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Hause; sie hatte das Maul voll frischer Hollunderzweige
und freute sich im voraus darüber, wie ihren Böckchen
die Blätter schmecken würden. Wie sehr crschrack sie da-
her, als sie schon von fern das Blut vor der Stattthür
sah! Ach, meine Kinderchen, hob sie an zu schreien, und
ließ den Hollunder fallen. Die Böckchen aber riefen:
„Kommst du, Mütterchen? kommst du?" und sogleich öff-
neten sie die Stallthür. Die alte Ziege trat taumelnd vor
Schrecken und Freude herein. Kinder, Kinder, rief sie
aus, woher kommt das Blut vor dem Stalle? Ich glaubte
schon, der Wolf habe euch erwürgt. -- Die Böckchen er-
zählten nun Alles, was vorgegangen war. Seht ihr,
liebe Kinder, sagte zuletzt die Mutter, wie gut es ist, wenn
man den Aeltern folgt? Wäret ihr nicht im Stalle ge-
blieben, oder hättet ihr ihn unvorsichtig geöffnet, so wäret
ihr beide nun todt. Doch vor Schrecken hab' ich ja die
schönen Hollunderzweige fallen lassen, die ich euch mitge-
bracht habe. — Sie ging, holte die Zweige und theilte
sie mit den Worten aus: Esset nun, und laßt es euch
wohlschmecken nach der Gefahr, der ihr durch Gehorsam
entgangen seid!
14. Das mllchweiße Mäuschen.
Ein milchweiß Mäuschen war einmal
Von einer großen Mäusezahl
Die einz'ge ihrer Art.
Ihr Fellchen war dem Atlas gleich.
So glatt, so schimmernd und so weich,
Sic selbst nur klein und zart.
Kind, sprach die Mutter einst zu ihr,
Noch kennst du nicht das böse Thier,
Die Katze, unsern Feind;
Sie lau'rt auf uns in finst'rer Nacht;
Dein Fell ist weiß, nimm dich in Acht!
Mein Rath ist gut gemeint.
Auch vor der Eule hüte dich!
Dir fehlt Erfahrung, wie man sich
Gefahren klug entzieht. —
Das Mäuschen dünkt sich klug und spricht:
O Mutter, sorgt für mich nur nicht!
Ich weiß wie man entflieht.
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17. Die Wohlthat.
"Hast du wohl einen größeren Wohlthäter unter den
Thieren, als mich?" fragte die Biene den Menschen. —
„Allerdings," erwiederte dieser. — „Und wen?" — Das
Schaf; denn seine Wolle ist mir nothwendig; dein Honig
hingegen ist mir nur angenehm."
18. Die Biene und die Bremse.
Eine Bremse war einst die Zuschauerin der Arbeit meh-^
rerer Bienen. "Hm!" fing sie endlich an zu summen, "was
das doch für ein steifes, gezwungenes, langsames Geschäft
ist! Wozu nützt es, Alles so abzuzirkeln, so sorgfältig
einzutheilen und so rein zu machen? Ihr würdet zehnmal
ein- und ansflicgen können in der Zeit, die ihr mit dieser
nnnöthigen Ordnung verliert."
„Störe uns nicht!" antwortete eine Biene, „Unordnung
scheint zu fördern und ist am Ende der größte Zeitverlust.
Aber die Hälfte seiner Arbeit hat derjenige gethan, der sich
an Ordnung gewöhnt."
19. Der Halm und die Aehre.
Mit stolz gehobner Stirn und nicht durch Last gedrückt
Sprach einst ein leerer Halm zu einer vollen Aehre:
„Wie kommt es, daß dein Haupt so nach dem Boden
nickt?" —
Sogleich versetzte sie dem Brüderchen zur Lehre:
„Ich stünde freilich nicht so tief herabgebückt,
Wenn ich so leer wie du in meiner Stirne wäre."
20. Der Hund und die Kuh.
Ein Spitz hielt Mittagsruh
Auf einem weichen Bunde
Von Grmnmet. Eine Kuh
Schlich hungrig sich hinzu.
Kaum zeigt sie sich dem Hunde,
So bellt er wild sie an,
Und wehrt ihr, sich zu nahn.
„Das Heu kann dich nicht nähren,
Sprach sie voll Traurigkeit,
14
Der packt es bei dem Schopfe und zieht es denn heraus,
Vom Fuße bis zum Kopfe wie eine Wassermaus.
Das Büblein hat getropfet; der Vater hats gektopfet
Zu Haus.
27. So geht Gewalt vor Recht.
Es gesellten sich ein Rind, eine Ziege und ein Schaf
zu einem Löwen, und zogen mit einander auf die Jagd
in einen Forst. Da sie nun einen Hirsch gefangen und
in vier Theile getheilt hatten, sprach der Löwe: Ihr wisset,
daß ein Theil mein ist, als eurem Gesellen; der andre
aber gebührt mir als einem König unter den Thieren;
den dritten will ich haben darum, daß ich stärker bin und
mehr darum gearbeitet habe, denn ihr alle drei ; wer aber
den vierten haben will, der muß ihn mir mit Gewalt
nehmen. Also mußten die drei für ihre Mühe das Nach-
sehen und den Schaden haben.
Fahre nicht zu hoch; halte dich zu deinesgleichen. Mit
großen Herren ist nicht gut Kirschen essen.
28. Hüte dich, daß du in keine Sünde
willigest.
Gegen das Ende meines 6. Jahres stand ich an einem
Sonntag Nachmittag auf dem kleinen Berge vor der
Kirche meiner Vaterstadt; da zog ein Schwarm fröhlicher
Buben an mir vorüber, welche sagten: Komm, Heinrich,
geh mit uns, wir holen uns Narzissen. Das ließ ich mir
nicht zweimal sagen; ich lief, von einem der größeren an
der Hand geführt, mit den Buben fort. Wir zogen von
einem Garten in den andern; endlich, durch eine Oeffnung
im Zaune kriechend, gelangte der schreiende Zug in den
Garten des Seilers, worinnen hie und da unter den Aepfel-
bäumen die schöne gelbe Narzisse in Menge wuchs. Wir
pflückten uns ab nach Herzenslust; und da einige der
Buben mit für mich abpflückten, andere mir von ihrem
Strauße schenkten, kam ich, fröhlich wie ein Sieger über
Zehntausend, gegen Abend mit einem Büschel Blumen, den
ich kaum tragen konnte, wieder zu Hause an.
Die Mutter sah mich ernst an: Wo hast bu die Blu-
men her, Heinrich? — Wir haben sie uns in Seilers
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Heinrich
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Bei dem luftigen Spiele
. Iw der Kinder Gewühle
Lach' und spring' ich dahin;
Blumige Wiesen und Felder,
Schattige Büsche und Wälder
Alles ergötzet so herrlich den Sinn.
Zu der Jugend Geschäfte
Gibt der Schöpfer mir Kräfte;
Möcht' ich, möcht' ich auch nun
Weisheit lernen und lieben,
Fleiß und Beharrlichkeit üben
Und mit Freuden das Gute thun.
Schmücket Weisheit und Tugend
Meine fröhliche Jugend,
Dann erst wird sie mir Glück;
Einst, als Greis, an dem Stabe,
Einst am friedlichen Grabe
Schau ich dann noch mit Lust zurück.
3. Knabe und Hündchen.
K. Komm nun, mein Hündchen, zu deinem Herrn,
ordentlich grade sitzen lern.
H. Ach, soll ich schon lernen und bin so klein,
o laß es doch noch ein Weilchen sein!
K. Nein, Hündchen, es geht am besten früh,
denn später macht es dir große Müh'.
Das Hündchen lernte; bald war's geschehn,
da konnt es schon sitzen und aufrecht gehn,
getrost ins tiefste Wasser springen
und schnell das Verlorne wieder bringen.
Der Knabe sah seine Lust daran,
lernt' auch und wurde ein kluger Mann.
4. Kind und Schwalbe.
K. Schwälbchen, du liebes, nun bist du ja
wieder von deiner Wandrung da.
Erzähle mir doch: wer sagte dir,-
daß es wieder Frühling würde hier?
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will sie doch gleich einmal Prokuren
und ein wenig herum spazieren.
Wenn es nur gleich die Leute wüßten,
wie die sich wohl verwundern müßten!"
Doch stille, da rauscht'ö hinterm Busche dort,
Der Jager ist es. „Nun Aeffchen fort,
geschwinde zieh deine Stiefeln ans
und nimm ans jenen Baum Reißaus!
O wehe, nun merkst du's, sie kleben an,
nun hat dich erhascht der böse Mann."
8. Kind und Taube.
K. Taube, wie muß dir das wehe thun
zupfst aus der Brust die Federn nun.
T. Thut es auch weh, ich freu mich dran,
daß ich ein Bettchen machen kann,
drinnen die Täubchen, mein Vergnügen,
können recht warm und weich dort liegen.
Da denkt bei sich selber gleich das Kind:
„Wie die Taube, so alle Mütter sind,
und sorgen treulich für ihre Kleinen,
daß sie nicht dürfen frieren noch weinen.
So thut auch meine Mutter an mir,
das allerbeste hab' ich von ihr."
9. Fuchs und Ha hu.
F. Wer räth mir ein Räthsel? Wer ist so klug?,
H. Komm, sag' mirs, ich habe Verstand genug.
F. Einen Kopf hat er voll von Hinterlist,
eine Schnauze, die gern was Gutes frißt,
Jetzt kommt er gesprungen und packet dich.
H. O weh mir Armen! jetzt frißt er mich.
Der arme Hahn! er sollte sich wahren;
das gar zu gescheidt sein bringt Gefahren;
er kannte den Fuchs, er hätte nicht sotten
ihm sein Räthsel rathen wollen.
Run hat's ihn gereut zu tausend Malen,
nun muß er's mit seiner Haut bezahlen.
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31
Erde reget und beweget sich, von dem erstell Schöpfungs-
tage an bis auf die heutige Stunde. Auch wird dies Be-
wegen und fröhliche Leben fortdauern bis ans Ende der
Welt; denn es ist Gott dieß Leben angenehm, und wie
die Freude das Herz dem Menschen hüpfen macht, so
hüpfet der Engel Schaar bei der Freude der Schöpfung.
So ist denn überall fröhliches Leben und Bewegen, und
Alles, was sich reget in wahrer Freude, reget sich Gott
zu Ehren, und darin ist keine Sünde. Darum wohnet
auch darin keine Sünde, wenn Jungen mit einander lustig
sind und im frohen und muntern Spiel sich ihres Lebens
freuen. Es stehet dem Knaben wohl an, wenn er auf
blankem Eise wie ein Vogel dahin fliegt, wenn er muthig
eine Höhe erklettert, über Flüsse schwimmt und rüstig sich
tummelt. Dem alten Manne nur geziemet es, hinter dem
Ofen sich zu hegen tut Winter; aber der Knabe soll sich
an Kälte gewöhnen, damit er als Mann auch im Winter
ein Mann sei.
49. Der Mops und der Mond.
Es war einmal ein dicker fetter Mops,
Der ging, wie Möpse thun, auf allen Nieren
Bei hellem Mondschein einst spazieren;
Da kam ein Graben in die Quer, und — hops!
Sprang Euch der dumme, fette Mops —
Hinüber meint Ihr? — Nein! —
Er sprang zu kurz, und fiel hinein,
Von wegen seiner schweren Masse.
Und als er endlich der Gefahr,
Da zu ersaufen, ledig war,
So stellt' er sich recht mitten auf die Gasse,
Und fängt Euch da ein Schelten an,
Daß man sein eigen Wort nicht hören kann.
Es sollte aber dieses Schelten —
Was meint Ihr wohl? — dem Monde gelten!
Und der hat ihm doch Nichts gethan.
Er schalt ihn aber Bärenhäuter,
Ochs, Esel, Schlingel und so weiter.
Der Mond — nicht wahr, der schalt doch wieder?
O nein! — sah lächelnd auf den Hund hernieder,
Und fuhr, als Zings ihn gar nichts an,
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35
Ihr müßt ihn zieh'n und lenken.
So hat die Sonne nicht Verstand,
Weiß nicht, was sich gebühret;
Drum muß Wer sein, der an der Hand
Als wie ein Lamm sie führet.
Und der hat Gutes nur im Sinn,
Das kann man bald verstehen;
Er schüttet seine Wohlthat hin
Und lässet sich nicht sehen;
Und hilft und segnet für und für
Gibt jedem seine Freude,
Gibt uns den Garten vor der Thür
Und unsrer Kuh die Weide;
Sieht Alles, was ihr thut und denkt,
Hält euch in seiner Pflege;
Weiß, was euch freut und was euch kränkt,
Und liebt euch alle Wege.
Das Sterncnheer hoch in der Höh',
Die Sonne, die dort glänzet,
Das Morgenroth, der Silber-See,
Mit Busch und Wald umkränzet,
Dieß Veilchen, jener Blüthenbaum,
Der seinen Arm ausstrecket,
Sind, Kinder, seines Kleides Saum,
Das ihn vor uns bedecket:
Ein Herold, der uns weit und breit
Von ihm erzähl' und lehre,
Der Spiegel seiner Herrlichkeit
Der Tempel seiner Ehre;
Ein mannigfaltig groß Gebäu,
Durch Meisterhand vereinet.,
Wo seine Lieb' und seine Treu'
Uns durch die Fenster scheinet.
Er selbst wohnt unerkannt darin
Und ist schwer zu ergründen.
Seid fromm und sucht von Herzen ihn,
Ob ihr ihn möget finden!
54. Der nackte Sperling.
Eines Tages war Karoline auf dem Hofe und spielte.
Da bewegte sich Etwas nicht weit von ihr. Als sie näher
3*
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72
Endlich hörte er von einem Arzte, der hundert Stunden
weit von ihm entfernt wohnte, der wäre so geschickt, daß die
Kranken gesund würden, wenn er sie nur recht anschaue, und
der Tod ginge ihm aus dem Wege, wo er sich sehen lasse.
Zu dem Arzt faßte der Mann ein Zutrauen und schrieb ihm
seinen Umstand. Der Arzt merkte bald, was ihm fehle,
nämlich nicht Arznei, sondern Mäßigkeit und Bewegung,
und sagte: „Wart', dich will ich bald geheilt haben." —
Deßwegen schrieb er ihm ein Brieflein folgenden Inhalts:
„Guter Freund! Ihr habt einen schlimmen Umstand; doch
wird Euch zu helfen sein, wenn Ihr folgen wollt. Ihr habt
ein böm'thier im Bauch, einen Lindwurm mit sieben
Mäul/rn. Mit dem Lindwurm muß ich selber reden und Ihr
müßt zu mir kommen. Aber fürs erste dürft Ihr nicht fahren
oder auf dem Rößlein reiten, sondern auf des Schuhma-
chers Rappen; sonst schüttelt Ihr den Lindwurm, und er
beißt Euch die Eingeweide ab, sieben Därme auf^ einmal
ganz entzwei. Fürs andere dürft Ihr nicht mehr essen, als
zweimal des^Tagee einen Teller voll Gemüse, Mittags
ein Bratwürstlein dazu und des Abends ein Ei, und am
Morgen ein Fleischsüpplein mit Schnittlauch darauf. Was
Ihr mehr esset, davààrd nur der Lindwurm größer, also,
daß er Euch die Hmrerdiuckl, und der Schneider hat
Euch nimmer viel anzumessen^ aber der Schreiner (Tisch-
ler). Dieß ist mwßrglb, und wenn Ihr nicht folgt, so
hört Ihr im astveim^Frühsahr den Kuckuk nimmer schreien.
Thut, was Ihr wollt!"
Als der Patient W mit sich reden hörte, ließ er sich so-
gleich am andern Morgen die Stiefeln wichsen und machte
sich auf den Weg, wte ihm der Doktor befohlen hatte. Den
ersten Tag ging es so langsam, daß wohl eine Schnecke
hätte können sein Borreiter sein,- und wer ihn grüßte,
dem dankte er nicht, und wo ein Würmlein auf der Erde
kroch, das zertrat er. Aber schon am zweiten und am
dritten Morgen kam cs ihm vor, als wenn die Vögel schon
lange nicht so lieblich gesungen hätten wie heute, und der
Thau schien ihm so frisch und die Kornrose im Felde so
roth, und alle Leute die ihm begegneten, sahen so freundlich
aus, und er auch, und alle Morgen, wenn er aus der
Herberge ging, war's schöner, und er ging leichter und
munterer dahin; und als er am 18. Tage in der Stadt
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Die junge Maus.
Was wird sie mir denn thun? Welch ehrliches Gesicht!
Die Katze.
Komm, kleines Närrchen, komm!
Die junge Maus.
Ach, Mutter, hilf! O weh!
Sie würgt mich! Ach, die garstige!
Die alte Maus.
Nun ist's zu spät, nun dich das Unglück schon betroffen.
Wer sich nicht rathen läßt, hat Hülfe nicht zu hoffen.
56. Die Pfirsiche.
Ein Landmann brachte aus der Stadt fünf Pfirsiche
mit, die schönsten, die man sehen konnte. Seine Kinder
aber sahen diese Frucht zum ersten Mal. Deßhalb wun-
derten und freuten sie sich sehr über die schönen Aepfel mit
den röthlichen Backen und zartem Pflaum. Darauf vertheilte
sie der Vater unter seine vier Knaben und eine erhielt
die Mutter. Am Abend, als die Kinder in das Schlaf-
kämmerlein gingen, fragte der Vater: „Nun, wie haben
euch die schönen Aepfel geschmeckt?"
Herrlich, lieber Vater, sagte der Aelteste. Es ist eine
schöne Frucht, so säuerlich und so sanft von Geschmack.
Ich habe mir den Stein sorgsam bewahr: und will mir
daraus einen Baum erziehen.
Brav! sagte der Vater, das heißt haushälterisch auch
für die Zukunft gesorgt, wie es dem Landmann geziemt! —
Ich habe die meinige sogleich aufgegeffen, rief der Jüngste,
und den Stein fortgeworfen, und die Mutter hat mir die
Hälfte von der Ihrigen gegeben. O, das schmeckte so süß
und zerschmilzt einem im Munde —
Nun, sagte der Vater, du hast zwar nicht sehr klug,
aber doch natürlich und nach kindlicher Weise gehandelt.
Für die Klugheit ist auch noch Raum genug im Leben.
Da begann der zweite Sohn: Ich habe den Stein, den
der kleine Bruder fortwarf, gesammelt und aufgeklopft. Es
war ein Kern darin, der schmeckte so süß, wie eine Nuß.
Aber meine Pfirsich hab' ich verkauft und so viel Geld da-
für erhalten, daß ich, wenn ich nach der Stadt komme,
wohl zwölfe dafür kaufen kann.
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Thierchen. Nachbars Christel hat sie mir geschenkt. Er
hat sie auf seinein Saale gefangen" Mutter Ach so;
und der hat dir das Vögelchen gegeben, daß du cs besehen
sollst und sollst es dann wieder fliegen lassen. Emmerich.
Nein, Mutter, nicht fortfliegen lassen; ich will es behalten.
Ich habe einen Käfig auf dem Boden, in den will ich
das Vögelchen Hineinsetzen und ihm Brod und Semmel
geben.
Mutter. Wird'- schwerlich fressen. Diese Vögelchen
fangen sich Fliegen und Mucken und andere kleine Thier-
chen. Und wenn du ihm die auch geben wolltest, es wird
sie doch nicht fressen wollen; es wird traurig fein, weil es
eingesperrt ist. Und dann denke einmal, lieber Emmerich,
vielleicht hat das Vögelchen feine Kinder im Neste; wie
werden die auf die Mutter, oder auf den Vater warten,
und nun kann es ihnen nichts bringen; da müssen sie
verhungern.
Ach, Mutter, sagte Emmerich, das hatte ich nicht be-
dacht. Nein, die armen Kleinen sollen nicht verhungern,
Da, flieg, sagte er, indem er das Fenster aufmachte, und
suche Futter für deine Kinderchen.
Die Mutter lobte ihren Emmerich. Sieh, sagte sie,
hier am Hause ist eilt Schwalbennest mit fünf Jungen;
es wird dir gewiß mehr Freude machen, wenn du dich
zuweilen hinstellest und siehest, wie die Alten den Jungen
das Futter zutragen, und wie diese alle die kleinen schwar-
zen Köpfchen herausstecken, wenn die Aeltern kommen, und
wie jedes dann eine Fliege oder Wespe empfängt, oder
was sie sonst gefunden haben.
Aber, Mutter, fragte Emmerich, wenn nun die Thier-
chen keine Jungen haben, da schadct's ihnen ja nicht,
wenn man sie fängt; sie werden ja doch gefüttert. —
Kind, antwortete ihm die Mutter, wenn dich nun Jemand
in ein Haus einsperren wollte und wollte dir alle Tage
Torte und Kuchen und Gebackenes geben, aber du solltest
nicht hinaus, du solltest deinen Garten nicht sehen, keine
kleine Spielgesettschafter haben, keinen Menschen sprechen,
du könntest nirgends hin. — O Mutter, rief Emmerich,
da wär' ich gewiß sehr traurig. Ach den armen Thierchen
wird es gewiß auch so sein, wenn sie eingesperrt werden.
Nein, Mutter, niemals will ich ein Thier einsperren.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
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