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1. Sagen, Lebensbilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 53

1912 - Düsseldorf : Schwann
von Polen: es wurde besonders verwaltet und gehörte auch nicht zum Deutschen Reiche. Die Hohenzollern waren also Kurfürsten und H e r z ö g e zugleich und zählten schon zu den mächtigsten deutschen Fürsten. 2. Friedrich Wilhelms Jugend. Der elfte unter den Kurfürsten des Hauses Hohenzollern, der große Kurfürst Friedrich Wilhelm, wurde im Jahre 1620 zu Berlin geboren. Er erhielt eine sorgfältige Erziehung und umfassende Bildung; das Lateinische erlernte er wie seine Muttersprache. Besonders aber pflanzte ihm seine fromme Mutter, die dem berühmten Hause der Dränier angehörte, eine aufrichtige religiöse Gesinnung ein, die ihn durch sein ganzes Leben begleitet hat. „Gott meine Stärke", wurde später sein Wahlspruch. Der junge Prinz lebte lange in dem einsamen Waldschlosse Setzlingen in der Altmark, wo noch heute gern unser Kaiser weilt, und sodann in der Festung Küstrin; hier hatte er viel unter der Härte böswilliger Diener zu leiden. So nahm er ein ernstes und stilles Wesen an, gewann aber auch früh eine Selbständigkeit, die ihm in der Fremde gut zustatten kam. Im Alter von fünfzehn Jahren wurde Friedrich Wilhelm zu seiner weiteren Ausbildung nach Holland geschickt, das damals durch seinen Handel viel mächtiger war als heute. Der Bruder seiner Mutter regierte es als erblicher Statthalter. Der Prinz bezog die damals berühmte Hochschule in Leiden und studierte mit großem Fleiße die Wissenschaften. Doch reiste er öfters nach der Hauptstadt H a a g; im Umgange mit den dortigen hohen Beamten des Staates lernte er, wie ein Land gut verwaltet wird, und es wurde ihm klar, daß durch Tüchtigkeit und Arbeitsamkeit auch ein kleines Volk Großes erreichen kann. Einst, so wird erzählt, versuchten es vornehme junge Männer der Hauptstadt, den Prinzen zu einer schwelgerischen Lebensweise zu verführen. Doch mit Entschiedenheit wandte sich Friedrich Wilhelm von den Versuchern ab und sprach: „Ich bin es meinen Eltern, meiner Ehre und meinem Lande schuldig." Er verließ sogleich die Stadt und begab sich in das Kriegslager zu seinem Oheim. Als dieser wackere Mann hörte, wie brav der Prinz gehandelt hatte, sagte er zu ihm die schönen Worte: „Ihr habt einen herrlicheren Sieg erfochten, als wenn ich eine Stadt eroberte. Habt ihr das tun können, so werdet ihr auch noch mehr tun. Wer sich selbst besiegen kann, der ist fähig zu großen Taten!" 3. Ter Dreißigjährige Krieg. Im Alter von kaum zwanzig Jahren trat Friedrich Wilhelm die Regierung an. Aber ach, wie schrecklich sah es im Lande aus! Schon zwei Jahrzehnte lang wütete nämlich in Deutschland ein fürchterlicher Krieg. Das war der Dreißig-

2. Sagen, Lebensbilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 59

1912 - Düsseldorf : Schwann
— 59 lande und hatte eine schlichte, häusliche Erziehung genossen. Mit Schere und Nadel umzugehen, in Küche und Keller, in Hof und Garten zu wirtschaften hielt sie für besser und würdiger, als zu tändeln und sich zu schmücken. Aus ihrer Heimat hatte sie eine große Vorliebe für Gartenbau und Blumenzucht mitgebracht. Auf einem Jagdschlösse bei Berlin, das der Kurfürst ihr schenkte, legte sie eine Musterwirtschaft in holländischer Art an. Nach dem Namen ihrer Familie nannte sie die neue Besitzung Oranienburg. Sie ließ auf dem Gute die ersten Kartoffeln anpflanzen und führte die holländische Viehzucht ein. Sogar eine Papiermühle legte sie an, um dem Lande einen neuen Erwerbszweig zu schaffen. Aus dem Ertrage ihrer Musterwirtschaft löste sie dann die Staatsgüter ein, die während der Kriegszeit verpfändet waren. Mit der Arbeitsamkeit der Kurfürstin verband sich eine aufrichtige Frömmigkeit. „Bete und arbeite" war die Richtschnur ihres Lebens. Täglich verrichtete sie auf den Knien ihre Morgen- und Abendandacht. Sie hatte große Vorliebe für das Lesen und Sammeln geistlicher Lieder und achtete strenge auf die Heiligung des Sonntags. Noch war die edle Frau nicht vierzig Jahre alt, als es mit ihr zum Sterben kam: an einem Sommertage des Jahres 1667. Der Kürfürst konnte ihren Tod nie verschmerzen; wenn er später von Sorge bedrückt war, trat er wohl vor ihr Bildnis hin und klagte: „O Luise, wie sehr vermisse ich dich!“ Das Andenken der wackeren Fürstin ist in Segen geblieben bis auf den heutigen Tag. 4. Die Stiftung des preußischen Königstums. 1. Der Königstitel. Der Große Kurfürst hatte seinem Sohne Friedrich Iii. eine Macht hinterlassen, mit der kein anderer deutscher Fürst wetteifern konnte. Friedrich, der viel Sinn für äußeren Glanz hatte, wünschte nun zu dieser Macht den Titel eines Königs zu erhalten. Rangerhöhungen durfte nur der Kaiser verleihen. Weil aber Brandenburg als Teil des Reiches vor den anderen deutschen Staaten kein Vorrecht zu beanspruchen hatte, so konnte Friedrich kein König von Brandenburg werden. Deshalb bat er den Kaiser um die Erlaubnis, daß er den Titel König in Preußen annehme, denn das Land Preußen war ja vom Reiche ganz unabhängig. Der Kaiser wollte jedoch lange nichts davon wissen, weil er auf die Macht des Hohenzollernstaates eifersüchtig war. Endlich gab er doch nach. Er hatte nämlich die kriegerische Hilfe des Kurfürsten nötig, und Friedrich versprach ihm mit einem Heere beizustehen, wenn er ihm den Königstitel bewillige. So kam die kaiserliche Einwilligung zustande.

3. Sagen, Lebensbilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 61

1912 - Düsseldorf : Schwann
— 61 — „Jedem das Sein e". Das soll heißen, jeder wird im Staate belohnt oder bestraft so wie er es verdient, nach Gerechtigkeit. Daher trägt der Adler in der einen Klane einen Lorbeerkranz als Zeichen der Belohnung, in der anderen den Blitz als Sinnbild der niederschmetternden Strafe. Am Morgen des Krönungstages trat der Kurfürst in . -# den Krönungssaal, wo die Würdenträger des Hofes und 1 ( U1 Staates ihn feierlich erwarteten. Er trug einen Rock von 18'3anu01 rotem Scharlach mit reicher goldener Stickerei; die Knöpfe waren Diamanten, deren jeder 40 000 Mark Wert hatte. Darüber trug er einen Purpurmantel, der mit goldenen Adlern und Kronen wie besät und mit Hermelin gefüttert war. Er wurde auf der Brust von einer Spange aus drei Diamanten zusammengehalten, die eine Tonne (2000 Pfund) Goldes wert war. Im Krönungssaale ließ sich Friedrich auf einem Thronsessel nieder, und kniend überreichten, ihm die höchsten Würdenträger die königlichen Zeichen. Er nahm die rundum mit Diamanten geschmückte Krone und setzte sie aufs Haupt, dann nahm er das Zepter in die rechte, den Reichsapfel in die linke Hand und ließ sich von den Anwesenden, die einzeln das Knie vor ihm beugten, den Eid der Treue schwören. Sodann schritt er unter Vortritt der obersten Würdenträger, welche die Kronabzeichen der Königin trugen, in den Nebensaal. Hier erwartete ihn Sophie Charlotte inmitten ihrer Damen. Sie war in gemusterten Goldstoff gekleidet, dessen Näte mit Diamanten besetzt waren; Krone und Perlengeschmeide hatten einen Wert von mehr als neun Millionen Mark. Ihr Gemahl setzte ihr die Krone auf, reichte ihr Zepter und Reichsapfel und führte sie zum Throne, wo auch sie die Huldigung empfing. Dann gings in feierlichem Zuge in die Schloßkirche zur kirchlichen Feier. Zehn Edelleute trugen den Thronhimmel, unter dem das gefrönte Paar einherschritt. Nach der Predigt wurden König und Königin vor dem Altare kniend mit Ol an der Stirne gesalbt. Alle Glocken läuteten, und die Kanonen donnerten von den Wällen. Während des folgenden Krönungsmahles im Festfaale wurden für das Volk auf dem Marktplatze am Spieße ein gewaltiger Ochse gebraten, der mit Hasen, Ferkeln und Geflügel gefüllt war, und aus den Schnäbeln von zwei großen ehernen Adlern sprudelte roter und weißer Wein hervor. Nach einer Reihe von Festlichkeiten kehrte der Hof erst im März nach Berlin zurück. So war der Staat, der fortan Preußen hieß, ein Königreich geworden, und sein Ansehen stieg unter den Völkern.

4. Sagen, Lebensbilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 62

1912 - Düsseldorf : Schwann
— 62 — 5 Friedrich Wilhelm I. 1- Friedrich Wilhelms Jugend. Ganz im Gegensatze zu feinem prachtliebenden Vater Friedrich I. zeigte der Kronprinz schon früh einen schlichten, einfachen Sinn. Seine Mutter Sophie Charlotte, nach der die Stadt Charlottenburg ihren Namen trägt war eine sehr gebildete Frau; sie konnte Französisch, Englisch ^ Italienisch ebensogut wie Deutsch sprechen und verstand sogar das Lateinische, die Sprache der alten Römer. Der junge Prinz dagegen hatte für Studien keine Neigung; wohl aber zeigte er früh einen geraden, gottesfürchtigen Sinn und eine große Sparsamkeit. Am liebsten spielte er „Soldaten". Aus adligen Knaben, die so alt waren wie er, hatte sich der junge Prinz eine militärische Abteilung gebildet. Mit dieser exerzierte er unermüdlich, und das meiste Spargeld diente zur Ausrüstung der kleinen Kameraden. 2- Am Hofe. Als der Prinz fünfundzwanzig Jahre alt war, bestieg er den Thron. Glanzvoll und prächtig hielt er noch das Begräbnis seines Vaters, dann aber war es mit aller Herrlichkeit aus. Alsbald ließ sich der neue König die Liste der Hofbeamten und der Dienerschaft vorlegen. Nur wenige, die er nicht entbehren konnte wollte er im Dienste behalten; „Bleibt," schrieb er neben ihre Namen.' Den übrigen gab er durch die Bemerkung am Rande: ..Ist überflüssig und soll sich scheren" den Laufpaß. Die Juwelen und sonstigen Kostbarkeiten, auch die schönen Pferde und Wagen des Vaters wurden größtenteils verkauft, goldene und silberne Prunkgeschirre wanderten in die Münze, um eingeschmolzen und in Geld verwandelt zu werden. Im königlichen Haushalte sah es fortan nicht viel anders aus als in einer gutbürgerlichen Familie. Auf den Tisch kam einfache Hausmannskost. Im Arbeitszimmer Friedrich Wilhelms gab es nur schlichte hölzerne Stühle und Bänke. Doch hielt er aus größte Sauberkeit. Um seine Kleider zu schonen, zog er beim Schreiben Überärmel von Leinwand an und band sich zum Schutze gegen Tintenflecke sogar eine Schürze vor. Die lästige und auch kostspielige Perücke, eine französische Mode, konnte er gar nicht leiden; er trug die Haare in einem Zopfe und führte diese Sitte auch bei seinen Soldaten ein. Luxus konnte ihn in Grimm versetzen. So wurde ihm einmal ein seidener Schlafrock überreicht, der mit goldenen Blumen besetzt war. Er betrachtete das Ding von allen Seiten und sagte dann zornig: „Ein guter Schlafrock muß von Wolle sein, dieses Narrenkleid will ich nicht am Leibe haben!" Und damit warf er den kostbaren Schlafrock kurzweg ins Feuer.

5. Sagen, Lebensbilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 66

1912 - Düsseldorf : Schwann
schätz von 27 Millionen Mark ansammeln konnte, eine für damalige Zeit gewaltige Summe. Zu hohem Ruhme gereicht dem wackeren Könige eine echt deutsche Gesinnung. „Kein Engländer und Franzose", sagte er auch einmal, „soll über uns Deutsche gebieten, und meinen Kindern will ich Pistolen und Degen in die Wiege geben, daß sie die fremden Nationen aus Deutschland helfen abhalten." Welch ein schönes Wort! Im Jahre 1740 starb Friedrich Wilhelm eines christlichen Todes in seiner Soldatenstadt Potsdam. 6. Friedrich der Große. 1. Friedrichs Erziehung. Friedrich wurde am 24. Januar 1712 in Berlin geboren. Seine Mutter Sophie Dorothea, nach der die Berliner ihre schöne Dorotheenstraße benannt haben, war eine Prinzessin von Hannover. Der kleine Prinz wurde bis zu seinem siebten Lebensjahre von einer Französin erzogen. Auch unter seinen späteren Lehrern war ein Franzose; durch dessen Einfluß kam es besonders, daß er große Vorliebe für französische Bildung und Sprache gewann, während er das Deutsche nur mangelhaft erlernte. Friedrich war ein nachdenkliches, in sich gekehrtes Kind. Spiele trieb er am liebsten mit seiner etwas älteren Schwester Wilhelmine. Der Vater wollte einen guten Christen, einen verständigen, sparsamen Staatsverwalter und einen tüchtigen Soldaten aus ihm machen. Religion, Deutsch und Französisch, Rechnen und vaterländischpreußische Geschichte waren die Hauptfächer des Unterrichtes; Lateinisch und Griechisch dagegen galten dem Könige, der ja kein Freund der Wissenschaften war, als überflüssig. Er arbeitete selbst einen Plan für die Erziehung aus; immer wieder sollte dem Knaben eingeprägt werden, „daß nichts in der Welt einem Prinzen Ruhm und Ehre zu geben vermöge als der Degen." 2. Zwist zwischen Bater und Sohn. Die strenge väterliche Zucht erfüllte den heranwachsenden Kronprinzen bald mit Groll, und die rauhe Art der Erziehung stieß ihn ab. So geriet Friedrich in einen Gegensatz zu seinem Bater, der sich täglich steigerte. Beide verstanden einander nicht. Unmutig sah der König, daß „Fritz", wie er ihn nannte, Abneigung gegen militärisches Wesen zeigte, daß er statt der knappen Uniform lieber französische Modekleidung trug und sich am wohlsten daheim bei der Dichtkunst, Musik und Büchern fühlte. Einst ließen sich unerwartet die Tritte des Königs hören, als der Prinz, der einen bequemen Hausrock angelegt hatte, mit seinen Freunden das ihm verbotene Flötenspiel

6. Sagen, Lebensbilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 68

1912 - Düsseldorf : Schwann
— 68 — Kronprinzen zu sich rufen. Friedrich stürzte vor dem Vater auf die Knie und bat um Verzeihung. Der Vater hieß ihn aufstehen und hielt ihm die begangenen Fehltritte vor. Friedrich sagte unter Tränen, er wolle alles tun, um die Gnade und die Achtung des Vaters zu verdienen. Es war gerade der Geburtstag des Königs, und der Prinz kniete nochmals nieder, um dem Vater zu dem festlichen Tage Glück zu wünschen. Da hob der Vater ihn auf und umarmte ihn zärtlich. Beide waren ausgesöhnt. Zur großen Freude Friedrich Wilhelms vermählte sich der Kronprinz nun auch bald mit der Prinzessin, die er immer für feinen Sohn gewünscht hatte. Das machte die wiederhergestellte Eintracht zu einer herzlichen. Friedrich wurde nun Oberst eines Regiments in der Stadt Ruppin und erhielt von dem Vater als Geschenk das nahegelegene Schloß Rheinsberg. Hier hat Friedrich mit kurzen Unterbrechungen sieben Jahre zugebracht. Sie waren die schönsten seines Lebens. Er verkehrte in ungezwungener Geselligkeit mit Künstlern, Gelehrten und Offizieren und beschäftigte sich nach Herzenslust mit seinen Büchern. Mit großem Ernste bereitete er sich aber auch auf seine spätere Rolle als Herrscher vor. Auch die Kriegswissenschaft wurde nicht vernachlässigt, und kein geringerer als der große Kriegsheld Prinz Eugen von Savoyen, „der edle Ritter", den er einmal in seinem Feldlager am Rheine aufsuchte, sprach zu ihm das Wort: „Alles an Ihnen verrät, daß Sie einst ein tapferer Feldherr sein werden." Aber daß Friedrich einer der berühmtesten Kriegsfürsten aller Zeiten werden sollte, das konnte Prinz Eugen nicht ahnen. Mit großer Freude sah Friedrich Wilhelm, daß aus dem Kronprinzen wirklich, wie er einst gehofft hatte, ein tüchtiger Mann geworden war; „Gott tut mir viel Gnade," sagte er ihm auf dem Sterbebette, „daß er mir einen so braven Sohn gegeben hat!" 5. Friedrich erobert Schlesien. Mit dem entschlossenen Willen, fein geliebtes Preußen groß und stark zu machen, bestieg Friedrich im Alter von achtundzwanzig Jahren den Thron feiner Väter. Noch im Jahre des Regierungsantrittes zog er für fein Land das Schwert. Er erhob nämlich Erbanfprüche auf Schlesien, das in den Händen Österreichs war. Etwa zweihundert Jahre früher hatte einer feiner kurfürstlichenworfahren mit damaligen Herzögen von Schlesien einen Vertrag geschlossen. Darnach sollte ihr Besitz an das Hans Hohenzollern fallen, wenn das Herzogsgefchlecht aus-stürbe. Dies letztere war zur Zeit des Großen Kurfürsten geschehen; aber das mächtige Österreich hatte die schlesischen Länder damals selbst an sich genommen, weil es ein Recht dazu habe.

7. Sagen, Lebensbilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 72

1912 - Düsseldorf : Schwann
— 72 — 9. Friedrichs Sorge für die Bolkswohlfahrt. Meistens weilte der König in dem Luftschloffe (Sanssouci (d. H. Sorgenfrei), das er nahe bei der Soldatenstadt Potsdam sich hatte erbauen lassen. Aber er hielt sich dort doch nicht „von Sorgen frei", sondern arbeitete Friedrich der Große. rastlos für das Wohl des Landes. „Ich bin der e r st e D i e n e r des Staates," sagte er; „mein Stand verlangt Arbeit und Tätigkeit." Diese edle Gesinnung zeigte er besonders nach dem Siebenjährigen Kriege, der in manchen Gegenden nicht geringere Verwüstungen angerichtet hatte als der Dreißigjährige. Er gab den ausgeplünderten Bauern Saatkorn aus seinen Lagerhäusern und verteilte 35 000

8. Sagen, Lebensbilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 73

1912 - Düsseldorf : Schwann
— 73 — entbehrliche Soldatenpferde unter sie, damit sie den Acker bebauen könnten; auch erlaubte er ihnen, sich Bauholz aus den Staatsforsten zu holen, soviel sie nötig hatten. Den am meisten betroffenen Gegenden erließ er die Steuern für mehrere Jahre. Wie sein Ahnherr, der Große Kurfürst, zog er zahlreiche fremde Ansiedler ins Land. Sümpfe wurden ausgetrocknet und in fruchtbares Wiesen- und Ackerland umgewandelt. Als der König das größte Sumpfgebiet der Mark Brandenburg, den Cderbntch, in sechsjähriger Arbeit hatte entwässern lassen, sprach er erfreut: „Hier habe ich im Frieden eine neue Provinz erobert." Im ganzen entstanden 500 blühende Dörfer. 10. Friedrichs Rechtspflege. Nach dem Grundsätze, daß Gerechtigkeit die Grundlage der Staaten ist, richtete Friedrich eine ganz besondere Sorge darauf, daß das Recht gut von den Gerichten verwaltet werde. Schnell und unparteiisch, ohne Ansehen der Person, sollten die Richter urteilen. „Ihr müßt wissen," sagte er zu ihnen, „daß der geringste Bauer und Bettler ebensogut ein Mensch ist als der König; vor dem Gesetze sind alle Leute gleich." Wie sehr das Vertrauen des Volkes zu den Gerichten durch diesen Grundsatz gefestigt wurde, zeigt die Sage von der „Windmühle von Sanssouci". Wenn der König nämlich, so heißt es, in seinem Schlosse am arbeiten war, störte ihn oft das Geklapper einer nahen Windmühle. Er wollte sie deshalb kaufen und abreißen lassen. Aber der Müller sagte: „Mein Großvater hat die Mühle gebaut, mein Vater hat sie mir vererbt, und so sollen sie daher auch meine Kinder einst von mir bekommen. Ich verkaufe die Mühle nicht." „Weiß Er denn aber nicht," sprach der König ärgerlich, „daß ich Ihm die Mühle einfach wegnehmen könnte?" „Ja," erwiderte der Müller, „wenn das Kammergericht in Berlin nicht wäre!" Der König sagte nichts darauf und ging. 11. Der „Alte Fritz". Den alternden König nannte das Volk am liebsten den „Alten Fritz". Öfters ritt er von Potsdam nach Berlin Dann strömte alt und jung herbei, um den geliebten Herrscher zu sehen. Groß und klein ging neben seinem Pferde her und jubelte ihm zu. Die Kinder drängten sich namentlich gerne vor; sie wischten ihm den Staub von den Stiefeln, warfen ihre Mützen in die Höhe und ließen ihn hoch leben. Als die Jungen es dem Könige einmal gar zu bunt machten, erhob er halb drohend seinen Krückstock: „Wollt ihr wohl machen, daß ihr in die Schule kommt!" Da klatschten die Buben in die Hände und riefen: „Der „Alte Fritz" will König sein und weiß nicht mal, daß Mittwoch nachmittags keine Schule ist!" Der König lachte und ritt davon.

9. Sagen, Lebensbilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 74

1912 - Düsseldorf : Schwann
— 74 — Ein andermal drängte sich ein altes Mütterchen durch die Menge dicht an ihn heran. Der König glaubte, es habe ein Anliegen. „Was begehrt ihr von mir, liebe Frau?" fragte er gütig. „Ich wollte nur den König sehen, weiter nichts," antwortete die arme Frau. Friedrich holte einige Goldstücke aus der Tasche, überreichte sie der guten Alten und sprach: „Da nehmt; auf diesen Dingern könnt ihr mich ansehen, so lange ihr wollt!" Solche Züge von Leutseligkeit erhöhten die Liebe und Anhänglichkeit des Volkes. Man wußte, daß der König bei allem, was er tat, nur das Wohl des Landes im Auge hatte, und murrte darum auch nicht, wenn die Anordnungen des alten Königs bisweilen sehr strenge waren. 1 Vierundsiebzig Jahre alt starb Friedrich an der Wassersucht. * ° Ganz Europa erschütterte sein Tod. „Wer soll nun die Welt regieren?" klagte ein schlichter Bauersmann. In der Garnisonkirche zu Potsdam fand der große König seine letzte Ruhestätte. Ein berühmtes Denkmal von Erz hat er später auf der Berliner Prachtstraße „Unter den Linden" bekommen. 7. Friedrich Wilhelm Iii. Königin Luise. 1. Stille Fahre. Friedrich der Große war kinderlos gestorben. Deshalb folgte ihm der Sohn seines ältesten Bruders als F r i e d r i ch Wilhelm Ii. in der Regierung. Unter diesem Könige geriet der Staat in eine sehr verworrene Lage. Dem Hofleben abgeneigt, führte inzwischen der Kronprinz Friedrich Wilhelm ein stilles Leben. Seine Gemahlin war seit 1794 Luise, Prinzessin von Mecklen-burg-Strelitz, die nach dem frühen Tode ihrer Mutter bei der Großmutter zu Darmstadt in Hessen erzogen war. Beide lebten meist in der ländlichen Abgeschiedenheit ihres Gutes Paretz bei Potsdam. Das hohe Paar verkehrte zwanglos mit den schlichten Landleuten der Umgegend. Der Kronprinz nannte sich scherzweise wohl den „Ortsschulzen", und unter dem Namen „der gnädige Herr und die gnädige Frau von Paretz" waren beide ringsumher verehrt und geliebt. Im Jahre 1797 bestieg das Kronprinzenpaar den Thron. Aber an dem friedlich-stillen Leben von Paretz änderte das nichts. Ungezwungen mischten die Gatten sich wohl beim Erntefeste unter das Gesinde, und die leutselige Königin scheute es nicht, sogar an einem ländlichen Tanze sich zu beteiligen. War Kirmes im Dorfe, so erschien sie auf dem Festplatze, wo in Buden allerlei Siebensachen ^u haben

10. Sagen, Lebensbilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 75

1912 - Düsseldorf : Schwann
— 75 waren. Da kaufte Luise recht viel zusammen und beschenkte damit die Kinder. Und die Kleinen, die nicht gleich etwas mitbekommen halten, liefen hinter ihr her und riefen: „Frau Königin, Frau Königin, mir auch tu cts! Ach habe noch nichts!" Die Oberhofmeisteriu, eine alte, würdige Dame, geriet bei solchen Gelegenheiten in einen heillosen Schrecken, denn sie meinte, so etwas verstoße gegen die Würde einer Königin; aber Luise lachte sie fröhlich aus, und die Menschen liebten die schöne junge Königin um ihrer natürlichen Einfachheit und Fröhlichkeit willen nur desto mehr. — 2. Das Nahen des Unglücks. Nicht lang sollte es dauern, da kamen über Preußen und sein Herrscherhaus Tage des Jammers und der Not. Bereits war nämlich eine sehr schlimme, unruhige Zeit angebrochen, und schuld daran waren die Franzosen. In Frankreich war bald nach Friedrichs des Großen Tode ein großer Aufstand des Volkes gegen die Regierung ausgebrochen. Der Thron wurde umgestürzt und der König und die Königin sogar enthauptet. Der Pöbel wütete gegen Leben und Eigentum, und das Blut der Bürger floß tu Strömen. Diesen schrecklichen Greueln machte Napoleon ein Ende. Er war einer der größten Feldherren und schwang sich sogar znm Kaiser der Franzosen empor. Gegen das Deutsche Reich hegte der schlimme Gewalthaber große Feindschaft. Besonders haßte er Preußen, weil es ihm zu mächtig schien, und er beschloß, unsern Staat zu stürzen. Durch stete Kränkungen reizte er den sehr friedfertigen König so lange, bis dieser einsah, daß es so nicht weiter gehen könne; im Herbste 1806 zog Friedrich Wilhelm daher gegen den Franzosenkaiser das Schwert. 3. Preußens Sturz. Der Krieg verlief für Preußen sehr unglücklich, denn Heer und Volk hatten nicht mehr die Kraft wie in früheren Zeiten; die Franzosen dagegen waren kampferprobte Soldaten, und Napoleon war an Feldherrnkunst den preußischen Heerführern weit überlegen. Unter dem Oberbefehl des greisen Herzogs von Braunschweig marschierten die Preußen, bei denen auch der König war, langsam in Thüringen auf. Aber schneller als man gedacht hatte, war Napoleon da, und am 14. Oktober er- 1 Of)£ litten die Truppen des Königs in der Doppelschlacht bei -l-Övu Jena und Auerstädt eine große Niederlage. Das geschlagene Heer geriet in eine furchtbare Verwirrung und zerstreute sich flüchtig nach allen Seiten. Schon zehn Tage nach der Schlacht war der siegreiche Napoleon in Potsdam, und tags darauf besetzten seine Truppen Berlin. Der König mußte nach Ostpreußen entweichen. Ein preußischer Heeresteil nach dem andern wurde von den Franzosen eingeholt und zur
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