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1. Düsseldorf im Wandel der Zeiten - S. 32

1910 - Düsseldorf : Schwann
— 32 — pfälzischen Länder für seine Schwägerin, die Herzoaiu von Sv k”V1c Ansprüche des srm,Msch°?M7n born Wibeiltanbe des Kaisers scheiterten, sielen 1689 französische Truppen m bte Jxljcmlniibe ein, und nun begann jener schreckliche Raubkrieg, in dein namentlich das Kurfürstentum, von der Psalz so schrecklick verivujtet worden i,t. Die großartige Ruine des Heidelberger Schlosses egt noch heute Zeugnis davon ab. Auch das Herzogtum Berg hatte schwer zu leiben; bte Franzosen brangen von Bonn ans nach Siea-burg vor, brandschatzten die Umgegenb und besetzten bte bamals noch zum Erzbistum Colu gehörige Festung Kaiserswerth, bis Kurfürst Friedrich Iii. von Brandenburg diese Stadt belagerte und die tfemde 1689 zur Kapitulation zwaug. ^ Wilhelm als Kurfürst. Im Jahre 1690 starb der ^uifur't Wilhelm, und Johann Wilhelm wurde Herrscher des Kursiirltentums von der Pfalz. Somit vollzog sich die Ver-eimgung von Jülich-Berg mit der Kurpfalz, die überein Jahrhundert be,teheu sollte. Obwohl die Länder Jülich und Bera dadurch nur Nebenlande des Kurstaates wurden, so blieb doch auch nach wiederhergestelltem Frieden 1697 Düsseldorf die Residenz des Kur für iten und der Sitz der Regierung. Die pfälzischen Lande waren eben durch den Krieg zu sehr erschöpft, um die Kosten einer prunkvollen Hofhaltung ausbringen zu können; eine solche aber hielt Johann Wilhelm zur Behauptung seiner Würde für unerläßlich. Was Pracht und Luxus betrifft, so war sein Hos ein Abbild der glänzenden Hof-Haltung Ludwigs Xiv. von Frankreich. Er steigerte den Glain leiner Residenz Düsseldorf zu einer solchen Höhe, daß das Land bald unter emer unerträglichen Schuldenlast seufzte. Trotzdem verstand es Johann Wilhelm, sich bei seinen Untertanen beliebt zu machen; gern nahm er bei Gelegenheit auch an ihren Schützenfesten teil. iie Prachtliebe kam doch in mancher Beziehung wieder dem Lande, namentlich der Stadt Düsseldorf, zugute. Für letztere hat er überhaupt viel getan. Von der Eriveiterung der^ Festungswerke wird an anderer Stelle erzählt'. Zur Vergrößerung der Stadt ließ er die Neustadt anlegen. In derselben gedachte er nahe am Rheinufer ein riesiges Schloß nach dem Muster des Versailler aufführen zu lassen, dessen Plan noch im Historischen Museum zu Düsseldorf aufliegt. Ein großes Wandgemälde von Klein-Cheoalier im Rathaussaale stellt uns dar, wie der Oberbau-diiektor des Kurfürsten, Graf Matt Heus de Albertis, ihm den Plan erläutert. Wäre er zur Ausführung gekommen, so würde das Düsseldorfer Schloß alle anderen Bauwerke dieser Art in den Schatten gestellt haben; doch war das Kurfürstentum nicht reich genug, den Wunderbau aufzuführen. Dagegen war es Johann Wilhelm möglich, 1 Siehe Seite 59.

2. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 126

1910 - Düsseldorf : Bagel
126 er die Schattenherrschaft verschmähte und sein mächtiges preußisches Königtum der Zukunft erhielt. Sein Zurückweichen aber hatte die Wirkung, daß nun die Radikalen das Uebergewicht erhielten. Jetzt glaubten sie die Zeit für eine Republik gekommen. In den Bürgerwehren, Turnern, Freischärlern fanden sie die ersten Bestandteile einer bewaffneten Macht; Hoffnung aber machten sie sich auch auf den Uebertritt der Soldaten. Die Hauptsache war ihnen die Freiheit, weniger wert schien die Einheit. „Lieber in Sachsen frei, als unfrei im einigen Deutschland.“ Unter solchen Anschauungen vertrieben sie den König aus Dresden und richteten hier am 4. Mai eine vorläufige Regierung ein. Die Bewegung wurde jedoch mit preußischer Hilfe schon am 9. Mai niedergeschlagen; ebenso am industriereichen Niederrhein, wo Unruhen in Elberfeld, Düsseldorf und Iserlohn entstanden. Viel ernster aber waren die Kämpfe in der Pfalz und in Baden, wo — in Deutschland bislang unerhört — auch das Heer zur Revolution übergetreten war. Hinter dem Neckar lagerten unter dem Polen Mieroslawski die Aufständischen, ihnen gegenüber die Reichsarmee unter dem General Peucker. Die eigentliche Niederwerfung der Empörer geschah durch preußische Truppen, die unter dem Prinzen von Preußen (dem späteren Kaiser Wilhelm) von Mainz den Rhein hinaufzogen, dann bei Germersheim ihn überschritten und nun den Gegnern in den Rücken kamen. Das größte Gefecht war am 21. Juni bei Waghäusel. Die Aufständischen wichen zurück und hielten nun nirgends mehr stand, bald wurde auch Karlsruhe genommen (21. Juni) und am 23. Juli auch das feste Rastatt. Gleichzeitig mit dem Uebergang der Republikaner zur Gewalt waren auch die Kämpfe in der Paulskirche leidenschaftlicher geworden und führten endlich zum Ausscheiden der Oesterreicher aus dem Parlament; dann schieden auch die Preußen; ebenso auch die Bayern und die Sachsen. Um so revolutionärer wurden die Zurückbleibenden, das Rumpfparlament. Sie begaben sich nach Stuttgart, um womöglich Württemberg in die badische Bewegung hineinzuziehen. Hier errichteten sie, etwa noch 100 Mitglieder zählend, eine Reichsregierung (der Zigarrenhändler Raveaux, Professor K. Vogt, G. Simon aus Breslau), die nichts mehr zu regieren vorfand. Als sie die Aufforderung an

3. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 283

1910 - Düsseldorf : Bagel
283 art dem Staate nicht zu bringen, wohl aber führte die Unterdrückung der polnischen Wirren 1846 zum Erwerb von Krakau. Da kam das Jahr 1848 und nun krachte Oesterreich in allen Fugen. Die Böhmen empörten sich und verlangten die Wiederherstellung der Krone Wenzels. Lombardo-Venetien trennte sich ebenfalls, um sich mit Sardinien zu einem Königreich Italien zu vereinigen. Auch Ungarn wollte unter Kossuth unabhängig werden und schließlich brach selbst in der Hauptstadt Wien, nachdem schon am 13. März eine Volksbewegung Metternich gestürzt hatte, am 6. Oktober 1848 ein Aufstand aus, der geradezu auf eine Republik hinzielte. Arbeiter und eine Studentenlegion bildeten die bewaffnete Macht. Diese Erhebungen wurden freilich bald fast alle unterdrückt. Während der Kaiser sich anfangs nach Innsbruck und später nach Olmütz zurückzog, stellte Windischgrätz zuerst in Prag mit leichter Mühe die Ordnung wieder her. Darnach kam er nach Wien und nahm es am 30. Oktober mit Sturm. Robert Blum, ein Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung, der zu den Empörern gekommen und Waffen getragen hatte, wurde bei der Gelegenheit gefangen und standrechtlich erschossen, eine Tat, die Oesterreich um die gute Meinung aller deutschen Demokraten brachte. Die Revolution in Deutsch-Oesterreich aber wurde doch auf diese Weise überwunden. Geradezu glänzend waren die Erfolge des alten Radetzky in Italien. Er schlug die Sarden am 25. Juli entscheidend bei Custoza und dann nochmals nach Ablauf des Waffenstillstandes am 24. März 1849 bei Novara. Auch das auf Inseln gebaute und befestigte Venedig konnte sich jetzt nur noch bis zum 22. August behaupten und Oesterreich gewann damit das ganze Lombardo-Venetien wieder. — Viel schwieriger aber war die Unterwerfung der Ungarn. Eine wertvolle Unterstützung freilich fand Windischgrätz durch Jellatschitsch, Banus von Kroatien. Aber beider Kräfte hätten für die rasche Bezwingung doch wohl nicht gereicht, wenn nicht eine russische Armee von 80 000 Mann den Ungarn in den Rücken gekommen wäre und Görgey bei Vilagos zur Unterwerfung genötigt hätte. So hatte das Herrscherhaus alle Länder wieder beisammen. Zur vollen Bezwingung führte der jugendliche Franz Josef, der seit dem 2. Dezember 1848 den Thron eingenommen,

4. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 240

1910 - Düsseldorf : Bagel
240 der Kampf hin und her. Als dann aber preußische Reserven unter dem Obersten Böcking die Somme hinauf siegreich und stürmend vordrangen und diesem Vordringen über Contescourt und Grugies die ändern Abteilungen sich ungestüm anschlossen, und als dann auch die deutsche Artillerie zum wirksamen Eingreifen gelangte, erfolgte eine derartige Erschütterung der Feinde, daß sie sich völlig auf lösten. Der Rückzug wurde bald ein allgemeiner und so endlich ein vollständiger und entscheidender Sieg über den unermüdlichen Faidherbe gewonnen. 33 000 Deutsche hatten gegen 40 000 Franzosen gekämpft. Die Deutschen hatten 2500 Mann, die Franzosen 3500 Mann im Kampfe verloren, außerdem aber noch 9000 (!) Gefangene und 6 Geschütze. Das bedeutete eine gewaltige Schwächung Faidherbes. Damit war auch der Entsatz vom Norden her für lange Zeit unmöglich und demnach für das ausgehungerte Paris überhaupt auf keinen Entsatz mehr zu rechnen. Aus eigener Kraft aber konnte die Hauptstadt sich nicht retten, das hatte der bisherige Gang der Belagerung deutlich genug gezeigt. Die Belagerung von Paris und sein Fall. Die Besatzung von Paris war, wie oben ausgeführt, eine sehr zahlreiche. Die Nationalgarde unter Thomas hatte schließlich 283 Bataillone mit 340 000 Mann, war aber großenteils von einem sehr mäßigen Wert. In ihr befanden sich „Kinder und Greise, Vagabunden und Verbrecher“. Viele Mitglieder stammten aus den Arbeitervierteln Belleville und La Vilette. Sie bereiteten sich je länger um so mehr dazu vor, die Diktatur der Kommune einzuführen. Die brauchbarsten Soldaten waren in den Linien-regimentern; ihrer waren etwa 80000 Mann. In Ducrot besaßen sie einen hervorragenden Führer, dem es vielleicht an Takt, nie aber an Mut und Entschlossenheit fehlte. Er war durch und durch ein Soldat, der verächtlich auf den Pöbel unter seinen Truppen und mit Erbitterung, ja mit Wut auf die Deutschen sah. Sein Worthalten stand nicht über allem Zweifel. Trotzdem ist seine Persönlichkeit die anziehendste unter den Führern in Paris. Die Mobilgarde in der Stärke von 115 000 Mann wurde von Vinoy geleitet. Die aus den Provinzen gekommenen Leute waren inzwischen brauchbarer geworden, anfangs hatte natürlich auch ihnen die Uebung gefehlt.

5. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 81

1910 - Düsseldorf : Bagel
81 willkürliche Grenze gefundene, nördliche Hälfte. Sie war nicht die reichere und minder bevölkert, aber doch für Preußen ein rechter Gewinn. Wittenberg gehörte dazu, mit dessen Besitz vordem die Kur verbunden war; von Vorteil war auch, daß die sächsische Grenze jetzt nicht mehr gar zu nahe den Hauptstädten Berlin und Potsdam war. Hier konnte man sich jetzt sicherer fühlen, wenn etwa wieder größere Kriege vom Süden her kommen sollten. In Sachsen dagegen empfand man die Zerreißung des Landes doch recht schmerzlich und die Feindschaft schien jetzt erst recht eine dauernde werden zu sollen. Zeichen der Abneigung gegen Preußen hatte die sächsische Bevölkerung schon zeitig geäußert. U. a. hatte Blücher in Lüttich meuternde sächsische Soldaten erschießen lassen müssen. Es wurden darum die sächsischen neuen Lande sehr vorsichtig behandelt und drei verschiedenen Provinzen zugewiesen. Die Niederlausitz kam an Brandenburg, die Oberlausitz mit Görlitz an Schlesien und der Rest wurde die Provinz Sachsen, die künstlichste des ganzen preußischen Staates. — Nicht minder schwierig war die Gestaltung von Rheinland-Westfalen. Zu diesen beiden Provinzen (ursprünglich waren es drei: Niederrhein, Jülich-Cleve-Berg und Westfalen) kamen zahlreiche, früher reichsunmittelbare Länder, so zwei Erzbistümer Köln und Trier, zwei Bistümer Münster und Paderborn, zwei Herzogtümer Jülich und Berg, dazu mediatisierte Grafschaften wie Wied, Sayn und Solms, mediatisierte Reichsstädte wie Aachen und Köln, Dortmund und Wetzlar, und viele, viele kleinere Herrschaften. Daran reihten sich noch frühere nassauische Länder, w7ie Siegen und Saarbrücken. Ihnen allen war gemeinsam eine alte Vergangenheit und ein entsprechendes Selbstgefühl. Vielfach besaßen sie gute Gesetze, wie das französische Recht. Dazu kamen die Erinne-i ungen an die Teilnahme an einem großen, glänzenden Staatswesen, wie es das französische Kaiserreich zweifellos gewesen, so daß sie den Anschluß an den neuen preußischen Staat gewissermaßen ■als Rückschritt betrachteten. Auch wirkte die Entfernung vom Hauptlande und die X erschiedenheit der Konfession. So mußten erst die Jahre 1866 und 1870/71 kommen, um das Gefühl zu wecken: Preuße sein heißt Anteil haben an den Ehren der preußischen Geschichte. Erst 1866 hörte man auf, von den Rekruten zu sagen, daß sie zu den Preußen gingen. Diese Roth er t, Vaterländische Geschichte. ß

6. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 120

1910 - Düsseldorf : Bagel
120 erfolgreich in weitere Kreise gebracht; ja, schon am 10. Oktober 1847 hatte eine vertrauliche Versammlung in Heppenheim erörtert, wie man die Wünsche zur Tat werden lasse. Man hoffte aber noch vertrauensselig, durch die Gewinnung der Mehrheiten in den Einzelkammern an das Ziel zu gelangen. Auch praktische Männer, wie Hansemann und Me wissen, die vom Vereinigten Preußischen Landtage herübergekommen waren, gaben sich dieser schönen Hoffnung hin, und wirklich hielt sich eine solche Anschauung bis in die sechziger Jahre, in denen zuerst Bismarck es unverhüllt aussprach, daß dazu „Blut und Eisen“ gehöre. Damals aber hielten auch praktische Männer Reden und mannhafte Beschlüsse für ausreichend. Von den Heppenheimern ging die Zusammenkunft aus, die am 5. März in Heidelberg tagte und das Vorparlament vorbereitete. Alle Männer, die Mitglieder gesetzgebender Versammlungen jetzt waren oder vordem es gewesen, sollten berufen werden. Versammlungsort am 30. März sollte die alte Krönungsstadt Frankfurt sein. In diesem Vorparlament war Oesterreich fast gar nicht vertreten, Preußen mäßig; die Masse kam aus dem südwestlichen Deutschland und stand deshalb stark unter dem Einfluß des benachbarten Frankreich. Die Revolution, welche am 13. März auch in Wien und am 18. März in Berlin siegreich gewesen, hatte in dem Südwesten Deutschlands fast gar keinen Widerstand gefunden. Ueberall waren „Märzministerien“ eingerichtet, die die „Märzerrungenschaften“ (Preßfreiheit, Versammlungsrecht, Volksbewaffnung usw.) zu wahren und zu mehren hatten; selbst das größere Bayern hatte der Stimmung nachgeben müssen; ja, der sonst um das Land hochverdiente König Ludwig I., der in seiner Begeisterung für eine schöne Tänzerin (Lola Montez) sein ganzes Ansehen verscherzt hatte, hatte sich schon am 20. März zum Niederlegen der Krone genötigt gesehen. Am stärksten aber war Baden von revolutionären Ideen ergriffen, und schon in dem Vorparlament machten Hecker und Struwe aus Mannheim den Versuch, eine deutsche Republik einzurichten. Als dies mißglückte, zogen sie nach der Schweiz und machten dann von Konstanz aus mit einigen hundert Freischärlern einen Einfall in Baden, der geradezu kindisch geleitet war. Vor dem möglichen Erscheinen von Soldaten zogen sie, die Schweizer Grenze immer im Auge

7. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 121

1910 - Düsseldorf : Bagel
121 behaltend;, westwärts, wurden dann bei Kandern, unweit Müllheim, von hessisch-badischen Truppen unter dem General Freiherrn von Gagern in die Flucht geschlagen und retteten sich schleunigst in die nahe Schweiz. Das betrübendste Opfer des Kampfes war Gagern selber, der vor den Soldaten auf die Aufrührer zutretend gehofft hatte, sie durch vernünftige Worte zur Unterwerfung zu bringen. Der Dank war seine Erschießung. Der Kampf Struwes und Sigels in Freiburg verlief ebenso unrühmlich. — Von den Beschlüssen des Vorparlaments waren die wichtigsten, daß Schleswig, die Provinz Preußen und das deutsche Posen in den Deutschen Bund aufzunehmen seien, Oesterreich aber nur bis zur Leitha, ferner daß das allgemeine und gleiche direkte Wahlrecht gelten und endlich, daß ein Ausschuß von fünfzig Männern unter Leitung des Badeners Alex v. Soiron die Beschlüsse ausführen solle. Am 18. Mai trat die Nationalversammlung in Frankfurt zusammen. Barhäuptig, unter Glockengeläute und Kanonendonner zog man feierlich, umjubelt von einer freudig bewegten Volksmenge, in die Paulskirche. Der Heimat nach war die Vertretung eine sehr ungleiche. Von den Mittel- und Kleinstaaten kam auf 50000 Einwohner ein Abgeordneter, von den Oesterreichern einer auf 65 000 Einwohner und von den Preußen einer auf 95 000 Einwohner. Die Großmächte waren also zu schwach vertreten. Viel bedenklicher aber war die Verteilung nach Charakter und Persönlichkeit. Es war schon bedenklich^ daß vier Fünftel den gelehrten Ständen angehörten und nur ein Fünftel dem praktischen Leben. Talente waren gewiß selten so zahlreich vereinigt wie hier; aber gerade den Begabten und Besonnenen fehlt so leicht der energische Wille, und so stand schließlich das Ergebnis in umgekehrtem Verhältnis zur Zahl und Bedeutung der wirklich hervorragenden Männer. Diese waren zumeist im rechten und linken Zentrum. Zum rechten gehörten Dahlmann, Droysen, Duncker, Haym aus Halle, Waitz, v. Beckerath, Simson, Welcker und Schmerling; zum linken Biedermann, R. v. Mohl, Mittermaier, Riesser aus Hamburg u. a. Mit ihren 300 Stimmen hätten sie die aus 500 Mitgliedern bestehende Versammlung beherrschen können. Stärker geltend machen sich aber gewöhnlich die Extremen, von denen Venedey und Uhland zur Linken, Rob. Blum, K. Vogt und A. Rüge zur äußersten.

8. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 129

1910 - Düsseldorf : Bagel
129 immer untätig verhielt, lärmende Massen bereits auf das Schloßportal zu und verletzten durch einen Steinhagel 15 Offiziere und Gemeine. Der König meinte den Herausforderungen des Pöbels am besten mit politischen Reformvorschlägen begegnen zu können. Er glaubte ihm das Wasser abzugraben, als er am 18. März das Patent erließ, das als Ziel die Herstellung eines Bundesstaates verhieß, dazu eine ständische Volksvertretung, ferner eine deutsche Heeresverfassung, eine deutsche Flotte, deutsches Bundesgericht, Preßfreiheit usw. usw. Dafür „zu danken“, erschienen nun die Volksmassen vor dem Schloß; viele mochten auch wirklich danken wollen, vielen ändern aber war die Gelegenheit willkommen, Ausschreitungen zu veranlassen oder doch anzusehen. Das Losgehen zweier Schüsse, die niemanden verletzten, war der Anlaß, daß man das Volk zu den Waffen rief und daß überraschend erfahrene Barrikadenkämpfer die Stadt sofort mit Barrikaden ausstatteten. Schon hatten die tapferen Soldaten die Mehrzahl gestürmt, da erging an sie der Befehl, den Kampf einzustellen und sich zurückzuziehen. Es war fast genau so, wie in Paris am 10. August 1792. Damals hatte der vor Erregung zitternde und ratlose König nicht den Mut, die Pöbelmassen durch seine Schweizer von den Tuilerien gewaltsam fernzuhalten. Er gab den Kampf auf und opferte seine treuen Krieger. In ähnlicher Verfassung verbrachte Friedrich Wilhelm Iv. die Nacht. Ihre Schrecken, der weithin dröhnende Geschützdonner, der Feuerschein der in Brand gesteckten Gebäude, das Zusammendrängen von etwa 500 Gefangenen in den Kellern des Schlosses, dazu das Jammern der schwer leidenden Königin: alles das bestimmte ihn zum Nachgeben. Er ließ die Truppen zurückrufen, ja aus Berlin entfernen, und nun mußte er wehrlos alle die Demütigungen auf sich nehmen, welche die folgenden Tage brachten. Am 20. März wurden die Polen begnadigt, und der ursprünglich zum Tode verurteilte Mieroslawski wurde nun wie ein Held aus dem Kerker geholt. Er durfte vom Triumphwagen aus freche Reden über das preußische Regiment halten. Am 21. März machte der König, die schwarz-rot-goldene Binde am Arm, den berüchtigten Umritt durch Berlin, auch erklärte er, Preußen geht fortan in Deutschland auf. Als darauf die Leichen von 183 Barrikadenkämpfern vor das Schloß gebracht wurden, entblößte er vor ihnen auf die Forderung des „Volkes“ sein Roth er t, Vaterländische Geschichte. 9

9. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 130

1910 - Düsseldorf : Bagel
130 Haupt. Die Regierung wurde einem „Märzministerium“ (Camphausen) anvertraut. Endlich war auch noch von dem „Vereinigten Landtag“ ein Wahlgesetz für eine preußische konstituierende Nationalversammlung zustande gekommen. Sie trat am 22. Mai in Berlin zusammen. In ihr befanden sich aber, da man die deutsche Nationalversammlung für die wichtigere hielt, nicht die tüchtigeren Führer der deutschen Patrioten. Die demokratischen Mitglieder stützten sich, wie einst in Paris die Jakobiner, auf die „Straße“. Und so konnte es Vorkommen, daß der Pöbel in Wirklichkeit Berlin beherrschte. Am 15. Juni stürmte er das Zeughaus und plünderte und zerstörte ruhmreiche Beutestücke alter Kriege. Daß der König mit Erbitterung gegen die zunehmende Herrschaft der Massen erfüllt wurde, ist leicht begreiflich. Endlich schritt er zu Taten. Zum Schutze der Ordnung wurden die Truppen näher an Berlin herangezogen. Als am 12. Oktober bei der Beratung über den Königstitel der Zusatz „von Gottes Gnaden“ gestrichen und außerdem der Adel, die Ordenszeichen und Titel „abgeschafft wurden“, und als dann der Pöbel, ähnlich wie er in Paris vom 31. Mai bis 2. Juni 1793 die Gironde belagert hatte, auch in Berlin die Abgeordneten aus dem Beratungssaal nicht hinauslassen wollte, ermannte sich der König, setzte das energischere Ministerium Brandenburg ein, verlegte den Sitz der Nationalversammlung nach Brandenburg und ließ am 10. November die Truppen unter Wrangel in Berlin wieder einrücken. Jetzt war er aufs neue der Herr im Hause, und daß er es auch sonst war, zeigte der letzte Beschluß der preußischen Nationalversammlung und seine Wirkung. Denn ihrer Aufforderung, nunmehr die Steuern zu verweigern, kam niemand im ganzen Lande nach. So kam schon 1848 die Monarchie wieder zu Kräften. Im Jahre 1849 traten die auswärtigen Beziehungen in den Vordergrund. Es galt eine Einigung Deutschlands auf irgend welchem Wege zu erreichen. Die Kaiserkrone war abgelehnt, namentlich auch, weil die deutschen Fürsten sie nicht angeboten hatten. Jetzt wurde unter der kraftvollen Leitung des Generals v. Radowitz der Versuch gemacht, wenigstens mit den Fürsten, die beitreten wollten, „mit allen, mit vielen, mit wenigen“, einen engeren Bundesstaat, „die Union“, zu schaffen. Sachsen, das mit preußischer Hilfe eben die Revolution überwunden hatte,

10. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 52

1910 - Düsseldorf : Bagel
Zur selben Zeit hatte in Paris das wieder eingerichtete Regiment der Bourbonen sich bereits gründlich unbeliebt gemacht. Mit diesen und mit den alten Familien kamen auch die alten Ansichten und Ansprüche. Sie hatten, wie man sagte, nichts gelernt und nichts vergessen. Es kehrten aber auch die alten Krieger heim, die teils im Felde gewesen, teils draußen eingeschlossen in den Festungen oder gefangen oder versprengt gewesen waren. Sie alle priesen die großen Zeiten des verbannten Napoleon. Daß im allgemeinen der Vergleich zwischen früher und jetzt nicht zugunsten der neuen Zeit lautete, ist leicht begreiflich. Man hätte aber die unbehagliche Gegenwart auch wohl noch länger ertragen, wenn nicht ein Ereignis jeden Franzosen unmittelbar vor die Entscheidung gestellt hätte, ob er die alte oder ob er die neue Zeit vorziehe. Das war die am 1. März erfolgte Landung Napoleons bei Antibes in der Nähe von Cannes. Ihr Zweck war selbstverständlich die Wiedergewinnung des Thrones. Daß Napoleon die Lage in Frankreich richtig beurteilte, bewies gar bald sein Empfang. Die ersten Truppen, die ihm am 7. März bei Grenoble entgegentraten, gehorchten dem Offizier, der Feuer kommandierte, nicht, sondern warfen sich dem Kaiser zu Füßen. Und daß die ganze Armee ähnlich empfand, zeigten die ändern Truppen, die der Reihe nach in Lyon und anderswo ihm entgegentreten sollten und sofort ihm wieder zujubelten. Ney, der den Abenteurer Napoleon in einem Käfig gefangen nach Paris bringen wollte, fügte sich ohne weiteres in Auxerre den Anordnungen seines alten Herrn und trat die ihm zugewiesene Stellung mit Freuden wieder an. Bereits am 19. März konnte Napoleon unter dem Jubel der Bevölkerung in seine „getreue Stadt Paris“ wieder einziehen. Anders aber, als wie die Franzosen, urteilten die Mächte. Sie verständigten sich sofort über die noch nicht entschiedenen Streitfragen und ließen die von Napoleon gemachten Vorschläge, die Grenzen von 1792 nunmehr anerkennen zu wollen, vollkommen unbeachtet; Napoleon sei ein Störer des Weltfriedens. Den Pariser Frieden würden sie mit Gewalt aufrecht erhalten. So mußten denn die Waffen aufs neue entscheiden. Seiner Natur entsprechend ging Napoleon sofort zum Angriff über. Zur Verfügung standen ihm jetzt sehr tüchtige Streiter, denn alle die alten Krieger waren wieder im Lande
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