14
Der packt es bei dem Schopfe und zieht es denn heraus,
Vom Fuße bis zum Kopfe wie eine Wassermaus.
Das Büblein hat getropfet; der Vater hats gektopfet
Zu Haus.
27. So geht Gewalt vor Recht.
Es gesellten sich ein Rind, eine Ziege und ein Schaf
zu einem Löwen, und zogen mit einander auf die Jagd
in einen Forst. Da sie nun einen Hirsch gefangen und
in vier Theile getheilt hatten, sprach der Löwe: Ihr wisset,
daß ein Theil mein ist, als eurem Gesellen; der andre
aber gebührt mir als einem König unter den Thieren;
den dritten will ich haben darum, daß ich stärker bin und
mehr darum gearbeitet habe, denn ihr alle drei ; wer aber
den vierten haben will, der muß ihn mir mit Gewalt
nehmen. Also mußten die drei für ihre Mühe das Nach-
sehen und den Schaden haben.
Fahre nicht zu hoch; halte dich zu deinesgleichen. Mit
großen Herren ist nicht gut Kirschen essen.
28. Hüte dich, daß du in keine Sünde
willigest.
Gegen das Ende meines 6. Jahres stand ich an einem
Sonntag Nachmittag auf dem kleinen Berge vor der
Kirche meiner Vaterstadt; da zog ein Schwarm fröhlicher
Buben an mir vorüber, welche sagten: Komm, Heinrich,
geh mit uns, wir holen uns Narzissen. Das ließ ich mir
nicht zweimal sagen; ich lief, von einem der größeren an
der Hand geführt, mit den Buben fort. Wir zogen von
einem Garten in den andern; endlich, durch eine Oeffnung
im Zaune kriechend, gelangte der schreiende Zug in den
Garten des Seilers, worinnen hie und da unter den Aepfel-
bäumen die schöne gelbe Narzisse in Menge wuchs. Wir
pflückten uns ab nach Herzenslust; und da einige der
Buben mit für mich abpflückten, andere mir von ihrem
Strauße schenkten, kam ich, fröhlich wie ein Sieger über
Zehntausend, gegen Abend mit einem Büschel Blumen, den
ich kaum tragen konnte, wieder zu Hause an.
Die Mutter sah mich ernst an: Wo hast bu die Blu-
men her, Heinrich? — Wir haben sie uns in Seilers
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Heinrich
46
Du hast das nicht, was Andre haben,'
Und Andern mangeln deine Gaben;
Aus dieser Unvollkommenheit
Enspringet die Geselligkeit.
Wenn jenem nicht die Gabe fehlte,
Die die Natur für mich erwählte:
So wird er nur für sich allein
Und nicht für mich bekümmert sein.
Beschwer' die Götter nicht mit Klagen!
. Der Vortheil, den sie dir versagen,
Und jenem schenken, wird gemein;
Wir dürfen nur gesellig sein.
63. Eine sonderbare Danksagung.
Ein reicher, angesehener Chinese war darauf stolz, daß
er ein Kleid trug, welches mit den kostbarsten Edelgesteinen
überall besetzt war.
Ein alter und schlecht gekleideter Bonze (so nennt man
die Geistlichen in China) folgte ihm durch verschiedene
Gassen, neigte sich oft vor ihm bis zur Erde und dankte
ihm zu wiederholten Malen wegen seiner Edelsteine.
„Mein Freund," antwortete der Reiche, „ich habe dir
nie Edelsteine gegeben."
„Ganz recht!" fuhr der Bonze fort, „aber ihr gebt
mir Gelegenheit, sic zu sehen, und einen andern Gebrauch
könnt ihr doch auch nicht davon machen. Es ist also zwi-
schen uns kein Unterschied, als daß ihr die Mühe habt, sie
zu tragen und zu verwahren, und diese Bemühung wünsche
ich mir nicht."
64. Der Kuhhirt.
Ein Knabe weidete ein Rind auf einem Grasplatze
neben einem Garten. Als er nun in die Höhe sah nach
einem Kirschbaum, bemerkte er, daß einige reife Kirschen
auf demselben saßen; die glänzten ihm röthlich entgegen,
und es gelüstete ihn, sie zu pflücken. Da ließ er das
Thier allein und kletterte auf den Baum.
Die Kuh aber, da sie den Hirten nicht sah, ging davon
und brach in den Garten und fraß Blumen und Kräuter
nach ihrem Gelüste, anderes zertrat sie mit ihren Füßen.
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89
Er geht dem Laute nach und sieht
Den Räuber blutend und verloren,
Wenn niemand rettet. Hoch entglüht
Von Menschlichkeit und Tugend springet
Er muthig in den Sumpf und zieht
Selbst seinen Mörder an das Land; er ringet
Jbm Haar' und Kleider aus, und jagt
Die Hunde fort; worauf er endlich fragt:
Was that ich dir, daß du mich schlugst
Und friedlich nicht ein klein Geschenk von mir
Zurück in deine Hütte trugst? —
„Mitleiden!" sprach der Räuber hier;
„Ich that's, weil mir der höchste Grad der Noth
Die Wahl nur ließ von mein' und deinem Tod."
Ich könnte, sprach der edle Fleischer hier, .
Ich könnte jetzt, auf Tod und Leben,
Dich den Gerichten übergeben;
Doch, armer Mann, Verzeihung dir
Nimm diesen blanken Thaler hier,
Und ruhig eil' dann fort von mir!
Kein Mensch soll wissen, was sich hier begeben.
106. Die S chafe.
Ein junger Schäfer hütete im Gebirge seine Schafe.
Eines Tages saß er auf einem Felsenstücke in dem Schatten
einer Tanne, schlief ein und wankte und nickte im Schlafe
beständig mit vorwärts hängendem Kopfe. Ein Schafbock,
welcher nicht fern von ihm graste, meinte, der Schäfer
fordere ihn zum Zweikampf heraus und wolle mit ihm sto-
ßen. Er nahm daher eine drohende Stellung, ging, um
einen rechten Anlauf zu nehmen, einige Schritte rückwärts,
rannte dann auf den Schäfer zu und versetzte ihm einen ge-
waltigen Stoß. Der Schäfer, der sich aus seinem süßen
Schlummer so unsanft aufgeweckt sah, gerieth in Zorn, sprang
auf, packte den Bock mit beiden Fäusten und schleuderte ihn
in den nahen Abgrund. Als dieses die Schafe sahen, spran-
gen sie alle, wohl ihrer hundert, dem Bocke nach und
wurden an den Felsen jämmerlich zerschmettert. Der Schä-
fer aber raufte sich verzwcissungsvoll die Haare aus.
Die Geschichte von der unglücklichen Schafheerde wurde
in dem ganzen Gebirge bekannt. Ein alter Schäfer, welcher
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60
stört, der sündigt hart und wird der Strafe nicht entgehen."
Da ergriff Herrmann die Hand seines Vaters und sprach:
"Das will ich nicht thun, Vater! ich will keine Bäume
beschädigen, aber pflanzen will ich, und ihrer pflegen mit
Sorgfalt, daß sie recht schöne Bäume werden, unter deren
Schatten sich Vögel und Menschen erfreuen, auch müde
Wanderer erquicken; und das ist gewiß Gottes Wille.
84. Frühlingsliedcheu.
Die Luft ist blau, das Thal ist grün,
Die kleinen Maienglocken blühn
Und Schlüsselblumen drunter;
Der Wiesengrund
Ist schon lang bunt
Und malt sich täglich bunter.
Drum komme, wem der Mai gefall:,
Und freue sich der schönen Welt
Und Gottes Vatergüte,
Die diese Pracht
Hervorgebracht,
Den Baum und seine Blüthe.
85. Der muntere Seifensreder.
Johann, der muntre Seifensieder,
Erlernte viele schöne Lieder
Und sang mit unbesorgtem Sinn
Den Tag bei seiner Arbeit hin.
Zu schmausen hatt' er oft nur wenig,
Doch war er froher als ein König,
Und seiner hellen Stimme Kraft
Durchdrang die ganze Nachbarschaft.
Man horcht, man fragt: wer singt schon wieder?
Johann, der muntre Seifensieder..
Es wohnte neben diesem an
Ein reicher, fauler, feister Mann,
Der, prassend, oft die halbe Nacht durchwachte
Und dann zur Nacht den lichten Morgen machte;
Doch schloß er kaum die Augen zu,
So stört ihn schon in seiner Nuh
Durch seine frohen Morgenlieder
Johann, der muntre Seifensieder.
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Extrahierte Personennamen: Herrmann Johann Johann Morgenlieder
Johann Johann
170
überhaupt die Bemerkung gemacht, daß grade die See-
schnecken, die am schönsten bunt gemalt und glatt sind, und
durch ihr äußeres Ansehen am meisten an sich locken, ein
schädliches und giftiges Fleisch in sich führen; die aber, die
knorzig und höckerig und von Farbe am unscheinbarsten sind,
enthalten ein wohlschmeckendes und gesundes Fleisch. Da
will uns denn die Natur auch, wie sie gar oft thut, lehren,
daß auf den äußeren Schein nicht so gar viel zu halten sei.
Der Hund eines Hirten, sagt man, hat in der stacheli-
gen Purpurschnecke, die in großer Menge an den Küsten-
gegenden des adriatischen und Mittelmeeres vorkommt, den
Purpur entdeckt, der bei den alten Völkern eine so gar
x hochgeachtete Farbe war. Der Hund hatte eine solche
Schnecke zerbissen- und war *mtf einmal an der Schnauze
schön roth gefärbt. Der Hirt dachte, es wäre Blut, wischte
es mit Wolle ab, und die Wolle wurde so dauerhaft pur-
purroth gefärbt, und jeden Tag immer schöner, daß der
Hirt ganz aufmerksam wurde, und die Entdeckung des Pur-
purs in der Stachelschnccke machte. Dieser färbende Saft
findet sich fast bei allen Schneckenarten in einem kleinen
Deutschen am Halse; nur hat er bei der einen eine schönere
Farbe, als bei der andern, sieht öfters anfangs, wenn er
herausfließt, gräulich aus, und wird dann erst roth. Da
auch in jeder Purpurschnecke nur etliche Tröpflein sind, ge-
hörte eine ungeheure Menge dazu, um ein Kleid damit zu
färben; und eine solche Purpurfarbe war höchst theuer. Die
Leute bezahlten das aber doch gern; denn Viele haben die
rothe Farbe ganz besonders lieb, obgleich man bemerkt hat,
daß sie für Menschen und Thiere etwas Feindliches und Er-
schreckendes hat, und z. B. ein Regiment roth gekleideter Solda-
ten auf Indianer einen viel furchtbareren Eindruck mache,
als ein Regiment grün gekleideter. Aber manche Menschen,
und besonders die schwächsten, wollen gar gern ein Ansehen
über Andere haben und gefürchtet sein.
167. Der Ameisenlöwe
ist etwa so groß wie eine Erbse, und sieht freilich keinem
Löwen gleich, wohl aber einer Wanze. Er macht, sobald
er aus dem Ei geschlüpft ist, in feinem Sande eine Grube,
die einem Trichter gleich sieht, und fast so rund ist, als
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251
lieh durch Erkältung in einem Flusse (1190) : da
schwand mit dem Haupte des Ganzen auch die Einig-
keit der Glieder. Grosse Noth kam über die Pilger,
die sich meist zerstreuten ; den Rest führte des gros-
sen Kaisers edler Sohn, der Herzog Friedrich von
Schwaben, vor Ptolomais oder Akko, wo sich die
Franzosen und Engländer, .die zur See ankamen, mit
ihnen vereinigten. In glorreichen Kämpfen zeigte
sich hier der ritterliche Geist der Franken (so heissen
im Morgeulande alle Abendländer) in glänzendem
Lichte, vor Allen des Königs Richard Löwenherz,
dem sein würdiger Gegner Saladin an Grossmuth,
Frömmigkeit und ritterlicher Tapferkeit nicht nach-
stand. Aber Eifersucht und Zwist zwischen Franzo-
sen, Engländern und Deutschen vereitelten auch hier
einen bessern Erfolg. Der König Philipp kehrte zu-
rück, und betrug sich feindlich gegen Richards Staa-
ten. Da schloss dieser Waffenstillstand mit Saladin,
und eilte zur Vertheidigung nach Europa zurück
(1192), ward aber in Oesterreich von dem Herzoge
Leopold, den er gekränkt hatte, gefangen genom-
men, und an mehreren Orten Deutschlands in langer
Haft gehalten. Die Eroberung von Ptolemais und die
Behauptung einiger Küstenstriche waren die einzigen
Früchte dieses dritten Kreuzzuges.
Ebenso blieb auch der vierte grosse Zug ohne Er-
folg ; erfolgreicher war der Zug, den der Kaiser
Friedrich Ii., obgleich vom Kirchenbann gedrückt,
1229 unternahm. Er brachte durch Vertrag Jerusa-
lem und die heiligen Oerter wieder in die Hände der
Christen, und nannte sich König von Jerusalem.
Dieser Titel verblieb von nun an den deutschen Kai-
sern, obgleich Jerusalem schon 1244 ; wieder an die
Sarazenen kam. Der letzte Kreuzzug ward von dem
ritterlichen und frommen König Ludwig Ix. oder
'Heiligen von Frankreich 1248 unternommen. Er
wollte vorerst Aegypten erobern, um das Unterneh-
men zu sichern, ward aber in dem durchschnittenen
Lande irre geführt, geschlagen und gefangen. Als
er sich gelösel. starb er auf einem Zuge gegen Tunis
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_von
Schwaben Friedrich Richard_Löwenherz Philipp Philipp Richards Leopold Leopold Friedrich_Ii Friedrich Ludwig_Ix Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Akko Morgeulande Franzo- Europa Oesterreich Deutschlands Jerusalem Jerusalem Frankreich
97
ein Narr kaum durch seinen eigenen. Ich kenne Leute, wel-
che selbst hungern und ihren eigenen Kindern das Brod
entziehen, um sich das nöthige Geld für ein unnöthiges
schönes Kleid zu ersparen. Seide und Sammt löschen
aber das Feuer in der Küche aus. Dahin ist es gekom-
men, daß der erkünstelten Bedürfnisse mehr sind, als der
natürlichen. Durch solche und . ähnliche Thorheiten sind
reiche und vornehme Leute an den Bettelsack gekommen
und genöthigt worden, die um Hülfe anzusprechen, auf
welche sie früher hochmüthig herabgesehen haben, die aber
durch Fleiß und Sparsamkeit zu Vermögen und Ansehen
gekommen sind. Der alte' Richard sagt: Ein Bauer auf
den Füßen ist besser, als ein Edelmann auf den Knieen.
Mancher, der am meisten klagt, hatte ein artiges Vermö-
gen geerbt; er vergaß aber, wie er dazu gekommen, und
dachte: es ist Tag, es wird niemals Nacht werden. Eine
kleine Ausgabe in einem so großen Vermögen konunt nicht
in Betracht, aber wie der arme Richard sagt: Wenn man
immer aus dem Mehlfasse nimmt und nicht wieder hin-
einfüllt, so kommt man bald auf den Boden. Wenn der
Brunnen trocken ist, schätzt man erst das Wasser Wollt
ihr wissen: was das Geld werth ist, so geht hin und borgt.
Sorgen folgt auf Borgen, sagt Richard. Hast du ein schö-
nes Stück ins Haus gekauft, so mußt du noch zehn dazu
kaufen, damit Alles zusammen paßt. Der alte Richard
sagt: Es ist leichter dem ersten Gelüste zu widerstehen,
als allen folgenden, und der Arme, welcher dem Reichen
nachäfft, ist eben so lächerlich, als der Frosch, welcher sich
aufblies, um so groß zu werden, als der Stier. Große Schiffe
können sich ins weite Meer wagen; kleine Fahrzeuge müs-
sen sich am Ufer halten. — Welche Thorheit, der entbehr-
lichsten Dinge wegen, Schulden zu machen! W r sich in
Schulden steckt, gibt Andern ein Recht über seine Freiheit.
Könnt ihr zur gesetzten Frist nicht bezahlen, so werdet ihr
euch schämen, wenn euer Gläubiger euch begegnet. Ihr
werdet ängstlich sein, wenn ihr mit ihm sprecht und elende
Entschuldigungen herstammeln. Nach und nach werdet ihr
Treu und Glauben verlieren, das Schamgefühl schwächen,
und euch gar durch grobe und niederträchtige Lügen ent-
ehren. Ein rechtschaffener Mann sollte jedem ohne Furcht
ins Gesicht sehen können; verschuldete Armuth aber raubt
Fischrr's Ltsestücke. 7
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Extrahierte Personennamen: Richard Richard Richard
187
Die Eingebornen führen daher gemeiniglich einen kleinen
ledernen Beutel mit Cocablättern, und eine kleine Calebaffe
mit Kalk oder Asche bei sich, und so ausgerüstet, unterneh-
men sie einen Botengang nach dem über hundert Stunden
entfernten Lima, ohne sich weiter mit andern Lebensmitteln
zu versehen.
180. Der Hemdenbaum.
Daß es Gegenden gibt, in denen Brod und Milch und
Butter auf den Bäumen wachsen, verdient unstreitig unsere
Aufmerksamkeit und Bewunderung; eben so sehr aber auch,
daß Hemden auf Bäumen wachsen und sogar Hauben von
ihnen geschüttelt werden können. — ttcberall dringen sich
uns die Spuren einer höheren, waltenden Vorsehung auf.
In Südamerika gibt cs nämlich einen Baum, welcher
50 Fuß hoch wächst. Von diesem schneiden die Indianer
cylindrische Stücke ab, welche zwei Fuß im Durchmesser
halten, trennen davon die rothe faserige Rinde und hüten
sich dabei sehr vor Längenschnitten, damit die Rinde ganz
bleibt. Diese gewährt eine Art Kleidung, die einem Sack
ohne Rath aus grobem Zeuge gleicht. Die obere Oeffnung
dient für den Kopf, und für die Arme werden Seitenösh-
nungen gemacht. Die Eingebornen tragen diese Säcke als
Hemden unter dem Namen Marina-Hemden, besonders
während der großen Regenszeit. So wie nun hier Hem-
den auf den Bäumen wachsen, so kann man auch Hauben
von denselben schütteln, indem die Blumenscheiden einiger
Palmenarten ein weitmaschiges, gegen die Sonne schützen-
des Gewebe liefern, das, wie es da ist, auf den Kopf zu
passen pflegt.
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192
gefälligen aber heissen kultivirte oder gesittete
Menschen.
Dass die Menschen am Leibe an Farbe, Grösse
und Stärke so verschieden sind, kommt grosstentheils
- vom Klima, Nahrung und Kleidung her.
In sehr heissen Ländern werden die Leute schwarz,
nicht auf einmal, aber doch nach und nach. Setze dage-
gen einen Mohren und eine Mohrin nach Deutschland,
ihre Urenkel werden schon meistens, wie andere
Deutsche, weiss sein. Nahrung geniesst der Mensch
überall; aber nicht überall isst und trinkt man einer-
lei. Es gibt Menschen, die fast Alles roh essen, und
Alles kalt trinken; diese sind weit gesünder und
stärker, als wir. In wärmeren Gegenden gehen die
Menschen fast nackt, da wo sie sich aber zu kleiden
pflegen, geschieht diess auf sehr verschiedene Art.
Manche Art von Kleidung, Anzug oder Putz kaun
den ganzen Körper, oder doch einzelne Glieder
desselben, umändern. — Die Frauenzimmer in China
tragen von Kindheit an überaus kurze und enge
Schuhe ; daher haben dort grosse Damen so kleine
Füsschen, wie bei uns sechsjährige Kinder. —- Die
Malabaren haben einen eigenen Ohrenschmuck, da-
von werden ihnen die Ohren so lang, dass sie ihnen
auf den Schultern liegen. Manche deutsche Mädchen
zwängen sich durch Schnürleiber den Leib so ein,
wie die chinesischen die Füsse, davon werden sie, zur
Strafe für ihre Thorheit, schwächlich und schwind-
süchtig. Sogar manche junge Modeherren schnüren
sich den Leib zusammen, um ein schlankes Aussehen
zu bekommen. Wie eitel und thöricht!
Dass die Menschen noch mehr am Geiste oder
in der Bildung (Kultur) verschieden sind, dass es ge-
sittete (kultivirte) und wilde oder barbarische Men-
schen gibt, kommt zwar auch zum Theil von obigen
drei Ursachen her. Doch kommt hierbei auch viel
auf die allgemeine Lebensart an, ob die Leute
Nomaden oder Ansässige, ob sie Jäger oder Hirten
oder Ackerbauer sind. Jäger werden wilder als
Hirten sein, Ackerbauer geselliger als beide. Eben
desswegen werden letztere auch viel gescheidter und
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107
Mehrzahl.
wir werden gelobt worden sein wir werden gelobt worden sein
ihr werdet gelobt worden sein ihr werdet gelobt worden sein
sie werden gelobt worden sein. sie werden gelobt worden sein.
Einzahl: werde (du)! gelobt! Gegenwart:'gelobt werden.
Mehrzahl: werdet (ihr)! ge- Verg.: gelobt worden sein.
lobt! Zuk.: werden gelobt werden.
71. Iii. Abwandlung eines Zuftandswortes
nach der starken Abwandlungsform.
1. Thätige Form.
Gegenwart.
Gewisse Sprechweise. Ungewisse Sprechweise.
Befehlweise.
Unbestimmte Sprechweise.
ich werfe
du wirfst
er, sie, es wirft.
wir werfen
ihr werfet
sie werfen.
Einzahl.
ich werfe
'' du werfest
er, sie, es werfe.
Mehrzahl.
wir werfen
ihr werfet
sie werfen.
ich warf
du warfst
er warf.
Unvollendete Vergangenheit.
Einzahl.
ich würfe
du würfest
er würfe.
wir warfen
ihr warfel
sie warfen.
Mehrzahl.
, wir würfen
ihr würfet
sie würfen.
ich habe geworfen
du haft geworfen
er hat geworfen.
Vollendete Vergangenheit.
Einzahl.
ich habe geworfen
du habest geworfen
er habe geworfen.
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