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1. Ausgewählte Abschnitte der Weltgeschichte, Einführung in die geschichtliche Lektüre - S. 155

1916 - Düsseldorf : Schwann
— 155 — sich vor Wur. Geschichte, Geographie und Mathematik waren seine Lieblingsfächer; sprachrichtig und schön schreiben lernte er ebensowenig wie tanzen. Im Herbste 1784 trat der junge Bonaparte als cadet-gentil-homme in die Kadettenanstalt zu Paris über; bald darauf verlor er seinen Vater. Als der Sechzehnjährige die Schule verließ, überreichte er dem Direktor eine Denkschrift über ihre Mängel! Am 2. September 1785 trat er als Sousleutnant in das Artillerieregiment Nr. 4 zu Valence in Burgund. Nach dem Ausbruch der Revolution schloß der junge Leutnant sich den Jakobinern an, und 1791 leistete er in Valence den Schwur auf die Verfassung: „Ich schwöre, die in meine Hände gelegten Stoffen zur Verteidigung des Vaterlandes gebrauchen, die von der Nationalversammlung dekretierte Verfassung gegen alle inneren und äußeren Feinde aufrecht erhalten, lieber sterben als die Invasion fremder Truppen dulden und nur denjenigen Befehlen gehorchen zu wollen, welche in Vollzug der Dekrete der Nationalversammlung gegeben werden". Sein Verdienst um die Eroberung der Stadt Toulon, die eine englische Besatzung aufgenommen hatte, eröffnete ihm eine glänzende Laufbahn; „befördert ihn", schrieb sein General an den Konvent, „sonst wird er sich selbst befördern!" Schon im Alter von 25 Jahren wurde er General der Artillerie. Nach dem Sturze des schrecklichen Robespierre, mit dessen Bruder er befreundet war, verlor er seine Stellung und soll eine Zeitlang sogar in Hast gewesen sein; doch wußte man seine Tüchtigkeit zu schätzen und nahm ihn bald sogar in die Heeresleitung, den Generalstab, aus. Für die entschlossene Niederwerfung eines Aufstandes, der feinen Kanonen erlag, ernannte ihn die Gunst des Direktoriums zum General der „Armee des Innern". In jenen Tagen geschah es, daß Bonaparte die um sechs Jahre ältere Josefinebeauharnais, geb. Tafcher de la Pagerie, kennen lernte, deren Mann als General vor Jahresfrist auf der Guillotine geendet hatte: eine Kreolin, Tochter eines Hafenkapitäns, von der Insel Martinique in Westindien. Sie wußte ihn zu fesseln und wurde seine Gemahlin. Fast gleichzeitig hob ihn ein Feldzugsplan, den er für den Krieg in Italien ausgearbeitet hatte, wider Erwarten zur Macht empor; zum Staunen der Welt ward der Sechsundzwanzigjährige Oberbefehlshaber der „italienischen Armee". 5. Die Wendung. Drei Tage später war der Sohn der Lätitia, in dessen Brust der Ehrgeiz glühte, unterwegs nach dem Süden. Bon Nizza aus, der Blumenstadl an der Riviera, erließ er feinen berühmten ersten Tagesbefehl:

2. Von der französischen Staatsumwälzung bis zur Gegenwart - S. 15

1914 - Düsseldorf : Schwann
15 17. Bonapartes Borleben. Napoleon Bonaparte stammte aus einem ursprnglich italienischen Geschlechte -L niederen Adels. Er war geboren am 15. August 1769 als Sohn eines Advokaten zuajaccio auf der Insel K o r s i k a , die eben aus dem Besitze der Genuesen an Frankreich bergegangen war. Die Er-ziehung des strrigen Knaben, der zahlreiche Geschwister hatte, machte seiner strengen Mutter L t i t i a , geb. Ramolino, einer ungebildeten, aber tchtigen Frau, viel zu schaffen. Eine kleine Kanone war sein liebstes Spielzeug. Im Alter von zehn Jahren wurde er in die von Minoritenmnchen geleitete knigliche Kriegsschule zubrienne an der Aube aufgenommen; spter vertauschte er sie mit der Pariser. Die Mitschler scheuten ihn. Der verschlossene Korsenknabe hatte keinen Freund. Wenn man ihn reizte, bi und kratzte er; vor Wut bekam er einst Krmpfe. Geschichte und Mathe-matik waren seine Lieblingsfcher; sprachrichtig zu schreiben lernte er dagegen nicht. Mit sechzehn Jahren wurde der Kadett Unter-leutnant der Artillerie in Valence. Karg war der Sold. Der junge Bonaparte reinigte sich selbst die Kleider und Stiefel und atz eine Zeitlang nur einmal im Tage. Er sparte, um eins zu kaufen: Bcher. Auf seiner rmlichen Stube, fr die er nur etwas mehr als acht Franken Monats-miete zahlte, sah der Verschlossene nie einen Kameraden; immer allein", schrieb er in sein Tagebuch, selbst unter Menschen, komme ich nach Hause, um mich meinen einsamen Trumen und meiner Schwermut hinzugeben." Und eine ungeheure Zukunft lag vor diesem dsteren Trumer. Beim Ausbruche der Revolution schlo der junge Bonaparte sich den Jakobinern an. Als Hauptmann war er bei der Belagerung von Tonlon; mit sicherem Blick den wichtigsten Punkt der Festung erkennend, richtete er die Kanonen dorthin, und ihr Feuer bezwang die Stadt. Nun erffnete sich dem tatkrftigen Offizier eine glnzende Laufbahn. Schon im Alter von 25 Jahren war er General. Nach dem Sturze Robespierres verlor er seine Stellung und war eine Zeitlang sogar in Haft; doch verschaffte ihm seine Tchtigkeit bald Aufnahme in die Heeresleitung, den Generalstab. Die entschlossene Niederwerfung eines Straenaufstandes, mit der man ihn betraute, trug ihm die Gunst des Direktoriums ein, und zum Staunen der Welt brachte eines Tages die amtliche Zeitung seine Ernennung zum Oberbefehlshaber der italienischen Armee. Von diesem Augenblicke an", sagte Napoleon spter, erkannte ich, was ich werden konnte; ich sah schon die Erde weit unter mir, als wrde ich emporgehoben in die Lfte?" Rasch vermhlte er sich jetzt mit der um sechs Jahre lteren Josefinebeauharnais,
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