v. 4000 bis 560 v. Chr. 17
besonders zu Groß-Apollinopolis, Tentyris, Theben und auf den
Nilinseln Elephantine und Philä, welche auch in Trümmern noch
bewunderungswürdig groß unv erhaben find.
Handel trieben die Aegyptier schon in den ältesten Zeiten,
doch mehr Trausito- und Passiv- als Aktivhandel, bis sie seit
Psammetich mit andern Völkern in nähere Verbindung getreten
waren. Der Handel im Laude war lebhaft und der Gewerbssieiß
sehr groß; ihre Gewebe zeichneten sich durch Feinheit und Far-
beuschmuck aus, und ihre Arbeiten in Metall waren mannigfal-
tig und geschmackvoll. Ihre Gesetze zeichneten sich durch Ver-
ständigkeit und Menschlichkeit aus, und das Gerichtswesen war
mit großer Einsicht geordnet. Ueberhaupt waren die Aegyptier
mäßig und enthaltsam, abgeschloffen und stolz gegen Fremde, und
nur bisweilen wurde ihr Ernst durch schwärmerische Ausgelassen-
heit verdrängt.
vi. Der religiöse Zuftans dieser Völker.
Die ursprünglich reine Erkenutniß Gottes artete auch unter
dem, von den Noachiden abstammeuden Meuschengeschlechte bald
in Abgötterei aus. Die von dem Schöpfer in die Brust eines je-
den Menschen gesenkte Idee von einem höchsten Wesen, sowie das
Gefühl eigener Schwäche und Abhängigkeit ließ die Menschen die-
ses höchste Wesen bei großen Naturerscheinungen zwar ahnen, aber
sie verwechselten, von den äußern Eindrücken beherrscht, den Schö-
pfer mit dem Geschöpfe und erwiesen den Gestirnen, einzelnen
Kräften der Natur, verdienstvollen Menschen, nützlichen oder
schädlichen Thieren, ja selbst eigens von ihnen phantastisch ge-
formten Bildwerken göttliche Ehre.
So war daö Religionssystem der Babylonier Sabaiömus
oder Gestirndieust. Der Einfluß der Sonne, des Mondes
und der Planeten auf die Fruchtbarkeit der Erde, sowie die Er-
fahrung, daß, wenn gewiße Sterne am Himmel sichtbar wären,
das Pflanzen, Säen und Ernten gesegneter als zu andern Zeiten
fey, veranlaßte die Menschen, die Gestirne selbst als Gottheiten
zu verehren. Bald beschäftigte sich eine eigene Klasse von Men-
schen (chaldäische Priesterkaste) mit fortwährender Beobachtung
2
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde]]
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34
Zweite Periode
Als ein nicht minder wichtiges Mittel zur Erhaltung derna-
tionalität diente die gemeinsame Religion, vorzüglich durch
die Orakel-Institute, welche bei allen wichtigen Staats-Angele-
genheiten um Rath und Hilfe, um Vermittelung und Versöhnung
gebeten wurden. Der griechische Religions-Cultus war von Asien
und Aegypten aus durch die Einwanderer nach Griechenland ge-
bracht worden. Sein Hauptcharakter war zwar auch eine sym-
bolische Darstellung des Grundes und Zusammenhanges der Welt
und der Naturkräfte, aber auf eine eigenthümliche Weise unter
der Gestalt einer Götterfamilie und nach dem Bilde der Menschen-
und Heroenwelt. Die griechischen Götter erscheinen als überir-
dische Wesen mit allen moralischen Vorzügen und Mängeln der
menschlichen Natur, ausgezeichnet nur vor ihren sterblichen Bil-
dern durch höhere physische Kraft, durch eine erhabene und zum
Theil schönere Gestalt und einen ätherischen Körper. Sie lenken
die Welt und die Schicksale der Menschen nach dem unabänder-
lichen Fatum und offenbaren ihren Willen entweder durch unmit-
telbaren Verkehr mit denselben oder durch Orakel und Zeichen am
Himmel und auf der Erde.
Neben der gemeinen Volksreligion, in welcher die Götter zu
Aftergebilden der Phantasie herabsanken, gab es auch noch eine
geheime Religion der Gebildeten, Mysterien genannt, in denen
der alte symbolische Lehrbegriff, nach welchem die Götter Gegen-
stände und Kräfte der Natur in ihrem Wesen und Wirken dar-
stellten, erhalten und durch Tradition fortgepflanzt wurde. Eine
abgesonderte Priesterkaste gab es bei den Griechen nicht. Die höchsten
Männer im Staate verrichteten gewöhnlich auch daö Priesteramt'
Endlich wurde die Nation noch durch die Sprache, welche
ohngeachtet der Dialekt-Verschiedenheit doch bei allen Griechen
dieselbe war, zusammengehalten, vorzüglich seitdem die Gesänge
Homers ein Gemeingut der Nation geworden waren.
2. Die beiden vorzüglichsten Staaten Griechenlands,
s. Sparta.
Unter allen griechischen Staaten ragten bald Sparta und
Athen so bedeutend hervor, daß von dieser Zeit an ihre Geschichte
ganz die der übrigen wird.
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Extrahierte Ortsnamen: Asien Griechenland Griechenlands Sparta Sparta Athen
49
»ou 560 bis 323 v. Chr.
nicht bestattet hatten, hingerichlet wissen wollte, und rettete für
den Augenblick ihr Leben.
Seine letzten Lebensjahre fielen in die traurige Zeit, wo Athen
durch den unglücklichen Ansgang des peloponnesischen Krieges in
Anarchie und Despotie gerieth. Bei der allgemein verbreiteten
Unsittlichkeit fanden Haß, Neid und Bosheit Mittel genug, ihre
verruchten Plane auszuführen. Meli t us, ein junger Tragödien-
dichter, Lykon, ein Redner, und Anytus, ein Gerber und
Staatsmann, klagten den Sokrates an, daß er neue Götter ein-
führe, die alten Götter des Vaterlandes verachte und die Jugend
verderbe. Kurz und mit edlem Stolze vertheidigte sich Sokrates
und wies auf seine Verdienste hin. Ein großer Theil der Richter
fühlte sich dadurch beleidigt, und so wurde Sokrates mit einer
Mehrheit von drei Stimmen zum Tode verurtheilt. Mit Würde
und Ruhe, denn ihn lohnte und tröstete ein besseres Bewußtsein,
unterzog er sich dem Urtheilc und wollte die Gelegenheit, die man
ihm anbot, aus dem Gefängnisse zu entweichen, nicht benützen.
Bis zum letzten Augenblicke feine Schüler belehrend und überzeugt,
daß fein unsterblicher Geist in ein besseres Leben übergehen werde,
trank er den Giftbecher mit einer Ruhe und Heiterkeit der Seele,
mit welcher nur ein Weiser enden kann.
Unter seinen Schülern, von denen mehrere die Gründer philo-
sophischer Sekten wurden, zeichnete sich Plato, der Stifter der
akademischen Schule, als der geistreichste philosophische Schrift-
steller aus.
6) Die Hegemonie der Spartaner.
Sparta trat nach Beendigung des peloponnesischen Krie-
ges an die Spitze des verbündeten Griechenlands, übte aber, als
ein roher Soldatenstaat, dem ein neues Staatsgesetz nun einen
Schatz zu besitzen erlaubte, weit größere Bedrückungen und Gewalt-
thätigkeiten aus, als Athen je hatte fühlen lassen. In den meisten
griechischen Städten wurde die demokratische Verfassung abgeschafft,
und Leute von Lysanders Partei und Freundschaft unter der Ober-
aufsicht eines spartanischen Statthalters (Harmoften) an das Ruder
gestellt.
Beitelrocks Grundriß der allgem. Geschichte. 4
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108 Dritte Periode
gen, so kamen von verschiedenen Völkern, Provinzen und Städten
nach und nach mehrere National«, Local- und Familien-Gottheiten
uach Rom. Die größte Veränderung aber erlitt die Religion seit
dem macedonischen Kriege, wo sie neue Mythen, Gebräuche und
Gottheiten von den Griechen in sich aufnahm. Die Römer behiel-
ten zwar ihre vaterländischen Götter und Gebräuche bei; allein
die Religionsbegriffe wurden, besonders von den Dichtern, nach
der Mythologie der Griechen gebildet, und griechische und römische
Gottheiten und deren Verehrung ganz mit einander vermengt.
Einige Religionsbegriffe und Anordnungen waren den Römern
ganz eigen, wie z. B. die Vergötterung der Herrscher und be-
sonders der Glaube an vorgebliche Göttersprüche, Anzeigen und
Vorbedeutungen Die Römer wähnten, wie die Griechen, daß
die Götter an den Unternehmungen der Menschen Theil nähmen
und aus dieselben einwirkten, daß sie zürnten und ihren Zorn durch
Landplagen und andere Unglücköfälle äußerten, aber durch Gebete
und Opfer wieder besänftigt würden. Ja, sie hielten alle wichti-
gen Handlungen und seltene oder ungewöhnliche Vorfälle für ein
Verhängniß der Götter und für eine Anzeige ihres Willens oder
Zorns. Dieser Volksglaube war die Stütze des Staates, das
wirksamste Beförderungsmittel geheimer Entwürfe der Politik und
die stärkste Triebfeder kriegerischer Unternehmungen, der strengsten
Heilighaltung des Eides, eines unerschütterlichen Heldenmuthes
und wärmsten Patriotismus, den man als Religionspflicht ein-
prägte Die Religion diente also den Zwecken des Staates und
war wesentlich Staatsreligion, welcher keine abgesonderte Priester-
kafte Vorstand. Zn den bei allen öffentlichen Geschäften nothwen-
digen Auspicien waren die hohern obrigkeitlichen Personen berech-
tigt, und die Pontifices, oberste religiöse Behörde, die Auguren
und alle angesehenern Priester waren Staatsmänner, bekleideten
ihr ehrenvolles Priesteramt lebenslang, und die Priestercollegien
durften sich selbst neue Mitglieder erwählen. Die meisten Religi-
onsfeierlichkeiten waren mit Pracht und Fröhlichkeit verbunden,
wodurch auf der einen Seite die Furcht vor den Göttern bestän-
dig unterhalten, auf der andern aber aller finstere und melancho-
lische Anblick entfernt wurde. Rom verdankte, wie Cicero sagt»
seine Macht und Siege dem nicht schwärmerischen, sondern war-
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\
Zweiter Theil.
Mittlere Geschichte oder von Christus bis
zum Ende des Mittetatters.
Erste Periode.
i
Von Christus bis zur Austösung des weströmischen Reiches
oder von i bis 476 nach Chr. Geburt.
i. Das Christenthum.
Äo sehr auch die jüdische Religion gleich der heidnischen
verfallen und in bloßes Ceremoniel ausgeartet war, so hatten sich
doch die erhabenen Ideen von Jehova in dem Unglücke der Zeit
bei Einzelnen erhallen und gesteigert. Ja die frommen Gemüther
harrten mit Sehnsucht a^den, durch die Propheten langst vor-
herverkündeten Zeitpunkt ^vo die wichtigste der göttlichen Verhei-
ßungen in Erfüllung gehen sollte. Da gefiel es der göttlichen
Vorjehung, durch eine unmittelbare Offenbarung die Menschen,
welche die bloße Vernunft fast nur auf Irrwege geführt hatte,
wieder zu erleuchten, zu bessern und zu bcseeligen. In dem vor-
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
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112
Erste Periode
letzten Jahre der Regierung des Herodes wurde der Erlöser und
Heiland des Menschengeschlechtes Jesus Christus, der Sohn
Gottes, von der Jungfrau Maria zu Bethlehem, der Vater-
stadt Davids, in einem Stalle geboren. Erft im dreißigsten Jahre
seines Lebens trat er öffentlich auf, und verkündete seine für jeden
Menschen jeglichen Standes gleich faßliche Lehre. Er gab voll-
endete Begriffe von dem Einen Gotte, der die Menschen als seine
Kinder liebe und ewig glücklich mache, wenn sie nach seinem hei-
ligen Willen lebeten. Er lehrte, zu welch' hoher Bestimmung die
Menschen geschaffen wären, und zeigte ihnen zugleich die edelsten
Mittel, durch die sie diese wahrhaft erlangen könnten. Voll gött-
licher Kraft wandelte er drei Jahre lang in Palästina umher, und
seine Pfade träufelten von Segen. Der Sektenhaß und die ge-
täuschte Volkserwartung eines irdischen Reiches suchte ihn endlich
zu unterdrücken, und so erlitt der göttliche Menschenfreund, als ein
Vermittler zwischen Gott und den Menschen, freiwillig den schmäh-
lichen Tod am Kreuze. Nach drei Tagen stieg er wieder lebendig
aus dem Grabe hervor und besiegelte dadurch zugleich die Wahr-
heit seiner Lehre und die Göttlichkeit seiner Sendung. Noch ver-
weilte er vierzig Tage bei den Seinigen, belehrte und tröstete sie
und kehrte dann zu Gott, seinem himmlischen Vater zurück. Ge-
stärkt durch den verheißenen göttlichen Geist, gingen seine Apostel
und Jünger voll hohen Mutheö in alle Welt und verkündigten
die göttliche Lehre.
Schon vor der Zerstörung Jerusalems hatte nicht nur in Pa-
lästina, sondern auch in Syrien, Arabien, Kleinasien, Makedonien
Griechenland und Italien eine große Anzahl von Juden und Hei-
den durch die Apostel und ihre Schüler den christlichen Glauben
angenommen. Durch die Zerstreuung der Juden in alle Welt ver-
breitete sich auch in andere Länder die Hoffnung derselben auf den
kommenden Messias, und die Verkünder des Christenthums fanden
um so leichter Anhänger, als sie mitlulfe der griechischen Sprache
beinahe in allen Provinzen der ungemiern Monarchie verstanden
werden konnten. Noch mehr aber, als durch diese äußern Mittel,
wurde die Ausbreitung der christlichen Religion durch die Gött-
lichkeit der Lehre selbst, durch die brüderliche Liebe und Sitteu-
rer'nheit, durch die hohe Begeisterung und Wunderthaten ihrer ersten
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Extrahierte Personennamen: Maria Maria Davids Apostel Apostel
114
Erste Periode
gewannen bald die Bischöfe ein größeres Ansehen, indem sie vor-
züglich dnrch Synoden und Synodal-Beschlüsse die gesetzgebende
Gewalt in der Gemeinde übten und nicht nur die innere Einheit
der Kirche aufrecht erhielten, sondern auch die äußere herznstellen
suchten.
Die so geordnete, mit dem Blute ihres göttlichen Stifters und
ihrer ersten Lehrer besiegelte Religion ward endlich als die herr-
schende im römischen Reiche anerkannt. Gleich bei seiner Thron-
besteigung im I. 306 hatte Consiantinus den Christen durch ein
Edikt Ruhe, Sicherheit und freie Ausübung ihres Glaubens ge-
währt. Als er mit ihrer Hilfe vorzüglich sich die Alleinherrschaft
erkämpft hatte, bekannte er sich öffentlich auf dem ersten allgemei-
nen Concilium zu Nffcäa in Bithynien (325) als einen Anhänger
und Beförderer des Christenthumes. Die Christen erlangten nun
den Zutritt zu allen Staatsämtern, erhielten prächtige Tempel
und einen glänzenden Gottesdienst. Wie die Anzahl der Geistli-
chen, die ihre Besoldung nun von dem Staate empfingen, sich
immer mehr vergrößerte, so gewann auch ihr Stand neuen und
größern Glanz. Unter den bedeutenden Vorrechten, die ihnen
zu Theil wurden, war besonders die Gerichtsbarkeit der Kirche,
vermittelst welcher die Bischöfe nicht nur in bürgerlichen Strei-
tigkeiten mit Geistlichen, sondern auch in allen andern, welche vor
ihr Forum gebracht wurden, entscheiden und die Laien für jegliches
Vergehen mit Kirchenstrafen belegen konnten. Dadurch hob sich
ganz besonders die Macht der Bischöfe, unter welchen bald die
von Jerusalem, Antiochia, Alerandria, Constantinopel und Nom
die angesehensten wurden. Schon in den allerersten Zeiten galten
die mit Rom in Verbindung stehenden Christengemeinden als die
einzige und allgemeine (katholische), als die Normalkirche in Sachen
des Glaubens und des Cultus, und ihr Bischof genoß, als der
Nachfolger deö hl. Petrus, das höchste Ansehen. Während in der
Folge die Sprengel der erstern durch die Siege der Araber be-
schränkt, und ihre Macht durch die Einmischung der weltlichen
Herrscher immer mehr bedingt wurde, gründeten die Bischöfe zu
Rom, von Einem Geiste und Einem Grundsätze geleitet, durch
die Befestigung und Erweiterung ihrer Macht im Westen Eurvpa's
die Hierarchie, dtrrch welche den künftigen Geschlechtern nicht nur
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
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Extrahierte Ortsnamen: Bithynien Christenthumes Jerusalem Antiochia Alerandria Constantinopel Rom Westen_Eurvpa's
116
Erste Periode
Veschlüsseit, die ihm unangenehm oder entgegen seyn konnten. Als
Pontifex marimus konnte er nach seinem Interesse dem Aber-
glauben des Volkes eine beliebige Richtung geben. Die Legionen,
jetzt ein stehendes Heer, vertheilte er mit vieler Umsicht als Gar-
nisonen (castra stativa) m die Provinzen. Aus diesen Stand-
lagern erhoben sich allmahlig Festungen und Städte, wie Mainz
(Mogontiacum), Eöln (Colonia Agrippina), Augsburg (Augusta
Vindelicorum), Passati (Castra Batava), Regensburg (Regina
castra), Memmingen (Drusomagus) u. a. In Rom errichtete
er zur Sicherheit seiner Person und der Hauptstadt neun bis zehn
Cohorten (cohortes praetorianae) und drei Cohorten Stadtmiliz
(cohortes u-ìhanae) zum Dienste der Polizei mit doppeltem Soldk
Die Seemacht bestand auö zwei Flotten, von welchen die eine zu
Ravenna, die andere zu Misenum ftationirt war. Die Verwal-
tung und die Einkünfte der Provinzen Iheilte er mit dem Senate.
Die Grenzprovinzen, in welchen die Heere standen, behielt er für
sich, ließ sie durch besoldete Statthalter (legati) mit Militär- und
Eivilgewalt administriren und die Einkünfte aus denselben in seine
Privatkasse (lìscus) fließen. Die Besetzung der übrigen Provinzen
überließ er dem Senate, dessen Statthalter (proconsules) bloß
mit Eivilgewalt anf ein Jahr nur diese Würde bekleideten, wäh-
rend die Statthalter des Imperators ihr Amt so lange verwal-
teten, als es diesem beliebte. Beiden standen gewöhnlich Pro-
curatoren und Quästoren zur Seite. Die Einkünfte der Senatö-
provinzen flössen in die Staatskasse (aerarium), über welche der
Imperator nur mittelbar durch den Senat verfügen konnte. So
war er Herr der Legionen, des Senates, der Finanzen — und
dadurch auch des ganzen Reiches.
Wie er für die äußere Sicherheit des Staates sorgte, so
suchte er durch zweckmäßige Anordnungen gute Sitte, Zuckt,
Ruhe und Ordnung wieder herzustellen. Er beförderte den Land-
bau, Gewerbe und Handel und verschönerte Rom mit vielen
Werken hoher Kunst und Pracht. Unter ihm blühte das goldene
Zeitalter der römischen Literatur (Palatinische Bibliothek) und
half ihm seinen Namen bei der Mit- und Nachwelt verherrlichen.
Während dieser so langen, so ruhigen und glücklichen Regierung
konnte es nicht fehlen, daß der republikanische Geist, welcher
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
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Extrahierte Personennamen: Regina
castra
Extrahierte Ortsnamen: Mainz Augsburg Regensburg Memmingen Rom Ravenna Rom
202
Dritte Periode
krìift- und muthvoll, bald demüthig und verzagt, im.siege grau-
sam, im Unglücke bereit sich selbst zu Demüthigungen herabzulassen.
Während seiner Minderjährigkeit hatten sich die Fürsten manche
Ungerechtigkeit erlaubt und insbesondere die Besetzung der großen
Herzogthümer erzwungen. Die Macht der Großen nach des Va-
ters Weise zu beschränken und die königliche zu heben, war Hein-
richs laut erklärte Absicht; aber Leichtsinn, Ausschweifungen, will-
kührliche Besetzung großer Aemter und geistlicher Stellen, übertrie-
bene Nachsicht gegen einzelne Lieblinge und zu harte Bedrückung
Vieler erregten Unzufriedenheit und endlich eine heftige Empörung
in Sachsen. Heinrich besiegte nach verschiedenem Wechsel des
Kriegsgluckes die Sachsen an der Unstrut (1075) und ließ sie nun
seine ganze Rache fühlen, nicht ahnend, daß der heißeste Kampf
von Nom aus, wohin auch die Klagen der Sachsen gedrungen
waren, ihm bevorstehe.
Die Macht des Oberhauptes der christlichen Kirche war am
Ende des neunten Jahrhunderts bereits so fest gegründet, daß
selbst viele und große Stürme im Laufe des zehnten Jahrhunderts
dieselbe nicht mehr zu stürzen vermochten. Besonders aber stieg
sie, seitdem unter Nikolaus Ii. die Wahl eines Papstes vom
Adel und Volke zu Rom unabhängig geworden und zur Verhütung
schädlicher Spaltungen und alles Aergernisseö bloß an die Geist-
lichkeit, und zwar an ihre Stellvertreter, die Bischöfe und Priester
in und um Rom (Cardinäle), gelangt war (1059).
Vor Allem hatte neben vielen andern Gebrechen das Hebet
der Simonie den höchsten Grad erreicht; in Deutschland und Frank-
reich wurden förmliche Versteigerungen der geistlichen Stellen ge-
halten, und die unwissendsten, lasterhaftesten Personen dabei nicht
zurückgewiesen. Diese in der Kirche obwaltenden Mißbräuche aus-
zurotten und die Kirche selbst von den Fesseln der weltlichen
Macht zu befreien, ja die geistliche Herrschaft über die weltliche
zu erheben, sah Papst Gregor Vii., ein Mann, der sein Zeit-
alter kannte und zu behandeln verstand, für das verdienstlichste
Werk und seine heiligste Pflicht an. Er war der Sohn eines
Zimniermannes von Saone, wurde vom Papste Leo Iv. aus dem
Kloster zu Clugny mit nach Rom genommen und hier zum Sub-
diaeonus und nachher zum Erzpriester erhoben. Schon während
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Nikolaus Gregor_Vii Gregor Leo_Iv Leo
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Sachsen Sachsen Rom Rom Deutschland Frank- Rom
Ito
Zweite Periode
jchränkter; im Innern wüthete häufiger Aufruhr, urid Mord und
Schandthaten aller Art entehrten den Thron. Unter Leo 111.,
dem Zsaurier (717 — 741) wurden zwar die Araber, welche zum
zweiten Mal mit einer Ungeheuern Streitmacht bis gegen Con-
stantinopel vorgedrungen waren, zurückgetrieben, und ihre Flotte
mit Hilfe des sogenannten griechischen Feuers verbrannt, aber es
entstand der für das oströmische Reich so verderbliche Bilder-
streit. Um dem Vorwurfe der Abgötterei, welchen Juden und
Araber den Christen wegen Verehrung der Bilder machten, zu
entgehen, untersagte Leo den religiösen Gebrauch derselben. Tie
schonungslose Strenge bei Cntfernung der Bilder aus den Kirchen
und die Verfolgung ihrer Verehrer erregte nicht nur in der Haupt-
stadt, sondern auch in andern Theilen des Reiches gefährliche Un-
ruhen. In Rom sagte sich das Volk von Leo's Herrschaft gänz-
lich los, und der italienischen Provinzen bemächtigten sich größten-
theils die Longobarden. Roch strenger, ja nicht selten mit Grau-
samkeit setzte Leo'ö Sohn und Nachfolger, Consta ntin V. Ko-
pronymus (741 — 775) die Bilderstürmers fort. Diese inner»
Unruhen benützten die fremden Völker zu neuen Einfällen, aber
Constantin entriß den Arabern Armenien wieder, demüthigte die
Slaven und überwand zuletzt auch noch die Bulgaren. Nachdem
sein Sohn Leo Iv. i. I. 780 vielleicht an Gift unversehens ge-
storben war, stellte seine Wittwe, die herrschsüchtige Kaiserin Irene,
um sich einen Anhang zu verschaffen, den Bilderdienst wieder her.
Vergebens strebte Constantin Vi. sich der mütterlichen Vor-
mundschaft zu entziehen. Irene wurde zwar verbannt, wußte aber
durch List die Herrschaft von Neuem zu erlangen und befestigte
dieselbe durch das Blut ihres Sohnes (797). Der auf den Thron
erhobene Patricier Nicephorus (802 — 811) verbannte sie
nach Lesbos, wo sie in Armuth und Verachtung ihr Leben be-
schloß.
Vi. Neuperfisches Reich.
Um 252 v. Chr. hatte Arsaces, Statthalter von Parthien,
sich von der Herrschaft der Syrer losgerissen und das Reich der
Part her oder Arsaciden gestiftet. In seiner weitesten Aus-
dehnung umschloß es alle Länder zwischen dem Euphrat und Indus.
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Extrahierte Personennamen: Leo_111. Leo Leo Leo Constantin Leo_Iv Leo Irene Constantin Neuperfisches
Extrahierte Ortsnamen: Rom Consta Armenien Nicephorus Lesbos