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1. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 48

1864 - Breslau : Leuckart
48 Geschichte. die ersten Keime seiner Bildung und des bessern Landbaues. Mit unerschütterlichem Muthe drangen Mönche in Deutschlands Wälder, unter zahllosen Mühen, Gefahren und Drangsalen stürzten sie den heidnischen Aberglauben, kämpften gegen rohe und grausame Gebräuche und gewöhnten das Volk an menschliches Recht, an das göttliche Gesetz. Nach Konstantin des Großen Tode kamen wieder schwache und schlechte Kaiser auf den Thron; Noth, Verwirrung und Bedrängnisse nahmen daher von neuem überhand. Da trat zu Ende des vierten Jahrhunderts ein kräftiger Kaiser auf, Theodosius der Große, der für einige Zeit Ruhe und Ordnung schaffte. Er hatte zwei Söhne, und da er wohl einsah, daß das ganze Reich zu regieren für einen zu schwer sein möchte, so theilte er es in zwei große Theile und gab dem einen die östliche, dem andern die westliche Hälfte. Es entstanden also zu Ende des vierten Jahrhunderts zwei Kaiser- thümer, das morgenländische oder griechische mit der Hauptstadt Konstantinopel, und das abendländische oder römische mit der Hauptstadt Rom. Die Grenze, welche sie schied, ging nördlich von dem adriatischen Meere durch das heutige Ungarn. Diese Trennung brachte in der Folge große Nachtheile. Die Herrscher beider Reiche wurden bald uneins; sie traten feind- lich gegen einander auf, statt sich zu vereinigen und den andringen- den deutschen Völkern gemeinschaftlich zu widerstehen. Daher ging auch das eine dieser Reiche, das abendländische, bald unter, das andere erhielt sich aber 1000 Jahre länger. . Vj Große Völkerwanderung. Die Hunnen. Attila. -'/4' Zu Ansang des fünften Jahrhunderts entstand im mittlern und östlichen Europa eine gewaltige Gährung. Ganze Völker verließen ihre Wohnsitze und drängten sich auf ihre südlichen oder westlichen Nachbarn; diese trieben wieder die anwohnenden weiter. Die so bedeutenden Züge und Wanderungen wurden von den Hunnen, einem Volke aus der heutigen Mongolei, veranlaßt. Sie wälzten sich in Schaaren zu Hunderttausenden über die Wolga nach Europa, gleich einer ungeheuren Fluth, und vertrieben die dort wohnenden Gothen, welche deutschen Stammes waren. Ein alter Geschichtsschreiber schildert die Hunnen als ein Reiter- volk von fürchterlicher Wildheit und grimmigem Ansehen. „ Sie zerschneiden sich," sagt er, „in der Kindheit mit vielen Rissen Kinn und Wangen, um das Wachsen der Haare zu verhindern. Sie sind klein und dick, mit einem fleischigen Halse, breiten Schultern, einem übermäßig großen Kopfe und breitem Gesichte,

2. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 50

1864 - Breslau : Leuckart
50 Geschichte. Hoffnung und überzog Italien. Unter den fürchterlichsten Ver- wüstungen näherte er sich schon der Hauptstadt. Da nahm der Papst Leo den Bischofstab in seine Hand, ging an der Spitze der Vornehmsten in das hunnische Lager, brachte dem Attila reiche Geschenke und mahnte ihn ab, nach Rom zu kommen. Die ehrwürdige Gestalt des Greises mit silberweißem Barte und die eindringliche Rede wirkte auf den wilden Krieger. Er ließ sich besänftigen und kehrte zurück. Bald nachher starb er plötzlich in Ungarn. Die Hunnen legten ihn in einen goldenen Sarg, diesen in einen silbernen und beide in einen eisernen. Dann wurde er unter kriegerischen Gesängen beerdiget. Diejenigen aber, welche das Grab gemacht hatten, brachte man um, damit Niemand verrathe, wo der große Hunnenkönig ruhe. Das westliche Kaiserthum bestand fast nur aus Jtaliön. Da kam Romulus Augustus, noch ein Knabe, zur Regierung. Odoaker, ein Anführer deutscher Soldaten in römischen Dien- sten, empörte sich gegen den Schattenkaiser und setzte ihn im Jahre 476 ab. Er selbst nannte sich König von Italien. Mit einem Romulus begann und hörte also auch das römische Reich auf. - ■■■ f Imuhamed. Die Araber sind ein uraltes Voll, das in der heiligen Schrift oft genannt wird. Sie bewohnen eine große Halbinsel, welche weite Sandwüsten, öde Felsengebirge und nur wenige ganz fruchtbare Landschaften enthält. Die Einwohner sind bei ihrer Armuth gastfrei und gutmüthig. Ihr Körper ist stark und geschmeidig, ihr Ansehen offen und heiter, und ausgezeichnet die Lebhaftigkeit ihres Geistes. Unter diesem Volke ward, 570. Muhamed in der Stadt Mekka geboren. Er verlor noch als Kind seine Eltern. Da nahm ihn ein Oheim zu sich, der ihn für den Kaufmannsstand bestimmte und mit seinen Karavanen nach der Gegend des Euphrats, nach Syrien und Palästina sandte. — Muhamed war ein schöner Mann, von kraftvoller Gesundheit und würdevollem Blick, er besaß eine einschmeichelnde Beredsamkeit, hohe Klugheit und kühnen Muth: lauter Eigenschaften, durch die er sich leicht die Zuneigung der Menschen gewann. Nachdem er noch einige große Reisen gemacht und dabei die Religion und Sitten der Menschen genau beobachtet hatte, gab er die Handlung auf und zog sich in die Einsamkeit zurück. Ganze Tage brachte er in düstern Höhlen und schauerlichen Felsklüften zu. Sein geheimnißvolles Wesen erfüllte die Seinigen mit wunderbaren Ahnungen. Dort in stiller Einsamkeit grübelte er über Religions- gegenstände. Der Glaube, in dem er erzogen war, Moses und

3. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 55

1864 - Breslau : Leuckart
Das Christenthum in Deutschland. Bonifacius. 55 Die (Sbein (Ebelinge) kämpften wohl auch zu Pferbe (boch hatten sie keine Sättel, die sie als Zeichen der Weichlichkeit verachteten) ; im Augenblicke der Gefahr floh der Fußgänger, an der Mähne des Pferbes sich haltend, aus dem Kampfe; kehrte aber, mit neuem Muthe beseelt, bald zurück. Drohte dem Lande ein Feind, so wurden die freien, wehrhaften Männer aller Gaue zu den Waffen gerufen — das war der Heerbann ober die Landwehr. Im Kampfe standen die einzelnen Gemeinden und Familien neben einander, die Beute wurde unter alle gleich vertheilt, das beste Stück war der Preis des Tapfersten, des Anführers, der im Frieden wieder in die Reihe der übrigen zurücktrat, ohne einen Vorzug zu genießen. Dem Zuge der Kämpfer folgten die Weiber auf unzähligen Karren, die zugleich zur Deckung des Lagers, das sie kreisförmig umgaben, dienten. Vor dem Angriffe ertönten kriegerische Instrumente, Hörner von Auerochsen; die Schilde wurden schrecklich dröhnend aneinander geschlagen, und mit einem fürchterkchen Kriegsgeschrei begann der Angriff. Von der Wagen- burg herab vernahm der Krieger der Kinder Geschrei, der Weiber erweckenden Zuruf. — Arme kriegerische Jünglinge schloffen sich an vornehmere, oder an den Vorsteher des Gaues, folgten ihm in allen Zügen und waren ihm auf Leben und Tod verbunden. Des Anführers Gefangennehmung oder Tod zu überleben, war ein ewiger Schimpf. Der Anführer sorgte für Waffen und Lebensunterhalt seines Gefolges, das einem stehenden Heere vergleichbar war. Krieg mußte ihm daher stets erwünscht sein, um von der gemachten Beute den Unterhalt des Gefolges bestreiten zu können. Waltete in der Heimath Friede, so suchten sie draußen Kampf und Beute, ja sie dienten wohl gar fremden Nationen, wie den Römern zu Augustus Zeiten. Als der römische Staat immer mehr zerfiel, das Volk immer kraftloser ward, nahmen die Kaiser ganze deutsche Völkerschaften in Sold, und diese setzten sich dann im römischen Gebiete fest, und es entstanden so überall deutsche Reiche, wie das ostgothische in Ungarn. Die Sueven wohnten in Portugal, in Spanien und im südlichen Frankreich die Westgothen. Um die Rhone bis in die Schweiz saßen die Burgunder, am Niederrhein die Franken, an der Elbe zwischen Ost- und Nordsee die Sachsen, mit denen die Friesen an der Nordseeküste in Verbindung standen. Mitten in Deutschland, am Main und an der Saale, wohnten die Thüringer, in Süddeutschland am Schwarzwalde die Allemannen, ein mächtiger Bund verschiedener Stämme; unterhalb der Donau bis an die Ems die Boher oder Bayern, durch den Lech von den Allemannen getrennt. Italien hielt Odoaker mit Herulern und Rugiern (früher in Pommern) besetzt; nach Britannien waren

4. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 57

1864 - Breslau : Leuckart
Das Christenthum in Deutschland. Bonifacius. 57 Seidenzucht in Europa ein. Doch fanden die großen Männer selten den Lohn für ihre Verdienste; wie Belisar, so wurde der siegreiche Narses von den neidischen Großen beim Kaiser ange- schwärzt und unter bitteren Kränkungen von seinem Posten in Italien abberufen. Er ging nicht nach Konstantinopel, sondern nach Neapel, sandte Boten an die in Ungarn hausenden Longo- barden und ließ ihnen sagen: sie möchten das armselige Panno- nien verlassen und von dem gesegneten Italien Besitz nehmen. Alboin, König der Longobardcn, brach mit seinem ganzen Volke und 20,000 Sachsen auf, bereitete überall Furcht und Schrecken wie ein zweiter Attila und gründete ein neues Reich, noch heut die Lombardei genannt. Das war die letzte Bewegung der großen Völkerwanderung. Unter'allen den Reichen, die auf den Trümmern des römischen gegründet wurden, hatte nur das fränkische Dauer. Im Jahre482 stand unter den Franken ein König auf, Chlodwigs aus der Königsfamilie der Merowinger. Er war ein kriegslustiger, herrschsüchtiger Mann, dessen ganzer Sinn nur aus Erweiterung seiner Herrschaft gerichtet war. Mit den übrigen Fürsten der fränkischen Stämme schloß er Bündnisse zur Vernichtung der feindlichen Völker; hatte er seinen Zweck erreicht, so entzweite er seine Helfer (die seine Verwandten waren), fiel sie einzeln an, besiegte einen nach dem andern und vereinigte ihre Länder mit den seinigen. Auch vertrieb er die letzten Römer aus Gallien und bezwang die Burgunder und Thüringer. Er vermählte sich mit Klotilde, einer Nichte des burgundischen Königs, die in der christlichen Religion erzogen war und ihren ganzen Einfluß aufbot, ihren Gemahl zum Christen zu machen. Aber sein wildes Gemüth widerstrebte der milden Lehre; doch als er gegen die Allemannen zog und bei Zülpich lange nicht zum Siege gelangen konnte; als gar seine Schaaren wankten und sich zur Flucht anschickten: da gedachte er dessen, was ihm Kloiilde vom mächtigen Christen- gotte erzählt hatte, und inbrünstig streckte er seine Hände zum Himmel aus und betete: „Hilfmir, Jesus Christus! denn meine Götter verlassen mich. Wenn du mir beistehst in dieser Noth, so will ich an dich glauben." Und wie durch einen Zauber ordneten sich die Reihen seiner Krieger und errangen mit der alten Tapferkeit den Sieg. Chlodwig erfüllte nun auch sein Gelübde: am nächsten Weihnachtsfeste ließ er sich feierlich zu Rheims mit 3000 Franken taufen. Er vergrößerte sein Reich immer mehr und gab ihm den Namen Frankenreich. Die Deutschen waren nicht so rohe Barbaren wie die Hunnen. Sie zerstörten nicht wie diese von Grund aus alles, was sie bei den unterjochten Völkern vorfanden, sondern eigneten sich an,

5. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 49

1864 - Breslau : Leuckart
49 Große Völkerwanderung. Die Hunnen. Attila. aus welchem kleine Augen wild hervorgucken. Sie tragen leinene Kittel, auch Pelze von Waldmäusen; die Beine wickeln sie in Bocksfelle. Ihre Speisen erfordern kein Feuer, kein Gewürz. Sie leben von Wurzeln, wilden Pflanzen und rohem Fleische, das sie wie einen Sattel auf das Pferd legen, es mürbe reiten und dann verzehren. Häuser, ja Hütten kennen sie nicht. Umher- schweifend im Freien und durch Wälder gewöhnen sie sich von der ersten Kindheit an zur Ertragung der Kälte, des Hungers und des Durstes. Von ihren Pferden sind sie unzertrennlich; sie essen, trinken und schlafen daraus. Auch bei gemeinschaft- lichen Berathungen sitzen sie alle zu Pferde. Ackerbau und Handwerke kennen sie nicht; Religion und Gesetze sind ihnen fremd. Der Krieg ist ihre größte Lust. Die Schlacht beginnen sie mit einem fürchterlichen Geheule. Wie der Blitz fliegen sie herbei, aber in demselben Augenblicke verschwinden sie auch schon wieder, um schnell zurückzukehren; und kaum ist man ihrer gewahr geworden, so erstürmen sie auch schon die Verschauzungen, oder plündern das Lager. Dem Zuge der Männer folgen ihre schmutzigen Weiber oder ungestalteten Kinder auf zahllosen, mit Fellen über- zogenen Wagen. Treue und Glauben sind bei ihnen unbekannte Dinge; wie die unvernünftigen Thiere wissen sie nichts von Recht und Unrecht." Die Hunnen drangen Anfangs bis nach Ungarn vor und blieben dort gegen fünfzig Jahre, ohne sich um andere Völker viel zu bekümmern. Dann erhoben sie sich aufs neue unter ihrem Könige Attila. Von ihm rühmten die Hunnen, daß, wenn er sein Schwert in die Erde stieße, hundert Völker zitterten und Rom und Konstantinopel erbebten. Er war klein von Körper, hatte einen großen Kopf, und seine funkelnden Augen, die er stolz umherwarf, kündigten den Herrscher an. Er selbst war mäßig, sprach wenig und trank aus einem hölzernen Becher; aber seine Gäste speisten von Silber und Gold. Dieser Attila kam mit 700,000 wilden Kriegern nach Deutschland und zog, alles ver- wüstend , nach dem Rheine zu. Er drang in Frankreich ein; mit Feuer und Schwert bahnte er sich den Weg; die blühendsten Städte wurden zerstört. ¿0- In dieser Noth verbanden sich die Römer mit Theodorich, dem.könige der Westgothen, zogen viele deutsche Hilfsvölker an sich und stellten sich bei der Stadt Chalons an der Marne dem Länderstürmer entgegen. Hier fiel nun im Jahre 451 die große Völkerschlacht vor, eine der blutigsten, die je in Europa geliefert wurde. Ueber 160,000 Leichen blieben von beiden Seiten aus dem Platze. Attila wurde zum ersten mal geschlagen und ging nach Ungarn zurück. Im nächsten Jahre aber faßte er neue Rendschmidt's Lesebuch für obere Klassen. 4

6. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 52

1864 - Breslau : Leuckart
52 Geschichte. Der Hauptinhalt von Muhameds Lehre war: Es ist nur ein Gott und Muhamed sein Prophet. Moses und Christus erkannte er zwar als göttliche Gesandten an, doch stellte er sich selbst hoch über beide. Als nothwendige Pflichten gebot er: tägliche Waschungen und Gebet, Fasten zu gewisser Zeit, Almosengeben. „Beten," sagte er, „führt auf halbem Wege zu Gott, Fasten bringt an den Eingang znm Himmel, Almosen eröffnen die Pforte zum Paradiese." Das Buch, welches Muhameds Lehren enthält, heißt Koran; es wird von seinen Anhängern so verehrt, wie bei uns die Bibel. Muhameds Lehre wird auch Islam genannt, d. h. Glaube. Die Nachfolger Muhameds, die Kalifen, setzten die Erobe- rungen der Araber mit unglaublicher Schnelligkeit fort. Während die christliche Religion sich durch die sanfte Gewalt der Wahrheit und Ueberzeugung Eingang verschaffte, wurde die mnhamedauische durch das Schwert ausgebreitet. Ein Heer des griechischen Kai- sers ward geschlagen, und Syrien, Palästina und ganz Aegypten vom Kalifen Omar 638, erobert. Die folgenden Kalifen unter- warfen die ganze Küste von Afrika bis an die Meerenge von Gibraltar und dehnten auf der andern Seite ihr Reich weit nach Asien hin ans, wobei das griechische Kaiserthum immer mehr von seinen Landestheilen verlor. / Das Christenthum in Deutschland. Donifacius. * Von unsern deutschen Vorfahren haben wir hier und da schon einiges gehört, es ziemt sich aber wohl, daß wir sie etwas genauer kennen lernen. Die Römer nannten sie Germanen und zählten dazu alle nördlich der Alpen wohnenden Völker. Zuerst traten sie unter dem Namen Eimbern und Teutonen gegen die Römer auf, etwa hundert Jahre vor Christus. Marius besiegte sie, und man hörte nichts von ihnen bis auf Julius Cäsar, der zwar mehrere Siege über sie erfocht, aber immer ohne bleibenden Erfolg. Nach der Eroberung Galliens, des heutigen Frankreichs, wieder- holten sich die Kriege zwischen Römern und Deutschen; die letz- tern wichen nur der Uebermacht, kehrten aber verstärkt an Zahl und Muth aus ihren Wäldern zurück. Um ihre eigenen Länder gegen die Einfälle der wilden Krieger zu schützen, bauten die Römer am Rheine und an der Donau feste Burgen, aus denen später große, herrliche Städte wurden. Im Innern Deutschlands gingen selbst nach der vollständigen Besiegung der Römer unter Varus keine besonderen Veränderun- gen vor; das Volk zerfiel nach wie vor in verschiedene Stämme,

7. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 56

1864 - Breslau : Leuckart
56 Geschichte. í ¡ Angelsachsen gegangen und Vandalen besetzten die Balearen, Sar- dinien , Korsika und die Nordküste von Afrika. Die im Lünebur- gischen wohnenden Langobarden gingen nach Ungarn. Griechenland mit der Hauptstadt Konstantinopel machte ein eigenes Kaiserreich aus und hatte die Ostgothen zu nördlichen Nachbarn. Die Länder des Nordens kannte man um diese Zeit nur wenig. Das Reich der Ostgothen wurde mächtig durch seinen König Theödorich. Der griechische Kaiser Zeno hatte von den Ost- gothen den Frieden erkauft und den Theodorich als Geisel erhal- ten. Achtzehn Jahre alt, kehrte dieser zu seinem Vater zurück und ward allgemein als König anerkannt. Aus Furcht vor seinem Unternehmungsgeiste rieth ihm der Kaiser, Italien zu erobern. Dies geschah, und Odoaker verlor Land und Leben. Theodorich gab weise Gesetze und wachte über Ordnung und Gerechtigkeit. Handel und Gewerbe blühten wieder auf, ja sogar Schulen wurden wieder eröffnet. Aber nur kurz war dieses Glück. Theodorich starb nach 33 jähriger Regierung ohne Kintwr, und die Streitigkeiten der Großen zerrütteten unter schwachen Königen das Reich und beschleunigten den Untergang desselben. Das griechische Kaiserreich kam unter Justinian noch einmal zur Blüthe. Nachdem derselbe einen furchtbaren Bürgerkrieg gedämpft hatte, dachte er an Eroberungen. Seinen Feldherrn Belisar sandte er nach Afrika, und dieser eroberte das ganze Vandalenreich, setzte dann nach Sicilien über und drang weit in Italien vor. Die meisten Städte dieses Landes öffneten ihm freiwillig die Thore, Neapel erstürmte er und ließ es ganz ausplündern. Nun ging er auf Rom los. Die Bewohner dieser Stadt, wie die Griechen der katholischen Religion zugethan, öffneten dem kaiserlichen Heere die Thore. Da erhoben die arianischen Gothen ihren tapfern Feldherrn Vitiges auf dem Schilde zum Könige; dieser sammelte ein großes Heer und griff den nur mit 8000 Mann Rom vertheidigenden Belisar an, mußte aber, als ein griechisches Hilfsheer erschien, seinen Vorsatz aufgeben. Auch die spätern Könige der Gothen, Tötilas und Thas konnten das Reich nicht halten; letzterer erlag in einer blutigen Schlacht am Vesuv, und das Gothenreich wurde eine Provinz des griechischen Kaiserreiches. Wichtiger als diese Eroberungen ist die Ordnung des Rechts- wesens, die Justinian in seinen Ländern vornahm. Er ließ die Aussprüche berühmter Rechtsgelehrten sammeln und schuf so ein Gesetzbuch, das für viele Staaten eine Grundlage des Rechts geworden ist. Die Städte wurden wieder hergestellt und verschö- nert; ein Meisterwerk der Baukunst ist die Sophieenkirche in Konstantinopel, jetzt eine türkische Moschee. Ferner führte er die

8. 2 - S. 55

1856 - Breslau : Leuckart
Das Christenthum in Deutschland. Bonifacius. 55 hatten sie keine Sattel, die sie als Zeichen der Weichlichkeit ver- achteten); im Augenblicke der Gefahr floh der Fußgänger, an der Mähne des Pferdes sich haltend, aus dem Kampfe; kehrte aber, mit neuem Muthe beseelt, bald zurück. Drohte dem Lande ein Feind, so wurden die freien, wehrhaften Männer aller Gaue zu den Waffen gerufen — das war der Heerbann oder die Landwehr. Im Kampfe standen die einzelnen Gemeinden und Familien neben einander, die Beute wurde unter alle gleich vertheilt, das beste Stück war der Preis des Tapfersten, des Anführers, der im Frie- den wieder in die Reihe der übrigen zurücktrat, ohne einen Vorzug zu genießen. Dem Zuge der Kämpfer folgten die Weiber auf unzähligen Karren, die zugleich zur Deckung des Lagers, das sie kreisförmig umgaben, dienten. Vor dem Angriffe ertönten kriege- rische Instrumente, Hörner von Auerochsen; die Schilde wurden schrecklich dröhnend aneinander geschlagen, und mit einem fürch- terlichen Kriegsgeschrei begann der Angriff. Von der Wagenburg herab vernahm der Krieger der Kinder Geschrei, der Weiber er- weckenden Zuruf. — Arme kriegerische Jünglinge schlossen sich an vornehmere, oder an den Vorsteher des Gaues, folgten ihm in allen Zügen und waren ihnen auf Leben und Tod verbunden. Des Anführers Gefangennehmung oder Tod zu überleben, war ein ewiger Schimpf. Der Anführer sorgte für Waffen und Le- bensunterhalt seines Gefolges, das einem stehenden Heere ver- gleichbar war. Krieg mußte ihm daher stets erwünscht sein, um von der gemachten Beute den Unterhalt des Gefolges bestreiten zu können. Waltete in der Heimath Friede, so suchten sie draußen Kampf und Beute, ja sie dienten wohl gar fremden Nationen, wie den Römern zu Augustus Zeiten. Als der römische Staat immer mehr zerfiel, das Volk immer kraftloser ward, nahmen die Kaiser ganze deutsche Völkerschaften in Sold, unv diese setzten sich dann im römischen Gebiete fest, und es entstanden so überall deutsche Reiche, wie das ostgothische in Ungarn. Die Sueven wohnten in Portugal, in Spanien und im südlichen Frankreich die Westgolhen. Um die Rhone bis in die Schweiz saßen die Burgunder, am Niederrhein die Franken, an der Elbe zwischen Ost- und Nordsee die Sachsen, mit denen die Friesen an der Nordseeküste in Verbindung standen. Mitten in Deutschland, am Main und der Saale, wohnten die Thüringer, in Süddeutschland am Schwarzwalve die Auemannen, ein mäch- tiger Bund verschiedener Stämme; unterhalb der Donau bis an die Ens die Boyer oder Bayern, durch den Lech von den Allemannen getrennt. Italien hielt Odoaker mit Herulern und Rugiern (frü- her in Pommern) besetzt; nach Britannien waren Angelsachsen ge- gangen und Vandalen besetzten die Balearen, Sardinien, Korsika

9. 2 - S. 57

1856 - Breslau : Leuckart
Das Christenthum in Deutschland. Bonifacius. 57 Lohn für ihre Verdienste; wie Belisar, so wurde der siegreiche Nurses von den neidischen Großen beim Kaiser angeschwärzt und unter bittern Kränkungen von seinem Posten in Italien abberufen. Er ging nicht nach Konstantinopel, sondern nach Neapel, sandte Boten an die in Ungarn hausenden Longobarden und ließ ihnen sagen: sie möchten das armselige Pannonien verlassen und von dem gesegneten Italien Besitz nehmen. Alboin, König der Longobar- den, brach mit seinem ganzen Volke und 20,000 Sachsen auf, be- reitete überall Furcht und Schrecken wie ein zweiter Attila und gründete ein neues Reich, noch heut die Lombardei genannt. Das war die letzte Bewegung der großen Völkerwanderung. Unter allen Den Reichen, die auf den Trümmern des römischen gegründet wurden, hatte nur das fränkische Dauer. Im Jahre 482 stand unter den Franken ein König auf, Klodwig, aus der Königssamilie der Merowinger. Er war ein kriegslustiger, herrschsüchtiger Mann, dessen ganzer Sinn nur auf Erweiterung seiner Herrschaft gerichtet war. Mit den übrigen Fürsten der frän- kischen Stämme schloß er Bündnisse zur Vernichtung der feindlichen Völker; hatte er seinen Zweck erreicht, so entzweite er seine Helfer (die seine Verwandten waren), fiel sie einzeln an, besiegte einen nach dem andern und vereinigte ihre Länder mit den seinigen. Auch vertrieb er die letzten Römer aus Gallien und bezwang die Burgunder und Thüringer. Er vermählte sich mit Klotilde, einer Nichte des burgundischen Königs, die in der christlichen Religion erzogen war und ihren ganzen Einfluß aufbot, ihren Gemahl zum Christen zu machen. Aber sein wildes Gemüth widerstrebte der milden Lehre; doch als er gegen die Allemannen zog und bei Zülpich lange nicht zum Siege gelangen konnte, als gar seine Schaaren wankten und sich zur Flucht anschickten: da gedachte er dessen, was ihm Klotilde vom mächtigen Christengotte erzählt halte, und inbrünstig streckte er seine Hände zum Himmel aus und betete: „Hilf mir, Jesus Christus! denn meine Götter verlassen mich. Wenn du mir beistehst in Dieser Noth, so will ich an dich glauben." Und wie durch einen Zauber ordneten sich die Reihen seiner Krieger und errangen mit der alten Tapferkelt den Sieg. Klodwig erfüllte nun auch sein Gelübde: am nächsten Weihnachts- seste ließ er sich feierlich zu Rheims mit 3000 Franken taufen. Er vergrößerte sein Reich immer mehr und gab ihm den Namen Frankenreich. Die Deutschen waren nicht so rohe Barbaren wie die Hun- nen. Sie zerstörten nicht wie diese von Grund aus alles, was sie bei den unterjochten Völkern vorfanden, sondern eigneten sich an, was ihnen zusagte. Daher änderte sich bei ihnen bald gar manches, namentlich nach der Annahme des Christenthums. Die

10. 2 - S. 48

1856 - Breslau : Leuckart
48 Geschichte. die ersten Keime seiner Bildung und des bessern Landbaues. Mit unerschütterlichem Muthe drangen Mönche in Deutschlands Wäl- der, unter zahllosen Mühen, Gefahren und Drangsalen stürzten sie den heidnischen Aberglauben, kämpften gegen rohe und grau- same Gebräuche und gewöhnten das Volk an menschliches Recht, an das göttliche Gesetz. Nach Konstantin des Großen Tode kamen wieder schwache und schlechte Kaiser auf den Thron; Noth, Verwirrung und Be- drängnisse nahmen daher von neuem überhand. Da trat zu Ende des vierten Jahrhunderts ein kräftiger Kaiser auf, Theodosius der Große, der für einige Zeit Ruhe und Ordnung schaffte. Er hatte zwei Söhne, und da er wohl einsah, daß das ganze Reich zu regieren für einen zu schwer sein möchte, so theilte er es in zwei große Theile und gab dem einen die östliche, dem an- dern die westliche Hälfte. Es entstanden also zu Ende des vier- ten Jahrhunderts zwei Kaiserthümer, das morgen ländische oder griechische mit der Hauptstadt Konstantinopel, und das abendländische oder römische mit der Hauptstadt Rom. Die Grenze, welche sie schied, ging nördlich vom adriatischen Meere durch das heutige Ungarn. Diese Trennung brachte in der Folge große Nachtheile. Die Herrscher beider Reiche wurden bald uneins; sie traten feindlich gegen einander aus, statt sich zu ver- einigen und den andringenden deutschen Völkern gemeinschaftlich zu widerstehen. Daher ging auch das eine dieser Reiche, das abendländische, bald unter, das andere erhielt sich aber 1000 Jahre länger. Große Völkerwanderung. Die Hunnen. Attila. Zu Anfang des fünften Jahrhunderts entstand im mittlern und östlichen Europa eine gewaltige Gährung. Ganze Völker verließen ihre Wohnsitze und drängten sich auf ihre südlichen oder westlichen Nachbarn; diese trieben wieder die anwohnenden weiter. Die so bedeutenden Züge und Wanderungen wurden von den Hunnen, einem Volke aus der heutigen Mongolei, veranlaßt. Sie wälzten sich in Schaaren zu Hunderttausenden über die Wolga nach Europa, gleich einer ungeheuren Fluth, und vertrieben die dort wohnenden Gothen, welche deutschen Stammes waren. Ein alter Geschichtsschreiber schildert die Hunnen als ein Reitervolk von fürchterlicher Wildheit und grimmigem Ansehen. „Sie zer- schneiden sich," sagt er, „in der Kindheit mit vielen Rissen Kinn und Wangen, um das Wachsen der Haare zu verhindern. Sie sind klein und dick, mit einem fleischigen Halse, breiten Schultern, einem übermäßig großen Kopfe und breiten Gesichte, aus welchem
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