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zwischen dem Schwarzwald und den unwirtlichen Wassern des Rheines gegeben. Dieses Gebiet entwickelte sich nun, je mehr der Verkehr zunahm, auch als das einheitliche und natürliche Durchgangsland zwischen dem Norden Deutschlands und der Schweiz. Und wie für den wirtschaftlichen Verkehr, so hatte auch für den der Ideen Baden vielfach eine vermittelnde Rolle zu übernehmen. Daß dabei ein bayerischer „Isthmus“ Baden von Norddeutschland nicht abschnitt, ist im Interesse des allgemeinen Verkehrs schwerlich zu beklagen.
In mancher Weise gilt das gleiche für Württemberg. Die Napoleonischen Veränderungen haben das zum Königreich erhobene Land nicht bloß bedeutend vergrößert, sondern auch besser abgerundet und ihm an langer Grenze die Nachbarschaft Bayerns gebracht. Beider Länder wirtschaftliche Ziele gingen deshalb vielfach zusammen, zumal Württemberg nunmehr auch an die Donau und den Bodensee gelangte und auch diese Wassergemeinschaft gemeinsame Interessen schuf. Lebhafter aber als wie irgendwo anders beschäftigten das Land innere politische Kämpfe. Größere Fürsten, wie die Waldeck, Limpurg, Hohenlohe waren hier mediatisiert und stießen beim Wahren ihrer Rechte beim Königshause auf einen eisernen Willen. Nicht minder heftig war der Kampf des Königs gegen frühere reichsunmittelbare Städte, wie Reutlingen, Eßlingen, Heilbronn, die einen „sakermentschen reichsstädtischen Hochmut“ besaßen. Die \ ersuche, „Neu-Württemberg“ von Eilwangen aus getrennt zu regieren, mißglückten. Das „gute, alte“ (ständische) Recht verlangten die neuen wie die alten. Aber auch diese Kämpfe, so unpraktisch sie vielfach waren, haben doch für die Entwicklung des allgemein deutschen Rechtsgefühls mancherlei beigetragen. An den vaterländischen Bestrebungen behielten die Schwaben immer einen sehr wesentlichen Anteil.
Auch kleinere Mittelstaaten sollten für die weitere Entwicklung Deutschlands ihre Bedeutung haben. So Hessen-Darmstadt. Es hatte noch zur rechten Zeit seinen Frieden mit den Verbündeten gemacht und wurde deshalb nicht verkleinert. Nur bekam es bei der letzten Gestaltung an Stelle seiner wunderlichen Zusammensetzung, wie Napoleon sie verfügt hatte, eine immerhin etwas mehr abgerundete Form. Für westfälische Landesteile bis zur Lippe erhielt es Frankfurt gegenüber
Rothert, Vaterländische Geschichte. 5
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willkürliche Grenze gefundene, nördliche Hälfte. Sie war nicht die reichere und minder bevölkert, aber doch für Preußen ein rechter Gewinn. Wittenberg gehörte dazu, mit dessen Besitz vordem die Kur verbunden war; von Vorteil war auch, daß die sächsische Grenze jetzt nicht mehr gar zu nahe den Hauptstädten Berlin und Potsdam war. Hier konnte man sich jetzt sicherer fühlen, wenn etwa wieder größere Kriege vom Süden her kommen sollten. In Sachsen dagegen empfand man die Zerreißung des Landes doch recht schmerzlich und die Feindschaft schien jetzt erst recht eine dauernde werden zu sollen. Zeichen der Abneigung gegen Preußen hatte die sächsische Bevölkerung schon zeitig geäußert. U. a. hatte Blücher in Lüttich meuternde sächsische Soldaten erschießen lassen müssen. Es wurden darum die sächsischen neuen Lande sehr vorsichtig behandelt und drei verschiedenen Provinzen zugewiesen. Die Niederlausitz kam an Brandenburg, die Oberlausitz mit Görlitz an Schlesien und der Rest wurde die Provinz Sachsen, die künstlichste des ganzen preußischen Staates. — Nicht minder schwierig war die Gestaltung von Rheinland-Westfalen. Zu diesen beiden Provinzen (ursprünglich waren es drei: Niederrhein, Jülich-Cleve-Berg und Westfalen) kamen zahlreiche, früher reichsunmittelbare Länder, so zwei Erzbistümer Köln und Trier, zwei Bistümer Münster und Paderborn, zwei Herzogtümer Jülich und Berg, dazu mediatisierte Grafschaften wie Wied, Sayn und Solms, mediatisierte Reichsstädte wie Aachen und Köln, Dortmund und Wetzlar, und viele, viele kleinere Herrschaften. Daran reihten sich noch frühere nassauische Länder, w7ie Siegen und Saarbrücken. Ihnen allen war gemeinsam eine alte Vergangenheit und ein entsprechendes Selbstgefühl. Vielfach besaßen sie gute Gesetze, wie das französische Recht. Dazu kamen die Erinne-i ungen an die Teilnahme an einem großen, glänzenden Staatswesen, wie es das französische Kaiserreich zweifellos gewesen, so daß sie den Anschluß an den neuen preußischen Staat gewissermaßen ■als Rückschritt betrachteten. Auch wirkte die Entfernung vom Hauptlande und die X erschiedenheit der Konfession. So mußten erst die Jahre 1866 und 1870/71 kommen, um das Gefühl zu wecken: Preuße sein heißt Anteil haben an den Ehren der preußischen Geschichte. Erst 1866 hörte man auf, von den Rekruten zu sagen, daß sie zu den Preußen gingen. Diese
Roth er t, Vaterländische Geschichte. ß
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hessischen Handelsstädte wie Bingen, Mainz und Offenbach zweifellos den rheinischen Anschluß wünschenswert machten. Als Hessen-Darmstadt nun bereits im ersten Jahre 400 000 Gulden Mehreinnahmen hatte und diese Summe immer nur wuchs, blieb es diesem Zollverein um so lieber treu, als Preußen auch taktvoll die „Würde“ seines Bundesgenossen achtete und ihm in der Verwaltung die gebührende Mitwirkung ließ.
So hatte Preußen die Süddeutschen im Wettbewerb geschlagen. Sie blieben eine kleinere Gruppe, an die der Anschluß sich nicht lohnte, da der Zollertrag zu gering und die Betriebsausgaben (44°/o) zu groß waren. Da aber kam noch eine neue Gruppe auf, der Mitteldeutsche Handelsverein, der sich gradezu den Kampf gegen die preußisch-hessischen Durchgangszölle zur Aufgabe setzte. Führer in diesem Zollkriege war das Königreich Sachsen.
Dies Königreich, das zwischen den beiden ändern Zollverbänden lag und an dem Durchfuhrhandel allerdings ein ganz besonderes Interesse hatte, gewann unschwer für den Gedanken der Gegenwehr die sämtlichen Länder, welche zwischen den beiden preußischen Hälften lagen. Zunächst verständigte es sich im März 1828 mit den thüringischen Vettern unter dem schönen Banner der Handelsfreiheit. Freiheit sollte gegen Freiheit, Gleichheit gegen Gleichheit ausgetauscht werden. Der wichtigste Ver-bündete wurde Kurhessen, das mit schweren Durchgangszöllen, auch mit Durchgangsverboten die Berliner ärgern konnte. Noch gefährlicher wurde diese Gruppe, als auch Hannover, hinter welchem englische Interessen mitwirkten, beitrat. So vereinigten sich zuletzt Sachsen, Hannover, Kurhessen, Nassau, Frankfurt und Brerwen zu diesem „Antizollverein“, dessen amtlicher Name Mitteldeutscher Handelsverein war. Hinter diesem immerhin deutschen Vereine standen mit ihrem ganzen Wohlwollen Oesterreich und Frankreich, die Niederlande und England. Aber so viel Köpfe jetzt mitzusprechen hatten, so viel Meinungen waren auch da, und so zahlreich diese Meinungen waren, so sehr fehlte es an der Fähigkeit zu wirklichen Taten. Nur zu dem Entschluß, dem Zollverein in den nächsten sechs Jahren nicht beizutreten, einten sie sich. Sonst tat in diesem „freien“ Verbände jeder, was ihm vorteilhaft schien.
Rothert, Vaterländische Geschichte. 7
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kräftiger und einflußreicher, und wie ihre Linien sich aneinanderschlossen, so schlossen auch die Gesellschaften Verbände, welche sich gegenseitig den Verdienst zuwendeten. So war die Bergisch-Märkische verbündet mit der Berlin-Potsdamer; die Köln-Mindener mit der Magdeburg-Halberstädter; fast als Monopol erwarben so die großen Bahnen den Verkehr durch das ganze Land, namentlich aber von der Hauptstadt bis zu den westlichen Grenzen. Ihr gegenseitiger Wettbewerb, der für den Handel allerdings auch sein Gutes hatte, brachte dabei aber doch auch recht viel Unzuträglichkeiten. Der Staat konnte zunächst nicht viel dagegen machen. Er hatte seine Konzessionen gewährt und war selbst Unternehmer, mochte er auch nur wenige und mäßig einträgliche Strecken besitzen, so im Westen die einspurige Bahn Bingen —Saarbrücken und in Westfalen Rheine—warburg. Im Osten war sein größter Besitz die preußische Ostbahn.
Da änderte sich plötzlich das Verhältnis durch die Ereignisse der Jahre 1866 und 1870/71. Der Erwerb der neuen Provinzen brachte noch als besonderen Gewinn ihre wertvollen Staatsbahnen. Hannover hatte nahezu die aus ihnen erwachsenen Schulden abgetragen, sicherlich nicht in der Absicht, dem preußischen Staate eine Morgengabe mitzubringen. Aehnliche Vorteile brachten die hessische Main-Weser- und die nassausche Taunusbahn. Der französische Krieg hatte, abgesehen von dem Zuwachs der elsässischen Bahnen, noch die Erweiterung der preußischen Staatsbahnen veranlaßt (Moselbahn); andere waren leistungsfähiger geworden, wie die Rhein-Nahebahn; durch alle diese Vorgänge hatte jetzt endlich der Staat einen ausgedehnten eigenen Besitz, ja das Uebergewicht über die Privatbahnen erhalten. Seine eigenen und die von ihm verwalteten Bahnen hatten 1879 eine Länge von 9600 km, denen 8800 km Privatbahnen gegenüberstanden. Von seinem Uebergewicht aber machte der Staat unbedenklich im Interesse der Staatsfinanzen den wirksamsten Gebrauch. Er lenkte den Verkehr künstlich nach Kräften auf die eigenen Bahnen und die Schädigung wurde von den Privatgesellschaften um so mehr empfunden, als nach 1873 ein gründlicher, wirtschaftlicher Rückschlag eintrat (Krach),, der auf dem Gebiete der Eisenbahnen sich um so mehr geltend machte, als auf ihm auf das unerhörteste „gegründet“ worden war (Strousberg). Die Gewinnanteile der preußischen Eisenbahnen
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Im übrigen lauteten die vorläufigen Bedingungen, wie sie unter der übereifrigen Vermittlung Benedettis in Nikolsburg zustande kamen, folgendermaßen:
1. Oesterreich behält, von Venetien abgesehen, seinen Länderbestand.
2. An der Gestaltung, die Deutschland nunmehr erhält, ist es nicht beteiligt.
3. Gegen eine Norddeutsche Union unter Preußens Führung erhebt es keinen Einspruch.
4. Die Staaten südlich vom Main bilden eine Süddeutsche Union mit internationaler Unabhängigkeit.
5. Die Elbherzogtümer werden mit Preußen vereinigt, doch sollen die nördlichen Distrikte Schleswigs frei darüber abstimmen, ob sie wieder mit Dänemark vereinigt werden wollen.
Es sind dies die Vorschläge Napoleons. Bei der Süddeutschen Union schwebte ihm das Bild des früheren Rheinbundes vor Augen, von dessen Zweckmäßigkeit sich wenigstens vordem Napoleon I. und Ludwig Xiv. wirklich überzeugt hatten. Es wurde nach diesem Muster auch der Versuch gemacht, Sachsen, das unverkürzt bleiben müsse, in die süddeutsche Gruppe hineinzubringen.
Von Preußens Landerwerbungen war, abgesehen von den Elbherzogtümern, nicht die Rede, vielleicht, weil Napoleon mit den eigenen Wünschen noch zurückhalten wollte. Um so edler erschien seine Fürsorge für die Schwachen, indem er den Dänen das dänische Schleswig zurückgab.
Bemerkenswert ist diesen Bestimmungen gegenüber, wie vieles Bismarck noch über die Bedingungen hinaus nachträglich zu erlangen wußte. Es sind nicht bloß die wertvollen Länder, die zwischen den preußischen Landesteilen lagen: Hannover, Kurhessen, Nassau und Frankfurt. Noch großartiger erscheint die Vorbereitung derjenigen Beziehungen, die Süddeutschland schließlich wieder mit dem Norden zusammenbringen mußten. Einen Rheinbund wollte Frankreich vorbereiten, statt dessen arbeitete es wider Willen gerade an der endgültigen Einigung Deutschlands. Denn ein köstlicher Humor in der Geschichte war es, daß es selbst durch sein Eingreifen das veranlaßte, was es hindern wollte. Man begreift, daß, als
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Deutschland aber und namentlich in Schleswig empfand man die Einmischung Napoleons doch peinlich. Auch aus dieser Klemme wußte Bismarck leicht herauszufinden.
Er verlangte von den Dänen für den Fall der Abtretung Bürgschaften für den Schutz der Deutschen Nordschleswigs. Die Dänen aber lehnten solche grundsätzlich ab, da sie der bedingungslosen Wiedererwerbung sicher zu sein glaubten. Dem Wunsche Frankreichs müsse sich ja Deutschland fügen. Bismarck dachte anders. Er verständigte sich darüber mit Oesterreich und hob auf dessen Erklärung, der preußischen Verpflichtung kein Gewicht beizulegen, aus eigener Machtvollkommenheit den 5. Artikel des Prager Friedens als erledigt auf. Einmischungen Frankreichs wurden höflich abgewiesen. Daß dieses die Festhaltung Nordschleswigs den Preußen aufs Kerbholz schrieb, ist selbstverständlich.
Eine zweite Aufgabe war die Abfindung der entthronten Herrscher von Nassau, Kurhessen und Hannover, lieber die Höhe der Entschädigung verständigte man sich leicht. Der Herzog von Nassau fand sich in die neue Lage und blieb jetzt ungestört im Genuß seiner Abfindung. Als aber Kurhessen und Hannover wohl die Zinsen der im Besitz Preußens bleibenden Papiere haben wollten, den Kriegszustand darnach aber doch noch fortsetzen und als dann Hannover sogar eine Welfenlegion einrichtete,*) um sie später mit den Franzosen zusammen in Deutschland einrücken zu lassen, wurde das Vermögen der beiden Fürsten mit Beschlag belegt und aus den Zinsen des Weifenfonds die Presse gegen sie unterstützt. (Reptilienfonds.) Der Zins wurde jetzt also, im Gegensatz zu seinem ersten Zweck, ein Mittel zur Bekämpfung welfischer Bestrebungen.
Eine dritte Frage war die Regelung der Beziehungen zu den Süddeutschen. Mit Baden und Hessen-Darmstadt machte das keine Schwierigkeiten. Das erstere (Mathy) wollte und das zweite mußte schon mit Norddeutschland gehen. Ein anderes aber war es mit Württemberg und Bayern. Der Abschluß der Allianzverträge war bereits 1867 beim Auftauchen der Luxemburger Frage bekannt geworden. Die Genehmigung sollte dann durch die süddeutschen Landtage erfolgen; gleichzeitig damit
*) Anfangs war sie in Holland, darnach in der Schweiz und zuletzt in Frankreich.
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die Fortdauer des Zollvereins gearbeitet. Oesterreich verlangte auch hier die Aufnahme mit allen seinen Ländern. Noch nie war bislang die Wut gegen Bismarck so groß gewesen wie jetzt. Man sah ja, daß er alle guten und vernünftigen patriotischen Bestrebungen vereitele. Und doch ergaben schon die nächsten Monate, daß alle diese österreichischen Vorschläge unausführbar seien. Das konstitutionelle Leben Oesterreichs scheiterte daran, daß die Ansprüche der verschiedenartigsten Nationen miteinander schlechterdings unverträglich waren, und die Einigung mit Deutschland mußte deshalb mißglücken, weil für den größten deutschen Staat eine billige Einordnung nicht zu finden war.
Und nun vergegenwärtige man sich die Ueberraschung, als man plötzlich, unmittelbar nach dem verunglückten Versuche, den berühmten und volkstümlichen österreichischen Minister Schmerling ganz im Fahrwasser Bismarcks dahinschwimmen sah. Eine unglaubliche Vereinigung! Sie kam durch
die schleswig-holsteinsche Frage.
Dänemark hatte sich 1852 im Londoner Protokoll dazu verpflichtet, das alte Recht der Schleswig-Holsteiner zu achten und sie „up ewig ungedeelt“ zu lassen. Trotzdem hatte es 1854 die Gesamtstaats Verfassung eingeführt, wonach Schleswig bis zur Eider mit dem übrigen Dänemark zu einem Gesamtstaat verbunden und tunlichst danisiert werden sollte. Hiergegen war, da dies auch eine Schädigung Holsteins war, von seinen Ständen beim Bunde Beschwerde erhoben und wirklich hatte dieser am 1. Oktober 1863 die Exekution angedroht, wenn die deutschen Forderungen nicht berücksichtigt würden.
Die Dänen, vertrauend auf englischen Beistand, der schon so vielen in Aussicht gestellt und im entscheidenden Augenblick doch ausgeblieben, auch vertrauend auf die starke „uneinnehmbare“ Stellung am Dannevirke, vertrauend aber auch auf die bislang stets gezeigte Langmut und Unschlüssigkeit Deutschlands, hatten bislang allen Forderungen widerstanden. Da starb der König Friedrich Vii. (15. November 1863), und nun kam zu den alten Forderungen die Frage der Thronfolge hinzu. Die Schleswig-Holsteiner waren der Meinung, daß ihr rechtmäßiger Nachfolger der Herzog Friedrich von Augustenburg sei.
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Sein Vater hatte allerdings seinerzeit eine Abfindungssumme angenommen. Diese bezog sich aber nach der Anschauung der Schleswig-Holsteiner nur auf die Abtretung der Privatgüter, nicht auf die Thronfolge. Als nun die längst angedrohte Bundesexekution ausgeführt wurde und 12 000 Sachsen und Hannoveraner Holstein besetzten, riefen die Schleswig-Holsteiner allerorten unter dem Jubel ganz Deutschlands den Augusten-burger Herzog Friedrich als ihren Herzog aus. Selbst die holsteinschen Stände und die schleswig-holsteinsche Ritterschaft beteiligten sich an dieser Anerkennung.
Preußen und Oesterreich konnten freilich gegen die Thronfolge seines bevorzugten Nebenbuhlers, des Glücksburgers Christian Ix., nichts einwenden, da sie das Londoner Protokoll mitunterzeichnet hatten. Wohl aber konnten sie die Trennung Schleswigs von Holstein verbieten. Und als nun die „Eider“-Dänen den neuen König zwangen, die „Gesamtstaatsverfassung“ zu unterzeichnen, da gab dies Oesterreich und Preußen das Recht, Schleswig durch „Okkupation“ dagegen zu schützen. Ob dabei dies Mitmarschieren den Oesterreichern sehr willkommen war, kann bezweifelt werden. Sie gingen mit, um Preußen nicht allein die Herzogtümer besetzen zu lassen. Für Bismarck aber war dies eine sehr willkommene Gruppierung. Das Ausland überlegte es sich doch doppelt, ob es gegen beide deutsche Großmächte Vorgehen solle. Rußland war dazu durch Preußens Unterstützung (Polen gegenüber) wohlwollend gestimmt. Frankreich war auf England nicht besonders zu sprechen, das seine Politik so gern durch die Arbeit anderer fördern lasse und noch im polnischen Aufstande 1863 das Eingreifen Frankreich gern zugeschoben hätte. Auch konnte Napoleon nicht gut das Nationalitätsprinzip verleugnen. Hatte er doch noch am 10. Dezember 1863 an den Herzog von Augustenburg geschrieben: „Wenn ich für die Unabhängigkeit Italiens gekämpft und wenn ich meine Stimme für die polnische Unabhängigkeit erhoben habe, so kann ich für Deutschland nicht andere Gesinnungen hegen.“ Und England? Es ist beinahe lächerlich, wie es nicht müde wurde, mit Mahnungen und Drohungen, „Dänemark werde in dem Kriege nicht allein stehen“ (Palmerston), Preußen einzuschüchtern und mit Vorschlägen an Frankreich, doch noch einzugreifen, herantrat. Es
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der Hand. Der Osten und Westen mußten nach Zusammenschluß suchen. Metternich aber, der die treibenden Kräfte im Volke nicht verstand, ahnte hier ebensowenig die mutmaßliche Entwicklung, als wie er dies bei dem österreichischen Staatskonglomerat tat.
Noch kam zwischen den vier Staaten Hannover, Dänemark, Schweden und Preußen ein Austausch von Ländern zustande, der sich etwa in die Formel fassen läßt: Preußen gab Ostfriesland und bekam Vorpommern; Schweden gab Vorpommern und bekam Norwegen; Dänemark gab Norwegen und bekam Lauenburg; Hannover gab Lauenburg und bekam Ostfriesland. Dänemark, das allerdings der unterliegenden Gruppe angehörte, machte den schlechtesten Tausch. Es erhielt aber auch noch die Bestätigung des einträglichen, durch nichts gerechtfertigten Sundzolles.
So hat der preußische Staat seine Gestalt erhalten. Ein zweifelloser Gewinn gegen früher war es, daß seine Bevölkerung jetzt fast ganz deutsch geworden. Das wurde für das ganze Vaterland jetzt ebenso ein Segen, wie umgekehrt ehedem dem Königreich Sachsen und nicht minder dem Kaisertum Oesterreich die Verbindung mit dem Auslande in ihrer nationalen Entwicklung geschadet haben. Preußen mußte jetzt, schon seiner selbst wegen, eine vaterländische Politik treiben. Es durfte aber auch nicht vergessen, daß jetzt, im Gegensatz zu dem Ideal früherer Zeiten, die Bevölkerung zum dritten Teile katholisch war. Es durfte demnach auch nicht mehr in starrer kirchlicher Einheit seine Kraft suchen; es mußte vielmehr sich angeregt fühlen, die Konfessionen dahin zu erziehen, einander zu ertragen und von einander zu lernen. So aufgefaßt, konnte die Mischung für beide Konfessionen nur segensreich sein. Die gemeinschaftliche Arbeit beider galt anderen Gebieten. Kein anderer Staat war so von kriegslustigen und starken Nachbarn umgeben, kein anderer aber auch so in die Mitte des europäischen Verkehrs gerückt, wie jetzt Preußen und seine deutschen Nachbarländer. Das legte dem preußischen Staate aber auch die Verpflichtung auf, künftigen Gefahren stets gewachsen zu bleiben und gleichzeitig neben seinen militärischen Aufgaben die wirtschaftlichen Interessen des ganzen deutschen Volkes zu wahren.
So mußte Deutschland gewinnen, was Preußen erworben.
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zuziehen. Gegen die deutschen Großmächte sei doch keine Exekution bestimmt worden. Gleichzeitig wurden Truppenbewegungen an den Grenzen der beiden Mittelstaaten vorgenommen, die so deutlich sprachen, daß Sachsen sein Heer auf den Kriegsfuß brachte. Während dann die beiden Großmächte an den Bund die Aufforderung richteten — es war der letzte gemeinsame Antrag —, die Exekutionstruppen zurückzurufen, wurde den in Holstein gebliebenen Hannoveranern und Sachsen noch besonders durch Truppen Verschiebungen der Preußen das Fortgehen so nahegelegt, daß sie am 5. Dezember zum wirklichen Abzug sich entschlossen. Die Stimmung der Abziehenden und die Gedanken in den Mittelstaaten kann man sich selber sagen.
Bis jetzt hatte Oesterreich äußerlich die von Bismarck besorgte Politik mitgemacht. Es hatte wohl gedacht, hemmend auf Preußens Vorgehen einwirken zu können; es hatte aber auch wohl gehofft, irgend einen Gebietsvorteil aus dem Miterwerb der Herzogtümer herausschlagen zu können. Die Grafschaft Glatz oder doch wenigstens etwas von der „Wasserpolackei“ wären willkommen gewesen. Als König Wilhelm aber gar nichts abtreten wollte, da er seine Untertanen nicht verhandeln mochte, wendete sich Oesterreich wieder an seine alten Freunde, die Mittelstaaten. Allerdings konnte Schmerling nur verraten, daß die schleswig-holsteinsche Frage jetzt völlig verfahren sei.
Trotz dieser traurigen Lage gab das Zusammengehen Oesterreichs mit den Bundesstaaten dem Herzog von Augusten-burg so viel Selbstvertrauen, daß er die Versuche Preußens, eine Verständigung herbeizuführen, mit keinerlei Entgegenkommen beantwortete.
Die Forderungen Preußens vom 22. Februar, gewöhnlich Februarforderungen genannt, beanspruchten die diplomatische und militärische Führung, die Aufsicht über den Nordostseekanal, die Kieler Bucht bei Friedrichsort, das Post-, Eisenbahn-und Telegraphen wesen und den Eintritt Schleswig-Holsteins in den Zollverein. Das war also nicht viel mehr, als später alle deutschen Kleinstaaten für das Reich opfern mußten. Der Herzog von Augustenburg aber, der doch gar nichts zu vergeben und nur zu empfangen hatte, lehnte die „Zugeständnisse“ als „unannehmbar“ ab, weil — er vertraute, Sachsen und die
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