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Tagen das Heer dahin; nur mit wenigen Getreuen entkam Friedrich vor den wütenden Römern. Auf der Heimkehr rettete den Kaiser der Sage nach ein schwäbischer Rittersmann, Hermann von Siebeneichen?) In Susa wollte man, so heißt es, Friedrich nächtlicherweile überfallen und töten. Da legte sich der wackere Ritter, der seinem Herrn ähnlich sah, schnell in dessen Bett und wurde so statt des Kaisers ermordet, dieser selbst aber entkam, als Knappe verkleidet, glücklich über die Alpen.
Zu einem Rachezuge versagte Heinrich der Löwe seine Hilfe. Vergeblich tat der Kaiser, wie erzählt wird, in einem Alpendorfe vor seinem Better einen Fußfall. „Stehet auf, mein Gemahl", soll die Kaiserin Beatrix gerufen haben, „und Gott gebe, daß Ihr einst dieses Tages gedenket!" Bei L e g n a n o unweit Mailand trat Friedrich den Lombarden entgegen; aber die Schlacht ging verloren, und nur mit Mühe entkam er selber dem Tode, 1176.
Der Kaiser entsagte jetzt seinen großen Herrschaftsplänen und unterhandelte mit dem Papste. Es kam zum Frieden. Auf einer-Tribüne vor dem berühmten Markusdome der Lagunenstadt Vene-d i g fielen sich die beiden gekrönten Männer, Kaiser und Papst, bewegt in die Arme: es war 100 Jahre nach dem Tage von Canossa. Zu K o n st a n z am Bodensee schwuren darauf die Lombarden von neuem dem Kaiser die Treue, und dieser ließ ihnen dafür die freie Wahl ihrer Beamten.
§ 87. Der Sturz des Löwen. Die Macht, die der trotzige Welfe seinem kaiserlichen Vetter verweigert hatte, verwandte er inzwischen zur Ausdehnung seiner Herrschaft im slawischen Osten und Norden; Christentum und Deutschtum folgten seinen Spuren.
Aber schwer legte sich auf den ungetreuen Herzog die Hand des Kaisers. Vergeblich zu dreien Malen vor einen Reichstag gefordert, wurde der Löwe geächtet und seiner Herzogtümer entsetzt. Nach kurzem Widerstände sah er sich von allen verlassen. Verzweifelt warf 1 1 oi sich Heinrich in Erfurt zu Barbarossas Füßen. Dieser llol höh ihn unter Tränen auf und verzieh. Doch blieben ihm von seinen Landen nur die Stammgüter Braunschweig und Lüneburg; Bayern dagegen kam an das Haus Wittelsbach, das noch heute dort regiert, und Sachsen wurde zersplittert. In der Verbannung, am Königshofe von England, trauerte der Löwe um die verlorene Macht.2)
§ 88. Kaisertage. Nichts Glänzenderes hatte die Welt je gesehen als das große Reichsfest, das um Pfingsten 1184 zu Mainz den
*) Gedicht: Pocci, „Hartmann von Siebeneichen."
2) Gedicht: Mosen, „ Heinrich der Löwe."
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Dome zu Aachen die deutsche Krone empfing! Staunend hörte man, daß er von der Wahl zu Frankfurt in drei Tagen mit feinen Reisigen hergeritten war, und in voller Frische, mit leuchtendem Blicke, schritt er durch die Menge. Kräftig war feine Gestalt, fest fein Gang und königlich feine Haltung. Die Italiener bewunderten fein germanisches Blondhaar, seinen stattlichen Rotbart: „Barbarossa!" riefen sie. Und hoch rühmten die Zeitgenossen die ritterlichen Tugenden dieses Fürsten, der demütig vor Gott und furchtbar im Kampfe war: die „Blume der Ritterschaft" nannte man ihn. Dabei war er von scharfem Verstände und kluger Überlegung, gütig, freigebig und vor allem gerecht: das wußte besonders der Mann aus dem Volke zu schätzen. — So war Friedrich ein geborener Herrscher. Und mächtig drängte es ihn zum Herrschen; in alter Herrlichkeit wollte er das Kaisertum erneuern und gebieten über Fürsten und Völker.
§ 85. Mailand. Kaum hatte Friedrich sich seinen welfischen Vetter Heinrich den Löwen durch Rückgabe des Herzogtums Bayern wieder zum Freunde gemacht, da stieg er über die Alpen. Seit dem Beginne der Kreuzzüge waren die Städte der Lombardei durch den Handel mit dem Morgenlande reich und mächtig geworden. Die Mailänder waren die ersten Kaufleute der Welt; Genua, Pisa, Venedig konnten Hunderte von Schiffen bemannen. Was kümmerte sie jetzt noch das Reich! Ihm zum Trotze schlug das stolze Mailand sogar eigene Münzen. Mit Ingrimm sah sich Friedrich noch zu schwach, um sie zu demütigen; er holte in Rom die Kaiserwürde und schlug sich mit Hilse des treuen Pfalzgrafen Otto von Wittelsbach durch das von Feinden besetzte Tal der Etsch wieder nach Deutschland zurück.
Gerüstet erschien Friedrich bald in der Lombardei. Aus einem Reichstage erklärte er feierlich die Unumschränktheit seiner Gewalt, aber die Mailänder verlachten ihn. Da legte er sich vor die Mauern der stolzen Stadt, und der Hunger zwang sie zur Übergabe, 1162. Wie Verbrecher, mit Stricken um den hageren Hals, zogen die Vornehmen ins deutsche Lager und baten um Gnade. Friedrich ließ die Mauern von Mailand einreißen und zwang die Einwohner, sich in vier Dorfgemeinden neu anzusiedeln?)
§ 86. Friedrichs Bedrängnis. Von neuem erhoben sich die Lombarden. Papst Alexander Iii., den Friedrich nicht anerkannte, war ihr mächtiger Bundesgenosse. Sie stellten Mailand her und gründeten dem Papste zu Ehren die Bundesfeste A l e s -fänbria. Mit starker Macht nahm der Kaiser Rom ein, und Alexander flüchtete. Aber eine furchtbare Seuche raffte in wenigen
J) Gedicht: Strachwitz, „Hie Welf." — Vgl. Lohrneyers Wandbild „Barbarossa bor Mailand" (Berlin, Troitzsch).
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zu den Waffen nicht mehr taugten, und legte so den Grund zum römischen Söldnerwesen. In diesem aber lag fortan eine große Gefahr, denn ein Feldherr, dem seine Soldaten anhingen, konnte mit ihnen gegen den Staat machen, was er wollte.
Nachdem der Konsul die verwilderten Truppen in Gallien wieder an kriegerische Zucht gewöhnt hatte, trat er den Teutonen 1 Ho dem Badeorte Aquä Sextiä, dem heutigen Aix 1 Uä in Südfrankreich, entgegen und schlug sie völlig nieder. Im folgenden Jahre vernichtete er dann auch die Cimbern, die das 1 Hl abwärts gezogen waren, bei V e r c 6 l l ä am Po.
In einem sogenannten „Triumphe", auf einem Siegeswagen an der Spitze feines Heeres, zog Marius wieder in Rom ein. Das dankbare Volk feierte ihn als „dritten Gründer" der Stadt (neben Romulus und Kamillus) und übertrug ihm zum sechftenmal das Konsulat?)
§ 139. Sulla und der erste Bürgerkrieg. Um diese Zeit lebte in Kleinasien ein König, namens Mithridltes, der das Land Pontus am Schwarzen Meere beherrschte. Er fühlte sich von der wachsenden Macht der Römer bedroht, drang in das römische Kleinasien ein und ließ hier an einem Tage alle Fremden aus Italien, angeblich 80 000 an der Zahl, erschlagen. Ein Schrei der Wut ertönte in Rom, und der Senat übertrug alsbald die Führung eines Rachekrieges dem jungen Sulla. Dieser stammte aus einer altadligen Familie und war ein hochgebildeter, aber genußsüchtiger und ehrgeiziger Mann. Marius sah in ihm seinen Nebenbuhler und suchte ihn zu verderben. Schon wollte Sulla zum Kriege nach Asien hinübersetzen, als Marius es fertig brachte, daß das Volk den Oberbefehl auf ihn selber übertrug. Wütend kehrte Sulla an der Spitze seiner Legionen zurück, nahm Rom mit Sturm ein und ächtete seinen Gegner samt dessen Anhang. Dann zog er in den Krieg.
Glücklich entkam Marius an die Küste und barg sich vor den Verfolgern in einem Sumpfe. Er wurde aber entdeckt und in einen nahen Kerker geschleppt. Ein Cimbernsklave sollte ihn umbringen. „Mensch," donnerte der Gefangene diesen an, „du willst den Marius töten?" Entsetzt floh der Scherge davon. Marius felbst rettete sich nach den Trümmern Karthagos. Bald riefen ihn jedoch seine Anhänger wieder heim, und mit einem Haufen von Abenteurern und Sklaven zog er in Rom ein. Fünf Tage lang wütete jetzt ein grausiges Morden unter den Vornehmen. Dann wurde Marius zum siebtenmal Konsul; aber schon in den ersten Tagen nach seinem Amtsantritte ereilte ihn der Tod, 86.
Gedicht: Kinkel, „Der Triumphbogen des Marius."
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Extrahierte Personennamen: Aquä_Sextiä Marius Marius Sulla Sulla Marius Marius Sulla Marius Marius Sulla Marius Marius Marius Marius Marius Marius Marius Marius Kinkel Marius Marius
Extrahierte Ortsnamen: Gallien Südfrankreich Rom Kleinasien Kleinasien Italien Rom Asien Rom Karthagos Rom
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Nach 37jähriger Regierungszeit beschloß der große Kaiser im Alter von 60 Jahren sein irdisches Leben, 973. Im Dome zu Magd e-b u r g fand er neben seiner ersten Gemahlin Edith die letzte Ruhestätte.
6. Friedrich Barbarossa, 1152—1190.
1. Das Kaisertum Barbarossas. Nach dem Aussterben des sächsischen Kaiserhauses, das ungefähr 100 Jahre bestand, hatte das Deutsche Reich ebenfalls etwa ein Jahrhundert lang Herrscher aus dem Stamme der Franken. Das folgende Kaisergeschlecht waren die H o h e n st a u f e tt; auch diese regierten gegen 100 Jahre. Benannt sind sie von ihrer Stammburg, die auf dem hohen Staufen, einem Berge in Schwaben, lag.
Der mächtigste unter den Hohenstaufen war Friedrich I., zubenannt Barbarossa, d. h. Rotbart. Er war ein glänzender, echt ritterlicher Fürst von großer Willenskraft, demütig vor Gott und furchtbar im Streite; die „Blume der Ritterschaft" nannte man ihn. Sein Vorbild war Karl der Große; er wollte das geschwächte Deutsche Reich wieder groß und herrlich machen, wie es früher gewesen war. Vor allem sollte die Kaisermacht in Italien zu neuem Glanze erstehen, denn dort hatten sich die reichen lombardischen Städte der Gewalt des Reiches fast ganz entzogen. Sechsmal zog er daher mit einem Heere über die Alpen.
2. Kärnpse in Italien. Einige Jahre nach dem Antritte seiner Regierung erhielt Friedrich vom Papste in Rom die Kaiserkrone. Am Krönungstage überfielen die Römer sein Heerlager vor der Stadt. Im Kampfe stürzte Friedrich vom Pferde, aber sein Vetter, der tapfere Sachsenherzog Heinrich der Löwe, rettete ihn aus dem Getümmel. Als der Kaiser nach Deutschland zurückzog, wurde er in einer Schlucht am Flusse Etsch abermals überfallen. Die Einwohner von Verona hatten den Ausgang der Schlucht versperrt und schleuderten nun von der befestigten Höhe Baumstämme und Steine auf die Köpfe der Deutschen. Da erklomm Friedrichs Bannerträger Otto von Wittelsbach mit 200 mutigen Kriegern eine steile Felswand und siel den Feinden in den Rücken. Er jagte sie in schmähliche Flucht und rettete dadurch den Kaiser und die Seinen. Mit einem stärkeren Heere kehrte der Kaiser bald zurück, um die lombardischen Städte zu bezwingen. Sie mußten sich vor ihm beugen und ihn als ihren Herrn anerkennen.
Doch empörte sich das mächtige Mailand von neuem und verjagte den kaiserlichen Statthalter. Das sollte die trotzige Stadt büßen. Ergrimmt rief der Kaiser, er wolle nicht eher sich die Krone wieder aufs Haupt setzen, als bis er die stolzen Bürger gedemütigt habe; und er hielt Wort. Nach einer zweijährigen Belagerung
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