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1. Vaterländische Geschichte für katholische Volksschulen - S. VIII

1887 - Aachen : Barth
— Viii — Wensenverteikung für die Iii. Klasse. Geschichtlicher Anschauungskursns. Auf der Unterstufe erhalten die Kinder keinen vaterländischen Geschichtsunterricht; doch wird diesem schon hier vorgearbeitet durch Erzählungen, namentlich die Fabeln und Märchen. Diese sind nicht lokalisiert und stellen auch keine großen Ansprüche an die Fassungskraft der t^chülev. Zwischen Fabeln und Märchen einerseits und dem Geschichtsunterrichte andererseits steht die Sage, die an einem Orte und an einem geschichtlichen Namen haftet. Fabeln, Märchen und Sagen bilden, obgleich sie vorzugsweise Mittel zur Förderung und Schulung im Deutschen sind, den geschichtlichen Anschauungsunterricht. Der Geschichtsunterricht der Iii. Klasse einer vierklassigen Volksschule (3. u. 4. Schuljahr) steht auch hauptsächlich im Dienste des Deutschen: des mündlichen Ausdruckes, des Lesens und Schreibens. Der zu behandelnde Geschichtsstoff wird dem Lesebuche für Mittelklassen entnommen; er enthält einzelne Züge ans dem Leben des Landesvaters und der Landesmutter, sowie deren Anverwandten, ferner eine Lebensbeschreibung des Vaters der Christenheit und kurze Bilder aus der Geschichte der Heimat. _________ Lebensbeschreibung des Landes -vaters: Des Königs Arbeitsamkeit und Ordnungsliebe: Des Königs Kinderliebe: Des Königs Herzensgüte: Des Königs Uneigennützigkeit: Lebensbeschreibung der Landes -mutter: Der Königin Wohlthätigkeit: Unser Kronprinz: Des Königs Bruder und Vorgänger: a) dessen Bruderliebe: b) dessen Leutseligkeit: Des Königs Eltern: König Friedrich Wilhelm Iii. und Königin Luise. Friedrich Wilhelms Aufrichtigkeit und Herzensgüte: 1. Name, Geburtsdatum, Regierungsantritt, Alter; Name der Gemahlin, Kinder. 2. Die Lebensweise des Königs. 3. Der König in Ems L. Nr. 280. 4. Des Königs Herzensqüte Nr. 283. 5. Des Königs Nachtquartier nach der Schlacht Nr. 281. 6. Königin Augusta Nr. 286. 7. Königin Augusta am Bette einer Witwe. 8. Unser Kronprinz Nr. 287. 9. Friedrich Wilhelm Iv. und sein Bruder No. 276. 10. König Friedrich Wilhelm Iv. und das alte Mütterchen No. 274. 11. Der ausrichtige Prinz No. 260. 12. Die teuren Kirschen No. 261.

2. Bilder aus der vaterländischen Geschichte für Mädchenschulen - S. 43

1885 - Aachen : Barth
in welchem sie abstiegen, auf dem Tische einen gedruckten Aufruf zu Beiträgen für arme verwundete Soldaten. Die drei Frauen leerten sofort ihre vollen Börsen und eine gab noch ihren Ring, eine andere ihre Ohrringe dazu. Nnr Fräulein von Schmettern konnte wegen ihrer Armut nichts beisteuern. „Noch nie", sagte sie, „hat mich meine Armut so gedrückt wie jetzt. Ich habe weder Geld noch Geschmeide, und doch möchte ich so gerne auch etwas für mein Vaterland geben können!" Die Liebe macht erfinderisch, so auch hier. Sie ließ einen Friseur kommen, dem sie ihre Haarflechten für rünf Gulden verkaufte. Ein reicher Herr hatte hiervon gehört. Er kaufte die Flechten, ließ sie in Ringe und Bänder einfaffen und verkaufte diese zum Besten der Armee. Auf diese Weise wurden 1200 Thaler aus den Flechten des Fräuleins gelöst. Das schönste Vorbild der treuen Hingabe fürs Vaterland hatte die edle Königin Luise hinterlassen. Sie hatte nach der Demütigung Preußens durch den Frieden von Tilsit alle ihre Schätze und Kostbarkeiten dem Vaterlande geopfert. Aus Liebe zu ihm trug sie die große Schmach Preußens in Geduld. Die harten Ereigniffe brachen ihr jedoch schon früh ihr echt deutsches Herz. Einen schönen Satz, den sie zur Zeit der Prüfung in ihr Tagebuch niederschrieb, wollen wir uns merken: „Wer nie fein Brot mit Thränen aß, wer nie die kummervollen Nächte auf seinem Bette weinend saß, der kennt euch nicht, ihr himmlischen Mächte." Sie hatte nicht die Freude, den Tag der Wiedererhebung Preußens zu erleben, da sie schon am 19. Juli 1810 starb. Ihr Andenken begeisterte aber nicht allein die deutschen Frauen, sondern entflammte auch die Brust der Krieger zu mutigen und edlen Thaten. Zum Andenken an diese edle Frau stiftete der König am 3. August 1814 den Luisen-Orden, der als Ehrenzeichen solchen Frauen verliehen werden sollte, die sich besonders um das Vaterland verdient machen würden. Der Befreiungskrieg 1813—1815. Das erste Zusammentreffen mit Napoleon war ant 2. Mai 1813 bei Großgör schen. Die Franzosen siegten und gleich darauf bei Bautzen. Da sie aber auch harte Verluste erlitten, schlossen sie einen Waffenstillstand. Während dieser Zeit traten Österreich und Schweden zu den verbündeten Preußen und Russen. Drei Armeen wurden gebildet. Die Nordarmee bei Berlin kommandierte der schwedische Kronprinz, die schlesische der alte Blücher und die böhmische der österreichische Feldmarschall Schwarzenberg. Bei Großbeeren schlugen die Preußen unter Bülow am 23. August

3. Bilder aus der vaterländischen Geschichte für Mädchenschulen - S. 42

1885 - Aachen : Barth
— 42 — des Heerwesens das Land kräftig und stark machten. Ausgezeichnete Männer, die mit großem Erfolge zum Segen unseres Vaterlandes arbeiteten, waren: der Minister von Stein, der Kanzler Harden-derg, ochctrnljoi )t, Gneisenan und Blücher. Sie Bereiteten im stillen das Land kriegstüchtig vor, um zu einem geeigneten Zeitpunkte zur Wiedereroberung der geraubten Freiheit schlagfertig zu sem. Ein solch günstiger Umstand sollte sich bald finden. Napoleon unternahm 1ü12 einen Feldzug gegen Rußland. Nach zwei blutigen schlachten drang er bis Moskau vor, um hier ein behagliches Winterquartier zu nehmen. Kaum aber in die Stadt eingezogen, brach au allen Enden derselben Feuer aus, das die Stadt vernichtete. Voll Hunger und zerlumpt war das Heer hier angekommen und mußte elend sofort den Rückzug antreten. Auf diesem kam es größtenteils durch Kälte, Hunger und Verfolgung um. Napoleon hatte bitter für feinen Übermut das Strafgericht Gottes erfahren müssen. Diese Niederlage des mächtigen Herrschers benutzte der preußische Geueral York und trat mit seinen Hilfstruppen zu den Russen über. König Friedrich Wilhelm schloß ein Bündnis mit den Russen und erklärte am 16. März Napoleon den Krieg. Nicht allein in Preußen, sondern in allen deutschen Landen wurden Jung und Alt von einer solchen Begeisterung ergriffen, wie bisher nie das deutsche Volk sie gezeigt hatte. Die Begeisterung verlieh Mut und Thatkraft. Freiwillige strömten in großen Scharen von allen Seiten herbei, selbst (kreise waren bereit, sroh mit in den Kamps zu ziehen. Die mutigste Schar war die Lützowsche, unter der auch der Dichter Theodor Körner focht. Neben der Linie wurde eine Landwehr und ein Landsturm gebildet. Unter dem Gesänge der herrlichen Vaterlands* lieber von Arndt, Körner und Schenkendorf zogen die Krieger mutvoll in den Kampf. Die deutschen Frauen zur Zeit der Befreiungskriege. Auch die deutschen Frauen wurden tief ergriffen und zu edlen Thaten fürs Vaterland entstammt. Es entstand ein „Frauen-verein zum Wohle des Vaterlandes", der mit rühriger Kraft für die ins Feld gezogenen Streiter daheim arbeitete. Die goldenen Trauringe wurden mit eisernen verwechselt, die die Inschrift trugen: »Gold gab ich für Eisen hin 1813." Unbeschreiblich viel wirkte der Verein für Verwundete, Arme, Kranke und Notleidende. In dieser Zeit der allgemeinen Begeisterung fuhren eines Tages drei adelige Frauen nach Berlin. In ihrer Gesellschaft war ein Fräulein von Schmettau. Die Damen fanden in dem Gasthause,

4. Bilder aus der vaterländischen Geschichte für Mädchenschulen - S. 35

1885 - Aachen : Barth
— 35 — seiner Regierungszeit gegründet. Ackerbau und Viehzucht wurden gefördert. Besondere Aufmerksamkeit schenkte er dem Heere. Dieses groß und tüchtig zu machen, betrachtete der König als seine wichtigste Aufgabe. Von 48 000 stieg es aus 84 000 Mann. Die Soldaten wurden in sehr strenger Zucht gehalten. Große Männer nahm der König mit Vorliebe zum Soldatenstande an. Mit viel Mühe und Geld wurden solche in und außer dem Lande herbeigeschafft und zu einem besondern Regimente in Potsdam, dem Leibregimente, zusammengestellt. Bei den militärischen Verbesserungen des Heeres fand der König an dem Fürsten Leopold von Dessau, „der alte Dessauer" genannt, eine vortreffliche Stütze. Das Land vergrößerte Friedrich Wilhelm durch Vorpommern, das er im Kriege mit den Schweden von diesen gewann. Im Rheinland erwarb er Obergeldern. Die Gemahlin des Königs hieß Sophie Dorothea. Die vor-nehmlichste Sorge wandte die Königin auf eine sorgfältige Erziehung und Bildung ihrer Kinder. Häufig wohnte sie den Unterrichtsstunden bei, und nachher wiederholte sie mit den Kindern die erlernten Sektionen. Der König hätte zwar lieber gesehen, wenn sein Sohn Friedrich mehr dem Soldatenstande als den Büchern zugethan gewesen wäre. Die Königin hatte noch das Glück, später den Ruhm Friedrichs zu erleben. 3. Ariedrich Ii., der Große 1740-1786. Nach dem Tode Friedrich Wilhelms übernahm sein Sohn Friedrich die Regierung. Dieser war durch die Sorgfalt der Mutter zu einem geistig tüchtigen Manne herangewachsen. Die Jugendzeit mußte Friedrich unter der großen Strenge des Vaters oft recht hart zubringen. Das strenge Soldatenleben, auf das der Vater großes Gewicht legte, war Friedrich verhaßt. Je größere Abneigung der Sohn gegen das Soldatenleben zeigte, desto mehr fiel er in Ungnade beim Vater. Friedrich fühlte sich im Elternhause ganz unglücklich und ging mit dem Gedanken um, heimlich nach England Zu seinem Onkel zu entfliehen. Der Fluchtversuch kam durch einen Brief, den Friedrich an Lieutenant von Satte richtete, an den Tag. Der König ergrimmte und ließ feinen Sohn auf die Festung Küstriu bringen, wo unter seinem Fenster der Lieutenant enthauptet wurde. Später söhnten sich Vater und Sohn wieder aus, und der Sohn konnte begnadigt in's Vaterhaus zurückkehren. Der Vater lernte die vorzüglichen Eigenschaften desselben immer höher schätzen und freute sich eines so würdigen Nachfolgers. 3*

5. Bilder aus der vaterländischen Geschichte für Mädchenschulen - S. 39

1885 - Aachen : Barth
— 39 — ten, das der Nachfolger des Königs vollendete. Friedrich arbeitete selbst in allen Zweigen der Staatsverwaltung unermüdlich vom frühen Morgen bis zum fpäten Abend. Der Geist Friedrichs zeichnete sich durch Gelehrsamkeit und Witz- aus. Bei seinem einfachen Wesen liebte er auch einen derben Spaß. Gern und oft verkehrte er mit den gewöhnlichsten Leuten, um von ihnen zu erfahren, wo es ihnen not that. Bon seinen Unterthanen wurde der König geliebt, und im Volksmuude hieß er der „alte Fritz". Der Umfang des Staates war nicht allein durch Schlesien vergrößert, sondern wurde auch 1772 bei der ersten von Rußland, Preußen und Österreich vorgenommenen Teilung Polens durch die Erwerbung Westpreußens erweitert. Die Gemahlin Friedrichs Ii. hieß Elisabeth Christine. Sie war eine fromme, tugendhafte Frau, die ein warmes Herz für Arme und Notleidende hatte. Ein Geschichtsschreiber sagt von ihr: „Der Grundzug in dem Charakter der Königin war eine ausrichtige, er- leuchtete und tief gefühlte Frömmigkeit. Sie war eine Königin nach dem Herzen Gottes." Ihren Gemahl liebte sie sehr und unterhielt mit ihm während der Abwesenheit zur Zeit der Kriege einen regen Briefwechsel. An dem Glück oder Unglück Friedrichs nahm Christine den innigsten Anteil. Auf die Nachricht von der siegreichen Schlacht bei Lenthen (1757) wurde im Dome zu Berlin ein feierlicher Dankgottesdienst abgehalten, und abends gab sie im königlichen Schlosse ein Festessen. Während desselben mußte von allen Türmen Berlins das Te Deum geblasen werden. Der König stattete später der Königin bei der Rückkehr nach Berlin für die bewiesene Teilnahme den innigsten Dank ab. Nach 46jähriger, glorreicher Regierung starb Friedrich Ii. am 17. August 1786. 4. Ariedrich Wilhelm Ii. 1786—1797. Da Friedrich der Große kinderlos starb, ging die Regierung auf seinen Neffen Friedrich Wilhelm über. Dieser sorgte für eine Vergrößerung des Landes und förderte Ackerbau und Gewerbe. Der Umfang des preußischen Staatsgebietes wnrde mit der Gewinnung der Fürstentümer Ansbach und Baireuth und durch die Erwerbung der Landesteile bis an die Weichsel mit Posen und Warschau in der zweiten und dritten Teilung Polens 1793 und 1795 erweitert. Während der Regierungszeit Friedrich Wilhelms Ii. brach in Frankreich 1789 eine Revolution aus, die alle Nachbarländer mit Schrecken und Entrüstung erfüllte. Der Bürger- und Bauernstand,

6. Bilder aus der vaterländischen Geschichte für Mädchenschulen - S. 47

1885 - Aachen : Barth
— 47 — 8. Wilhelm r., König von Wrenßen und Kaiser von Deutschland. Wilhelm, unser glorreich regierender König und Kaiser wurde 1797 am 22. März geboren. Er ist der zweite Sohn Friedrich Wilhelms Iii. und der unvergeßlichen Königin Luise. Die Jugendzeit unseres Königs sällt in die Unglücksjahre Preußens. Infolge der damaligen herben Mißgeschicke wurde die sonst so fröhliche und heitere Jugend für Prinz Wilhelm sehr getrübt. Als 9jähriger Knabe mußte er Berlin verlassen und mit seinen Eltern nach Königsberg flüchten. Das Herzenleid der Eltern fühlte auch Wilhelm. Die traurigen Eindrücke dieser Zeit sind ihm unvergeßlich geblieben. Hierzu kam nun noch der frühe Tod seiner guten Mutter, der vom Volke so hochgeehrten Königin Luise (1810). Den schmerzlichen Tagen sollten bald freudige folgen. Freudig schlug das Herz des jungen Prinzen, als es galt, Preußen von der Knechtschaft Napoleons zu befreien. Gern wäre er mit in den Kampf gezogen, um die erlittene Schmach rächen zu helfen, wenn er nicht körperlich schwach gewesen wäre. Erst nach der Schlacht bei Leipzig, als die Verbündeten nach Frankreich zogen, durfte der sechszehnjährige Jüngling aus dem Kriegsschauplätze erscheinen. Zum Offizier war er schon 1807 ernannt. In dem ersten Treffen zeigte er große Unerschrockenheit, wofür ihm der König das eiserne Kreuz verlieh. Die Auszeichnung war für den Prinzen eine große Freude. Diese wurde noch dadurch vergrößert, daß ihm erlaubt war, mit der siegreichen Armee in Paris einziehen zu dürfen. Nach den Freiheitskriegen beschäftigte sich Prinz Wilhelm besonders mit den Militärwissenschaften, zu welchen er eine große Neigung hatte. Er wurde General-Gouverneur von Rheinland und Westfalen und lebte mit seiner Gemahlin, unserer Königin und Kaiserin Angusta, und den beiden Kindern in Koblenz. Zur Zeit der Revolution in Deutschland (1848) unterdrückte er mit den preußischen Truppen 1849 den Aufstand in Baden und iit der Rheinprovinz. 1858 übernahm er als Prinzregent die Regierung für feinen erkrankten Bruder, dem er am 2. Januar 1861 in der Regierung folgte; die feierliche Krönung fand am 18. Oktober in Königsberg statt. Bei Antritt seiner Regierung betrachtete er es als seine vernehmlichste Pflicht, die Wehrkraft Preußens zu erhöhen. Bei diesem Streben fand unser König Wilhelm treue Ratgeber und Mitarbeiter an dem Fürsten von Bismarck, dem Kriegsminister von Roon und

7. Neue und neueste Geschichte - S. 156

1880 - Dillenburg : Seel
— 156 — Punzen. Welche Freude! „Ach lieber Fritz, lieber Wilhelm! Seid ^hr da?" rief sie. Unter lautem Schluchzen eilten beide an das Bett der Mutter. — Die Todesstunde, die neunte des —ages, nahte heran. „Ach," seufzte die Königin, „mir hilft nichts mehr, als der Tod!" Der König faß an der einen Seite des Jettes, die Rechte der Kranken haltend; an der andern Seite faß die Schwester Friederike; die Aerzte und die ganze herzogliche Familie waren anwesend. Zehn Minuten vor neun Uhr kam wieder etn Krampfanfall. „Herr Jesu, Jesu! mach’ es kurz!" rief sie —- fünf Minuten später war der Kampf zu Ende. Der König, fast erdrückt von ungeheurem Schmerze, raffte sich auf, drückte feiner Luise die Augen zu und holte dann die beiden Prinzen an das Sterbebett. Diese sanken an der Leiche der geliebten Mutter nieder und benetzten ihre Hände mit heißen Thränen. Nicht nur Preußen, ganz Deutschland trauerte über den Tod der edlen Königin. Als der Sarg nach Berlin gebracht wurde, erschienen die meisten Berliner in Trauerkleidung. In Charlotten-burg erhielt Luise eine würdige Ruhestätte. Der Bildhauer Rauch schuf für das Mausoleum ein Marmorbild der schlafenden Königin, unvergleichlich in feiner Ausführung, da Dankbarkeit und Verehrung die Hand leiteten. — Noch heute ist die Königin Luise das Vorbild edler Frauen; noch heute wird sie gepriesen als die beste Mutter ihrer Kinder und des Vaterlandes und als die beste Gattin eines Mannes. c. Abfall des Generals Hork. Napoleon hatte der Welt verschwiegen, welches Schicksal die ungeheure Armee in Rußland gehabt hatte; um so gewaltiger war der Eindruck, als es endlich bekannt wurde. Hier und da erhoben sich Stimmen, daß jetzt oder nie Gelegenheit fei, das verhaßte Joch abzuwerfen. Friedrich Wilhelm erkannte das wohl, aber er allein durfte nicht wagen, Ktieg zu beginnen: er wäre von der llebermacht Napoleons erdrückt worden; Oestreich war durch Verwandtschaft an Napoleon gefeffelt und hatte noch keine Luft zum Kriege; und Rußland? welchen Werth hatte Rußlands Freundschaft, nach dem Jahre 1807 bemessen? So überlegte der König lange Zeit; da traf ihn die Nachricht von dem Abfalle des Generals von Iork vom französischen Heere. Iork hatte das preußische Hülfsheer nach Rußland befehligt; auf dem Rückzüge war er mit feinen Truppen der letzte und hatte die Nachhut zu decken. Seine Ehre forderte fein Ein-stehen für die Franzosen; feine Liebe zum Vaterland wollte das

8. Neue und neueste Geschichte - S. 90

1880 - Dillenburg : Seel
— 90 — düng mit England zu erhalten suchten, entstand Streit in der königlichen Familie, in dessen Folge sie einige trübe Jahre verlebte; der Kronprinz und Prinzessin Wilhelmine mußten sich auf Besehl des Vaters gegen ihren Wunsch verheiraten. In dem 1733 ausbrechenden polnischen Erbfolgekrieg mußte der König die Waffen für den Kaiser gegen Frankreich ergreifen; aber auch er erntete, wie sein Vater und sein Großvater, vom Kaiser keinen Dank. Derselbe schloß mit Frankreich ohne Vorwissen Preußens Frieden, in welchem er Lothringen an Frankreich abtrat (1735); Berg kam nicht an Preußen, ja der Kaiser versprach es einem andern Fürsten. Friedrich Wilhelm war ergrimmt über diese Behandlung und rief aus: „Der Kaiser behandelt alle Reichsfürsten wie Schubjaks; ich habe das gewiß nicht verdient!" Und auf deu neben ihm stehenden Kronprinzen zeigend, sprach er: „Da steht einer, der mich rächen wird!" Der Kaiser selbst hatte den Vertrag zu Wusterhausen gebrochen; so war anch Preußen nicht mehr an denselben gebunden, und Friedrich d. Gr. hatte später in Folge dessen völlig freie Hand. h. Friedrich Wilhelms Ende. Friedrich Wilhelms Alter war ein ruhiges. Die wieder hergestellte Eintracht Zwischen ihm und dem Kronprinzen trng wesentlich dazu bei, die letzten Jahre zu verschönern. Im Herbste 1739 wurde der König krank, und der folgende sehr harte Winter vermehrte die Leiden noch. Da ließ der König den Propst Roloff zu sich kommen und bekannte seine Sünden, behauptete aber, daß er alles zur Ehre Gottes gethan habe. Der Propst redete ihm scharf zu, hielt ihm vor, wie manches Urtheil er ohne Noth verschärft, wie manchen er ungerecht zum Tode verurtheilt und wie manche Familie er durch seine Baubefehle arm gemacht habe. Da sprach der König: „Er schont meiner nicht; er spricht als ein ehrlicher Mann und als guter Christ mit mir; ich danke ihm dafür und bekenne, daß ich ein großer Sünder bin." Alle Anwesenden beteten am Bette des Königs, und der König wünschte, Roloff alle Tage bei sich zu sehen. Als gegen das Frühjahr hin des Königs Zustand sich besserte, brachte man den Kranken nach Potsdam. Dort hatte er im Mai einen starken Rückfall der Krankheit; er ließ deshalb den Kronprinzen sehr oft zu sich kommen und besprach sich mit ihm über Staatsangelegenheiten. Nach einer solchen Unterhaltung sprach er zu den Umstehenden: „Ist das nicht große Gnade, daß mir Gott einen so würdigen Sohn gegeben hat?" Dieser küßte

9. Neue und neueste Geschichte - S. 96

1880 - Dillenburg : Seel
— 96 — Peters Bemühungen um die Hebung der Cultur waren ernst gemeint; aber er vergaß, daß er vor allen Dingen auf sich zu achten habe und seinem Volke mit gutem Beispiele vorangehen müsse. Statt dessen aber blieb er in seinen Sitten roh, in seinen Leidenschaften wild, oft thierisch; es konnte daher nicht fehlen, daß auch die Bildung des Volkes nur eine oberflächliche war; das Volk, dies selbst fühlend, wurde mistrauisch und unzufrieden, und Peter merkte gar wohl, daß alle seine Neuerungen nach seinem Tode verschwinden und daß seine wohlgemeinten Pläne in feinem Lande nicht zur Ausführung gelangen würden. Er starb 1725. 10. Friedrich der Große. a. Friedrichs d. Gr. Jugendzeit. Es war am 24. Januar 1712 mittags, als dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm ein Sohn geboren wurde. Seine Geburt verursachte sehr große Freude, da den Eltern schon zwei Söhne durch den Tod entrissen worden und ihnen nur eine Tochter, Wilhelmine, geblieben war. Große Festlichkeiten wurden veranstaltet, besonders bei der Taufe, bei welcher Friedrich I. und der deutsche Kaiser als Pathen standen und dem Prinzen den Namen Karl Friedrich beilegten. Die erste Pflege und Erziehung blieb in den Händen der Mutter, welche dabei die Hülfe der Frau von Kameke hatte. Als besondere Erzieherin nahm der König Frau von Rocoulles an, welche auch ihn erzogen hatte und nun, da sie sich durch den wiederholten Auftrag, den Kronprinzen zu erziehen, sehr geehrt fühlte, dem Prinzen die zärtlichste Sorgfalt widmete; durch sie wurde auch eine dauernde Vorliebe für französisches Wesen und französische Sprache in ihn gepflanzt. Friedrich bedurfte großer Sorgfalt, denn er war etwas schwächlich und befaß ein stilles, fast schwer-wüthiges Wesen. Seine Schwester Wilhelmine liebte er zärtlich und nur in ihrer Gesellschaft überließ er sich dem Spiel. Als sie ihn attet einst aufforderte, feine Trommel stehen zu lassen und ihren Puppenwagen zu ziehen oder mit Blumen zu spielen, antwortete er: „Gut Trommeln ist mir besser als Spielen und lieber als Blumen." Auch der König erfreute sich oft an den Spielen der Kinder. Die Königin, welcher es eine große Freude war, andern wohlzuthun, pflanzte auch in ihre Kinder diesen Wohlthätigkeitssinn. Als auf einer Reise nach Hannover das Volk einer Stadt sich um den königlichen Wagen drängte und Friedrich viele Arme unter den Umstehenden erblickte, eilte er in einen Bäcker-

10. Neue und neueste Geschichte - S. 80

1880 - Dillenburg : Seel
— 80 — laubte ihm auch, daß er alle seine auf so unrechtmäßige Weise erworbenen Reichthümer im Betrage von mehr als drei Millionen Thalern nach Frankfurt a/M. führte. Die gemachten Erfahrungen beugten den König; auch anderer Kummer blieb ihm nicht erspart: so raffte in Ostpreußen die Pest ein Drittel der Bevölkerung, etwa 25 000 Bewohner, weg. Vor feinem Ende hatte Friedrich I. noch die Freude, einen Enkel, den nachmaligen großen König Friedrich Ii., über die Taufe halten zu können; es geschah dies im Anfange des Jahres 1712. Zu Anfang 1713 trat heftiges Brustleiden bei ihm ein, und er fühlte deutlich die Abnahme feiner Kräfte. Als er fein Ende nahe fühlte, ließ er den Kronprinzen zu sich kommen, segnete ihn und sprach: „Ich überlasse dir jetzt meine Krone und damit zugleich die Sorge für Dein Volk!" In christlicher Ergebung starb 1713 er am 25. Februar 1713 nach fünfundzwanzigjähriger Regierung, aufrichtig beweint von feinem Volke, das über den vortrefflichen Eigenschaften feines Geistes und Herzens feine Schwächen gerne vergaß und der Verdienste des Verstorbenen um das Vaterland gerne eingedenk blieb. 8. Friedrich Wilhelm I. a. Friedrich Wilhelms Jugend und Erziehung. Bald nach dem Tode des großen Kurfürsten wurde dem Nachfolger desselben, Friedrich Iii., ein Sohn geboren; derselbe war ein ungewöhnlich kräftiges Kind, und feine Geburt bereitete nicht nur dem Elternpaare, sondern auch den Großeltern in Hannover viel Freude; die Großmnttsr, die Herzogin Sophie, kam eigens von Hannover nach Berlin, um das Kittb zu sehen. Die erste Wartung und Pflege des Prinzen würde der Frau von Rocoulles,*) einer geflüchteten französischen Protestantin, übertragen; biefelbe hatte sich durch den bei ihrer Flucht aus Frankreich bewiesenen Muth bei Sophie Charlotte beliebt gemacht; ihr ebler, fester (Scharafter erhöhte das ihr geschenkte Vertrauen. Aber bei dem jungen Prinzen, bei dem sich lebenbiges Wesen ttttb starker Eigenwille sehr frühe entwickelten, reichten weibliche Einflüsse nicht aus, . so daß sich die Eltern genöthigt sahen, die Erziehung einem Charakter-- ; festen Manne zu übertragen. Die Wahl fiel auf den General Graf von Dohna, einen rechtschaffenen und ehrenfesten Mattn. *) spr. Rokul.
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