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1. Bilder aus der vaterländischen Geschichte für Mädchenschulen - S. 43

1885 - Aachen : Barth
in welchem sie abstiegen, auf dem Tische einen gedruckten Aufruf zu Beiträgen für arme verwundete Soldaten. Die drei Frauen leerten sofort ihre vollen Börsen und eine gab noch ihren Ring, eine andere ihre Ohrringe dazu. Nnr Fräulein von Schmettern konnte wegen ihrer Armut nichts beisteuern. „Noch nie", sagte sie, „hat mich meine Armut so gedrückt wie jetzt. Ich habe weder Geld noch Geschmeide, und doch möchte ich so gerne auch etwas für mein Vaterland geben können!" Die Liebe macht erfinderisch, so auch hier. Sie ließ einen Friseur kommen, dem sie ihre Haarflechten für rünf Gulden verkaufte. Ein reicher Herr hatte hiervon gehört. Er kaufte die Flechten, ließ sie in Ringe und Bänder einfaffen und verkaufte diese zum Besten der Armee. Auf diese Weise wurden 1200 Thaler aus den Flechten des Fräuleins gelöst. Das schönste Vorbild der treuen Hingabe fürs Vaterland hatte die edle Königin Luise hinterlassen. Sie hatte nach der Demütigung Preußens durch den Frieden von Tilsit alle ihre Schätze und Kostbarkeiten dem Vaterlande geopfert. Aus Liebe zu ihm trug sie die große Schmach Preußens in Geduld. Die harten Ereigniffe brachen ihr jedoch schon früh ihr echt deutsches Herz. Einen schönen Satz, den sie zur Zeit der Prüfung in ihr Tagebuch niederschrieb, wollen wir uns merken: „Wer nie fein Brot mit Thränen aß, wer nie die kummervollen Nächte auf seinem Bette weinend saß, der kennt euch nicht, ihr himmlischen Mächte." Sie hatte nicht die Freude, den Tag der Wiedererhebung Preußens zu erleben, da sie schon am 19. Juli 1810 starb. Ihr Andenken begeisterte aber nicht allein die deutschen Frauen, sondern entflammte auch die Brust der Krieger zu mutigen und edlen Thaten. Zum Andenken an diese edle Frau stiftete der König am 3. August 1814 den Luisen-Orden, der als Ehrenzeichen solchen Frauen verliehen werden sollte, die sich besonders um das Vaterland verdient machen würden. Der Befreiungskrieg 1813—1815. Das erste Zusammentreffen mit Napoleon war ant 2. Mai 1813 bei Großgör schen. Die Franzosen siegten und gleich darauf bei Bautzen. Da sie aber auch harte Verluste erlitten, schlossen sie einen Waffenstillstand. Während dieser Zeit traten Österreich und Schweden zu den verbündeten Preußen und Russen. Drei Armeen wurden gebildet. Die Nordarmee bei Berlin kommandierte der schwedische Kronprinz, die schlesische der alte Blücher und die böhmische der österreichische Feldmarschall Schwarzenberg. Bei Großbeeren schlugen die Preußen unter Bülow am 23. August

2. Bilder aus der vaterländischen Geschichte für Mädchenschulen - S. 42

1885 - Aachen : Barth
— 42 — des Heerwesens das Land kräftig und stark machten. Ausgezeichnete Männer, die mit großem Erfolge zum Segen unseres Vaterlandes arbeiteten, waren: der Minister von Stein, der Kanzler Harden-derg, ochctrnljoi )t, Gneisenan und Blücher. Sie Bereiteten im stillen das Land kriegstüchtig vor, um zu einem geeigneten Zeitpunkte zur Wiedereroberung der geraubten Freiheit schlagfertig zu sem. Ein solch günstiger Umstand sollte sich bald finden. Napoleon unternahm 1ü12 einen Feldzug gegen Rußland. Nach zwei blutigen schlachten drang er bis Moskau vor, um hier ein behagliches Winterquartier zu nehmen. Kaum aber in die Stadt eingezogen, brach au allen Enden derselben Feuer aus, das die Stadt vernichtete. Voll Hunger und zerlumpt war das Heer hier angekommen und mußte elend sofort den Rückzug antreten. Auf diesem kam es größtenteils durch Kälte, Hunger und Verfolgung um. Napoleon hatte bitter für feinen Übermut das Strafgericht Gottes erfahren müssen. Diese Niederlage des mächtigen Herrschers benutzte der preußische Geueral York und trat mit seinen Hilfstruppen zu den Russen über. König Friedrich Wilhelm schloß ein Bündnis mit den Russen und erklärte am 16. März Napoleon den Krieg. Nicht allein in Preußen, sondern in allen deutschen Landen wurden Jung und Alt von einer solchen Begeisterung ergriffen, wie bisher nie das deutsche Volk sie gezeigt hatte. Die Begeisterung verlieh Mut und Thatkraft. Freiwillige strömten in großen Scharen von allen Seiten herbei, selbst (kreise waren bereit, sroh mit in den Kamps zu ziehen. Die mutigste Schar war die Lützowsche, unter der auch der Dichter Theodor Körner focht. Neben der Linie wurde eine Landwehr und ein Landsturm gebildet. Unter dem Gesänge der herrlichen Vaterlands* lieber von Arndt, Körner und Schenkendorf zogen die Krieger mutvoll in den Kampf. Die deutschen Frauen zur Zeit der Befreiungskriege. Auch die deutschen Frauen wurden tief ergriffen und zu edlen Thaten fürs Vaterland entstammt. Es entstand ein „Frauen-verein zum Wohle des Vaterlandes", der mit rühriger Kraft für die ins Feld gezogenen Streiter daheim arbeitete. Die goldenen Trauringe wurden mit eisernen verwechselt, die die Inschrift trugen: »Gold gab ich für Eisen hin 1813." Unbeschreiblich viel wirkte der Verein für Verwundete, Arme, Kranke und Notleidende. In dieser Zeit der allgemeinen Begeisterung fuhren eines Tages drei adelige Frauen nach Berlin. In ihrer Gesellschaft war ein Fräulein von Schmettau. Die Damen fanden in dem Gasthause,

3. Neue und neueste Geschichte - S. 156

1880 - Dillenburg : Seel
— 156 — Punzen. Welche Freude! „Ach lieber Fritz, lieber Wilhelm! Seid ^hr da?" rief sie. Unter lautem Schluchzen eilten beide an das Bett der Mutter. — Die Todesstunde, die neunte des —ages, nahte heran. „Ach," seufzte die Königin, „mir hilft nichts mehr, als der Tod!" Der König faß an der einen Seite des Jettes, die Rechte der Kranken haltend; an der andern Seite faß die Schwester Friederike; die Aerzte und die ganze herzogliche Familie waren anwesend. Zehn Minuten vor neun Uhr kam wieder etn Krampfanfall. „Herr Jesu, Jesu! mach’ es kurz!" rief sie —- fünf Minuten später war der Kampf zu Ende. Der König, fast erdrückt von ungeheurem Schmerze, raffte sich auf, drückte feiner Luise die Augen zu und holte dann die beiden Prinzen an das Sterbebett. Diese sanken an der Leiche der geliebten Mutter nieder und benetzten ihre Hände mit heißen Thränen. Nicht nur Preußen, ganz Deutschland trauerte über den Tod der edlen Königin. Als der Sarg nach Berlin gebracht wurde, erschienen die meisten Berliner in Trauerkleidung. In Charlotten-burg erhielt Luise eine würdige Ruhestätte. Der Bildhauer Rauch schuf für das Mausoleum ein Marmorbild der schlafenden Königin, unvergleichlich in feiner Ausführung, da Dankbarkeit und Verehrung die Hand leiteten. — Noch heute ist die Königin Luise das Vorbild edler Frauen; noch heute wird sie gepriesen als die beste Mutter ihrer Kinder und des Vaterlandes und als die beste Gattin eines Mannes. c. Abfall des Generals Hork. Napoleon hatte der Welt verschwiegen, welches Schicksal die ungeheure Armee in Rußland gehabt hatte; um so gewaltiger war der Eindruck, als es endlich bekannt wurde. Hier und da erhoben sich Stimmen, daß jetzt oder nie Gelegenheit fei, das verhaßte Joch abzuwerfen. Friedrich Wilhelm erkannte das wohl, aber er allein durfte nicht wagen, Ktieg zu beginnen: er wäre von der llebermacht Napoleons erdrückt worden; Oestreich war durch Verwandtschaft an Napoleon gefeffelt und hatte noch keine Luft zum Kriege; und Rußland? welchen Werth hatte Rußlands Freundschaft, nach dem Jahre 1807 bemessen? So überlegte der König lange Zeit; da traf ihn die Nachricht von dem Abfalle des Generals von Iork vom französischen Heere. Iork hatte das preußische Hülfsheer nach Rußland befehligt; auf dem Rückzüge war er mit feinen Truppen der letzte und hatte die Nachhut zu decken. Seine Ehre forderte fein Ein-stehen für die Franzosen; feine Liebe zum Vaterland wollte das

4. Neue und neueste Geschichte - S. 181

1880 - Dillenburg : Seel
— 181 — lingsalter machte die Schwäche einer danerhaften Gesundheit und Kraft Platz. Auch er wurde Don der Mutter zu ernster Frömmigkeit, zu herzlicher Menschenliebe und zu sittlicher Tüchtigkeit erzogen; wie sein Charakter sich schon frühe zeigte und entwickelte, beweist ein Brief der Königin an ihren Valer, in welchem sie schrieb: „Unser Sohn Wilhelm wird, wenn mich nicht alles trügt, wie sein Vater einfach, bieder und verständig." Die erste Ausbildung des Prinzen war dem Geheimerath Delbrück anvertraut, der sich seiner Aufgabe mit großer Gewissenhaftigkeit unterzog und dafür auch warmen Dank der Eltern und der beiden Prinzen erntete. Seit 1810 erhielt Prinz Wilhelm den Unterricht des Cadettenlehrers (späteren Generals) v. Reiche; auch dieser rühmt den Prinzen, indem ermessen Ordnungsliebe, praktischen Verstand und seinen ernsten, gesetzten Charakter hervorhebt. Die Eindrücke der schweren Zeiten wirkten ans den Prinzen Wilhelm ebenso nachhaltig, wie aus den älteren Kronprinzen; er floh mit seinen Eltern und Geschwistern nach Königsberg und später nach Memel. Wie tief und lebhaft er damals die Eindrücke des Ernstes der Zeit in sich ausgenommen, wie sehr er den Schmerz der tiefgebeugten Eltern nachgefühlt hat, das alles hat er schon oft ausgesprochen und bethätigt. Am Neujahrstag 1807 erhielt er, da er in den militärischen Uebungen schon fest war und sehr große Freude an allem hatte, was sich auf das Heerwesen bezog, die Ofsicieruniform. Als die Wendung des Jahres 1812 eintrat, war Prinz Wilhelm in sehr gedrückter Stimmung; aber bald theilte er die ganze Begeisterung des preußischen Volkes; 1813 begleitete er seinen Vater nach Breslau, durfte aber nicht, .so sehnlich er es auch wünschte, mit am Feldzuge Theil nehmen, da der Vater ihn für zu schwach hielt. Erst nach der Schlacht bei Leipzig erhielt er die Erlaubnis, mit in's Feld zu rücken, und nachdem er das Schlachtfeld bei Leipzig besichtigt hatte, eilte er zu dem Heere und überschritt mit dem Blücher'schen Corps in der Neujahrsnacht 1814 den Rhein. Bei dieser Gelegenheit lernte Priu^ Wilhelm zum erstenmale den Ernst eines Gefechtes kennen. Seine erste Probe persönlichen Muthes legte er in der Schlacht bei Bar für Aube ab, wo er im dichtesten Kugelregen einen Auftrag des Königs mit größter Kaltblütigkeit ausführte. Vorläufig schwieg der König über dieses heldeniuüthige Verhalten des Sohnes, nachher aber belohnte er ihn dafür durch Verleihung des eisernen Kreuzes. An den Kämpfen vor Paris nahm er ebenfalls Theil und zog am 31. März 1814 auch mit in Paris ein.

5. Neue und neueste Geschichte - S. 158

1880 - Dillenburg : Seel
— 158 — Hörsäle der Universitäten wurden leer; der Handwerker verließ seine Werkstatt, der Landmann seinen Pflug, der Kaufmann sein Geschäft, der Studirende seine Bücher; alle eilten an die Sammelorte; Mütter schickten ihre Söhne, Bräute ihre Verlobten fort zum Freiheitskriege; wer als unbrauchbar zurückgeschickt wurde, trauerte; gar manche Jungfrau hat sich in Männerkleidern dem Zuge angeschlossen und in der Schlacht tapfer mitgekämpft. Die Daheimbleibenden waren unermüdlich im Geben und Sammeln von Beiträgen und Hülfsmitteln für Gesunde und Kranke in der Armee. Wahrhaft rührend und entzückend sind die Erzählungen über die Opferwilligkeit des preußischen Volkes. Dabei war überall ein ernster Sinn, ein heiteres Gottvertrauen zu finden; jenes wüste, wilde Leben, das so oft der Begleiter kriegerischer Ereignisse ist, hätte man vergebens gesucht. Die Herzen waren emporgehoben in der gemeinsamen Liebe zum Vaterlande; die heilige Begeisterung duldete keine Ausschweifung und Wildheit; alles Niedrige und Gemeine war abgeschüttelt und vergessen. 1813 d. Bis zur Schlacht bei Leipzig. Die russischen Truppen befanden sich bereits auf dem Vormärsche, so daß die Franzosen die preußischen Lande verlassen mußten und Friedrich Wilhelm am 24. März wieder in Berlin einziehen konnte. Nach der Vereinigung des russischen und preußischen Heeres erhielt Blücher den Oberbesehl über ein preußisches Heer in Schlesien; der russische General Graf Wittgenstein kommandirte die vereinigten Russen und Preußen in der Mark. Gebhard Lebrecht von Blücher stammte aus einer Adelsfamilie in Pommern und war 1742 geboren. Zur Zeit Friedrichs d. Gr. trat er in das preußische Heer und kämpfte im siebenjährigen Kriege mit. Ais er sich von Friedrich einiger ungestümer Streiche wegen zurückgesetzt sah, forderte er trotzig seinen Abschied, welchen ihm der alte Fritz mit den Worten gewährte: „Der Rittmeister von Blücher mag sich zum Teufel s(Heeren!" Später trat er wieder in das Heer ein und kämpfte 1806 tapfer mit; weil er sich einige unvorsichtige Aeußerungen über Napoleon erlaubt hatte, muhte er 1812 wieder austreten. Glühende Liebe zum Vaterlande trieb ihn 1813 wieder Diücher. in die Reihen der Freiheitskämpfer.

6. Biographien und Monographien - S. 138

1891 - Merseburg a/S. : P. Steffenhagen
— 138 — Nach dem Baseler Frieden drangen die Franzosen in Süddeutschland ein, wurden aber von den Österreichern unter Erz-tz erzog Karl zum Rückzüge gezwungen. Desto glücklicher waren sie in Italien, wo der junge, erst 27jährige Napoleon Bonaparte den Oberbefehl führte. Geboren am 15. August 1769 zu Ajaccio auf Korsika als Sohn eines vermögenslosen Edelmannes, kam Bonaparte durch Vermittlung einflußreicher Freunde auf die Kriegsschule zu Brienne, um sich daselbst für den Militärdienst vorzubereiten. Mathematik und Geschichte waren seine Liebliugs-studien, und tiefsinniges, schweigsames Wesen, eiserne Willenskraft und glühender Ehrgeiz zeichneten ihn vor allen seinen Genossen ans. Nachdem er zu Paris seine Bildung vollendet, wurde er in einem Alter von 17 Jahren in ein Artillerie-Regiment eingestellt und war beim Ausbruch der Revolution noch Leutnant. Doch seine Einsicht und Tapferkeit hoben ihn rasch von Stufe zu Stufe, und die Verdienste, welche er sich bei der Belagerung von Toulon erwarb, sowie der Beistand, den er der Direktorialregierung bei Niederwerfung der Jakobiner leistete, verschafften ihm die Stelle eines Oberbefehlshabers in Italien. Als solcher überstieg er im Frühjahr 1796 die Alpen und führte sein dem österreichischen an Zahl nachstehendes Heer durch geschickte Märsche und unerwartete Angriffe von Sieg zu Sieg. Ganz Norditalien fiel in die Hände der Franzosen, und schon bereitete man sich in Wien darauf vor, die Feinde vor den Thoren zu sehen, als der bestürzte kaiserliche Hof irrt Oktober 1797 den Frieden von Eampo Form io einging, in welchem Österreich gegen den Besitz der bisherigen Republik Venebig in die Abtretung der Nieberlaube und der Lombarbei willigte. Im folgenben Frühjahre (1798) unternahm Bonaparte zur Vernichtung des englischen Handels im Morgenlande einen Zng nach Ägypten. Glücklich entging er mit seinen Schiffen den Nachstellungen der Engländer, nahm unterwegs das dem Johanniterorden gehörige Malta weg und stieg an der westlichen Nilmündung ans Land. Jetzt erschien auch die englische Flotte unter dem Admiral Nelson und vernichtete die französische in der Seeschlacht von Abnkir, ohne inbes Bonaparte in seinem Siegeslaufe aufhalten zu können. Unbeirrt zog der letztere den Nil aufwärts, schlug ein zahlreiches türkisches Reiterheer im Angesichte der Pyramiben und unterwarf hierauf ganz Ägypten. Dann brang er auf einem beschwerlichen Marsche in Syrien ein, und schon hatte er auch bieses Land zum großen Teil erobert, als ihn bennruhigeube Nachrichten aus der Heimat zur Rückkehr bewogen. Zu Campo Formio war ausgemacht worben, daß die bnrch den Verlust des linken Rheinufers betroffenen beutfchen Fürsten i

7. Sagen und Geschichten - S. 120

1891 - Merseburg a/S. : P. Steffenhagen
120 mit der größten Erbitterung gerungen, Sturm auf Sturm versuchten die Franzosen, doch stets sahen sie sich mit Verlust zurückgeworfen. Wellington war entschlossen, seinen Posten zu behaupten und entweder zu siegen oder zu sterben. Er setzte sich auf die Erde und erklärte, hier werde er bleiben und keinen Fuß breit weichen. „Haltet Euch fest/' rief er seinen Kriegern zu; „was würde man in England sagen, wenn wir geschlagen würden!" Aber immer neue Kolonnen ließ Napoleon gegen die Höhen anrücken, immer mehr gerieten die englischen Schlachtreihen ins Schwanken, und immer ungestümer drangen die Franzosen vor. Da begann auch Wellington zu zweifeln, ob seine ermatteten Streiter den Kampf bis zum Abend auszuhalten vermöchten, und seufzend meinte er: „Ich wollte, es wäre Nacht oder die Preußen kämen !" Endlich donnerten im Rücken und zur Seite des Feindes die Kanonen, und erleichterten Herzens konnte nun der Feldherr rufen: „Gottlob, da ist der alte Blücher!" Trotzdem feine Truppen von dem vorgestrigen heißen Gefechte noch völlig erschöpft waren, hatte der preußische Oberbefehlshaber am Morgen des 18. Juni den Marsch nach Waterloo angetreten, indem er gegen Grouchy nur ein einziges Korps unter dem General Thielemann zurückließ. Als es zum Aufbruche ging, riet ihm der Arzt dringend, zuvor seine Seite einreiben zu lassen, welche infolge des Sturzes mit dem Pferde heftig schmerzte. Aber der heldenmütige Greis erwiderte: „Ach was, erst noch schmieren! Ob ich heute balsamiert oder unbalsamiert in die andere Welt gehe, wird wohl auf eins herauskommen. Geht es aber heute gut, so wollen wir uns bald alle in Paris waschen und baden." Es war ein äußerst beschwerlicher Marsch, den die Preußen zu überstehen hatten. Der Regen goß in Strömen vom Himmel, die Gräben füllten sich mit Wasser, die Bäche schwollen an, und die Wege wurden so schlecht, daß sie kaum zu passieren waren. Blücher fürchtete, er würde nicht zur rechten Zeit eintreffen, und sprengte von einem Heerhaufen zum andern, den Soldaten zurufend: „Vorwärts, Kinder, vorwärts! Ich habe es meinem Bruder Wellington versprochen, und Ihr wollt doch nicht, daß ich wortbrüchig werden soll?" Und ob auch die Geschütze wiederholt in dem ausgeweichten Boden stecken blieben, die Rosse kaum fortzubringen waren und die Mannschaften oft vor Müdigkeit umsanken, man kam doch vorwärts. Als Napoleon zu seiner Überraschung die Preußen aus dem Schlachtfelde erscheinen sah, warf er ihnen schnell eine Anzahl Regimenter entgegen, um sie so lange aufzuhalten, bis er die erschütterten englischen Linien vollends gesprengt habe. Seine beste Truppe, die alte Garde, mußte im Sturmschritt vorgehen, und nicht unmöglich schien es, daß die Franzosen doch noch den Sieg davon tragen würden. Allein die Ankunft der preußischen Scharen,

8. Heft 1 - S. 14

1893 - Merseburg : Stollberg
— 14 — sammengedrängt hatte. Hoch zu Pferde feuert Oberst Engelbrecht seine Leute zum Widerstande an. Mit dem Degen in der Hand stellen sich die Offiziere an einer kleinen Brücke dem Feinde entgegen. Nach heldenmütigem Widerstande wird die Brücke mit dem Bajonett genommen; der Oberst sinkt unter den Schüssen der Feinde vom Pferde. Hunderte sind gefallen, Hunderte bluten aus Wunden: Man sieht den Augenblick kommen, wo der Rest der Tapferen sich ergeben muß. Noch flattern die Fahnen; sollen auch sie dem Sieger in die Hände fallen? Durch das Gewühl drängt sich der Junker v. Kleist; die Fahne in der Hand, steht er am Ufer der Saale. Hoch hebt er noch einmal das teure Banner — dann ein Wurf: Mögen die Fluten es bergen, daß nur der Feind es nicht nehme! Als er wehmutsvoll noch seiner Fahne nachsieht, stürzt der noch nicht 17 Jahre alte Junker v. Könitz herbei; auch er will das Banner bergen vor der Hand der Feinde. Nahe genug schon sind sie; ein kurzer Entschluß, dann stürzt er sich mit der Fahne hinein in die Saale. Aber die Wellen sind stärker als die Kräfte des Jünglings; sie tragen ihn zurück an den Strand; Feindeshände strecken sich nach ihm aus und nach dem Kleinod, das er hüten wollte. Die Fahnen sind verloren — das Regiment Trescow ist gewesen! Mancher stürzt sich hinein in die Saale; Schüsse der Feinde folgen den mutigen Schwimmern; die meisten verschlingt der Strom. Wenige nur erreichen das rettende Ufer, um den fernen Kameraden zu künden, daß das Regiment gefallen — aber gefallen mit Ehren! (3. 4. 5.) 8. Morck bei Alienzaun. Der Herzog von Weimar war beim Beginn des Krieges vom Oberfeldherrn bestimmt, mit 12 000 Mann den Thüringer Wald zu überschreiten und dem Feinde bei seinem Anmarsche möglichsten Schaden zu thun. Vom Oberkommando alsbald zurückgerufen, traf das Korps den 15. Oktober bei Erfurt ein, um von dem Unglück des Heeres zu hören und mit eigenen Augen die Auflösung desselben zu sehen. Alles kam darauf an, das Korps, das noch nicht gelitten, zur Elbe zu retten. Über Dingelstedt eilte man dem Harze zu, überschritt denselben bei Klausthal und Goßlar, vereinigte sich mit Blücher und beschloß, bei Sandan über die Elbe zu gehen. Am 26. Oktober erreichte die Hauptkolonne die Fährstelle. Die Deckung des Rückzugs war dem Oberst Aorck übertragen. Zwischen Altenzaun und Polkritz fließt aus dem Münz-See der Geest-graben. An diesem, ungefähr 3/4 Stunden oberhalb der Fährstelle, nahm Aorck mit den ihm überwiesenen Truppen eine treffliche Aufstellung. Der Feind — Marschall Sonlt mit seinem Armeekorps — ließ lange auf sich warten. Erst gegen 4 Uhr nachmittags erschien französische Kavallerie, plänkelte mit den Jägern und Füsilieren, wich aber vor dem gut gezielten Feuern eiligst zurück. Eine Stunde später rückten Jnfanteriezüge vor; auch sie konnten nichts ausrichten. Die Franzosen, übermütig gemacht durch die

9. Heft 1 - S. 95

1893 - Merseburg : Stollberg
— 95 — zeichnet das Kirchenbuch 138 Tote. Weit hinaus in das Jahr 1814 wütete die Krankheit — eine schmerzliche Erinnerung an die schlimmen Oktobertage des Jahres 1813! 41. Blücher, Napoleons unermüdlichster Gegner. Als die Fürsten am 19. Oktober mittags ihren Siegeseinzug in Leipzig hklten und auf dem Marktplatze angekommen waren, grüßten sie mit herzlichem Danke alle, die mitgewirkt zum siegreiche» Ausgange des Heldenkampfes, keinen aber mehr und herzlicher, als den schneidigen Führer des schlesischen Heeres. Der Kaiser Alexander umarmte Blücher und bezeichnete ihn als den Befreier von Deutschland; sein König aber ernannte ihn zum Feldmarschall und zeichnete die Ernennungsurkunde vom 16. Oktober, dem Tage der Schlacht bei Möckern. Und in der That — was wäre ohne Möckern die Leipziger Schlacht gewesen? — ja, was wären die Befreiungskriege geworden ohne die nie ermüdende Heldengestalt Blüchers? Wider Willen Preufe. In der Nähe von Golenbeck plänkelten am 29. August 1760 die Belling'schen Husaren Friedrichs des Großen mit dem Vortrab eines schwedischen Husarenregimentes. Manchen Tag schon waren sie hart an einander geraten, manche Stunde hatten sie miteinander in Einzelkämpfen sich erprobt. Schon lange war den alten Husaren Bellings ein junger schwedischer Junker ein Dorn im Auge gewesen, der, immer in der vordersten Reihe, Zunge und Schwert gleich gut zu gebrauchen verstand. Bei nächster Gelegenheit, so schwur der urkräftige Laudeck feinen Kameraden, fange ich ihn ein. Und richtig, — am genannten Augusttage ist der schwedische Junker wieder vorn; da wird sein Pferd verwundet, — mutig setzt er sich zu Fuße zur Wehr. Da plötzlich packt ihn der mächtige Arm des alten Husaren, hebt ihn auf sein Pferd und bringt ihn fernem Obristen zu. Der Obrist Belling freute sich des kriegsgefangenen Junkers, um so mehr, als er erfuhr, daß er in ihm einen Verwandten grüßen konnte, den 18 jährigen Gebhard Leberecht von Blücher. Der Obrist nahm ihn mit in sein Quartier, und nun mußte der Junker erzählen von vergangenen Tagen, von seinen Eltern, von dem Verlaufe seiner Jugend. Mein Vater, begann er, war Rittmeister im Hessen-Kasselschen Dienste und lebte nach seinem Abgange in Rostock, wo ich als siebenter Sohn am 16. Dezember 1742 das Licht der Welt erblickte. Pension und Vermögen waren gering, und über Überfluß an leiblichen Genüssen hatte ich nie zu klagen. Aber ich war kräftig und gesund, und der Vater förderte, wie er konnte, Übungen des Leibes. Ein gesunder Körper sei das erste Erfordernis,

10. Vom Westfälischen Frieden bis zum Ausbruch des Weltkrieges - S. 92

1918 - Erlangen [u.a.] : Deichert
92 Viii. Von der Franzsischen Revolution bis zum Wiener Kongre. Hinrichtung Ludwigs Xvi. als die Festsetzung der Franzosen in Belgien der bestimmende Grund. loigebnwn*' ^ er an9 des Krieges erfllte anfangs die Verbndeten mit kndeten ms. frohen Hoffnungen. Die sterreicher siegten bei Neerwinden zwischen Brssel und Lttich (Mrz 1793) und brachten ganz Belgien, wieder in ihren Besitz. Die Preußen berschritten den Rhein, machten unter Ferdinand von Braunschweig Eroberungen auf dem linken Ufer und zwangen im Juli 1793 selbst das tapfer verteidigte Mainz zur Kapitulation. Die franzsische Republik, in welcher zudem der Brgerkrieg tobte, war gefhrdet. Der Weg nach Paris stand den Alliierten offen. Borsto^der 3. Allein 1794 trat eine Wendung ein. Die Sieger ntzten die Franzosen 1794. errungenen Vorteile nicht aus. Es fehlte ihnen an Einigkeit, an gegenseitigem Vertrauen und die Zustnde in Polen, wo die Ereignisse zur dritten Teilung hindrngten ( 100, 5 und 6), lenkten die Aufmerksamkeit des preuischen Knigs nach Osten. Wirkten so die Ver-Hltnisse lhmend auf die Operationen der Verbndeten, so kam bei den Franzosen ein frischer Zug in die Bewegung. Der Wohlsahrts-ausschu entflammte die Massen zur Verteidigung des Vaterlandes, die gesamte wehrfhige Mannschaft Frankreichs vom 18.25. Jahr wurde ausgehoben (levee en masse); der geniale Kriegsminister Carnot organisierte das Heer und junge, talentvolle Feldherren, wie Jourdan und Pichegru, denen nach dem Siege der Marschallstab winkte, nach der Niederlage allerdings die Guillotine in Aussicht stand, fhrten die fanatisierten Scharen gegen den Feind. Jourdan sieqte bei Fleurus (sdstlich von Brssel) der die sterreicher und drang erobernd bis an den Rhein vor. Pichearu machte einen khnen Angriff auf Holland. Er unterwarf in kurzer Zeit das freiheitsliebende Volk und verwandelte 1795 Holland in die von Frankreich abhngige Batavische Republik (Bataver, eine altgermanische Vlkerschaft, waren um Christi Geburt die Bewohner des Landes).^) s%aasfi7esiiu 4- Solche Erfolge veranlaten die Preußen, sich trotz verschiedener Siege (bei Kaiserslautern) der den Rhein zurckzuziehen. Da Friedrich Wilhelm Ii. an der polnischen Grenze Interessen zu wahren hatte (dritte Teilung Polens) und auerdem von tiefem Mitrauen gegen sterreich erfllt war, so trat er in Unterhandlungen mit dem National-konvent und schlo im April 1795 den unrhmlichen Separatfrieden zu Basel. Preußen trat seine linksrheinischen Besitzungen (Kleve, Mors, Geldern) ab und betrachtete den Rhein als natrliche Grenze Frank-reichs. Der grte Teil Nord- und Mitteldeutschlands wurde fr ') Eine Folge dieser Vorgnge war, da das auf Mehrung seines berseeischen Besitzes bedachte England dem nun mit Frankreich verbundenen Holland dessen wertvollste Kolonien entri: Ceylon 1802, Kapland 1806.
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