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1. Bilder aus der vaterländischen Geschichte für Mädchenschulen - S. 43

1885 - Aachen : Barth
in welchem sie abstiegen, auf dem Tische einen gedruckten Aufruf zu Beiträgen für arme verwundete Soldaten. Die drei Frauen leerten sofort ihre vollen Börsen und eine gab noch ihren Ring, eine andere ihre Ohrringe dazu. Nnr Fräulein von Schmettern konnte wegen ihrer Armut nichts beisteuern. „Noch nie", sagte sie, „hat mich meine Armut so gedrückt wie jetzt. Ich habe weder Geld noch Geschmeide, und doch möchte ich so gerne auch etwas für mein Vaterland geben können!" Die Liebe macht erfinderisch, so auch hier. Sie ließ einen Friseur kommen, dem sie ihre Haarflechten für rünf Gulden verkaufte. Ein reicher Herr hatte hiervon gehört. Er kaufte die Flechten, ließ sie in Ringe und Bänder einfaffen und verkaufte diese zum Besten der Armee. Auf diese Weise wurden 1200 Thaler aus den Flechten des Fräuleins gelöst. Das schönste Vorbild der treuen Hingabe fürs Vaterland hatte die edle Königin Luise hinterlassen. Sie hatte nach der Demütigung Preußens durch den Frieden von Tilsit alle ihre Schätze und Kostbarkeiten dem Vaterlande geopfert. Aus Liebe zu ihm trug sie die große Schmach Preußens in Geduld. Die harten Ereigniffe brachen ihr jedoch schon früh ihr echt deutsches Herz. Einen schönen Satz, den sie zur Zeit der Prüfung in ihr Tagebuch niederschrieb, wollen wir uns merken: „Wer nie fein Brot mit Thränen aß, wer nie die kummervollen Nächte auf seinem Bette weinend saß, der kennt euch nicht, ihr himmlischen Mächte." Sie hatte nicht die Freude, den Tag der Wiedererhebung Preußens zu erleben, da sie schon am 19. Juli 1810 starb. Ihr Andenken begeisterte aber nicht allein die deutschen Frauen, sondern entflammte auch die Brust der Krieger zu mutigen und edlen Thaten. Zum Andenken an diese edle Frau stiftete der König am 3. August 1814 den Luisen-Orden, der als Ehrenzeichen solchen Frauen verliehen werden sollte, die sich besonders um das Vaterland verdient machen würden. Der Befreiungskrieg 1813—1815. Das erste Zusammentreffen mit Napoleon war ant 2. Mai 1813 bei Großgör schen. Die Franzosen siegten und gleich darauf bei Bautzen. Da sie aber auch harte Verluste erlitten, schlossen sie einen Waffenstillstand. Während dieser Zeit traten Österreich und Schweden zu den verbündeten Preußen und Russen. Drei Armeen wurden gebildet. Die Nordarmee bei Berlin kommandierte der schwedische Kronprinz, die schlesische der alte Blücher und die böhmische der österreichische Feldmarschall Schwarzenberg. Bei Großbeeren schlugen die Preußen unter Bülow am 23. August

2. Bilder aus der vaterländischen Geschichte für Mädchenschulen - S. 42

1885 - Aachen : Barth
— 42 — des Heerwesens das Land kräftig und stark machten. Ausgezeichnete Männer, die mit großem Erfolge zum Segen unseres Vaterlandes arbeiteten, waren: der Minister von Stein, der Kanzler Harden-derg, ochctrnljoi )t, Gneisenan und Blücher. Sie Bereiteten im stillen das Land kriegstüchtig vor, um zu einem geeigneten Zeitpunkte zur Wiedereroberung der geraubten Freiheit schlagfertig zu sem. Ein solch günstiger Umstand sollte sich bald finden. Napoleon unternahm 1ü12 einen Feldzug gegen Rußland. Nach zwei blutigen schlachten drang er bis Moskau vor, um hier ein behagliches Winterquartier zu nehmen. Kaum aber in die Stadt eingezogen, brach au allen Enden derselben Feuer aus, das die Stadt vernichtete. Voll Hunger und zerlumpt war das Heer hier angekommen und mußte elend sofort den Rückzug antreten. Auf diesem kam es größtenteils durch Kälte, Hunger und Verfolgung um. Napoleon hatte bitter für feinen Übermut das Strafgericht Gottes erfahren müssen. Diese Niederlage des mächtigen Herrschers benutzte der preußische Geueral York und trat mit seinen Hilfstruppen zu den Russen über. König Friedrich Wilhelm schloß ein Bündnis mit den Russen und erklärte am 16. März Napoleon den Krieg. Nicht allein in Preußen, sondern in allen deutschen Landen wurden Jung und Alt von einer solchen Begeisterung ergriffen, wie bisher nie das deutsche Volk sie gezeigt hatte. Die Begeisterung verlieh Mut und Thatkraft. Freiwillige strömten in großen Scharen von allen Seiten herbei, selbst (kreise waren bereit, sroh mit in den Kamps zu ziehen. Die mutigste Schar war die Lützowsche, unter der auch der Dichter Theodor Körner focht. Neben der Linie wurde eine Landwehr und ein Landsturm gebildet. Unter dem Gesänge der herrlichen Vaterlands* lieber von Arndt, Körner und Schenkendorf zogen die Krieger mutvoll in den Kampf. Die deutschen Frauen zur Zeit der Befreiungskriege. Auch die deutschen Frauen wurden tief ergriffen und zu edlen Thaten fürs Vaterland entstammt. Es entstand ein „Frauen-verein zum Wohle des Vaterlandes", der mit rühriger Kraft für die ins Feld gezogenen Streiter daheim arbeitete. Die goldenen Trauringe wurden mit eisernen verwechselt, die die Inschrift trugen: »Gold gab ich für Eisen hin 1813." Unbeschreiblich viel wirkte der Verein für Verwundete, Arme, Kranke und Notleidende. In dieser Zeit der allgemeinen Begeisterung fuhren eines Tages drei adelige Frauen nach Berlin. In ihrer Gesellschaft war ein Fräulein von Schmettau. Die Damen fanden in dem Gasthause,

3. Neue und neueste Geschichte - S. 156

1880 - Dillenburg : Seel
— 156 — Punzen. Welche Freude! „Ach lieber Fritz, lieber Wilhelm! Seid ^hr da?" rief sie. Unter lautem Schluchzen eilten beide an das Bett der Mutter. — Die Todesstunde, die neunte des —ages, nahte heran. „Ach," seufzte die Königin, „mir hilft nichts mehr, als der Tod!" Der König faß an der einen Seite des Jettes, die Rechte der Kranken haltend; an der andern Seite faß die Schwester Friederike; die Aerzte und die ganze herzogliche Familie waren anwesend. Zehn Minuten vor neun Uhr kam wieder etn Krampfanfall. „Herr Jesu, Jesu! mach’ es kurz!" rief sie —- fünf Minuten später war der Kampf zu Ende. Der König, fast erdrückt von ungeheurem Schmerze, raffte sich auf, drückte feiner Luise die Augen zu und holte dann die beiden Prinzen an das Sterbebett. Diese sanken an der Leiche der geliebten Mutter nieder und benetzten ihre Hände mit heißen Thränen. Nicht nur Preußen, ganz Deutschland trauerte über den Tod der edlen Königin. Als der Sarg nach Berlin gebracht wurde, erschienen die meisten Berliner in Trauerkleidung. In Charlotten-burg erhielt Luise eine würdige Ruhestätte. Der Bildhauer Rauch schuf für das Mausoleum ein Marmorbild der schlafenden Königin, unvergleichlich in feiner Ausführung, da Dankbarkeit und Verehrung die Hand leiteten. — Noch heute ist die Königin Luise das Vorbild edler Frauen; noch heute wird sie gepriesen als die beste Mutter ihrer Kinder und des Vaterlandes und als die beste Gattin eines Mannes. c. Abfall des Generals Hork. Napoleon hatte der Welt verschwiegen, welches Schicksal die ungeheure Armee in Rußland gehabt hatte; um so gewaltiger war der Eindruck, als es endlich bekannt wurde. Hier und da erhoben sich Stimmen, daß jetzt oder nie Gelegenheit fei, das verhaßte Joch abzuwerfen. Friedrich Wilhelm erkannte das wohl, aber er allein durfte nicht wagen, Ktieg zu beginnen: er wäre von der llebermacht Napoleons erdrückt worden; Oestreich war durch Verwandtschaft an Napoleon gefeffelt und hatte noch keine Luft zum Kriege; und Rußland? welchen Werth hatte Rußlands Freundschaft, nach dem Jahre 1807 bemessen? So überlegte der König lange Zeit; da traf ihn die Nachricht von dem Abfalle des Generals von Iork vom französischen Heere. Iork hatte das preußische Hülfsheer nach Rußland befehligt; auf dem Rückzüge war er mit feinen Truppen der letzte und hatte die Nachhut zu decken. Seine Ehre forderte fein Ein-stehen für die Franzosen; feine Liebe zum Vaterland wollte das

4. Neue und neueste Geschichte - S. 181

1880 - Dillenburg : Seel
— 181 — lingsalter machte die Schwäche einer danerhaften Gesundheit und Kraft Platz. Auch er wurde Don der Mutter zu ernster Frömmigkeit, zu herzlicher Menschenliebe und zu sittlicher Tüchtigkeit erzogen; wie sein Charakter sich schon frühe zeigte und entwickelte, beweist ein Brief der Königin an ihren Valer, in welchem sie schrieb: „Unser Sohn Wilhelm wird, wenn mich nicht alles trügt, wie sein Vater einfach, bieder und verständig." Die erste Ausbildung des Prinzen war dem Geheimerath Delbrück anvertraut, der sich seiner Aufgabe mit großer Gewissenhaftigkeit unterzog und dafür auch warmen Dank der Eltern und der beiden Prinzen erntete. Seit 1810 erhielt Prinz Wilhelm den Unterricht des Cadettenlehrers (späteren Generals) v. Reiche; auch dieser rühmt den Prinzen, indem ermessen Ordnungsliebe, praktischen Verstand und seinen ernsten, gesetzten Charakter hervorhebt. Die Eindrücke der schweren Zeiten wirkten ans den Prinzen Wilhelm ebenso nachhaltig, wie aus den älteren Kronprinzen; er floh mit seinen Eltern und Geschwistern nach Königsberg und später nach Memel. Wie tief und lebhaft er damals die Eindrücke des Ernstes der Zeit in sich ausgenommen, wie sehr er den Schmerz der tiefgebeugten Eltern nachgefühlt hat, das alles hat er schon oft ausgesprochen und bethätigt. Am Neujahrstag 1807 erhielt er, da er in den militärischen Uebungen schon fest war und sehr große Freude an allem hatte, was sich auf das Heerwesen bezog, die Ofsicieruniform. Als die Wendung des Jahres 1812 eintrat, war Prinz Wilhelm in sehr gedrückter Stimmung; aber bald theilte er die ganze Begeisterung des preußischen Volkes; 1813 begleitete er seinen Vater nach Breslau, durfte aber nicht, .so sehnlich er es auch wünschte, mit am Feldzuge Theil nehmen, da der Vater ihn für zu schwach hielt. Erst nach der Schlacht bei Leipzig erhielt er die Erlaubnis, mit in's Feld zu rücken, und nachdem er das Schlachtfeld bei Leipzig besichtigt hatte, eilte er zu dem Heere und überschritt mit dem Blücher'schen Corps in der Neujahrsnacht 1814 den Rhein. Bei dieser Gelegenheit lernte Priu^ Wilhelm zum erstenmale den Ernst eines Gefechtes kennen. Seine erste Probe persönlichen Muthes legte er in der Schlacht bei Bar für Aube ab, wo er im dichtesten Kugelregen einen Auftrag des Königs mit größter Kaltblütigkeit ausführte. Vorläufig schwieg der König über dieses heldeniuüthige Verhalten des Sohnes, nachher aber belohnte er ihn dafür durch Verleihung des eisernen Kreuzes. An den Kämpfen vor Paris nahm er ebenfalls Theil und zog am 31. März 1814 auch mit in Paris ein.

5. Neue und neueste Geschichte - S. 158

1880 - Dillenburg : Seel
— 158 — Hörsäle der Universitäten wurden leer; der Handwerker verließ seine Werkstatt, der Landmann seinen Pflug, der Kaufmann sein Geschäft, der Studirende seine Bücher; alle eilten an die Sammelorte; Mütter schickten ihre Söhne, Bräute ihre Verlobten fort zum Freiheitskriege; wer als unbrauchbar zurückgeschickt wurde, trauerte; gar manche Jungfrau hat sich in Männerkleidern dem Zuge angeschlossen und in der Schlacht tapfer mitgekämpft. Die Daheimbleibenden waren unermüdlich im Geben und Sammeln von Beiträgen und Hülfsmitteln für Gesunde und Kranke in der Armee. Wahrhaft rührend und entzückend sind die Erzählungen über die Opferwilligkeit des preußischen Volkes. Dabei war überall ein ernster Sinn, ein heiteres Gottvertrauen zu finden; jenes wüste, wilde Leben, das so oft der Begleiter kriegerischer Ereignisse ist, hätte man vergebens gesucht. Die Herzen waren emporgehoben in der gemeinsamen Liebe zum Vaterlande; die heilige Begeisterung duldete keine Ausschweifung und Wildheit; alles Niedrige und Gemeine war abgeschüttelt und vergessen. 1813 d. Bis zur Schlacht bei Leipzig. Die russischen Truppen befanden sich bereits auf dem Vormärsche, so daß die Franzosen die preußischen Lande verlassen mußten und Friedrich Wilhelm am 24. März wieder in Berlin einziehen konnte. Nach der Vereinigung des russischen und preußischen Heeres erhielt Blücher den Oberbesehl über ein preußisches Heer in Schlesien; der russische General Graf Wittgenstein kommandirte die vereinigten Russen und Preußen in der Mark. Gebhard Lebrecht von Blücher stammte aus einer Adelsfamilie in Pommern und war 1742 geboren. Zur Zeit Friedrichs d. Gr. trat er in das preußische Heer und kämpfte im siebenjährigen Kriege mit. Ais er sich von Friedrich einiger ungestümer Streiche wegen zurückgesetzt sah, forderte er trotzig seinen Abschied, welchen ihm der alte Fritz mit den Worten gewährte: „Der Rittmeister von Blücher mag sich zum Teufel s(Heeren!" Später trat er wieder in das Heer ein und kämpfte 1806 tapfer mit; weil er sich einige unvorsichtige Aeußerungen über Napoleon erlaubt hatte, muhte er 1812 wieder austreten. Glühende Liebe zum Vaterlande trieb ihn 1813 wieder Diücher. in die Reihen der Freiheitskämpfer.

6. Bd. 1 - S. 72

1824 - Ilmenau : Voigt
72 Gegentheil! mit freudiger Kampfeslust eilte der 73 jährige Feldherr, dem Rufe feines königlichen Herrn Genüge zu leisten. Und nicht durch Feindeshand wurde n diesem erneuerten Feldzuge sein Leben zuerst gefährdet! Nein! leutscke Truppen — Sachsen, die unter des Feldherrn Oberbefehle stunden, bedrohten am 2. Mai in einem Aufstande zu Lüttich des Hellen Leben und Frei- heit! Nur die, höchst achtungswerthe, Pflichttreue des sächsischen Of-' fiziers, der bei ihm die Wacht hatte, rettete ihn das Leben. Aber es flammte auch mit düsterem Feuer ein blutigesschwert über Sach- sens segensreichen Fluren: sie sollten zerrissen urd getrennt werden, weil der alte ehrwürdige, für seine Kinder väterlich gesinnte König eine so rührende Treue gegen den ehemaligen Besüützer des Rheinbun- des gezeigt hatte. Und eben so sollten die säcisischen Truppen zu einem großen Theile an den neuen Fürsten abgegeben und seinen Armeen einverleibt werden. Da brachen die Herren der treuen Sach- sen und sie vergaßen in einer traurigen Stunde, was sie ihrem Feld- herrn schuldig waren. . Achtung und ein wehmütiges Andenken zoll' ich Euch, meine braven Landsleute! die Ihr als Opfer der Sühne fallen mußtet! Sachsens Genius wird Euren Aschenhügel oft noch trauernd umschweben: Euer König aber und die, in's getheilte Va- terland zurückgekehrten, Brüder werden sich Eurer Weiber und Kin- der fort und fort mit Dank annehmen! — Schlaft in Frieden Ihr, für's Vaterland gefallene Helden bis zur großen, allgemeinen Ver- einigung, wo keine Trennung mehr sein wird und keine Grenze, son- dern ein Reich und eine Liebe! — Der, von sächsischer Treue gerettete, Blücher war schon am 12. Mai in Wellington's Nqhe. Anzugreisen den Feind sobald, wie nur immer thunlich — war ihm jetzt das Nächste und Wichtigste, und unter'm Z. Juni schrieb er an einen Freund in England: „Es ist zu bedauern, daß wir genöthigt sind, bis jetzt unthatig zu bleiben,

7. Bd. 1 - S. 347

1824 - Ilmenau : Voigt
847 Ferdinand von Schill. Was ich Euch vom Vater Blücher erzählte, daß schon in seinem Blute ein kühner Heldensinn rollte,^oess seit: Vater schon ein tapferer Soldat gewesen, — das gilt auch von unserem Ferdinand, dessen Vater, ein geborner Ungar, ebenfalls ein tüchtiger Haudegen war, und der dem Sohne auf der blutigen Ehrenbahn ein muthig leuch- tendes Vorbild wurde. Sein Vater war preußischer Obristlieutenant, zog spater nach Pommern und hat seinen heldenmüthigen Sohn über- lebt. Unter günstigeren Umständen hätte sich unser Ferdinand einen, Lorbeerkranz um seine Stirn winden können, der ihn nicht minder rühmlich geschmückt hätte, als den sich Vater Blücher in's Greisen- haar geschlungen; ja! Ferdinand von Schill hätte den kühnen Rei- tergeneral sogar noch an Kriegesruhm und Waffenglück überstrahlen können, da sich in ihm ein noch größerer Feldherrngeist mit persön- lichem Muthe vereinigte, als es bei Blüchern der Fall war, — wenn ihm nur sonst ein freundlicherer Lebensstern geleuchtet hätte! So gilt auch hier wieder, woran ich Euch schon bei seinem muthentbrannten Nach- folger auf der Bahn zur Freiheit oder zum Tode, bei dem kühnen Guelfensohne, dem braunschweigischen Löwen, dem Herzoge von Braun- schwcig-Oels erinnerte: oft tritt des Menschen eigenthümliche An-

8. Bd. 1 - S. 87

1824 - Ilmenau : Voigt
— 87 — tiarchen nur nochmals seine Gemahlin; der König aber drückte ihm, zum Zeichen des königlichen Versprechens und — zum Abschied für dieses Leben noch ein Mal sanft die Hand und schied mit einer Thräne im Auge — köstlicher, als die reinste Perle des Morgen- landes — von dem Sterbebette des ehrwürdigen Feldherrn. Solch ein rührendes Anerkennen der Verdienste des Scheiden- den um König und Vaterland mußte ihm in den letzten Lebensstun- den einen süßen Trost gewahren, und freundliche Sonnenblicke einer glorreichen Vergangenheit auf fein Sterbekissen werfen. Aber auch ohne diesen, wahrhaft königlichen, Besuch würde Blücher sanft und schmerzlos zu seinen Vätern gegangen sein. Die Ruhe des Geistes, die er im Getümmel der Waffen und mitten im furchtbarsten Ku- gelregen zeigte, verließ ihn auch im Tode nicht. Dieser war seines Lebens würdig, und, wer solch ein thaten- und segenreiches Leben gelebt hat, dem ist auch die Ruhe im Schooße der kühlen Erde zu gönnen. Es war am Abend des 12. Septembers, wo ein Stickfluß dem Heldenleben des Fürsten, im fast vollendeten 77. Jahre, ein — für Teutschland und für Preußen immer noch zu frühes Ende machte. Der 13. September, war für die, zum Manöuvre versammelten, Truppen zum letzten Uebungstage bestimmt gewesen: der Tod des Fürsten, ihres allgemein geliebten Anführers, rief sie nun zu einer traurigeren Pflicht zusammen. Schon wahrend der ganzen Uebungs- zeit war es der Soldaten liebste, aber auch traurigste Unterhaltung gewesen, mit einander von der Gefahr zu sprechen, die das Leben ihres theuren Oberfeldherrn bedrohte. Ihre Cantonnirungen lagen rings um Kriblowitz herum, und so schien es, als ob Marschall Vorwärts! eben so sterben sollte, wie er gelebt hatte, mitten unter seinen Soldaten! Da wirbelten am frühen Morgen des 13. Septembers die Trommeln

9. Bd. 1 - S. 53

1824 - Ilmenau : Voigt
63 Fürst Blücher von Wahlfmdt. Marschall «Vorwärts! Ja, von dem Feldmarschall Vorwärts! will ich Euch erzählen, Ihr herzlieben, keutschen Knaben, die anmuthige Lebensgeschichte vom Vater Blücher, daß Euch das teutfche Herz vor Freude im Leibe wackeln soll. Hört mir nur auch recht aufmerksam zu und laßt den Muth nicht sinken, wenn's auch ein Mal nicht so recht vorwärts gehen sollte. Vater Blücher verlor den Muth niemals: d'rum ist's nachher mit ihm auch wieder desto schneller vorwärts gegangen. Nun hört nur! Zum Theil lag schon die Tapferkeit im Blute, denn unsers Geb- hardt Leb recht Vater war Rittmeister in Hessen-Kastelschen Dien- sten. Aus dem Hause Großen-Ranzow, im Herzogthum Meklenburg- Schwerin entsprossen, hielt er sich zu Rostock auf und hier wurde ihm unser Held am 16. Dzbr. 1742 geboren. Kaum war der Knabe aus den Kinderschuhen getreten; so erhoben sich auch schon die Stür- me des siebenjährigen Krieges, und, um den Knaben diesen Stürmen, die ihn später zu den Gipfeln des höchsten Ruhmes emporführten, nicht ausgesetzt zu sehn, entschloß sich der Vater, ihn und seinen äl- teren Bruder Ulrich auf die Insel Rügen zu ihrem Schwager, dem Rittmeister von Krackwitz, zu schicken. Der ehrliche Vater hatte geglaubt, das recht gut zu machen; aber, wie das wohl kommt: der Mensch denkt, Gott lenkt! Die muntern, lebhaften Knaben fanden an den schwedischen Husaren gar großen Gefallen und, wie sie bis-

10. Bd. 1 - S. 54

1824 - Ilmenau : Voigt
- 64 — her Soldaten gespielt hatten, wollten sie nun auch wirklich Sol- daten werden! Husaren vor Alle»! Das schimmert und glänzet so wunderschön, möcht' gar zu gern unter die Husaren gehn! — So haben gewiß schon viele hundert wilde und lustige Jungen gedacht und so dachten auch die kleinen Blücher. Die Verwandten mochten ihnen sagen und vorstellen, was sie wollten, das half alles Nichts: sie ließen sich, Ulrich 13, Gebhardt Lebrecht kaum 12 Jahre alt, unter das Husarenregiment aufnehmen, das jetzt das von Mör- nersche beißt. Unter den Schweden aber, die der junge Blücher recht herzlich lieb hatte, als tapfere Soldaten und als brave, fromme Men- schen, sollt' es mit dem kühnen Junker nicht lange dauern. ' Bei ei- nem Vorpostengefechte mit preußischen Husaren war das Bürschchen zu vorlaut und siehe da! gar bald umzingelt und gefangen genom- men! Schwerlich hatte das den preußischen Husaren gelingen sollen, wenn nicht Blüchers Pferd eine Schußwunde erhalten hätte. Da machte der preußische Schnurrbart von Wachtmeister kurz Federlesen mit ihm. Er setzte das zarte Junkerchew mit auf sein Roß und jagte mit der schmucken Beute zu den Seinigen zurück. Aber das mochte der Herr Wachtmeister wohl nicht ahnen, daß er in dem gefangenen Jüngel- chen dem preußischen Heere seinen dereinstigen Feldmarschall zuführe und, wenn das Grab jenes alten Schnurrbarts bekannt oder noch zu entdecken wäre; so verdiente er wohl ein Denkmal für seinen tapfern Streich, dem Enkel und Urenkel so unendlich segensreiche Folgen ver- danken! — Der junge Gefangene wurde dem Obersten vorgestellt, welcher das feindliche Husarenregiment anführte. Er hieß von Belling und es gefiel ihm der dreiste, muntre Knabe über alle Maaßen. Da be- hielt er den jungen Blücher fast ein Jahr lang auf Ehrenwort bei sich und oft schlug er ihm vor, in preußische Dienste zu treten. Der brave Junge aber lehnte dieß Anerbieten ab und erklärte standhaft,
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