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1. Deutsche Geschichte im Mittelalter - S. 80

1917 - Düsseldorf : Schwann
80 ober ein stbtischer Schulthei mit zwei Schffen. Die Amter waren Ehrenmter und daher unbesolbct. Stbte, die nicht unter einem Grunbherrn, fonbern unmittelbar unter dem Reiche stauben, waren Reich sstbte; brei finb noch vorhanben und stolz auf ihre Stellung: Hamburg, Lbeck und Bremen, wir brauchen uns nicht zu schmen?" 130. Das Stadtbild. Wenn wir uns im Geiste zurckversetzen in eine Stadt des breizehnten Jahrhunberts, so haben wir im Vergleich zur Gegenwart noch ein ganz rohes Bilb vor uns. Die Befestigung besteht meist nur aus Wall und Graben; erst das sptere Mittelalter schuf starke Mauern und Trme. Die Huser liegen nicht in Reihen, fonbern unorbentlich burcheinanber; die Gassen finb daher winkelig und krumm. Eng und bfter laufen sie auf den Markt zu. An biefem, der in der Mitte einen Saufbrunnen hat, erhebt sich das schon aus Stein erbaute Rathaus, der Stolz des Brgers. Markt und Gassen sinb ungepflastert und meist in sehr schmutzigem Zustanbe. Gossen gibt es nicht; das Wasser sammelt sich in Pftzen. Kehricht und Kchenabflle wanbern vor die Haustr. Schweine und Gnse laufen, wenn der Stabthirt sie nicht auf die Gemeinbeweibe, die Allmenbe, treibt, frei umher, whlen die Gaffen auf und machen sie oft ungangbar. Bei schlechtem Wetter bleibt das Fuhrwerk stecken, und die Ratsherren mssen in Holzschuhen ober auf Stelzen gehen, wenn sie auf das Rathaus wollen. Wohlhabenbe Frauen lassen sich in Snften tragen. Fr hohen Besuch, z. B. den eines Fürsten, werben die Gassen abgeschaufelt und mit Sanb ober Stroh berschttet. Straenbeleuchtung ist unbekannt; mit einer Laterne tappt man durch die Dunkelheit. Die Tracht, die man auf der Strae sieht, ist noch steif und ohne Geschmack; auffallenb ist beim Arbeiter das Wams, bei dem Wohl* habenberen der talarartige Mantel, bei der Frau der rote Rock. 181. Die Wohnungen. Die Huser sinb meist aus Holz und Lehm und mit Stroh ober Brettern gebecft; selbst in Cln zhlt man damals erst zehn Huser von Stein. Brnbe sinb daher hufig; angstvoll tnt dann der Notschrei Feurio! Feurio!" durch die engen Gassen. Hanbspritzen kannte man erst seit dem fnfzehnten Jahrhundert. Die hohen Giebel stehen nach der Strae. Pfosten und Balken-kpfe finb durch Schnitzwerk verziert ober bunt bemalt. Im Haufe sieht es recht buerlich aus; alles ist noch auf die Lanbwirtfchaft berechnet. der die Diele, an der die Stlle liegen, gelangt man in die Kche; der Rauch des Herbfeuers entweicht durch ein Winbauge" des Daches. An der Kche liegen die niebrigen Schlafrume und die Hanbwerksttte. Der Fuboben ist von Lehm und wirb im Winter

2. Deutsche Geschichte im Mittelalter - S. 45

1917 - Düsseldorf : Schwann
45 die Ruderer. Das wei- und rotgestreifte Segel fllt- die riesigen, linnengekleideten Nordmnner springen ins Wasser und waten verwegen ans Land. Hei entbrennt am Gestade der Kampf. Es schwirren die Pfeile, sausen die Speere; Steinhmmer und Bronze-schwerter prasseln auf die splitternden Schilde." Die Wikinger siegen, der letzte friesische Bauer sinkt nach verzweifelter Wehr in den Staub. Aus dem geplnderten Dorfe steigt die Flamme empor, und beutebeladen zieht das Raubschiff mit geblhten Segeln von dannen. Deutsche Zustnde am Ende der Karolingerzeit. 69, In der Familie. Ein Blick auf das deutsche Haus zeigt uns bereits allerlei Verfeinerung. An die Stelle des Blockhauses ist ein Fachwerkbau getreten, der hie und da schon ein Obergescho, den Sller", zeigt. Steinhuser sind noch selten. Holzgitter verwahren die glaslosen Fenster, die Wintertags mit Matten behngt werden. Tische, Bnke und Truhen sind die Hauptgerte; unter den Kchen-gegenstnden blinkt bereits der kupferne Kessel. Hinter dem Hause liegt, von Obstbumen umschattet, ein Wrzgarten"; hier zieht die Hausfrau auer Gemse, wie Erbsen, Linsen und Rben, auch Heil-pflanzen: Mnze und Salbei, Rosmarin und Quendel. Rosen und Lilien blhen am Stock, und an der sonnigen Hauswand rankt die freundliche Rebe. Der Mann trgt leinene Beinbinden und einen kittelartigen Rock, die Frau schon Wollkleid und Haube. Die kleinen Mdchen spielen bereits mit einer Puppe; Tocke" nannte man diese spter. Alle Kleidungsstcke fertigt die weibliche Hand in der Familie selber an; Lieblingsfarben, die mit Waid und Krapp hergestellt werde?:, sind Blau und Rot, wie noch heutzutage auf dem Lande. In harter Arbeit, einfach und derb, verfliet das buerliche Leben. Alles wird noch mit eigener Hand hergerichtet, und die Feld-Wirtschaft bringt hervor, was die Familie braucht: Brot und Gemse, Fleisch und Milch zur Nahrung, Flachs und Wolle zur Kleidung. Man kauft wenig, und das Geld ist rar. Nur selten erscheint ein fremder Hndler, und die billigen Schmucksachen, Bronzewaren oder Tuche, die er anbietet, erregen das Staunen der weltfremden, alt-frnkisch" lebenden Bauern. 70. Das Wirtschaftsleben. Wer damals die deutschen Lande durchwanderte, sah trotz aller Not der Zeit berall einen Wirtschaft-lichen Fortschritt. Zwar bedeckten noch immer den grten Teil des Bodens Wald und Heide, Sumpf und Moor, und namentlich in den Waldgebirgen hauste noch zahlreich wildes Getier, besonders Eber, Wlfe und Bren. Aber in allen Gegenden traf man turmgeschmckte

3. Ausgewählte Abschnitte der Weltgeschichte, Einführung in die geschichtliche Lektüre - S. 108

1916 - Düsseldorf : Schwann
— 108 — aufgehäuften Vorräten. Noch wohnt selbst in vermögenden Häusern der Sohn mit seiner jungen Frau bei den Eltern in der großen Hinterstube und geht bei ihnen zur Kost, noch essen Mann und Frau aus einem Teller ohne Gabeln, Fackeln und Laternen dienen noch statt Kerzen zur Beleuchtung. Die einfachen, meist noch roh gearbeiteten Möbeln sind Tisch, Holzstühle und Bänke, Truhen und Kästen, seltener Schränke; das Geschirr aber zeigt schon Gefäße von Zinn und von zierlich bemaltem und glasiertem Ton, doch starb der Schlettstädter Künstler, der zuerst die Glasur irdener Gesäße anwandte, erst gegen Ende des 13. Jahrhunderts. Die Magdeburger Statuten zählen noch Bürste, Schere und Spiegel zu den Kleinodien einer reichen Stadtfrau. Erst während dieses Zeitraumes beginnt in den Häusern der Kaufleute, zumal derer, die mit dem reicheren Süden verkehren, bessere Ausstattung. Die Stuben werden mit Kalkfarbe gemalt, der große kuppelförmige» noch nicht sehr häufig vorkommende Kachelofen wird buntfarbig mit Bildern geziert und mit Ehrenplätzen versehen, ein Schmuck wohlhabender Häuser, deren größte Zierde jedoch die bunt bemalten, bleigefaßten Glasrauten der Fenster bilden, die zunächst Teppichmuster, bald aber Wappenbilder in schöner Ausführung zeigen." 3. Der bürgerliche Wohlstand. Ein bescheidener Wohlstand war bei den einfachen Verhältnissen des städtischen Lebens und der Bedeutung der Zünfte viel verbreiteter als heute; große Vermögen waren dagegen selten. In Basel hatten zu Anfang des 15. Jahrhunderts 33 Prozent der Bevölkerung 2500 bis 36 000 Mark Vermögen nach unserem Gelde. Es gab selbst Handwerksgesellen mit einem Barbesitze von 90 Gulden = 1800 Mark. Der reichste Baseler Bürger wurde um 1450 auf ein Vermögen von 300 000 Mark und ein jährliches Einkommen von 16 000 Mark geschätzt. Bäcker und Metzger waren im allgemeinen am wohlhabendsten. In Heidelberg hattenjte durchschnittlich ein Vermögen von 4000 Mark, der Schneider 2400, der Schmied und Schreiner 2000, der Fischer 1700, der Weber 1250. Der reichste Bürger war gegen Ende des 15. Jahrhunderts ein Kürschner in Worms; er hatte großen Grundbesitz, hielt 18 Gesellen und hatte allein ein Pelzlager von 200 000 Mark. Auch aus den Gastereien erhellt der Wohlstand des damaligen Handwerks. In Augsburg heiratete 1493 eine Bäckerstochter einen Zinkenbläser; bei der achttägigen Hochzeitsfeier wurden unter andern, verzehrt 20 Rinder, 30 Hirsche, 500 Stück Federvieh, 900 Würste. Uber die Lebensmittelpreise berichtet uns um 1420 ein Augsburger Bürger, namens Burkhard Zink: „Als man zählte 1420 Jahr, war alles gar wohlfeil: es galt ein Schaff [Scheffel] Roggen 1 Pfund Pfennige * und ein Schaff Korns [Weizen] zehn 1 Ein Pfennig — etwa 10 Pfennig von heute. Das Pfund neue Pfennige galt damals V« Goldgulden.

4. Griechische und römische Geschichte - S. 37

1915 - Düsseldorf : Schwann
nicht viel, und das Haus war daher im Gegensatze zu den prch-tigen Tempeln und anderen ffentlichen Gebuden unansehnlich. Es hatte nur ein Stockwerk; das Dach war flach. Den Mittel-Punkt des Hauses bildete der von einem Sulengange umgebene Hos; er hie Aula, wie noch heute der Versammlungsraum einer Schule benannt wird. In der Mitte des Hofes erhob sich der Altarstein, aus dem der Hausherr opferte. An den Seiten lagen Schlafrume und Vorratskammern, hinter dem Hof ein Saal, der als Besuchs- und Speiseraum diente; in ihm stand auch der Herd. Vom Saale gelangte man in das Frauengemach, und hinter diesem befand sich in der Regel ein kleiner Garten. 59. Einrichtung und Kleidung. Der Hausrat war einfach. Beim Essen, Lesen und Ruhen bediente man sich niedriger, mit Polstern belegter Bnke. Truhen bargen Kleidungsstcke und Schmucksachen. An Gefen gab es im Hause Kessel, Mischkrge, Olflaschen, Kannen, Becher und dergleichen. Viele Behlter waren von Ton und schwarz oder bunt bemalt. Anspruchslos war auch die Kleidung. Die Frauen trugen der dem kurzrmeligen Untergewande aus Wolle oder Leinen ein groes wollenes Tuch; mit buntem Besatz verziert und von einem Grtel umschlossen, wallte es auf die Fe. Ein linnenes Kopftuch oder ein breiter Strohhut schtzte gegen die Sonne. Auch Fcher und Sonnenschirme waren beliebt. Sandalen bildeten die Fubekleidung. Die Männer hatten als Obergewand ebenfalls ein Tuch, statt dessen auch einen faltigen Mantel. Sie gingen meist ohne Kopf-bedeckung; kurzes Haar trugen sie erst in der spteren Zeit. 60. Der Verlauf des Tages. Bei Sonnenaufgang erhob man sich vom Lager. Als Frhstck diente ein Gebck oder ein Stck Weizenbrot, das man in ungemischten Wein tunkte. Dann ging die Frau an ihre husliche Beschftigung, der Mann an seine Arbeitsstelle, in sein Amt oder, wenn er Mue hatte, in die Werk-statte eines Knstlers, auf den Ring platz oder den Markt. Hier pflegte man sich zu treffen, Geschfte abzuschlieen und sich nach Neuigkeiten zu erkundigen. Auch machte der Mann, nicht die Frau, auf dem Markte die Einkufe fr die Kche. Gegen 12 Uhr folgte das zweite Frhstck; es gab Feigen, Brot und Zwiebeln, auch abgekochtes Gemse. Vor Sonnen-Untergang wurde stets ein Bad genommen. Dann ging es zur Hauptmahlzeit. Sie bestand aus gekochtem oder gebratenem Lamm- oder Ziegenfleisch, Geflgel, Fischen, Gemse, Frchten, besonders Weintrauben, und Kse; dazu trank man gemischten

5. Griechische und römische Geschichte - S. 68

1915 - Düsseldorf : Schwann
68 nicht blo das Haupt, sondern auch der Richter in der Familie, ja, er hatte in lterer Zeit volles Recht der Leben und Freiheit aller Mitglieder. Um das, was im Innern des Hauses geschah, kmmerte sich der Staat nicht. Die vterliche Gewalt erstreckte sich sogar der die erwachsenen und verheirateten Shne, die nicht einmal Eigen-tumsrecht besaen; sie dauerte bis zum Tode. Nur die Tchter traten durch Verehelichung in eine andere Familie der. Ehrfurcht vor den Eltern war der Kinder heiligste Pflicht. Man erzog sie im brigen in der Furcht vor den Gttern, in der Liebe zum Vaterlande und im Gehorsam gegen die Gesetze. Mit siebzehn Jahren galten sie gewhnlich als erwachsen. Der Familiensinn war stark entwickelt; alle Mitglieder der Familie, ja der ganzen Ber-Wandtschaft hielten eng zusammen. 112, Die Frau. Die Frau hatte in Rom eine ganz andere Stellung als in Athen. Sie waltete geachtet und geehrt als Gattin und Mutter, Wie die Frau bei unseren Borfahren. Alle Hausbewohner gebrauchten die Anrede Domina", d. h. Herrin, woraus unser Wort Dame entstanden ist. Die Hauswirtschaft wurde von Sklaven besorgt. Die Frau selbst spann oder webte und erzog die Kinder. Ihr Geburtstag war ein Familienfest; auch am 1. Mrz, der den Frauen geweiht war, brachte die ganze Familie ihr Glckwnsche und Geschenke dar. In Begleitung durfte sie die Strae betreten. Sie konnte auch Besuche machen, im Theater und vor Gericht erscheinen; es war ihr schnes Borrecht, fr einen angeklagten Verwandten bei den Richtern Frbitte einzulegen. Die weibliche Bildung richtete sich wie die des Mannes Vorzugs-weise auf das Ntzliche. Die Rmerin hatte starke Neigung zu Hoch-mut und Prunk; schon in den ersten Zeiten des Freistaates gab es weibliche Purpurgewnder mit Goldsaum. Der Charakter der Frau war hart und streng; es fehlte ihr die heitere Freundlichkeit der Griechin, und fr das beklagenswerte Los ihrer Sklavinnen hatte sie kein Herz. 113. In einem rmischen Hause. Dster und unfreundlich, ohne Fenster nach der Strae, liegt das einstckige rmische Haus vor uns. Ein schmaler Flur fhrt in den groen Wohnraum, das Atrium, d. h. rauchgeschwrztes Gemach. Es ist eine Art Diele. Der Boden besteht aus gestampftem Lehm. Sulen tragen die Holz-decke. In dieser ist mitten eine Lichtffnung, durch die auch der Regen in eine Vertiefung des Fubodens fllt. Zu beiden Seiten des Atriums liegen Kche, Vorratskammern und Schlafstuben. Gerade-aus gelangt man in das Zimmer des Hausherrn. An dieses schliet sich der sulenumgebene Hausgarten, aus dessen Grn ein Fischteich hervorschimmert. Ringsum reihen sich Wirtschaftsrume und Gelasse fr die Sklaven.

6. Deutsche Geschichte von der Völkerwanderung bis zum Westfälischen Frieden - S. 16

1914 - Düsseldorf : Schwann
tum im vierteu Jahrhundert in Ägypten; im Abendlande wurde Benedikt von Nursia sein Gesetzgeber. Dieser gründete im Jahre 529 das erste Kloster, d. H. abgeschlossene Stätte, zu Monte Casino bei Neapel; dasselbe besteht noch heute. Hier erließ er seine Ordensregel, nach der sich alle späteren Orden gerichtet haben; ihre Grundlagen sind die drei Gelübde der Armut, der Ehelosigkeit und des Gehorsams. Als die berühmtesten Klöster auf deutschem Boden entstanden St. Gallen, Reichenau im Bodensee und Fulda. Früh bildeten sich auch Frauenklöster; die fromme L i o b a , die mit Bonifatius verwandt war, gründete z. B. B i s ch o f s h e i m an der Tauber. Die Nonnen, d. H. die Reinen, lebten ebenfalls nach der Benediktinerregel. Die Zahl der Klöster mehrte sich rasch. Sie wurden fruchtbare Pflanzstätten des Christentums und christlichen Lebens, Zufluchtsorte der Armen und Bedrängten. Auch für die Gesittung wirkten sie höchst segensreich. Mönche rodeten die Wälder, trockneten Sümpfe aus und förderten den Anbau des Bodens. Sie führten den edleren Obst- und Weinbau ein und lehrten Handwerk und Gewerbe. Sie pflegten die Wissenschaft, bauten, malten und schrieben und unterrichteten die Jugend. Ohne die Klöster, kann man sagen, wäre insbesondere die Bildung der Alten für die Welt untergegangen; sie machten das Lateinische, die Kirchensprache, zur Sprache der Gebildeten des Mittelalters. § 27. In einer Klostergemeinde. Von einer hohen Mauer geschützt, liegt die Klosteranlage wie eine Stadt im kleinen da. An die Kirche schließt sich das große Zellengebäude, dessen Binnenhof ein offener Kreuzgang umschließt; die Steinplatten des Ganges decken die Gräber der Toten. Abseits wohnt der A b t, d. h. Vater, dessen Gehilfe und Vertreter der Prior ist. Für Kranke, Gäste und Fremde wird in besonderen Häusern gesorgt. Um landwirtschaftliche Gebäude aller Art lagern die Wohnungen der „Klosterleute", Handwerker und Knechte?) In der schwarzen Ordenstracht sehen wir die schweigsamen Mönche beim Gottesdienst, im Versammlungssaale zu den Füßen des Abtes, bei Studium und gelehrter Forschung, in Wirtschaft und Werkstatt, Garten und Feld. Eine wichtige Beschäftigung haben die Abschreiber. Sie entwerfen auf Pergamenten, die aus Lamm-oder Ziegenfellen bereitet sind, Handschriften mit dem Gänsekiel. Schön rot und schwarz marschieren die Buchstaben auf; besonders prächtig sind die Anfangsbuchstaben, und künstlerische Malereien be- x) Gedicht: Weber, „Das Kloster." — Vgl. Lehmanns Wandbilder „Bene-diktiner-Abtei" und „Im Klosterhofe" (Leipzig, Wachsmuth).

7. Deutsche Geschichte von der Völkerwanderung bis zum Westfälischen Frieden - S. 55

1914 - Düsseldorf : Schwann
- 55 — An diesem, der in der Mitte einen Laufbrunnen hat, erhebt sich das schon aus Stein erbaute Rathaus, der Stolz des Bürgers. Markt und Gassen sind ungepflastert und meist in sehr schmutzigem Zustande. Gossen gibt es nicht; das Wasser sammelt sich in Pfützen. Kehricht und Küchenabfälle wandern vor die Haustür. Schweine und Gänse laufen, wenn der Stadthirt sie nicht auf die Gemeindeweide, die Allmende, treibt, frei umher, wühlen die Gassen auf und machen sie oft ungangbar. Bei schlechtem Wetter bleibt das Fuhrwerk stecken, und die Ratsherren müssen in Holzschuhen oder auf Stelzen gehen, wenn sie auf das Rathaus wollen. Wohlhabende Frauen lassen sich in Sänften tragen. Für hohen Besuch, z. B. den eines Fürsten, werden die Gassen abgeschaufelt und mit Sand oder Stroh überschüttet. Straßenbeleuchtung ist unbekannt; mit einer Laterne tappt man durch die Dunkelheit. Die Tracht, die man auf der Straße sieht, ist noch steif und ohne Geschmack; auffallend ist bei dem Arbeiter das Wams, bei dem Wohlhabenderen der talarartige Mantel, bei der Frau der rote Rock. § 101» Die Wohnungen. Die Häuser sind meist aus Holz und Lehm und mit Stroh oder Brettern gedeckt; selbst in Cöln zählt man im dreizehnten Jahrhundert erst zehn Häuser von Stein. Brände sind daher häufig; angstvoll tönt dann der Notschrei „Feurio! Feurio!" durch die engen Gassen. Handspritzen kannte man erst im fünfzehnten Jahrhundert. Die hohen Giebel stehen nach der Straße. Pfosten und Balkenköpfe sind wohl durch Schnitzwerk verziert oder bunt bemalt. Im Hause sieht es recht bäuerlich aus; alles ist noch auf die Landwirtschaft berechnet. Über die Tenne, an der die Ställe liegen, gelangt man in die Küche; der Rauch des Herdfeuers entweicht durch ein „Windauge" des Daches. An der Küche liegen die niedrigen Schlafräume und die Handwerksstätte. Der Fußboden ist von Lehm und wird im Winter mit Stroh belegt. Die kleinen glaslofen Sichtöffnungen in den kahlen Wänden werden gegen Regen, Sturm und Kälte mit einer Klappe verschlossen. Rohe Tische, Bänke und Truhen mit Eisenbeschlag, Geschirre aus Holz oder Ton bilden die Hauptausstattung ; die oberen Räume dienen als Kornkammern und Futterboden. § 102- Die Kirchen. Über das Gewirr der Häuser ragen die Kirchen empor, deren Glockenklänge das tägliche Leben der Bürger freundlich umtönen. Sie sind die ältesten Steinbauten der Städte. Als Bauart der meist dreischiffigen, später in Kreuzform gebauten Gotteshäuser finden wir ursprünglich den aus der römischen Basilika, einem gewöhnlichen Längsraume, hervorgegangenen romanischen Stil. Er ist kenntlich an den kleinen, rundbogigen Fenstern und kurzen Säulchen. Im dreizehnten Jahrhundert tritt

8. Deutsche Geschichte von der Völkerwanderung bis zum Westfälischen Frieden - S. 25

1914 - Düsseldorf : Schwann
— 25 — len, „sondern brachen in Schwärmen über Städte und Dörfer, weil niemand widerstand, raubten und sengten und fielen unerwartet über Sorglofe her. Auch in den Wäldern lagen ihrer zuweilen hundert oder weniger, um hervorzubrechen. Nur der Rauch und der Feuerschein am Himmel verrieten, wo die Haufen waren." Nicht minder furchtbar als die Ungarn hausten die N o r -rn a n n e n , die Männer aus dem fkandinavischen Norden. Wikinger, d. h. Krieger, nannten sie sich selber. Auf flinken Drachenschiffen kamen sie übers Meer gezogen. Hamburg, Cöln und Trier sanken in Trümmer; in Aachen zerstörten die räuberischen Scharen diepfalz Karls des Großen und machten die Münsterkirche zum Pferdestall. Arnulf von Kärnten schlug sie einmal bei Löwen in Belgien. Im Todesjahre Ludwigs des Kindes ließen sie sich in der nach ihnen benannten Normandie, dem Mündungslande der Seine, dauernd nieder. — An die Raubfahrten der schlimmen Nordlandssöhne erinnert uns noch das Gudrunlie d?) Deutsche Zustände am Ende der Karolingerzeit. § 42. In der Familie. Ein Blick auf das deutsche Haus zeigt uns bereits allerlei Verfeinerung. An die Stelle des Blockhauses ist ein Fachwerkbau getreten, der hie und da schon ein Obergeschoß, den „Söller", zeigt. Steinhäuser sind noch selten. Holzgitter verwahren die glaslosen Fenster, die wintertags mit Matten behängt werden. Tische, Bänke und Truhen sind die Hauptgeräte; unter den Küchengegenständen blinkt bereits der kupferne Kessel. Hinter dem Hause liegt, von Obstbäumen umschattet, ein „Würzgarten"; hier zieht die Hausfrau außer Gemüfe, wie Erbsen, Linsen und Rüben, auch Heilpflanzen: Minze und Salbei, Rosmarin und Quendel. Rosen und Lilien blühen am Stocke, und an der sonnigen Hauswand rankt die freundliche Rebe. Der Mann trägt leinene Beinbinden und einen kittelartigen Rock; die Frau fchon Wollkleid und Haube. Die kleinen Mädchen spielen bereits mit einer „Tocke", d. h. Puppe. Alle Kleidungsstücke fertigt die weibliche Hand in der Familie selber an; Lieblingsfarben, die mit Waid und Krapp hergestellt werden, sind blau und rot, wie noch heutzutage auf dem Lande. In harter Arbeit, einfach und derb, verfließt das bäuerliche Leben. Alles wird noch mit eigener Hand hergerichtet, und die Feldwirtschaft bringt hervor, was die Familie braucht: Brot und Gemüse, Fleisch und Milch zur Nahrung, Flachs und Wolle zur Kleidung. Man kauft x) Gedichte: Lingg, „Norrnannenzug." Scheffel, „Nordrnännerlied." Geibel, „Gudruns Klage."

9. Deutsche Geschichte von der Völkerwanderung bis zum Westfälischen Frieden - S. 93

1914 - Düsseldorf : Schwann
— 93 — Gute Geschäfte machen besonders die Gold- und Silberschmiede, sowie die „Buchführer", d. H. Buchhändler, deren Bilder, Flugschriften und Kalender, „gedruckt in diesem Jahr", die Neugierde reizen. Die bürgerliche Tracht zeugt von Wohlstand. Die Männer gehen in bequemen Wämsern, deren geschlitzte Ärmel bunt unterlegt sind; Vornehme tragen darüber die „Schaube", einen pelzbesetzten, ärmellosen Mantel. Den Kopf bedeckt ein dunkles, oft samtnes Barett. Die Kleidung der Frauen ist von „fürwitzigem Überfluß". In schwerem, faltenreichem Schleppkleide schreitet die Patrizierin einher; eine hohe spanische Krause, der „Mühlsteinkragen", umschließt den Hals, den Haaraufsatz deckt eine hohe, bebänderte Haube. Bei festlichen Gelegenheiten, z. B. Hochzeiten, öffnen sich besonders die Zuufthäufer zu Gelage und Tanz, und vergebens sucht der hochweise Rat durch „Luxusordnungen" dem Aufwande zu steuern. Ein Hauptereignis des Jahres ist das Schützenfest, wozu oft Abordnungen aus fremden Städten erscheinen. Meist wird mit der Armbrust nach einer Ringscheibe geschossen, Stadtpfeifer spielen mit Zinken, Hörnern und Pauken dabei auf, und aus der Festfreude erdröhnen weithin, wie noch wohl heute, die eben erfundenen kleinen Mörfer oder „Katzenköpfe". § 164, In einem Bürgerhause. „Die Verzierung der Zimmer", so schildert ein Zeitgenosse, „ist äußerst einfach und prachtlos. Teppiche habe ich nur in zwei Häusern gesehen. Die vornehmste Bekleidung der Gemacher ist Getäfel mit gotischem Schnitzwerk. Aber die braune Farbe des Nußbaumes und des Firnisses auf Tannenholz macht diese Gemächer düster, wozu die engen, niedrigen Fenster und die geringe Höhe der Stockwerke auch beitragen. Die Fußböden sind nur von einfarbigen gebrannten Steinen — die der Wohnstube aber, um sie warm zu halten, mit Holz belegt, ganz einfach, ohne die mindesten Verzierungen. An den Wänden werden Denkfprüche in großen Charakteren (Buchstaben) hingeschrieben und mit bemalten Blumenkränzen eingefaßt. Der strenge Winter macht Wärme notwendig ; man bedient sich daher der großen (K'achel-)£)fen. Die Wände der Wohnstuben sind nach alter Art mit zinnernen Trinkgefäßen von allen Größen und Formen behängt, die immer wie neu aussehen müssen. Die Gerätschaften sind für die Dauer gemacht, wenig zahlreich, viel weniger prächtig, aber oft von gutem Geschmack. Für den täglichen Gebrauch sind in den Wohnzimmern längs der Wand und um einen großen Tisch herum lange Bänke für die Haushaltung hingestellt, wovon die oberste, für den Mann und die Frau des Hauses bestimmt, mit Tuch ausgeschlagen ist."1) *) Vgl. Lehmanns Wandbild „Bürgerliches Wohnzimmer aus dem 16. Jahr« hundert" (Leipzig, Wachsmuth).

10. Bilder aus der griechischen und römischen Sage und Geschichte, Römer und Germanen - S. 98

1914 - Düsseldorf : Schwann
— 98 — erhöhte Sitz des Hausherrn. An den Wänden ziehen sich Bänke hin, hinter denen Verschlüge zum Schlafen, mit Kissen aus Gänsefedern^ angebracht sind. Unter dem Boden befindet sich ein kellerartiger Raum, der die Familie Wintertags gegen die Kälte schützt und auch den einfachen Webstuhl birgt; er dient zugleich als Borratskammer der Hausfrau. § 169. Die Feldwirtschaft. Nur Haus und Habe sind unbeschränkter Besitz der Familie. Eigentum an Grund und Boden gibt es noch nicht. Alles Acker- und Weideland ist vielmehr ebenso wie der Wald, der Wildbret, Holz und Streu liefert, „Allmende", d. H. Allgemeinheit; es gehört der ganzen Gemeinde, und diese weist den einzelnen Familien Landstücke zur Benutzung an. Angebaut wird nur Sommerfrucht. Düngung ist noch nicht bekannt. Weil der Ackerbau den ungedüngten Boden bald erschöpft, so muß jedes Jahr ein anderes Stück Landes bestellt werden; das alte dient dann zur Grasnutzung. Einen solchen Betrieb nennt man Feldgraswirtschaft. Der Ackerbau ist noch recht beschränkt; erst in späterer Zeit suchte man mehr fruchtbares Land durch Rodung des Waldes zu gewinnen. Es wird hauptsächlich Viehzucht getrieben; Vieh ist bei den Germanen, wie bei allen Naturvölkern, der wertvollste Besitz, und Rinder- oder Pferdediebstahl gilt als todeswürdiges Verbrechen. § 170* In der Familie. In einem gürtelumspannteu Linnenkleide, barfüßig und mit wallendem Blondhaar ist die Hausfrau daheim an der Arbeit. Kessel und Bratspieß, Rost, Dreifuß und ein paar hölzerne Gefäße bilden ihr Küchengerät. Aus Hafer- und Gerstenkörnern, die zwischen schweren Steinen zerquetscht worden sind, bereitet sie zum Mahle einen Mehlbrei. Auch Brot weiß sie aus diesem zu backen. Art Butter fehlt es nicht. Wildes Obst, Rettiche, Wildbret, das gesotten oder am Spieße gebraten wird, ergänzen den Küchenzettel. Einziges Gewürz im Hause ist das Salz, das aus einheimischen Quellen gewonnen wird. Als Getränk dienen Milch und besonders der beliebte Met, den die Frau aus Gerstensaft mit einem Zusatz von Honig bereitet. Geschäftig gehen der Mutter die Mädchen zur Hand, die wie sie ein grobes Linnengewand tragen; die in Tierfelle gekleideten Knaben dagegen tummeln sich auf dem Hofe. Die Kinder sind ein naturwüchsiges, gut erzogenes Geschlecht; man merkt es ihrem Wesen an, daß die Ehrbarkeit und Sittenstrenge der Eltern ihr schönes Vorbild sind. Müde kommt der Hausherr von der Jagd, seiner liebsten Beschäftigung im Frieden, heim. Er trägt einen Bärenpelz und Schuhe aus Rindshaut; frei wallt das blonde Haar auf die Schulter herab.
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