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1. Sagen, Lebensbilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 27

1912 - Düsseldorf : Schwann
— 27 — Sobald die Schiffer ahnungslos gelandet waren, ließ er sie zu sich kommen. „Habt ihr nichts Näheres von Arion gehört?" fragte er. „Nein," sagten sie, „wir wissen nur, daß alle Leute in Italien seine"kunst gepriesen haben." Plötzlich jedoch öffnete sich die Tür des anstoßenden Gemaches, und Arion trat vor ihre Augen. Als die Übeltäter den Sänger erblickten, den sie für tot gehalten hatten, stürzten sie vor Schreck zu Boden. Periänder ließ die Schuldigen sogleich ergreifen und wollte sie töten lassen. Aber der edle Arion bat den Herrscher für ihr Leben, und dieser jagte sie aus seinem Lande. Dem Sänger selbst aber, der so wunderbar gerettet worden, setzte er an der Stelle, wo der Fisch ihn an das Land getragen hatte, ein ehernes Denkmal. 13. Die Gründung Roms. 1. Die Zwillingsbrüder Romulus und Remus. In der Landschaft Latium in Italien lag eine Bergstadt mit Namen Alba Longa. Askänius, der Sohn des Än^as, hatte sie gebaut. Nach ihm herrschte hier eine große Reihe von Königen. Einmal hinterließ ein König zwei Söhne. Der jüngere, A m ü l i u s geheißen, raubte seinem Bruder Nümitor den Thron. Dessen einzige Tochter machte er zur Priesterin, so daß sie nicht heiraten durfte. Die Götter fchenkten ihr aber Zwillingssöhne, die die Namen Romulus und Remus erhielten, ^hr Cheun Arnülius dachte bei sich, sie könnten ihm wohl einst die Herrschaft wieder wegnehmen. Er fprach daher zu einem Diener: „Geh und wirf die Knaben in den Tiberfluß, denn sie sollen sterben!" Nun war aber der Fluß über seine Ufer getreten, fo daß der Diener an die eigentliche Strömung nicht herankommen konnte. Er setzte daher die Kinder in einem Korbe auf das seichte Wasser und eilte davon. Als die Überschwemmung aufhörte, blieb der Korb auf dem Trockenen stehen. Die Kinder waren hungrig geworden und jammerten kläglich. Da brachte ihnen eine Wölfin etwas Nahrung. Des Weges kam bald ein Hirt gegangen; der nahm die Kleinen barmherzig mit in feine Hütte und gab sie seiner guten Frau zur Pflege. In der Freiheit des Hirtenlebens wuchsen Romulus und Remus zu kräftigen Knaben und Jünglingen auf; sie wußten nicht anders, als daß sie die Söhne des Hirten seien. Eines Tages kamen sie in Streit mit den Hirten des alten Nümitor, die auf einer benachbarten Weide ihr Vieh hüteten. Diese packten den Remus und schleppten ihn in die Stadt vor ihren Herrn. Nümitor stutzte, als er den Gefangenen fah, denn er erkannte in feinem Gesichte eine Ähnlichkeit mit seiner armen Tochter. „Wer bist du?" fragte er den Remus. „Ein Hirt!" antwortete der Gefragte

2. Sagen, Lebensbilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 28

1912 - Düsseldorf : Schwann
— 28 — trotzig. Da wußte Nümitor so wenig wie zuvor. Er ließ daher den alten Hirten kommen und fragte ihn aus. Der fürchtete, daß es dem Remus übel ergehen könne, und entdeckte dem Nümitor alles. Auch Rümulus kam hinzu, und erfreut schloß der Großvater seine beiden totgeglaubten Enkel in die Arme. Er erzählte ihnen von der Schlechtigkeit des Amülius und bewog sie zur Rache. Die Jünglinge sammelten ihre Genossen, lauter verwegene Hirten, um sich und drangen mit ihnen ohne weiteres in die Burg des Königs ein. Die Brüder ergriffen, den Übeltäter und töteten ihn. Dann setzten sie ihren Großvater wieder auf den Thron von Alba Longa. 2. Die Erbauung der Stadt. Aus Dankbarkeit gab Nümitor den Brüdern ein Stück Land am Tiber, wo sie einst als kleine Kinder ausgesetzt waren: da sollten sie sich eine Stadt bauen. Die Brüder taten es, und die Hirten, ihre alten Genossen, wurden die ersten Bewohner der neuen Ansiedlung. Die Wohnstätten sahen aber noch sehr ärmlich aus; es waren nur Hütten aus Lehm, deren Dach aus Schilf oder Stroh bestand. Auch hatte die neue Stadt noch keinen Namen. Und wer sollte als König über sie herrschen? Darüber kam es uuter den Brüdern zum Streite. Endlich einigten sie sich; die Götter sollten durch ein Zeichen entscheiden. Jeder beobachtete von einem Hügel aus den Himmel. Es dauerte nicht lange, da erschienen dem Remus sechs Geier, aber gleich darauf zeigten sich dem Romulus bei Donner und Blitz gar zwölf Geier. Jetzt entstand ein neuer Streit; denn jeder behauptete, daß sein Zeichen das beste sei: der eine, weil ihm seine Geier zuerst erschienen seien, der andere, weil er doppelt so viel gesehen habe. Die Leute sagten aber, daß Romulus recht habe; sie nannten daher die Stadt nach seinem Namen Rom und machten ihn auch zu ihrem Könige. Man sagt, das sei im Jahre 753 vor Christi Geburt geschehen. Remus grollte jetzt seinem älteren Bruder sehr. Eines Tages zog dieser mit dem Pfluge rings um die neue Stadt eine Furche; dariu sollte die Stadtmauer errichtet werden. Remus sah spöttisch zu. Um den Bruder zu ärgern, sprang er über die niedere Umwallung hinweg; „eine nette Mauer!" sagte er lachend. Romulus geriet darüber in Zorn und erschlug den Spötter mit einem Knüppel. „So möge es jedem ergehen," rief er grimmig aus, „der in Zukunft über die Mauern von Rom steigt!" So beginnt die Geschichte Roms nach der Sage mit einem Brudermord. 14. Der Raub der Sabinerinnen. 1. Der Raub. Rom hatte im Anfange nur wenige Einwohner. Romulus lud daher alle, die aus ihrer Heimat vertrieben waren, selbst entlaufene Sklaven und flüchtige Übeltäter, ein, sich in der neuen

3. Sagen, Lebensbilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 29

1912 - Düsseldorf : Schwann
— 29 — Stadt niederzulassen. So kamen viele Männer herbei. Dagegen fehlte es an Frauen. Woher sollten die auch kommen? Man scheute sich vor deu rauheu Bewohnern der Tiberstadt, und kein -bater wollte seine Tochter dorthin verheiraten. Da ersann Rötriulus eine £ist. Er ließ in allen Nachbarstädten verkünden, in Rom sollten nächstens festliche Kampfspiele abgehalten werden, und wer etwas sehen wolle, möge nur mit Frau und Kindern hinkommen. Die Umwohner nahmen die Einladung gern an, denn Wettkämpfe waren ganz nach ihrem Sinne. Auch wollten sie einmal zusehen, wie die neue Ansiedluug eigentlich beschaffen sei. So kamen denn besonders von den benachbarten Sabinern viele mit ihren Frauen und Töchtern zu den Spielen nach Rom. Als nun aber die Wettkämpfe begonnen hatten und alle aufmerksam ihre Augen nur aus diese richteten, siehe! da stürzten die römischen Jünglinge plötzlich auf die Jungfrauen der Sabiner los und schleppten sie mit sich fort in ihre Hütten. Die bestürzten Mütter erhoben ein Zetergeschrei, die Väter und Brüder fluchteu den Räubern, aber da sie keine Waffen bei sich hatten, mußten sie schimpflich abziehen. 2. Die Versöhnung. Bald kamen die Sabiner bewaffnet zurück, um die Freveltat zu rächen und die Geraubten zu befreien. Am Fuße des Burghügels sahen sie gerade die T a r p 6 j a , die Tochter eines römischen Befehlshabers, aus einem Brunnen Wasser schöpfen. Sie redeten dem Mädchen zu, daß es ihnen das Stadttor öffnen möge; die Römerin versprach das auch zu tun, wenn die Sabiner ihr nachher geben würden, was sie am linken Arme trügen: sie meinte nämlich die goldenen Armspangen. Die Sabiner gelobten es; als Tarpeja ihnen aber heimlich das Tor aufgemacht hatte, warfen sie mit ihren Schilden, die sie ja auch am linken Arme führten, die Verräterin tot. Der Fels, an dem dies geschah, hieß seitdem der t a r p e j i s ch e. Bald kam es nun zwischen den eingedrungenen Sabinern und den Römern zum Kampfe. Die Römer schienen zu unterliegen. Da warfen sich Plötzlich die geraubten Sabinerinnen mit aufgelöstem Haar zwischen die feindlichen Reihen. „Ach, tötet doch nicht unsere Männer", so flehten sie ihre Väter und Brüder an, und ihren Männern riefen sie zu: „Schont unsere Väter, unsere Brüder!" Ihr Wehklagen rührte die Kämpfer, und man hörte auf zu streiten. Es kam jetzt zum Frieden. Die Römer durften ihre Frauen behalten, und der Sabinerkönig siedelte sich mit all den Seinigen sogar in Rom an. Römer und Sabiner vereinigten sich zu einem einzigen Volke, und der römische Staat nahm dadurch an Größe und Macht bedeutend zu.

4. Sagen, Lebensbilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 31

1912 - Düsseldorf : Schwann
— 31 — nachlässigte. Da ergrimmte der oberste Gott Jupiter und tötete ihn durch einen Blitzstrahl. 2. Die folgenden Könige. Der vierte König, Ancus M ä r -Fi u § , ein Enkel des Numa, war friedliebend wie sein Großvater. Leider machte er zum Bormunde seiner Söhne einen Mann, der sein Vertrauen mißbrauchte: Tarquinius Priseus. Dieser bemächtigte sich nach des Ancus Tode selber der Herrschaft. Aus ihn wird die Ausschmückung des Marktplatzes mit Hallen und Säulengängen, der Bau einer Rennbahn und die Anlage der Kloaken, d. h. Abzugskanäle, zurückgeführt. Eleud war des Königs Ende. Die Söhne des Ancus Marcius gewauuen zwei Hirten, um ihn zu töten. Sie stellten sich, als ob sie miteinander Streit hätten, und riefen den König scheinbar zum Schiedsrichter an. Aber während Tarquinius den einen anhörte, hieb ihn der andere mit dem Beile nieder. Des Königs Nachfolger war sein angenommener Sohn Servius T ü l l i u s , auf den die Einteilung des Volkes in Steuer- und Heeresklafsen zurückgeführt wird. Auch fein Ende war recht kläglich. Er hatte seine Tochter Tüllia mit Tarquinius, dem Sohne des vorigen Königs, verheiratet. Beide waren über die Maßeu herrschsüchtig. Sie beschlossen daher, den Servius, der ihnen zu lange lebte, mit Gewalt der Krone zu berauben. Eines Tages ließ sich der arge Tarquinius von seinen Anhängern nach dem Rathaufe begleiten und setzte sich frech auf den Stuhl des Königs. Servius eilte auf die Kunde davon herbei; aber der Thronräuber stieß den Greis die Treppe des Rathauses hinunter und ließ ihn dann durch nachgesandte Mörder auf der Straße erstechen. Und siehe! schon kam auch die schlimme Tullia herangefahren, um ihren verbrecherischen Gemahl zu beglückwünschen, und hohnlachend ließ sie die Räder ihres Wagens über die daliegende Leiche ihres Vaters hinweggehen. Seitdem hatte die Straße den Namen Frevel-strafe. 3. Der Sturz des Königtums. Grausam und übermütig regierte der neue König Tarquinius. Superbus, den Hochmütigen, nannte man ihn. Er behandelte die Bürger, als wenn sie feine Sklaven wären, und legte ihnen fchwere Abgaben und Arbeiten aus; die Reichen ließ er umbringen, damit er sich ihres Geldes bemächtigen konnte. Davon errichtete er dann prunkvolle Bauten. Eine Leibwache von wilden, trotzigen Soldaten hielt die Erbitterung des Volkes im Zaume. Auch des Königs Söhne waren ruchlos wie er felber. Als Tarquinius einst im Kriege war, beleidigte einer von ihnen, Sextus mit Namen, die edle Römerin Lukretia so sehr, daß sie sich verzweifelnd das Leben nahm. Jetzt war das Matz voll. Ein Vetter des

5. Sagen, Lebensbilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 72

1912 - Düsseldorf : Schwann
— 72 — 9. Friedrichs Sorge für die Bolkswohlfahrt. Meistens weilte der König in dem Luftschloffe (Sanssouci (d. H. Sorgenfrei), das er nahe bei der Soldatenstadt Potsdam sich hatte erbauen lassen. Aber er hielt sich dort doch nicht „von Sorgen frei", sondern arbeitete Friedrich der Große. rastlos für das Wohl des Landes. „Ich bin der e r st e D i e n e r des Staates," sagte er; „mein Stand verlangt Arbeit und Tätigkeit." Diese edle Gesinnung zeigte er besonders nach dem Siebenjährigen Kriege, der in manchen Gegenden nicht geringere Verwüstungen angerichtet hatte als der Dreißigjährige. Er gab den ausgeplünderten Bauern Saatkorn aus seinen Lagerhäusern und verteilte 35 000

6. Sagen, Lebensbilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 73

1912 - Düsseldorf : Schwann
— 73 — entbehrliche Soldatenpferde unter sie, damit sie den Acker bebauen könnten; auch erlaubte er ihnen, sich Bauholz aus den Staatsforsten zu holen, soviel sie nötig hatten. Den am meisten betroffenen Gegenden erließ er die Steuern für mehrere Jahre. Wie sein Ahnherr, der Große Kurfürst, zog er zahlreiche fremde Ansiedler ins Land. Sümpfe wurden ausgetrocknet und in fruchtbares Wiesen- und Ackerland umgewandelt. Als der König das größte Sumpfgebiet der Mark Brandenburg, den Cderbntch, in sechsjähriger Arbeit hatte entwässern lassen, sprach er erfreut: „Hier habe ich im Frieden eine neue Provinz erobert." Im ganzen entstanden 500 blühende Dörfer. 10. Friedrichs Rechtspflege. Nach dem Grundsätze, daß Gerechtigkeit die Grundlage der Staaten ist, richtete Friedrich eine ganz besondere Sorge darauf, daß das Recht gut von den Gerichten verwaltet werde. Schnell und unparteiisch, ohne Ansehen der Person, sollten die Richter urteilen. „Ihr müßt wissen," sagte er zu ihnen, „daß der geringste Bauer und Bettler ebensogut ein Mensch ist als der König; vor dem Gesetze sind alle Leute gleich." Wie sehr das Vertrauen des Volkes zu den Gerichten durch diesen Grundsatz gefestigt wurde, zeigt die Sage von der „Windmühle von Sanssouci". Wenn der König nämlich, so heißt es, in seinem Schlosse am arbeiten war, störte ihn oft das Geklapper einer nahen Windmühle. Er wollte sie deshalb kaufen und abreißen lassen. Aber der Müller sagte: „Mein Großvater hat die Mühle gebaut, mein Vater hat sie mir vererbt, und so sollen sie daher auch meine Kinder einst von mir bekommen. Ich verkaufe die Mühle nicht." „Weiß Er denn aber nicht," sprach der König ärgerlich, „daß ich Ihm die Mühle einfach wegnehmen könnte?" „Ja," erwiderte der Müller, „wenn das Kammergericht in Berlin nicht wäre!" Der König sagte nichts darauf und ging. 11. Der „Alte Fritz". Den alternden König nannte das Volk am liebsten den „Alten Fritz". Öfters ritt er von Potsdam nach Berlin Dann strömte alt und jung herbei, um den geliebten Herrscher zu sehen. Groß und klein ging neben seinem Pferde her und jubelte ihm zu. Die Kinder drängten sich namentlich gerne vor; sie wischten ihm den Staub von den Stiefeln, warfen ihre Mützen in die Höhe und ließen ihn hoch leben. Als die Jungen es dem Könige einmal gar zu bunt machten, erhob er halb drohend seinen Krückstock: „Wollt ihr wohl machen, daß ihr in die Schule kommt!" Da klatschten die Buben in die Hände und riefen: „Der „Alte Fritz" will König sein und weiß nicht mal, daß Mittwoch nachmittags keine Schule ist!" Der König lachte und ritt davon.

7. Sagen, Lebensbilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 76

1912 - Düsseldorf : Schwann
— 76 — Ergebung gezwungen. Die meisten Festungen öffneten ihnen ohne Schwertstreich die Tore; selbst das stark befestigte Magdeburg, das wichtigste Bollwerk des Staates, ergab sich mit 24 000 Mann Besatzung, worunter 19 Generale waren, und mit 600 Kanonen dem frohlockenden Feinde. Heldenmütig verteidigte dagegen der wackere Major von G n e i f e n a u die kleine Stadt K o l b e r g in Pommern; ein alter Bürger namens N e 11 e l b e ck , der als Seemann viele Meere befahren hatte, stand ihm treu zur Seite. Auch Graudenz hielt sich tapfer; als die Franzosen den Befehlshaber Courbiere aufforderten, ihnen die Festung zu überliefern, weil es ja doch keinen König von Preußen mehr gebe, da antwortete der wackere Mann: „Nun, dann will ich der König von Graudenz fein!" 4. Königin Luise auf der Flucht. Die Nachricht von der Niederlage bei Jena und Auerstädt wirkte auf die Königin wie ein Donnerschlag. Sie eilte ihren Kindern nach, die schon auf der Flucht nach Stettin vorausgesandt waren, und traf sie in Schwedt an der Oder. Es war ein trauriges Wiedersehen. Die sonst so heitere Frau schloß die Kinder weinend in die Arme. „Ihr seht mich in Tränen," sprach sie; „ich beweine den Untergang der Armee, sie hat den Erwartungen des Königs nicht entsprochen." Und zu ihren beiden ältesten Söhnen, die selbst in Weinen ausbrachen, sprach sie im Schlosse: „Aber begnügt euch nicht mit den Tränen, sondern arbeitet, entwickelt eure Kräfte! Trachtet darnach, den jetzt verdunkelten Ruhm eurer Vorfahren von Frankreich zurückzuerobern!" Wenn sie hätte ahnen können, was in dem großen Jahre 1870 durch ihren Sohn Wilhelm geschah! Die Königskinder wurden auf der weiteren langen Reise nach Königsberg krank und elend. Der König kam später nach. Die Aufregung stürzte Luise in ein Nervenfieber. In den Weihnachtstagen, während ein heftiger Sturm um das Schloß tobte, war ihr Zustand am schlimmsten. Eine Festfeier gab es nicht, denn alles trauerte. Schon waren die Franzosen auf dem weiteren Feldzuge gegen den König bis in die Nähe von Königsberg gekommen. „Ich will lieber in die Hände Gottes als dieser Menschen fallen," sagte da die kranke Königin. Nachdem die Kinder vorausgeschickt waren, ging die Flucht Luisens über die 20 Meilen lange Kurische Nehrung weiter. „Wir brachten", so erzählt ihr treuer Leibarzt, „drei Tage und drei Nächte, die Tage teils in den Sturmwellen des Meeres, teils im Eise fahrenb, die Nächte in den elenbesten Quartieren zu. Die erste Nacht lag die Königin in einer Stube, wo die Fenster zerbrochen waren und der Schnee auf ihr Bett geweht würde, ohne erquickenbe Nahrung. So hat noch keine Königin die Not empfunben. Und bennoch

8. Sagen, Lebensbilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 77

1912 - Düsseldorf : Schwann
— 77 — erhielt sie ihren Mut, ihr himmlisches Vertrauen auf Gott aufrecht, und das belebte uns alle." 5. Luise in Tilsit. Glücklicherweise erholte sich die Königin wieder nach der Ankunft in M e m e l. Aber das Schicksal ihrer Familie und ihres Staates drückte sie tief darnieder. Schweren Herzens, „unter tausend Tränen, als ginge es in den Tod", nahm sie das große Opfer auf sich, den Kaiser Napoleon, der jetzt Herr über Preußen war, persönlich um Schonung für ihr Land zu bitten. In Tilsit suchte sie ihn auf. Zwar empfing der Sieger sie ehrenvoll, hörte ihrer Fürbitte auch höflich zu und versprach in unbestimmten Worten Milde. Aber in Wirklichkeit blieb der harte Mann ungerührt. Den Unterhändlern des Königs sagte er am anderen Tage, die Königin sei in einem Irrtume, wenn sie seine höflichen Worte als Ernst genommen habe. Luise sah sich aufs schmerzlichste getäuscht und klagte bitterlich über diese ihr zugefügte Demütigung. Das preußische Volk aber liebte feine Königin seitdem noch inniger. 6. Luisens letzte Jahre. Mehr als drei Jahre weilte die Königin fern an der Ostgrenze des Staates; erst Weihnachten 1809 kehrte sie nach Berlin zurück, wo die Einwohner ihr einen begeisterten Empfang bereiteten. Von neuem schien Luise aufzuleben. Aber sie trug schon den Keim des Todes in sich. Seit längerer Zeit waren die Anzeichen einer schweren Herzerkrankung hervorgetreten. Sie ahnte ihr nahes Ende und wollte deshalb ihren Vater und ihre Heimat noch einmal sehen. Im Juli 1810 führte sie die Reise aus. Aber lebend sollte sie von ihr nicht wiederkehren. Wenige Tage nach ihrer Ankunft auf dem väterlichen Schlosse Hohenzieritz wurde sie gefährlich krank. Die Ärzte erkannten, daß sie nicht mehr zu retten war. Bald mußte der König eiligst herbeigerufen werden. Luisens Sterbe- oi A stunde war gekommen. 10±u 7. Tod der Königin. „Die Königin hatte", so erzählt als Augenzeugin die Oberhofmeisterin, „den Tod bereits auf der Stirn geschrieben, und doch, wie empfing sie den König, mit welcher Freude umarmte und küßte sie ihn! Und er weinte bitterlich. Der Kronprinz und Prinz Wilhelm waren mit ihm gekommen. Soviel die arme Königin es nur vermochte, versuchte sie noch immer zu sprechen. Sie wollte so gern immer noch zum Könige reden, ach, und sie konnte es nicht mehr! So ging es fort, und sie wurde immer schwächer. Der König saß ans dem Rande des Bettes, und ich kniete davor. Er suchte die erkalteten Hände der Königin zu erwärmen; dann hielt er die eine und legte die andere in meine Hände, auf daß ich sie warm reiben sollte. Es war um neun Uhr (19. Juli). Die Königin hatte ihren Kopf sanft auf die Seite

9. Sagen, Lebensbilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 91

1912 - Düsseldorf : Schwann
— 91 — Festungen Straßburg und Metz für immer abtreten. An Kriegskosten hatten die Franzosen fünf Milliarden Franken, gleich 4000 Millionen Mark in Gold zu zahlen: eine so ungeheure Summe, daß sie einem Goldklumpen von 60 Kubikmetern entspricht, Kaiser Wilhelm I. So war denn der gewaltigste Krieg der Weltgeschichte, in dem die deutschen Heere 20 große Schlachten geschlagen, gegen 400 000 Franzofen gefangen genommen hatten, glücklich zu Ende, und es war wieder Friede, Friede! 10, Die Errichtung des Kaisertums. Die köstlichste Frucht der Waffenbrüderschaft aller deutschen Stämme in dem großen Kriege war die Gründung eines einigen Deutschen Reiches.

10. Sagen, Lebensbilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 93

1912 - Düsseldorf : Schwann
— 93 — schon hatten sich bei seinem einzigen Sohne, dem Kronprinzen, die Anzeichen einer unheilbaren Krankheit eingestellt, und der Schmerz um den kranken Sohn trübte des alten Kaisers letzte Tage. Anfangs März 1888 erkrankte er selber an einer Erkältung, und rasch nahm sie einen tödlichen Verlauf. Aber noch seine letzten Gedanken waren auf das Wohl feines Volkes gerichtet; noch auf dem Sterbebette gab Kaiserin Augusta. er seinem Enkel, unserem jetzigen Kaiser, weise Ratschläge, wie er einst am besten regiere. Seine Tochter bat ihn, sich zu schonen; er aber, dessen Leben lauter Mühe und Arbeit gewesen war, erwiderte: „Ich habe keine Zeit, müde zu sein." Am 9. März starb Kaiser Wilhelm eines sanften Todes. In der Grabkapelle zu Charlottenburg ward der erste Herrscher des neuen Deutschen Reiches neben .seinen Eltern bestattet.
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