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Uferstraße berührte auf den Himmelgeister Wiesen, von dem Fährhause „Auf der Jücht" in der Richtung nach Machcrschcib, das Dussel-bors er Gebiet und führte dann, über Grimlinghausen, Neuß und Heerbt kommend, durch Ober- und Nieberkassel nach Lörick. — Im Laufe bcr Jahre entwickelte sich ein lebhafter Hanbclsvcrkchr zivifcheu bcn Bewohnern bcr bcibcn Rheinseiten. Zahlreich anfgefunbene römische Münzen, üonwaren und Glasgefäße können uns davon erzählen.
Ansiedelung der Tenkterer. Der römische Kaiser Trajan gestattete den Germanen enblich um das Jahr 100 n. Chr., bte bis bahin unbewohnten Gaue auf beut rechten Rheinufer ivicbcr zu besetzen. Das Laub zwischen Ruhr uitb Wupper, also auch unsere Gegenb, nahmen bte Tenkterer in Besitz, bereit Vorfahren ja auch schon am Riebcrrhein gewohnt hatten. Sie zeichneten fiel) vor den anbercit Germanen besonbers durch ihre treffliche Reiterei aus. Die Reitkunst war das Spiel der Kinder, bcr Wettstreit bcr Männer und noch bic Beschäftigung bcr Greise. Währenb Haus, Hof und Gesinbc beim Tode des Vaters an den ältesten Sohn fielen, würden die Rosse stets nur beut kriegstüchtigsten, tapfersten der Söhne vererbt l. Die Ansicbclung int römischen Grenzgebiete machte bic bis bahin freien Tenkterer zu Untertanen bcr Römer. Sie mußten eine jährliche Abgabe an Vieh und Betreibe entrichten. Auch waren sie verpflichtet, bic Straßen, Lanbwehren und Schanzen in Orbnung zu holten und zu bewachen.
Kämpfe zwischen Franken und Römern. Das Abhäigigkeitsverhältnis bcr ant rechten Ufer seßhaft geworbenen Germanen dauerte etwa 150 Jahre. Unterdes waren bic freien Germanen, die int Laufe bcr Jahre bcn gemeinsamen Rauten Franken annahmen, unablässig bemüht, die Römer zurückzubrängen. Im Jahre 255 hatten sic schließlich bic ganze rechte Rheinseite wieder in ihrer Gewalt. Das Gebiet der heutigen Stadt Düsseldorf wurde durch den fränkischen Stamm der Brukterer besetzt. Dach hielten die römischen Festungen ant Rheine noch hundert Jsthre lctng den Angriffen der Frcmken staub, bis biefe int Jahre 355 in einem gewaltigen Kriegszuge vierzig römische Städte und Kastelle aus einmal zerstörten. Zwar ließ der römische Kaiser Julian biefe Festungen nochmals instaub setzen. Aber das Kastell an der Erstmünbung würde nicht wicber ausgebaut, vielmehr das Lager nun an die Stelle verlegt, wo heute das Rathaus und die Quirinuskirche von Neuß stehen. Die Trümmer des alten Novaesium verfielen immer mehr, bis der Rhein sie mit Sanb und Kies bcbeckte2. Zur Zeit der Völkcrwanbertmg brangen
1 Die Abkömmlinge dieser Tenktererrosse haben sich in den großen Waldungen zwischen Kalkum, Natingen und Duisburg Jahrhunderte hindurch erhalten. Im Jahre 1814 wurde der Rest, 260 Pferde, cingefangcn und verkauft.
2 Vor einigen Jahren hat man das Römerlager ausgegraben und dabei viele Überreste aus alter Zeit gefunden.
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rate von Frankreich drohende Gefahr neue Rüstungen notwendig. Dies führte raieber zu Streitigkeiten mit den Landständen, die
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Bav. It l.-Cliv Mont. Dl ( I I'rim .Op'1 M! :H1t0. U K B! S, a Mplific Xtori • Piv\Cothe< Ak.fl Nd Xtori.
Ian-Wellem-Deukinal auf dem Marktplatze.
die von Johann Wilhelm geforderten Summen nicht bewilligen wollten; doch fetzte er seine Absichten endlich durch.
Als sein Vater Philipp Wilhelm 1685 Kurfürst von der Pfalz wurde, beanspruchte Ludwig Xiv. von Frankreich einen ^eil der
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Regionen (OPAC): Düsseldorf
V*. Vergleichende Zeittafel.
Heimatgeschichte.
Um 100 n. Chr. Die Tenkterer siedeln sich unter römischer Oberhoheit im Gebiet des heutigen Düsseldorf an.
255 Tie Franken vertreiben die Römer von der rechten Rheinseite.
Um 700 Suitbertns, der „Apostel des Bergischen", predigt im Gebiet des heutigen Düsseldorf und gründet die Bilker Pfarrkirche.
1159 Erste urkundliche Erwähnung des Ortes Düsseldorf.
1189 Der Ritter Arnold von Tevern verkauft Düsseldorf an den Grafen Engelbert I- von Berg.
1288 Graf Adolf V. von Berg erhebt nach der siegreichen Schlacht bei Worringen Düsseldorf zur Stadt.
1383 Herzog Wilhelm I. von Berg macht Düsseldorf zur Haupt-- und Residenzstadt.
1435 Gründung des St.-Sebastianus-Schützenvereins.
1521 Bereinigung von Kleve-Mark-Ravenstein mit Jülich-Berg-Ra-vensberg durch Herzog Johann m.
1527 Gründung der evangelischen Gemeinde in Düsseldorf.
1539 bis 1592 Wilhelm Iii., der Reiche, Herzog von Jülich-Kleve-Berg.
1585 Vermählung des Jungherzogs Johann Wilhelm mit der Markgräfin Jofobe von Baden.
1592 bis 1609 Johann Wilhelm I., Herzog von Jülich-Kleve-Berg.
1597 Ermordung derherzoginjakobe.
Weltgeschichte.
12 bis 9 v. Ehr. Der römische Feldherr Drufus erbaut Kastelle auf der linken Rheinseite.
375 n. Ehr. Beginn der sog. Bölker-wanderung.
687 bis 714 Pipin von Heristall, erster Majordomus des gesamten Frankenreiches.
755 Bonisazius, der „Apostel der Deutschen", stirbt.
1152 bis 1190 Friedrich L, Barbarossa, deutscher Kaiser.
1273 bis 1291 Rudolf von Habsburg, deutscher König.
1517 Beginn der Reformation.
Georg-Eckert-Instituf
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
kleinen und kleinsten Beträgen erhoben, ohne daß man die Belastung spürte. Auch bewirkte sie mittelbar eine größere Erhöhung der Arbeitslöhne und hatte noch das Gute, daß sie nicht bloß dem Staat (und den Städten) wachsende Einnahmen verschaffte, sondern auch in etwa eine Bürgschaft für die Güte der eingeführten, also auch überwachten Waren bot.
Eine allgemeine, unmittelbare Steuer für das ganze Land war die Klassen Steuer, die aber in den oben berührten größeren Städten als Gegenleistung für die Einnahmen aus der Schlacht- und Mahlsteuer ausfiel. Da jedoch auch bei dieser Steuer die Wohlhabenden und Reichen zu günstig gestellt wurden, mußte sie wiederholt umgestaltet werden. Anfangs hatte die Klassensteuer fünf Klassen, die erste für die Wohlhabenden und Reichen, die zweite und dritte für die noch Wohlhabenden, die vierte für die geringeren Bürger und die fünfte für die Tagelöhner und das Gesinde. Die Steuer schwankte in diesen fünf Klassen zwischen 144 Talern und Va Taler. Schon 1821 machte man nach oben hin, um die Reicheren mehr zu treffen, neue Klassen, und bald wurden es sogar zwölf. Da hierbei aber immer noch die Besitzenden zu vorteilhaft gestellt schienen, wurden 1830 achtzehn Klassen gebildet. So wurde der Staat immer mehr zu einer Einkommensteuer gedrängt, die den wirklichen Einnahmen entspricht. Den Uebergang machte am 1. Mai 1850 die klassifizierte Einkommensteuer, die von den durch Schätzung gefundenen Einkommen über 1000 Talern eine Steuer von 3 % erhob.
Demnach gewann der Staat mittelbar und unmittelbar seine Einnahmen aus immer ändern Quellen; die Lasten waren wohl fühlbar, aber doch erträglich, weil sie sich auf die verschiedensten Gebiete verteilten und wenn möglich in kleinsten Summen erhoben wurden. Für den Staat hatten die Steuern die weitere Annehmlichkeit, daß allseitig der Ertrag, ohne daß neue Forderungen zu stellen waren, von selber wuchs.
Immerhin waren die Steuernforderer wenig beliebt und über Herrn v. Klewitz machte selbst der Kronprinz witzige Rätsel, die damals dem Steuernerfinder gern gegönnt und darum fleißig weitererzählt wurden. Es bewährte sich wieder der englische Satz: Steuern fordern und beliebt sein ist ebenso unvereinbar, wie verliebt sein und vernünftig handeln.
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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trat und damit am 14. Februar 1828 die Stiftung des preußischhessischen Zollvereins ermöglichte, war Hessen-Darmstadt. Maßgebend für diesen Beitritt war selbstverständlich nur das geldliche Interesse dieses Mittelstaates.
Um den preußischen Bestrebungen entgegenzuarbeiten, hatte Bayern einen Süddeutschen Zollverein gestiftet. König Ludwig dachte nicht gering von den Handelsaufgaben Bayerns. Er hatte, was Karl der Große nicht zu Ende bringen konnte, seinerseits vollendet. Er hatte die Wasserstraßen vom Rhein und von der Donau, oder, wie man es lieber ausdrückte, die Nordsee und das Schwarze Meer durch den Ludwigskanal verbunden. Allerdings konnte der Kanal nur ganz kleine Schilfe von 125 t tragen und die Durchfahrt war mit 100 Schleusen belastet, aber er verriet doch immerhin große Handelsziele. Auch hatte König Ludwig zeitig den kommenden Dampfwagen seine Aufmerksamkeit zugewendet und probeweise schon Modelle in dem Nymphenburger Park fahren lassen. Später entstand dann auch in Bayern die erste deutsche Eisenbahn mit Dampfbetrieb. (Fürth - Nürnberg 1835) Jetzt wollte der hochgesinnte König auch die Führung der Zollverbände in dem „dritten, eigentlichen Deutschland“ unternehmen. Die Verständigung mit Württemberg war nicht schwierig, da dessen betriebsame Einwohner jedenfalls einen viel größeren Markt erhielten. Aber auch andere Länder mußten gewonnen werden, wenn möglich auch die Schweiz. Zunächst aber strebte man nach Hessen-Darmstadt, denn nur durch Hessen erreichte man die Verbindung mit der Bayrischen Pfalz. Hatte man Hessen-Darmstadt angeschlossen, so mußte die Beteiligung Badens folgen, eines Landes, das wenigstens in seinen nördlichen Teilen nach Wittelsbacher Auffassung zu Bayern gehören sollte. Wenn nun Hessen - Darmstadt trotz aller Bemühungen sich doch für Preußen entschied, so hatte es dafür recht triftige Gründe. Hessen-Darmstadt konnte für sich allein bleiben; es konnte mit dem Süddeutschen Zollverein gehen oder auch mit Preußen. Die Zolleinnahmen in Hessen-Darmstadt allein betrugen 21/2 Sgr., in Württemberg-Bayern, das ein größeres Handelsgebiet umfaßte, anderseits aber auch wenig Kolonialwaren verbrauchte, 972 Sgr., in Preußen dagegen 24 Sgr. Konnte der sehr geldbedürftige Darmstädter Staat da noch lange schwanken? Und das um so weniger, als die neugewonnenen
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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Eger—prag aufzusuchen. Auch nicht unwichtig war der Weg über den Rennsteig bei Oberhof, der, ebenfalls von Nürnberg kommend, nordwärts Erfurt und Magdeburg (oder Braunschweig) zum Ziele hatte. Daß viele dieser nord-südlichen Wege es auf die Erreichung Hamburgs abgesehen hatten, ist selbstverständlich, denn dieser so vorzügliche Hafenplatz hat auch im Mittelalter schon große Anziehungskraft gehabt. — Die Deutschland in seiner ganzen Ausdehnung durchziehenden Handelsstraßen gewannen natürlich, da sie die Richtlinien für neue und für Nebenwege wurden, eine immer wachsende Bedeutung. Von den deutschen Königen beschützt und benutzt, galten sie schlechtweg als die Straßen des Königs, die Königsstraßen; auch wohl, da alle den Anspruch auf ihre Benutzung hatten, als die öffentlichen. Soweit sie wirkliche Straßen (via strata) waren, nannte man sie auch Steinwege oder nach den Heeren, für die sie berechnet waren, Heerstraßen, auch Heer- und Hellwege/) Daneben aber heißen sie auch schlechtweg die Hohen Straßen; die geringeren ihnen gegenüber heißen dann die Niedern Straßen.
Die Erhaltung der Straßen war natürlich mit vielen Lasten verbunden. Es entstand daher der sehr naheliegende Anspruch auf die Erhebung von Wegegeldern. Der Landesherr, der sie als regale begehrte, erweiterte diese Regalien oft zu Zöllen, deren Berechtigung der Kaiser, dem allgemeinen Interesse entgegen, um sich die kleineren Landesherren willig zu machen, nur zu oft bestätigte. Natürlich waren die Zölle viel höher, als der Ersatz der Herstellungskosten es rechtfertigte. Und da die Zahl der Landesherren in demselben Maße wuchs, wie das große Reich zerbröckelte und sich in kleinere Gebiete auflöste, so wurden auch in der gleichen Weise die Zölle zahlreicher und lästiger. Um dann die Erhebung doch zu rechtfertigen, wurde von den Landesfürsten als Gegenleistung auch noch der Wegeschutz, auch wohl das Wegegeleit geltend gemacht. Eine andere Gegenleistung war im 14. und 15. Jahrhundert die Verbesserung der Wege, wozu der wachsende bürgerliche Wohlstand die Mittel verschaffte. Mit der Pflasterung in den westlichen Städten machte Köln 1250 den Anfang, Wesel folgte 1324, Aachen 1334, Soest 1377, Düsseldorf 1395 usw. Aber auch die verbindenden Straßen
*) Grimm deutet dies Wort als Totenweg.
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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jetzt augenscheinlich kräftiger: „Erst klang es wie Chamade, jetzt wie Fanfare.“ Frankreich stand vor der Entscheidung, ob es die Abweisung auf sich nehmen wolle. Der Kaiser, zu kämpfen unlustig, war beinahe bereit. Da kam Gramont mit einer Münchener Depesche, Bismarck habe die Abfertigung allen Höfen mitteilen lassen. Das wurde als „Ohrfeige“ für Frankreich gedeutet. Eine solche hinnehmen dürfe man nicht. Um Mitternacht vom 14. zum 15. Juli entschloß man sich demgemäß, die Armee zu mobilisieren und in diesem Sinne am 15. im Gesetzgebenden Körper die Forderungen zu stellen.
Als an diesem Tage noch einige Besonnene (Thiers) die Vorlage der Depeschen verlangten, außerdem aber auch die Beruhigung über die Gewißheit des Sieges, erklärte der Kriegsminister, welcher Leboeuf hieß, die Armee sei bereit, sei so erzbereit (archiprete), daß wenn sie drei Jahre kämpfe, sie noch nicht einen Gamaschenknopf neu zu kaufen brauche. Auf diese überzeugende Erklärung hin bewilligte man das Geld für den Krieg und stimmte nun allgemein in den Taumel der Straße ein: „Auf, nach Berlin!“
Wenn sonst ein Krieg in Aussicht steht, dann pflegt man nach langen Vorverhandlungen mit dem „Ultimatum“ zu drohen; dann erfolgt dies wirklich. Dann kommt das Ultimatissimum und dann kommt gewöhnlich der Krieg immer noch nicht, weil die Vermittler dann eingreifen. Diesmal wurden gar keine Schriftstücke gewechselt, die Franzosen schickten, als wenn sie lürchteten, die günstige Gelegenheit zum Kriege wieder zu verlieren, sofort am 19. Juli die Kriegserklärung.
Auch das deutsche Volk war nach solchen Herausforderungen von einer patriotischen Erregung erfaßt, großartiger und umfassender, wie sie je gewesen. Unter den Klängen der Wacht am Rhein zogen die Krieger zu ihren Truppenteilen und in wunderbarer Ordnung gelangten die Scharen, Zug auf Zug, auf den zehn Schienenwegen, die nach Frankreich führten, nach der Grenze. Heer und Volk waren in gleicher Weise ergriffen. Auch die Widerstrebenden in Bayern und Württemberg unterdrückten ihren Widerspruch, zumal als König Ludwig von Bayern erklärte, daß der Fall für die Bündnisse jetzt gekommen sei! Die Süddeutschen hätten sich nunmehr unter den Oberbefehl des Königs von Preußen zu stellen. Auch ohne diese
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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Als man mit der Ausführung schwieriger wurde, drohte Bismarck mit Selbsthilfe, und da die Pariser Kommune die französische Regierung zur Nachgiebigkeit stimmte, verständigte man sich bald auch in dieser Frage. Deutschland aber gewährte allerdings noch für die Elsässer Eisenbahnen einen Abzug von 325 Millionen Frs. von der Kriegsentschädigung.
Das erfreulichste Ergebnis des Krieges aber war die endliche Einigung aller Deutschen zu Einem deutschen Reiche. An der Spitze konnte nur ein Kaiser stehen. Schon länger plante der Norddeutsche Reichstag die Uebertragung der Kaiserkrone an den König Wilhelm. Aber lieber empfing dieser sie aus den Händen der Fürsten, die ihre Macht ja abzutreten hatten. Länger sträubte sich Bayern. Als aber König Johann von Sachsen sich bereit erklärte, sie im Namen der Fürsten und Freien Städte dem Könige Wilhelm anzubieten, verstand sich auch König Ludwig von Bayern endlich zu diesem Schritte, und so konnte König Wilhelm am 18. Januar 1871 im Spiegelsaale des Versailler Schlosses sich mit der Kaiserkrone schmücken. Er faßte sie aber nicht als einen bloßen Schmuck auf, sondern als eine neue Verpflichtung zu den ernstesten Aufgaben.
In diesem Sinne schloß sein Aufruf an das deutsche Volk mit den herrlichen Worten:
„Uns aber und unsern Nachfolgern wolle Gott verleihen, allzeit Mehrer des deutschen Volkes zu sein, nicht an kriegerischen Eroberungen, sondern an den Gütern und Gaben des Friedens auf dem Gebiete nationaler Wohlfahrt, Freiheit und Gesittung.“
Nr. 23. Deutsche Geschichte nach 1871.
Es war eine wtertvolle Mitgift, mit der das Deutsche Reich seine Tätigkeit aufnahm: 5 Milliarden Frs. Man erschöpfte sich anfangs in Versuchen, sich von dieser ungeheueren Summe eine Vorstellung zu machen. Ueberraschend schnell aber fand sich eine Verwendung, trotz ihrer Größe. Preußen war dabei so entgegenkommend, die Verteilung nicht nach der'zahl der gestellten Krieger, sondern nach der der Bevölkerung bemessen
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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führung verschwanden alle damaligen, so unendlich verschiedenen Münzen. An die Stelle der verwickelten Berechnung ihrer Werte kam mit dem Gesetz der Zehnteilung der einfache Pfennig wieder zu seinem Recht und alle seine Abarten, wie der große Pfennig (Groschen), der silberne Joachimstaler-Pfennig (Taler), dergüldenepfennig (Gulden) verloren ihre Gültigkeit. 100 Pfennige wurden eine Mark. Die eigentliche Einheitsmünze aber wurden 1000 Pfennige oder eine Krone. Sie wurde in Gold geprägt und Goldwährung die zu Recht bestehende. Silbermünzen und Nickelmünzen behielten selbstverständlich ihren im Gepräge angegebenen Wert, sind aber Scheidemünzen und brauchen nicht in größeren Beträgen angenommen zu werden. Den einzelnen Staaten wurde das Zugeständnis gemacht, auf Münzen, die den Wert einer Mark übersteigen, das Bild des jeweiligen Herrschers anzubringen. Es war eine Bestimmung, die nach der Ansicht Treitschkes so recht den wirklichen Verhältnissen entspräche. Auf der einen Seite der Reichsadler und auf der ändern der Bundesfürst, ein Ausdruck der nationalen Einheit auf der Grundlage des Bundesstaates.
Auch auf ändern wirtschaftlichen Gebieten ist der Segen der fortschreitenden Einigung unverkennbar; so auf dem des Post- und Telegraphenwesens. Nur Bayern und Württemberg behielten hier ihre „Reservatrechte“, folgten aber im wesentlichen doch den großen Fortschritten, die der preußischen Verwaltung und besonders der Tätigkeit des Generalpostmeisters v. Stephan zu danken sind. Seit 1871 haben wir eine Kaiserlich deutsche Reichspost, welche die Briefe durch das ganze Reich und auch durch Oesterreich für 10 Pfennig befördert; ebenso besorgt sie auch seit 1873 Pakete von 5 kg für 50 Pfennig. Schon 1870 führte v. Stephan die 5 Pfennig-Postkarte ein. Seine größte Ruhmestat aber ist die 1878 erfolgte Stiftung des Weltpostvereins, der Briefe durch die ganze Welt für den einheitlichen Satz von 20 Pfennig verschickt. Sonst gab es dafür 65 verschiedene Portosätze.
Auf die Verbindung der Post mit der Telegraphenver-waltung, auf die Ausdehnung ihrer Tätigkeit über das flache Land, auf die Uebernahme unendlich vieler verwandter Arbeiten im Dienste der Sozialreform u. a. sei hier nur andeutungsweise hingewiesen. Zweifellos ist, daß die Post nicht bloß den Finanzen
Rothert, Vaterländische Geschichte. 17
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Extrahierte Personennamen: Stephan Stephan Rothert