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1. Bd. 4 - S. 318

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
318 Ii. Die Zeit neuer Staatenbildungen. den Sünderheiland, und in der gemeinschaftlichen Liebe zu dem unaussprechlich Liebenden. Da waren manchmal Lutherische, Reformirte und Katholische beieinander und alle fühlten sich eins in ihrem Einigen Herrn und Seligmacher. Der konfessionelle Unterschied war weg, es blühte da ein schöner Frühling des Christenthums. Schon früher regte sich in der katholischen Kirche Süddeutschlands hin und her auffallend ein evangelisches Wesen. Die Geistlichen Mich. Sailer (f 1832 als Bischof von Regensburg), Feneberg, Boos (7 1825), Goßner, Henhöfer u. «.predigten nahezu oder völlig das Evangelium und mit erstaunlichem Erfolge. Ei was für eine Bewegung in den guadedurstigen Seelen, denen das holde Wort von der Gnade so lange vorenthalten war! Sie wurden, Prediger und gläubige Hörer, von ihrer Kirche verfolgt; denn diese duldet einmal „Christum, unsere einige Gerechtigkeit," nicht und treibt das in ihr aufkommende evangelische Licht und Lebeu immer wieder aus, wie wir beim Jansenismus (Iii, 260 f.) gesehen. Die zwei letzten der Genannten traten förmlich zum Protestautismus über, und wirkten noch mächtig für Wiederbelebung des Schriftglaubens, Goßner (f 1858) in Berlin, Henhöfer (f 1862) in Baden. Zu solchem Uebertritt zwang sie und manchen andern guten Mann (z. B. 1840 den Fürstbischof Sedlnitzky von Breslau f 1871) der neue Aufschwung des Romanismus in deutschen Landen, der mit der Herstellung des Papstthums 1814 eintrat und seither stetigen Fortschritt gewann. Damals wurde» nämlich die Katholiken überall in neue Baude geschlagen. Der edle Jgn. von Wessen-berg hatte als Verweser des Bisthums Konstanz 1800— 19 das N. T. in den Schulen und deutsche Sprache in den Gottesdienst eingeführt; er wollte nun beim großen Friedenswerke eine „germanische Kirche" zu Stande bringen, da alle deutsche Bisthümer ein Ganzes unter einem Primas bilden sollten, was ihnen einen gewissen Grad von Selbständigkeit und freierer Bewegung gesichert

2. Bd. 4 - S. 319

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
§ 30. Hinblick auf die Kirche Christi. 319 hätte. Die Wiener Apostaten aber, ein Fr. Schlegel u. a. schrieen, das ziele auf Trennung von Rom ab; Baiern fühlte sich groß genug, eine eigene Kirche zu haben: so wurde sein Vorschlag abgewiesen, obgleich ihm die ersten Staatsmänner Süddeutschlands beistimmten. Wesseuberg selbst wurde dann wohl zum Erzbischof erwählt; der Papst aber verwarf ihn 1819, wie er 30 Jahre später den evangelischgesinnten Leop. Schmid nicht Bischof von Mainz werden ließ, weil dessen gemäßigte Denkweise ihm ein Greuel war. Und der Staat zeigte sich mehr und mehr dem Papste gefällig und gefügig, seit die Kölner Irrung (S. 119) gezeigt hatte, welche Mittel der Aufregung den Kirchenfürsten zu Gebot stehen. Ueberall würden streng römische Bischöfe eingesetzt, welche die Macht der Kirche möglichst zu erweitern sich bemühten und alles Gewonnene dem Papste zu Füßen legten. Am streitbarsten trat Kettel er Bisch, von Mainz 1850—77 auf, dem es gelang dem Staat eine Concession um die anbere abzuringen. War einer allzu friedliebend, wie der würtem-bergifche Bischof Li pp, so würde er von den Jesuiten verklagt und sein Amt ihm auf jede Weise erschwert. Dennoch hat der Winb, der vom Vatikan ausgeht, bte Leuchte wahrer Wissenschaft und regen Geisteslebens im katholischen Deutschland nicht zu erlöschen vermocht. Eine wirkliche Theologie wie die, welche die Hirscher, Möhler, Hefele, Döllinger rc. auf beutfchen Universitäten in Aufnahme brachten, sucht man in andern katholischen Säubern vergebens. Vorerst aber herrscht die ultramontane Strömung vor, der sich fein Bischof zu entziehen vermag. Wie innige Verbindung auch zwischen einzelnen Christen verschobener Konfessionen fortbestehen mag, so sönnen boch die Kirchen selbst nur eins werben, wenn sie sich über die in ihren Bekenntnissen ausgeprägte Lehre frei verständigen. Will man sie vorher verschmelzen, so kommt leicht ein Mißwerk heraus. So bei der Union der lutherischen und resormirten Kirche, welche durch den alles gleich machenden Rationalismus befördert, s. 1817 in

3. Bd. 4 - S. 317

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
§ 30. Hinblick auf die Kirche Christi. 317 Entschiedenheit zu Jesu Christo, dem ewigen Gottessohne und alleinigen Heilande der verlorenen Menschheit, bekannten und unter allem Widerspruch ihrer Kollegen die akademische Jugend muthig zu ihm hinführten. Ein solch gesegnetes Rüstzeug war der sel. Krafft, Professor der reformirten Theologie in Erlangen (f 1845), dem viele lutherische Geistliche und Staatsmänner wie der geistvolle Stahl (f 1861) in die Ewigkeit hinüber dankbar sind. Es erschienen auch theologische Zeitschriften für die Sache Christi. Den Reigen eröffnete 1825 das homiletischliturgische Korrespoudeuzblatt, von Pf. Brandt, welches die Gehaltlosigkeit und den innern Widerspruch des Rationalismus nachwies. Diesem folgte 1827 die von dem furchtlosen Prof. Hengstenberg (f 1869) zu Berlin redigirte Evangelische Kirchenzeitung, welche die Waffen gründlicher Wissenschaft gegen die seichte und flittrige des Unglaubens kehrte, auch den warmen Lebenshauch des Christeuthums erquicklich in die Herzen ausströmen ließ, obschon sie zu Zeiten sehr herb urtheilen konnte. Auch sonst wurde der Rationalismus mannhaft angegriffen, und zugleich wandte sich die Zeitströmung in Dingen der Philosophie und des Geschmacks von ihm ab, daher er sehr an Ansehen zu verlieren begann. In diesen zwanziger Jahren fand ein mächtiger Um -schlag statt: es erwachte auch unterm Volk ein Suchen nach dem Wahren, eine Frende am Gefundenen, ein Ernst, der Seele Heil zu schaffe». Laien versammelten sich, wie schon lange im Württembergischen, so nun auch in Baiern, Pommern, Halle, Berlin rc. zur Privaterbauung. Mau las die heil. Schrift, eine christliche Predigt rc. und horchte mit offenstem Seelenohre aus die Stimme der Offenbarung Gottes. Man betete inbrünstig miteinander, oft frei aus dem Herzen. Die Theilnehmer hatten Verfolgung zu bestehen von den Kindern dieser Welt, selbst von der Polizei, der ihr Wesen als Schwärmerei verdächtigt ward, aber sie ließen sich’s nicht beirren. Sie fühlten sich so glücklich in dem Einen Glauben an

4. Bd. 4 - S. 339

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
§ 31. Die Mission. 339 8 Vereine bildeten sich unter den Holländern im weiteren Verlauf. Jänike in Berlin wollte nicht dahinten bleiben und sandte s. 1800 den um Männer verlegenen Niederländern und Engländern treffliche deutsche Jüngliuge zu, die er siir's Werk vorbereitet hatte, z. B. für Afrika Renner und Echmelen, für Indien Rheni ns (f 1838), für Chiua Gützlaff :c. Der gleiche heilige Drang erfaßte auch Süddeutsche und Schweizer; 1815 trat die „Ev. Missivusgesellschaft" in Basel auf den Plan, die Kan-kasien und Westafrika, später Indien und Chiua mit Arbeitern versah. Ein Berliner Verein s. 1824 bedachte Südafrika; eben dort fieng 1826 ein rheinischer seine Arbeit an, verbreitete sie aber auch nach Borneo, Sumatra und China; ein norddeutscher s. 1836 arbeitet in Neuseeland und Westafrika. Die lutherische Mi)-sionsgesellschast in Leipzig setzt s. 1836 das Werk der Hallischen Senbboten fort; und der geisteskräftige Ludwig Harms in Hermauusburg (f 1865) hat s. 1848 gezeigt, wie eine einzige Gemeinde, wenn sie erst selbst zum Leben gebracht ist, es großen Gesellschaften gleich thun kann, indem sie alle ander Jahre Duzende von Missionaren zu Kassern und Betschuaneu, zu den Telugus in Südindien und den aussterbenden Australiern, nenestens zu den Gallas sandte. — Daß sich auch in Schweden, Dänemark, Norwegen, Finnland rc. ähnliche Vereine gebildet haben, beweist, wie allerwärts in lutherischen Landeskirchen die Pflicht und Lust gefühlt wird, den Schatz, in dessen Besitz man wahres Glück gesunden hat, durch Hinauswerfen zu vermehren. Und vergessen dürsen auch die evangelischen Franzosen nicht werden, welche 1824 ein Seminar gründeten, das für die Basuto in Südafrika eine Segensquelle geworden ist. So zählt man nun wohl über 80 Missionsgesellschaften. von denen die meisten, 28 britische und 26 continen-tale, aus Europa kommen; in Amerika haben sich jedenfalls ihrer 20 gebildet, in Afrika und Australien je 3. Es gab auch Christen, welche die Formen und Normen 15*

5. Bd. 4 - S. 321

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
§ 30. Hinblick auf die Kirche Christi. 321 unter denen besonders der lebensvollen Zeugnisse des (1828) frühvollendeten L. Hofacker zu gedenken ist. Zu dem Einen Nöthigen hinleitende Lesebücher wanderten durch das Publikum, voran die des tiefgemüthlicheu G. H. Schubert („Altes und Neues", Mittheilungen aus dem Reiche," „Oberlin" rc.), des theuern C. G. Barth, die trefflichen „Erzählungen für's deutsche Volk von Caspari," (z. B. der Schulmeister und sein Sohn) und die Werke eines Stöber, Oeser rc. An den Universitäten nahmen aufrichtig gläubige Professoren der Theologie die Katheder nach einander ein, von deren ausgezeichnetsten ich nur unter den Unirten Neander, Th oluk, I. Müller, Beck, unter den Lutherischen Höfling, Harleß, Thomasius, Lut-Hardt nennen will. So wurden denn die für den geistlichen Beruf Studireudeu immer besser gebildet, und der Rationalismus verschwaud mehr und mehr wie von den Kathedern, so von den Kanzeln. An den meisten evaiv gelischen Orten erscholl wieder das wahre, seligmachende Wort, an vielen aus freudig geöffnetem Munde, mit Beweisung des Geistes und der Kraft. Aus der andern Seite steigerte und verbitterte sich der Unglaube. Dav. Strauß regte durch sein „Leben Jesu" 1835 die Hauptfrage an: was dünket euch von Christo? und bald wurde sie zur Frage: Gibt es einen Gott? L. Feuerbach f 1872 lehrte: nicht Gott schuf den Menschen, sondern der Mensch schuf Gott nach seinem Bilde. Auch abtrünnige evangelische Geistliche, Uhlich Wislicenus rc., gierigen über den vulgären Rationalismus weit hinaus und hießen jeden glauben, was er wolle, nur nichts Unvernünftiges. Sie nannten sich „Lichtfreunde" und bildeten eigene „freie Gemeinden". Ein Seitenstück hiezu stellte sich auf katholischem Gebiete dar, wo 1845 die Geistlichen Rouge und Cz ersky sich von dem Aberglauben ihrer bisherigen Kirche öffentlich lossagten und eine eigene Religionsgenossenschaft unter dem Namen „Deutschkatholiken" gründeten (S. 121). Freilich

6. Bd. 4 - S. 315

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
§ 30. Hinblick auf die Kirche Christi. Z15 liche Familien gab es allerdings noch allenthalben, und es lohnt sich der Mühe, solchen Predigern in der Wüste, wie dem „katholischevangelischen" Ob erlin im Steinthal (f 1826), dem Böhmen Jänike in Berlin (I 1827), einem Schöner in Nürnberg rc. und ihrer Wirsamkeit nachzuspüren. In Norwegen weckte der Bauer Hauge durch mächtige Reisepredigt 1799—1804 viele Schlummernde auf und lag dafür 10 Jahre im Gefängniß. Einen wohlthätigen Einfluß auf die höheren Stände übte Fried. Schleiermacher, der berühmteste Theologe seiner Zeit, geb. 1768 f 1834 als Professor zu Berlin. Er wuchs in der Brüdergemeinde auf, begab sich aber 1797 vou ihrem Seminar auf die Universität, weil er die Gottheit Christi nicht glauben konnte, wurde dann ein begeisterter Freund der Romantiker, trennte sich jedoch von ihnen wegen ihrer Bewunderung des Papstthums. Ein Mann von umfassendem Wissen und sehr scharfem Denken, auch warmen Gefühls dabei. Durch sein Buch: „Reden über die Religion an die Gebildeten unter ihren Verächtern" (1800) und durch seine anziehenden, auch Ungläubige wieder heranziehenden Kanzelvorträge brachte er viele der feineren Leute doch wieder zu einiger Religion. In den trüben Tagen, die über Preußen kamen, predigte er mächtig, Hoffnung und Glauben doch ja nicht preiszugeben; so am traurigen Neujahr 1807: „die Furcht ist schlimmer als jeder Verlust, selbst als der Tod." Nie verzagte er an Deutschland und half kräftig mit zu dem Aufschwung des Jahrs 1813. Ueberhaupt ist der Schwung geistigen Schaffens nie in ihm erlahmt; sterbend reichte er den Seinen noch das H. Abeudmahl. Seine Dogmatik aber (1821) dachte und schrieb er in ganz neuer Weise; er halt sich nicht getreu au Gottes Wort, souderu was sich ihm aus einigen nie abgeworfenen christlichen Elementen und seinen eigenen Gedanken zu einem Ganzen gestaltet hatte, das lehrt er. Seine Lehre geht von dem „Gefühl bei Abhängigkeit von Gott" aus; auch anerkennt sie die ..Erlösungsbedürftigkeit" des Menschen; Erlöser 14*

7. Bd. 2 - S. 346

1863 - Stuttgart Calw : Vereinsbuchh. [u.a.]
346 Viii Das Papstthum. Fürsten »>id Päpste begünstigten die Universitälen sehr. Die Studirenden genoßen besondern Schutz und eigene Gerichtsbarkeit unter ihrem Rector Magnificus (herrlicher Leiter). Es studirten aber damals nicht blos junge Leute, sondern auch bejahrtere, manche aus reiner Liebe zur Wissenschaft ihr ganzes Leben fort. Diese Hochschulen waren darum und weil es noch so wenige gab, überaus stark besucht; um's Jahr 1200 befanden sich zu Bologna nicht weniger als 10,000 Studenten aus allen Ländern. Uebrigeus hatte keine Universität so dauernden Ruhm und mächtigen Einfluß auf Kirche und Staat als die Pariser. I» Deutschland gab es damals noch keine Universi- täten; die Wissenschaft wurde fortan in den Stifts- und Klosterschulen gepflegt, und wer sich hier nicht genug lernte, der studirte daun auswärts in Bologna, Paris re. An Bilduugseifer standen die Deutsche» den andern Nationen nicht nach. Sie leisteten dieser Zeit etwas in der Geschicht- schreibung. Schon im eilsten Jahrhundert schrieb der Mönch Lambert von Asch affen bürg eine gute deutsche Geschichte vom Jahr 1039—77. Auö dem zwölften Jahrhundert ist vornehmlich der Bischof Otto von Freising zu nennen, welcher uns zwei recht fchatz- bare historische Werke hinterlassen hat, eine Weltge- schichte bis 1146 ii. Chr. und eine L e b e n s b e sch re i- b u ng Friedrichs des Rothbarts. Im dreizehnten Jahrhundert fieng man an die deutschen Rechte und Gesetze niederzuschreiben. Es kam damals „der Sachsenspiegel" heraus, ein Rechtsbuch für die Sachsen, dem bald „der Schwaben- spiegel" folgte, ein solches für die Schwaben. In bei- den ist schon das Römische Recht benützt, das all- mählig auch in Deutschland Eingang fand. In Bearbeitung der Theologie herrschte in Deutsch- land und andern Landern gerade während dieser Periode

8. Lesebuch der Erdkunde - S. 465

1884 - Calw [u. a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
Rom. 465 aber mit einer Art Recht um eine Liebesgabe anhalten. Noch bringt die Sotterie dem Staat jährlich 72 Mill. ein. In päpstlichen Zeiten wurde sie Sonntags unter Assistenz eines Prälaten in vollem Ornate, wie zu einer religiösen Zeremonie, ausgespielt; von der Regierung als fromme Bücher anerkannte und in privilegierten Büreanx verkaufte Kalender und Prophezeiung- geschichten dienten dabei als gött- liche Fingerzeige; nach dem Aus- spielen zog dann der ganze große Hause, der verloren hatte, mit Verwünschungen und Flüchen von dieser Finanzquelle des „heiligen Vaters" ab, bis er, wenn ihm ein gütiges Geschick eine Orange oder Melone, oder auch nur eine Hand- voll Kürbiskerne (ihre Lieblings- speise) verlieh, die Not wieder ver- gaß und aus den Sinsen eines Palastes in süße Träume vom Paradiese hinüberschlummerte. Seine Bedeutung als Mittel- Punkt der ganzen katholischen Christenheit zeigt Rom vornehm- lich am Jahresfeste der großen Missiousaustalt (Propaganda), wo von den Zöglingen Reden in allen möglichen Sprachen der Welt ge- halten werden. In Rom selbst aber war das Volk bis ans die neueste Zeit ohne Schulbildung; erst jetzt sind eine große Anzahl von Elementarschulen und Klein- kinderinstituteu entstanden. Die alte päpstliche Universität ist die Sapienza, neben der eine königliche Universität (ohne Theologie) er- richtet ist. Das jesuitische Collegio romano ist nun in ein Kön. Lyceum verwandelt. — Großartig und treff- lich eingerichtet sind die (35) Hospi- täler und Versorgungsanstalten, wie das Spital vou San Spirito (für 3000 Kranke), das (reinliche) Hospiz von San Michele am Tiber u. s. f. - § 422. Die alte Mündungs- stadt des Tiber, Ostia, eiust als der Hafen von Rom berühmt, ist nun auch durch die Malaria ver- ödet. An demselben Übel leidet die befestigte Hafenstadt Civitä- veechia, wo fast nur Fremde den Handel betreiben; 12000 E. Doch soll die Camp agna jetzt durch gründliche Heilmittel wieder für die Kultur erobert werden. Gesüuder, schöner und besser angebaut sind die mit schönen Hügeln erfüllten Lesebuch der Erdkunde. 30

9. Bd. 3 - S. 81

1879 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
§1. Neuer Aufschwung der katholischen Kirche. Die Jesuiten. 81 daheim legte er sich jetzt mit höchstem Fleiß auf die Wissenschaften. Er studirte zwei Jahre in Alcala und vier zu Paris, wo er die Vorlesungen der berühmtesten Theologen verschlang. Doch kann er daneben das Predigen nicht lassen, wobei er jedoch wegen seiner phantastischen Vorträge beinahe in die Hände der Inquisition gefallen wäre. Dafür aber gewarnt er in Paris seine ersten sechs Anhänger, den Franz Xaver, Jakob Lainez 2c., mit denen er 1534 einen heiligen Bund zur Vertheidigung des Glaubens schließt. 1537 giengen sie mit einander nach Italien und setzten sich zunächst in Venedig fest, allwo sie sich durch feurige Bußpredigten und eifrige Pflege der Kranken, auch der ekelhaftesten, große Verehrung erwarben. Ihr Siuu stand aber nach Palästina, nm dort die Ungläubigen zu bekehren; allein sie konnten ihr Vorhaben wegen eines zwischen Venedig und der Pforte ausgebrochenen Krieges nicht ausführen. So gehen sie denn nach Rom; denn dem tiefsinnig brütenden Loyola ist eben Christus selbst erschienen und hat ihm zugerufen: „In Rom will ich dich unterstützen." Hier fetzen sie ihr Geschäfte des Predigens und Krankenwartens fort und ein großer Zulauf vom Volke erquickt und ermuntert sie. Da faßt Loyola den Entschluß, einen neuen Orden zu stiften, dessen Haupt-zweck fei, das Ansehen des Papstthums und der Kirche gegen die protestantische Ketzerei zu beschirmen. Er übergibt feinen Plan dem heiligen Vater, welcher nach Durch-lefnng desselben ausruft: „Das ist Gottes Finger!" und den Orden alsbald bestätigt 1540. Derselbe nannte sich die Compagnie oder Gesellschaft xjesu, weil seine Glieder „als geistliche Krieger unter ihrem Hauptmann Jesu gegen den Satan kämpfen müßten." Der menschliche Hauptmann oder „General" des Ordens war zunächst Loyola (f 1556), doch der scharfsinnige Lainez von Anfang an die Seele desselben. Von Letzterem schreibt sich vornehmlich feine treffliche Verfassung her. Er hat eine strenggegliederte Einrichtung ver- Lesebuch der Weltgeschichte. Iii. 3. Aufl.

10. Bd. 3 - S. 92

1879 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
92 Ii. Hemmung der kirchenerneuerung. ten; er biente ihnen. Gleich brückte er seine protestantischen Unterthanen auf alle Weise, vergab alle Beamtenstellen an Katholiken, beschränkte die Knltussreiheit des Abels, verbot den lutherischen Gottesbienst in Wien und den andern Städten ganz, nicht achtenb die große Spannung, welche baburch Zwischen ihm und seinem Volk entstaub. So giengs in Oesterreich beklagenswertherweise hinter sich. Noch ein jammervolleres Schicksal erlitt die evangelische Sache in Steiermark, Kärnthen und Krain, wo sie auch von den Meisten ergriffen worben war. Hier herrschte (seit 1596) Rubolfs Vetter, bei* Erzherzog Fer-binanb, welcher seine Erziehung zu Jngolstabt von den Jesuiten empfangen hatte. Der willenskräftige Mann wollte die völlige Unterbrückung des Protestantismus in feinen Lauben und setzte sie mit zermalmenber Kraft durch. Er befahl, daß binnen vierzehn Tagen alle lutherischen Kirchen und Schulen geschlossen werben sollten. Da half keine Einsprache der Laubstänbe, kein Wiberspruch des Volks. Er zog selbst mit einem Heerhaufeu von Ort zu Ort und stellte überall das katholische Wesen wieber her; wer nicht theilnehmen wollte, mußte unerbittlich das Laub räumen, aus Steiermark allein 754 Abelige; die sich wibersetzten, die strafte Säbel, Galgen und Rad. Auch in Bayern hatte der evangelische Glaube unter dem Abel und in den Stäbteu sehr viel Eingang gefunben. Hier aber bot Pius Iv. den Prinzen Bischosspfruuben und dem Herzog ein Fünftel aller geistlichen Einkünfte, und so brachten die Jesuiten Bald die Universität (Jngolstabt) und alle Gymnasien, ja auch das Lanbesregiment unter ihre Leitung. Da konnte das Evangelium nicht weiter gebethen; unter strengen, grausamen Verfolgungen aller Protestantischgesinnten würde es von bannen getrieben. Und auch Bab en-Baben würde von München aus 1571 wieber katholisch gemacht. Im Erzbisthum Köln waren von dem frommen Kur-
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