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1. Alte Geschichte - S. 128

1879 - Dillenburg : Seel
— 128 Donau und im Westen an den Rhein. Die Römer nannten dies Land Großgermanien. Schon vor Christi Geburt waren germanische Stämme aus das linke Rheinufer gezogen; das von diesen bewohnte Land nannten die Römer Kleingermanien. Das Land bot damals einen ganz andern Anblick als jetzt. Große, undurchdringliche Wälder durchzogen es nach allen Richtungen. Mitten durch das Land zog von Westen nach Osten der sechzig Tagereisen lange und neun Tagereisen breite hercynische Wald, aus mächtigen Eichen und Buchen und riesigem Nadelholz bestehend. Das Klima war sehr rauh und feucht, der Boden nur zum Theil fruchtbar. Die Flüsse hatten noch keinen geregelten Laus; sie bildeten häufig Sümpfe und Moräste, in denen sich allerlei böses Gewürm aufhielt. Der unfruchtbare Boden brachte wildes Obst, wilden Spargel, Pastinaken, Rettige von ungewöhnlicher Größe und Futterkräuter in Menge hervor; gebaut wurden Gerste und Hafer, nur wenig Korn. In den ausgedehnten Wäldern lebten Bären, Wölfe, Auerochsen, Elennthiere, Reimthiere und viele Raubvögel. Als Hausthiere hatte man kleine, aber dauerhafte Pserde, Rinder, Schweine, Hunde und Gänse. — Salzquellen gab es in Menge; um den Besitz einer solchen entstanden oft blutige Streitigkeiten, ja sogar Kriege. Auch das Eisen wußte man zu gewinnen und zu verarbeiten; Gold und Silber dagegen lernte man erst von den Römern kennen. c. Die Bewohner des Landes. Die Germanen zeichneten sich durch ihre natürlichen Anlagen vor allen andern Völkern aus und zwar körperlich durch ungewöhnliche Größe (meist über 2 m.), durch eine rein weiße Haut, durch langes, hochgelbes Haar, welchem von einigen Stämmen kurz geschnitten, von andern in einem Knoten auf dem Kopse zusammengebunden, von noch andern in langen Locken getragen wurde, und durch blaue, wild und feurig blickende Augen; geistig durch unbändigen Muth, furchtlose Tapferkeit und großen Freiheitssiun. Agrippa sagt von den Deutschen: „Groß sind ihre Körper, aber noch größer ihre Seelen. — Sre wohnten fast durchgängig nicht in Städten, nicht einmal in -orfern zusammen, sondern auf einzelnen Höfen, um welche das dazu gehörige Gut lag. War ein solcher Hof mit dem dazu gehongm Feld und Wald freies Eigenthum, so hieß es Allod. _jn Nahrung und Kleidung waren die Deutschen autzer t emfach. Zur gewöhnlichen Speise gehörte Fleisch von Rindvieh, Mldpret, Milch, Butter, Haferbrei und Brot. Das Lieblmgsgetrank war

2. Mittelalter - S. 6

1879 - Dillenburg : Seel
2. Muhamed. a. Land und Volk der Araber. Die Halbinsel Arabien ist in ihrem Innern eine weite, bäum- und graslose Wüste, in welcher nur Beduinenhorden umherstreifen: fein Baum gewährt Schatten gegen die brennende Sonnenhitze, nur sehr wenige Oasen sind zu finden. Nur das Kameel, das für die Wüste geschaffen zu sein scheint, und das kräftige, außerordentlich schnelle Araber-Pferd vermögen die weite Wüste zu durchmesseu. In diesen Thieren besteht denn auch der Reichthum der Beduinen. Der südwestliche Theil der Halbinsel ist von fruchtbaren Thälern durchzogen und heißt das glückliche Arabien. Hier gedeihen die herrlichsten Früchte: der Kaffee, das Znckerrohr, die Datteln und Granatäpfel. In diesem Theile des Landes liegen die Prophetenstädte Mekka und Medina. Der nordwestliche Theil der Halbinsel heißt das peträische Arabien mit der Hauptstadt Petra; nur diesen Theil Arabiens hatten die Römer auf ihren Kriegszügen betreten; von dem andern waren sie durch die endlose Wüste abgehalten worden. Die Bewohner des glücklichen Arabien trieben von jeher einen ausgedehnten Land- und See-Handel und hatten dadurch bedeutende Reichthümer zusammengebracht, welche ihnen die Mittel zu schwelgerischem Wohlleben gewährten. Die Nomaden dagegen führten unter ihren Häuptlingen (Emirs oder Scheikhs genannt) ein einfaches, mäßiges Leben. Das Wanderleben in der Wüste, die Kriegs- und Beutezüge härteten diesen Theil des Volkes ab und reiften in ihm jene herrlichen Eigenschaften: Treue gegen die Stammeshäupter und Treue des gegebenen Wortes, Gastfreundschaft gegen Fremde und festen, trotzigen Muth in der Gefahr, beförderten aber auch ihre üblen Sitten: Grausamkeit und Blutdurst, Rachgier und Fehdelust. Ihre Religion war ursprünglich Natur-, besonders Sterndienst, ihr National-Heiligthum die Kaaba zu Mekka, ein Tempel mit einem großen, schwarzen Steine, welchen der Engel Gabriel dem Jsmael (Abrahams Sohn), von dem sie ihre Abstammung herleiteten, selbst gegeben haben soll. Zu der Kaaba fanden alljährlich Wallfahrten statt, während welcher alle Kriege und Streitigkeiten ruhten; Freund und Feind nahmen friedlich Theil an den heiligen Gebräuchen. b. Muhamed. Muhamed stammte ans dem angesehenen Geschlechte der Koreischiten, welchen die Bewachung der Kaaba

3. Neue und neueste Geschichte - S. 89

1880 - Dillenburg : Seel
— 89 — thum Geldern, ein Ländchen mit 50 000 fleißigen Bewohnern; noch bedeutendere Erwerbungen standen bevor. Im Jahre 1700 war zwischen Rußland, Polen und Dänemark einerseits und Schweden andrerseits der sog. nordische Krieg ansgebroch?n. Durch rechtzeitiges und kräftiges Auftreten in diesem Kriege (s. S. 94) erlangte Friedrich Wilhelm die Inseln Usedom und Sb oll in, sowie Stettin und das Land zwischen Oder und Peene. Neue Verwicklungen brachte der polnische Erbfolgekrieg. Auf Kaiser Leopold I. (1658 — 1705) war Joseph I. (1705—1711) gefolgt; von 1711 bis 1740 regierte Karl Vi. Da letzterer feine männlichen Erben hatte, so war er eifrig bemüht, feiner Tochter Maria Theresia die Erbfolge in allen östreichischen Ländern zu sichern. Zu diesem Zwecke hatte er schon 1713 eilt Hausgesetz gegeben, Me pragmatische Sanction, für welche er die Anerkennung der Mächte zu erlangen bemüht war; mit Spanien war ein Bündnis abgeschlossen. Aber Frankreich und England waren dem Vertrage entgegen und bewarben sich um die Bundesgenossenschaft Preußens, dessen Königin eine Tochter des englischen Königs war. Da die Königin eine Heirat ihrer Kinder Friedrich und Wilhelmine mit Gliedern des englischen Königshauses wünschte und der König von England scheinbar darauf einging, so schloß Friedrich Wilhelm mit England und Frankreich den Vertrag zu Herrenhausen (bei Hannover, 1725), in welchem sie sich gegenseitigen Schutz zur Vertheidigung ihrer Staaten zusicherten. Aber auch dem Kaiser lag sehr viel daran, Preußen auf seine Seite zu bringen; er bot alles auf, den Vertrag zu Herrenhaufen zu lösen. Sein General Seckendorf, ein bei Friedrich Wilhelm beliebter Mann, übernahm die Mission, Preußen für den Kaiser zu gewinnen. Die Aufgabe Seckendorfs war leichter, als er gedacht hatte; gegen die Franzosen war Friedrich Wilhelm ohnedies eingenommen, und gegen England hegte er bereits Groll, weil es die versprochenen Heiraten immer verzögerte. Seckendorf brachte es bald dahin, daß der König das Bündnis mit England und Frankreich löste und mit dem Kaiser den Vertrag zu Wusterhausen schloß; der schon 1700 geschlossene Kronvertrag wurde bestätigt; der Kaiser versprach, alles aufzubieten, um das Herzogthum Berg an Preußen zu bringen, und Friedrich Wilhelm sagte die Vertheidigung der pragmatischen Sanction zu. Als England und Frankreich drohten, rüstete der König, und als seine Gemahlin und der Kronprinz die Verbin-

4. Neue und neueste Geschichte - S. 154

1880 - Dillenburg : Seel
in welchem er betonte, daß man auch in Westfalen den Geist der Unzufriedenheit erhalten müsse und daß zwischen Preußen und Oestreich noch ein Bund zu gemeinsamer Erhebung gegen die Fremdherrschaft zu schließen sei. Stein mußte um seine Entlassung bitten; er floh nach Rußland. Er wurde als Verräther gegen Frankreich gebrandmarkt, und seine Güter wurden eingezogen. Sein Nachfolger war der Freiherr von Hardenberg, welcher als Staatskanzler im Sinne und Geiste Stein's weiter arbeitete. b. Tod der Königin Luise. Die schweren Schicksalsschläge, welche Preußen getroffen hatten, lasteten besonders schwer aus der treuen Mutter des Landes, aus der Königin Luise. In tiefstem Schmerze empfand sie das Unglück ihres Landes und ihres Gemahls, nicht um ihrer Person willen, denn sie opferte ja alles mit der größten Bereitwilligkeit auf dem Altare des Vaterlandes; ihre Geschmeide und Kostbarkeiten, ihre Juwelen, alles gab sie mit Freuden. Auch unter dem schwersten Drucke verlor sie die Hoffnung nicht, daß ihr liebes Preußen nicht untergehen, sondern wieder herrlich erstehen werde. Viele ihrer Briese zeugen von dieser Gewißheit. Der König erkannte auch, welch' herrlichen Schatz er in seiner Gemahlin gerade in der Zeit des Königin Luise. Unglücks habe. „Du, liebe Luise, bist mir im Unglück noch werther und lieber geworden," sagte er einst zu ihr. Mit Freuden begrüßte die Königin die ersten Anzeichen von dem wiedererwachenden Glauben; erkannte sie doch darin die Ursache des Unglückes, daß man von Gott abgefallen sei. Der Schmerz über das Unglück des Landes hat ihr einen allzufrühen Tod gebracht. Im December 1809 zog sie mit ihrem Gemahl und mit den Kindern wieder nach Berlin; an allen Orten bezeigten die Bewohner ihre Freude darüber; besonders aber war es Berlin selbst, das sich freute, das geliebte Königspaar wieder in feinen Mauern zu sehen. Unter dem Donner der Geschütze und dem

5. Neue und neueste Geschichte - S. 155

1880 - Dillenburg : Seel
Geläute aller Glocken zog die königliche Familie in Berlin ein und War an demselben Tage und zu derselben (Stunde, in welcher vor sechzehn Jahren Luise als Braut ihren Einzug gehalten hatte. Aber schon vor dieser Reise nach Berlin hatte die edle Königin gefühlt, daß ihr keine lange Lebenszeit mehr beschießen sei. „Schwarze Ahnungen erfüllen und ängstigen mich/' schrieb sie damals, und an ihrem Geburtstage, am 10. März 1810, äußerte sie: „Ich glaube, es wird wohl das letztemal sein, daß ich meinen Geburtstag hier feiere." Ihre Ahnungen sollten sich nur zu bald erfüllen. Im Sommer 1810 unternahm sie eine Reise nach Strelitz, um ihren Vater und besonders die einundachtzigjährige Großmutter, die treue Führerin ihrer Jugend, zu besuchen. Große Freude herrschte bei ihr und erregte sie durch ihren Besuch; aber mitten durch diese Freude zogen sich bange Ahnungen und eine tiefe Wehmut. Am 28. Juni kam auch der König nach Strelitz, worüber die Königin so erfreut war, daß sie zu ihrem Bruder Georg sagte: „Run, lieber Georg, bin ich erst ganz glücklich," und an ihren Vater schrieb sie an demselben Tage: „Mein lieber Vater! Ich bin heute sehr glücklich als Ihre Tochter und als die Gattin des besten der Männer." Es waren ihre letzten Worte, die sie schrieb. Gegen Abend begab sich die Königin mit ihrer Familie nach dem Lustschlosse Hohen-Zieritz. Sie kam dort leidend an, erholte sich wieder, so daß der König sich wichtiger Staatsgeschäfte wegen entschloß, auf einige Tage nach Berlin zu reisen, hoffend, daß er bei feiner Rückkehr seine Gemahlin völlig genesen wiederfinden werde. Wohl schien die Krankheit abzunehmen, aber eine große Schwäche behauptete sich. Unterdes; war auch der König in Charlottenburg erkrankt, worüber sich die Königin so ängstigte, daß sie den Gedanken einer Übersiedelung nach Charlottenburg faßte, um ihren Gemahl zu pflegen. So vergingen mehrere Tage; mit unendlicher Geduld ertrug die Königin ihre Leiden. Am 16. Juli wurde sie plötzlich von heftigen Brustkrämpfen befallen, so daß die anwesenden Aerzte die Hoffnung auf Wiederherstellung der hohen Patientin aufgaben. Man sandte Eilboten nach Berlin an den König; mit diesem traf auch der berühmte Berliner Arzt Heim ein. In der Rächt vom 18. auf den 19. Juli wiederholten sich die Krämpfe; gegen 4 Uhr Morgens kam der König mit den beiden Prinzen, dem Kronprinzen und dem Prinzen Wilhelm, an. Der König, auf die große Gefahr vorbereitet, konnte seine Thränen nicht verbergen. „Bin ich denn so gefährlich krank?" fragte sie. Darauf ging der König hinaus und holte die beiden y

6. Neue und neueste Geschichte - S. 156

1880 - Dillenburg : Seel
— 156 — Punzen. Welche Freude! „Ach lieber Fritz, lieber Wilhelm! Seid ^hr da?" rief sie. Unter lautem Schluchzen eilten beide an das Bett der Mutter. — Die Todesstunde, die neunte des —ages, nahte heran. „Ach," seufzte die Königin, „mir hilft nichts mehr, als der Tod!" Der König faß an der einen Seite des Jettes, die Rechte der Kranken haltend; an der andern Seite faß die Schwester Friederike; die Aerzte und die ganze herzogliche Familie waren anwesend. Zehn Minuten vor neun Uhr kam wieder etn Krampfanfall. „Herr Jesu, Jesu! mach’ es kurz!" rief sie —- fünf Minuten später war der Kampf zu Ende. Der König, fast erdrückt von ungeheurem Schmerze, raffte sich auf, drückte feiner Luise die Augen zu und holte dann die beiden Prinzen an das Sterbebett. Diese sanken an der Leiche der geliebten Mutter nieder und benetzten ihre Hände mit heißen Thränen. Nicht nur Preußen, ganz Deutschland trauerte über den Tod der edlen Königin. Als der Sarg nach Berlin gebracht wurde, erschienen die meisten Berliner in Trauerkleidung. In Charlotten-burg erhielt Luise eine würdige Ruhestätte. Der Bildhauer Rauch schuf für das Mausoleum ein Marmorbild der schlafenden Königin, unvergleichlich in feiner Ausführung, da Dankbarkeit und Verehrung die Hand leiteten. — Noch heute ist die Königin Luise das Vorbild edler Frauen; noch heute wird sie gepriesen als die beste Mutter ihrer Kinder und des Vaterlandes und als die beste Gattin eines Mannes. c. Abfall des Generals Hork. Napoleon hatte der Welt verschwiegen, welches Schicksal die ungeheure Armee in Rußland gehabt hatte; um so gewaltiger war der Eindruck, als es endlich bekannt wurde. Hier und da erhoben sich Stimmen, daß jetzt oder nie Gelegenheit fei, das verhaßte Joch abzuwerfen. Friedrich Wilhelm erkannte das wohl, aber er allein durfte nicht wagen, Ktieg zu beginnen: er wäre von der llebermacht Napoleons erdrückt worden; Oestreich war durch Verwandtschaft an Napoleon gefeffelt und hatte noch keine Luft zum Kriege; und Rußland? welchen Werth hatte Rußlands Freundschaft, nach dem Jahre 1807 bemessen? So überlegte der König lange Zeit; da traf ihn die Nachricht von dem Abfalle des Generals von Iork vom französischen Heere. Iork hatte das preußische Hülfsheer nach Rußland befehligt; auf dem Rückzüge war er mit feinen Truppen der letzte und hatte die Nachhut zu decken. Seine Ehre forderte fein Ein-stehen für die Franzosen; feine Liebe zum Vaterland wollte das

7. Neue und neueste Geschichte - S. 60

1880 - Dillenburg : Seel
— 60 — zum Ziele; in Warschau leistete er dem König von Polen den Eid der Treue und wurde von ihm mit dem Herzogthum Preußen belehnt. Darauf trat Friedrich Wilhelm in Verhandlungen mit Schweden ein und schloß mit diesem einen Waffenstillstand auf zwei Jahre, worüber der Kaiser freilich höchst ungehalten war; doch wußte er ihn zu beruhigen. Da er erkannte, daß keine der kriegführenden Parteien mächtig genug war, die andere zu bewältigen, so brachte er sein Heer ganz in der Stille auf 8000 Mann, um sich im entscheidenden Angenblicke auf die Seite dessen zu stellen, der ihm die meisten Vortheile für fein Land zu bieten vermöge. In die letzten Jahre des dreißigjährigen Krieges fällt auch des Kurfürsten Vermählung. Anfangs kam sein Wunsch dem seines Oheims Gustav Adolf entgegen; aber Christine wollte von keiner Heirat wissen, und auch der schwedische Kanzler Oxenstjerna trug mancherlei Bedenken; so zerschlug sich diese Verbindung. Da richtete Friedrich Wilhelm sein Auge auf L ouise H enr ie tte, die Tochter feines Freundes Friedrich Heinrich von Oranien, eine liebenswürdige und tiefreligiöfe Prinzessin. Nachdem er deren Ja-Wort erhalten, rüstete er eine Leibwache von 800 Marin prächtig aus, welche ihn zu seiner Vermählungsfeier nach dem Haag begleitete; diese fand am 27. November 1647 statt. Zugleich ließ er in Berlin so viel als thunlich die Spuren des Krieges verwischen und mancherlei Verschönerungen anbringen; so legte er z. B. den Grund zu der nachher so berühmt gewordenen Lindenallee. — Unterdessen nahten die Friedensverhandlungen in Münster und Osnabrück ihrem Abschlüsse; dabei hatte er gegen die Schweden, welche er sich durch seine Heirat entfremdet hatte, einen harten Stand und mußte ihnen schließlich auch Vorpommern (den heutigen Regierungsbezirk Stralsund) überlassen, wogegen er freilich die Bisthümer Minden und Halberstadt und das Erzstift Magdeburg erhielt. Schmerzlich war ihm der Verlust Vorpommerns, da er an die Gründung einer Seemacht wie Holland gedacht hatte, doch hatte er die Befriedigung, daß durch feinen Einfluß die Reformirten dieselben Rechte erhielten, wie sie die Lutheraner schon lange besaßen. c. Friedrich Wilhelms Reformen im Lande. Des Kurfürsten größte Sorge war es, die Wunden, welche der langjährige Krieg feinem Lande geschlagen hatte, zu heilen. Auf dieses Ziel richtete er seine Thätigkeit, und es ist ihm gelungen wie keinem andern deutschen Fürsten. Neben diesem hatte er noch ein anderes, größeres Ziel, das er mit Klarheit ins Auge faßte und unter

8. Neue und neueste Geschichte - S. 90

1880 - Dillenburg : Seel
— 90 — düng mit England zu erhalten suchten, entstand Streit in der königlichen Familie, in dessen Folge sie einige trübe Jahre verlebte; der Kronprinz und Prinzessin Wilhelmine mußten sich auf Besehl des Vaters gegen ihren Wunsch verheiraten. In dem 1733 ausbrechenden polnischen Erbfolgekrieg mußte der König die Waffen für den Kaiser gegen Frankreich ergreifen; aber auch er erntete, wie sein Vater und sein Großvater, vom Kaiser keinen Dank. Derselbe schloß mit Frankreich ohne Vorwissen Preußens Frieden, in welchem er Lothringen an Frankreich abtrat (1735); Berg kam nicht an Preußen, ja der Kaiser versprach es einem andern Fürsten. Friedrich Wilhelm war ergrimmt über diese Behandlung und rief aus: „Der Kaiser behandelt alle Reichsfürsten wie Schubjaks; ich habe das gewiß nicht verdient!" Und auf deu neben ihm stehenden Kronprinzen zeigend, sprach er: „Da steht einer, der mich rächen wird!" Der Kaiser selbst hatte den Vertrag zu Wusterhausen gebrochen; so war anch Preußen nicht mehr an denselben gebunden, und Friedrich d. Gr. hatte später in Folge dessen völlig freie Hand. h. Friedrich Wilhelms Ende. Friedrich Wilhelms Alter war ein ruhiges. Die wieder hergestellte Eintracht Zwischen ihm und dem Kronprinzen trng wesentlich dazu bei, die letzten Jahre zu verschönern. Im Herbste 1739 wurde der König krank, und der folgende sehr harte Winter vermehrte die Leiden noch. Da ließ der König den Propst Roloff zu sich kommen und bekannte seine Sünden, behauptete aber, daß er alles zur Ehre Gottes gethan habe. Der Propst redete ihm scharf zu, hielt ihm vor, wie manches Urtheil er ohne Noth verschärft, wie manchen er ungerecht zum Tode verurtheilt und wie manche Familie er durch seine Baubefehle arm gemacht habe. Da sprach der König: „Er schont meiner nicht; er spricht als ein ehrlicher Mann und als guter Christ mit mir; ich danke ihm dafür und bekenne, daß ich ein großer Sünder bin." Alle Anwesenden beteten am Bette des Königs, und der König wünschte, Roloff alle Tage bei sich zu sehen. Als gegen das Frühjahr hin des Königs Zustand sich besserte, brachte man den Kranken nach Potsdam. Dort hatte er im Mai einen starken Rückfall der Krankheit; er ließ deshalb den Kronprinzen sehr oft zu sich kommen und besprach sich mit ihm über Staatsangelegenheiten. Nach einer solchen Unterhaltung sprach er zu den Umstehenden: „Ist das nicht große Gnade, daß mir Gott einen so würdigen Sohn gegeben hat?" Dieser küßte

9. Neue und neueste Geschichte - S. 96

1880 - Dillenburg : Seel
— 96 — Peters Bemühungen um die Hebung der Cultur waren ernst gemeint; aber er vergaß, daß er vor allen Dingen auf sich zu achten habe und seinem Volke mit gutem Beispiele vorangehen müsse. Statt dessen aber blieb er in seinen Sitten roh, in seinen Leidenschaften wild, oft thierisch; es konnte daher nicht fehlen, daß auch die Bildung des Volkes nur eine oberflächliche war; das Volk, dies selbst fühlend, wurde mistrauisch und unzufrieden, und Peter merkte gar wohl, daß alle seine Neuerungen nach seinem Tode verschwinden und daß seine wohlgemeinten Pläne in feinem Lande nicht zur Ausführung gelangen würden. Er starb 1725. 10. Friedrich der Große. a. Friedrichs d. Gr. Jugendzeit. Es war am 24. Januar 1712 mittags, als dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm ein Sohn geboren wurde. Seine Geburt verursachte sehr große Freude, da den Eltern schon zwei Söhne durch den Tod entrissen worden und ihnen nur eine Tochter, Wilhelmine, geblieben war. Große Festlichkeiten wurden veranstaltet, besonders bei der Taufe, bei welcher Friedrich I. und der deutsche Kaiser als Pathen standen und dem Prinzen den Namen Karl Friedrich beilegten. Die erste Pflege und Erziehung blieb in den Händen der Mutter, welche dabei die Hülfe der Frau von Kameke hatte. Als besondere Erzieherin nahm der König Frau von Rocoulles an, welche auch ihn erzogen hatte und nun, da sie sich durch den wiederholten Auftrag, den Kronprinzen zu erziehen, sehr geehrt fühlte, dem Prinzen die zärtlichste Sorgfalt widmete; durch sie wurde auch eine dauernde Vorliebe für französisches Wesen und französische Sprache in ihn gepflanzt. Friedrich bedurfte großer Sorgfalt, denn er war etwas schwächlich und befaß ein stilles, fast schwer-wüthiges Wesen. Seine Schwester Wilhelmine liebte er zärtlich und nur in ihrer Gesellschaft überließ er sich dem Spiel. Als sie ihn attet einst aufforderte, feine Trommel stehen zu lassen und ihren Puppenwagen zu ziehen oder mit Blumen zu spielen, antwortete er: „Gut Trommeln ist mir besser als Spielen und lieber als Blumen." Auch der König erfreute sich oft an den Spielen der Kinder. Die Königin, welcher es eine große Freude war, andern wohlzuthun, pflanzte auch in ihre Kinder diesen Wohlthätigkeitssinn. Als auf einer Reise nach Hannover das Volk einer Stadt sich um den königlichen Wagen drängte und Friedrich viele Arme unter den Umstehenden erblickte, eilte er in einen Bäcker-

10. Neue und neueste Geschichte - S. 99

1880 - Dillenburg : Seel
Mühen seines Lebens in Betreff des Heeres vergeblich sein möchten und Friedrich nie ein rechter Kriegsmann werden würde. Dazu kam, daß eine Menge von Hofbeamten als Zwischenträger dem König alles, was Friedrich that, berichteten und seine Zuwiderhandlungen gegen die Befehle des Vaters vergrößerten, so daß letzterer dem Prinzen immer härter begegnete und ihn sogar vor versammeltem Hose mehrmals mißhandelte. Als Friedrich 16 Jahre alt war, nahm ihn sein Vater mit zu einem Besuche des sächsischen Hofes in Dresden. Daß Friedrich den dort herrschenden Ausschweifungen nicht widerstand, brachte den Vater wieder gegen ihn auf. Tiefen Eindruck machte das in Dresden herrschende künstlerische Treiben auf den Kronprinzen; er hörte auch den vortrefflichen Flötenbläser Qu an z. Nach der Rückkehr nach Berlin brachte er es mit Hülfe der Königin dahin, daß Quanz mit einigen Mnsikern nach Berlin berufen wurde, wo er sofort Unterricht bei ihm nahm. Eines Abends hörte man während des Unterrichts den König kommen; so sehr man sich beeilt hatte, Noten und Instrumente wegzuräumen, so merkte der König doch, was vorgegangen war; er schalt den Prinzen tüchtig aus, warf dessen Schlafrock und die Perrücke ins Feuer und sandte Noten und Bücher dem Buchhändler zurück. Durch derartige Vorfälle steigerte sich der Zorn des Königs so sehr, daß er den Prinzen eines Tages in Potsdam erdrosseln wollte. Noch schlimmer wurde das Verhältnis, als Friedrich Wilhelm das Bündnis mit Frankreich und England löste und den Gedanken an die Vermählung seiner Kinder mit Gliedern der englischen Königsfamilie ganz aufgab, die Königin und ihre Kinder selbst aber an diesem Gedanken noch festhielten. Der König wollte von der englischen Heirat nichts mehr wissen, seine Gemahlin aber hoffte noch immer auf Gelingen ihres Lieblingsplanes; das entfremdete die Gatten und den Vater den Kindern; als nun Friedrich es sogar wagte, einen Brief nach England zu schreiben, ward der Groll seines Vaters so groß, daß er die Kinder aus seiner und der Königin Nähe verbannte; nur bei den Mahlzeiten dursten sie erscheinen. Dieses unglückliche Verhältnis zwischen Vater und Sohn rief iu dem letzteren den Gedanken an Entfliehen hervor; die Schwester Wilhelmine wurde mit in das Geheimnis gezogen, während die Mutter nichts von dem Fluchtplane erfahren sollte. Die Flucht sollte ausgeführt werden während einer Reife, welche Friedrich mit seinem Vater nach Süddeutschland machen mußte. Der König
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