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1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 255

1906 - München : Oldenbourg
48. Kurfürst Max Emanuel im Türkenkriege 1683—1688. 255 Vor seinen muterfüllten Truppen Erstürmt er kühn die Türkenschanz' Und über der Moscheen Kuppen Erbleicht des Halbmonds Siegesglanz. Die Schar 5eldschuken und Arnauten Entflieht und sinkt im blut'gen Fall, Im Feld der weiß und blauen Rauten Trotzt Bayerns Leu von Belgrads Wall. 48. Kurfürst Max Emanuel im Türkenkriege 1683—1688. Von Karl v. Landmann.* Als Kurfürst Max Emanuel am 11. Juli 1680 im Alter von 18 Jahren die selbständige Regierung Bayerns antrat, befand sich das Deutsche Reich in äußerst bedenklicher Lage. Von Westen her drängten die Franzosen, die unter ihrem ländergierigen König ein Stück nach dem andern von Deutschland abrissen. Im Osten stauben brohenb die Türken, die bereits im Besitz der Königsstadt Ofen und des größeren Teiles von Ungarn waren und ihre Macht auch auf deutsches Gebiet anszubchuen trachteten. In diesem Kampfe um den Fortbestand des Deutschen Reiches wollte der junge Kurfürst nicht den Zuschauer spielen. Im Gegensatze zu seinem Vater, bcm Kurfürsten Ferdinand Maria, der den Frieden geliebt und in vorsichtiger Neutralität nur an die Erhaltung seines Besitzstandes gebacht hatte, brannte Max Emanuel vor Ehrgeiz sich unsterblichen Kriegsruhm zu erwerben und sein Land Bayern größer und mächtiger zu machen. Glaubte er diesen Zielen im treuen Festhalten an Kaiser und Reich näherzukommen, so war er sich zugleich klar, daß hierzu vor allem ein schlagfertiges Heer notwendig sei. Zunächst gewann er in Hannibal Freiherrn von Degenfeld, der als Feld-marschaueutnant aus dänischem in bayerischen Dienst übertrat, einen erprobten Kriegsmann als militärischen Berater. Unter dessen Leitung würde alsdann aus den 35 einzelnen, dem Hofkriegsrat unmittelbar unterstellten Kompagnien, welche die ganze damalige Kriegsmacht Kurbayerns bildeten, ein neues Heer von 7 Infanterie- und 4 Kavallerie - Regimentern, 4 Dragonerkompagnien und entsprechender Artillerie geschaffen. Vier von den damals errichteten Regimentern bestehen als 2. und 10. Infanterie-, 1. und 2. Chevaulegersregiment noch heute. Der Abschluß der Neuaufstellung des Heeres fand seinen Ausbruck in der im Herbst 1682 erfolgten Anordnung eines Übungslagers bei Schwabing unmittelbar nördlich von München. Die unter Degenfelds Leitung stattfindenden Übungen dauerten vom 12.—24. Oktober und bestauben in Manövern in zwei Parteien gegeneinanber, in einem Manöver des ganzen Korps ohne Gegner und in einer Belagerungsübung. Kaum war das neue kurbayerische Heer gebilbet, so fanb es auch Gelegenheit sich im Kriege zu bewähren. Am 2. Januar 1683 erklärte Sultan Mohammed den Krieg an Kaiser Leopold und alsbald erging der Ruf um Hilfe an das Reich und nach auswärts. Der erste, der dem Kaiser seinen Beistand im Kampfe gegen die Ungläubigen zusagte, indem er mit

2. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 257

1906 - München : Oldenbourg
48. Kurfürst Max (Sntanuel im Türkenkriege 1683—1688. 257 etfer aller beteiligten Führer und Truppen diesesmal nach wiederholten Stürmen und Abweisung eines Entsatzversuches der feindlichen Feldarmee das stärkste Bollwerk osmanischer Herrschaft in Ungarn zu erobern (2. September). Der Halbmond, der 145 Jahre lang auf der Hauptkirche von Ofen geglänzt hatte, mußte dem Kreuze wieder weichen. Da die türkische Armee einer Schlacht ausweichend donanabwärts zurückging, wurde iu der Folge noch das ganze Gebiet bis Esseg und Szegedin besetzt. Für den Feldzug 1687 stellte der Kaiser wie im Vorjahre ein Heer von 40000 Mann unter dem Herzog von Lothringen und ein zweites von 20000 Mann unter Kurfürst Max Emanuel auf. Am 15. Juli fand die Vereinigung beider Heere bei Valpovo auf dem südlichen Drannfer statt; weiter südöstlich bei Esseg stand in verschanzter Stellung unter dem Groß-wesir Suleimau das etwa gleichstarke türkische Heer. Nachdem der Versuch die türkische Stellung anzugreifen wieder ausgegeben worden war, ging der Herzog von Lothringen über die Drau zurück und ihm folgte alsbald der Großwesir. Nach Ausführung von Märschen und Gegenmärschen, deren eigentlicher Zweck sich nicht sicher feststellen läßt, kam es am 12. August am Berge Harsan (zwischen Mohacz und Siklos) zur entscheidenden Schlacht. Durch waldiges Gelände begünstigt griff der Großwesir die den deutschen linken Flügel bildeude Armee des Kurfürsten überraschend gerade zu dem Zeitpunkte an, als wegen der Geländeverhältnisse die in einer Seitwärtsbewegung begriffene Armee des Herzogs von Lothringen nicht sofort eingreifen konnte. Max Emanuel wies jedoch den Stoß erfolgreich ab und ging fodann unterstützt durch einige Regimenter des rechten Flügels selbst zum Angriff über. Die Türken wurden vollständig geschlagen und bis zur einbrechenden Nacht von der deutschen Kavallerie unter dem damaligen kaiserlichen General-seldwachtmeister Prinz Eugen von Savoyen verfolgt. Max Emanuel hatte an diesem Tage raschen Blick, Entschlußfähigkeit ititd Tatkraft, notwendige Eigenschaften eines Heerführers, in ganz hervorragendem Grade gezeigt. Er verließ jedoch am 3. September die Armee, da sich für ihn keine weitere Gelegenheit zu selbständiger Kommandoführung ergab. Da die Widerstandskraft der türkischen Feldarmee durch die erlittene Niederlage gebrochen war, so gelang es im Laufe des Feldzuges noch Siebenbürgen und Slawonien der kaiserlichen Gewalt zu unterwerfen. Im Jahre 1688 erfüllte Kaiser Leopold den heißesten Wunsch des nach kriegerischem Lorbeer strebenden Kurfürsten: er übertrug ihm an Stelle des erkrankten Herzogs von Lothringen den Oberbefehl über das in Ungarn vereinigte Heer. Als Hauptaufgabe für den Feldzug konnte die Belagerung des wichtigen Platzes Belgrad um so mehr in Aussicht genommen werden, als man mit dem Erscheinen größerer türkischer Streitkräfte kaum zu rechnen hatte; im türkischen Heere war nnter der Nachwirkung der erlittenen Niederlage Kronseder, Lesebuch zur Geschichte Bayerns. 17

3. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 394

1906 - München : Oldenbourg
394 72. Die Isar als Verkehrsstraße einst und jetzt. auch Fische und Knoblauch), Handschuhe, Sensen und Sichel, Beuteltücher für Müller, Krämer- und Buchdruckerwaren, „welsche Früchte", Baumwolle, Lorbeerblätter, Reis, „Schamlot und Arras", Teppiche, Silbergeschirr, Tuch, Pergameut, Draht, Wetz- und Schleifsteine. Noch vielseitiger war endlich die Ladung der aus München kommenden Fahrzeuge. Auf ihnen traf man nicht nur die sämtlichen eben ausgeführten Gegenstände sondern ferner noch Felle, Kleidungsstücke, Filzhüte, Kürschnerwaren, Gewürze, Wein und Weiubeereu, Pomeranzen, Zwetschgeu, Bier, Kupfer, Pulver, Glas, Blei, Galmei, Flaschen, Hirschgeweihe, Pfeifen zum Musizieren, Schreiuer- und Kistlerarbeiten. Im 17. Jahrhundert erfuhr zwar der Floßverkehr auf der Isar hauptsächlich wegen des Dreißigjährigen Krieges — litt doch selbst der Jsarwiukel mehrmals unter deu Einfüllen der Schweden •— vielfache Hemmnisse. Trotzdem erfolgten Fahrten die Donau abwärts bis uach Uugaru gerade vonseiten der Oberländer Flößer häufig. Darauf weist so mauche Grabschrist oberhalb der Greiuer Stromeuge unterhalb Linz nicht minder hin als die in den Tölzer Pfarrbüchern öfters verzeichnete Tatsache, daß Floßleute der „uugarischeu Krankheit" (wahrscheinlich einer Art Dysenterie) erlagen, welche sie aus Ungarn eingeschleppt hatten. Harte noch sind in Ofen und Pest Nachkommen uralt angesehener oberländischer Flößerfamilien ansässig. Als leichte Rückfracht wurden aus Österreich gewöhnlich seidene, nach orientalischen Mustern geblümte und gefranste Brust- und Halstücher für Frauen und Mädcheu mitgebracht. Auch in den Dienst der Kriegführung wurden die Flößer des Jsarwinkels gestellt und zwar besonders gegen Ende des 17. Jahrhunderts. Ihre Bekanntschaft mit dem Wasserwege nach Ungarn sowie die Raschheit und Billigkeit der Provianttransporte auf Isar und Donau war besonders in den Feldzügen Max Emannels gegen die Türken willkommen. So kam z. B. von der kurfürstlichen Hofkammer 1684 Befehl nach Tölz 30 Flöße mit Nahrungsmitteln und Schießbedarf nach Ungarn gehen zu lassen — und der Aufforderung ward Folge geleistet. In demselben Jahre wurde auch die Hosmark Hohen-lnirg (bei Leuggries) angehalten 30 Fergen znr gleichen Fahrt nach Ungarn auszubringen. Während der Belagerung Oseus durch die 8000 Mann starke bayerische Hilfsarmee mußte der Pflegeamtsverwalter von Tölz 90 ausgewählte, jeder Gefahr gewachsene Jsarwinkler mit Vorräten verschiedenster Art ins kurfürstliche Lager abgehen lassen. Sie kamen samt ihren Fahrzeugen glücklich vor Ofen an und diejenigen, welche die Dysenterie verschont hatte, zogen im September 1686 mit den Kriegslenten in die eroberte Festuug. — Ähnlich wurde im Kampfe der Landesverteidiger mit den Österreichern 1705 den zum Entsatz Münchens herbeigeeilteu Bauern des Oberlandes zu Wasser Mundvorrat und Proviant nachgesührt. Man erzählt sogar, daß die Flößer von der Lände wegstürmten um am letzten, todesmutigen Ringen in Sendling teil- zunehmen. Daraus erklären sich vielleicht die harten Maßregeln, welche der österreichische Statthalter auch gegen sie erließ. Noch am 6. Februar 1708

4. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 256

1906 - München : Oldenbourg
256 48. Kurfürst Mcix Emanuel im Türkenkriege 1683—1688. Vertrag vom 26. Januar 1683 8200 Mann zu stellen versprach, war Kursürst Max Emanuel. Er war auch der erste, der mit seinem Hilfskorps, der Infanterie mit den Regimentsgeschützen zu Wasser auf der Donau, der Kavallerie auf dem Landwege, in der Versammlung bei Krems eintraf, bis wohin die kaiserliche Armee unter Karl von Lothringen vor dem übermächtigen Türkenheere zurückgegangen war. Nachdem die übrigen Neichskontingente und König Sobieski mit den Polen eingetroffen waren, fand am 12. September die große Schlacht am Kahlenberg statt, deren siegreicher Ausgang die von Starhemberg mutvoll verteidigte Kaiserstadt Wien rettete und unberechenbares Unglück von Deutschland abwendete. Hier erhielt Max Emanuel mit seiner jungen Armee die Feuertaufe. Nach dem Abzüge des geschlagenen türkischen Heeres nahm Max Emanuel uoch an der Belagerung von Gran teil. Um die Rückeroberung von Ungarn durchzuführen begann der Herzog von Lothringen im Jahre 1684 mit dem deutschen Heere die Belagerung der stark befestigten Hauptstadt Oseu: unter ihm befehligte Max Ernauuel den Angriff auf die Südseite des Schlosses. Ungünstige Umstünde verschiedener Art und der tapfere Widerstand der Verteidiger ließen jedoch das ganze Unternehmen scheitern. Es gelang zwar einen Entsatzversnch erfolgreich abzuschlagen, aber der Besatzung von Ofen vermochte man nichts anzuhaben. Im Juni 1685 feierte Max Emanuel seine Vermählung mit Maria Antonia, der Tochter Kaiser Leopolds I., durch welche Verbindung sich ihm die Aussicht auf den einstigen Besitz der spanischen Niederlande eröffnete. Die Rücksicht aus seine persönlichen Verhältnisse hielt ihn aber nicht ab sich noch am Feldzuge dieses Jahres zu beteiligen, für den sich der Herzog von Lothringen die Eroberung der Grenzsestung Neuhäufel zur Aufgabe gestellt hatte. Während die Belagerung sich bereits dem erfolgreichen Abschluß näherte, brach ein türkisches Heer über Ofen auf Gran vor und begann diesen erst vor zwei Jahren von den Deutschen zurückeroberten Platz zu belagern. Unter Zurücklassung der erforderlichen Truppen vor Neuhäusel rückte der Herzog von Lothringen zum Entsatz heran und brachte am 16. August in der Schlacht bei Gran, in der Max Emanuel den linken Flügel des deutschen Heeres kommanbierte, den Türken eine vollstanbige Nieberlage bei. Drei Tage nachher fiel Neuhäufel durch Sturm in die Hänbe der Deutschen. Im Jahre 1686 erlaubten die der Armee in Ungarn zugeführten Verstärkungen, insbesondere auch von Brandenburgern unter Schöning, die Belagerung von Ofen erneut zu unternehmen. Dem Wunsche Max Emanuels entsprechend, ein ständiges Kommanbo zu haben, war die Einteilung der Armee berart getroffen worben, daß ihm 20000 Mann, bavon 8000 Bayern, unterstellt waren, währenb der Herzog von Lothringen etwa 40000 Mann zu einer unmittelbaren Verfügung hatte. Die starke Besatzung der Festung verteidigte sich mit äußerster Tapferkeit unter wiederholten Ausfällen und unter häufiger Anwenbung von Minen. Trotzbem gelang es dem tobesmntigen Wett-

5. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 259

1906 - München : Oldenbourg
49. Elisabeth Charlotte. 259 den Degen und brachte die Wankenden zu erneutem ©türme vorwärts. Nach vierstündigem Kampfe war Belgrad genommen. Am 8. September ließ Max Emanuel einen feierlichen Dankgottesdienst abhalten und nachher empfing er im Schlosse von Belgrad eine türkische Gesandtschaft, die die Thronbesteigung des neuen Snltans anzeigen und sich zu gleichem Zwecke wie zur Einleitung von Friedensunterhandlungen nach Wien begeben wollte. Vielleicht war es bei dieser Gelegenheit, daß der Kurfürst den Beinamen ersuhr, den ihm die Türken gegeben hatten. Den „Blauen König" nannten sie ihn, denn blaue Röcke trug sein tapferes Fnßvolk und als ein König zeigte er sich im Kampfe. Durch den Übergang über die Save und die Eroberung von Belgrad rechtfertigte Max Emaunel das Vertrauen seines kaiserlichen Schwiegervaters so glänzend wie nur möglich; in der ganzen Christenheit wurde sein Name mit freudiger Anerkennung genannt. Noch heute erinnert eine in der Frauenkirche zu München aufgehängte türkische Fahne an den 6. September 1688. 49. Elisabeth Charlotte und das Heidelberger Schloh. Von Ernst von Wildenbruch. l) Wir stehen auf dem Philosophenweg zu Heidelberg und steigen hinunter zum Ufer des Neckar und auf Karl Theodors fteinbogengeschroitngener Brücke schreiten wir den Neckar hinüber und gehen hindurch durch die Stadt, denn von den Höhen über ihr kommt es wie ein Rusen, wie ein leiser, lockender Ton. Wir horchen darauf hin und nun vernehmen wir aus dem Getöne ein Wort. Dieses Wort ist ein Name und „Liselotte" klingelt es uns zu den Ohren, „Liselotte". Von droben kommt es, allem Anschein nach von da, wo der rotbraune Trümmerpalast sich erhebt. Wohlan denn, hinauf auf einem der vielen Wege, die zu ihm emporführen! Und jetzt — in den Büschen dort über uns knickt es und knackt es und jetzt kommt etwas, ans Büschen und Sträuchern bricht es heraus und aus dem Wege da vor uns bleibt es ausatmend stehen. Ist das ein Hirsch? Ist das ein Reh? Ein Tier des Waldes überhaupt? — Von all dem nichts, es ist ein Mensch, ein junger Mensch, ein ganz junger sogar, ein Mägdlein, eigentlich noch ein Kind; nicht so gekleidet, wie heute Mädchen es sind, sondern so, wie sie vor zweihundertfünfzig Jahren sich trugen: ein Barettlein auf dem braunblonden Haupt, einen Jagdspieß in der Hand, das einfache Gewand eng flatternd um junge, magere, eckige Glieder. So steht es da, das ^geheimnisvolle Geschöpf, um sich blickend mit zwei Augen, leuchtend blau, aus denen das Leben hervorschießt wie ein Strahl, ein verkörperter Sonnenstrahl das 0 „Aus Liselottes Heimat, ein Wort zur Heidelberger Schloßfrage", von Ernst von Wildenbruch. Berlin 1904, G. Grote. 17

6. Geschichte des Mittelalters - S. 110

1901 - München [u.a.] : Franz
110 Friedrich Iii. — Eindringen der Türken in Europa. Feh de wesen im Reich. Verlust deutscher Grenzlande. Osmanen. Konstantinopel 1458. Matthias Corvinus. Friedrich Iii. 1440—1493. Einige Monate nach dem Tode Albrechts Ii. wählten die Kurfürsten den Vetter des verstorbenen Königs, den Herzog Friedrich von Steiermark. Bald nach seiner Erhebung versuchte Friedrich Iii. die Stamm-lande seines Hauses im Aargau den Eidgenossen wieder zu entreißen ; er bewirkte dadurch aber nur, daß die Schweiz sich Deutsch-land mehr und mehr entfremdete. Im Reiche selbst herrschten allenthalben die heftigsten Fehden. Unter diesen Umständen machten sich wichtige Glieder des Reiches, wie die Schweiz und Mailand thatsächlich vom Reiche los, während andere in die Gewalt des Auslaut)es kamen. So siel Luxemburg an die Herzoge von Burgund, Schleswig-Holstein^an Dänemark, Erme-land und Westpreußen an Polen. Eindringen der Türken in Europa. Eine Besserung der traurigen Reichsverhältnisse unter Friedrich Iii. hätte dringend not gethan, da Deutschland damals von Osten her einen neuen gefährlichen Feind besam. Denn schon drohten in Streifzügen über Ungarn her die Os-manen. Etwa feit 1300 die Herren von Kleinasien, wo Osman I. ein Reich gegründet, entrissen sie in fortwährenden Kämpfen gegen das byzantinische Reich diesem ein Gebiet nach dem andern und machten endlich dem Reste des byzantinischen Reiches ein Ende, indem sie 1453 die Stadt Konstantinopel erstürmten. Der letzte Kaiser^ des o st römischen Reiches siel bei der Verteidigung seiner Stadt, die von den Türken zur Hauptstadt ihres Reiches gemacht wurde. Die prachtvolle Sophienkirche ward in eine Moschee umgewandelt. So war das oströmische Reich zu Grunde gegangen, ohne daß das weströmische oder abendländische etwas zu seiner Rettung gethan hätte. Jetzt sing man auch in Deutschland au, die Gefahr zu erkennen. Aber die zerfahrenen Verhältnisse des Reiches ließen es zu keiner That kommen, obwohl die Türken schon Einfälle in Steiermark und Krain machten. Friedrich m. und Matthias Corvinus. Friedrich Iii. ließ in feinem Ungeschick nicht bloß Länder, welche feine Verwandten schon besaßen, seinem Haufe wieder verloren gehen, fondern büßte selbst seinen eigenen Besitz ein. So entzog sich Böhmen den Habsburgern, und die Ungarn wählten Matthias Corvinus zum König, der Friedrich Iii. sogar Wien entriß und es zu seiner Hauptstadt (1485—1490) machte.

7. Theil 1 - S. 198

1832 - Cassel : Bohné
198 Nord - Donau - Laender. dien nahmen sie das Land der Agathyrsi (das heu- tige Siebenbürgen) in Besitz und verbreiteten sich, be- sonders unter ihrem Könige Boerebistes, wieder süd- lich bis an den Danubius; ja, nach Strabo 7, 295.11'. sol- len sie sogar, in Vereinigung mit den »Scordisci, nach- dem sie den Danubius überschritten, die mächtigen celtischen Boji nicht nur geschlagen, sondern auch aus ihren Sitzen vertrieben haben, wodurch die Wü- ste der Bo¡7, der ihrigen ähnlich, entstanden sey. Aus ihren Besitzungen, oder neuen Eroberungen unter dem eben genannten Könige an dem rechten Donauufer, in den beiden Müsieu, wurden sie endlich durch Augu- stus und die folgenden Kaiser wieder über den Da- nubius zurück getrieben, liier aber fochten sie, be- sonders gegen das letzte Viertheil des ersten Jalirli. nach dir. Geb., mit um so grosserem Glück und Muth, als der Fürst tapfer und klug war, der die früher ver- einzelten Volksstämme gesammelt hatte. Dieser war Decebalus, unter dem die Römer, als der K. Domi- tianus herrschte, sogar zu einem schändlichen Tribut an sie genolhigt wurden. Nur erst dein K. Traja- nus gelang es, nachdem er die Daci auf zwei Seiten (durch das sogenannte eiserne Thor, nach Siebenbür- gen zu, und über die grosse steinerne Brücke über den Ister, nach der Wallachey zu) angegriffen, den Decebalus in mehreren Schlachten besiegt, dessen Haupt- stadt, Sarmizegethusa, erobert und den König selbst zu einem freiwilligen Tode genölhigt hatte, das ganze Land sich binnen /¿¿«/'Jahren zu unterwerfen, wor- auf ein Theil dieser Daci an die Ufer des Borysthe- nes auswanderte und sich daseihst unter dem Namen der Tyragelae niederliess. Vergl. Eutrop. 6, 2. 8, 2; wo man, in Bel reif der Einricht ung der von Trajan besiegten Dacia als Rom. Prov. folgendes liest: „Tra- janus victa Dacia ex toto orbe Romano infinitas eo copias hominum transtulerat, ad agros et urbes co- lendas. “ Flor. 3, 4. Dio Cass. 51, 22. 26. 27. 68, 14. Tacit. H. 1, 79. Aur. Viet. Caes. 13, 3. Plin. 4, ff. Columna Trojana, in Rom. Die Eroberung dieser so reichen und so fruchtbaren Provinz war für

8. Die mittlere und neue Welt - S. 60

1873 - München : Lindauer
60 aufs neue und wurde, als er einen Aufstand im Kirchenstaate begünstigte und die Kirche Siziliens bedrängte, zum zweitenmale mit dem Banne belegt. Inzwischen waren die Mongolen und Tataren, welche beu Temtvdfchin zum Tfchingis-Khan, d. H. zum Khan aller Khane erhoben hatten, aus der Hochebene Ostasiens nach Europa vorgebruugen und stauben zu Anfang des Jahres 1241 in zwei großen Haufen an der Grenze von Polen und Ungarn. Die Mongolen unter Valn braugen durch Polen nach Nied er -schlesien und besiegten bei Wahlstatt den Herzog Heinrich den Frommen von Liegnitz, zogen sich aber vor beit heranrückenben Böhmen nach Ungarn zurück. Von hier aus machten sie einen zweiten Versuch, in das Innere Deutschlands vorzudringen, standen aber, als sie auf ein von dem Böhmenkönige Wenzel und den Herzögen von Österreich und Kärnthen geführtes Heer stießen, von ihrem Vorhaben ab und räumten auf die Nachricht von dem Tode ihres Groß-Khans selbst Ungarn. Während dies in Deutschland vorging, stand Friedrich in Italien und setzte die Feindseligkeiten gegen den Papst sort. Auf seine Weigerung, den Kirchenstaat zu räumen, entfloh Papst Innocenz 1y nach' Lyon, sprach auf einem dort abgehaltenen Konzil die Absetzung Friedrichs aus und forderte die beut sehen Fürsten zu einer neuen Wahl ans (1245). Die Mehrheit der Stimmen siel auf beu Lanbgrafen Heinrich Raspe von Thüringen (1246). Als dieser schon 1247 starb, warb der zwanzigjährige Graf Wilhelm Ii von Ho llanb als neuer Gegenkönig aufgestellt, dem Friebrichs Ii Sohn, der junge König Konrab, die Krone streitig machte. Friedrich selbst setzte den Kampf gegen die Lombarben unter großen Verlusten fort bis zu feiuem Tode 1250. In Deutschland mußte Konrad 1y (1250—1254) vor Wilhelm (1250—1256) weichen und zog sich nach Apulien zurück, das sein natürlicher Bruder' Manfred gegen den Papst behauptet hatte. Dort starb er 1254 und hinterließ einen zweijährigen Sohn mit Namen Konradin, der auf Geheiß Karls von Anjou 1268 auf dem Marktplatze zu Neapel hingerichtet wurde (s. den Untergang der Stansen § 25). Wilhelm von Holland warb an[ einem Zuge gegen die Westsrisen erschlagen (1256). § 19. Das Interregnum oder die Negierung des deutschen Weiches durch, Ausländer, 1257-1273. Wach dem Tode Wilhelms von Holland wählte ein Teil der erkauften deutschen Fürsten den Bruder des englischen Königs Heinrich Iii, beit Grafen Richard von Kornwallis (1257—1272), ein anderer Teil den

9. Die mittlere und neue Welt - S. 109

1873 - München : Lindauer
109 für einen Einfall in fein Gebiet züchtigen wollte. Er erhielt denselben bewilligt, vermuthlich gegen die Zusage, seine Tochter Maria dem kaiserlichen Prinzen Maximilian zur Ehe zu geben. Der Herzog von Lothringen war schon nach drei Monaten bezwungen, aber er eroberte, als Karl der Kühne 1476 bei Grans on und bei Murten (frzf. Morat) von den Schweizern besiegt worden war, fein. Land wieder und wurde in der Behauptung desselben von den Schweizern unterstützt. Karl der Kühne suchte dem Herzoge Renatus die Stadt Nancy „wieder zu ent: Teilen, ward aber zur Flucht genötigt und beim Ubergange über einen zugefrornen Sumpf erschlagen (1477). Kurz daraus vermählte sich Maximilian mit Maria vvn Enrgnnd, gelangte aber erst durch den Sieg, den er 1479 hei Gninegate über den König Ludwig Xi von Frankreich gewann, in den Besitz der bnrgnitdifchen Länder mit Ausnahme des eigentlichen Herzogtums Burgund, welches Frankreich als erledigtes Lehen eingezogen hatte. Als Maria 1482 starb, schlossen Me deutfchburgun-difchen Stände auf eigene Hand zu Arras mit Frankreich einen Vergleich, erkannten aber die _ vormundschaftliche Regierung Maximilians für seinen Sohn Philipp an. Des Kaisers Freude über die Erwerbung seines Lohnes trübten zwei Kriege mit dem Ungarnkönige Mathias Korvinns, der schließlich (1485) die Stadt Wien einnahm und den Kaiser aus Niederösterreich verjagte. Der Flüchtige begab sich nach Schwaben und lebte dort von den Anleihen und Geschenken, welche ihm die Reichsstädte und Klöster zukommen ließen. Nach dem Tode des Mathias Korvinns (1490) eroberte des Kaisers Sohn Maximilian Niederösterreich zurück, mußte es aber geschehen lassen, daß die Ungarn ihre Krone nicht ihm, sondern seinem Vetter Wladislaw Ii, der 1471 dem Georg' Podebrad als König Böhmens gefolgt war (f T. Viii), übertrugen. Nach Friedrichs Iii Tode bestieg fein Sohn Maximilian I (1493—1519) den deutschen Tron. Dieser strebte vornehmlich drei Dinge an: Schwächung der türkischen Mackt, Wiederherstellung des königlichen Ansehens in Deutschland und Italien und Vermehrung der österreichischen Hausmacht. An der Erreichung des ersten Zieles ward er teils durch die in Italien herrschenden Wirren, teils durch die mangelhafte Unterstützung der deutschen Reichsstände gehindert. Um das königliche Ansehen in Dentfchla nd herzustellen, hob er auf dem Reichstage zu Worms (1495) das Fehderech t unbedingt auf und gebot bei Strafe der Reichsacht ewigen Land-frieden. Zugleich fetzte er in Frankfurt ein Reichskammergericht ein, welches in allen Streitigkeiten der Reichsgüeder die erste und letzte Behörde für alle unmittelbaren, und die zweite

10. Die mittlere und neue Welt - S. 119

1873 - München : Lindauer
119 Philipp, welcher allein den Krieg nicht fortführen konnte, ergab sich dem Kaiser und durfte seine Länder behalten, mußte aber gleich Johann Friedrich dem Kars er als Ge- ^^Kaum^war Herzog Moritz in den Besitz der sächsischen Kurwürde gelangt, so siel er vom Kaiser ab, verlangte die Freilassung seines Schwiegervaters, des Landgrafen von Helsen,> und spielte, um Geld zu bekommen, dem Könige Heinrich Ii von Frankreich die deutschen Städte Metz, Tonl und Verdun in die Hände (1552). Sein Plan, den Kaiser in Innsbruck gefangenzunehmen, ward durch die Flucht des Kaisers nach ^illach in Karnthen vereitelt. Gemäß dem Vertrage, der loo2 zu Pass au geschlossen wurde (s. S. 114), ward der Landgraf Philipp in Freiheit gesetzt, und Johann Friedrich, den der Kaiser schon bei seiner'abreise von Innsbruck freigegeben hatte, ward wreder H erz o g von Sachsen itnb Landgraf von Thüringen und Meitzen. Die Bistümer und Städte Metz, Tonl und Verdun konnten von Frankreich nicht zurückerobert werden (und wurden diesem . Reiche durch den westfälischen Frieden 1648 förmlich einverleibt.) Den Augsburger Religionsfrieden, 1555, s. S. 114. Harts Mdankung. Der vielen Negierungssorgen müde und gebeugt durch des Alters Leiden übergab Karl 1554 Neapel, 1555 die Niederlande, und 1556 auch die Kroue Spaniens seinem öohue Philipp, entsagte 1556 der Krone Deutschlands zu Gunsten 'seines"bruders Ferdinand und schloß lein thatenreiches Leben 1558 in einer zum Hieronvmitenkloster San Justo in Spanien gehörigen Wohnling. Sein Bruder Ferdinand I (1556—1564), seit 1531 römischer König, wurde Xvon den Kurfürsten erst 1558 förmlich zum Kaiser gewählt. Er machte den Versuch, ganz Ungarn seinem Zepter zu unterwerfen, mußte aber in einem Waffenstillstände (1562) den Türken alles überlasten, was sie in Ung arn an sich gerissen hatten. Sein Sohn und Nachfolger Maximilian Ii (1564—1576) trat dem Fürsten von Siebenbürgen, Johann Sigmund von Zapo lh a, und dem Sultan So'lyman, welche der habsbnrgischen Herrschaft in Ungarn ent Ende machen wollten, mit Erfolg entgegen. Solyman starb vor der Festung Sigeth, die de; Graf Zrinyi mit dem größten Heldenmute verteidigte. Nachdem Zrinyi gefallen und Sigeth in Schutt und Asche gesunken war, schloß Solymans Nachfolger, Selim Ii, einen Frieden, der beide Teile im Besitze ihrer Eroberungen ließ. Auf Mar Ii folgte sein ältester Sohn, Rudolf Ii (1576—1612). Unter ihm traten mehrere p r o-testantische Fürsten und Reichsstädte, welche der Macht
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