O'connell. Victoria.
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mal die alte Agitation: in neuen Riesenversammlungen reizte er
den Nationalhaß der Irländer gegen die Sachsen bis zur höch-
sten Erbitterung. Im ganzen Lande entstand eine gefahrdrohende
Bewegung: die irländischen Pächter verweigerten den englischen
Grundherren den Zins und stellten ihnen nach dem Leben, rache-
dürstende Schaaren von Irländern durchzogen bewaffnet das
Land und verbrannten die Schlösser der abwesenden Reichen.
Alle Mittel der Beruhigung, welche England ergriff, selbst die
großartigsten mildthätigen Sammlungen zur Milderung des Elends
in Irland vermochten die erregten Gemüther nicht zu beruhigen.
Zwar starb O'connell im Jahre 1847, und nach ihm ist kein
anderer Agitator in berjel&eu Weise der Leitstern und Mittel-
punkt der Nation gewesen; aber die Unruhen dauerten besonders
in Folge der schrecklichen Mißernten jener Jahre auf die fürchter-
lichste Weise fort und arteten zuletzt in einen Zustand gänzlicher Ge-
setzlosigkeit aus. Nur mit großen Anstrengungen ist es den militai-
rischen Kräften Englands gelungen, den Aufstand zu dämpfen;
aber das Feuer des Nationalhaffes glimmt unter der Asche fort
und wird ohne die durchgreifendsten Verbesserungen der Zustände
in Irland nicht gedänipft werden können. Leider setzen die Ir-
länder selbst durch ihre beispiellose Trägheit und Erschlaffung
solchen Verbesserungen das größte Hinderniß entgegen.
Seit 1837 ist dem König Wilhelm Iv. in England die Kö-
nigin Victoria gefolgt, welche, wie ihr Gemahl der Prinz Al-
bert von Coburg, die größte Liebe des englischen Volks ge-
nießt. Die revolutionairen Bewegungen, welche in den letzten
Jahren das ganze Festland Europas ergriffen haben, sind an
dein britischen Jnselreich fast spurlos vorübergegangen, und die
englische Regierung konnte deshalb um so eher ihr altes Ansehen,
welches sie fast bei allen Streitigkeiten zur Theilnahme an der
Entscheidung und Vermittelung beruft, aufrecht erhalten und ver-
mehren. Dabei ist sie freilich von dem Vorwurf nicht freizuspre-
chen, daß sie hier und da die Verwirrung und Schwäche in den
ihrem Einfluß unterworfenen Staaten absichtlich erhält, um diesen
Einfluß um so sicherer auszuüben.
Während die englische Herrschaft in allen Colonien sich be-
festigte, ist dieselbe in Ostindien immer weiter ausgedehnt wor-
den. Alle Streitigkeiten zwischen den indischen Fürsten werden
von der englisch-ostindischen Compagnie klug benutzt, um zuerst
durch Einmischung, sodann durch Unterdrückung beider streitenden
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen England Irland Englands Irland England Coburg Europas Ostindien
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dadurch vollends alle Gemüther. — Nun sollte die neue Li-
turgie auch in Schottland eingeführt werden. Aber gleich bei
dem ersten Versuche wurde' der Bischof vom Volke in Edin-
burgh beinah gesteinigt, und da der König dennoch auf der Ein-
führung bestand, so verfaßten alle puritanischen Schotten eine
Schrift, in welcher sie erklärten, sie würden nimmermehr ihre
väterliche Religion sich nehmen lassen. Sie gingen noch weiter;
sie warben Truppen, um Gewalt mit Gewalt zu vertreiben.
Karl erschrak; er hatte kein Geld und nur ein schlechtes Heer,
und mußte also nachgeben. Aber bald schämte er sich wegen
dieser Nachgiebigkeit. Er beschloß, Gewalt zu brauchen, und um
das dazu nöthige Geld zu bekommen, rief er nothgedrungen ein
Parlament wieder zusammen. Lange hatten sich die Volkshäup-
ter auf eine solche Gelegenheit gefreut, den König zu kranken,
und alle seine noch übrigen Vorrechte zu beschneiden. Jedes
Parlamcntsglied kam mit dem festen Willen, ihm nichts zu be-
willigen, sondern die ganze Verfassung zu ändern. Gleich das
Erste war, daß des Königs verdienter Minister und jener Bi-
schof angeklagt wurden. Sie wurden in den Tower geworfen,
und, trotz aller Gegenvorstellungen des Königs, öffentlich hin-
gerichtet. „Vielleicht," dachte er, „werden die Schotten nach-
giebiger seynl" Er reiste nach Edinburgh, und hielt auch hier
ein Parlament, aber mit eben so wenigem Erfolge. Hier so-
wohl, als von den Kanzeln herab, wurden ihm die bittersten
Wahrheiten gesagt, und, ohne etwas ausgerichtet zu haben,
kehrte er verdrießlich nach London zurück. Hier versuchte er
noch einmal, Ernst gegen das Parlament zu zeigen; aber dazu
war es jetzt zu spät; seine Achtung hatte er langst verloren,
und man that gerade das Gegenrheil von dem, was er wollte.
Kaum wußte der gedemüthigte König mehr, was er thun sollte.
Da^M^man ihm, nach den nördlichen Provinzen zu gehen,
wo^^^ch die meisten Freunde hatte. Er ging nach Pork,
und^Iñe gut ausgenommen. Das machte ihm Muth. Er
versammelte alle seine Anhänger um sich, und erklärte das Par-
lament in London für Verräther. Nun war ein Bürgerkrieg
uicht mehr zu vermeiden. Beide Theile warben Truppen, und
so entstand ein Krieg, der vier Jahre währte, und in den sich
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Ernst
Extrahierte Ortsnamen: Schottland Edin- Edinburgh London London
Angelsachsen in England. Vandalen in Rom.
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glücklicher Städte, nach Ungarn zurück. Bald darauf starb er.
Seine Leiche wurde in einen goldenen Sarg gelegt, dieser in einen
silbernen gesetzt und dieser wieder in einen eisernen; so wurde er
begraben, und mit ihm Pferdegeschirr, Waffen und kostbare
Ehrenzeichen. Noch ist sein Grab so wenig als das des Alarich
aufgefunden worden.
Fast um dieselbe Zeit wurde auch England von den Angel-
sachsen erobert. Nach Cäsar, der zuerst nach England übersetzte,
hatten die Römer seit dem Kaiser Claudius sich endlich des Lan-
des bemächtigt, das damals eben so wild als seine Bewohner
war, und es durch Statthalter verwalten lassen. Aber als die
deutschen Völker immer mehr Italien bedrängten, konnten die
römischen Kaiser nicht mehr daran denken, so entfernte Länder
zu behaupten, riefen die Legionen zurück und gaben den Besitz
von England auf. Kaum merkten dies die Bewohner von Schott-
land, die räuberischen Pikten und Skoten, als sie auch zugleich
über die verlassenen Briten, die indessen durch die Römer ver-
weichlicht waren, herfielen und sie ausplünderten. Die armen
Leute ffohen in die Gebirge und Wälder von Wales; Manche
gingen nach Bretagne in Gallien hinüber, das von ihnen den
Namen führt, und noch Andere baten die Römer flehentlich um
Hülfe. „Von der einen Seite" — so sprachen ihre Gesandten zu
den Römern — „treiben uns unsere Feinde ins Meer, von der
andern wirft uns das Meer wieder unseren Feinden in die Hände.
So bleibt uns Armen nur die Wahl, ob wir durchs Schwert
oder in den Wellen umkommen wollen." — Aber sie flehten ver-
gebens; denn die Römer hatten mit sich selbst genug zu thun.
Da wandten sie sich nach Deutschland an die Angeln, einen
Stamm der Sachsen, die an der Mündung der Elbe wohnten,
und baten sie um Beistand. Die Bitte wurde gern erhört; ein
Schwarm kam unter den Anführern Heng ist und Horsa in
drei Schiffen hinüber (449) und schlug die Pikten und Skoten
aus dem Lande hinaus. Bald kamen mehrere nach; aber nun
gefiel es ihnen so gut in dem neuen Lande, daß sie nicht wieder
fortwollten, sondern die Briten vollends besiegten und sich in das
Land theilten. Daher kommt es, daß noch jetzt die englische
Sprache so viele deutsche Wörter enthält, und daß von der alten
britischen Sprache nür noch im Fürstenthume Wales und in der
Bretagne Spuren Vorkommen.
Im Jahre 455 wurde Rom aufs neue von einem Barbaren-
Weltgefchichte für Töchter, i. 14. Aufl. 23
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Extrahierte Personennamen: Cäsar Claudius
Extrahierte Ortsnamen: England Rom Ungarn England England Italien England Schott- Wales Bretagne Gallien Deutschland Sachsen Wales Bretagne Rom