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1. Die Elemente der mathematischen und der astronomischen Geographie - S. 56

1911 - Dresden [u.a.] : Ehlermann
56 Die Kometen. Jupiter, der verschiedene Kometen nachweislich in andere Bahnen hineingeworfen hat. § 31. Physische Beschaffenheit der Kometen. Über die physische Beschaffenheit der Kometen sind wir vielfach noch im Unklaren. Feste Bestandteile besitzen sie höchstens im Kern des Kopfes, der möglicherweise aus einer Anzahl kleiner kosmischer Partikeln besteht, welche bei grösserer Entfernung von der Sonne in der ungeheuren Kälte des Weltenraumes (—2730 C) von einer Eiskruste umhüllt sein mögen. Im übrigen besteht seine Masse aus Gasen im Zustande einer grossen Verdünnung, denn selbst licht- schwache Sterne werden durch Schweif und Kopf hindurch sichtbar. Das Spektrum der meisten Kometen zeigt drei helle, einseitig verwaschene Bänder, welche auf das Vorhan- densein ölbildender Gase hinweisen. Dies Spektrum ändert sich aber in der Sonnennähe, es verblasst mehr und mehr, während immer deutlicher die gelbe Natriumdoppellinie auf- tritt. Dieser Umstand beweist, wie es auch der unmittelbare Augenschein bestätigt, dass jetzt gewaltige Änderungen in der Kometenmasse sich vollziehen. Nach Zöllner schmilzt jetzt das Eis, welches die festen Brocken des Kernes umgiebt, auf der der Sonne zugewandten Seite, und es bildet sich eine Dampfhülle um denselben. Steigt die Erhitzung bei grosser Sonnennähe sehr bedeutend, so gerät das beim Verdampfen des Wassers zurückgebliebene Natrium, welches neben anderen Substanzen im Wasser gelöst war, ins Glühen und geht in Dampfform über, sodass jetzt die gelbe D-Linie erscheint. Auch müssen grosse Elektrizitätsmengen bei diesen Vor- gängen frei werden, die in ihren abstossenden Wirkungen mit zu der ungeheuer rapiden und gewaltigen Entwickelung der Schweife beitragen mögen, andererseits aber auch nament- lich im Kerne gewaltsame Entladungen und plötzliche Licht- ausbrüche verursachen werden. Die Wirkungen der Sonnen- hitze können sich schliesslich derartig steigern, dass der Kern mitsamt der ihn umgebenden Dunsthülle zerrissen wird (Se- ptember-Komet 1882); es werden dann aus einem Kometen deren zwei oder mehrere, die neben- oder hintereinander in ziemlich derselben Bahn ihren Weg fortsetzen. Dass schliess- lich hinten am Schweif fortwährend gleichsam Fetzen abreissen, wenn der Komet die Sonnennähe passiert, folgt aus der Un- gleichheit der Geschwindigkeit, die sich jetzt zwischen Kopf und Schweifende herausbilden muss. Es ist leicht begreiflich, dass ein Komet, der oft durch sein Perihel geht, zuletzt in einen Ring von ungleichartigem Gefüge seiner Masse ausein- ander gezogen wird; diesen mögen dann die kleinen und

2. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 44

1880 - Dresden : Salomon
44 soll bereits gebunden sein. Auf dem wasserlosen Monde ist jene Hydratbildung vollendet; auf der Sonne, in deren Gashülle noch Kalium und Natrium als Gas existirt, hat sie noch nicht begonnen. Für die Oekonomie der Natur und die Plastik der Erdoberfläche ist das Wasser von höchster Wichtigkeit. Mit Millionen Zähnen nagt es seit undenklichen Zeiten an den festen Formen der Erd- rinde, reißt hier erdige Theile von ihren Lagerplätzen hinweg, um sie dort wieder abzusetzen, wirkt auflösend und erniedrigt die Berge, füllt die Tiefen aus und sucht im steten Spiele von Wirkung und Gegenwirkung den unerreichbaren Zustand des Gleichgewichts auf. So ist es das Wasser, das hier dem Gebirge und Hügel, dort dem Flachlande die Form giebt und überall, in der Zusammenstellung der von ihm modellirten Bodenelemente, die Landschaft herausbildet. Durch das Wasser verdichten sich die getrennten Kalkschalen der kleinen Seethiere zu dichtem Kalkstein; der Sand wird durch auf- gelöste und eingedrungene Bestandteile zu festem Sandstein; der Flußschlamm durch Lösung und wieder Absetzen von Kieselerde in Thonschiefer und Grauwacke verwandelt; unter Wassl-r findet die Vermoderung abgestorbener Pflanzen zu den drei großen Arten fossilen Brennmaterials statt; Wasser führt die Salze auf die Länder, wo sie, durch Hebungen abgeschnitten, der Steinsalzbildung unterliegen. § 2. Quellen. Das rinnende Wasser nimmt seinen Ausgang aus Quellen. Man versteht unter Quelle eine aus der Erde kommende tropf- bare oder elastische Flüssigkeit an der Stelle ihres Hervortretens, sowie die Stelle ihres Hervortretens selbst. Die Erzeuger der Quellen sind die wässerigen Niederschläge. Das Wasser des Regens, der niederfallenden Nebel und des geschmolzenen Schnees dringt, soweit es nicht verdunstet oder fortfließt, in den porösen, zerklüfteten Boden ein und sinkt hier, rascher oder langsamer, je nach der Natur der vorhandenen Gebirgsart, so lange nieder, bis es auf eine wasserdichte Unterlage, etwa eine Thonschicht, gelangt, die es an weiterem Niedersinken verhindert. Auf dieser Unterlage fließt es nach hydrostatischen Gesetzen weiter, bis es eine Oessnung nach außen findet und als Quelle hervortritt. Der Quellen- reichthum eines Landes hängt hauptsächlich von dem Wassergehalte der Atmosphäre, von der äußern unv innern Gliederung der Erdkruste, von dem Wechsel lockerer und festerer Gebirgsarten und von der Pflanzendecke des Bodens ab. Wie so?

3. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 45

1880 - Dresden : Salomon
45 Die verborgenen Zuflüsse einer Qnelle bilden zusammen ihr Wurzelsystem. Eine fließende Quelle entsteht, wenn die Unterlage, auf der sich das Wasser ansammelt, zu Tage tritt, so daß das Wasser läugs des Ausgehenden derselben, am Abhange oder Fuße der An- höhe, hervorbrechen kann und ganz der Neigung der Unterlage folgt. Tritt dagegen die Unterlage nicht selbst zu Tage, so sammelt sich das Wasser in den Zwischenräumen des Wasser durchlassenden Gesteins und steigt darin so hoch, bis es einen Ausfluß findet, und es entsteht eine steigende Quelle. Die steigenden Quellen folgen der Richtung des geringsten Widerstandes, deshalb finden sie sich vielfach in der Tiefe des Thales, in Flußbetten und Seen, wo noch lange offene Stellen bleiben, wenn Fluß und See bereits mit Eis bedeckt sind. Manche Quellen entstehen auf fecundäre Weise, nicht unmittelbar aus wässerigen Niederschlägen. So sind die Gletscherquellen die unterirdischen Abläufe des Schmelz- Wassers der Gletscher, die auf klüftigem Gestein lagern; so werden Quellen aus hochgelegenen Seen, die keinen sichtbaren Abfluß haben, unterirdisch gespeist, wie die zahlreichen Quellen, die unter dem auf der Gemmi gelegenen Daubensee an der Spitalmatte in Wallis hervorbrechen; so entstehen, wie bei Paderborn und Lipp- springe und im Karst, Quellen durch das Versinken von Bächen und Flüssen in klüftigen und höhlenreichen Kalk- und Dolomit- gestalten; so werden Quellen gebildet von Grundwassern, we!che sich von den durch Kies und Sand laufenden Flüssen so weit seitlich verbreiten, als jene Wasser durchlassenden Ablagerungen reichen. Verschafft man Wassern, die zwischen zwei nndnrchdring- lichen Thon- oder Gesteinschichten eingeschlossen sind und entweder keinen oder nur einen sehr entfernten Ausgangspunkt haben und dadurch in starker Spannung erhalten werden, einen künstlichen Abfluß mittelst eines Erdbohrers, so entsteht ein artesischer Brunnen, so benannt nach der Grafschaft Artois, wo diese Brunnen zuerst aufkamen. Diejenigen Quellen, welche im Allgemeinen dauernd fließen, wenn auch hinsichtlich der ausströmenden Wasser- menge wechselnd, und mir in ganz trockenen Jahren ansnahms- weise ausbleiben, heißen permanente Quellen; diejenigen aber, welche nur mit Unterbrechungen fließen, periodische. Die kleinen März- oder Maibrunnen, auch Hungerqnellen genannt, welche hier und da nach dem Schmelzen des Schnees oder nach anhaltendem Regen hervorbrechen, um bald wieder zu versiegen, sind periodische Quellen. Zu den periodischen Quellen gehören auch die intermit- tirenden Quellen, welche in kürzeren Perioden, von wenigen

4. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 47

1880 - Dresden : Salomon
47 Häutchen in Folge der leichten Oxidirbarkeit der Oxydnlverbin- düngen des Eisens durch den Sauerstoff der Luft. Die Schwefel- Wässer haben einen Geruch nach faulen Eiern und einen süß- lichen Geschmack, was von ihrem Gehalt an Schwefelwasserstoffgas herrührt, das in vielen Fällen von einer Zersetzung des Gypses oder anderer schwefelsaurer Gase durch organische Substanzen ent- steht: Aachen, Burtscheid, Warmbrunn, Baden bei Wien, Baden in der Schweiz, Weilbach. Andere Mineralquellen enthalten Salpeter, freie Schwefelsäure oder Salzsäure und Boraxsäure. Jnkrustirende Mineralquellen, die doppelt kohlensauren Kalk in großer Menge gelöst enthalten, setzen denselben als nn- löslichen neutralen kohlensauren Kalk ab und überziehen Gegen- stände, welche sie bei ihrem Fließen berühren, mit einer Kruste: Karlsbader Sprudel, Abano bei Padua. Der so erzeugte Stein heißt Tnss oder, falls die Masse im Bruche ein kristallinisches Gefüge hat, Sinter. Die Quellen in Island setzen in ähnlicher Weise Kieselerde ab; die Eisenwasser dagegen Eisenocker: Schandau. Die Naphthaquellen bringen Erdöl herauf, das auf dem Wasser schwimmt; ist dasselbe zähflüssig, so kommt es dem Asphalt oder Erdpech nahe. Die Insel Tscheleken im Kaspisee hat gegen 1500 Naphthaquellen, welche jährlich 6 Mill. Kilogramm geben: Baku, Irawaddithal, Karpathen, Pennsylvanien. Die Quellen sind von großer Bedeutung. Sie sind die natürlichen Ausgänge für das unterirdische Wasser, sie verleihen der Landschaft Reize, sie stimmen poetisch (die Hippocrene!), sie spenden Trinkwasser, befruchten den Boden und fördern mannig- faltig die Cultur. Dürfen wir uns wundern, daß die Alten die Quellen beseelten und in aumuthige Nymphen verwandelten? § 3. Bäche, Flüsse, Ströme. Nach den Gesetzen der Schwere fließt das Quellwasser immer nach den tiefer liegenden Stellen der Erdoberfläche und vereinigt sich zu Bächen, Flüssen und Strömen. Diese drei Gewässer haben mit einander das gemein, daß sie in einer Vertiefung, der Rinne oder dem Bette, von Seitenerhöhungen begrenzt, fließen. Bach nennt man jedes natürlich fließende Gewässer, das überall zu durchwaten und größer als ein Fließ oder Riesel und kleiner als ein Fluß ist. Faulbäche haben wenig Gefälle, trübes Waffer und schlammigen Grund und finden sich in Niederungen, Moor- und Bruchgegenden; Regenbäche, dnrch Regen erzeugt,

5. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 20

1880 - Dresden : Salomon
«> 20 feuerflüssig; es existirte kein Wasser, nur Wasserdampf. Durch Ausstrahlung der Wärme trat allmälig eine Abkühlung der Erde ein, und es bildete sich nun eine feste Rinde, welche überall gleich- mäßig von dem ebenso durch Abkühlung coudensirten Wasser, von dem Ürmeere, bedeckt und bearbeitet wnrde. Aus diesem Urmeere lagerten sich in unbestimmbar langen Erdgestaltnngsperioden oder geologischen Zeiten Schlammschichten ab, und durch die Reaction des heißflüssigen Erdinnern gegen das eindringende Wasser wurden Theile der festen Erdkruste über den Spiegel des Urmeeres ge- hoben, auf denen allmälig verschiedene Organismen, Farren, schils- artige Bäume, Palmen, Zoophyten, Polypen, Korallen, Echino- dermen, Brachiopoden und andere niedere Thiere sich zeigten, weil die äußeren Bedingungen ihrer Existenz erfüllt waren. Man hat fünf verschiedene Erdgestaltnngsperioden an- genommen, die man mit den Schöpfungstagen in Parallele setzen kann. Die erste schließt mit vem Zeitpunkte ab, da durch die Abkühlung der Atmosphäre der Niederschlag des Wasserdampfes und die Bildung des Urmeeres erfolgte. In der zweiten Periode wurden Landmassen emporgetrieben, auf denen das Wasser seine gestaltende Thätigkeit entfaltete. Die dritte Bildungsperiode trat ein, als die Temperatur unter den Gerinnungspunkt des Eiweißes, das im Reiche der Organismen so wichtig ist, etwa auf 70 Grad gefallen war. Nunmehr traten Organismen auf. Ganze Gene- rationen derselben wurden aber bei weiteren gewaltigen Bildnngs- Prozessen der Erde in den Ablagerungsschichten begraben. Ku- matische Unterschiede bestanden noch nicht; Feuchtigkeit und große Hitze waren gleichmäßig auf der ganzen Erde vertheilt. Die feste Rinde erhielt durch die Ablagerungen aus dem Wasser einen großen Zuwachs. In der vierten Periode wurden die Ausbrüche aus dem Erdinnern mehr local. Die Erdoberfläche nahm mehr und mehr ihre gegenwärtige Physiognomie an; Flora und Fauna näherten sich mehr der Flora und Fauna der Gegenwart. In der fünften Periode bildeten sich endlich die klimatischen Zonen- unterschiede. Nunmehr erschienen die höheren Thiere und die Menschen. In den verschiedenen Perioden nun wurden fortwährend durch unterirdische Gewalten Theile der Erdoberfläche höher und höher gehoben und damit auch die Lage der Ablagerungsschichten ver- ändert. Die Schichten wurden entweder blos gefaltet, aufgerichtet und in ein relativ höheres Niveau gerückt, oder es wurden zugleich flüssige Gesteinsmassen durch sie hindurch an die Oberfläche ge- preßt. Deshalb findet sich plutonisches Gestein bald gar nicht an

6. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 31

1880 - Dresden : Salomon
31 sie sich iiber den Rand des Kraters selbst ergießt. Oft ist der Druck der aus der Tiefe aufsteigenden Lava und der sie hebenden Dämpfe auf die Wände des Kraters so groß, daß auch hier Seitenöffnungen an den Abhängen des Berges oder an seinem Fuße entstehen, aus denen die Lava sich ergießt oder die Dämpfe strömen. Am Abhange des Aetna finden sich nach Sertorius 700 solche Nebenkrater. L. von Buch unterscheidet Eruptivns- und Emporhebungskrater. Fig. 7. Ist in Fig. 7 ad der Kanal auf der Horizontal- ebene b c entstanden, so wird sich beim Ausbruch nach und nach eine Schicht über die andere legen, die Massen thürmen sich auf, rollen oder fließen nach außen ab und bilden so allmälig einen Kegel, ähnlich wie beini Graben eines Loches die herausgeworfenen Massen einen Wall um dasselbe bilden. So entsteht der Ernptions- oder Aufschüttungskrater. Wie der Vesuv von der Somma, so sind manche Vulkane von einem Bergwall unigeben, der den eigent- lichen Ernptionskegel concentrisch umringt. Diese Bergwälle, früher Erhebungskrater genannt, sind nach Lyell nur die Ueberreste der Einstürzung früher größerer und höherer Eruptionskegel und nicht durch eine der Eruption vorangehende blasenförmige Auf- fchwellnng und centrale Berstung des Bodens entstanden. Die Daner der Thätigkeit in den Vulkanen ist verschieden. Nur wenige zeigen eine stete ununterbrochene Thätigkeit, wie der Strombett; manche sind periodisch thätig, andere haben die Thätig- keit eingestellt. Man unterscheidet hiernach thiitige und er- loschene Vulkane, doch ist die Grenze zwischen denselben schwer zu ziehen. Beschränkt sich die Thätigkeit auf das Ausströmen von Dämpfen und Gasen, die Schwefel absetzen, so nennt man einen solchen alten Vulkan eine Solfatara, wie eine z. B. bei Neapel zu finden ist. Schlammvulkane oder Salsen sind kegelförmige Thonhügel, aus deren Gipfel aufsteigende Gasblasen, das schlammige salzige Wasser, das die kleine kraterförmige Oesf- nung derselben erfüllt, durchbrechend, Schlamm auswerfen: Taman am schwarzen Meer, Vulkanitos von Turbaco in Nengranada, Macaluba auf Sicilien, Java. Die Vulkane kommen meist in linearer Richtung vor. Man unterscheidet deshalb die Reihenvulkane von den Central-

7. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 36

1880 - Dresden : Salomon
36 stürzen ein, Quellen und Flußrinnen werden verlegt, Teiche und Seen kommen zum Vorschein, in den Ebenen treten umgekehrt kegelförmige Höhlungen, sogenannte Rundlöcher, auf, die einander sehr ähnlich sind. Solche Höhlungen fand man 1783 in Cala- brien häufig und zwar mit Wasser oder Sand gefüllt. Die wich- tigsten Wirkungen der Erdbeben und der vulkanischen Thätigkeit sind jedenfalls die Hebungen und Senkungen, in denen die letzte Ursache der Veränderung des Reliefs der Erdoberfläche zu suchen ist. § 8. Hebung und Senkung. Die feste Erdrinde, die wir als Urbild alles Festen und Unbeweglichen betrachten, schwankt fortwährend, ohne daß wir es merken. Von den atmosphärischen Kräften gefnrcht, von oben durch die Anziehung der Gestirne gestört, von unten her durch Quellwasser, Dämpfe, Gase, Lava bedrängt, hebt und senkt sich der Boden, wie ein Floß auf den Wellen. Dieses Heben und Senken, das an das Athmen erinnert, geschieht in so langsamer Weise, daß zur Feststellung dieser Erscheinungen viel Zeit (ein Säculum) und Beobachtung erforderlich ist. Man spricht deshalb von säculären Hebungen und Senkungen. Unter Hebung versteht man das Aussteigen von Theilen des Bodens über das Niveau, auf dem sie sich früher gebildet haben, und zwar durch vulkanische Gewalten, nicht durch Anschwemmung. In losen und festen Gesteinen sind weitab von den gegenwärtigen Küsten und hoch über dem Meeresspiegel eingeschlossene Reste von Meeres- thieren zu finden. Auf Sicilien findet man bis zu 650 m über dem Meere Ablagerungen niit den Conchylien des benach- karten Meeres; die höchsten Gipfel der deutschen Kalkalpen um- schließen Korallenriffe; auf dem Rücken der Anden kommen Kreideversteinerungen vor, und im Himalaya hat man in bedeu- teuder Höhe die von den Indiern verehrten Ammouiten (Annnons- hörner, versteinerte Schnecken) gesunden. Man erklärte sich früher diese Erscheinung durch ein Zurückweichen des Oceans, sei es durch den Rückzug der Gewässer in Höhlen des Erdinnern oder durch Senkung des Meeresgrundes. Erst L. von Buch erklärte sie durch Hebung. Wenn aber Land aufsteigt, so wird jedenfalls das Weltmeer eingeengt und es muß entweder an Masse abnehmen oder andere Küsten überschwemmen, wenn nicht eine andere Er- scheinung die Wirkung der säculären Hebung aufhebt. Diese Er- scheinung ist ebenfalls constatirt, es ist die säculäre Senkung, durch

8. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 39

1880 - Dresden : Salomon
39 häufig wandern und neue Wohnsitze aufsuchen. Sollte sich hier- aus nicht die räthselhafte Ausbreitung der tropischen Menschenrasse von Madagaskar bis zur Osterinsel und von den Sandwichsinseln bis Neuseeland erklären? Einzelne Inseln der Südsee, die in der Nähe vulkanischer Bildungen liegen, sind auch gehoben worden. Neuseeland neigt sich wie ein Segelboot auf die Seite, da die Ostküste sich hebt und die Westküste sich senkt. Ceylon wird auch gehoben. Diese Insel giebt sich durch ihre eigenthümliche Pflanzen- und Thierwelt als Ueberrest eines zertrümmerten Continentes (Lemuria) zu erkennen, wird aber bald einem anderen Continente angehören, wenn die Erhebung fort- geht, und durch die madreporische Adamsbrücke mit Vorderindien verbunden werden. Die arabischen Ufer des rothen Meeres heben sich auch, wie man an dem alten Hasen Dschidda ersieht, der jetzt ganz von der See abgesperrt ist, früher aber kleineren Schiffen zugänglich war. Mnrchifon beweist aus den Strand- linien und der Lage des Treibholzes, daß auch Nordsibirien im Aufsteigen begriffen ist. An der Westküste Südamerikas finden sich durchgängig Merk- male eines Aufsteigens. Darwin entdeckte auf der Insel Chiloe alte Strandlinien 70 in über dem jetzigen Meeresspiegel; nördlich von Concepcion in Chile erheben sich solche von 182 bis 227 m, bei Valparaiso sogar bis zu 365 m über dem Niveau des Meeres. Die Wüste Atacama scheint erst in den letzten geologischen Epochen aus dem Meere sich erhoben zu haben. Noch jetzt heißen einige Vorgebirge bei den Eingeborenen Hapui, was sonst Insel be- deutet. Bei Arica hat sich die Strandlinie in 40 Jahren 128 m in die See geschoben, und bei Callao entdeckte Darwin 28 m über dem Meeresspiegel Muschelbänke, in denen er einen Mais- kolben und baumwollenen Faden fand, so daß dort seit dem 15. Jahrhundert, da zuerst Mais in dieser Gegend gebaut wurde, eine vertikale Hebung von 28 m stattgesunden haben muß. Ueber die Ursachen der Hebungen und Senkungen sind die Gelehrten verschiedener Meinung. Bischof stellte folgende Theorie auf: 1) die Hebungen rühren von Zersetzungen der Silicat- gefteine her, verursacht durch die Kohlensäure, welche aus be- deutenden Tiefen kommt; 2) das zersetzte Gestein gewinnt bedeutend an Volunien und hebt ein darüber liegendes unzersetztes Gestein. Friedrich Mohr dagegen sucht die Ursache in dem Wasser. Das die Erde durchdringende Wasser ist das allgemeine Lösungsmittel, welches alle Stoffe mit einander in Berührung und Wechsel- Wirkung bringt. Durch das Wasser entstehen chemische Veränder-

9. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 43

1880 - Dresden : Salomon
43 und Schneewasser, besonders auf hohen Bergen; dann kommt das Flußwasser, hierauf das Wasser der Landseen, das Quell- und Brunnenwasser und endlich das Meerwasser. Im Meerwasser finden sich außer Salz noch Kalk, Chlor, pflanzliche und thierische Stoffe. Das Wasser der Pumpbrunnen enthält gewöhnlich Kalk und Magnesia, weshalb es hart ist und die Seife nicht vollständig auflöst. Das Wasser ist 773 mal schwerer als Luft von 0°, und bei 15° C. ist es sogar 819 mal schwerer als Luft von derselben Temperatur. Das Volumen des Wassers ist wie das aller andern Körper von der Temperatur abhängig; beim Erkalten zieht es sich zusammen, aber diese Bolnmenverminderung erfolgt nur bis zu der Temperatur von etwa 4° Wärme, unterhalb derselben findet wieder Ausdehnung statt bis zum Gefrieren, mag dies nun wie gewöhnlich bei 0° oder, wenn es ganz ruhig ist, bei niederer Temperatur erfolgen. Dieser Umstand ist für die Oekouomie der Natur von großer Wichtigkeit. Kühlt sich nämlich beim Eintritt der kalten Jahreszeit die Oberfläche der Gewäffer ab, so sinkt das erkaltete und mithin schwerer gewordene Wasser zu Boden, während wär- meres aufsteigt. Aber auch dieses kühlt sich ab und sinkt eben- falls; dieser Prozeß wiederholt sich, bis die ganze Wassermasse eine Temperatur von -{- 4° hat und ihre größte Dichte erreicht. Bei weiterer Abkühlung nun muß das kälter gewordene Wasser, welches wieder specisisch leichter geworden ist, auf der Oberfläche bleibe» und das darunter liegende Wasser vor weiterer Abkühlung schützen. Bei strenger Kälte kann sich eine starke Eisdecke bilden, aber immer wird sich in einer gewissen Tiese eine Temperatur von -{-4° finden, so daß die Wasscrthiere bestehen und leben können. Die gesammte Wassermasse hat mau auf V24000 des Ge- fammtgewichts der Erde berechnet. Wir finden das Wasser auf der Erde in verschiedenen Aggregatzuständen und im steten Wechsel und Kreislauf begriffen: Chemisch gebunden kommt es vor iu vielen Mineralien, selbst Granit und Basalt enthalten hygroskopisches Wasser, auch in Pflanzen und Thieren findet es sich in diesem Aggregatzustande, in Dampfgestalt unter der Erd- rinde und in der Aimosphäre, in starrer Fvrm oder als Eis in den Polargegenden und Hochgebirgen und in tropfbar fiüfsiger Form in Quellen, Flüssen, Seen und im Meere. Unausgesetzt vermindert sich das Wasser durch Bildung von Hydraten beim Verwilterungsprozeß der Gesteine, wodurch das Wasser chemisch gebunden wird; V17 der ursprünglichen Wassermenge der Erde

10. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 19

1880 - Dresden : Salomon
19 dieser Bildung kann allerdings kein Beobachter und keine Chronik Auskunft geben, aber die Geologie vermag aus der Art und Lagerung der Gesteine darüber zu belehren. Einige Gesteine liegen nämlich in parallelen Schichten über einander, und andere lagern zwischen anderen Gesteinen mit ganz unregelmäßigen Formen und steigen bis an die Oberfläche empor, und noch andere bilden so- genannte Gänge, die sowohl die geschichteten, als die unregelmäßig massigen Gesteine durchsetzen. Aus dieser Thatsache zieht man nun den Schluß, daß die geschichteten Gesteine ans dem Wasser abgelagert, die massigen und gangförmig vorkommenden aber im weichen Zustande aus der Tiefe gehoben und zwischen andere Gesteine eingedrängt worden sind. Dieser Schluß muß richtig sein, da jetzt noch analoge Prozesse mit analogen Wirkungen vor- kommen. So wird Kalktusf in Quellen dadurch gebildet, daß die im Quellwasser aufgelöst enthaltene kohlensaure Kalkerde sich aus- scheidet und ablagert; so werden in fließenden und stillstehenden Gewässern Schlamm-, Sand- und Geschiebeschickten abgelagert, die sich unter gewissen Bedingungen in feste, thonige Sandstein- und Conglomeratfchichten verwandeln; so bildet sich in Sümpfen nicht selten Eisenrasenstein. Die Laven dagegen entstehen noch jetzt durch Erstarrung aus heißflüssigem Zustande. Ans die Entstehungsart der Gesteine durch Feuer und Wasser läßt sich auch aus ihrer mineralogiscken Zusammensetzung schließen; denn manche Gesteine sind ihrer chemischen Natur nach augenscheinlich aus dem Wasser abgelagert, andere durch Erstarrung entstanden. Erstere sind aus abgerun- deten Theilen zusammengesetzt, wie sie nur das Wasser formt; letztere zeigen eine solche Textur, wie sie nur bei Erkaltung aus einem heißslüssigeu Zustande entstehen kann. Ganz besonders wichtig für die Entstehungsart der Gebirge sind die Petrefacten, welche zahlreich in den neptunischen Bildungen gesunden werden. Die Organismen, ans denen diese entstanden, müssen einmal auf der Erdoberfläche existirt haben, deshalb können die Gebirge mit Petresacten nickt durch Druck vou unten oder durch Hebung ent- standen sein, sie müssen vielmehr als Ablagerungen und Nieder- schläge aus dem Wasser gelten. Merkwürdig und sprechend ist hierbei, daß jede Schicht oder Formation in der Hauptsache ganz bestimmte, ihr allein ungehörige, weder in früheren, noch späteren Bildungen vorkommende Formen hat. Man muß deshalb an- nehmen, daß alle die Gebilde, innerhalb deren sich gleichartige Versteinerungen finden, auch gleichzeitig entstanden sein müssen. In ihrem anfänglichen Zustande war jedenfalls die Erde
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