Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Bilder aus der vaterländischen Geschichte für Mädchenschulen - S. 43

1885 - Aachen : Barth
in welchem sie abstiegen, auf dem Tische einen gedruckten Aufruf zu Beiträgen für arme verwundete Soldaten. Die drei Frauen leerten sofort ihre vollen Börsen und eine gab noch ihren Ring, eine andere ihre Ohrringe dazu. Nnr Fräulein von Schmettern konnte wegen ihrer Armut nichts beisteuern. „Noch nie", sagte sie, „hat mich meine Armut so gedrückt wie jetzt. Ich habe weder Geld noch Geschmeide, und doch möchte ich so gerne auch etwas für mein Vaterland geben können!" Die Liebe macht erfinderisch, so auch hier. Sie ließ einen Friseur kommen, dem sie ihre Haarflechten für rünf Gulden verkaufte. Ein reicher Herr hatte hiervon gehört. Er kaufte die Flechten, ließ sie in Ringe und Bänder einfaffen und verkaufte diese zum Besten der Armee. Auf diese Weise wurden 1200 Thaler aus den Flechten des Fräuleins gelöst. Das schönste Vorbild der treuen Hingabe fürs Vaterland hatte die edle Königin Luise hinterlassen. Sie hatte nach der Demütigung Preußens durch den Frieden von Tilsit alle ihre Schätze und Kostbarkeiten dem Vaterlande geopfert. Aus Liebe zu ihm trug sie die große Schmach Preußens in Geduld. Die harten Ereigniffe brachen ihr jedoch schon früh ihr echt deutsches Herz. Einen schönen Satz, den sie zur Zeit der Prüfung in ihr Tagebuch niederschrieb, wollen wir uns merken: „Wer nie fein Brot mit Thränen aß, wer nie die kummervollen Nächte auf seinem Bette weinend saß, der kennt euch nicht, ihr himmlischen Mächte." Sie hatte nicht die Freude, den Tag der Wiedererhebung Preußens zu erleben, da sie schon am 19. Juli 1810 starb. Ihr Andenken begeisterte aber nicht allein die deutschen Frauen, sondern entflammte auch die Brust der Krieger zu mutigen und edlen Thaten. Zum Andenken an diese edle Frau stiftete der König am 3. August 1814 den Luisen-Orden, der als Ehrenzeichen solchen Frauen verliehen werden sollte, die sich besonders um das Vaterland verdient machen würden. Der Befreiungskrieg 1813—1815. Das erste Zusammentreffen mit Napoleon war ant 2. Mai 1813 bei Großgör schen. Die Franzosen siegten und gleich darauf bei Bautzen. Da sie aber auch harte Verluste erlitten, schlossen sie einen Waffenstillstand. Während dieser Zeit traten Österreich und Schweden zu den verbündeten Preußen und Russen. Drei Armeen wurden gebildet. Die Nordarmee bei Berlin kommandierte der schwedische Kronprinz, die schlesische der alte Blücher und die böhmische der österreichische Feldmarschall Schwarzenberg. Bei Großbeeren schlugen die Preußen unter Bülow am 23. August

2. Bilder aus der vaterländischen Geschichte für Mädchenschulen - S. 42

1885 - Aachen : Barth
— 42 — des Heerwesens das Land kräftig und stark machten. Ausgezeichnete Männer, die mit großem Erfolge zum Segen unseres Vaterlandes arbeiteten, waren: der Minister von Stein, der Kanzler Harden-derg, ochctrnljoi )t, Gneisenan und Blücher. Sie Bereiteten im stillen das Land kriegstüchtig vor, um zu einem geeigneten Zeitpunkte zur Wiedereroberung der geraubten Freiheit schlagfertig zu sem. Ein solch günstiger Umstand sollte sich bald finden. Napoleon unternahm 1ü12 einen Feldzug gegen Rußland. Nach zwei blutigen schlachten drang er bis Moskau vor, um hier ein behagliches Winterquartier zu nehmen. Kaum aber in die Stadt eingezogen, brach au allen Enden derselben Feuer aus, das die Stadt vernichtete. Voll Hunger und zerlumpt war das Heer hier angekommen und mußte elend sofort den Rückzug antreten. Auf diesem kam es größtenteils durch Kälte, Hunger und Verfolgung um. Napoleon hatte bitter für feinen Übermut das Strafgericht Gottes erfahren müssen. Diese Niederlage des mächtigen Herrschers benutzte der preußische Geueral York und trat mit seinen Hilfstruppen zu den Russen über. König Friedrich Wilhelm schloß ein Bündnis mit den Russen und erklärte am 16. März Napoleon den Krieg. Nicht allein in Preußen, sondern in allen deutschen Landen wurden Jung und Alt von einer solchen Begeisterung ergriffen, wie bisher nie das deutsche Volk sie gezeigt hatte. Die Begeisterung verlieh Mut und Thatkraft. Freiwillige strömten in großen Scharen von allen Seiten herbei, selbst (kreise waren bereit, sroh mit in den Kamps zu ziehen. Die mutigste Schar war die Lützowsche, unter der auch der Dichter Theodor Körner focht. Neben der Linie wurde eine Landwehr und ein Landsturm gebildet. Unter dem Gesänge der herrlichen Vaterlands* lieber von Arndt, Körner und Schenkendorf zogen die Krieger mutvoll in den Kampf. Die deutschen Frauen zur Zeit der Befreiungskriege. Auch die deutschen Frauen wurden tief ergriffen und zu edlen Thaten fürs Vaterland entstammt. Es entstand ein „Frauen-verein zum Wohle des Vaterlandes", der mit rühriger Kraft für die ins Feld gezogenen Streiter daheim arbeitete. Die goldenen Trauringe wurden mit eisernen verwechselt, die die Inschrift trugen: »Gold gab ich für Eisen hin 1813." Unbeschreiblich viel wirkte der Verein für Verwundete, Arme, Kranke und Notleidende. In dieser Zeit der allgemeinen Begeisterung fuhren eines Tages drei adelige Frauen nach Berlin. In ihrer Gesellschaft war ein Fräulein von Schmettau. Die Damen fanden in dem Gasthause,

3. Bilder aus der vaterländischen Geschichte für Mädchenschulen - S. 39

1885 - Aachen : Barth
— 39 — ten, das der Nachfolger des Königs vollendete. Friedrich arbeitete selbst in allen Zweigen der Staatsverwaltung unermüdlich vom frühen Morgen bis zum fpäten Abend. Der Geist Friedrichs zeichnete sich durch Gelehrsamkeit und Witz- aus. Bei seinem einfachen Wesen liebte er auch einen derben Spaß. Gern und oft verkehrte er mit den gewöhnlichsten Leuten, um von ihnen zu erfahren, wo es ihnen not that. Bon seinen Unterthanen wurde der König geliebt, und im Volksmuude hieß er der „alte Fritz". Der Umfang des Staates war nicht allein durch Schlesien vergrößert, sondern wurde auch 1772 bei der ersten von Rußland, Preußen und Österreich vorgenommenen Teilung Polens durch die Erwerbung Westpreußens erweitert. Die Gemahlin Friedrichs Ii. hieß Elisabeth Christine. Sie war eine fromme, tugendhafte Frau, die ein warmes Herz für Arme und Notleidende hatte. Ein Geschichtsschreiber sagt von ihr: „Der Grundzug in dem Charakter der Königin war eine ausrichtige, er- leuchtete und tief gefühlte Frömmigkeit. Sie war eine Königin nach dem Herzen Gottes." Ihren Gemahl liebte sie sehr und unterhielt mit ihm während der Abwesenheit zur Zeit der Kriege einen regen Briefwechsel. An dem Glück oder Unglück Friedrichs nahm Christine den innigsten Anteil. Auf die Nachricht von der siegreichen Schlacht bei Lenthen (1757) wurde im Dome zu Berlin ein feierlicher Dankgottesdienst abgehalten, und abends gab sie im königlichen Schlosse ein Festessen. Während desselben mußte von allen Türmen Berlins das Te Deum geblasen werden. Der König stattete später der Königin bei der Rückkehr nach Berlin für die bewiesene Teilnahme den innigsten Dank ab. Nach 46jähriger, glorreicher Regierung starb Friedrich Ii. am 17. August 1786. 4. Ariedrich Wilhelm Ii. 1786—1797. Da Friedrich der Große kinderlos starb, ging die Regierung auf seinen Neffen Friedrich Wilhelm über. Dieser sorgte für eine Vergrößerung des Landes und förderte Ackerbau und Gewerbe. Der Umfang des preußischen Staatsgebietes wnrde mit der Gewinnung der Fürstentümer Ansbach und Baireuth und durch die Erwerbung der Landesteile bis an die Weichsel mit Posen und Warschau in der zweiten und dritten Teilung Polens 1793 und 1795 erweitert. Während der Regierungszeit Friedrich Wilhelms Ii. brach in Frankreich 1789 eine Revolution aus, die alle Nachbarländer mit Schrecken und Entrüstung erfüllte. Der Bürger- und Bauernstand,

4. Bilder aus der vaterländischen Geschichte für Mädchenschulen - S. 47

1885 - Aachen : Barth
— 47 — 8. Wilhelm r., König von Wrenßen und Kaiser von Deutschland. Wilhelm, unser glorreich regierender König und Kaiser wurde 1797 am 22. März geboren. Er ist der zweite Sohn Friedrich Wilhelms Iii. und der unvergeßlichen Königin Luise. Die Jugendzeit unseres Königs sällt in die Unglücksjahre Preußens. Infolge der damaligen herben Mißgeschicke wurde die sonst so fröhliche und heitere Jugend für Prinz Wilhelm sehr getrübt. Als 9jähriger Knabe mußte er Berlin verlassen und mit seinen Eltern nach Königsberg flüchten. Das Herzenleid der Eltern fühlte auch Wilhelm. Die traurigen Eindrücke dieser Zeit sind ihm unvergeßlich geblieben. Hierzu kam nun noch der frühe Tod seiner guten Mutter, der vom Volke so hochgeehrten Königin Luise (1810). Den schmerzlichen Tagen sollten bald freudige folgen. Freudig schlug das Herz des jungen Prinzen, als es galt, Preußen von der Knechtschaft Napoleons zu befreien. Gern wäre er mit in den Kampf gezogen, um die erlittene Schmach rächen zu helfen, wenn er nicht körperlich schwach gewesen wäre. Erst nach der Schlacht bei Leipzig, als die Verbündeten nach Frankreich zogen, durfte der sechszehnjährige Jüngling aus dem Kriegsschauplätze erscheinen. Zum Offizier war er schon 1807 ernannt. In dem ersten Treffen zeigte er große Unerschrockenheit, wofür ihm der König das eiserne Kreuz verlieh. Die Auszeichnung war für den Prinzen eine große Freude. Diese wurde noch dadurch vergrößert, daß ihm erlaubt war, mit der siegreichen Armee in Paris einziehen zu dürfen. Nach den Freiheitskriegen beschäftigte sich Prinz Wilhelm besonders mit den Militärwissenschaften, zu welchen er eine große Neigung hatte. Er wurde General-Gouverneur von Rheinland und Westfalen und lebte mit seiner Gemahlin, unserer Königin und Kaiserin Angusta, und den beiden Kindern in Koblenz. Zur Zeit der Revolution in Deutschland (1848) unterdrückte er mit den preußischen Truppen 1849 den Aufstand in Baden und iit der Rheinprovinz. 1858 übernahm er als Prinzregent die Regierung für feinen erkrankten Bruder, dem er am 2. Januar 1861 in der Regierung folgte; die feierliche Krönung fand am 18. Oktober in Königsberg statt. Bei Antritt seiner Regierung betrachtete er es als seine vernehmlichste Pflicht, die Wehrkraft Preußens zu erhöhen. Bei diesem Streben fand unser König Wilhelm treue Ratgeber und Mitarbeiter an dem Fürsten von Bismarck, dem Kriegsminister von Roon und

5. Mittelalter - S. 68

1879 - Dillenburg : Seel
— 68 — au erwerben. So wurde Friedrich Ii. 1215 von allen beu.lu^n dürften als König anerkannt und in Aachen gekrönt. (Ctwiv. starb 1218). — Friedrich Ii. (1215—1250) stand ansang mit dem Papste in gutem Vernehmen; als aber der ipatere ^apst Greaor Ix. das üppige Hofleben in Palermo scharf rädere und deu Kaiser an die Ausführung des v-Mrochen-n!-kreumges^ern, -stft mahnte ba war es vorbei mit dem Frieden. Frtedrtcy aut ,toar den Kreuzzug an, kehrte aber nach drei Tagen wegen Kraruhett Zurück • der Papst, der bies für Verstellung hielt, iprach den Bann über ihn aus! Da trat Friedrich 1228 den Krenzzng nochmals an und führte ifm aus (f. o. S. 57). Darnach verwickelte stch Fnebrtch in noch heftigeren Streit mit dem Papste burd) den Kampf gegen die lombardischen Städte, welche den Papst auf rhrer Berte harren. Wiederum traf ihn der Bannfluch; ia der folgende Papst, we^ch nach Gregor's Tode mit Friedrichs Beistand auf den papljtchen Ä Ä war. -ich ihn 1245 ans K^/N°°r'°mm ung zu «Den wegen unkirchlichen Sinnes und Lebens Ar fronen lind 3iet6te für verlustig erklären; In Deutschland wählte man »st Lieiuriq Raspe °°u Thüringen und nach> de,,en Tode Wilhelm von 5zollanb als Gegenkönig. Dabnrch steigere sich der Kampf aufs höchste, und Friedrich erlag d°" Anfügungen und dem Kummer über bett nahen Untergang fernes Haiti es (l-o ). Zn Sohu Kaurad Iv. (1250-1254) suchte sich zuuachst M ^cutfchlanb zu Halten; ba ihm bies ntcht gelang, , 9 9 nach Jtalim und bracht- dar, ein Heer zusammen, »ut welchem er' wenigstens seine Erblanbe in Deutschland retten toouie. ^a erkrankte er und starb (1254); mit ihm sank die alte.herrüchii des deutschen Reiches dahin. Konrads Sohn Konradino woll.e, als er zum Jüngling herangewachsen war, ferne ttallemlchen ^ -laude wieder -r°bern. da der Papst den frauza 'scheu K°m° K -r l N Nn 9stri du fspr. Anqlchn) bamtt belehnt hatte. wuro^ naaj einer siegreichen Schlacht überfallen, gefangen Qcnommetit, oei* Xi S mit feinem Freunde Friedrich von Baden 1268 m Neapel enthauptet. So enbete das glänzende Geschlecht der Hohen- staufen. g. Brandenburg zur Zeit der Hohenstaufen. Zur Zeit Ä Ssr2^ Ää* w

6. Neue und neueste Geschichte - S. 156

1880 - Dillenburg : Seel
— 156 — Punzen. Welche Freude! „Ach lieber Fritz, lieber Wilhelm! Seid ^hr da?" rief sie. Unter lautem Schluchzen eilten beide an das Bett der Mutter. — Die Todesstunde, die neunte des —ages, nahte heran. „Ach," seufzte die Königin, „mir hilft nichts mehr, als der Tod!" Der König faß an der einen Seite des Jettes, die Rechte der Kranken haltend; an der andern Seite faß die Schwester Friederike; die Aerzte und die ganze herzogliche Familie waren anwesend. Zehn Minuten vor neun Uhr kam wieder etn Krampfanfall. „Herr Jesu, Jesu! mach’ es kurz!" rief sie —- fünf Minuten später war der Kampf zu Ende. Der König, fast erdrückt von ungeheurem Schmerze, raffte sich auf, drückte feiner Luise die Augen zu und holte dann die beiden Prinzen an das Sterbebett. Diese sanken an der Leiche der geliebten Mutter nieder und benetzten ihre Hände mit heißen Thränen. Nicht nur Preußen, ganz Deutschland trauerte über den Tod der edlen Königin. Als der Sarg nach Berlin gebracht wurde, erschienen die meisten Berliner in Trauerkleidung. In Charlotten-burg erhielt Luise eine würdige Ruhestätte. Der Bildhauer Rauch schuf für das Mausoleum ein Marmorbild der schlafenden Königin, unvergleichlich in feiner Ausführung, da Dankbarkeit und Verehrung die Hand leiteten. — Noch heute ist die Königin Luise das Vorbild edler Frauen; noch heute wird sie gepriesen als die beste Mutter ihrer Kinder und des Vaterlandes und als die beste Gattin eines Mannes. c. Abfall des Generals Hork. Napoleon hatte der Welt verschwiegen, welches Schicksal die ungeheure Armee in Rußland gehabt hatte; um so gewaltiger war der Eindruck, als es endlich bekannt wurde. Hier und da erhoben sich Stimmen, daß jetzt oder nie Gelegenheit fei, das verhaßte Joch abzuwerfen. Friedrich Wilhelm erkannte das wohl, aber er allein durfte nicht wagen, Ktieg zu beginnen: er wäre von der llebermacht Napoleons erdrückt worden; Oestreich war durch Verwandtschaft an Napoleon gefeffelt und hatte noch keine Luft zum Kriege; und Rußland? welchen Werth hatte Rußlands Freundschaft, nach dem Jahre 1807 bemessen? So überlegte der König lange Zeit; da traf ihn die Nachricht von dem Abfalle des Generals von Iork vom französischen Heere. Iork hatte das preußische Hülfsheer nach Rußland befehligt; auf dem Rückzüge war er mit feinen Truppen der letzte und hatte die Nachhut zu decken. Seine Ehre forderte fein Ein-stehen für die Franzosen; feine Liebe zum Vaterland wollte das

7. Neue und neueste Geschichte - S. 2

1880 - Dillenburg : Seel
— 2 — noch zwei Schmelzöfen erwerben konnte. Die Erziehung des kleinen Martin war äußerst streng, so streng, daß er ganz ein- ! geschüchtert wurde und eine Zeit lang seinen Vater floh. Zur Schule wurde er fleißig angehalten; sein Vater trug ihn bei • schlechtem Wetter aus den Armen zur Schule. Auch hier herrschte eine strenge, oft harte Zucht; Luther erzählt selbst, daß er einst j an einem Vormittage fünfzehnmal die Ruthe bekommen habe. I Als er vierzehn Jahre alt war, brachte ihn sein Vater _ in^das ; damals berühmte Gymnasium zu Magdeburg und ein Jahr später auf die lateinische Schule zu Eisenach, wo er Verwandte seiner Mutter hatte. Weil trotzdem die Mittel zum Unterhalte des Sohnes nicht ausreichten, suchte dieser dadurch noch etwas ' zu verdienen, daß er mit andern Knaben seines Alters vor den Thüren reicher Leute Lieder sang. Das treuherzige Gesicht des Knaben, sowie sein andächtiges Gebet und seine schöne klare Stimme bewogen eine Frau Cotta, ihn in ihr Haus und an ihren Tisch aufzunehmen. Nun war alle Sorge von Luther genommen; mit fröhlichem, rastlosem Eifer wandte er sich dem Studium zu, erlernte nebenbei die Flöte und das Saitenspiel. 1501 Wohl vorbereitet bezog Luther in seinem achtzehnten Jahre die Universität Erfurt. Auch hier verwandte er großen Fleiß aus das Studiren, vergaß aber dabei nicht, daß der Segen auch der Geistesarbeit von oben komme. „Fleißig gebetet ist halb stndirt", war sein Wahlspruch, und nach diesem fing er jeden Morgen sein Lernen mit Gebet an. Ansangs studirte er Philosophie, und obwohl ihm diese eigentlich nicht zusagte, brachte er es darin doch so weit, daß er Magister (Lehrer) der freien Künste wurde. Nach dem Willen seines Vaters wandte er sich dann der Rechtsgelehrsamkeit zu, saud aber an derselben gar kein Gefallen; immer mehr zog es ihn nach der Theologie (Gottesgelehrifieii),. und nur der Gedanke, seinen Eltern nicht entgegen zu handeln,, hielt ihn noch davon ab, sich jetzt schon dem geistlichen Stande-zu widmen. Eine schwere Krankheit, in welche er verfiel, bestärkte:-ihn in feiner Absicht, deren Ausführung ihm mehr und mehr zur., inneren Nothwendigkeit wurde. Der plötzliche Verlust seines:? geliebten Freundes Alexius bewog ihn, den Entschluß auszu— 1505 führen und zu diesem Zwecke in das Augustiners löstet zu-i Erfurt einzutreten. Auch der ausgesprochene Widerwille des:-Vaters gegen das Mönchswesen konnte ihn nicht beirren» Nochlsi einmal (es war am 15. Juli 1505) lud er seine Freunde ein,, erquickte sich mit ihnen an der Musik und eröffnete ihnen daumi

8. Neue und neueste Geschichte - S. 181

1880 - Dillenburg : Seel
— 181 — lingsalter machte die Schwäche einer danerhaften Gesundheit und Kraft Platz. Auch er wurde Don der Mutter zu ernster Frömmigkeit, zu herzlicher Menschenliebe und zu sittlicher Tüchtigkeit erzogen; wie sein Charakter sich schon frühe zeigte und entwickelte, beweist ein Brief der Königin an ihren Valer, in welchem sie schrieb: „Unser Sohn Wilhelm wird, wenn mich nicht alles trügt, wie sein Vater einfach, bieder und verständig." Die erste Ausbildung des Prinzen war dem Geheimerath Delbrück anvertraut, der sich seiner Aufgabe mit großer Gewissenhaftigkeit unterzog und dafür auch warmen Dank der Eltern und der beiden Prinzen erntete. Seit 1810 erhielt Prinz Wilhelm den Unterricht des Cadettenlehrers (späteren Generals) v. Reiche; auch dieser rühmt den Prinzen, indem ermessen Ordnungsliebe, praktischen Verstand und seinen ernsten, gesetzten Charakter hervorhebt. Die Eindrücke der schweren Zeiten wirkten ans den Prinzen Wilhelm ebenso nachhaltig, wie aus den älteren Kronprinzen; er floh mit seinen Eltern und Geschwistern nach Königsberg und später nach Memel. Wie tief und lebhaft er damals die Eindrücke des Ernstes der Zeit in sich ausgenommen, wie sehr er den Schmerz der tiefgebeugten Eltern nachgefühlt hat, das alles hat er schon oft ausgesprochen und bethätigt. Am Neujahrstag 1807 erhielt er, da er in den militärischen Uebungen schon fest war und sehr große Freude an allem hatte, was sich auf das Heerwesen bezog, die Ofsicieruniform. Als die Wendung des Jahres 1812 eintrat, war Prinz Wilhelm in sehr gedrückter Stimmung; aber bald theilte er die ganze Begeisterung des preußischen Volkes; 1813 begleitete er seinen Vater nach Breslau, durfte aber nicht, .so sehnlich er es auch wünschte, mit am Feldzuge Theil nehmen, da der Vater ihn für zu schwach hielt. Erst nach der Schlacht bei Leipzig erhielt er die Erlaubnis, mit in's Feld zu rücken, und nachdem er das Schlachtfeld bei Leipzig besichtigt hatte, eilte er zu dem Heere und überschritt mit dem Blücher'schen Corps in der Neujahrsnacht 1814 den Rhein. Bei dieser Gelegenheit lernte Priu^ Wilhelm zum erstenmale den Ernst eines Gefechtes kennen. Seine erste Probe persönlichen Muthes legte er in der Schlacht bei Bar für Aube ab, wo er im dichtesten Kugelregen einen Auftrag des Königs mit größter Kaltblütigkeit ausführte. Vorläufig schwieg der König über dieses heldeniuüthige Verhalten des Sohnes, nachher aber belohnte er ihn dafür durch Verleihung des eisernen Kreuzes. An den Kämpfen vor Paris nahm er ebenfalls Theil und zog am 31. März 1814 auch mit in Paris ein.

9. Neue und neueste Geschichte - S. 3

1880 - Dillenburg : Seel
— 3 fein Vorhaben. Alle Vorstellungen und alles Zureden konnten ihn von seinem Vorhaben nicht abbringen; mit Thränen nahm er Abschied von seinen Freunden und überschritt am andern Tage die Schwelle des Klosters. Nach einigen soll sein Freund Alexius an seiner Seite vom Blitze erschlagen worden sein; nach andern fand ihn Luther eines Moraens im Bette ermordet Gewiß ist nur, daß der Verlust dieses Freundes einen frtse» Ifanäfete Utf a"f ,6" m<4" "Öd ihn ,ur Ausführung Als Luthers Vater die Nachricht vou dem Eintritt ins Kloster erhielt, war er sehr ungehalten und sagte ihm als einem unae-hor amen Sohne alle väterliche Gunst ab; später jedoch söhnte er sich mit chm aus und gab noch nachträglich seine Einwilligung Ku dem gethanen Schritte, obgleich er es nicht ganz verwinden konnte, daß seine Plane, einen tüchtigen und berühmten Rechtsgelehrten in dem -söhne zu sehen, so gänzlich vernichtet waren. b. Luther im Kloster und als Lehrer an der Univer-- re /y°'"ter u$nters, Luther mit dem größten Ernste allen Verrichtungen der Mönche; er wurde zu den niedrigsten Diensten verwendet, mußte die Glocke läuten, die Thüre hüten die Kirche reinigen und mit dem Bettelsack in der Hand in der S'adt Guben für dus Kloster sammeln. Duneben Jetflmie keine der vorgeschriebenen Gebetsstunden und marterte sich mit Kasteiungen aller Art. Mit hoher Freude erfüllte ihn das Auf-' frnben emer Bibel m der Klosterbibliothek. Schon früher batte > er in der Universitätsbibliothek eine Bibel gefunden, und voll 1 Staunen über den herrlichen Inhalt derselben hatte er Gott ! gebeten thm einst auch einen solchen Schatz zu Mcheeren So i oft es seine Geschäfte erlaubten, las er mit Fleiß und Andacht i die heiligen Schriften. Aber all' feine Bemühungen, durch treue ; Verrichtungen seiner Obliegenheiten Friede des Herzens In er- seines fleißigen Fastens und Betens • a -lr. Kasteiungen blieb er betrübt und zweifelte daß Gott mhm gnädig sein werde. Er sagt später selbst einmal-r lst's, ein frommer Mönch bin ich gewesen, und wenn je ein i durch s-m- Mönch°r°j in den Simmel getommm if£ o ms Dcuch ich hineingekommen sein." Immer war er voll Angst und l ?or9e u6er Jetne Sunden, und doch wußte er bei der Beichte ; keine anzugeben. Voll Herzensqual schloß er sich oft taaelana !r!e Machte das Wort eines alten treuen .Mönches: „och glaube an eine Vergebung der Sünden!" den

10. Neue und neueste Geschichte - S. 69

1880 - Dillenburg : Seel
— 69 — Feuer und Geist. Dazu kamen seine geistigen Eigenschaften: klarer Verstand, unerschrockener Heldenmuth, kräftiger und fefter Wille, der das einmal ins Auge gefaßte Ziel feft hielt, und eine tiefe Menschenkenntnis. Bei allen diesen Vorzügen schmückte ihn eine nngeheuchelte Religiosität, welche in fleißigem Besuche des Gotteshauses und in häufigem ernsten Gebete sich zeigte; so forderte er auch von den Soldaten, daß sie alle Morgen und Abeude ihr Gebet verrichten sollten. Er hielt strenge aus Sitte und Zucht im Lande; seine kriegerischen Erfolge schrieb er dem Herrn zu. Zu seiner Zeit herrschte ein unseliger Streit zwischen den beiden evangelischen (Konfessionen. Beiden war das wahrhaft religiöse Leben über dem Streite über Glaubenssatzungen abhanden gekommen; durch den Hader über das Wort hatten sie den Geist des Glaubens verloren. Anfänglich versuchte der Kurfürst die Auseinandergekommenen durch Religionsgespräche zu versöhnen; da dies ohne Erfolg war und von beiden Seiten sogar auf den Kanzeln gegen einander geeifert wurde, so daß die Gemeinden Anstoß an der Handlungsweise der Geistlichen nehmen mußten, verbot ^der Kurfürst den Gebrauch der Kauzel zu derartigen geistigen Fehden und verlangte von den Geistlichen die Unterschrift eines Reverses, in welchem sie sich verpflichteten, sich aller Angriffe und Beschimpfungen der Gegenpartei zu enthalten. Die meisten Pfarrer unterschrieben, nur einige (unter ihnen Paul Gerhard) nicht, weshalb letztere aus ihrem Amte entlassen wurden. Wie das persönliche, so war auch das häusliche Leben des großen Kurfürsten von wahrer Gottesfurcht getragen. Auch die Gemahlin Friedrich Wilhelms war von aufrichtiger Frömmigkeit beseelt; sehr fleißig hielt sie Andachtsübungen; ihre Hände waren stets offen, wenn es galt, Noth und Elend zu lindern. Sie lorgte dafür, daß jeder Soldat ein neues Testament im Tornister habe. Ihren Gemahl begleitete sie auf allen Reisen, selbst auf seinen Kriegszügen Sie wird als Verfasserin mehrerer Kirchenlieder, unter denen das schöne Lied: „Jesus meine Zuversicht", genannt. _ Großen Schmerz bereitete der im Jahre 1666 nach der Geburt eines Prinzen erfolgte Tod der trefflichen Frau dem Kurfürsten; mit ihm trauerte das ganze Land um die echte Landes-mntter. Mehrere Jahre später verheiratete sich Friedrich Wil- ?|lm.zum zweitenmale und zwar mit Dorothea von Braun-schweig. m^j?ä^renb der letzten Lebensjahre war der Kurfürst viel von Gichtschmerzen geplagt; im Frühjahre 1688 trat die Wassersucht
   bis 10 von 52 weiter»  »»
52 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 52 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 1
1 0
2 0
3 0
4 0
5 12
6 0
7 1
8 0
9 0
10 14
11 0
12 1
13 0
14 1
15 0
16 1
17 0
18 0
19 3
20 0
21 0
22 0
23 1
24 1
25 0
26 1
27 3
28 6
29 0
30 3
31 0
32 0
33 28
34 1
35 0
36 0
37 40
38 0
39 6
40 0
41 0
42 1
43 1
44 0
45 3
46 1
47 2
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 22
2 1
3 1
4 2
5 0
6 3
7 7
8 10
9 61
10 3
11 4
12 4
13 1
14 6
15 3
16 48
17 241
18 5
19 15
20 13
21 5
22 12
23 41
24 9
25 4
26 15
27 0
28 4
29 99
30 2
31 5
32 10
33 10
34 4
35 4
36 20
37 11
38 31
39 48
40 1
41 11
42 29
43 10
44 20
45 27
46 4
47 0
48 0
49 1
50 0
51 35
52 28
53 2
54 14
55 11
56 15
57 1
58 3
59 6
60 29
61 3
62 1
63 3
64 3
65 10
66 11
67 16
68 23
69 0
70 1
71 33
72 7
73 11
74 33
75 6
76 6
77 38
78 7
79 5
80 3
81 6
82 12
83 21
84 4
85 14
86 11
87 21
88 9
89 4
90 10
91 5
92 60
93 5
94 106
95 3
96 54
97 2
98 40
99 1

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 2
1 1
2 3
3 6
4 1
5 12
6 13
7 0
8 0
9 1
10 4
11 2
12 11
13 10
14 0
15 1
16 1
17 0
18 3
19 3
20 0
21 7
22 3
23 1
24 43
25 1
26 2
27 0
28 4
29 1
30 0
31 1
32 3
33 51
34 19
35 1
36 1
37 0
38 1
39 9
40 0
41 1
42 10
43 24
44 1
45 0
46 6
47 8
48 0
49 2
50 21
51 21
52 0
53 0
54 3
55 2
56 1
57 1
58 4
59 45
60 0
61 24
62 5
63 0
64 17
65 10
66 0
67 0
68 0
69 0
70 1
71 3
72 2
73 1
74 1
75 3
76 0
77 1
78 0
79 3
80 0
81 22
82 1
83 5
84 3
85 1
86 0
87 0
88 2
89 34
90 0
91 5
92 0
93 0
94 0
95 16
96 0
97 3
98 0
99 2
100 47
101 0
102 9
103 1
104 0
105 0
106 8
107 6
108 1
109 0
110 18
111 57
112 5
113 6
114 10
115 1
116 18
117 0
118 2
119 10
120 1
121 3
122 0
123 2
124 25
125 14
126 0
127 4
128 1
129 8
130 0
131 18
132 1
133 3
134 1
135 0
136 8
137 5
138 0
139 0
140 0
141 1
142 2
143 6
144 1
145 3
146 5
147 0
148 1
149 0
150 2
151 1
152 26
153 0
154 4
155 7
156 5
157 13
158 3
159 0
160 0
161 5
162 1
163 1
164 3
165 1
166 15
167 0
168 6
169 2
170 0
171 5
172 0
173 5
174 0
175 38
176 1
177 15
178 1
179 22
180 4
181 3
182 6
183 21
184 3
185 0
186 0
187 0
188 1
189 1
190 3
191 2
192 1
193 2
194 2
195 2
196 28
197 0
198 0
199 1