 E., Sammet- und Seidenfabrikation. Trier, uralte Stadt mit Baudenkmälern
aus der römischen Kaiserzeit. Saarlouis, Festung. Saarbrücken, Steinkohlenlager.
Kreuznach, Saline mit Solbad. — Getrennt von der Rheinprovinz liegt Wetzlar an
der Lahn.
*§ 40. Pie Bauernhöfe im Wunderlande. Wiesen, Felder und
Gärten sind von hohen, breiten Wüllen umgeben, auf denen Büsche und
stattliche Bäume wachsen. Die Bauern wohnen nicht in Dörfern beisammen,
sondern jeder hat sein Gehöft mitten auf seinem Grundstück. Die Banern-
giiter sind also über die weite Ackerfläche hin verstreut und wie im Grün
begraben, denn jedes Haus hat noch seinen Eichenbestand um sich her. Die
Güter werden selten zerteilt. Stirbt der Vater, so erhält der älteste Sohn
das ganze Erbe. Die andern Kinder gehen fast leer aus. Haben diese nicht
ans andere Weise ein sicheres Auskommen zu erwarten, so bleiben sie lieber
aus dem Hofe im Dienste des Bruders. Hier herrscht Arbeitsamkeit, Spar-
samkeit, Einfachheit, Ehrbarkeit und treuer Glaube. Auf diesem Gehöfte
dünkt sich der westfälische Bauer ebenso hoch wie ein Edelmann in seinem
Stammschlosse. In der Fremde fällt der Westfale gar leicht durch seinen
Dialekt auf (S-chinken, Mens-chen). — Die Bauernhäuser sind meist ein-
stöckig, aber groß und geräumig. Wohnung fiir die Menschen, Stallung
für das Vieh und die Tenne sind unter einem Dache, welches mit Stroh
oder Schilf bedeckt ist. Hoch oben vom Giebel schauen wie in uralter Zeit
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art]]
TM Hauptwörter (200): [T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
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Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
§§ 109—110. Zusammenstellung der wichtigsten Kolonien der europäischen Staaten. 95
haben das Land zu einer blühenden englischen Kolonie gemacht. Die einheimische Be-
völkerung schmilzt immer mehr zusammen. Die europäische Bevölkerung überwiegt bereits.
L. Nördlich und östlich von diesen: Jnselbogen liegen eine Menge Inseln und Insel-
gruppen zerstreut; ihr Gesamtname ist Polynesien, d. h. Viel-Jnsel-Land. Manche von
ihnen sind gebirgig und vulkanischen Ursprungs. Andere sind niedrig und durch Korallen-
bauten entstanden. Ein mächtiges Korallenriff ist auch der N.o.-Küste des Festlandes
vorgelagert (B18). Auf allen diesen Inseln herrscht ein beständiger Sommer, der durch
die Seeluft angenehm gemäßigt ist. Die Kokospalme ist auch hier der wichtigste Baum.
Es gedeihen aber bei gehöriger Pflege alle tropischen Gewächse, z. B. Bananen, Zucker-
rohr usw., und geben reichen Ertrag. Reißende Tiere, giftige Schlangen kommen gar-
nicht vor, auch wenig quälende Insekten. Auf manchen Inseln hat das Christentum und
europäische Sitte schon Eingang gefunden.
Die bekanntesten Inselgruppen sind: 1) Die Marianen und die Karolinen, östl.
von den Philippinen; deutsch. Nur eine gehört der Union. Die Marianen, auch Ladroncn
[Diebsinseln) genannt, ziehen sich von N. nach S., die Karolinen von W. nach O. hin.
Abgesondert von den Karolinen liegt in: W. die ebenfalls deutsche Gruppe der palau-
Inseln. Alle diese Inseln zusammen haben nur etwa so viel Land wie Sachsen-Meiningen
und sind meistens Korallengebilde. Die Karolinen zeichnen sich durch größere Fruchtbar-
keit aus als die Marianen. Die Bewohner derselben sind wohlgestaltet und anstellig.
Handelswerte liefert die Kokoserntc und der Schildkrötenfang.
2) Die Marschall-Inseln, östl. von den Karolinen, eine Gruppe von Korallen-
inseln, deutscher Besitz. Die Bewohner sind gastfreundlich.
3) Die Samöa-Inseln, ziemlich in der Mitte der australischen Inselwelt, jüngst
deutscher Besitz geworden. Eine Insel gehört der Union. Wegen ihrer Lage inmitten der
Südsee-Jnseln und an der Fahrstraße von San Francisco sowohl nach Neu-Seeland wie
nach Australien sind sie sehr wichtig für den deutschen Südseehandel. Hanptort ist Apia.
Die Inseln gehören zu den anmutigsten der Südsee. Die freundlichen Bewohner sind
fast sämtlich zum Christentum bekehrt.
4) Die Fidschi-Inseln, engl. Viel Zuckerrohr.
5) Die Gesellschafts-Inseln, franz.; die größte derselben ist Tahiti, so groß wie
Rügen; die Bewohner sind Christen.
6) Die Hawaii- oder Sandwich [ßänduitsch]-Inseln unter dem Wendekreise des
Krebses, seit 1898 mit der Union vereinigt. Die Hst. Honolulu ist Knotenpunkt der
Schiffahrt zwischen Amerika, Asien und Australien. Die Bewohner sind Christen. Die
größte Insel dieser Gruppe ist Hawaii, wo der große Entdecker Cook [fuc!J 1779 er-
mordet wurde. Auf ihr erhebt sich ein tätiger Vulkan, an dessen Abhange sich ein Kratersee
befindet, der mehr als 4 km Breite hat und in dem die Lava kochend auf- und abwallt.
E. Anhang.
§ 110. Zusammenstellung der wichtigsten Kokonien der europäischen
Staaten.
1. Deutschland, a. In Afrika: Das Togo-Land in Oberguinea (S. 81), Kamerun
(S. 83), Deutsch-Südwestafrika (S. 83), Deutsch-Ostafrika (S. 84). b. In Australien:
Die Marianen und Karolinen (S. 95), die Samöa-Jnseln (S. 95), Kaiser Wilhelms-
Land auf Nen-Guinea [ginea] (S. 94), die Bismarck-Inseln (S. 94), die nordwestl.
Salomon-Inseln (S. 94), die Marschall-Jnseln (S. 95). c. In Asien: Kiautschou
[kiäutschan] [S. 76).
2. England, a. In Europa: Gibraltar, Malta. b. In Asien: Vorderindien mit
Ceylon, Westhälfte von Hinterindien, Südspitze von Malakka, Hongkong vor Cänton,
Aden, Cypern. o. In Afri ka: Kapland mit Nebenländern, Natal, ein Teil Ostafrikas,
Sierra-Leone-Küste mit Freetown [seltenm], St. Helena, Mauritius u. a. ck. In
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
TM Hauptwörter (100): [T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß]]
Extrahierte Personennamen: Cook Südspitze_von_Malakka Helena
Extrahierte Ortsnamen: Polynesien Sachsen-Meiningen Australien Honolulu Amerika Asien Australien Hawaii Deutschland Afrika Oberguinea Kamerun Deutsch-Ostafrika Australien Asien England Europa Malta Asien Ceylon Hinterindien Hongkong Cypern Ostafrikas Freetown Mauritius
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Zz 99—100. Die Vereinigten Staaten von Amerika. 87
Der St. Lorenzstrom ist der Abfluß der fünf großen kanadischen Seen (der
Obere See, der Michigan smischigänj-, Huron jjüronj-, Erie [tri]= und On-
tario sonteriopsee). Diese liegen treppenartig übereinander und stehen
durch Ausflüsse miteinander in Verbindung. Zwischen Erie- und Ontario-
See der gewaltige Niagara-Fall (50 m hoch). Nach dem Nördl. Eis-
meere fließt der Mackenzie.
e. Das Klima Nordamerikas ist kälter als unter gleichen Breitengraden
in Europa. Die Ursachen sind folgende: Die Nordwinde haben freien Zu-
tritt; die warnten S.w.-Winde werden abgehalten; das Land ist sehr wasser-
reich ; ein kalter Strom berührt die Ostküste. Die Gegenden, welche mit
Norddeutschland unter denselben Breitengraden liegen, sind den größeren
Teil des Jahres mit Eis und Schnee bedeckt. Die deutschen Einwandrer
ziehen darum etwa Kp weiter nach S., als sie in Deutschland wohnten.
Wir haben aus Amerika die Kartoffel, den Mais und Tabak erhalten,
von Tieren aber nur Truthühner; dagegen sind Pferde, unsere Haus-
rinder und Schafe dort erst eingeführt worden.
cl. Die Ureinwohner Nordamerikas, Indianer genannt, haben eine rötliche, der des
Kupfers ähnliche Hautfarbe. Als Columbus Amerika entdeckte (1492), lebten sie von Jagd
und Fischerei. Sie zerfielen in viele Stämme. An der Spitze jedes Stammes stand ein
Häuptling, der sie zum Kriege führte, in welchem sie sich durch große Grausamkeit auszeich-
neten. Mit der Streitaxt (Tomahawk) tötete der Indianer seinen Gegner. Mit dem Messer
zog er ihm die Haut (den Skalp) vom Kopse (skalpieren), die er dann am Gürtel befestigte.
Die Gefangenen wurden oft am Marterpfahl zu Tode gepeinigt. Um solche Qualen er-
tragen zu können, wurde der Indianer von Jugend auf abgehärtet und mußte sich den
schmerzvollsten Übungen unterwerfen. Beim Friedensschluß wurde der Tomahawk begraben,
und die Friedenspfeife ging in der Versammlung von Mund zu Mund. Mit der Roheit
verband sich bei den Männern ein starker Hang zur Bequemlichkeit und Ruhe. Die
Weiber dagegen keuchten unter der schweren Arbeit. Die Indianer ritzen sich verschiedene
Zeichnungen in die Haut ein und bemalen sich mit bunten Farben (tätowieren). Ihre
Wohnungen (Wigwams) sind Zelte, welche die Form eines umgestürzten Trichters haben.
Sie sind mit Tierhäuten bedeckt und zuweilen mit verschiedenen Figuren bemalt. Die
Indianer verehren einen großen Geist, als den Beschützer aller Tapferen und Guten, und
glauben an ein glückliches Leben im Jenseits. Die Zahl der Indianer ist im Abnehmen.
Durch Kriege, Krankheit, Branntwein, Hunger ist ihre Zahl vermindert worden.
8 100. Die Vereinigten Staaten von Amerika oder kurz die
Union, a. Größe und Verfassung. Sie sind fast so groß wie Europa
und bestehen aus 45 Staaten, 1 Bundesdistrikt und 6 Territorien. Ein
Landstrich muß mindestens 60000 männliche Einwohner über 25 Jahre
zählen, um als Staat zu gelten. Jeder Staat besorgt die eigenen Angelegen-
heiten selbständig. Die gemeinsamen Angelegenheiten werden im Kongreß
beraten, in den alle Staaten ihre Vertreter senden. Die Ausführung der
Gesetze erfolgt durch einen Präsidenten, der immer auf vier Jahre gewählt
wird. Washington suösching'tnj ist Bundesstadt; hier versammelt sich
der Kongreß.
l). Einwandrer. In die Vereinigten Staaten gehen die meisten unserer
Answandrer. Sie dringen immer mehr nach W. vor. Voll den 76 Mill.
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
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TM Hauptwörter (200): [T76: [Staat See Nordamerika Stadt Union Mississippi Washington Ohio Gebiet vereinigt], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
Extrahierte Personennamen: Huron Columbus_Amerika
Extrahierte Ortsnamen: Amerika Michigan Nordamerikas Europa Norddeutschland Deutschland Amerika Nordamerikas Amerika Europa Washington
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§ 1. Die alten Deutschen.
1. Das Land, das unsere Vorfahren bewohnten, war zur Zeit Christi
von Wäldern und ausgedehnten Sümpfen bedeckt. Darum war das Klima
rauh und gestattete nur den Anbau von Hafer, Gerste, Spargel, Rüben
und Rettichen. Edlere Obstsorten gediehen nicht unter dem meist bewölkten
Himmel, dagegen gab es prächtige Weideplätze, auf denen sich kräftige
Rinder und Pferde tummelten, auch eine kleine Art Schafe wurde ge-
halten. — Außer den jetzigen Waldtieren, die in großer Anzahl vorhanden
waren, hausten im Urwalde Wölfe, Bären, Auerochsen, Renn- und Elen-
tiere. Ergiebig war die Fischerei.
2. Die Bewohner, von den Nachbarn Germanen genannt, waren
ein überaus kräftiger Menschenschlag. Sie zeigten hohen Wuchs (bis
2'/4 m hoch) und ertrugen leicht Kälte und Hunger, aber nicht Hitze und
Durst. Es zierte sie goldgelbes Lockenhaar, weiße Haut und blaue, trotzig
und feurig blickende Augen. — Ihre Kleidung war einfach. Ein leinenes
Gewand umschloß den Körper; um die Schultern trug man ein Tierfell,
am liebsten vom Auerochsen, Wolfe oder Büren. Die Kopfhaut des Tieres
diente als Kopfbedeckung, und so boten unsere Vorfahren einen schrecken-
erregenden Anblick. — Die Nahrung bestand aus Wild, Fischen, Obst,
Gemüse, Milch und Met, den man aus Gerste und Honig bereitete. Salz
gewann man an vielen Orten. Beim Gastmahl liebten die alten Deutschen
guten Trunk und den Gesang von Liedern, in denen sie ihre Götter und
die Heldentaten ihrer Vorfahren feierten. — Am klaren Quell, umschattet
von Riesenbäumen, stand die Hütte; in ihrer Nähe befand sich das
Fruchtfeld. Die Häuser standen einzeln, selten waren sie zu Dörfern oder
Städten zusammengeschlossen. Sie waren zusammengefügt aus Baum-
stämmen, mit Rasen und Lehm verklebt und von außen bunt bemalt.
Kunstlos war der Hausrat, bestehend aus rohen Bänken und Tischen.
Ein weiches Bärenfell in der Ecke diente als Lager. — Den Männern
war die liebste Beschäftigung Jagd und Krieg oder Waffenübung. Den
Acker bestellten Weiber und Sklaven. Stattliche Herden waren des Deutschen
Stolz. In der Hütte spannen und webten die Frauen, während die Männer
auf der Bärenhaut lagen und den Becher kreisen ließen, wobei oft ernste
Angelegenheiten beraten wurden, aber auch nicht selten dem Würfelspiel
gefrönt wurde, bei dem manchmal Haus und Hof. ja selbst die Freiheit
als Einsatz galt. Aber auch durch manche Tugend zeichnete sich der
Deutsche aus. Bei ihm galt: „Ein Wort, ein Mann." Treu- und Wort-
bruch war ihm unbekannt. Gastfreundlich wurde der Fremde aufgenommen.
Besonders heilig war dem Deutschen die Ehe. Sein Weib war ihm treue
Gehilsin, die Freud' und Leid mit ihm teilte. Die Freiheit zu verteidigen,
opferte der Deutsche alles, selbst sein Leben; darum genoß auch nur der
tapfere Mann Ehre und Ansehen. Feigheit oder gar Verrat waren todes-
würdige Verbrechen.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau]]
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§ 3. Freiheitskämpfe der Deutschen gegen die Römer.
5
einem Heere zuerst gegen die Teutonen, gewöhnte seine Krieger in kleinen
Gefechten an das furchtbare Aussehen der Feinde, griff diese dann in der
Nähe der Rhonemündung an, schlug sie vollständig und nahm ihren Führer,
Teutobod, gefangen. — Inzwischen waren die Cimbern über die Alpen
herniedergestiegen. Marius stellte sich ihnen bei Vercellü entgegen. Von
dem Untergange ihrer Stammverwandten hatten sie keine Kunde. An
einem überaus heißen Tage kam es zur Schlacht; die wetterharten Deutschen
ermatteten vor Hitze und Durst gar bald im Kanipfe und mußten weichen,
obgleich sie sich mit Ketten aneinander gebunden hatten. Die Fliehenden
aber wurden von den Weibern, die auf der Wagenburg saßen, wieder in
den Feind getrieben. Als die Weiber den Untergang ihrer Männer vor
Augen sahen, töteten sie zuerst ihre Kinder und dann sich selbst.
§ 3. Freiheitskärnpfe der Deutschen gegen die Römer.
1. Die Römer hatten etwa ein halbes Jahrhundert nach der Ver-
nichtung der Cimbern ganz Frankreich (Gallien) unter ihrem Feldherrn
Julius Cäsar erobert. Auch das südliche Deutschland bis zur Donau
war ihnen zur Beute geworden. Drusus, ein Stiefsohn des Kaisers
Augustus, befestigte die Rheingrenze durch Erbauung vieler Burgen und
Festungen, aus denen später Städte hervorwuchsen, z. B. Basel, Straßburg,
Mainz, Köln u. a. Sodann unternahm er Züge in das unwirtliche Innere.
Auf seinem letzten Zuge kam er bis zur Elbe. Hier aber trat ihm ein Weib
von ungewöhnlicher Größe entgegen, das ihm drohend zurief: „Wohin?
Unersättlicher Drusus! Es ist dir nicht vergönnt, alle diese Länder zu
schauen. Kehre um, du stehst am Ende deines Lebens!" Erschreckt durch
diese Erscheinung, wohl auch den rauhen Winter scheuend, kehrte er um,
brach unterwegs den Schenkel und starb. (Simrock: Drusus' Tod.) Andere
Statthalter kamen an den Rhein.
2. Immer größer wurde der Einfluß der Römer. Römische Kauf-
leute durchzogen Deutschland und tauschten gegen Kleiderstoffe, Schmuck-
sachen und Wein Vieh, Pelzwerk und Bernstein ein. Germanische Jüng-
linge wurden gern ins römische Heer aufgenommen. Hier lernten sie
römische Kriegskunst kennen, erwarben reichen Ruhm und kehrten mit Beute
beladen zurück. Es fehlte leider auch nicht an solchen, die die einfachen
Sitten ihrer Heimat verachten lernten. Aber die Mehrzahl blieb der
deutschen Art treu und sah voll Schmerz, wie ihr urkräftiges Volk von
den verweichlichten Römern geknechtet wurde. Dies geschah besonders durch
den Statthalter Barns. Mit der größten Rücksichtslosigkeit legte er den
Deutschen neue und schwere Steuern auf. Er hob die alten Schiedsgerichte
auf und setzte römische Richter ein. So mußten sich die Deutschen richten
lassen nach Gesetzen, die sie nicht kannten, und noch dazu in einer fremden
Sprache, mußten sich von Richtern verurteilen lassen, die sie verachteten
und haßten, als ungerecht und bestechlich. So sahen sie ihre Freiheit, ihr
höchstes Gut, vernichtet; Ingrimm erfüllte ihre Brust.
3. Besonders erbittert über die Bedrückung seines Volkes war Armin
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T56: [Römer Rhein Varus deutsche Armin Jahr Hermann Land Deutschland Tiberius], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat]]
Extrahierte Personennamen: Marius Marius Julius_Cäsar Cäsar Drusus Augustus Simrock Barns
Extrahierte Ortsnamen: Wagenburg Frankreich Gallien Deutschland Donau Basel Straßburg Mainz Rhein Deutschland
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§ 29. Friedrich Wilhelm I.
57
Trüge Leute hat er wohl selbst mit dem Stocke zur Arbeit getrieben. —
Bauern und Arbeiter wurden damals von den Gutsherren und Beamten
oft schlecht behandelt (§ 28, 5). Da verbot der König das Schlagen
derselben. Wer dieses Gebot übertrat, sollte eingesperrt und bei Wieder-
holung des Unrechts sogar gehängt werden. — Er verordnete, daß die
Bauern wöchentlich höchstens drei Tage Hosedienste tun sollten, damir
sie ihre eigenen Wirtschaften besorgen und Freude an denselben haben
könnten. — Manche Beamte mißbrauchten das Recht, nach welchem sie von
den Bauern bei Dienstreisen Vorspanndienste fordern durften. Da schrieb
der König: „Ich will nicht, daß die Herren Beamten mit den Pferden
meiner Bauern spazieren fahren!" — Auch den Schulzwang führte er
ein und gründete viele Volksschulen, in Ostpreußen allein über 1000. Oft
hat er selbst solche Schulen besucht. — Den Handwerksmeistern befahl er,
die Lehrjungen in guter Zucht zu halten und zu keiner Hausarbeit zu
verwenden, damit sie ihr Handwerk gründlich erlernen könnten. So nahm
sich der König besonders der armen und bedrängten Untertanen an.
b. Friedrich Wilhelms Bedeutung liegt ferner in der Art, wie er die
Verwaltung regelte und die Staatseinnahmen vergrößerte. Er setzte
als oberste Behörde das Generaldirektorium ein, in welchem er selbst
den Vorsitz führte und die Entscheidungen traf. In allen Verwaltungszweigen
führte er die größte Sparsamkeit ein. Dabei hielt er bei seinen Beamten
auf Ordnung und Pünktlichkeit, sorgte dafür, daß immer einer den andern
beaufsichtigte und schuf so einen Beamtenstand, der noch heute eine Säule
des Staates ausmacht. Er überzeugte sich selbst auf seinen jährlichen Be-
sichtigungsreisen davon, wie seine Befehle ausgeführt wurden. Und
wehe dann dem Beamten, den er unpünktlich oder gar unehrlich fand!
Ob er Torschreiber, Domänenrat oder Minister war, er wurde aufs nach-
drücklichste bestraft. — Durch die Hebung des Nährstandes und durch die
Gewöhnung des Volkes an Ordnung, Arbeit und an eine einfache Lebens-
weise gelangte dasselbe bald zu ansehnlichem Wohlstände und konnte
leicht die nicht unbedeutenden Staatslasten tragen. Die große Sparsam-
keit des Königs in seinem Hofhält und in der ganzen Verwaltung füllte
bald die Staatskasse, so daß er einen Schatz von 26 Millionen Mark
hinterließ.
o. Dem Heerwesen widmete er die größte Sorgfalt. Er vermehrte
das Heer von 40000 aus 84000 Mann. Es bestand teils aus Landeskindern,
teils aus angeworbenen fremden Leuten. Bei der Aushebung derselben
scheuten der König und seine Offiziere selbst vor grober Gewalttätigkeit
nicht zurück. Auch war die Behandlung der Soldaten oft eine sehr grau-
same. Die härteste Strafe war das Spießrutenlaufen. Aber in dem Heere
waltete auch eine Ordnung, die es zum „Wunderwerke der Welt" machte.
Des Königs treuer Gehilfe bei der Ausbildung der Soldaten war der „alte
Dessauer", der den eisernen Ladestock, den Gleichschritt und das gleich-
mäßige Schnellfeuer einführte. — Besonders liebte der König lange Sol-
daten, und sein Leibregiment in Potsdam war eine wahre Riesengarde.
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn]]
TM Hauptwörter (200): [T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Wilhelm_I. Friedrich_Wilhelms Friedrich Wilhelms
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30. Friedrich Ii., der Große.
65
er trocken. Etwa dreihundert neue blühende Dörfer gründete er in
jenen früher verödeten Gegenden und konnte voll Freude ausrufen: „Da
habe ich mitten im Frieden eine ganze Provinz gewonnen." Nach, feinem
Ausspruche sollte keine Handbreit Boden im Lande unbenutzt bleiben. —
Er empfahl den Anbau neuer Futterkräuter, so den des Klees und der
Lupine, vor allem führte er den Anbau der Kartoffel ein, da wo man
sich sträubte, mit Gewalt. Auch der Viehzucht wandte er seine Aufmerksam-
keit zu. Er führte das spanische Edelschaf ein und kaufte viele tausend
Stück Rindvieh, die er an arme, aber fleißige Landwirte verschenkte. Auch
empfahl er die Fisch- und Bienenzucht. — Seine Domänen machte er zu
Musterwirtschaften. Durch sie wurde ein besseres Wirtschaftsversahren
im ganzen Lande bekannt, z. B. der Fruchtwechsel und die Stallfütteruug.
— Eifrige Förderung erfuhr die Forstwirtschaft durch den König. —
Auch er schützte die Bauern vor schlechter Behandlung durch Gutsherren
und Beamte und gründete viele Landschulen.
4. Den Adel, der im Siebenjährigen Kriege außerordentliche Opfer
an Gut und Blut gebracht hatte, und der darum sehr verschuldet war,
unterstützte er, indem er die Landschaftsverbände gründete, die dem hilfs-
bedürftigen Rittergutsbesitzer für geringe Zinsen Kapitale liehen. Die
Offizier- und höheren Beamtenstellen gab er gern an Adelige.
5. Dem Bürgerstande half er auf durch Einführung neuer Er-
werbszweige, wie der Porzellanfabrikation, der Spitzenklöppelei u. a., und
durch Hebung der Leinen-, Seiden-, Sammet- und Baumwollenindustrie.
Tüchtige und tatkräftige Bürger unterstützte er bei der Anlage neuer Werk-
stätten und Fabriken mit Geld. Der König legte auch selbst Fabriken an,
die er später an die Leiter derselben, die sich bewährt hatten, verschenkte.
Auch zog er Einwanderer in die Städte, die Gewerbszweige trieben, die in
seinem Lande noch fehlten. Das Hüttenwesen nahm namentlich in Schlesien
durch den Grafen von Reden einen hohen Aufschwung. Zur Belebung
des Handels gründete er die Königliche Bank, die für billige Zinsen dem
Kaufmann Geld darlieh. Unter Friedrichs Regierung wurde allgemein viel
getan zur Hebung des Flußverkehrs durch den Bau von Kanälen
(Bromberger, Plauescher, Finow- und Johannisburger Kanal) und Strom-
regulierungen. Gern gab er Geld her zum Aufbau von Häusern; er sprach:
„Ich habe kein größeres Vergnügen, als wenn ich einem armen Manne
kann ein Haus bauen lassen." Aufs eifrigste betrieb er die Verbesserung
der Feuerlöschordnung in Stadt und Land. — Alle diese Arbeiten kosteten
viel Geld; das entnahm er aber nicht der Staatskasse, sondern seinen
eigenen Einnahmen, da er von der Summe, die er sich zu seinem Privat-
gebrauch ausgesetzt hatte, nur etwa ein Sechstel selbst verbrauchte. So sorgte
der König unausgesetzt für das Große und für das Kleine, um vor allem
die Lage der niederen Stände zu verbessern.
6. Auch der Rechtspflege wandte Friedrich die größte Aufmerksamkeit
zu. Bald nach seinem Regierungsantritte schaffte er die Folter ab. Er er-
strebte ein schnelles und gerechtes Gerichtsverfahren, beugte sich selber unter
F. Hirts Nealicnbuch. Nr. 20. 5
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ii Friedrich Friedrichs Friedrichs Friedrich Friedrich
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
§ 32. Friedrich Wilhelm Iii.
7!
zwar tapfer, gerieten aber bald in Verwirrung. Die kriegsgeübten Frau-
zosen errangen den Sieg. Auch das Hohenlohesche Heer ward an dem-
selben Tage bei Jena geschlagen. Die Fliehenden zerstreuten sich bald
nach allen Richtungen, ohne noch einmal standzuhalten. Schon nach 14 Ta-
gen hielt Napoleon seinen Einzug in Berlin. Die preußische Königsfamilie
aber befand sich auf der Flucht nach dem fernen Königsberg. — Noch
schlimmer als die Niederlagen selbst waren deren Folgen. In unwürdigem
Kleinmute übergaben unfähige Befehlshaber die stärksten Festungen, so
Magdeburg, Stettin u. a. Blücher aber schlug sich mit 20000 Mann nach
Lübeck durch und ergab sich erst, als er weder Pulver noch Brot mehr
hatte. Auch an anderen Stellen ward die altpreußische Waffenehre gerettet.
So widerstand Kolberg unter Gneisenau, Schill und dein alten Nettel-
beck der französischen Belagerung. Auch Graudenz blieb dem König er-
halten durch Cour bière (Kurbiähr). Ihn forderten die Franzosen zur Über-
gabe der Festung auf, indem sie sagten: „Es gibt keinen König von Preußen
mehr." Er antwortete ihnen: „Gut, so gibt es doch noch einen König vongrau-
denz!" Die Festungen Pillau, Kosel und Glatz vermochten die Franzosen auch
nicht zu überwinden. — Die Reste der preußischen Armee vereinigten sich hinter
der Weichsel mit einem russischen Heere. Bei Eylau (südlich von Königsberg)
kam es zu einer neuen Schlacht im Februar 1897, die sowohl den Ver-
bündeten als den Franzosen ungeheure Opfer kostete und unentschieden
blieb. Aber im Juni siegte Napoleon in der Schlacht bei Friedland a. d.
Alle nach 19 ständigem Kampfe so entscheidend, daß sich die Preußen bis nach
Tilsit und Memel zurückziehen mußten. Hierher war schon früher die Königin
Luise mit ihren Kindern geflohen. Sorge und Anstrengungen hatten sie
aufs Krankenlager geworfen, und bei heftigem Schneetreiben und großer
Kälte mußte die so schwer Heimgesuchte ihre Reise vollführen. Sie sagte:
„Ich will lieber in Gottes Hand fallen als in die Hände dieser Menschen."
— Der Kaiser Alexander von Rußland schloß nun in Tilsit mit Na-
poleon Frieden, und Friedrich Wilhelm Iii. mußte in harte Bedingungen
willigen. Er verlor fast alle ehemals polnischen Landesteile und alles Land
westwärts der Elbe, mußte 120 Millionen Mark Kriegskosten zahlen, die
Festungen ausliefern, alle Handelsverbindungen mit England abbrechen
(Kontinentalsperre) und durfte nur 42 000 Mann Soldaten halten. Ver-
geblich waren die Bemühungen der Königin Luise, mildere Bedingungen zu
erlangen. Napoleon konnte sich zwar ihrer hoheitvollen Schönheit und Würde
nicht verschließen, doch behandelte er sie bei der Zusammenkunft verletzend
und anmaßend. — Preußen war von seiner Großmachtstellung herabgedrängt.
5. Preußens Wiedergeburt. In dieser Zeit der größten Not zeigte
sich König Friedrich Wilhelm Iii. als ein wahrhaft großer Mann, und
seine edle Gemahlin Luise stand ihm anspornend und ratend zur Seite.
An die Spitze der ganzen Staatsverwaltung ward der Freiherr vom
Stein berufen, ein durch und durch deutscher Mann, ohne alle Menschen-
furcht. Durch ihn ließ der König die größte Sparsamkeit in der Staats-
verwaltung einführen und viele königliche Domänen verkaufen. Der Hof-
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Napoleon Glatz Napoleon Alexander_von_Rußland Alexander Friedrich_Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm Napoleon Friedrich_Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Jena Berlin Königsberg Magdeburg Stettin Kolberg Nettel- Pillau Königsberg Friedland Tilsit Gottes Tilsit England
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
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Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
Wirbeltiere: A. Säugetiere.
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Vorderasien lsimsons Füchse). Der Wolf gleicht in der Gestalt unserem Schäferhunde;
er unterscheidet sich von demselben aber durch den kräftigen Hals und den buschigen, herab-
hängenden Schwanz. In Deutschland ist er ausgerottet, aber in Polen und Rußland
kommt er noch häufig vor, jagt dort in Rud.eln von 10—30 Stück und greift, vom Hunger
geplagt, Tiere und Menschen an. Die feigen Hyänen nähren sich von Aas; sie wurden
früher für sehr blutgierig gehalten. Die gestreifte lebt in Nordafrika, die größere,
gefleckte in Südafrika.
§ 10. Die Katze ist als Haustier fast über die ganze Erde verbreitet
und zeigt besonders in der Farbe die größte Verschiedenheit, während die
Größe nicht so verschieden ist. — Der schlanke, geschmeidige Körper ist
vorzüglich znm Mäusefangen eingerichtet: die Pfoten sind mit scharfen
Krallen versehen; diese können beim Auftreten durch eine Sehne zurück-
geschlagen werden; sie bleiben deshalb stets scharf. Die Katze tritt nur
mit den weichen, behaarten Ballen der Fußsohlen auf, daher ist ihr
Gang geräuschlos. Sie kann sehr gut klettern und springen und fällt
stets auf die Beine.
Der Kopf der Katze ist rund, die Ohren sind klein. Die starken Schnurr-
haare dienen zum Zielen. Die graugrünen Angen haben einen Sehspalt,
der sich im Dunkeln sehr erweitert; daher können die Katzen auch bei
schwacher Dämmerung noch gut sehen und ihre Beute erkennen, die sie
im Sprunge erhaschen. Auch das Gehör ist vorzüglich. Wenig aus-
gebildet scheint der Geruch zu sein; auf starkriechenden Pflanzen, z. B.
Baldrian und Katzengamander, wälzen sie sich wie unsinnig umher.
Durch die Vertilgung der Ratten und Mäuse gewährt die Katze dem
Menschen großen Nutzen; doch besitzt sie auch eine Menge unangenehmer
Eigenschaften. Sie nascht gern, und ihre Falschheit ist sprichwörtlich
geworden. Der Schaden, den sie durch Wegfangen brütender und im
Neste befindlicher Singvögel verursacht, ist bedeutend. — Die Katze zeigt
größere Anhänglichkeit an das Haus als an die Menschen. Sie liegt
nn Winter gern am warmen Ofen und läßt dabei ein behagliches
Schnurren hören, das durch die Stimmbänder im Kehlkopfe hervorgebracht
wird. Streicht man ihre Haare im Dunkeln gegen den Strich, so springen
elektrische Funken heraus.
Besonders geschätzt wird die Angorakatze, mit langen weißen, seidenweichen Haaren.
Die auch in Deutschland vereinzelt vorkommende Wildkatze, von grauer Farbe, ist
größer als die zahme Katze. Der Schwanz ist kürzer und überall gleich stark.
§ 11. Der Löwe jfig. 7) wird wegen seiner Stärke und seines majestätischen Aus-
sehens der König der Tiere genannt. Er bewohnt Afrika und Westasien. Sein lang-
gestreckter Körper erreicht bei einer Schulterhöhe von 1 m eine Länge von fast Iv2 m.
Seine Färbung, gelb mit etwas schwarz gemischt (Wüsten- oder Sandfarbe), paßt ganz
zu seiner Umgebung. Der rundliche Kopf mit der etwas abgeplatteten Stirn und den
großen, scharfen Augen besitzt ein kluges Aussehen. Die Zunge ist so scharf, daß durch
bloßes Lecken die Haut vom Fleische getrennt werden kann. Die lange Mähne, die Hals,
Schultern und Brust des männlichen Löwen ziert, gibt ihm ein kühnes Aussehen und
dient jedenfalls zum Schutze im Kampfe mit andern Raubtieren. Die kurzen, äußerst
kräftigen Beine befähigen ihn zu weitem Sprunge; mit einem Schlage seiner Tatzen
kann er ein Rind zu Boden strecken. Der lange Schwanz endigt in einem Haarbüschel,
in dessen Mitte sich eine stachelige Hornspitze befindet. Die Löwin ist bedeutend kleiner
als der Löwe, auch besitzt sie keine Mähne.
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
Wirbeltiere: A. Säugetiere.
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§ 12. Der Baum- oder Edelmarder besitzt einen schlanken, schmieg-
samen Körper, der etwa V2 m lang ist. Der geschätzte Pelz hat braune
Grundwolle und kastanienbraunes Grannenhaar. Die Kehle ist gelb.
Im Winter ist die Färbung dunkler als im Sommer. Die funkelnden
Augen verraten seine Blutgier und Mordlust. An der Oberlippe stehen
mehrere Reihen Schnurrhaare. Die kräftigen Beine haben an den Füßen
fünf mit starken Krallen versehene Zehen; daher kann er vorzüglich klettern.
Seine Wohnung legt er in Eichhornnestern und hohlen Bäumen an.
Der Marder lebt im mittleren und nördlichen Europa und hält sich
in den Wäldern auf. Am Tage liegt er zusammeugekauert an einer ge-
schützten Stelle; er beobachtet dabei aber doch recht genau seine Um-
gebung. Am Abend beginnt er seine Jagd und wird zum Schrecken aller
kleinen Säugetiere und Vögel. Weder das wachsame Birkhuhn noch das
schnelle Eichhörnchen sind vor ihm sicher. Letzteres jagt er von einem
Baume zum andern, bis es ermüdet ihm zur Beute fällt. Fische und
Frösche verschmäht er nicht, auch frißt er Obst und Beeren. Er ist sehr
vorsichtig, und daher geht er nur selten in aufgestellte Fallen oder Fang-
eisen. Junge Marder lassen sich zähmen.
Der Steinmarder, etwas kleiner als der Baummarder, mit weißer Kehle, lebt mehr
in der Nähe bewohnter Orte. Er dringt in die Ställe, würgt das Geflügel darin und
saugt ihm das Blut aus. Der braungelbe Iltis frißt Geflügel und Eier, aber säubert
auch die Ställe von den lästigen Mäusen. Ein sehr geschätztes Pelzwerk, kastanienbraun
mit dunklem Rücken, liefert der jetzt nur noch in den Felsengebirgen Kamtschatkas lebende
Zobel. Er wird in Schlingen oder Fallen gefangen, damit sein kostbarer Pelz chis 250 M.)
nicht beschädigt werde. Die kleinen Wiesel verfolgen Mäuse und Ratten in ihre Erd-
löcher, sie müssen in Scheunen und Ställen geschont werden. Das große Wiesel oder
Hermelin, im Sommer braun, im Winter weiß mit schwarzer Schwanzspitze, im nörd-
lichen Europa, liefert wertvolles Pelzwerk. Der Fischotter schwimmt gut, verzehrt viele
Fische und wird dadurch der Fischerei sehr nachteilig; er liefert geschätztes Pelzwerk. Der
scheue, mürrische Dachs, Meister Grimbart genannt, lebt in einer Höhle, zu der
mehrere Röhren führen (Dachsbau). Er nährt sich von Beeren, Obst, Trauben, aber
auch von kleinen Säugetieren und Vögeln. Sein Fleisch und Fell werden benutzt.
Den Mardern ähnlich, aber hochbeiniger ist der Ichneumon in Ägypten, von der
Größe einer Katze; er vertilgt die Eier der Krokodile und wurde daher von den alten
Ägyptern göttlich verehrt. Er stellt aber auch dem Geflügel nach und wird deshalb verfolgt.
Die Zibetkatze sondert aus Drüsen in der Aftergegend den starkriechenden Zibet ab.
§ 13. Der braune Bär (Fig. 8), vom Volke Petz oder Meister
Braun genannt, ist eines der größten Raubtiere. Er besitzt eine Schulter-
höhe von fast 1 in und eine Länge von iy2 m und darüber. Der
plumpe Körper ist bis auf die spitze Schnauze und die Sohle mit braunen,
zottigen Haaren bedeckt, die oft ins Gelbliche oder Graue spielen; daher
kann er sowohl im hohen Norden als auch auf hohen Gebirgen leben.
Die Beine sind kurz, aber stark, damit kann der Bär ziemlich schnell und
andauernd laufen. Die breiten Füße berühren beim Gehen mit der ganzen
Sohle den Boden. (Sohlengänger.) An den Zehen befinden sich
lange Krallen, die ihm beim Erklettern der Bäume und Felsen gute
Dienste leisten. Der Schwanz ist kurz und fast gar nicht zu sehen.
Früher kam der Bär in ganz Europa vor, jetzt lebt er nur noch in