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1. Alte Geschichte - S. 149

1879 - Dillenburg : Seel
— 149 — rief er die Vandalen aus Spanien herüber. Froh darüber 429 kamen diese unter Geiserich sofort, durchzogen ganz Nord-Afrikan<(^r-plündernd und verheerend, so daß Bonifazins seinen Schritt bereute. Mit Hülfe des Hl Augustiu's (Bischof von Hippo) söhnte er sich mit dem Hofe aus und versuchte nun, die Vandalen wieder aus Afrika zu vertreiben. Aber es gelang ihm nicht; nach mehreren Niederlagen sah er sich genöthigt, nach Italien zu fliehen. Die Vandalen eroberten nach und nach ganz Nordafrika und gründeten 4 39 das Vandalenreich. Afrika war für Rom ver-439 loren. ,L^r- Seit dem Anfange des fünften Jahrhunderts war Britannien von Truppen entblößt; in Folge dessen hatten die dort wohnenden Briten viel von den räuberischen Pikten und Skoten zu leiden. Zum Schutze gegen diese riefen sie die an der deutschen Nordseeküste wohnenden Angeln und Sachsen herbei, welche unter ihren Führern Heng ist und Horsa herüber kamen, die Briten gegen die Pikten und Skoten unterstützten, sich aber auch nach und nach zu Herren des ganzen Landes machten und im Jahre 449 die sieben angelsächsischen Reiche gründeten. Aus der 449 Verschmelzung der Eingewanderten mit den Eingeborenen ist das n-G^r-heutige englische Volk entstanden. f. Neuer Einfall der Hunnen. Um die Mitte des fünften Jahrhunderts brachen die Hunnen, welche sich bisher im südlichen Rußland aufgehalten hatten, wieder auf, um nach Westen zu ziehen. An ihrer Spitze stand Attila (Etzel), der sich selbstgod egiesel, d. i. Gottesgeißel nannte. Er war der mächtigste Fürst feiner Zeit; nicht nur seine Hunnen, auch viele deutsche Stämme gehorchten ihm. In seinem Lager zwischen der Theiß und der Donau beugten sich ihm die Gesandten der meisten Völker, sogar des römischen Reiches. Mit einem ungeheuren Heere zog er 451 an der Donau aufwärts und bei der Neckarmündung über den Rhein. Attila selbst war klein von Gestalt, mit dickern Kopf und kleinen, aber stolz blickenden Augen. Wie sein Körper eisenfest war, so fest und unbeugsam war auch sein Wille. Sein Hoflager war ein von Pfählen umgebenes Dorf, in dessen Mitte sich ein von Holz erbautes, mit vielen Gallerien umgebenes Haus befand. Der König selbst lebte sehr einfach, während seine Feldherrn und Diener ein Hofleben in Prunk und Pracht führten. Jene speisten von silbernen Gefäßen und schlürften aus Goldpokalen den Wein; er aß und trank aus hölzernen Schalen; „feine Nahrung und Kleidung war die eines mongolischen Hirten." Gefürchtet war er bei Freund und Feind.

2. Alte Geschichte - S. 3

1879 - Dillenburg : Seel
— 3 — Nieter, Baumeister. Die zweite Kaste war die Krieg er-Kaste. Die Krieger lebten von dem Ertrage der Ländereien, welche ihnen der Staat zur Bewirthschaftuug überließ. Aus dieser Kaste wurde der König gewählt: dennoch war sie der Priefterkaste untergeordnet. Die dritte Kaste war die der Ackerbauer oder Riuder-hirten. Zu der vierten Kaste, derjenigen der G ew erb treib enden, gehörten Handwerker, Künstler, Kaufleute. Jeder durfte nur ein Gewerbe treiben, welches jedesmal vom Vater aus den Sohn überging. Die technischen Fertigkeiten der Egypter waren schon im hohen Alterthum berühmt. In Folge des Verkehrs mit andern Völkern entstanden zwei andere Kasten, die der Nilschiffer, welche sehr zahlreich war, und die der Dolmetscher <1. Mos. 42, 23), welche aus Griechen bestand und als Handlanger und Makler im Verkehr mit Fremden diente. Die letzte Kaste war die der Schweinehirten. Diese wurden für unrein gehalten und durfteu keinen Tempel betreten. e. Religion der Egypter. Die Religion der Egypter war die heidnische: sie hatte eine astronomische und astrologische Grundlage. Der Cultus bestand in der Anbetung der in der Natur wirkenden großen Kräfte, welche entweder wohlthätig, Segen und Mris. Isis. Nutzen bringend, oder nachtheilig, Verderben und Schaden anrichtend, wirkten. Diese Naturkräfte dachten sie sich als Personen, mit Bewußtsein und Willen begabt. Sämmtliche Götter zerfielen in drei Kreise. Den ersten, höchsten Kreis bildeten 1*

3. Mittelalter - S. 10

1879 - Dillenburg : Seel
— 10 — 732 und schlug sie 732 zwischen Tours*) und Poitiers**); eiligst zogen die Araber nach Spanien zurück; das Fraukeulandz war frei und Mitteleuropa vor maurischer Barbarei errettet. Karl erhielt wegen seiner persönlichen Tapferkeit den Namen„Martell", d. i. der Hammer. Unter der Herrschaft der Mauren blühte Spanien empor*; Handel und Gewerbe, Kunst und Wissenschaft wurden gepflegt und gediehen. Die Stadt Cordöva soll über 200000 Gebäude gehabt haben; ihre Universität wurde von Jünglingen aller Nationen besucht. — Den Arabern verdanken wir unsre Ziffern. 3. Sonifalius. a. Erste Versuche zur Bekehrung der Deutschen. Während der Völkerwanderung waren verschiedene römische Provinzen von deutschen Völkerschaften besetzt worden, und die Sieger hatten von den Besiegten das Christenthum angenommen. Dieses aber sand wenig festen Halt bei den am alten Götterglanben hängenden Deutschen, daß es alsbald wieder verschwand, und um die Zeit, da die Franken nach dem Vorgänge Chlodwigs das Christenthum bekannten, waren die Bewohner unsers deutschen Landes noch alle dem Heidenthnme ergeben. Um das Jahr 600 kamen von der Insel Irland mehrere sür das Reich Gottes und seine Ausbreitung begeisterte Männer herüber, um das Licht des Evangeliums auch nach Deutschland zu verpflanzen. Der eifrigste unter diesen Missionaren war Columbau, welcher zuerst in den Vogesen und, nachdem er hier vertrieben worden war, am Bodensee das Evangelium verkündigte. Hier erhob sich bald wieder die Stadt Bregenz; Columbau wanderte weiter über die Alpen, sein Schüler Gallus dagegen blieb und trug die neue Lehre vom Bodensee weiter in die Alpenländer; von ihm ist das nachmals so berühmt gewordene St. Gallen gegründet worden. In gleicher Weise wirkten Emmeran in Baiern, Kilian in Würzburg, Pirmin in Reichenau am Bodensee; aber immer noch war und blieb die große Masse des deutschen Volkes dem Heidenthum ergeben. Von deutschen Brüdern sollte eine umfassendere und nachhaltige Bekehrung der Deutschen kommen: von den Angelsachsen. Diese waren in den Stürmen der Völkerwanderung über die Nordsee den Briten gegen die Pikten und Skoteu zu Hülfe geeilt, hatten *) spr. Tuhr. **) spr. Poat'jee.

4. Mittelalter - S. 12

1879 - Dillenburg : Seel
— 12 — wo er den Willibrord drei Jahre lang kräftig unterstützte. Gern hätte Willibrord den Winfried als seinen Nachfolger (als Bischof von Utrecht) gesehen, allein Winfried trieb es hinaus, auch den übrigen Deutschen das Evangelium zu bringen. Er reiste 722 nach Hessen, taufte zu Amöneburg (im Kreise Kirchhain) zwei Grasen, die Brüder Dedik und Dirols, und legte daselbst das erste Kloster an. Darauf Zog er weiter durch den Hessengan und nahm Taufende durch die Taufe in das Christenthum auf. Da er gerade hier so herrliche Erfolge gehabt hatte, fandte er einen Vertrauten nach Rom, um den Papst davon in Kenntnis zu setzen und für die Ernennung von Priestern und Erbauung von Kircheu Rath zu erbitten. Da der Papst sich von seiner Recht-gläubigkeit selbst überzeugen wollte, so forderte er den Bonisacins nach Rom. Dieser folgte im Jahre 723; nachdem er sein Bekenntnis abgelegt und Anhänglichkeit an den Stuhl Petri gelobt hatte, wurde er vom Papste zum Reisebischof ernannt. Karl Martell versah ihn auf die Bitte des Papstes mit Schutzbriefen an alle geistlichen und weltlichen Behörden. Nun wandte er sich zum zweitenmale nach Hessen, zerstörte bei Geismar (südwestlich von Kassel) die dem Donnergotte Thor geweihte Eiche, gründete die Klöster Fritzlar und Büraberg und zugleich auch Eichstädt (für den östlichen Theil Hessens) und Würzburg, zog daun an der Fulda aufwärts, wo durch seinen Schüler Lnllns das Bisthum H e r s s e l d und durch S t u r m das Kloster Fulda gegründet wurden. Bei Geismar war ein Hauptsitz des Götzendienstes. Hier stand eine alte Eiche, welche dem Donnergott Thor geweiht war. Schon lange hatte Bonisacins den Heiden die Nichtigkeit ihres Gottes gepredigt, aber vergeblich ; der Anblick des Heiligthums wirkte seiner Predigt entgegen und zog sogar viele Neubekehrte wieder ins Heidenthnm zurück. Da beschloß Bonisacins, die Eiche zu vernichten. Mit einer Axt in der Hand und von einigen Gefährten begleitet, begab er sich eines Morgens nach dem Crte hin, wo die Eiche stanb. Die Heiben folgten ihm in der Erwartung, ihr Gott werbe den Frevler mit Donner und Blitz für sein Beginnen strafen. Aber Bonisacins blieb unversehrt; die Eiche fiel. Ans der Stelle, wo die Eiche gestanben, pflanzte er das Kreuz auf, und ans dem Holze der Eiche baute er eine dem heil. Petrus geweihte Kapelle. Da war der Glaube an die Macht der Götter verfchtvunben; Viele bekehrten sich und bekannten den Christengott. Die unermüdliche Thätigkeit des Bonisacius wurde vom Papste mit Verleihung des erzbischöflichen Mantels belohnt; als Erzbischof nahm er seinen Sitz in Mainz. c. Tod des Bonisacius. Am Spätabend seines Lebens, als er schon 70 Jahre alt war, beschloß Bonisaeius die Fort-

5. Mittelalter - S. 11

1879 - Dillenburg : Seel
— 11 — diese besiegt, aber auch die Briten unterworfen und das. unter diesen schon verbreitete Evangelium ausgerottet. Der Papst Gregor d. Gr. war es, durch dessen Eiser die Mission in Britannien wieder aufgenommen wurde; bald war ganz Britannien dem Christenthum und der Herrschaft des Papstes gewonnen. Ja sie waren bald so eifrige und thätige Christen, daß sie es sich angelegen sein ließen, ihren Stammverwandten das Evangelium zu bringen. Da lag ihnen denn das Land der Friesen am nächsten, auch verstanden sie die Sprache dieses Volkes noch, und so kam es, daß zuerst Zu den Friesen der angelsächsische Missionar Willibrord kam und gestützt durch den mächtigen Einfluß Karl Martell's mit günstigem Erfolge an der Bekehrung der Friesen arbeitete; er gründete das Bisthum Utrecht. Seine Thätigkeit wird aber weit übertroffen durch diejenige seines Landsmannes Winfried. b. Winfried und seine Missionsarbeit. Winfried, welcher seiner Deutschland erwiesenen Wohlthat wegen gewöhnlich Boni-facius, d. i. Wohlthäter, genannt wird, war ums Jahr 680 zu Kirton in der Grafschaft Wessex geboren. Seine Eltern waren angesehene und wohlhabende Leute, bei welchen öfter christliche Reiseprediger einkehrten. Durch diese wahrscheinlich war schon frühe in dem Knaben eine Neigung zum geistlichen Stande und zum Klosterleben erweckt worden; aber nur die ungewöhnliche Festigkeit des jungen Winfried, sowie vielleicht eine überstandene schwere Krankheit desselben konnte die Eltern, welche ihn für einen weltlichen Beruf bestimmt hatten, bewegen, dem Drängen des Knaben nachzugeben. Er trat in das Kloster zu Ex et er ein, wo er bald durch seine hervorragenden Geistesgaben, sowie besonders durch das Talent des guten Vorlesens die Aufmerksamkeit seiner Vorgesetzten auf sich zog. Als er dreißig Jahre alt war, ließ er sich zum Priester weihen und, kenntnisreich und hochgebildet, gewandt und voll Eifer, den Ungläubigen das Evangelium zu predigen, begab er sich Zu feinem Landsmanne Willibrord, der schon längere Zeit an der Bekehrung der Friesen arbeitete. Ungünstige Verhältnisse, ein Sieg der Friesen über den fränkischen Majordomus Karl und das starre Festhalten des Friesenkönigs Radbod an der heidnischen Religion nöthigte ihn, nach England zurückzukehren. Im Jahre 718 reiste er nach Rom und erhielt vom Papste Gregor Ii. den Auftrag, den heidnischen Deutschen das Evangelium zu predigen. Den ersten Versuch machte er in Thüringen, fand sich aber bewogen, nach Friesland zurückzukehren.

6. Mittelalter - S. 69

1879 - Dillenburg : Seel
— 69 — und Lothar dieses seinem Schwiegersöhne Heinrich dem Stolzen von Baiern gab, kam es zum Kriege, der aber unglücklich für Albrecht endete; erst später (1134) erhielt er die sächsische : No rdmark. Von hier aus waudte er sich nun gegen die Wenden, um nach dieser Seite seine Herrschaft zu erweitern. Dort herrschte der Fürst Pribislav, der mit seiner Gemahlin heimlich dem Christenthum zugethan war. Mit dessen Hülfe stürzte er die heidnischen Tempel und führte das Christenthum ein; nach dem Tode Pribislav's brachte er mit Hülfe der Wittwe desselben einen großen Theil des wendischen Landes an sich und nannte sich nun Markgraf vonbrandenburg; der deutsche Kaiser belehnte ihn mir der Würde eines „Erzkämmerers des heiligen römischen Reiches." Damit trat Albrecht in die Reihe der Fürsten ein, welche den Kaiser zu wählen hatten. Wohl kostete es noch harte Kämpfe, sich im Lande zu behaupten, aber es gelang ihm, wenn auch nur nach schweren Mühen und harten Opfern. Nach Beendigung des Krieges wandte er sich den Friedensarbeiten zu; er überwies seinen Soldaten Ländereien und gab ihnen wendische Frauen, um sächsisches und wendisches Wesen zu verschmelzender zog fremde Arbeiter, Kolonisten aus Holland, Seeland und Flandern, welche durch Überschwemmungen aus ihrer Heimat vertrieben worden waren, in sein Land, wies ihnen Strecken Landes zur Urbarmachung an und unterstützte sie aus alle Art, besonders durch Erlaß von Steuern. Aus diese Weise entstanden oder blühten auf eine Menge von Städten: Berlin, Brandenburg, Spandau, Havelberg, Küftrin n. a. Voll Dank gegen Gott, der zu seinen Unternehmungen Glück gegeben, unternahm Albrecht mit feiner Gemahlin eine Wallfahrt nach dem heiligen Lande, um am Grabe des Heilandes zu beten. Dort lernte er die geistlichen Orden der Johanniter und der T emp -ler kennen und veranlaßte viele, nach Brandenburg zu kommen und dort den geistigen Kamps gegen das Heidenthum und den weltlichen gegen die Wenden fortzusetzen. Im Jahre 1168 über-geb er seinem Sohne Otto I. die Regierung und starb zwei Jahre später (1170) zu Ballenstädt. Otto I. (1168—1184) folgte den Entwürfen und der Re-giernngsweife feines Vaters; er hatte lange und schwere Kämpfe gegen Dänemark zu bestehen, dessen kriegslustige Fürsten ihn in feinern Länderbesitze bedrohten. Da diese Ansprüche ans die Ostfeelander erhoben, so belehnte Kaiser Friedrich I. die Markgrafen i mtt der Oberhoheit über Pommern; diese aber mußten noch län-

7. Neue und neueste Geschichte - S. 11

1880 - Dillenburg : Seel
— 11 — den Worten zurück: „Ich will nicht mit Sigismund erröthen." Da zwei Kurfürsten (auch der Landesherr Luthers) bereits abgereist waren, so suchte der Kaiser das Werk Luthers noch dadurch zu hindern, daß er den vier andern Kurfürsten das Wormser Edikt zur Unterschrift vorlegte. In demselben wurde die Verbreitung der neuen Lehre strenge verboten, Luther für einen Ketzer erklärt und die Reichsacht über ihn ausgesprochen. Darnach reiste der Kaiser ab nach Spanien und überließ die Regierung des Reiches einem Collegium von Reichsfürsten, an dessen Spitze sein Bruder Ferdinand stand. e. Luther auf der Wartburg. Noch ehe die Frist des freien Geleites abgelaufen war, befand sich Luther in Sicherheit; Friedrich der Weise hatte dafür gesorgt. Als Luther auf der Rückreise von Eisenach seitwärts fuhr, um einige Freunde zu besuchen, überfielen mehrere bewaffnete und verkappte Reiter seinen Wagen, rissen ihn heraus und schleppten ihn mit in den Waldbaus weiten Umwegen wurde er in der Nacht aus die Wartburg (bei Eisenach) gebracht. Hier erhielt er den Namen Junker Georg, mußte sich ritterlich kleiden, Bart und Haupthaar wachsen Jsaffeit und sich ritterliche Sitten und Geberden angewöhnen und fleißig mit den andern Rittern auf die Jagd gehen. Freilich gefiel ihm das Leben auf der Wartburg nicht; er schrieb an einen Freund: „Ich wollt lieber zur Ehre Gottes auf glühenden Kohlen brennen, als hier in der Einsamkeit halb leben und verfaulen." Meist saß er in seinem Zimmer und studirte oder schrieb Briese, welche durch geheime Boten an seine Freunde befördert wurden. Seine Gegner hielten ihn für todt, da er so plötzlich spurlos verschwunden war. Aber Luther lebte, und die Zeit seines Aufenthaltes auf der Wartburg gereichte feinem Werfe zu mächtiger Förderung. Das Mittel dazu war Luthers Bibelübersetzung in die deutsche Sprache, welche er auf der Wartburg begann. Es gab wohl schon deutsche Bibeln, aber diese waren nicht nach dem Grundiert der Heil. Schrift, sondern nach der lateinischen Bibel, der Vulgata, (vom Kirchenvater Hieronymus) übersetzt. Luther dagegen übersetzte direkt ans den Grundsprachen. Es war ein außerordentlich schwieriges und mühevolles Werk, die alten Schriftsteller so ins Deutsche zu übertragen, daß es von jedermann verstanden werden konnte; ein einzelner Spruch, ja ein einziges Wort Hat oft tage-, ja wochenlange Arbeit erfordert. Die (Schwierig-O

8. Neue und neueste Geschichte - S. 13

1880 - Dillenburg : Seel
— 13 — hältnisse an. Wie auf gemeinsame Verabredung erhoben sich in mehreren Gegenden Deutschlands die Bauern und forderten von ihren Gutsherren Aushebung der Leibeigenschaft und Beseitigung des harten Druckes, sich dabei auf Luthers Lehre von der Freiheit und auf die Bibel berufend. In zwölf Artikeln stellten sie ihre Forderungen zusammen und schickten sie zunächst an Luther, damit er sich über dieselben ausspreche. Luther erkannte einige ihrer Forderungen als begründet an, ermahnte die Aufständischen jedoch dringend zur Ruhe; die Gutsherrn forderte er zur Mäßigung auf. Aber weder die einen, noch die andern hörten auf seine Stimme; bald brach in Franken, Thüringen, Schwaben und im Elsaß die Empörung offen ans. Die Bauern rotteten sich zusammen, Zogen unter schrecklichen Verwüstungen umher, um überall ihre zwölf Artikel zur Annahme und Geltung zu bringen; Kirchen und Klöster wurden ausgeplündert, Bilder und Crucifixe zertrümmert, die Burgen geplündert und niedergerissen, Edelleute und Priester mishandelt und getödtet. Der leidenschaftliche Karlstadt stand an der Spitze einer solchen Bande. Da schrieb Luther eine Schrift: „Wieder die räuberischen und mörderischen Bauern," worin er ihr Beginnen in der schärfsten Weise vernrtheilte; die Fürsten forderte er auf, die ihnen von Gott verliehene Macht gegen die Bauern und ihr frevelhaftes Werk zu gebrauchen. Der schwäbische Bund sammelte ein Heer und stellte es unter den Oberbefehl des Grafen Truchseß von Waldburg, dem ei nicht schwer wurde, die ungeordneten und ungeübten Bauernhaufen zu zerstreuen; die Reste der Zersprengten verkrochen sich in die Wälder, wurden aber, wenn man sie sand, aufs schonungsloseste niedergemetzelt. Noch ehe dieser Aufstand ganz gestillt war, brach in Thüringen ein andrer aus, an dessen Spitze Thomas Münzer stand. Dieser stammte ans Stolberg am Harz, war zuerst Gymnasiallehrer zu Braunschweig, dann Diakonus zu Zwickau; wegen fortgesetzter Streitigkeiten wurde er seines Amtes entsetzt, und wegen Aufwiegelung zum Widerstände gegen die Obrigkeit wies ihn der Magistrat zu Zwickau aus der Stadt. Als Karlstadt in Wittenberg den Bildersturm begann, begab er sich dorthin, mußte aber mit den übrigen Zwickaner Propheten von dort weichen. Nun trat er selbstständiger auf, rühmte sich göttlicher Offenbarungen, behauptete, das Wesen der christlichen Freiheit besser zu kennen, als Luther; er nannte Luther den „Dr. Lügner", „das geistlose, sanft lebende Fleisch zu Wittenberg;" eine ganz neue * Z.

9. Neue und neueste Geschichte - S. 19

1880 - Dillenburg : Seel
— 19 — sich eine kriegerische Verfassung gab und Philipp von Hessen zum Oberbefehlshaber in Hessen und Sübbeutschlanb und Johann Friedrich von Sachsen (Johann der Bestänbige war Mb nach dem Nürnberger Religionsfrieben gestorben) zum Befehlshaber in Sachsen und Westphalen ernannte. Im Jahre 1537 würde der schmalkalbische Buub auf weitere sechs Jahre erneuert; in bemselben Jahre schrieb Luther bte schmalkalb i s ch e n Artikel, welche ebenfalls eine Bekeuntnisschrift der lutherischen Kirche geworben sinb. k. Luthers häusliches Leben. Hatte Luther sich durch Verbrennung der Bannbulle (1520) öffentlich von der katholischen Kirche losgesagt, so entfernte er sich um einen weiteren Schritt von ihr durch feine Heirat. Gar vielfach ist Luther wegen biefes Schrittes angegriffen worben, ob mit Recht ober Unrecht, bleibe hier unerortert. Das aber ist gewiß, daß er den Segen einer eblen, srommeu Häuslichkeit in reichem Maße empsunben hat und daß sein Familienleben ihm gar oft ein Trost in allen den äußeren Kämpfen gewesen ist. — Da mit der allmählichen Verbreitung der Reformation den evangelischen Geistlichen die Ehe erlaubt worben war, so hielt auch Luther sich nicht mehr an das Cölibat gebunben. Zu feiner Hochzeit schenkte ihm die Universität zu Wittenberg einen silbernen, innen öergolbeten Becher, der Magistrat spenbete eblen Wein, Bier und zwanzig Gulben; der Kurfürst wies dem jungen Ehepaar Wohnung in dem ehemaligen Klostergeßäube an. Das eheliche Leben selbst war ein Leben in heiliger Liebe; Luther war glücklich im Besitze seiner Käthe und blinkte sich reicher als Crösns mit all' feinen Schätzen. — Große Frenbe erlebte Luther an feinen Ktnbern, von benen ihm zwei Mäbchen, Elisabeth und Magbalena, balb wieber bahinstarben. Sein großer Schmerz über den Verlust seiner Lieblinge würde in etwas ge-Xtnbert durch den Gebanken an die Auferstehung und Wieber-vereiuigung. Nach dem Tode feiner Elisabeth schrieb er an einen Freunb: „Elisabeth hat uns Lebewohl gesagt, um zu Christo zu gehen," und als sein Leuchen im Sarge lag, sprach er: „Dir, liebes Leuchen, ist wohl geschehen; Du wirst wieber aufersteh« und leuchten wie ein Stern, ja wie die liebe Sonne." Der eine feiner Söhne, Hans, berselbe, an den er den köstlichen Brief: „An mein liebes Hänschen" schrieb, war später ein angesehener Rechtsgelehrter in Weimar, ein anberer, Paul, war Leibarzt des Kurfürsten. So groß die Liebe zu seinen Kinbern war, so 2* i

10. Neue und neueste Geschichte - S. 2

1880 - Dillenburg : Seel
— 2 — noch zwei Schmelzöfen erwerben konnte. Die Erziehung des kleinen Martin war äußerst streng, so streng, daß er ganz ein- ! geschüchtert wurde und eine Zeit lang seinen Vater floh. Zur Schule wurde er fleißig angehalten; sein Vater trug ihn bei • schlechtem Wetter aus den Armen zur Schule. Auch hier herrschte eine strenge, oft harte Zucht; Luther erzählt selbst, daß er einst j an einem Vormittage fünfzehnmal die Ruthe bekommen habe. I Als er vierzehn Jahre alt war, brachte ihn sein Vater _ in^das ; damals berühmte Gymnasium zu Magdeburg und ein Jahr später auf die lateinische Schule zu Eisenach, wo er Verwandte seiner Mutter hatte. Weil trotzdem die Mittel zum Unterhalte des Sohnes nicht ausreichten, suchte dieser dadurch noch etwas ' zu verdienen, daß er mit andern Knaben seines Alters vor den Thüren reicher Leute Lieder sang. Das treuherzige Gesicht des Knaben, sowie sein andächtiges Gebet und seine schöne klare Stimme bewogen eine Frau Cotta, ihn in ihr Haus und an ihren Tisch aufzunehmen. Nun war alle Sorge von Luther genommen; mit fröhlichem, rastlosem Eifer wandte er sich dem Studium zu, erlernte nebenbei die Flöte und das Saitenspiel. 1501 Wohl vorbereitet bezog Luther in seinem achtzehnten Jahre die Universität Erfurt. Auch hier verwandte er großen Fleiß aus das Studiren, vergaß aber dabei nicht, daß der Segen auch der Geistesarbeit von oben komme. „Fleißig gebetet ist halb stndirt", war sein Wahlspruch, und nach diesem fing er jeden Morgen sein Lernen mit Gebet an. Ansangs studirte er Philosophie, und obwohl ihm diese eigentlich nicht zusagte, brachte er es darin doch so weit, daß er Magister (Lehrer) der freien Künste wurde. Nach dem Willen seines Vaters wandte er sich dann der Rechtsgelehrsamkeit zu, saud aber an derselben gar kein Gefallen; immer mehr zog es ihn nach der Theologie (Gottesgelehrifieii),. und nur der Gedanke, seinen Eltern nicht entgegen zu handeln,, hielt ihn noch davon ab, sich jetzt schon dem geistlichen Stande-zu widmen. Eine schwere Krankheit, in welche er verfiel, bestärkte:-ihn in feiner Absicht, deren Ausführung ihm mehr und mehr zur., inneren Nothwendigkeit wurde. Der plötzliche Verlust seines:? geliebten Freundes Alexius bewog ihn, den Entschluß auszu— 1505 führen und zu diesem Zwecke in das Augustiners löstet zu-i Erfurt einzutreten. Auch der ausgesprochene Widerwille des:-Vaters gegen das Mönchswesen konnte ihn nicht beirren» Nochlsi einmal (es war am 15. Juli 1505) lud er seine Freunde ein,, erquickte sich mit ihnen an der Musik und eröffnete ihnen daumi
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