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1. Naturgemäßer Unterricht in der Erdkunde - S. 184

1846 - Aachen : Benrath
184 galten nicht als gute Zeichen; solche Erscheinungen lassen aus hef- tigen Sturm in der Höhe schließen. Der Gipfel des Mont-Blanc ist, in gerader Linie, nicht weiter als zwei und eine viertel Stunde von Chamouny entfernt; aber die Bergfahrt erfordert mehrere günstige Tage; nur in besonders glücklichem Falle läßt sie sich während acht und vierzig Stunden beendigen. Im Durchschnitt hat man siebenzehn bis achtzehn Stun- den nöthig zum Ansteigen; das Absteigen, welches natürlich im Ganzen schneller von statten geht, dauert etwa neun Stunden. Vermögend, wenigstens wohlhabend muß man sein, um die Partie zu machen; denn die Anstalten sind keineswegs unbedeutend und die Kosten verhältnißmäßig groß. Für einen Mont-Blanc-Bestei- ger, der, zwei oder niehrere Träger und Gehülfen abgerechnet, sechs Führer nöthig hat, werden 450 bis 600 Gulden gerechnet. Paccard hatte mit Balmat allein die Reise unternommen; Saus- sure und seine Reisegenossen waren von achtzehn Führern beglei- tet, die physikalische Geräthschaften, ein Zelt, Bett, Leitern, Stan- gen, Stricke, Lebensniittel, Stroh u. s. w. trugen. Geschmolze- ner Schnee dient nicht selten als Trank. Ihr erstes Nachtlager pflegen die Bergfahrer au den „Grands—muletszu nehmen. Mit diesem Ausdrucke bezeichnet mau eine steile, fast senkrechte Felsen- gruppe, die sich, in 10,640 Fuß Meereshöhe, einem Leuchtthurm, gleich, inmitten eines Gletscher-Meeres, etwa 400 Fuß hoch er- hebt. Das Erklettern der „Grands—muleis“ ist äußerst beschwerlich, auch keineswegs ohne Gefahr, denn man niuß sich dabei ans mürbe, brüchige Gesteinmassen stützen; aber es sind die letzten Felsen, welche bis zuni Gipfel einigen Schutz darbieten. Unter einem Vorsprung können sieben bis acht Männer mühsam neben einander liegen. Die Nächte sind zuweilen sehr peinlich; Wind und große Kälte herrschen auf dieser Höhe. Chamouny-Bewohner können die Ansteigenden durch Ferngläser auf den Grands-Mulets erkennen. — Manche Mont-Blanc-Ersteiger sehen sich genöthigt, in kleinen Grotten, welche sie sich von Führern im Schnee aus- graben ließen, zu übernachten. Zn solchen Weitungen wird Stroh ausgebreitet und mit Bergstöcken und Leintüchern eine Art Zelt gebildet. Oft ist jedoch die Nachtruhe von geringem Belang; aus den Höhen herunter donnernde Lavinen, das Krachen berstender und brechender Gletscher ist sehr störend. — Es gibt Führer,

2. Naturgemäßer Unterricht in der Erdkunde - S. 200

1846 - Aachen : Benrath
200 Hoffnung, (te wieder in's Leben zu bringen. Jammernde Haus- haltungen durchzogen die Schutthaufen, die noch am Morgen eine frohe belebte Stadt waren, um einen Bruder, einen Freund zu suchen, dessen Schicksal noch unbekannt war. Hier und dort hörte man dumpfe Stimmen aus deni Schutte heraus uni Hülfe rufen. Ueber zwei tausend Verwundete wurden hervorgezogen. Dabei fehlte es an Werkzeugen zur Hinwegräumung des Schuttes; man mußte sich der bloßen Hände bedienen. Die Verwundeten und Kranken wurden an das Gestade des kleinen Guyaraflusses gela- gert: die schattigen Bännie waren ihr einziges Obdach; Betten, Leinwand zuni Verband der Wunden, Arzneien, alle Gegenstände der ersten Bedürfnisse waren vergraben; in der Stadt war kaum reines Wasser zu finden. Die Bestattung der Todten war sowohl durch die Religion, als durch die Sorge der Gesundheit geboten. Da es aber unniöglich war, sie einzeln zu beerdigen, so wurden Kvmmissarien verord- net, welche für die Verbrennung sorgen mußte». Dieses traurige Geschäft dauerte viele Tage. Dabei sanimelteu sieh mehrere Han- sen von Menschen und stellten feierliche Prozessionen an, bei wel- che» sie Todtenlieder saugen. Andere von Geistesverwirrung befal- len, beichteten laut auf der Straße. Rückerstattungen wurden von Leuten verheißen, die niemand eines Diebstahles beschuldigt hatte. Familien, die lange in Feindseligkeit mit einander gelebt, ver- söhnten sich in dem Gefühle genieinsanien Unglückes. 8. Plinius (des Jüngern) Briefe an Tncitns. „Mein Oheim," so schreibt Plinius, *) „befand sich zu Mi- senum (in gerader Linie 3 Meilen von Pompeji entfernt), wo er *) Plinius der Aeltere (geb. 23 n. Chr.) war einer der größten Gelehrten Roms und Befehlshaber der römischen Flotte. Cr ward bei dem furchtbaren Ausbruch des Vesuv vom Jahre 79, durch welchen auch die schon genannten Städte Hereu- lauum und Pompeji überschüttet wurden, ein Opfer seiner Wißbegier. Plinius, der Jüngere, des erster» Schwester- sohn (geb. 62 n. Chr.), schwang sich durch seinen unermüd- lichen Fleiß bis zu der Würde eines römischen Konsuls.

3. Bilder aus der vaterländischen Geschichte für Mädchenschulen - S. 43

1885 - Aachen : Barth
in welchem sie abstiegen, auf dem Tische einen gedruckten Aufruf zu Beiträgen für arme verwundete Soldaten. Die drei Frauen leerten sofort ihre vollen Börsen und eine gab noch ihren Ring, eine andere ihre Ohrringe dazu. Nnr Fräulein von Schmettern konnte wegen ihrer Armut nichts beisteuern. „Noch nie", sagte sie, „hat mich meine Armut so gedrückt wie jetzt. Ich habe weder Geld noch Geschmeide, und doch möchte ich so gerne auch etwas für mein Vaterland geben können!" Die Liebe macht erfinderisch, so auch hier. Sie ließ einen Friseur kommen, dem sie ihre Haarflechten für rünf Gulden verkaufte. Ein reicher Herr hatte hiervon gehört. Er kaufte die Flechten, ließ sie in Ringe und Bänder einfaffen und verkaufte diese zum Besten der Armee. Auf diese Weise wurden 1200 Thaler aus den Flechten des Fräuleins gelöst. Das schönste Vorbild der treuen Hingabe fürs Vaterland hatte die edle Königin Luise hinterlassen. Sie hatte nach der Demütigung Preußens durch den Frieden von Tilsit alle ihre Schätze und Kostbarkeiten dem Vaterlande geopfert. Aus Liebe zu ihm trug sie die große Schmach Preußens in Geduld. Die harten Ereigniffe brachen ihr jedoch schon früh ihr echt deutsches Herz. Einen schönen Satz, den sie zur Zeit der Prüfung in ihr Tagebuch niederschrieb, wollen wir uns merken: „Wer nie fein Brot mit Thränen aß, wer nie die kummervollen Nächte auf seinem Bette weinend saß, der kennt euch nicht, ihr himmlischen Mächte." Sie hatte nicht die Freude, den Tag der Wiedererhebung Preußens zu erleben, da sie schon am 19. Juli 1810 starb. Ihr Andenken begeisterte aber nicht allein die deutschen Frauen, sondern entflammte auch die Brust der Krieger zu mutigen und edlen Thaten. Zum Andenken an diese edle Frau stiftete der König am 3. August 1814 den Luisen-Orden, der als Ehrenzeichen solchen Frauen verliehen werden sollte, die sich besonders um das Vaterland verdient machen würden. Der Befreiungskrieg 1813—1815. Das erste Zusammentreffen mit Napoleon war ant 2. Mai 1813 bei Großgör schen. Die Franzosen siegten und gleich darauf bei Bautzen. Da sie aber auch harte Verluste erlitten, schlossen sie einen Waffenstillstand. Während dieser Zeit traten Österreich und Schweden zu den verbündeten Preußen und Russen. Drei Armeen wurden gebildet. Die Nordarmee bei Berlin kommandierte der schwedische Kronprinz, die schlesische der alte Blücher und die böhmische der österreichische Feldmarschall Schwarzenberg. Bei Großbeeren schlugen die Preußen unter Bülow am 23. August

4. Bilder aus der vaterländischen Geschichte für Mädchenschulen - S. 42

1885 - Aachen : Barth
— 42 — des Heerwesens das Land kräftig und stark machten. Ausgezeichnete Männer, die mit großem Erfolge zum Segen unseres Vaterlandes arbeiteten, waren: der Minister von Stein, der Kanzler Harden-derg, ochctrnljoi )t, Gneisenan und Blücher. Sie Bereiteten im stillen das Land kriegstüchtig vor, um zu einem geeigneten Zeitpunkte zur Wiedereroberung der geraubten Freiheit schlagfertig zu sem. Ein solch günstiger Umstand sollte sich bald finden. Napoleon unternahm 1ü12 einen Feldzug gegen Rußland. Nach zwei blutigen schlachten drang er bis Moskau vor, um hier ein behagliches Winterquartier zu nehmen. Kaum aber in die Stadt eingezogen, brach au allen Enden derselben Feuer aus, das die Stadt vernichtete. Voll Hunger und zerlumpt war das Heer hier angekommen und mußte elend sofort den Rückzug antreten. Auf diesem kam es größtenteils durch Kälte, Hunger und Verfolgung um. Napoleon hatte bitter für feinen Übermut das Strafgericht Gottes erfahren müssen. Diese Niederlage des mächtigen Herrschers benutzte der preußische Geueral York und trat mit seinen Hilfstruppen zu den Russen über. König Friedrich Wilhelm schloß ein Bündnis mit den Russen und erklärte am 16. März Napoleon den Krieg. Nicht allein in Preußen, sondern in allen deutschen Landen wurden Jung und Alt von einer solchen Begeisterung ergriffen, wie bisher nie das deutsche Volk sie gezeigt hatte. Die Begeisterung verlieh Mut und Thatkraft. Freiwillige strömten in großen Scharen von allen Seiten herbei, selbst (kreise waren bereit, sroh mit in den Kamps zu ziehen. Die mutigste Schar war die Lützowsche, unter der auch der Dichter Theodor Körner focht. Neben der Linie wurde eine Landwehr und ein Landsturm gebildet. Unter dem Gesänge der herrlichen Vaterlands* lieber von Arndt, Körner und Schenkendorf zogen die Krieger mutvoll in den Kampf. Die deutschen Frauen zur Zeit der Befreiungskriege. Auch die deutschen Frauen wurden tief ergriffen und zu edlen Thaten fürs Vaterland entstammt. Es entstand ein „Frauen-verein zum Wohle des Vaterlandes", der mit rühriger Kraft für die ins Feld gezogenen Streiter daheim arbeitete. Die goldenen Trauringe wurden mit eisernen verwechselt, die die Inschrift trugen: »Gold gab ich für Eisen hin 1813." Unbeschreiblich viel wirkte der Verein für Verwundete, Arme, Kranke und Notleidende. In dieser Zeit der allgemeinen Begeisterung fuhren eines Tages drei adelige Frauen nach Berlin. In ihrer Gesellschaft war ein Fräulein von Schmettau. Die Damen fanden in dem Gasthause,

5. Bilder aus der vaterländischen Geschichte für Mädchenschulen - S. 9

1885 - Aachen : Barth
— 9 — 8. Kikdegard, die Gemahlin Karts des Großen. Die Gemahlin Karls hieß Hildegard. Das Ehepaar war mit drei Söhnen und vier Töchtern gesegnet. Die Töchter hießen: Gisela, Rotrudis, Emma und Bertha. Die Mutter unterstützte nach Kräften die Fürsorge ihres Gemahls für eine gute Kindererziehung. Das gute Beispiel des Vaters blieb auch für die Kinder nicht ohne Wirkung. Mit Fleiß besuchten sie die von dem frommen und gelehrten Alkuin geleitete Hofschule. In derselben wurde Unterricht in Religion, in der deutschen Sprachlehre und Dichtkunst, im Latein, Rechnen und der Musik erteilt. Die Kinder liebten ihren Lehrer sehr, was recht bentlich aus dem Briefwechsel hervorgeht, den sie später mit Alkuin unterhielten, als er Abt in Tours war. Die Mutter sorgte, daß die Kinder auch in Ausübung der religiösen Pflichten dem guten Beispiel des Vaters folgten und wie biefer, jeben Morgen zuerst die Kirche besuchten. Neben der geistigen Pflege würde auch die gesunde Entwickelung des Körpers beachtet. Zu diesem Zwecke mußten die Kinder reiten und schwimmen lernen. Die Stadt Aachen, in welcher sich die kaiserliche Familie häufig aufhielt, bot wegen der warmen Quellen die beste Gelegenheit zum Baden. Auf Reisen war die Familie gewöhnlich zusammen, und Söhne wie Töchter faßen zu Pferde. Das Familienleben war recht einfach, fowohl im Essen und Trinken, als in der Kleibung. Die Töchter wurden zu Hause zur Arbeit angehalten. Sie saßen entweber am Webstuhl ober beschäftigten sich mit Rocken und Spindel. Die Kleibung mußten sich die Mäbchen selbst anfertigen, und auch der Vater wollte nur Hembeu tragen, die von den Töchtern verfertigt waren. Was sie über Bebarf herstellten, wnrbe an die Armen ober Kirchen verschenkt. Die Töchter gaben durch ihr frommes Wesen, ihren Fleiß und ihre Häuslichkeit allen Frauen des Landes ein nachahmnngswürbiges Beispiel. Der Nachfolger des mächtigen Kaisers Karl war Ludwig der Fromme, der dem großen Reiche nicht gewachsen war. Die Großen des Reiches und die drei Söhne Ludwigs bemächtigten sich der Regierung des Landes. Unter den Söhnen selbst entstand Uneinigkeit, die zu einem Bruderkriege führte. Durch den Vertrag zu Verdun 848 wurde eine Teilung des Reiches vorgenommen. Ludwig bekam Deutschland, Karl der Kahle Frankreich und Lothar-Italien mit der Kaiserwürbe. Durch den Vertrag zu Marsen 870 kam es zu einer zweiten Teilung. Durch diese Teilungen war die Einigkeit und die Macht des einst so starken Reiches gebrochen.

6. Alte Geschichte - S. 130

1879 - Dillenburg : Seel
— 130 — lesen und schreiben konnten, gab es doch eine Schrift, deren Zeichen Runen hießen. Diese schnitt man für den gewöhnlichen Gebrauch in Holz- besonders Bnchen-Stäbe (daher „Buchstaben"), für die längere Dauer in Stein. Diese Runenschrift, welche auch bei Aufstellung von Gesetzen angewendet wurde, galt als heilig. 6. Sitten und Gebräuche. Hinsichtlich ihrer Sitten waren die alten Deutschen wohl die edelsten der alten Völker, obwohl sie auch manche Rohheit in ihrem Wesen zeigen. Zu den guten Eigenschaften der Germanen gehören: 1. Ihre Treue und Redlichkeit. Nichts war ihnen mehr verhaßt als Lug und Trug. Tacitus sagt in seinem Buche: „Ein deutsches „Ja" gilt für ehrenfester und unverbrüchlicher als ein römischer Eid." Deutsche Treue war schon in alter Zeit sprichwörtlich; nur der Deutsche hat das Sprichwort: „Ein Wort, ein Mann! ein Mann, ein Wort!" 2. I h r e G a ft f e n n d f ch a f t. Es galt als gottlos, irgend einem Fremden den Eintritt in das Haus zu wehren; das Beste, was das Haus vermochte, fetzte man dem Gaste zum Willkomm vor. Blieb der Gast einige Tage im Haufe, so wurde er als Hausgenosse angesehen; zog er weiter, so begleitete ihn der Hausherr und ließ ihn nicht ohne ein Gastgeschenk von sich; ja der Gast erbat sich manchmal ein solches, ohne sich jedoch dadurch zu etwas zu verpflichten. 3. Ihre Schamhaftigkeit und Zucht. Unkeuschheit war ihnen eine Schande, Ehebruch ein Verbrechen, das mit dem >L.ode bestraft wurde. Dem weiblichen Geschlechte erwies man eine Ehre, wie sie bei keinem andern Volke gefunden wurde. Die Eheu wurden sehr strenge gehalten. Während bei andern heidnischen Völkern Vielweiberei nicht selten war, begnügte sich der Germane mit einer Frau. Die Mitgift brachte nicht die Frau dem Manne, sondern der Mann der Frau; sie bestand in zwei Stieren, einem gezäumten Pferde, einem Schilde nebst Pfrieme und einem Schlachtschwerte. _ Das sollte bedeuten, daß das Weib des Mannes Genossin sein solle in allen Arbeiten des täglichen Lebens, aber auch tn der Gefahr des Krieges. Nicht selten zogen die Frauen mit in den Krieg, und tu gar mancher Schlacht sind sie den Männern zu Hülfe geeilt und haben den Sieg erringen helfen. Man glaubte, daß den Frauen etwas Prophetisches und Heiliges innewohne; man verschmähte weder ihren Rath, noch übersah man ihre Aussprüche.

7. Neue und neueste Geschichte - S. 156

1880 - Dillenburg : Seel
— 156 — Punzen. Welche Freude! „Ach lieber Fritz, lieber Wilhelm! Seid ^hr da?" rief sie. Unter lautem Schluchzen eilten beide an das Bett der Mutter. — Die Todesstunde, die neunte des —ages, nahte heran. „Ach," seufzte die Königin, „mir hilft nichts mehr, als der Tod!" Der König faß an der einen Seite des Jettes, die Rechte der Kranken haltend; an der andern Seite faß die Schwester Friederike; die Aerzte und die ganze herzogliche Familie waren anwesend. Zehn Minuten vor neun Uhr kam wieder etn Krampfanfall. „Herr Jesu, Jesu! mach’ es kurz!" rief sie —- fünf Minuten später war der Kampf zu Ende. Der König, fast erdrückt von ungeheurem Schmerze, raffte sich auf, drückte feiner Luise die Augen zu und holte dann die beiden Prinzen an das Sterbebett. Diese sanken an der Leiche der geliebten Mutter nieder und benetzten ihre Hände mit heißen Thränen. Nicht nur Preußen, ganz Deutschland trauerte über den Tod der edlen Königin. Als der Sarg nach Berlin gebracht wurde, erschienen die meisten Berliner in Trauerkleidung. In Charlotten-burg erhielt Luise eine würdige Ruhestätte. Der Bildhauer Rauch schuf für das Mausoleum ein Marmorbild der schlafenden Königin, unvergleichlich in feiner Ausführung, da Dankbarkeit und Verehrung die Hand leiteten. — Noch heute ist die Königin Luise das Vorbild edler Frauen; noch heute wird sie gepriesen als die beste Mutter ihrer Kinder und des Vaterlandes und als die beste Gattin eines Mannes. c. Abfall des Generals Hork. Napoleon hatte der Welt verschwiegen, welches Schicksal die ungeheure Armee in Rußland gehabt hatte; um so gewaltiger war der Eindruck, als es endlich bekannt wurde. Hier und da erhoben sich Stimmen, daß jetzt oder nie Gelegenheit fei, das verhaßte Joch abzuwerfen. Friedrich Wilhelm erkannte das wohl, aber er allein durfte nicht wagen, Ktieg zu beginnen: er wäre von der llebermacht Napoleons erdrückt worden; Oestreich war durch Verwandtschaft an Napoleon gefeffelt und hatte noch keine Luft zum Kriege; und Rußland? welchen Werth hatte Rußlands Freundschaft, nach dem Jahre 1807 bemessen? So überlegte der König lange Zeit; da traf ihn die Nachricht von dem Abfalle des Generals von Iork vom französischen Heere. Iork hatte das preußische Hülfsheer nach Rußland befehligt; auf dem Rückzüge war er mit feinen Truppen der letzte und hatte die Nachhut zu decken. Seine Ehre forderte fein Ein-stehen für die Franzosen; feine Liebe zum Vaterland wollte das

8. Neue und neueste Geschichte - S. 181

1880 - Dillenburg : Seel
— 181 — lingsalter machte die Schwäche einer danerhaften Gesundheit und Kraft Platz. Auch er wurde Don der Mutter zu ernster Frömmigkeit, zu herzlicher Menschenliebe und zu sittlicher Tüchtigkeit erzogen; wie sein Charakter sich schon frühe zeigte und entwickelte, beweist ein Brief der Königin an ihren Valer, in welchem sie schrieb: „Unser Sohn Wilhelm wird, wenn mich nicht alles trügt, wie sein Vater einfach, bieder und verständig." Die erste Ausbildung des Prinzen war dem Geheimerath Delbrück anvertraut, der sich seiner Aufgabe mit großer Gewissenhaftigkeit unterzog und dafür auch warmen Dank der Eltern und der beiden Prinzen erntete. Seit 1810 erhielt Prinz Wilhelm den Unterricht des Cadettenlehrers (späteren Generals) v. Reiche; auch dieser rühmt den Prinzen, indem ermessen Ordnungsliebe, praktischen Verstand und seinen ernsten, gesetzten Charakter hervorhebt. Die Eindrücke der schweren Zeiten wirkten ans den Prinzen Wilhelm ebenso nachhaltig, wie aus den älteren Kronprinzen; er floh mit seinen Eltern und Geschwistern nach Königsberg und später nach Memel. Wie tief und lebhaft er damals die Eindrücke des Ernstes der Zeit in sich ausgenommen, wie sehr er den Schmerz der tiefgebeugten Eltern nachgefühlt hat, das alles hat er schon oft ausgesprochen und bethätigt. Am Neujahrstag 1807 erhielt er, da er in den militärischen Uebungen schon fest war und sehr große Freude an allem hatte, was sich auf das Heerwesen bezog, die Ofsicieruniform. Als die Wendung des Jahres 1812 eintrat, war Prinz Wilhelm in sehr gedrückter Stimmung; aber bald theilte er die ganze Begeisterung des preußischen Volkes; 1813 begleitete er seinen Vater nach Breslau, durfte aber nicht, .so sehnlich er es auch wünschte, mit am Feldzuge Theil nehmen, da der Vater ihn für zu schwach hielt. Erst nach der Schlacht bei Leipzig erhielt er die Erlaubnis, mit in's Feld zu rücken, und nachdem er das Schlachtfeld bei Leipzig besichtigt hatte, eilte er zu dem Heere und überschritt mit dem Blücher'schen Corps in der Neujahrsnacht 1814 den Rhein. Bei dieser Gelegenheit lernte Priu^ Wilhelm zum erstenmale den Ernst eines Gefechtes kennen. Seine erste Probe persönlichen Muthes legte er in der Schlacht bei Bar für Aube ab, wo er im dichtesten Kugelregen einen Auftrag des Königs mit größter Kaltblütigkeit ausführte. Vorläufig schwieg der König über dieses heldeniuüthige Verhalten des Sohnes, nachher aber belohnte er ihn dafür durch Verleihung des eisernen Kreuzes. An den Kämpfen vor Paris nahm er ebenfalls Theil und zog am 31. März 1814 auch mit in Paris ein.

9. Neue und neueste Geschichte - S. 1

1880 - Dillenburg : Seel
Hkschl'chte her Jieujcit. 1. Die Reformation. Mit dem Beginne des sechzehnten Jahrhunderts trat eine tiefgehende Wandlung in der Geschichte der Völker ein, eine : Wandlung, welche durch hervorragende Begebenheiten (s. Thl. Ii.) i schon längere Zeit vorbereitet und von Männern, welche den ' Laus der Zeit ausmerksam beobachteten, in ihrem Anfange ge-I fühlt war, eine Wandlung, welche sich auf alle Schichten des : Volkes erstreckte, von der keine Nation verschont geblieben ist, 1 deren Einfluß auf Kunst und Wissenschaft, auf Gesittung und 2 Bildung, auf häusliches und öffentliches Leben und auf die Eut-; Wicklung der Sprache unmeßbar ist. Diese Wandlung, die am ersten und am meisten sich bei ädem deutschen Volke zeigte, wurde begonnen und zum großen ^Theile durchgeführt durch das weltgeschichtliche Ereignis, das säst Äie ganze erste Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts ausfüllte: (Die Reformation, d. i. Kirchenverbesseruug. Die Hervorragendste Persönlichkeit in dieser Begebenheit ist Dr. Martin Muther. a. Luther's Iugendjahre. In dem Dorfe Möhra ^zwijchen Eisenach und Salzungen) wohnte ein armer Bergmann, Gans Luther; seine Fran hieß Margaretha Lindemann. Diese Meiden zogen im Jahre 1483 zum Jahrmarkte nach Eis leb en 14.83 i m der heutigen preußischen Provinz Sachsen), und dort wurde ^huen am 10. November ein Sohn geboren. Schon am folgenden Lage wurde er getauft und empfing, weil dieser Tag der Mar-innstag war, den Namen Martin. Hans Luther blieb mit >3einer Familie in Eisleben, zog dann ein Jahr später nach Mans- 3 ep' wo er durch Fleiß und Sparsamkeit bald so weit kam, >oaß er das Bürgerrecht daselbst und ein Haus und später auch Hops, Lehrbuch, Iii. " .

10. Neue und neueste Geschichte - S. 69

1880 - Dillenburg : Seel
— 69 — Feuer und Geist. Dazu kamen seine geistigen Eigenschaften: klarer Verstand, unerschrockener Heldenmuth, kräftiger und fefter Wille, der das einmal ins Auge gefaßte Ziel feft hielt, und eine tiefe Menschenkenntnis. Bei allen diesen Vorzügen schmückte ihn eine nngeheuchelte Religiosität, welche in fleißigem Besuche des Gotteshauses und in häufigem ernsten Gebete sich zeigte; so forderte er auch von den Soldaten, daß sie alle Morgen und Abeude ihr Gebet verrichten sollten. Er hielt strenge aus Sitte und Zucht im Lande; seine kriegerischen Erfolge schrieb er dem Herrn zu. Zu seiner Zeit herrschte ein unseliger Streit zwischen den beiden evangelischen (Konfessionen. Beiden war das wahrhaft religiöse Leben über dem Streite über Glaubenssatzungen abhanden gekommen; durch den Hader über das Wort hatten sie den Geist des Glaubens verloren. Anfänglich versuchte der Kurfürst die Auseinandergekommenen durch Religionsgespräche zu versöhnen; da dies ohne Erfolg war und von beiden Seiten sogar auf den Kanzeln gegen einander geeifert wurde, so daß die Gemeinden Anstoß an der Handlungsweise der Geistlichen nehmen mußten, verbot ^der Kurfürst den Gebrauch der Kauzel zu derartigen geistigen Fehden und verlangte von den Geistlichen die Unterschrift eines Reverses, in welchem sie sich verpflichteten, sich aller Angriffe und Beschimpfungen der Gegenpartei zu enthalten. Die meisten Pfarrer unterschrieben, nur einige (unter ihnen Paul Gerhard) nicht, weshalb letztere aus ihrem Amte entlassen wurden. Wie das persönliche, so war auch das häusliche Leben des großen Kurfürsten von wahrer Gottesfurcht getragen. Auch die Gemahlin Friedrich Wilhelms war von aufrichtiger Frömmigkeit beseelt; sehr fleißig hielt sie Andachtsübungen; ihre Hände waren stets offen, wenn es galt, Noth und Elend zu lindern. Sie lorgte dafür, daß jeder Soldat ein neues Testament im Tornister habe. Ihren Gemahl begleitete sie auf allen Reisen, selbst auf seinen Kriegszügen Sie wird als Verfasserin mehrerer Kirchenlieder, unter denen das schöne Lied: „Jesus meine Zuversicht", genannt. _ Großen Schmerz bereitete der im Jahre 1666 nach der Geburt eines Prinzen erfolgte Tod der trefflichen Frau dem Kurfürsten; mit ihm trauerte das ganze Land um die echte Landes-mntter. Mehrere Jahre später verheiratete sich Friedrich Wil- ?|lm.zum zweitenmale und zwar mit Dorothea von Braun-schweig. m^j?ä^renb der letzten Lebensjahre war der Kurfürst viel von Gichtschmerzen geplagt; im Frühjahre 1688 trat die Wassersucht
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