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1. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 42

1910 - Düsseldorf : Bagel
42 kehrten die Franzosen ohne den gehofften Erfolg zu ihrem Kaiser zurück. Als nun Blücher der Elstermündung gegenüber bei Wartenburg am 3. Oktober die Elbe überschritt und auch Bernadotte dasselbe an der Mündung der Mulde tat, wurde Napoleon doch genötigt, mit seiner Hauptarmee Dresden zu verlassen und in die Nähe Leipzigs zu gehen, um womöglich den unruhigen Gegner auf dem linken Elbufer zu schlagen, ihn dann nach der Elbe zu drängen und da zu vernichten. Daß Blücher — dem Kronprinzen von Schweden wurde der Entschluß leichter — jetzt immer wieder einem Kampfe auswich, macht seiner Willenskraft alle Ehre, doch auch hier kam Gneisenau immer seinem Wollen zu Hilfe. Er ging aber nicht zurück, sondern entschlüpfte westwärts, an der Front Bernadottes vorbei, nach Halle zu, so daß er von nun an den rechten Flügel hatte. Der Kronprinz suchte Schutz, indem er möglichst weit vom Feinde weg, also nach Norden hin wich. Da inzwischen aber auch die Hauptarmee über Komotau nach Leipzig hin rückte und wirklich bis Chemnitz, ja Altenburg kam, mußte Napoleon sich entschließen, sich dieser wieder zuzuwenden und deshalb südwärts nach Leipzig hin zu ziehen. Hier sollte es dann zur großen Entscheidungsschlacht kommen. In welcher verzweifelten Stimmung er sich damals befand, ergibt sich aus der Tatsache, daß er eine Zeitlang den verwegenen Plan hegte, mit seiner ganzen Armee über die Elbe zu gehen, um „Berlin einen Besuch abzustatten“. Das geschah auch unter dem Eindruck, daß es nicht bloß rings um ihn, sondern auch in seinem Rücken bereits unruhig wurde. Immer verwegener störten Parteigänger die rückwärtigen Verbindungen. Tschernitschew erschien sogar schon am 1. Oktober in Kassel, um das Königreich Westfalen aufzulösen, und Bayern verhandelte bereits wegen des Uebertritts. — Ein solcher Besuch in Berlin konnte große Veränderungen herbeiführen, er konnte ihm die V erfügung über die zahlreichen, eingeschlossenen Garnisonen einbringen, welche die Festungen an der Elbe und Oder noch besetzt hielten. Wenn er um die Mannschaften in Wittenberg, Torgau, Dresden, Küstrin und Stettin seine Armee vergrößerte, dann konnte solch ein Zug die Gegner verblüffen und in Verwirrung bringen und schlimmstenfalls er selber über Magdeburg

2. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 46

1910 - Düsseldorf : Bagel
46 Lindenau westwärts. Nur um den Abzug zu sichern, wurde Leipzig noch behauptet; am 19. aber wurde es gestürmt und als dann, um die Verfolgung aufzuhalten, die Elsterbrücke gesprengt wurde, fielen noch 12 000 zurückgebliebene Franzosen in die Gefangenschaft. Das gleiche Los traf den König von Sachsen. Im ganzen hatte Napoleon etwa 60 000 Mann verloren, die Verbündeten 50 000 Mann. Die Flucht ging über Naumburg und Eisenach nach Frankfurt und weiter über den Rhein nach Mainz. Sie vollzog sich sehr rasch. Täglich wurden etwa 30 Kilometer zurückgelegt. Deshalb kam es nicht mehr zu erheblichen Rückzugsgefechten und nur bei Freiburg a. d. Unstrut und später bei Eisenach gab es gegen Blüchers Truppen noch leichtere Gefechte. Ernster war der Angriff Wredes bei Hanau. Der bayrische Feldherr wußte nicht, daß er es mit Napoleon selber zu tun hatte, als er sich am 30. Oktober mit 30 000 Mann in den Weg stellte, von Napoleons Scharen aber überrannt wurde. So entkam der Kaiser und gelangte schließlich mit noch 90- bis 100000 Mann über den Rhein. Und da jetzt der Winter nahte, ruhte man allgemein von den ungeheuren Anstrengungen aus. Nr. 10. Die Freiheitskriege 1814. Das Heer, welches Napoleon aus Deutschland zurückgeführt, zählte besten Falles 100000 Mann, die durch Krankheit und Entbehrung dem siegreichen Heere der Verbündeten auch auf französischem Boden keinen ernstlichen Widerstand hätten leisten können, wenn die Verfolgung ohne Unterbrechung fortgesetzt wäre. Etwa 140 000 Franzosen waren in den großen Festungen an der Weichsel, Oder und Elbe zurückgelassen, so unter St. Cyr 33 700 Mann in Dresden, unter Rapp in Danzig 35 000 Mann usw. Alle diese Soldaten kamen für Napoleons Feldarmee nicht mehr in Betracht; es war, wie meist bei eingeschlossenen Truppen, auch bei ihnen nur eine Frage der Zeit, wann sie sich würden ergeben müssen. Andere Truppen Napoleons waren noch in Italien, Spanien und in dem südlichen Frankreich, wichen aber auch immer weiter vor ihren

3. Lebensbilder, insbesondere aus der deutschen Geschichte - S. 80

1916 - Düsseldorf : Schwann
- 80 aus. Die Steuerlast wurde gerechter verteilt, das Heerwesen neu geordnet und die Schulbildung erleichtert. Viel tat die Frstin auch zur Hebung des Gewerbes und des Handwerkes, insbesondere aber fr den Bauernstand, der bis dahin von den Adligen vielfach bedrckt wurde. Alles Volk liebte und ehrte die gute Herrscherin. 3. Das Cnde der Kaiserin. Schn wie Maria Theresias Leben war auch ihr Tod. Vierzig Jahre hatte sie auf dem Throne gesessen, da erkrankte sie im Sommer 1780. Aber die grten Schmerzen ertrug die Frstin mit heiterer Geduld, und der Tod hatte fr sie keine Schrecken. Bis zum Tage vor ihrem Ende lie sie nicht ab von der Arbeit. Ich fhle jetzt," sagte sie ruhig, da ich bald 1 7rf) 0or Go^es Richterstuhl erscheinen werde". Und ruhig und sanft war ihr Ende, wie das eines Gerechten. Maria Theresia starb im Alter von 63 Jahren. In der Kapuzinergruft zu Wien steht ihr Sarg neben dem ihres Gemahls. Sie ehrte," sprach sehr schn Friedrich der Groe, den Thron und ihr Ge-schlecht." Und darum ehrt auch die Nachwelt sie als eine der besten Herrscherinnen der Geschichte. 30. Napoleon. 1. Im Elternhause. Napoleon Bonaparte, der grte Eroberer der neueren Zeit, war geboren am 15. August 1769 in dem Stdtchen A i cc t o auf der Insel Korsika. Seine Familie gehrte dem niederen Adel an. Der Vater war ein wenig bemittelter Rechts-anwalt. Die Mutter Ltitia leitete die Erziehung ihrer Kinder mit groer Strenge. Aber am meisten machte ihr der junge Napoleon zu schaffen. Er war ein sehr dreister, eigensinniger Knabe; oft wurde er rot vor Zorn. Ich hatte vor niemandem Furcht," erzhlte er selbst; den einen schlug ich, den andern kratzte ich. Alle frchteten mich. Mein Bruder Joseph war es, mit dem ich am meisten zu tun hatte; er wurde geschlagen, gebissen und gescholten. Oft be-dauerte ich, da er sich dann nicht rasch genug erholte." Eine kleine Kanone von 30 Pfund war Napoleons Lieblingsspielzeug. Mein Sohn," sagte die Mutter einmal im Scherze, hat an der Stelle des Herzens eine Kanonenkugel." Er bekam oft Schlge von ihr, während der schwache Vater seine Unarten nicht selten in Schutz nahm. 2. In der Militrschule. Als der Knabe erst zehn Jahre alt war, wurde er in die Militrschule zu Brieune in Frankreich aufgenommen, denn er sollte Offizier werden. Er lernte fleiig, besonders Rechnen, Geschichte und Erdkunde; aber im Rechtschreiben hatte er immer mangelhaft", und seine Handschrift blieb sehr

4. Lebensbilder, insbesondere aus der deutschen Geschichte - S. 81

1916 - Düsseldorf : Schwann
- 81 schlecht. Das hat er spter oft bekannt. Er hat brigens auch nie tanzen gelernt. Sein Wesen nderte sich nicht. Die Mitschler mochten ihn nicht leiden, denn er wollte mit niemandem zu tut haben, und wenn die anderen spielten, sa er meist fr sich allein. Das war nicht gut. Sein Ehrgeiz konnte leicht verletzt werden. Einst sollte er zur Strafe fr ein Vergehen kniend essen; da bekam er vor Wut Krmpfe. Nach fnf Jahren kam Napoleon in die Militrschule zu P aris. Unter seinen reichen Mitschlern fhlte er sich sehr unglcklich, denn von Hause bekam er fast nichts. Nun starb auch sein Vater. Als-bald wurde Napoleon im Alter von sechzehn Jahren Leutnant bei der Artillerie in einer kleinen Stadt. Das Geld zur Reise dorthin wurde geborgt. Auch als Leutnant war er noch so arm, da er sich die Stiefel selber putzen nutzte. Aber wenn er etwas brig hatte, kaufte er sich Bcher. 3. Napoleons Emporkommen. Im Jahre 1789 brach in Frankreich eine grotze Staatsumwlzung aus. Der Thron wurde ge-strzt und der König und die Knigin auf das Schafott geschleppt. Alle Ordnung war aufgelst, und nur die rohe Gewalt herrschte. Der Pbel wtete gegen Leben und Eigentum, und das Blut der Brger flotz in Strmen. Der Staat schien unterzugehen. In dieser schrecklichen Zeit kam Napoleon Bonaparte empor. Der ehrgeizige junge Offizier sah, datz fr ihn jetzt etwas zu machen war, und erklrte sich zum Anhnger der Umwlzung. Das ver-schaffte ihm die Gunst der Gewalthaber. Bei der Belagerung des knigstreuen Toulon im Jahre 1793 zeichnete er sich zuerst aus. Nach der Einnahme der Stadt schrieb sein General an die Re-gierung: Befrdert ihn, denn wenn ihr undankbar seid, wird er sich selbst befrdern." Schon zwei Jahre spter war er General. Langsam kehrte damals die Ordnung im Staate zurck. Einen Aufstand des Pbels in den Straen von Paris warf Napoleon mit Kanonenschssen nieder. Im Frhjahr 1796 heiratete er die Witwe eines hingerichteten Generals, namens Josefine; sie stammte von der Insel Martinique in Westindien und war eine eitle, aber einflureiche Frau. Wenige Tage nachher trat der ehrgeizige, erst sechsundzwanzigjhrige Mann als oberster General an die Spitze des franzsischen Heeres, das in Italien Krieg fhrte. 4. Napoleon als General. Alsbald setzte Napoleon die Welt durch sein gewaltiges Feldherrntalent in Staunen. Er wute die Soldaten fr sich zu begeistern und erfocht Sieg auf Sieg. Un-bekmmert um sein Leben strzte er sich selbst wiederholt in den dichtesten Kugelregen der Schlacht, und seine Soldaten glaubten, Zurbonsen, Geschichte fr Lyzeen und Hhere Mdchenschulen, Teil Ii 6

5. Ausgewählte Abschnitte der Weltgeschichte, Einführung in die geschichtliche Lektüre - S. 154

1916 - Düsseldorf : Schwann
— 154 — schwachem Neffen und Nachfolger Friedrich Wilhelm Ii. (1786 1797). Nun begann die „Campagne in Frankreich", 1792 Ein preußisch-österreichisches Heer unter dem Herzoge Karl Wilhelm von Braunschweig, einem Neffen des wackeren Feldherrn Friedrichs des Großen, rückte in diechampagne ein; es wurde aber durch Mangel an Verpflegung, Regengüsse und Krankheiten bald zu einem kläglichen Rückzüge genötigt. Der rühmlose Feldzug eröffnet das Zeitalter der großen Revolutionskriege. Die Bundesgenossenschaft von Österreich und Preußen erweiterte sich infolge des blutigen Endes Ludwigs Xvi. durch den Beitritt von England, den Niederlanden und Spanien, und der erste Koalitions-(Bündnis-)Krieg, 1793 1797 begann. Die bedrohte Republik entfaltete alsbald eine fanatische Kriegsbegeisterung. Sie verkündete als erster Staat die „allgemeine Wehrpflicht", und die Revolutionsheere wuchsen aus dem Boden. Unter verwegenen jungen Generalen drangen sie unwiderstehlich vor und warfen die Verbündeten über den Rhein. Jetzt trat Preußen von der uneinigen Koalition zurück und schloß 1 *70 £ mit Frankreich den Sonderfrieden von B a s e l, im Jahre der dritten und letzten Teilung Polens (vgl. 1772, 1793). Es verpflichtete sich zur Neutralität und überließ seine linksrheinischen Besitzungen an Frankreich. Die französischen Heere drangen darauf in Süddeutschland gegen die Österreicher vor; der ausgezeichnete Erzherzog Karl, des Kaisers Bruder, trieb sie jedoch siegreich über den Rhein zurück. Die Entscheidung führte ein ganz anderer in Italien herbei: ein junger General, dessen Stern jetzt mit nie gesehenem Glanze über Frankreich und Europa emporstieg — Bonaparte. 4. Bonapartes Vorleben. Wer hätte doch gedacht, daß der schwächliche Knabe, der am 15. August 1769 — als drittes von 13 Kindern — dem flatterhaften Gerichtsbeisitzer Carlo Bonaparte in der korsischen Bergstadt A j a c c i 0 geboren ward, dereinst der gewaltigste Eroberer aller Zeiten würde! In hartem Eigensinn wuchs der Knabe Napoleon auf, und seine Mutter Lätitia, eine ungebildete, aber kluge und verständige Frau, hatte viel mit ihm zu schaffen. „Ich biß und kratzte meine Geschwister, besonders meinen älteren Bruder Josef", hat Napoleon später erzählt, und wir dürfen es ihm glauben. Mit neun Jahren wurde er als Freischüler in die von Minoritenmönchen geleitete königliche Militärschule zubrienne in der Champagne aufgenommen. Der verschlossene Korsenknabe hatte keinen Freund und suchte keinen; seine Mitschüler scheuten ihn. Wenn man ihn reizte, geriet er außer

6. Ausgewählte Abschnitte der Weltgeschichte, Einführung in die geschichtliche Lektüre - S. 163

1916 - Düsseldorf : Schwann
— 163 — Die Flucht der ersten Linie ward allgemein. Anfangs gelang es zwar, einzelne Abteilungen wieder zum Stehen zu bringen, allein es waren regellose Haufen, und alle Versuche einer Menge Offiziere und Unteroffiziere blieben fruchtlos. Als der Feind uns fortwährend beschoß und endlich Kavallerie auf die regellosen Haufen einhieb, suchte alles Schutz hinter dem zweiten Treffen. Aber auch dieses war bald geschlagen. — Die feindliche Kavallerie saß den Fliehenden so auf den Hacken, daß ein großer Teil jener, die nicht dem Hauptstrome zum Eingänge des Dorfes [Vterzehnhetltgen] folgten, sondern dieses rechts und links umgehen wollten, von ihr ereilt wurden. Vom Strudel fortgerissen, zu Pferde, entging ich mit Mühe diesem Lose, rettete eine Fahne des Regiments, die ich einem Junker entriß, der nicht mehr fort konnte, und erreichte so, wenn ich das als ein Glück betrachten darf, glücklich das offene Feld jenseits Kapellendorf." Die meisten Festungen, selbst das wohlbewehrte Magdeburg, kapitulierten ohne Schwertstreich; nur Kolb erg unter dem wackeren Gneisenau und dem unverzagten Bürgerkapitän Nettel-beck*, Graudenz unter dem greisen Conrbitzre, dem „König von Graudenz", behaupteten sich. Schon am 27. Oktober war Napoleon in Berlin; „Preußen ist verschwunden", schrieb er dem Sultan. 10. Im Osten. Der König hatte sich mit einem kleinen Reste seines Heeres in die Ostmarken Preußens zurückgezogen; Königin Luise, die Napoleon in seinen Schlachtberichten als „blutlechzende Armida", die Zauberin in Tassos „Befreitem Jerusalem", verhöhnte, flüchtete tiefgebeugt mit ihren Kindern ebenfalls gen Osten. „Ich beweine den Untergang der Armee", sagte sie zu ihren beiden ältesten Knaben in Schwedt; „ruft künftig, wenn eure Mutter nicht mehr lebt, diese unglückliche Stunde in euer Gedächtnis zurück. Arbeitet, entwickelt eure Kräfte! Vielleicht senkt sich der Schutzgeist Preußens auf euch hernieder; befreit dann euer Volk von der Schande, wie der große Kurfürst bei Fehrbellin die Schmach seines Vaters rächte." In Königsberg glaubte Luise sicher zu sein. Als die Franzosen anrückten, lag sie dort krank am Nervenfieber. Dennoch rief sie aus: „Ich will lieber in die Hände Gottes als dieser Menschen fallen", und flüchtete nach Memel. Auf dieser Flucht war es, daß Luise mit ihrem Diamantringe in die Scheiben eines ärmlichen Bauernguartiers die Worte Goethes aus „Wilhelm Meisters Lehrjahren" schrieb: „Wer nie sein Brot in Tränen aß, Wer nie die kummervollen Nächte Auf seinem Bette weinend saß, Der kennt euch nicht, ihr himmlischen Mächte!' Inzwischen rückte Napoleon in Ostpreußen vor, wo sich mit den Preußen ein russisches Hilfsheer unter Bennigsen vereinigt hatte. 1 Vgl. Heyses Schauspiel „Kolberg". 11*

7. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 44

1914 - Düsseldorf : Schwann
Heldenmütig verteidigte dagegen der wackere Major von Gneisenan die kleine Stadt Kolberg in Pommern; ein alter Bürger namens Nettelbeck, der als Seemann viele Meere befahren hatte, stand ihm treu zur Seite. Auch Graudenz hielt sich tapfer; als die Franzofen den Befehlshaber Courbiere aufforderten, ihnen die Festung zu überliefern, weil es ja doch keinen König von Preußen mehr gebe, da antwortete der wackere Mann: „Nun, fo bin ich der König von Graudenz!" 4. Königin Luise auf der Flucht. Die Nachricht von der Niederlage bei Jena Und Auerstedt wirkte auf die Königin wie ein Donnerschlag. Sie eilte ihren Kindern nach, die schon auf der Flucht nach Stettin vorausgesandt waren, und traf sie in Schwedt an der Oder. Es war ein trauriges Wiedersehen. Die sonst so heitere Frau schloß die Kinder weinend in die Arme. „Ihr seht mich in Tränen," sprach sie; „ich beweine den Untergang der Armee, sie hat den Erwartungen des Königs nicht entsprochen." Und zu ihren beiden ältesten Söhnen, die selbst in Weinen ausbrachen, sprach sie im Schlosse: „Aber begnügt euch nicht mit den Tränen, sondern arbeitet, entwickelt eure Kräfte! Trachtet danach, den jetzt verdunkelten Ruhm eurer Vorfahren von Frankreich zurückzuerobern!" Wenn sie hätte ahnen können, was in dem großen Jahre 1870 durch ihren Sohn Wilhelm geschah! Die Königskinder wurden auf der weiteren langen Reise nach Königsberg krank und elend. Der König kam später nach. Die Aufregung stürzte Luise in ein Nervenfieber. In den Weihnachtstagen, während ein heftiger Sturm um das Schloß tobte, war ihr Zustand am schlimmsten. Eine Festfeier gab es nicht, denn alles trauerte. Schon waren die Franzosen auf dem weiteren Feldzuge gegen den König bis in die Nähe von Königsberg gekommen. „Ich will lieber in die Hände Gottes als diefer Menschen fallen," sagte da die kranke Königin. Nachdem die Kinder vorausgeschickt waren, ging die Flucht Luisens über die 20 Meilen lange Kurische Nehrung weiter. „Wir brachten," so erzählt ihr treuer Leibarzt, „drei Tage und drei Nächte, die Tage teils in den Sturmwellen des Meeres, teils im Eise fahrend, die Nächte in den elendsten Quartieren zu. Die erste Nacht lag die Königin in einer Stube, wo die Fenster zerbrochen waren und der Schnee auf ihr Bett geweht wurde, ohne erquickende Nahrung. So hat noch keine Königin die Not empfunden. Und dennoch erhielt sie ihren Mut, ihr himmlisches Vertrauen auf Gott aufrecht, und das belebte uns alle." 5. Luise in Tilsit. Glücklicherweise erholte sich die Königin wieder nach der Ankunft in Memel. Aber das Schicksal ihrer Familie und ihres Staates drückte sie tief darnieder. Schweren

8. Von der französischen Staatsumwälzung bis zur Gegenwart - S. 15

1914 - Düsseldorf : Schwann
15 17. Bonapartes Borleben. Napoleon Bonaparte stammte aus einem ursprnglich italienischen Geschlechte -L niederen Adels. Er war geboren am 15. August 1769 als Sohn eines Advokaten zuajaccio auf der Insel K o r s i k a , die eben aus dem Besitze der Genuesen an Frankreich bergegangen war. Die Er-ziehung des strrigen Knaben, der zahlreiche Geschwister hatte, machte seiner strengen Mutter L t i t i a , geb. Ramolino, einer ungebildeten, aber tchtigen Frau, viel zu schaffen. Eine kleine Kanone war sein liebstes Spielzeug. Im Alter von zehn Jahren wurde er in die von Minoritenmnchen geleitete knigliche Kriegsschule zubrienne an der Aube aufgenommen; spter vertauschte er sie mit der Pariser. Die Mitschler scheuten ihn. Der verschlossene Korsenknabe hatte keinen Freund. Wenn man ihn reizte, bi und kratzte er; vor Wut bekam er einst Krmpfe. Geschichte und Mathe-matik waren seine Lieblingsfcher; sprachrichtig zu schreiben lernte er dagegen nicht. Mit sechzehn Jahren wurde der Kadett Unter-leutnant der Artillerie in Valence. Karg war der Sold. Der junge Bonaparte reinigte sich selbst die Kleider und Stiefel und atz eine Zeitlang nur einmal im Tage. Er sparte, um eins zu kaufen: Bcher. Auf seiner rmlichen Stube, fr die er nur etwas mehr als acht Franken Monats-miete zahlte, sah der Verschlossene nie einen Kameraden; immer allein", schrieb er in sein Tagebuch, selbst unter Menschen, komme ich nach Hause, um mich meinen einsamen Trumen und meiner Schwermut hinzugeben." Und eine ungeheure Zukunft lag vor diesem dsteren Trumer. Beim Ausbruche der Revolution schlo der junge Bonaparte sich den Jakobinern an. Als Hauptmann war er bei der Belagerung von Tonlon; mit sicherem Blick den wichtigsten Punkt der Festung erkennend, richtete er die Kanonen dorthin, und ihr Feuer bezwang die Stadt. Nun erffnete sich dem tatkrftigen Offizier eine glnzende Laufbahn. Schon im Alter von 25 Jahren war er General. Nach dem Sturze Robespierres verlor er seine Stellung und war eine Zeitlang sogar in Haft; doch verschaffte ihm seine Tchtigkeit bald Aufnahme in die Heeresleitung, den Generalstab. Die entschlossene Niederwerfung eines Straenaufstandes, mit der man ihn betraute, trug ihm die Gunst des Direktoriums ein, und zum Staunen der Welt brachte eines Tages die amtliche Zeitung seine Ernennung zum Oberbefehlshaber der italienischen Armee. Von diesem Augenblicke an", sagte Napoleon spter, erkannte ich, was ich werden konnte; ich sah schon die Erde weit unter mir, als wrde ich emporgehoben in die Lfte?" Rasch vermhlte er sich jetzt mit der um sechs Jahre lteren Josefinebeauharnais,

9. Von der französischen Staatsumwälzung bis zur Gegenwart - S. 41

1914 - Düsseldorf : Schwann
41 Trauringe gab man fr eiserne dahin. Eine schlesische Grafentochter schenkte den Erls fr ihr Lockenhaar, 7 Taler; ein blinder Harfen-spieler gelobte die Hlfte seines Verdienstes fr einen blind heim-kehrenden Krieger. Rhrend war der Opfersinn des Volkes. Hher schlug jedes Herz, inbrnstiger erhob sich jedes Gebet, und eine weihevolle Stimmung drang in jede Htte". Nie hat Preußen eine herrlichere Zeit erlebt als im Frhjahr 1813. Seine Begeisterung war eine Brgschaft des Sieges, den Deutschland und Europa an erster Stelle ihm verdanken sollten. 55* Blcher. Der Zorn des Volkes gegen Napoleon ver-krperte sich gleichsam in dem alten Blcher". Geboren in Rostock, war er im Siebenjhrigen Kriege als Gefangener aus schwedischen in preuische Dienste bergegangen. Friedrich der Groe gab dem Brausekopf einen ungndigen Abschied: Der Rittmeister von Blcher kann sich zum Teufel scheren!" Friedrichs Nachfolger nahm ihn wieder in die Armee auf. In dem unglcklichen Kriege von 1806 zeichnete Blcher sich rhmlich aus; erst aus Mangel an allem ergab er sich mit seinen roten Husaren bei Lbeck. Gegen einen gefangenen franzsischen General wurde er ausgewechselt. Beim Ausbruche der Freiheitskriege war Blcher schon ein Siebziger, aber jugendlicher Mut beseelte ihn. Immer druff?" war der Wahlspruch des furcht-losen Mannes. Mit der Rechtschreibung stand er ebenso auf Kriegs-fu, wie mit dem Bonaparte", und von Federfuchsern" hielt er nicht viel. Die Soldaten liebten den treuherzigen, derbschlichten Fhrer, wie ihren Vater, und bald wurde er der Liebling des ganzen Volkes. Das groe Verdienst des Marschall Vorwrts" hat kein Geringerer als Goethe in der schnen Inschrift bezeichnet, die sein Rostocker Denkmal ziert: In Harren und Krieg in Sturz und Sieg Bewut und groß, So ri er uns vom Feinde los!" Der Krieg in Deutschland 1813. Der Krieg umfat einen Frhj ahrs- und einen Herb st krieg, die durch einen Waffenstillstand getrennt werden. Frhjahr kmpfen als Alliierte" nur Preußen und Russen, im Herbst auch sterreicher und Schweden, während England Hilfsgelder zahlt. 56, Der Frhjahrskrieg. Napoleon stand mit einem neu-gebildeten Heere, dem viele Rheinbundtruppen angehrten, in Sachsen. Bei Ltzen, unweit der Todessttte Gustav Adolfs, stie er auf die verbndeten Preußen und Rufsen. Weil der russische Befehlshaber Diebitsch die Ratschlge des erfahrenen Scharnhorst

10. Vaterländische Geschichte für Volkschulen - S. 40

1897 - Düsseldorf : Schwann
40 Tod der Königin. — Im Jahre 1809 kehrte die königliche Familie nach Berlin zurück, wo sie mit Jubel empfangen wurde. Allein die Leiden der letzten Jahre hatten die Gesundheit der Königin zerstört. Im Sommer des nächsten Jahres besuchte sie ihren Vater in Strelitz. Es waren ihre letzten glücklichen Tage. Sie erkrankte schwer; der König eilte mit den beiden ältesten Prinzen von Berlin zu ihr, und es war ihr noch vergönnt, ihn zu begrüßen und die Kinder zu segnen. Am 19. Juli 1810 starb sie nach kurzem Leiden, tief betrauert vom ganzen Volke. Sie ruht in Charlottenburg in einem prächtigen Grabmale (Mausoleum), welches der König für sie erbauen ließ. Ihr schönes Marmorbild ziert die Gruft, aber ein lebendiges Andenken hat sie sich im preußischen Volke für alle Zeiten gegründet. 27. Blücher. Der berühmteste preußische General aus der Zeit der Befreiungskriege war Gerhard Leberecht von Blücher. Er wurde im Jahre 1742 als Sohn eines Gutsbesitzers in Mecklenburg-Schwerin geboren. Schon als Knabe von 15 Jahren trat er in schwedische Kriegsdienste; später ging er zu den Preußen über. Er machte fast den ganzen siebenjährigen Krieg mit und brachte es durch seinen Mut und seine Tapferkeit zum Rittmeister. Als er sich aber später bei Besetzung einer höheren Stelle zurückgesetzt glaubte, nahm er seinen Abschied und wurde Landwirt. Aber das ländliche Leben behagte ihm wenig und er wäre gern wieder in das Heer eingetreten. Doch Friedrich der Große wollte von dem hitzigen Rittmeister nichts mehr wissen. Erst unter seinem Nachfolger wurde er wieder als Major eingestellt. Im Jahre 1806 kämpfte er bei Jena. Nach der Schlacht schlug er sich mit wenigen Soldaten durch große französische Heerhaufen bis nach Lübeck durch, wo er sich aus Mangel an Lebensmitteln und Schießbedarf ergeben mußte. Als die Freiheitskriege begannen, wurde Blücher zum Befehlshaber der schlesischen Armee ernannt. Er schlug die Franzosen an der Katzbach in einer gewaltigen Schlacht, und der König ernannte ihn zum Fürsten von Wahlstadt. Von den Soldaten aber wurde er seit jener Schlacht „Marschall Vorwärts" genannt, weil er sie mit den Worten „Nur vorwärts, Kinder!" zum Kampfe ermuntert hatte. In der Schlacht bei Leipzig trug er wesentlich zum Siege der Verbündeten bei. Er war es, der dann am meisten dazu drängte, Napoleon Zu verfolgen und im eigenen Lande anzugreifen. In der Neujahrsnacht 1813/1814 überschritt er mit seinen Truppen den Rhein bei Caub und zog wenige Monate später mit ihnen in Paris ein.
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