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männlicher Gestalt und edler Haltung zur Rechten des Königs;
er erteilt in dessen Namen die nötigen Befehle, schlichtet die
Streitigkeiten, loht, tadelt oder droht, und die Ehrerbietigkeit und
Unterwürfigkeit, mit welchen seine Worte von allen Anwesenden
aufgenommen werden, zeigen uns deutlich, dass die Nach-
kommen Chlodwigs einem raschen Untergange entgegen
gehen, und die Krone auf das Haupt der Major domus kom-
men werde. Lesebuch Elsass-Lothringen.
10. Herzog Mich und die h. Odilia.
Um das Jahr 650 lebte auf seinem Schlosse zu Eh uh e im
(Niederehnheim) ein Verwandter des Königs Childerich Ii.,
Namens Attich, als Herzog über das Elsaß. Seine Gemahlin
Bereswinde war eine burgundische Fürstentochter. Die Ehe
war lange kinderlos. Als nun statt eines Sohnes, welchen Attich
sich gewünscht hatte, eine blinde Tochter, Odilia, geboren wurde,
ergrimmte der Vater und verstieß das Kind. Es wurde in Bur-
gund in dem Kloster Palma auferzogen. Später erlangte die
fromme und wohlthätige Odilia das Augenlicht; allein ihr rauher
Vater wollte sie noch immer nicht sehen. Da nahm eines Tages
ihr jüngerer Bruder Hugo es über sich, sie nach dem Schlosse
Hohenburg zu bringen. Hierüber wurde Attich so zornig, daß
er seinen Wurfspieß nach Hugo warf und ihn tötete. Von tiefer
Reue ergriffen versöhnte sich der Vater mit seiner Tochter und
machte der Kirche viele Schenkungen. Odilia weihte sich ganz
dem Dienste Gottes. Herzog Attich gründete das Kloster Ebers-
heimmüuster (667) und trat sein Schloß Hohenburg der Odilia
ab. Hier errichtete diese im Jahre 680 ein Stift von adeligen
Chorfräulein, dessen Vorsteherin sie wurde. Attich baute sich ein
Wohnhaus in der Nähe und brachte daselbst seine letzten Lebens-
jahre zu; er liegt mit seiner Gemahlin Bereswinde auf Hohen-
burg begraben. Odilia gründete später um das Jahr 700 noch
die beiden Klöster von Niedermünster und Truttenhausen.
Sie starb im Jahre 720, wurde nach ihrem Tode heilig gespro-
chen und ist die Schutzpatronin des Elsaß. Attichs Sohn
Adalbert, Herzog von Elsaß, gründete im Jahre 720 das
Frauenkloster St. Stephan zu Straßburg, über welches er seine
Schwester Attala als Abtissin setzte. Ratgeber.
11. Die Völkerwanderung.
(375—568.)
Um das Jahr 375 n. Chr. kam von Morgen her ein wildes
Volk, die Hunnen, Leute mit schwarzem, struppigem Haar,
schmutziger Gesichtsfarbe, schiefen Augen, breitschultrig und klein
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23. Kindesliebe.
Ein Fürst traf auf einem Spazierritt einen fleifsigen
und frohen Landmann bei dem Ackergeschäft an und
liess sich mit ihm in ein Gespräch ein. Nach einigen
Fragen erfuhr er, dass der Acker nicht sein Eigentum
sei, sondern dass er als Tagelöhner um 25 Kreuzer ar-
beite. Der Fürst konnte in der Geschwindigkeit nicht
ausrechnen, wie es möglich sei, täglich mit 25 Kreuzern
auszureichen, und noch so frohen Mutes dabei zu sein
und wunderte sich darüber. Aber der brave Mann im
Zwillichrocke erwiederte ihm: „Ich wäre übel daran,
wenn ich so viel brauchte. Mir muss ein Drittel davon
genügen. Mit dem zweiten Drittel zahl' ich meine
Schulden ab, und das letzte Drittel lege ich auf Kapita-
lien an.“ Das war dem guten Fürsten ein neues Rätsel.
Aber der fröhliche Landmann fuhr fort und sagte: „Ich
teile meinen Verdienst mit meinen Eltern, die nicht mehr
arbeiten können und mit meinen Kindern, die erst lernen
müssen. Jenen vergelte ich die Liebe, welche sie
mir in meiner Kindheit erwiesen haben, und von diesen
hoffe ich, dass sie mich einst in meinem müden Alter
auch nicht verlassen werden.“ — War das nicht schön
gesagt und noch schöner gedacht und gehandelt? Der
Fürst belohnte die Kindesliebe des wackern Mannes,
sorgte für seine Söhne, und der Segen, den ihm seine
sterbenden Eltern gaben, wurde ihm im Alter von seinen
dankbaren Kindern durch Unterstützung und Liebe reich-
lich entrichtet.
24. Die Mnmenlefe.
§. 1. Die zarte, unschuldige Therese hatte, so lauge der
Mai währte, das Bett hüten müssen. Als sie nun genas
und wieder Kräfte gewann, redete sie von den Blumen und
fragte, ob sie auch so schön blühten, wie im vorigen Jahre.
Denn sie liebte die Blumen sehr, konnte aber nicht hinaus-
gehen, um solche zu pflücken.
§. 2. Da nahm Erich, der Bruder des kranken Mäd-
chens, ein Körbchen und sagte heimlich zur Mutter: „Ich
will ihr die schönsten des Feldes bringen!" Und so ging er
zum ersten Male hinaus in das Gefilde. Denn so lange
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Friedrich. Bei ihm daheim sind vielleicht keine Wälder,
so daß er dort nicht auf die Jagd gehen kann.
Heinrich. Und dann wird er gewiß, weil er das Obst
und den Wein so sehr liebt, in verschiedenen Ländern man-
cherlei Obst essen und allerlei Wein trinken wollen.
Vater. Der vierte Reisende endlich ist ein Greis mit
bleichen Wangen, der oft sehr verdrießlich und finster sein
kann. Seine Kleider sind grau und weiß, eben so Haare
und Bart.
Heinrich. Was ist er denn?
Vater. Ein Baumeister; er errichtet besonders gern
Brücken, die aber gewöhnlich nach ein paar Monaten oder
in noch weniger Zeit wieder einfallen.
Friedrich. Das ist aber ein schlechter Baumeister!
Heinrich. Der sollte das Bauen bleiben lassen!
Vater. Er liebt die langen Nächte und hockt gern hin-
ter deni Ofen.
Paul ine, Der ist wohl recht faul und verzärtelt?
Vater. O nein! Schlittschuhlaufen, Schlittenfahren und
Schneeballenwerfen ist seine größte Freude. Dann geht er
in Pelz gehüllt ins Haus und lauscht auf die Märchen,
welche die Großmutter hinter dem Ofen erzählt.
Pauli ne. Die höre ich aber auch gern.
Friedrich. Ich merke ein wenig, wer der Mann sein mag.
Heinrich. Von Blumen mag der gewiß nichts wissen!
Vater. O ja! auch die Blumen hat er gern.
Friedrich. Dann ist's doch nicht der, den ich meine.
Vater. Aber seine Blumen riechen nicht, und die Men-
schen lieben sie nicht.
Heinrich. Ziehen denn die vier Reisenden mit einander?
Vater. Man sagt gewöhnlich, sie seien Brüder; doch
reisen sie nicht mit einander, sondern hinter einander. Keiner
kann den andern leiden, und jeder jagt den Vorhergehenden
fort, wenn er selbst kommt. Zuerst zeigt sich der jüngste,
der Maler, dann der Gärtner, dann der Jäger, und zuletzt
der älteste, der Baumeister.
Friedrich. Reisen sie immer in dieser Reihenfolge durch
aller Länder?
Vater. Ja! und auch zu uns kommen sie in dieser
Aufeinanderfolge alle Jahre.
Die drei Kinder. Ich weiß es, wer die Reisenden sind!
.'irtfyt’ä 2esebuch. 8
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich Friedrich Friedrich