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1. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 47

1881 - Danzig : Boenig
47 Menschen ins Meer würfe. Das Los ward geworfen; es traf unter anderen einen Soldaten. Sein jüngerer Bruder fiel nun dem Kapitän zu Füssen und bat, dass man ihn statt seines Bruders ins Meer werfen möchte. „Mein Bruder,“ sagte er, „ist eher imstande als ich, meinen Vater, meine Mutter und meine Schwestern zu ernähren; ohne ihn werden sie alle im äussersten Elende sein. Erhaltet sein Leben und werfet mich ins Meer, da ich ihnen nichts nützen kann!“ Der Kapitän erfüllte endlich seine Bitte und liess ihn über Bord werfen. Der junge Mensch schwamm sechs ganze Stunden hinter dem Fahrzeuge her, bis er es endlich ein- holte. Jedermann wurde von seiner Standhaftigkeit gerührt; man nahm ihn wieder ins Schiff, und so rettete er sich und seinem Bruder das Leben. Schubert. 106. Rätsel. 1. Was für eine Straße ist ohne Staub? 2. Welcher grüne Baum ist ohne Laub? 3. Was für ein König ist ohne Land? 4. Was für ein Wasser ist ohne Sand? 5. Was für ein König ist ohne Thron? 6. Und was für Knechte haben keinen Lohn? 7. Welches schöne Haus hat weder Holz noch Stein? 8. Welcher große Strauß hat kein Blümelein? 9. Was für ein Herz thut keineu Schlag? 10. Was für ein Tag hat keine Nacht? 7. Das Schneckenhaus. 2. Der Tannenbaum. 5. Der Kartenkönig. 4. Das Wasser im Auge. 1. Die Straße auf der Donau. 9. Das tote Herz. 3. Der Zaunkönig. 10. Der jüngste Tag. 6. Die Stiefelknechte. 8. Der Vogel Strauß. 107. Des Engels Wohlthat. Ein armer Mann beherbergte einstmals in seiner kleinen Strohhütte einen Engel. Er freute sich des hohen Glückes von ganzer Seele und gab dem heiligen Gaste alles, was er hatte. Der Engel saß die ganze Nacht an seiner Seite und redete himm- lische Weisheit über den Wert der Tugend und über das Ver- trauen zu Gott. Am Morgen aber, als er Abschied genommen, ergriff er einen Feuerbrand und zündete das Häuschen an, daß es in kurzer Zeit von den Flammen ganz verzehrt ward. Der arme Mann war trostlos, daß er kein Obdach mehr hatte; aber noch größer war sein Schmerz darüber, daß der Gast, den er so liebreich gepflegt. hatte, eine solche That an ihm begehen konnte. Er bezweifelte die Heiligkeit desselben, und sein Herz glaubte nicht mehr an alles das, was ihm der Engel in der Nacht so schön

2. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 66

1881 - Danzig : Boenig
66 bei der Obrigkeit verleumdet, und sv sei er an diesen Ort ge- kommen. Jeder bat, der Fürst möchte sich doch seiner erbarmen und ihm die Freiheit schenken. Endlich kam der Fürst auch zu einem noch ganz jungen Gefangenen und fragte ihn: „Was hast denn du gethan, daß man dich hierher gebracht hat?" — „Gnädiger Herr, ich bin ein gottloser Bube gewesen. Ich habe meinem Vater und meiner Mutter nicht gefolgt, bin ihnen davon ge- laufen, hab' ein liederliches Leben geführt, gestohlen und betrogen; ich mühte ein paar Stunden Zeit haben, wenn ich alle die bösen Streiche erzählen wollte, die ich mein lebenlang begangen habe. Endlich ist mir mein Recht geworden, und gern will ich meine Strafe leiden; denn ich weiß, daß ich sie tausendmal verdient habe." — Der Fürst wußte wohl, daß sie alle ihre Strafe ver- dient hatten; aber er sagte lächelnd: „Wie kommt denn ein so abscheulicher Mensch unter diese achtbare Gesellschaft? Geschwind, nehmt ihm die Ketten ab und jaget ihn augenblicklich hinaus, damit er nicht etwa gar diese ehrlichen Leute auch noch verführe!" Sogleich wurde er von seinen Ketten erlöst und in die Freiheit gesetzt. Cnspari. 132. Ein rechter Preuße. Ein preußischer Husar wurde von deu Franzosen gefangen und in das Lager derselben gebracht. Er gehörte zu dem schwarzen Regiment. Ein jeder Reiter desselben trug unten an seiner Mütze einen Totenkopf, und schon der bloße Anblick eines solchen Soldaten flößte Furcht und Schrecken ein. Es war aber auch ganz unglaublich, wie furchtbar sich diese Soldaten gemacht hatten. Sie gingen so fröhlich ins Gefecht, als ginge es zum Tanz, und kehrten nie ohne Beute zurück. Der französische Oberbefehlshaber fragte den Gefangenen, wo die Preußen gelagert wären. Darauf antwortete dieser: „Wo Ihr sie nicht angreifen werdet." Auf die Frage, wie stark die Armee des preußischen Königs sei, antwortete er: „Gehet selbst bin und zählet sie!" Der französische General war über diese Antwort erfreut, denn ihm gefiel die Kühnheit des wackern Preußen. Er fragte darauf den Husaren, ob sein König viele solcher Soldaten hätte, wie er. Der Husar antwortete: „Ich gehöre zu den schlechtesten, sonst wäre ich jetzt nicht Euer Gefangener." Reichlich beschenkt wurde er entlassen; allein obgleich er ganz ausgeplündert worden war und keinen Heller in der Tasche hatte, so gab er doch in Gegenwart des Feldherrn das geschenkte Geld einem französischen Soldaten, indem er sagte, daß er von den Feinden seines Vaterlandes kein Geld annehmen dürfte. Umsonst trug man ihm Dienste in der französischen Armee an, umsonst

3. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 73

1881 - Danzig : Boenig
73 145. Die Freunde in der s)?ot. Zn Not und Tod werden auch Feinde zu Freunden, wenn sie anders Menschen sind. Das zeigt folgende Geschichte. In dem letzten Kriege gegen die Franzosen, als nach der Schlacht alles durcheinander ging bei Nebel und Wetter, fiel ein Franzose in ein tiefes Loch, aus dem er sich nicht mehr heraushelfen konnte. Bald nachher siel auch ein Deutscher hinein und blieb ebenfalls darin stecken. Der Franzose schrie sein „Kiwi!" und der Deutsche sein „Werda!" und jeder merkte nun, wen er vor sich habe, und daß sie sich gemächlich den Säbel durch den Leib rennen könnten. Sie bedachten sich aber eines andern und gaben sich in gebroche- nem Deutsch und Französisch, so gut es gehen mochte, zu ver- stehen, es sei besser, einer helfe dem andern, als daß sie sich umbrächten. Also schrie bald der eine, bald der andere um Hülfe, jeder in seiner Sprache. Endlich hörten Deutsche des Deutschen Ruf, und sie machten sich sogleich daran, den Kameraden zu retten. Als der Deutsche ans Licht gekommen war, sagte er ganz trocken: „Es steckt noch einer drunten, ein guter Kamerad!" Der wurde also auch herauf- gezogen. Wie sie nun sahen, daß es ein Franzose war, hätten sie ihm in der ersten Hitze beinahe ein Leid zugefügt. Das litt aber der Deutsche nicht, sondern sagte: „Wir haben einander versprochen, daß einer den andern retten wolle; er hätte cs auch gethan, wenn mich die Spitzbuben, die Franzosen, bekommen hätten!" Diesen Vertrag, welchen die Freunde geschlossen, respektierten die Feinde, und er wurde zwar als Gefangener von Kriegsrechts wegen fortgeführt, aber wie ein Kamerad von Kameraden gehalten. Berthold Auerbach. 146. Der gute Kamerad. Ich hatt' einen Kameraden, Eine Kugel kam geflogen: einen bessern find'st du nit. Die Trommel schlug zum Streite, er ging an meiner Seite in gleichem Schritt und Tritt. Gilt's mir oder gilt es dir? Ihn hat es weggerissen; er liegt mir vor den Füßen, als war's ein Stück von mir. Will mir die Hand noch reichen, derweil ich eben lad'. „Kann dir die Hand nicht geben, bleib du im ew'gen Leben, mein guter Kamerad!" Ludwig Uhland. 147. Sprichwörter. 1. Ein Freund in der Not, ein Freund im Tod, ein Freund hinter dem Rücken, das sind drei starke Brücken. 2. Freunde in

4. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 17

1881 - Danzig : Boenig
Beide bestanden immer hartnäckiger darauf, daß sie einander nicht nachgeben wollten; jede wollte zuerst hinüber, und so. kam es vorn Zanke zum Streite und zu Thätlichkeiten. Sie hielten ihre Hörner vorwärts und rannten zornig gegen einander. Von dem heftigen Stoße verloren aber beide das Gleichgewicht; sie stürzten miteinander über den schmalen Steg hinab in den reißenden Waldstrom, aus welchem sie sich nur mit großer An- strengung ans Ufer retteten. So geht's den Eigensinnigen und Hartnäckigen! Brüder Grimm. 44. Der Kuhhirt. Ein Knabe weidete ein Rind auf einem Grasplatze neben einem Garten. Als er nun in die Höhe sah nach einem Kirsch- baume, merkte er, daß einige reife Kirschen darauf saßen. Die glänzten ihm rötlich entgegen, und es gelüstete ihn, sie zu pflücken. Da ließ er das Tier allein und kletterte auf den Baum. Die Kuh aber, als sie den Hirten nicht sah, ging davon und brach in den Garten und fraß Blumen und Kräuter nach ihrem Gelüste; anderes zertrat sie mit den Füßen. Als der Knabe solches sah, ward er sehr entrüstet, sprang von dem Baume auf die Erde, lief hin, ergriff das Rind und schlug und schmähete es jämmerlich. Da trat der Vater, der alles gesehen hatte, zu dem Knaben, sah ihn ernst an und sprach: „Wem gebühret solche Züchtigung? Dir oder dem Tiere, das nicht weiß, was rechts oder links ist? Bist du weniger deinem Gelüste gefolgt als das Tier, welches du leiten solltest? Und nun übst du ein so unbarmherziges Ge- richt und vergissest deiner Vernunft und deiner eigenen Sünde?" Da schämte sich der Knabe und errötete vor dem Vater. -Friedrich Adolf Krummacher. 45. Soll dein Thun inir Wohlgefallen, so gebeut den Gliedern allen: deinem Auge, daß es spähe Gutes fern und in der Nähe! Deinem Ohre, daß es höre weisen Rat und weise Lehre! Deiner Zunge, daß sie bringe Spruch. Dank dem Schöpfer aller Dinge; deinen Händen, daß sie spenden, das Erworbene nicht verschwenden! Deinen Füßen, daß sie gern gehen zu dem Haus des Herrn! So gebeut den Gliedern allen, soll dein Thun mir Wohlgefallen! Friedrich Rückert. 46. Der König und das Kind. Der König Friedrich Wilhelm Iv. von Preußen war einst auf der Reise. In einem Dorfe wurde er festlich empfangen. Die Schulkinder mit ihrem Lehrer begrüßten ihn, und ein kleines Lesebuch für katholische Volksschulen. 2

5. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 82

1881 - Danzig : Boenig
161. Täglich zu singen. Ich danke Gott und freue mich, wies Kind zur Weihnachtsgabe, daß ich bin und daß ich dich, schön menschlich Antlitz, habe. Daß ich die Sonne, Berg und Meer und Laub und Gras kann sehen, und abends unterm Sternenheer im lieben Monde gehen. Und daß mir dann zumute ist, als wenn wir Kinder kamen und sahen, was der heil'ge Christ bescheret hatte, Amen! Ich danke Gott mit Saitenspiel, daß ich kein König worden; ich wär' geschmeichelt worden viel und wär' vielleicht verdorben. Auch bet' ich Gott von Herzen an, daß ich aus dieser Erde nicht bin ein großer, reicher Mann und auch wohl keiner werde. Denn Ehr' und Reichtum treibt und bläht, hat mancherlei Gefahren, und vielen hat's das Herz verdreht, die weiland wacker waren. Und all das Geld und all das Gut gewährt zwar viele Sachen; Gesundheit, Schlaf und guten Mut kann's aber doch nicht machen. Und die sind doch, bei ja und nein, ein rechter Lohn und Segen; drum will ich mich nicht groß kastei'n des vielen Geldes wegen. Gott gebe mir nur jeden Tag, was ich bedarf zum Leben; er giebt's dem Sperling auf dem Dach, wie sollt' er mir's nicht geben! Mathias Claudius 162. Gespensterfurcht. »Karoline," sagte eines Abends die Mutter zu ihrer Tochter, „gehe doch einmal 'in die Küche und hole mir den zinnernen Teller, welcher gleich vorn auf dem Tische steht." Karoline stand auf und ging hinaus. Bald aber kam sie wieder ohne den Teller und mit leichenblassem Gesichte. »Kind," rief ihr die Mutter

6. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 86

1881 - Danzig : Boenig
86 der Esel noch einen tüchtigen Schlag mit dem Hinterfuß; der Hahn aber, der vom Lärmen aus dem Schlaf geweckt und munter geworden war, rief vom Balken herab: „Kikiriki!" Da lief der Räuber, was er konnte, zu seinem Hauptmann zurück und sprach: „Ach, in dem Hause sitzt eine gräuliche Hexe, die hat mich an- gehaucht und mit ihren langen Fingern mir das Gesicht zerkratzt; und vor der Thür steht ein Mann mit einem Messer, der hat mich ins Bein gestochen; und auf dem Hofe liegt ein schwarzes Ungetüm, das hat mit einer Holzkeule auf mich losgeschlagen; und oben auf dem Dache da sitzt der Richter, der rief: „Bringt mir den Schelm her!" Da machte ich, daß ich fortkam. Von nun an getrauten sich die Räuber nicht mehr in das Haus; den vier Bremer Musikanten gefiel's aber so wohl darin, daß sie nicht wieder heraus wollten. Und der das zuletzt erzählt hat, dem ist der Mund noch warm. Brüder Grimm. 165. Der dankbare Löwe. Ein armer Sklave, der seinem Herrn entlaufen war, wurde wieder eingefangen und zum Tode verurteilt. Man brachte ihn auf einen grossen Platz, der mit Mauern um- geben war, und liess einen furchtbaren Löwen auf ihn los. Mehrere Tausend Menschen sahen zu. Der Löwe stürzte grimmig auf den armen Menschen los — blieb aber plötzlich stehen, wedelte mit dem Schweife, sprang voll Freude um ihn herum und leckte ihm dann freundlich die Hände. Die Leute aber verwunderten sich und fragten den Sklaven, wie das komme. Der Sklave erzählte: „Als ich meinem Herrn entlaufen war, verbarg ich mich in eine Höhle der Wüste. Da kam dieser Löwe winselnd zu mir herein und zeigte mir seine Tatze, in der ein scharfer Dorn steckte. Ich zog ihm den Dorn heraus, und von der Zeit an versah mich der Löwe mit Wildbret, und wir lebten in der Höhle friedlich zu- sammen. Bei der letzten Jagd wurden wir von einander getrennt und beide gefangen — und nun freut sich das gute Tier, mich wieder zu finden.“ Alles Volk war über die Dankbarkeit des guten Tieres entzückt und rief laut: „Es lebe der wohlthätige Mensch! Es lebe der dankbare Löwe!“ Der Sklave wurde freige- lassen und reichlich beschenkt. Der Löwe aber begleitete ihn von nun an beständig wie ein zahmes Hündchen, ohne jemand ein Leid zu thun. Die Dankbarkeit kann wilde Tiere zähmen, lass dich, o Mensch, von ihnen nicht beschämen! Christoph v. Schmid.

7. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 30

1881 - Danzig : Boenig
30 72. Der gerettete Prinz. Ein junger Prinz sagte öfter: „Wozu hat doch wohl Gott die Fliegen und Spinnen erschaffen! Dergleichen Ungeziefer nützt ja keinem Menschen etwas. Wenn ich nur könnte, ich vertilgte alle von der Erde." Einst mußte der Prinz sich im Kriege vor dem Feinde flüchten. Ermüdet legte er sich am Abend im Walde unter einem Baume nieder und entschlief. Ein feindlicher Soldet fand ihn und. war imbegriffe, ihn mit gezücktem Schwerte zu töten. Allein plötzlich kam eine Fliege, setzte sich dem Prinzen auf die Wange und stach ihn so heftig, daß er erwachte. Er sprang auf, zog sein Schwert, und der Soldat entfloh. Der Prinz verbarg sich nun in einer Höhle des Waldes. Eine Spinne spannte in der Nacht ihr Netz vor dem Eingänge der Höhle aus. Am Morgen kamen zwei feindliche Soldaten, die ihn suchten, vor die Höhle. Der Prinz hörte sie mit einander reden. „Sieh," rief der eine, „da hinein wird er sich versteckt haben!" „Nein," sagte der andere, „da drinnen kann er nicht sein; denn beim Hineingehen hätte er ja das Spinngewebe zer- reißen müssen." Als die Soldaten fort waren, rief der Prinz gerührt und mit aufgehobenen Händen: „O Gott, wie danke ich dir! Gestern hast du mir durch eine Fließe und heute durch eine Spinne das Leben gerettet. Wie gut ist alles, was du gemacht hast!" Christoph v. Schmid. 73. Die kluge Versammlung. Einst waren die Mäuse in grosser Not, denn die Katze fing und tötete alle, welche sich sehen liessen. Als nun die Katze eines Tages ausgegangen war, hielten sie eine Ver- sammlung und berieten, wie sie dem Übel Einhalt thun möchten. Aber da, war guter Rat teuer; die erfahrensten Mäuse bedachten sich vergeblich. Endlich setzte sich ein junges Mäuschen auf die Ilinterfüfsehen und sagte: „Ich weiss, wie wir es machen. Wir hängen der Katze eine Schelle um’, dann können wir sie schon von weitem kommen hören und schnell in unsere Löcher fliehen.“ Alle Mäuse riefen: „Das ist ein guter Vorschlag, das wollen wir thun“ und blickten fröhlich umher. Die Freude war aber von kurzer Dauer, denn eine alte Maus erhob sich und sprach: „Ja, wer wird aber der Katze die Schelle umhängen f“ Da riefen alle Mäuse: „Ich nicht! Ich auch nicht!“ Und weil kein Mäuschen verwegen genug war, so blieb es beim alten, und die Katze geht heute noch ohne Schelle. Nach Aesop.

8. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 32

1881 - Danzig : Boenig
32 76. Das Thränenkrüglein. Es war einmal eine Mutter und ein Kind, und die Mutter hatte das Kind, ihr einziges, lieb von ganzem Herzen und konnte ohne das Kind nicht leben und nicht sein. Aber da sandte der Herr eine große Krankheit, die wütete unter den Kindern und erfaßte auch jenes Kind, daß es auf sein Lager sank und zu Tode erkrankte. Drei Tage und drei Nächte wachte, weinte und betete die Mutter bei ihrem geliebten Kinde, aber es starb. Da erfaßte die Mutter, die nun allein ^var auf der ganzen Gotteserde, ein gewaltiger und namenloser Schmerz, und ^ie aß nicht und trank nicht und weinte, weinte wieder drei Tage lang und drei Nächte lang ohne Aufhören und rief nach ihrem Kinde. Wie sie nun so voll tiefen Leides in der dritten Nacht an der Stelle saß, wo ihr Kind gestorben war, thränenmüde und schmerzensmatt bis zur Ohnmacht, da ging leise die Thür auf, und die Mutter schrak zusammen, denn vor ihr stand ihr gestorbenes Kind. Das war ein seliges Engelein geworden und lächelte süß wie die Unschuld und schön wie in Verklärung. Es trug aber in seinen Händchen ein Krüglein, das war schier übervoll. Und das Kind sprach: »O lieb Mütterlein, weine nicht mehr um mich! Siehe, in diesem Krüglein sind deine Thränen, die du um mich vergossen hast; der Engel der Trauer hat sie in dieses Gefäß gesammelt. Wenn du noch eine Thräne um mich weinest, so wird das Krüglein überfließen, und ich werde dann keine Ruhe haben im Grabe und keine Seligkeit im Himmel. Darum, o lieb Mütterlein, weine nicht mehr um dein Kind, denn dein Kind ist wohl aufgehoben, ist glücklich, und Engel sind seine Gespielen." Damit verschwand das tote Kind und die Mutter weinte hinfort keine Thräne mehr, um des Kindes Grabesruhe und Himmelsfrieden nicht zu stören. Ludwig Bechstein. 77. Das Samenkorn. Wer merkt's am Samenkorn so klein, daß drin ein Leben könnte sein? Kaum hab' ich's in das Land gesteckt, da ist auch seine Kraft erweckt; dringt es aus der Erde vor, da steigt es in die Luft empor, da treibt's und wächst und grünt und blüht; da lobt den Schöpfer, wer es sieht. H-y. 78. Der Haushahn. Zwei Räuber stiegen um Mitternacht auf einer Leiter zum Fenster einer Mühle hinein, um den reichen Müller zu berauben. Wie sie nun in dem dunkeln Hausgange leise auf den Zehen

9. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 91

1881 - Danzig : Boenig
91 Du bist ein deutsches Kind, so denke dran! Noch bist du jung, noch ist es nicht so schwer. Aus einem Knaben aber wird ein Mann; das Bäumchen biegt sich, doch der Baum nicht mehr. Sprich ja und nein, und dreh und deutle nicht; was du berichtest, sage kurz und scklicht; was du gelobest, sei dir höchste Pflicht; dein Wort sei heilig, drum verschwend' es nicht! Leicht schleicht die Lüge sich ans Herz heran, zuerst ein Zwerg, ein Riese hintennach; doch dein Gewissen zeigt den Feind dir an, und eine Stimme ruft in dir: „Sei wach!" Dann wach' und kämpf', es ist ein Feind bereit: die Lüg' in dir, sie drohet dir Gefahr. Kind, Deutsche kämpfen tapfer allezeit: du deutsches Kind, sei tapfer, treu und wahr! Roben Keinicr. 173. Die sieben Schläfer. Wenn man schläft, geht einem ja die Zeit fort, man weiß nicht, wo sie hinkommt. Das haben und die Väter vorgebildet in dem, was sie erzählen von den sieben Schläfern, deren gedacht wird den 11. Juli. Das waren sieben Jünglinge zu Ephesus, die, als der Kaiser Decius die Christen aufs grau- samste verfolgte und die Stadt mit Morden erfüllte, in die Höhle eines nahen Berges flohen und daselbst voll Bangens sich ver- borgen hielten, bis sie endlich alle vor übergroßer Traurigkeit entschliefen. Der Kaiser Decius, da er etwas davon sagen hörte, ließ einen großen Stein vor die Höhle wälzen, — sie aber schliefen und merkten davon nichts. Nach 196 Jahren, da mittlerweile das römische Reich christlich geworden, wollte ein Bürger daselbst sich ein Haus bauen und ließ den Stein hinweg nehmen. Da nun der erste Sonnenstrahl in die Höhle fällt, wachen die Sieben auf und beraten sich, und weil sie sehr hungert, soll einer mit Namen Jamblichus heimlich in die Stadt gehen, Brot zu kaufen. Da er herauskommt und sich umsieht, ob kein Verfolger wahr- zunehmen, reibt er sich die Augen; denn es kommt ihm die Gegend ganz anders vor, die Leute gehen auf der Straße und den Feldern ruhig ihrer Arbeit nach, und er meint noch zu träumen. Er kommt an das Thor, sieht ein großes Kruzifix über demselben, erschrickt und will nicht hinein, gehet vor ein anderes, allda findet er desgleichen, dazu auf den Türmen sieht er das Kreuz glänzen. Er gehet wieder zum ersten Thor, gehet hinein unter die Brot- bänke, — es hat sich alles geändert, und in einem Tempel nebenan hört er singen: Te Deum laudamus, „Herr Gott, dich loben wir." Der Bäcker schaut sein Geld an, will's nicht nehmen und

10. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 93

1881 - Danzig : Boenig
93 auf die faule Haut legen, von meinen paar ersparten Groschen mir einige gute Tage machen und es daraus ankommen lassen, ob der liebe Gott etwas beschert sür Weib und Kind, oder ob sie hungern und frieren müssen?" „Das nicht, aber . . . holla. Jack! was ist denn das?" ries plötzlich der Geistliche, ,,wir fahren eben durch die Klippen, und Ihr schaut Euch nicht einmal um danach? Thut Eure Schuldig- keit!" — „Ei," sagte der Matrose gleichgiltig. „das ist Sache des Steuermanns." — „Thut Eure Schuldigkeit. Jack! sage ich noch einmal, und dämmert nicht so vor Euch hin; seht Ihr denn die Klippen nicht! Wir gehen zugrunde, wenn Jhr's so leicht- sinnig mit Eurer Arbeit nehmt." — „Schuldigkeit thun — leicht- sinnig nehmen?" erwiderte der Matrose; „Herr, wie kommt Ihr mir vor? Arbeit' ich nicht aus Leibeskräften? Soll ich vielleicht mit steuern helfen?" — „Freilich, freilich," sagte der Geistliche, „damit es glücklich vorwärts geht." — „Ach, das wäre ja eine unnütze Geschichte. Herr. Jeder thut eben das Seine, dann wird schon alles recht werden; der Steuermann steuert, und ich führe das Ruder. Lw ist's Schisssbrauch!" „Nun nehmt's nur nicht übel, Jack!" erwiderte lächelnd der Geistliche, „im Reiche Gottes ist's eben auch so Brauch. Das Arbeiten ist Eure Sache, das thut aus Leibeskräften und seht da- bei nicht rechts und links! — Die Sorge aber, daß Ihr bei Eurer Arbeit zugrunde gehen und nicht vorwärts kommen möget, die erspart Euch und laßt sie dem, der am Steuer sitzt und von dem geschrieben steht: Alle eure Sorge werfet aus ihn; denn er sorget für euch." Caspau. 175. Hoffnung. Und dräut der Winter noch so sehr mit trotzigen Gebärden, und streut er Eis und Schnee umher, es muss doch Frühling werden. Und drängen die Nebel noch so dicht sich vor den Blick der Sonne, sie wecket doch mit ihrem Licht einmal die Welt zur Wonne. Blast nur, ihr Stürme, blast mit Macht, mir soll darob nicht bangen; auf leisen Sohlen über Nacht kommt doch der Lenz gegangen. Da wacht die Erde grünend auf, weiss nicht wie ihr geschehen, und lacht in den sonnigen Himmel hinauf und möchte vor Lust vergehen.
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