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1. Der Jugendfreund - S. 386

1887 - Düsseldorf : Schwann
386 ohne Ekel das Blut ihrer Feinde. Sie waren sehr gefürchtet und richteten große Verheerungen an. Unter Arnulf I. erschienen sie zuerst in Deutschland und wiederholten ihre Einfälle unter den folgenden Kaisern. Im Jahre 917 kamen sie zum ersten Mal in's Elsaß. Vom Bodensee her überfielen sie die Stadt Basel und drangen ins Elsaß ein, das sie verheerten. Herzog Burkard von Schwaben setzte ihnen tapfern Widerstand entgegen. Im Jahre 924 machten die Ungarn einen neuen Einfall ins Elsaß und verheerten Alles. Ein drittes Mal erschienen sie (935) in unserm Lande; sie kamen wieder vom Bodensee her, drangen in den Schwarzwald ein, setzten über den Rhein und verheerten das Ober-Elsaß. Bei Bennweier suchte ihnen Graf Leutfried zu widerstehen, wurde aber geschlagen. Die Ungarn drangen bis an den Ungersb erg bei Dambach vor. Im Ober-Elsaß hinter- ließen sie im Thale von Gebweiler eine blutige Spur. Sie woll- ten die Abtei Murbach plündern; der Abt war mit den Kost- barkeiten geflohen. Sie fanden nur sieben Klosterbrüder vor, welche sie auf dem sog. Mordfelde am Fuße des Belchen elen- diglich ermordeten Ratgeber. 17. Der erste Krenffttg. (1096 ii. Chr.) Zu Ende des elften Jahrhunderts erscholl im ganzen christ- lichen Abendlande die Kunde: Das heilige Grab, worin der Leib Christi lag. ist in der Gewalt der Türken, welche die frommen Wallfahrer verfolgen und morden und die Heiligtümer schänden. Und es kam ein Pilger aus dem gelobten Lande zurück, Peter von Amiens, der Einsiedler genannt. Auf einem Esel zog er durch die Länder der Christenheit, in der 'einen Hand das Bild des ge- kreuzigten Heilandes und in der andern einen Brief vom Pa- triarchen von Jerusalem an alle Fürsten des Abendlandes, daß sie auszögen, um das heilige Grab aus der Gewalt der Türken zu besteien. Wo Peter von Amiens hinkam, predigte er mit lau- ter Stimme die Leiden der Christen im gelobten Lande und sprach: „Christus, der Herr, ist mir erschienen und hat zu mir geredet: „„Wohlan, Peter, richte aus, was du begannst, und ich werde mit dir sein, denn die Stunde ist gekommen, daß mein Tempel ge- reinigt werde."" Da übermannte in jener harten Zeit voll Raub, Mord, Fehde und wilder Gewalt alle Herzen ein mächtiger Drang. Jung und Alt, Mann und Weib, Reich und Arm, Adel und Knechte standen auf, um ins gelobte Land zu ziehen, zum Kriege gegen die Ungläubigen. Der Papst, Urban Ii., berief 1095 eine große Kirchenversamm- lung nach Clermont in Frankreich. Da waren 14 Erzbischöfe, 225 Bischöfe, 400 Äbte und Fürsten und Laien ohne Zahl. Mit be-

2. Der Jugendfreund - S. 31

1887 - Düsseldorf : Schwann
31 hatte sich der Zug vorhin den Berg hinauf bewegt; mit zit- ternder Seele, Thränen in den Augen, laut das Unheil be- klagend, kehrten nun Alle heim. Zwei Menschen waren auf ewig aus der Genosseufchaft der Andern geschieden! 35. Reinheit. 1. Auf dem Dach die Flügelein Putzet sich die Taube; Kätzchen leckt die Pfötchen fein, Wäscht sich rein vom Staube. 2. Schwalb' und Krähe, Ent' u.gans Baden ihr Gefieder, Wonnig in der Wellen Glanz Taucht das Roß die Glieder. 3. Was da lebt in Flur und Au, Kennt der Reinheit Segen; Blümlein baden sich im 4chau, Und der Baum im Regen. 4. Überall her tönt der Ruf Ohne Fleck und Fehle! Kind, o bleib, wie Gott Dich schuf. Rein an Leib und Seele. L L w e n st e i li. 36. Der arme Menrad. Oer arme Menracl hütete die Ziegen; sein Lohn war aber so gering, dass er sich nicht einmal Schuhe an- schaffen konnte. Es froren ihm sehr die Füsse, denn es war schon spät im Herbste und das Wetter nass und kalt. Da trat ein Mann aus dem Gebüsche, der wegen Diebstahls schon einige Male im Zuchthause gewesen war. , Der Mann sagte: „Mein Handwerk ist einträglicher als das deinige; komm zu mir in Dienst, ich lasse dir neue Schuhe machen, und du darfst dich nicht mehr so quä- len und im Rothe bariüss gehen.“ Der Knabe antwortete; „Nein, ich will lieber bariüss gehen und ehrlich bleiben, " als mir durch Unrecht das reichlichste Auskommen zu verschaffen. Weifst du nicht, dass Gott ins Verborgene siehet und alles ans Licht bringt? Du hast es ja schon erfahren, dass er das Böse straft. Es ist besser, seine Füsse mit Roth beschmutzen, als die Hände mit schlech- ten Thaten. 37. Anrecht Gut gedeihet nicht. Ein Besitzthum, welches aus unehrliche Weise erwor- den ist, nennt man unrechtes Gut. Arten der unrecht- mässigen Erwerbung sind Baub, Diebstahl, Betrug, Be- halten des Gefundenen. Wenn das Erworbene zur Ver-

3. Der Jugendfreund - S. 41

1887 - Düsseldorf : Schwann
41 Die Witwe füllte den Sack mit Erde und sprach dann: „Nun habe ich aber noch eine Bitte. Seid so gut und helft mir den Sack auf die Schulter nehmen!" Der Reiche hatte keine Lust dazu und schlug es ihr unwillig ab. Allein die Witwe ließ mit Bitten nicht nach, bis er einwilligte. Als er aber den Sack aufheben wollte, rief er: „Es ist unmöglich, er ist mir zu schwer!" Jetzt sprach die Witwe mit großem Nachdrucke: „Da euch dieser Sack voll Erde schon zu schwer ist, wie wird erst der ganze Acker euch in der Ewigkeit drücken!" Der Mann erschrak über diese Rede und gab ihr den Acker wieder zurück. 48. Gettelknabe. Eines Abends kam ein Knabe in eine Mühle und bet- telte. Der Müller saß mit seinen Leuten eben am Tische und war sonst ein fröhlicher Mann, nur konnte er die jun- gen Bettler nicht leiden. Darum sprach er zu dem Knaben: „So jungen Burschen gibt man nichts, sie sollen arbeiten und etwas lernen. Sag'! gehst du auch in die Schule? Laß hören, was du kannst! Rat' mir hin und rat' mir her und rate, was ist das? Es ist ein kleiner Soldat, der ein giftig Spießlein hat. Täglich zieht er mit Gesang ins Feld; nur im Winter bleibet er im Zelt. Er erobert ohne Zahl die schönsten Schlößlein zu Berg und Thal: er bricht in ihr-- Keller ein und trinkt ans goldenen Becherlein immer ne süßen Wein. Dann füllt mit feinem Mehl er jede c und baut zu Hanse Kammern, Wand an Wand. D- mern füllt er dann mit süßem Most und sorgt ir für des Winters Kost, und wäre jedermann so er, so gäb's im Lande keine Bettler mehr." der Knabe und sprach: Der kleine Soldat und das giftige Spießlein ist sein Stäche" ist das Summen und das Zelt der Biei Schlößlein sind die Blumen, die Kelll ihr Becher die Blumenkelche, und de Saft darin. Das Mehl hingegen ist und die Hände sind des Bienleins Fr die Wabenzellen, und der Most, das das Bienlein ans derr Blumen sam ter spart."

4. Der Jugendfreund - S. 59

1887 - Düsseldorf : Schwann
59 61. Genügsamkeit. 1. Ja, ich bin zufrieden, geh es, wie es will; unter meinem Dache leb' ich froh und still. Mancher Thor hat alles, was fein Herz begehrt; doch ich bin zufrieden, das ist Goldes wert. 2. Leuchten keine Kerzen mir beim Abendmahl, blinken keine Weine mir in dem Pokal, — hab' ich, was ich brauche, nur zur Zeit der Not; süßer schmeckt im Schweiße mir mein Stück- chen Brod. 3. Schallet auch mein Name nicht im fernen Land, schmücken mich nicht Titel, Stern und Ordensband; nur des Herzens Adel sei mein' höchste Lust, und zum Wohl der Brüder atme meine Brust. 4. Geben auch Paläste mir mein Obdach nicht; auch in meine Hütte scheint der Sonne Licht. Wo die Freude wohnet, wohnt und schläft man froh, ob auf Eiderdunen oder auf dem Stroh. 5. Keine Pyramide zieret einst mein Grab, und auf meinem Sarge prangt kein Marschallsstab; Friede aber wohnet um mein Leichentuch; ein paar Freunde weinen — und das ist genug. 62. Folgen der Mäßigkeit. 1. Wenige Tugenden äußern wohl ihre günstigen Wir- kungen so unmittelbar und so augenscheinlich, als die Mäßig- keit im Essen und Trinken. Bei keiner ist es daher auch leichter, ihr Lobredner zu werden. — Mäßigkeit — so lautet mein erster Lobsprnch — erhält Leib und Seel gesund! 2. Was den Leib betrifft, so haben die Ärzte aller Zeiten keinen schlimmern Feind für ihn gewußt, als Unmä- ßigkeit; und kein besseres Mittel, Krankheiten vorzubeugen und eingetretene zu heilen, als sparsamen Gebrauch der Nahrungsmittel. Sie sagen: Der Körper wird dadurch vor zu großer Anhäufung von Masse bewahrt und bleibt behend und zu allen Bewegungen geschickt; die Nerven werden nicht zu sehr gereizt, die Gefäße nicht zu sehr ausgedehnt, und die Säfte nicht verderbt, weil der Magen das Empfangene ge- hörig verarbeiten kann. 3. Wollten wir ihnen aber auch nicht glauben, so belehrt uns der Anblick des frisch und kräftig blühenden Mäßigen, und der des unnatürlich blassen oder roten, dahin krän- kelnden Unmäßigen; so belehrt uns unser eigenes Gefühl sehr bald darüber, welche Lebensweise dem Körper am zu- träglichsten sei. 4. Wo aber Gesundheit des Körpers ist da fehlt auch

5. Der Jugendfreund - S. 70

1887 - Düsseldorf : Schwann
72 77. Die Pfirsiche. 1. Ein Landmann brachte aus der Stadt fünf Pfirsiche mit, die schönsten, die man sehen kannte. Seine Kinder aber sahen diese Frucht zum ersten Male. Deshalb wunderten und freuten sie sich sehr über die schönen Äpfel mit den rötlichen Backen und dem zarten Flaum. Darauf verteilte sie der Vater unter seine vier Knaben, und einen erhielt die Mutter. 2. Am Abende, als die Kinder in das Schlafkämmerlein gingen, fragte der Vater: „Nun, wie haben euch die schönen Apfel geschmeckt?" „Herrlich, lieber Vater," sagte der älteste. „Es ist eine schöne Frucht, so säuerlich und so sanft von Geschmack. Ich habe mir den Stein sorgsam aufbewahrt, und will mir daraus einen Baum erziehen." „Brav!"'sagte der Vater, „das heißt haushälterisch auch für die Zukunft gesorgt, wie es dem Landmanne geziemt,,! 3. „Ich habe die meinige sogleich aufgegessen," rief der jüngste, „und den Stein weggeworfen, und die Mutter hat mir die Hälfte von der ihrigen gegeben. O, das schmeckte so süß, und zerschmilzt einem im Munde." „Nun," sagte der Vater, „du hast zwar nicht sehr klug aber doch natürlich und nach kindlicher Weise gehandelt. Für die Klugheit ist auch noch Raum genug im Leben." 4. Da begann der zweite Sohn: „Ich habe den Stein, den der kleine Bruder foruvarf, gesammelt und aufgeklopft. Es war ein Kern darin, der schmeckte so süß wie eine Nuß. Aber meinen Pfirsich habe ich verkauft, und so viel Geld dafür erhalten, daß ich, wenn ich nach der Stadt komme, wohl zwölf dafür kaufen kann." Der Vater schüttelte den Kopf und sagte: „Klug ist das wohl, aber — kindlich wenigstens und natürlich war es nicht. Bewahre dich der Himmel, daß du kein Kaufmann werdest!" 5. „Und du, Edmund?" fragte der Vater. — Unbefangen und offen antwortete Edmund: „Ich habe meinen Pfirsich dem Sohne unseres Nachbarn, dem kranken Georg, der das Fieber hat, gebracht. Er wollte ihn nicht nehmen. Da habe ich ihn: deuielben auf das Bett gelegt und bin hinweg- gegangen."

6. Der Jugendfreund - S. 148

1887 - Düsseldorf : Schwann
148 2. An Grösse und Gestalt sind die Hunde sehr ver- schieden; es giebt deren, z. B. in der Tartarei, welche die Grösse eines kleinen Esels erreichen, und dagegen andere, welche so klein sind, dass selbst Damen sie mit sich herumtragen. Die bekanntesten Hundearten sind: die Dogge, der Fleischerhund, der Jagdhund, das Wind- spiel, der Pudel, der Mops, der Dachshund, der Wachtel- hund, der Spitz. Der Schäferhund wird für die Stamm- race gehalten. 3. Am besten gedeiht der Hund in den gemässigten Zonen. In sehr heissen und in sehr kalten Gegenden verliert er seine Stimme und hört auf zu bellen. Wenn er nicht erkranken soll, muss er oft reines Wasser trin- ken. Seine Nahrung besteht eigentlich in Fleisch; doch frisst er auch gekochtes Gemüse. Das Fleisch der Wasser- vögel ist ihm zuwider. Er kann über 20 Jahre alt werden. 4. Man benutzt den Hund zu verschiedenen Zwecken. Der Schäferhund dienet dem Herrn, dass er ihm die Herde zusammenhalte; den Jagdhund braucht der Jäger, dass er ihm das Wild aufspüre, oder hetze, oder, wenn er es erlegt hat, herbeibringe. In Kamtschatka und Grönland spannt man Hunde vor Schlitten und legt weite Beisen mit ihnen zurück. Auch bei uns gebraucht man sie nicht selten zum Ziehen kleiner Fuhrwerke, auf denen Milch von den Landleuten in die Stadt geführt wird. In einigen Gegenden Afrikas endlich wird der Hund gemästet, und sein Fleich, das wie Hammelfleich schmecken soll, auf öffentlichem Markte verkauft. Inson- derheit aber dient er dem Menschen als Wächter seines Eigentums. Die Wachsamkeit des Hundes, nach der er bei dem leisesten Geräusch erwacht, und die Gewohn- heit, durch Bellen die Annäherung fremder Personen anzuzeigen, machen ihn zu diesem Zwecke besonders geschickt. 5. Und dennoch kann der Hund dem Menschen auch sehr gefährlich werden; er unterliegt nämlich zuweilen einer Krankheit, in der er selbst seinen eigenen Herrn verkennt, und ihn mit tätlichen Bissen anfällt. Das ist die Tollheit oder Hundeswut. Das Hängenlassen des Schwanzes und der Ohren, trübe Augen, eine bläuliche, aus dem schäumenden Munde lang herausgestreckte Zunge

7. Der Jugendfreund - S. 154

1887 - Düsseldorf : Schwann
154 Das Eichhörnchen ist der Affe unserer Wälder. Von Son- nenaufgang bis zu Sonnenuntergang hat es kaum eine Minute Ruhe. Wenn nicht der Wind gar zu kalt aus Mitternacht bläst oder die Mittagssonne glühend auf dem Walde liegt, hüpft es von Ast zu Ast, springt es von Baum zu Baum; es wälzt sich im Übermuthe auf dem Boden und hascht in hundert possierlichen Springen und Wendungen seinen eigenen Schwanz und hat dann vollauf zu thun, den zerzausten Pelz durch Lecken und Putzen wieder in Ordnung zu bringen. Jede Jahreszeit bringt für das Eichhörnchen etwas Be- sonderes. Im Frühlinge und im Sommer hat es die Sorge um seine Jungen. Sie kommen zu drei bis sieben in einem verlassenen Krähen- oder Elsterneste zur Welt, welches von den Alten mit einem Dache überwölbt, im Innern mit Moos und Federn weich ausgefüttert worden ist und zwei Ausgänge hat. Werden die Jungen beunruhigt, so packen sie die Alten mit dem Maule und schleppen sie in eins von den zwei oder drei Absteigequartieren, welche sie außer dem Neste in hohlen Bäumen oder in leeren Nestern der größe- ren Raubvögel sich angelegt haben. Das Nest ist für das Eichhörnchen der Zufluchtsort gegen alle Unbill der Witte- rung, Hitze wie Kälte, Regen und Sturm. Hier liegt es in einem Knäul zusammengerollt und wartet auf bessere Zeiten. Bläst ihm der Wind zu kalt auf den Pelz, so wehrt es ihm den Zutritt, indem es den Ausgang nach der Windseite verstopft, im schlimmsten Falle wird auch die andere Thüre noch verrammelt. Im Herbste läßt es sich Tag für Tag au reich besetzter Tafel vortrefflich schmecken. Nüsse, Bucheckern, Eicheln, Fichtensamen, Äpfel- und Birnenkerne erhalten in steter Abwechslung die Tierchen bei gutem Appetite; mit- unter füllt auch ein Steinpilz oder gar eine Drossel, ein junger Vogel, ein Ei seinen Magen. Was der Tag bringt, das genießt das Eichhörnchen, ohne sonderlich für die Zu- kunft zu sorgen. Darum ist es kein Wunder, daß im Winter zuweilen Schmalhans Küchenmeister ist; die Vorratskammern, welche das Eichhörnchen sich angelegt hatte, sind in kurzer Zeit geleert, und wenn der tiefe Schnee nicht bald wegtaut hört manches den Kuckuck nicht wieder schreien. Aber was ist das? Eine Jagd auf Tod und Leben. Der Edelmarder ist hinter dem Eichhörnchen her. In blitz-

8. Der Jugendfreund - S. 118

1887 - Düsseldorf : Schwann
118 hat eine aufrechte Stellung, als Herr der Schöpfung und zum Zeichen, dass er nicht nur der Erde, sondern auch dem Himmel angehöre und das suchen soll, was droben ist. Das Antlitz des Menschen ist der Spiegel seiner Seele, wo sich alle inneren Vorgänge abspiegeln; der Mensch allein kann lachen und weinen. Das Auge des Menschen, so kunstvoll gebauet, ist gleichsam das Fenster, woraus die Seele schauet, und Freude und Schmerz, Liebe und Abscheu, Milde und Ernst sich kund giebt. Die Sprache der Augen ist eine ganz eigene, aber schon für das Kind verständlich. — Einzelne Sinne finden sich wohl bei man- chen Tieren stärker ausgebildet, wie z. B. das Gesiebt bei Raubtieren, der Geruch bei den Hunden; aber bei keinem Tiere stehen alle Sinne in so schönem Verhält- nisse, wie bei dem Menschen. Kein Tier hat ein so feines Gefühl, wie der Mensch in den Fingern. Mit den Händen kann der Mensch die mannigfaltigsten Geschäfte verrichten. Ein Hauptvorzug der Menschen ist die Sprache. Doch der allergröfste Vorzug unseres Leibes ist, dass er zur Auferstehung, zu einem ewigen Leben bestimmt ist. Der hl. Augustin sagt: „Die andern Geschöpfe sind nur Fuss- stapfen Gottes; der Mensch aber ist das Bild Gottes.“ In der Seele des Menschen hat sich Gott selbst, ein Ab- bild der Gottheit, dargestellt. Ich bin ein Mensch, dess’ freu ich mich, Bin besser als das Tier; Vernunft und Freiheit habe ich, Du guter Gott, von dir. Und endet dieses Lebens Zeit, Dann gibst du mir Unsterblichkeit. Dir Haut und das Gefühl. Alles was der Mensch von der Welt wahrnimmt, kommt vermittelst der Sinne in seine Seele. Die Sinne heißen: Gefühl, Geschmack, Geruch, Gehör, Gesicht. Das Gefühl ist fast über den ganzen Körper verbreitet, die übrigen Sinne gehören dem Kopfe an. Die besonderen Teile, in denen die Sinne ihren Sitz haben, sind die Sinneswerkzenge, näm- lich Haut, Zunge, Nase, Ohren, Angen. Die H a u t besteht eigentlich ans drei Häuten, aus der

9. Der Jugendfreund - S. 120

1887 - Düsseldorf : Schwann
120 Herrn auf hartem Boden und Steinen erkennen, nicht min- der die Spur des Wildes meilenweit verfolgen. Die Gemse riecht in weiter Ferne den Jager, welcher sich ihr, um sie zu erlegen, nur unter dein Winde nähern darf. Der Geruch ist denr Menschen nicht blos gegeben, bamit er sich an dem angenehmen Dufte der Blumen und auderer Gegenstände ergötze, sondern damit er auch die zum Atmen schädliche Luft gewahr werde. Die Nase steht auch der Zunge bei, indem sie manche übelriechende Speisen als uu- tauglich erkennt, bevor davon etwas zum Munde gelangt. Geruch und Geschmack sind in enger Verbindung; ist der eine in seiner Thätigkeit gestört, so leidet auch der andere. Wer einen starken Schnupfen hat, riecht nicht und schmeckt auch weniger. Der Schnupfen ist eine Krankheit der Schleim- haut, die gewöhnlich nach einer Erkältung entsteht. Er wird häufig durch Wärme und Schweiß gehoben; allein die Bewe- gung in frischer Luft, das öftere Einziehen kalten Wassers in die Nase vertreiben ihn auch, und er kehrt dann seltener wieder. Das letztere Mittel ist auch Gesunden des Morgens beim Waschen anzuempfehlen; es erfrischt und stärkt nicht nur die Schleimhaut, sondern auch die Nerven des Kopfes; es gibt dem Geiste eine heitere Stimmung und wirkt der Gewohnheit, teuren Staub, den Schnupftabak, in die Nase zu stopfen, entgegen. 5. Der Geschmack. Das Werkzeug des Geschnmckes ist die Zunge. Sie be- steht aus Fleifchfasern, welche mit einer rauhen Haut umge- den sind. In dieser Haut bemerkt man deutlich eine Menge Nervenspitzen. Die Zunge bedarf zu ihrer Wirksamkeit der Befeuchtung mit dem Speichel. Sie erhält solchen aus verschiedenen Drüsen, die sich in den Mund öffnen. Wenn wir essen oder trinken, so richten sich die Enden der Nerven in die Höhe, reiben an den Nahrungsmitteln und dem Gau- men, und es entsteht die Empfindung, die wir schmecken nennen. Der Geschmack zeigt in den meisten Fällen an, wie die Speisen beschaffen sind, indem diejenigen, welche ihm nicht zusagen, mehrentheils zu den schlechten gehören. 6. Das Gehör. Das Ohr zerfällt in das äußere, mittlere und innere. Zum äußern gehören: die knorplige, mit Windun-

10. Der Jugendfreund - S. 121

1887 - Düsseldorf : Schwann
121 gen versehene Ohrmuschel und der in den Kops führende Gehörgang. In diesem sammelt sich eine gelbliche, bittere Fettigkeit, das Ohrenschmalz. Seine Bestimmung ist wahr- scheinlich, das Eindringen des Staubes und der Insekten zu verhindern. Der mittlere Teil des Ohres ist von ge- ringem Umfange. Er bildet nämlich eine kleine Höhle, welche nach außen durch eine ausgespannte Haut, das Trommelfell, von dem äußern Gehörgauge getrennt ist, und 4 aneinander stoßende Beinchen: Hammer, Ambos, Linse und Steigbügel, enthält. Aus dem Mittelohre geht eine röhrenförnlige Öffnung nach dem Schlunde zu, weshalb man bei verschlossenem Ohre durch den offenen Mund hört. Das innere Ohr stellt viele häutige Windungen dar, welche auch Jrrgänge oder das Labyrinth heißen. Der Knochen, der die Häute umgibt, hat ähnliche Vertiefungen. Die häu- tigen Röhren sind mit einer wässrigen Flüssigkeit ange- füllt, und in ihnen breiten sich die Gehörnerven ans, die mit dem Gehirn in naher Berührung stehen. Wie eigentlich durch alle die vielfachen Vorrichtungen das Hören erfolgt, ist nur dem bekannt, der das Kunstwerk geschaffen hat. Der menschliche Verstand ist zu schwach, es zu ergründen. Gehör und Gesicht sind die edelsten Sinne: sie sind die Hauptquellen der Erkenntnis. Das Gehör hat einen großen Einfluß auf die geistige Ausbildung. Wer taub geboren ist, wird auch stumm. Er hat gesunde Sprachwerkzeuge, kann sie aber nicht benutzen, weil er das Sprechen von an- dern nicht hört, um es nachzuahmen. Ein Taubstummer ist ein höchst bellagenswerthes Wesen. Äußerlich gleicht er zwar in Sitten und Gebräuchen dem gebildeten Menschen; allein in seinem Innern behält er die Roheit und Unwissen- heit eines Wilden bei. Er ist verhindert, uns seine Gedan- ken und Gefühle mitzutheilen, und andernteils sind wir wie- derum nicht im Stande, ihm unsere Meinungen und Kennt- nisse beizubringen; denn wir können nicht alles durch Zeichen und Geberden deutlich machen. Er erhält nur dunkle Begriffe von Gott, Welt, Leben, Tod, Unsterblichkeit und von der Bestimmung des Menschen. Sein Ohr vernimmt nicht die Ausdrücke der Liebe, der Ermunterung und des Trostes von Eltern, Verwandten und Freunden. Er kennt nicht die ern- sten und sanften Töne der Natur, mit welchem sie zu uns redet. Er weiß nichts vom Brausen des Wassers, vom
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