India.
497
er den nicht Fleischessern gegenüber stellt. Sie wer-
den Padaioi, Iladaloi, genannt; so viel geht aus seiner
Darstellung hervor. Wie aber weder der Name Indi
ein eigenthiimlicher, aus der einen oder der andern
Sprache Indiens hervorgegangener gewesen zu seyn
scheint, also war diess ebenfalls bei den Namen Pa-
daioi der Fall. Beide bewähren noch sehr sichere
Andeutungen ihres Ursprungs aus irgend einem der
Semitischen oder Aramaeischen Dialekte. Die No-
maden, oder die Herumschweifenden, die in der In-
doscythia der asiatisch aramäischen Westwelt ursprüng-
lich zunächst sassen, bekamen die Benennung Indi
oder vielmehr Hind (in der Arab. und Pers. Form)
von dem in allen semit. Dialekten anzutreffenden Na-
dad oder rnud, im Hiph. Hened und Henid, im
Kal .„bewegen, umher irren“ im Hiphil „umherirren
machen“ (sowohl sich als andere). So sind dann die
Henidu oder Plindu wörtlich keine anderen, als: qui
vagati sunt oder qui vagantur „die Herumziehenden,
Herumschweif enden,“ d. i. Nomaf)En. Ein Theil
davon bekleidet sich mit Gewänden aus dem Bast
von Pflanzen, d. i. mit Kleidern aus Byssus, der
Öcht indischer Abkunft ist. Es heisst derselbe aber
Padaioi, und Bad war im Hebr. der Name des Bys-
sus und jedes Linnens. Bessere Nachrichten über In-
dia kamen nach Alexander dem Gr. erst nach Grie-
chenland, und mehr noch wurden sie berichtigt, nach-
dem Seleucus Nicator bis an den Ganges vorgedrun-
gen war. Nur erst seit der Eroberung Aegyptens
kamen die Römer durch Handelsverbindungen in Be-
kanntschaft mit diesem Lande.
Umfang. India grenzte gegen Osten an die
Terra incognita, gegen Norden an die drei Haupt-
gebirge Emodus^ Imaus und Paropamisus, die sie von
den Seres und Scythae schieden , gegen Westen an
das Land der Paropamisadae, Arachosia und Gedro-
sia, gegen Süden an das Indische Meer.
H aupteint heilung. Die India von dem eben
angegebenen Umfange ward von den Alten einge-
thcilt: A. in die India Intra Gangem, und B. in
Ii. Theil. A 32
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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66 G A L L I A
/ I ' /,
Anmerk. 1) Diese vier, auf drei Hauptstamme zurückgeiuhrten
Hauptvölker der alten Gallia machten vor der Ankunft der
Körner nie ein Ganzes aus* Unter ihnen hohen sich, nach
Mela3, 2,30, besonders die Ausci, Aedui (früher die Arver ni)
und Treveri empor: „Populorum tria summa nomina sunt,
terminanturcjue fluviis ingentibus. Nam apyrenaeo ad Garu-
nuiain Aquitani, ab eo ad Sequanam, Celtae, iude ad
Rhenum pertinent Belgae. Aquitanoruin clarissimi sunt
Ausci, Celtarura Aedui (Hedui), Belgarum Treveria
Grundzuge aus dem Charakter der alten
Bewohner.
Weniger genau sind uns aus den Berichten der
Griechen und Römer die Aquitani, am besten hin-
gegen die Celtae und Belgae bekannt geworden. Nach
Polyb. 2, 31, 33 ff. J.caes. B.g.6,16. 19.7,22. 23ff.
Diod. Sic. 2, 30. 5, 27. 28. 29. 30 ff. Str. 4, 195 ff.
und vielen anderen alten Schriftstellern, waren die
Kelten gross und stark, kriegerisch, gewaltig im An-
griff, jedoch von geringer Ausdauer. Grösstentheils
fochten sie nackt bis auf die Lenden; nur eiti gros-
ser Schild, der Thyreas, schützte sie: indessen tru-
gen Andere eherne Helme und Panzer. Ihre Haupt-
angriffswaffe war ein langes, breites, nicht zugespitz-
tes Schwert von Kupfer, das, im Gefecht mit den
Römern, die sich der kurzen, spitzigen iberischen
Schwerter bedienten, ihnen sehr nachtheilig war. Ue-
brigens trugen sie ein langes gestreifles Oberkleid
und darunter Beinkleider, bis auf die Fiisse herab,
Braccae von ihnen genannt; woher die Römer die
Provincianarbonensis, Gallia Braccata nannten, zum
Unterschied, früher, von der Gallia Togata in Italien,
und später, von der Gallia Comata, von den langen
gelb-röthlichen Haaren, die man in ganz Gallien auf dem
Hinterkopf festband; obwohl man überall daselbst eben-
falls Braccas trug. Goldene Ketten, Ringe und ähn-
licher Putz schmückten die Vornelimen. Krieg und
Jagd waren die Hauptbeschäftigungen des Mannes, der
gegen besiegte Feinde sehr grausam verfuhr, deren
Schädel an dem Sattelknopf seines Pferdes nach Flause
brachte und sie daselbst über den Thoren der Städte
und seiner Wohnungen aufstellte, oder sich dersel-
den bei Schmausereien als eines Pokals bediente. Die,
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
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482
Sued - Donau - Laender.
ostendat.u Dasselbe bemerkte schon Polybius bei
S.lrabo 4. Vgl. Plin. 4. 11, Wenn Strabo dagegen
spricht, so scheint er die ausserordentliche Ausdeh-
nung des Haemus von Osten nach Westen, bis zum
Orbelus, nicht erwogen zu haben. Nur von einem
und demselben Punkte auf seinem Scheitel aus dürfte
eine solche Ansicht nicht möglich gewesen sevn.
Will man seinen Namen, gleich dem Namen des
Landes und Hauplilusses (siehe oben), aus dem Phü-
nicischen ableiten, so bietet sich das Wort Hamas
fliehen, tragen“ dar, woraus Haemus „der Träger“
gebildet worden, dem Begriffe eines Himmels - Tvol-
ken - und Schneeträgers, oder dem Sinn eines Htlas
in der Mythe der Griechen entsprechend. Häufig
wird er imeh jyiovcodrjç' und glacialis genannt, T) Rho-
dope, Podorcp (Despoto , oder Despoti - Dag), der
dem Haemus von Westen nach Osten in fast paral-
leler Richtung zu folgen scheint; wesshalb dieses Ge-
birge auch von den Phöniciern seinen Namen, von
Radaph „folgen, nachfolgen“ u. s. w., als das in
gleicher Richtung dem Haemus folgende Gebirge er-
halten haben mag. Herodot. 4, 49. Polyb. 34. 10,
Pl 4, 1. 10. Mela 2, 2. Amm. M. 21, 10. 3) Sco-
mius, Hexo/iuoz (Dupandscha oder Witoscha, und
Rullageb.) Dieses Gebirge, das von Norden gegen
Süden streicht, steht gegen Westen, sowohl dem
Haemus, als dem Rhodope, die hier einander nahe
kommen, im Riiclen, oder es bildet von beiden die
Schulter; und von dieser seiner Stellung scheint es
durch die Phonicier seinen Namen von Schom „die
Schulter, der Rücken,‘{ bekommen zu haben,, so dass
es den Rücken - oder Schulterberg bedeutet hat.
■Thucyd. 2, 96. Desgleichen gehörten noch zu dem
ältesten Thracien folgende Gebirge, die späterhin
mit zu Macédonien gerechnet wurden, als 4) Pan-
gaeus, niayyaïoç (Egriazu Castagnatz), das nord-
östlich mit dem Scomius sich verbindet, und süd-
westlich mit dem Orbelus; besonders aber dadurch
ausgezeichnet ist, dass die Hauptgebirge aller- Siiddo-
nauländer an ihm zusammenstossen oder an ihm zu-
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406
Adergewebe. Einige stellen grüne Blätter, andere dürre und verwelkte vor.
Ja, oft könnte man das ganze Jnsect für einen Theil des Zweigwerks an
einem Baume halten.
An Fischen bewundert man die glänzenden Schuppen als einen ihnen
eigenthümlichen Schmuck; aber man bringe einen Schmetterlingsflügel
unter das Mikroskop, und man wird finden, daß die Natur auch Jnsecten
mit denselben Vorzügen begabt hat. Das reiche und sammetne Farbcn-
spiel des Gefieders der Vögel ist nicht schöner, als das, welches der wiß-
begierige Beobachter in großer Mannigfaltigkeit bei den Schmetterlingen
erblickt. Jene vielfarbigen Augen, welche den Schweif des Pfauen so
herrlich schmücken, werden von einem unserer gewöhnlichsten Schmetterlinge
treffend nachgeahmt. Man glaubt, Federn seien das Eigenthümliche der
Vögel i allein die Jnsecten ahmen sie oft nach in ihren Fühlhörnern, Flü-
geln und zuweilen selbst in der Bedeckung ihres Leibes. Wir bewundern
mit Reckt die Bekleidung der vierfüßigen Thiere, ihre Häute mögen mit
Haar oder Wolle oder Pelz bedeckt sein; aber viele Jnsecten sind mit all
diesen Haararten bekleidet, und zwar sind sie unendlich viel feiner und sei-
denartiger im Bau, glänzender und zarter in der Farbe, und mannigfaltiger
schattiert, als bei irgend einem anderen Thier.
An Buntheit übertreffen die Jnsecten gewiß jede andere Classe von
beseelten Wesen. In der Bemalung derselben sind oft die Wolken des
Himmels nachgeahmt; in anderen die Windungen der Flüsse oder das
Wellenspiel des Wassers; andere haben das Ansehen eines übergeworfenen
Kleides vom feinsten Netzwerk; andere gleichen Wappenschildern, die Schwarz,
Blau, Grün, Roth, Silber und Gold, Balken, Bänder, Kreuze, Halbmonde,
Sterne und selbst Thiere in den Feldern führen. Bei vielen sind mathematische
Figuren, bei anderen Buchstaben verschiedener Sprachen deutlich abgebildet.
Auch in anderer Hinsicht hat die Natur hier ihre Gunst nicht gespart.
Einigen hat sie Flossen wie den Fischen gegeben, oder Schnäbel wie den
Vögeln, anderen Hörner u. s. w. Der Ochs, der Hirsch, das Nashorn
haben in dieser Beziehung viele Vorbilder unter den Jnsecten. Das eine
ist mit Hauzähnen wie der Elephant, ein anderes mit Stacheln bewehrt
wie Stachelschwein und Igel; ein anderes stellt im Kleinen ein Krokodil
vor ; einem vierten geben die Hinterbeine des Känguruh ein sehr sonder-
bares Ansehen, und der drohende Kopf der Schlange findet sich an einem
fünften. Es würde endlos sein, wenn man alle Beispiele von solchen
Wiederholungen anführen wollte; nur sei bemerkt, daß im allgemeinen
diese Waffen und Werkzeuge in Bau und Ausführung jene, welchen sie
ähneln, bei weitem übertreffen.
Und wie regen die Jnsecten unsere Einbildungskraft an! Der
Schmetterling, geziert mit Schönheit und Anmuth, getragen von glänzen-
den Flügeln und aus jeder Blume saugend, erinnert an die seligen Be-
wohner glücklicherer Welten; andere dagegen erscheinen als Abbilder von
unterirdischen Wesen. Denn sehen wir die scheußliche Farbe und das teuf-
lische Aussehen, das einige auszeichnet, die finsteren Höhlen, in denen sie
*
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494
Edlen große Gutsherrschaften bilden, vertrieben die Bauern aus ihren Dörfern,
rissen die Gebäude nieder und machten sich die Uebriggebliebenen dienstbar. Vor
allem beförderten dies die verderblichen Kriege, die Naubzüge Waldstein's und
Tilly's, worin Dörfer, ja ganze Kirchspiele in Asche gelegt und verödet wurden. Die
Hufen blieben unbestellt und lagen wüste. So verschwanden unzählige Dörfer mit
ihren uralten Hufen, und manche Güter tragen noch den Namen eines Dorfes und
die Kampe derselben den Namen der verschiedenen Feldmarken. — Je größer
die Güter wurden, desto mehr Arbeitskräfte gebrauchte man, um sie zu bewirth-
schaften. Die Bauern verließen wegen der unerschwinglichen Frohnden bald ihre
Hufen, und die Taglöhner, die für geringen Lohn arbeiten mußten, zogen dahin,
wo es mehr zu verdienen gab. Da begannen die Gutsherren zu fürchten, daß sie
nicht mehr ihre Güter bewirthschaften könnten, und deswegen wurden die Unter-
gehörigen an den Grund und Boden, wo sie geboren waren, gefesselt und an die
Scholle gebunden; sie durften das Gut nicht verlassen, nicht auswärts Arbeit und
Verdienst suchen, mußten dem Herrn bestimmte persönliche Dienste leisten, gegen
den Willen derselben keinen andern Beruf lernen, ihm einen Erb- und Unter-
thaneneid schwören, d. h. sie wurden leibeigen, ihr Leib ward Eigenthum des Herrn.
Wohl gab es viele wohldenkende Gutsbesitzer, die ihre Untergebenen milde und
gütig behandelten; andere aber mißbrauchten furchtbar ihre Gewalt und waren
menschenfeindlich gegen ihre Leibeigenen gesinnt. So war einmal ein fremder
Edelmann bei einem Herrn v. Rumohr auf Rundhof zum Besuch und bemerkte
verwundert und mißfällig die silbernen Knöpfe an der Kleidung eines Leibeigenen.
„Was meine Bauern haben," antwortete Rumohr, „das werden sie gerne bereit
sein mir zu geben, wenn ich es bedürfen sollte." Der Fremde zweifelte daran, da
gingen sie eine Wette ein. Im nächsten Umschlag ließ darum der Gutsherr aus
Kiel die Nachricht nach Rundhof kommen, er sei im Einlager und bäte, man möge
ihm helfen mit Gold und Silber. Da brachten die Bauern alles zusammen, was
sie hatten und wollten es ihrem guten Herrn schicken; dieser aber hatte seine Wette
gewonnen. Dagegen vertauschten andere ihre Leibeigenen gegen Jagdhunde und
spielten statt um Geld, um ihre Untergebenen Karten. Unermeßliche Schläge und
Mißhandlungen aller Art hatten die armen Menschen auszustehen und mußten
tagelang gefesselt auf einem vor demherrnhause aufgerichteten Esel sitzen. Darum
hatten die Leibeigenen auch das Gefühl ihrer menschlichen Würde verloren. „Jk
bin man en eegen Minsch," antworteten sie, wenn auf der Landstraße nach ihrer
Heimat und Herkunft gefragt wurde. Dagegen war der freie Bauer in den hol-
steiuschen Marken ein ganz anderer Mann:
Friske, stolte Degen,
de ehr Hoved in den Wolken dregen.
Schon früh waren die oldenburgscheu Fürsten bemüht, die Leibeigenschaft zu
mildern, aber die meisten Gutsherrn weigerten sich, auf ihre Vorschläge einzugehen.
Nur wenige waren es, die mit gutem Beispiel vorangingen und deren Namen
unser Land mit Stolz nennen darf. Im Jahre 1688 erklärte Christoph Rantzau,
Erbherr von Schmool, Hohenfelde und Oevelgönue, der sich früher durch harte
Behandlung der Leibeigenen und durch grausame Verfolgung vermeintlicher Hexen
hervorgethan hatte, daß er den elenden Zustand der ewigen Leibeigenschaft mit
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8
einiger Zeit ging die arme Frau wieder in den Wald, und als
sie mit ihrer Bürde Holz auf dem Rückwege wieder an die
Stelle kam, wo das kranke Kätzchen gelegen hatte, da stand
eine ganz vornehme Dame dort, winkte die arme Frau zu sich
und warf ihr fünf Stricknadeln in die Schürze. Die Frau wuszte
nicht recht, was sie denken sollte, und es dünkte diese abson-
derliche Gabe ihr gar gering; doch nahm sie die Stricknadeln,
zeigte sie ihren Kindern und legte sie des Abends auf den Tisch.
Aber als die Frau am andern Morgen ihr Lager verliesz, siehe,
da lagen ein Paar neue, fertig gestrickte Strümpfe auf dem
Tische. Das wunderte die alte Frau über alle Maszen, und am
nächsten Abend legte sie die Nadeln wieder auf den Tisch, und
am Morgen darauf lagen neue Strümpfe da. Jetzt merkte sie,
dasz zum Lohne ihres Mitleids mit dem kranken Kätzchen ihr
diese Nadeln beschert waren, und liesz dieselben nun jede
Nacht stricken, bis sie und die Kinder Strümpfe genug hatten.
Dann verkaufte sie auch Strümpfe und hatte genug bis an ihr
seliges Ende.
13. Drei Räthsel.
1. Oben spitz und unten breit, 2. Fünf Finger und doch keine Hand,
durch und durch voll Süszigkeit, ein Schuh, doch ohne Sohle,
weisz am Leibe, blau am Kleide, bald kreideweisz wie eine Wand,
kleiner Kinder grosze Freude. bald schwarz wie eine Kohle.
3. Es saszen vierzehn Spatzen
auf meines Nachbars Dach;
der Jäger schosz darnach.
Da fielen sieben Spatzen.
Nun sag’, — soll ich dich loben, —
wie viel noch sitzen droben?
14. Der treue Hund.
Ein Kaufmann hatte einen Hund, der sehr wachsam und treu
war. Einst ritt der Kaufmann von einem Markte, wo er viel Geld
eingenommen hatte, nach Hause. Er hatte sein Geld in einem Man-
telsacke hinter sich auf das Pferd geschnallt, und sein Hund lief neben
ihm her. Nach und nach wurden die Riemen locker, mit denen der
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58
105. %vcuc einer Magd.
Sie heißt la Blonde und diente 23 Jahre bei ihrer Herrschaft und
hätte länger bei derselben gedient, wenn die Meistersleute länger gelebt
hätten. Lange Jahre ging es bei dem Pelzhändler M. zu Paris nach dem
Schnürlein, und la Blonde bekam die guten Tage der Herrschaft auch zu
spüren und konnte in dieser Zeit 350 Thaler Spargelb auf die Seite legen.
Aber nun wandte sich das Blättlein. Der Pelzhändler machte Bankerott
und gerieth in die bitterste Armuth. Da hätte eine andere Magd gedacht:
„Ja, da bin ich kein Narr. Hat das Glück meine Herrschaft verlassen,
werd' ich auch um eine andere mich umsehen dürfen." Nicht so la Blonde.
Am guten Tage war sie guter Dinge gewesen, und den bösen nahm sie jetzt
auch für gut und blieb, selbst als ihr die Frau sagte, daß sie in ihren be-
trübten Umständen auf keinen Lohn rechnen könne. Kummer und Sorge
nagten an des Pelzhändlers Leben; in Jahresfrist starb er und hinterließ
nichts als eine kränkliche Frau und zwei Waislcin, und einen Edelstein —
das war die Magd. Da la Blonde der kranken Frau und der Kindlein
pflegen mußte, wurde nichts verdient, sondern nur gebraucht, und als die
Pelzhändlerin alles Entbehrliche verkauft hatte, brach la Blonde ihr Spar-
geld an und holte nach und nach davon, bis das auch aufgebraucht war.
Zum Glück starb zu dieser Zeit eine Base der Magd und hinterließ ihr ein
Erbe, das jährlich seine 50 Thaler trug. Auch die gab la Blonde hin,
und als auch das in dem theuren Paris nicht lange herhielt, verkaufte sie
Kleider und andere Sachen von Werth, und zuletzt suchte sie als Krankcn-
wärterin die Nächte über etwas zu verdieneu, während sie am Tage der
kranken Frau pflegte. Als diese starb, wollte man die armen Kinder in
ein Spital aufnehmen; aber la Blonde erklärte: „So lange ich lebe, sollen
die beiden Kinder an mir eine Mutter haben." Schon wollte sic mit den
Waislcin nach ihrem Geburtsort Rüel aufbrechen, weil sic dort billiger
durchzukommen hoffte, da ruft sie eines Tages ein kinderloser, wohlhabender
Zuckerbäcker und spricht; „Hört, la Blonde, Ihr braucht nicht fortzu-
ziehen ; ich brauche in meinen alten Tagen eine rechtschaffene Haushälterin.
Da hab' ich gedacht, Ihr zieht mit den beiden Waislcin zu mir, dann
haben sie einen Vater und eine Mutter, und ich habe eine Haushälterin;
so ist allen geholfen." Mit Freuden willigte die treue Seele ein, und ihr
Ende war lieblich und sanft wie das Abendroth nach einem schönen Tage,
und ich denke, sie werde auch weit oben rechts zu erfragen sein am Tage der
Vergeltung.
O
106. ver Wegweiser.
1. Weiszt, wo der Weg; zum mit Pflug und Karst durch’s Weizen-
Mehlfaszgeht, seid,
zum vollen Fasz? Im Morgen- bis Stern an Stern am Himmel
roth steht.
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37
dich besser hören kann." — „Ei Großmutter, was hast du für große Augkn !"
— „Daß ich dich besser sehen kann." — „Ei Großmutter, was hast du
für große Hände!" — „Daß ich dich besser packen kann!" — „Aber
Großmutter, was hast du für ein entsetzlich großes Maul!" — „Daß ich
dich besser fressen kann !" Und wie der Wolf das gesagt hatte, sprang er
aus dem Bette und auf das arme Rothkäppchen und verschlang es.
Wie der Wolf den fetten Bissen im Leibe hatte, legte er sich wieder
in's Bett, schlief ein und fing an überlaut zu schnarchen. Der Jäger
ging eben vorbei und dachte bei sich: „Wie kann die alte Frau so schnar-
4^ chen? du mußt einmal nachsehen, ob ihr etwas fehlt." Da trat er in
die Stube, und wie er vor's Bett kam, so lag der Wolf darin, den er lange
gesucht hatte. Nun wollte er seine Büchse anlegen, da fiel ihm ein : „Viel-
leicht hat er die Großmutter gefressen, und ich kann sie noch erretten", und
schoß nicht, sondern nahm eine Schere und schnitt dem schlafenden Wolf
den Bauch auf. Wie er ein paar Schnitte gethan, da sah er das rotbe
Käppchen leuchten, und wie er noch ein wenig geschnitten, da sprang das
Mädchen heraus und rief: „Ach, wie war ich erschrocken! was war's so
dunkel in dem Leibe des Wolfes!" und dann kam die Großmutter auch
lebendig heraus. Rothkäppchen hatte aber große schwere Steine, damit
füllte sie dem Wolf den Leib, und wie er aufwachte, wollte er fortspringen,
aber die Steine waren so schwer, daß er gleich niedersank und sich todt fiel.
Da waren alle drei vergnügt, der Jäger nahm den Pelz vom Wolf,
die Großmutter aß den Kuchen und trank den Wein, den Rothkäppchen
gebracht hatte, und Rothkäppchen dachte bei sich: „Du willst dein Lebtag
nicht wieder allein vom Weg ab in den Wald laufen, wenn dir's die Mutter
verboten hat."
68. Der Sandmann.
1. Zwei seine Stieflein hab' ich an,
mit wunderweichen Söhlchen dran,
ein Säcklein hab' ich hinten auf,
husch! trippl' ich rasch die Trepp'
hinauf.
2. Und wenn ich in die Stube tret',
die Kinder beten das Abendgebet,
von meinem Sand zwei Körnelein
streu' ich auf ihre Aeugelein.
3. Da schlafen sie die ganze Nacht
in Gottes und der Englein Wacht.
Von meinem Sand zwei Körnelein
streut' ich auf ihre Aeugelein.
4. Den frommen Kindern soll gar schön
ein froher Traum vorübergehn.
Nun frisch und rasch mit Sack und
Stab
nur wieder jetzt die Trepp' hinab!
5. Ich kann nicht länger müssig stehn,
ich muß noch heut' zu vielen gehn.
Nun seht, mein Säcklein öffnet' ich kaum,
da nickt ihr schon und lächelt im Traum.
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49
3. O helft, ich muß versinken
in lauter Eis und Schnee!
O helft, ich muß ertrinken
im tiefen, tiefen See! —
Wär' nicht ein Mann gekommen,
der sich ein Herz genommen,
o weh!
4. Der packt es bei dem Schopfe
und zieht es dann heraus,
vom Fuße bis zum Kopfe
wie eine Wassermaus.
Das Büblein hat getropfet,
der Vater hat geklopfet
es aus
zu Haus.
94. Gebet rines Kindes an den heiligen Christ.
1. Du lieber, heil'ger, frommer Christ,
der für uns Kinder kommen ist,
damit wir sollen weiß und rein
und rechte Kinder Gottes sein;
2. Du Licht, vom lieben Gott gesandt
in unser dunkles Erdenland,
du Himmelskind und Himmelsschein,
damit wir sollen himmlisch sein;
3. Du lieber, heil'ger, frommer Christ,
weil heute dein Geburtstag ist,
drum ist auf Erden weit und breit
bei allen Kindern frohe Zeit.
4. O segne mich, ich bin noch klein,
o mache mir das Herze rein!
O bade mir die Seele hell
in deinem reichen Himmelsquell!
5. Daß ich ein Engel Gottes sei,
in Demuth und in Liebe treu,
daß ich dein bleibe für und für,
du heil'ger Christ, das schenke mir!
95. Drei Fabeln.
1.
Eine Schwalbe flog auf ein Schaf, ihm ein wenig Wolle für ihr
Nest auszurupfen. Das Schaf sprang unwillig hin und wieder. „Wie
bist du denn nur gegen mich so karg?" sagte die Schwalbe. „Dem Hirten
erlaubst du, daß er dich deiner Wolle über und über entblößen darf; und
mir verweigerst du eine kleine Flocke. Woher kommt das?"
„Das kommt daher", antwortete das Schaf, „weil du mir meine
Wolle nicht mit eben so guter Art zu nehmen weißt, als der Hirte."
»
2.
Der Rabe bemerkte, daß der Adler ganze dreißig Tage über seinen
Eiern brütete. „Und daher kommt es ohne Zweifel", sprach er, „daß die
Jungen des Adlers so scharfsichtig und stark werden. Gut! das will ich
auch thun."
Und seitdem brütet der Rabe wirklich ganze dreißig Tage über seinen
Eiern; aber noch hat er nichts als elende Raben ausgebrütet.
Vaterländisches Lesebuch. 4
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude]]
TM Hauptwörter (200): [T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh]]
182
Wir lagen manche liebe Nacht
durchnäßt bis auf die Haut;
du allein du hast mich erwärmet,
und was mein Herze hat gehärmet,
das hab' ich dir, Mantel, vertraut.
Geplaudert hast du nimmermehr,
du warst mir still und treu,
du warst getreu in allen Stücken,
drum laß ich dich auch nicht mehr flicken,
du, Alter, du würdest sonst neu.
Und mögen sie mich verspotten,
du bleibst mir theuer doch;
denn wo die Fetzen herunterhängen,
sind die Kugeln hindurch gegangen,
jede Kugel, die machte ein Loch.
Und wenn die letzte Kugel schlägt
ins preuß'sche Herz hinein,
lieber Mantel, laß dich mit mir begraben,
weiter will ich von dir nichts mehr haben,
in dich hüllen sie mich ein.
Da liegen wir zwei beide
bis zum Appell im Grab!
der Appell, der macht alles lebendig,
da ist es denn auch ganz nothwendig,
daß ich meinen Mantel hab!
20. Lied eines deutschen Knaben.
Mein Arm ist stark und groß mein Muth,
gieb, Vater, mir ein Schwert!
Verachte nicht mein junges Blut;
ich bin der Väter werth!
Ich finde fürder keine Ruh'
im weichen Knabenstand!
Ich stürb', o Vater, stolz wie du,
den Tod für's Vaterland!
Schon früh in meiner Kindheit war
mein täglich Spiel der Krieg!
Im Bette träumt' ich nur Gefahr
und Wunden nur und Dieg.
Mein Feldgeschrei erweckte mich
ans mancher 'Türkenschlacht;
noch jüngst ein Faustschlag, welchen ich
dem Bassa zugedacht!
Da neulich unsrer Krieger Schar-
auf dieser Straße zog,
und, wie ein Vogel, der Husar
das Haus vorüberflog:
Da gaffte starr und freute sich
der Knaben froher Schwarm,
ich aber, Vater, härmte mich
und prüfte meinen Arm.
Mein Arm ist stark und groß mein
Muth!
Gieb, Vater, mir ein Schwert!
Verachte nicht mein junges Blut;
ich bin der Väter werth.
21. Der reichste Fürst.
Preisend mit viel schönen Reden
ihrer Länder Werth und Zahl,
saßen viele deutsche Fürsten
einst zu Worms im Kaisersaal.
„Herrlich", sprach der Fürst von
Sachsen,
„ist mein Land und seine Macht;
Silber hegen seine Berge
wohl in manchem tiefen Schacht."
„Seht mein Land in üpp'ger Fülle",
sprach der Kurfürst von dem Rhein,
„gold'ne Saaten in den Thälern,
auf den Bergen edlen Wein!"
„Große Städte, reiche Klöster",
Ludwig, Herr zu Baiern, sprach,
„schaffen, daß mein Land den euren
wohl nicht steht an Schätzen nach."
Eberhard der mit dem Barte,
Würtembergs geliebter Herr,
sprach: „Mein Land hat kleine Städte,
trägt nicht Berge silberschwer;
Doch ein Kleinod hält's verborgen:
daß in Wäldern, noch so groß,
ich mein Haupt kann kühnlich legen
jedem Unterthan in Schoß."
Und es rief der Herr von Sachsen,
der von Baiern, der vom Rhein:
„Graf im Bart, Ihr seid der Reichste!
Euer Land trägt Edelstein."
22. Heil dir im Siegerkrlinz.
Heil dir im Siegerkranz,
Herrscher des Vaterlands!
Heil, König, dir! »
Fühl in des Thrones Glan; -
die hohe Wonne ganz,
Liebling des Volks zu sein!
Heil, König, dir!
Nicht Roß, nicht Reisige
sichern die steile Höh,
wo Fürsten stehn;
Liebe des Vaterlands,
Liebe des freien Manns ^
gründen des Herrschers Thron,
wie Fels im Meer.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
Extrahierte Personennamen: Bassa Ludwig Ludwig Eberhard Manns