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1. Die Elemente der mathematischen und der astronomischen Geographie - S. 56

1911 - Dresden [u.a.] : Ehlermann
56 Die Kometen. Jupiter, der verschiedene Kometen nachweislich in andere Bahnen hineingeworfen hat. § 31. Physische Beschaffenheit der Kometen. Über die physische Beschaffenheit der Kometen sind wir vielfach noch im Unklaren. Feste Bestandteile besitzen sie höchstens im Kern des Kopfes, der möglicherweise aus einer Anzahl kleiner kosmischer Partikeln besteht, welche bei grösserer Entfernung von der Sonne in der ungeheuren Kälte des Weltenraumes (—2730 C) von einer Eiskruste umhüllt sein mögen. Im übrigen besteht seine Masse aus Gasen im Zustande einer grossen Verdünnung, denn selbst licht- schwache Sterne werden durch Schweif und Kopf hindurch sichtbar. Das Spektrum der meisten Kometen zeigt drei helle, einseitig verwaschene Bänder, welche auf das Vorhan- densein ölbildender Gase hinweisen. Dies Spektrum ändert sich aber in der Sonnennähe, es verblasst mehr und mehr, während immer deutlicher die gelbe Natriumdoppellinie auf- tritt. Dieser Umstand beweist, wie es auch der unmittelbare Augenschein bestätigt, dass jetzt gewaltige Änderungen in der Kometenmasse sich vollziehen. Nach Zöllner schmilzt jetzt das Eis, welches die festen Brocken des Kernes umgiebt, auf der der Sonne zugewandten Seite, und es bildet sich eine Dampfhülle um denselben. Steigt die Erhitzung bei grosser Sonnennähe sehr bedeutend, so gerät das beim Verdampfen des Wassers zurückgebliebene Natrium, welches neben anderen Substanzen im Wasser gelöst war, ins Glühen und geht in Dampfform über, sodass jetzt die gelbe D-Linie erscheint. Auch müssen grosse Elektrizitätsmengen bei diesen Vor- gängen frei werden, die in ihren abstossenden Wirkungen mit zu der ungeheuer rapiden und gewaltigen Entwickelung der Schweife beitragen mögen, andererseits aber auch nament- lich im Kerne gewaltsame Entladungen und plötzliche Licht- ausbrüche verursachen werden. Die Wirkungen der Sonnen- hitze können sich schliesslich derartig steigern, dass der Kern mitsamt der ihn umgebenden Dunsthülle zerrissen wird (Se- ptember-Komet 1882); es werden dann aus einem Kometen deren zwei oder mehrere, die neben- oder hintereinander in ziemlich derselben Bahn ihren Weg fortsetzen. Dass schliess- lich hinten am Schweif fortwährend gleichsam Fetzen abreissen, wenn der Komet die Sonnennähe passiert, folgt aus der Un- gleichheit der Geschwindigkeit, die sich jetzt zwischen Kopf und Schweifende herausbilden muss. Es ist leicht begreiflich, dass ein Komet, der oft durch sein Perihel geht, zuletzt in einen Ring von ungleichartigem Gefüge seiner Masse ausein- ander gezogen wird; diesen mögen dann die kleinen und

2. Die Elemente der mathematischen und der astronomischen Geographie - S. 51

1911 - Dresden [u.a.] : Ehlermann
§ 28. Physische Beschaffenheit des Mondes. 51 § 28. Physische Beschaffenheit des Mondes. Auf der uns zugewandten Seite besitzt der Mond keine Spur einer Atmosphäre — es folgt dies aus dem plötzlichen Verschwinden der Fixsterne, welche der Mond bedeckt, und ihrem ebenso plötzlichen Wiederaufleuchten, aus dem tief- schwarzen, scharfem Schatten der Mondberge und dem Spec- trum des Mondlichtes, das keinerlei Absorptionsstreifen zeigt —, er hat auch weder Wasser noch Wolken. Seine Oberfläche ist höchst uneben, wie dies besonders deutlich am Innenrande der Sichel oder des Mondviertels im Fernrohr hervortritt; neben ausgedehnten Ebenen, welche als dunkle Flecken erscheinen und früher als Meere bezeichnet wurden, finden sich Berggipfel, welche die Höhe unserer Berge erreichen, z. B. auf Curtius nahe dem Südpol des Mondes mit 8830 m. Kettengebirge sind auf dem Monde verhältnis- mässig selten, dagegen sind für ihn besonders charakteristisch Ringgebirge, die in Wallebenen übergehen, wenn ihr Durch- messer 150 km und darüber (bis zu 300 km) erreicht, Krater dagegen, wenn ihr Durchmesser nur minimal ist. Bemerkens- wert ist, dass der Wall nach aussen meist allmählich in Terrassen, dagegen nach innen sehr steil abfällt, dass die innere Bodenfläche durchweg höher liegt als die äussere Umgebung, und dass sich nicht selten im Inneren einzelne Bergkuppen, Centraiberge, erheben, die jedoch fast nie die Höhe des Walles erreichen. Die Zahl der Ringgebirge, von denen die ausgezeichneteren die Namen berühmter Männer, vornehmlich von Astronomen, z. B. des Newton, Tycho, Ptolemaeus, Copernicus, Kepler u. s. w. tragen, ist sehr gross, so sind auf der Mondkarte von J. F. Schmidt 32856 derselben (Krater eingeschlossen) verzeichnet, und die Zahl der wirklich vor- handenen ist noch vielmal höher zu schätzen. Eine eigen- tümliche Bildung sind ferner die sogenannten Rillen, die bis- weilen eine Breite von 2 km besitzen und in einer Längen- ausdehnung bis zu 200 km von Krater zu Krater quer durch die Ebenen und selbst die Ringgebirge ziehen ; sie sind wohl Sprünge in der Mondoberflache, welche infolge der sehr grossen Temperaturdifferenzen, die zwischen der sehr starken Erhitzung durch die Sonnenstrahlen und der entsprechend starken Abkühlung durch ungehemmte Ausstrahlung in den Weltenraum eintreten müssen, entstanden sind. Ob das Innere des Mondes bereits vollständig erstarrt ist, oder ob dasselbe noch in flüssigem Zustande sich befindet, und infolgedessen Umgestaltungen der Oberfläche noch möglich sind, ist uns mit Sicherheit nicht bekannt. J. F. Schmidt in Athen will eine Änderung des Kraters Linné und H. J. Klein das Entstehen eines neuen kleinen Kraters bemerkt haben. 4*

3. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 105

1893 - Dresden : Ehlermann
Und sagte lächelnd: „Habet acht, Daß ihr mein Pferd nicht böse macht!" Doch einst ein wilder Knabenschwarm Den Kopf ihm machte gar zu warm; Da hat er böse drein gesehn: „Wollt ihr wohl gleich zur Schule gehn!" Da sprach ein dicker Bube: „Sich, Heut' ist ja Mittwoch - Nachmittag!" Der ganze Chor fiel jubelnd ein: „Der alte Fritz will König sein Und weiß nicht mal, daß dieser Frist Des Mittwochs keine Schule ist!" Der König stille vor sich lacht Und hat in seinem Sinn gedacht: Wie reich bist, liebe Einfalt, du! Ich alter Mann hab' keine Ruh'! Des Morgens ruft mich Sorge wach, So drückt mich Müh' den ganzen Tag, Daß meine Kinder, groß und klein, Sich ihrer Feierstunde freun. Gewiß, so hat der Held gedacht, Er hat sein Denken wahr gemacht. Drum wo man Gutes liebt und ehrt, Sein Angedenken ewig währt, Und jedes Kindlein ehrfurchtsvoll Den Edlen kennen lernen soll. 17. Das Franzosenheer. Von Ernst Moritz Arndt. 1. Mit Mann und Roß und Wagen, So hat sie Gott geschlagen; Es irrt durch Schnee und Wald umher Das große, mächt'ge Franzenheer; Der Kaiser auf der Flucht, Soldaten ohne Zucht. 2. Mit Mann und Roß und Wagen, So hat sie Gott geschlagen; Jäger ohne Gewehr, Kaiser ohne Heer, Heer ohne Kaiser, Wildnis ohne Weiser. 3. Mit Mann und Roß und Wagen, So hat sie Gott geschlagen; Trommler ohne Trommelstock, Kürassier im Weiberrock, Ritter ohne Schwert, Reiter ohne Pferd. 4. Mit Mann und Roß und Wagen, So hat sie Gott geschlagen; Fähnrich ohne Fahn', Flinten ohne Hahn, Büchsen ohne Schuß, Fußvolk ohne Fuß. 5. Mit Mann und Roß und Wagen, I So hat sie Gott geschlagen; Felbherrn ohne Witz, Stückleut' ohn' Geschütz, Flüchter ohne Schuh, Nirgenbs Rast und Ruh. 6. Mit Mann und Roß und Wagen, So hat sie Gott geschlagen; Speicher ohne Brot, Allerorten Not, Wagen ohne Rab, Alles müb' und matt, j Kranke ohne Wagen: , So hat sie Gott geschlagen.

4. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 87

1893 - Dresden : Ehlermann
87 plötzlich scholl die Kunde durch das Land, Waldemar lebe noch. Als im Frühling des Jahres 1348 Markgraf Ludwig vou seinem Lande abwesend war, erschien zu Wollmirstädt vor der Burg des Erzbischofs von Magdeburg ein Pilgersmann und ließ sagen, er habe dem Erzbischöfe etwas Wichtiges mitzuteilen. Dieser saß aber gerade mit vielen Gästen bei Tische, denn er feierte ein Fest. Als dies die Diener dem Pilger sagten, sprach er: „Könnt ihr mich nicht zu eurem Herrn führen, so bittet für mich um einen Becher Weins!" Als sie den Trank brachten, leerte der Pilger den Becher in kräftigem Zuge, ließ dann einen Siegelring hineinfallen und bat, daß man den Becher dem Erzbischof zurückbringe. Kaum hatte dieser den Ning, der mit einem fürstlichen Wappen geschmückt war, gesehen, als er rief: „Das ist Markgraf Waldemars Ring!" Darüber verwunderten sich die Gäste über die Maßen; aber der Erzbischof ließ den Pilgersmann in das Zimmer führen und forschte von ihm, wer er wäre. Der Pilger war nicht befangen, wie fönst wohl niedere Leute in vornehmer Gesellschaft; seine Augen ließ er ruhig und sicher über die Versammlung schweifen, und obgleich sein Haar schon ergraut war, trat er doch fest und sicher auf. Auf Befragen des Erzbischofs, wie er in den Besitz des Ringes gelangt und wer er sei, antwortete er: „Ich bin Markgraf Waldemar. Ich bin nicht gestorben, wie man bisher geglaubt hat. Man hat vor 27 Jahren einen andern statt meiner im Kloster Chorin begraben. Ich wollte für tot gelten; denn mein Gewissen war beschwert, daß ich eine nahe Verwandte zur Frau genommen. Um diese Sünde abzubüßen, zog ich in das heilige Land. Nun aber ist die Kunde zu mir gedrungen, daß mein Land unter fremden Herrschern im Unglück seufzt, und ich bin wieder heimgekommen, daß ich meines Volkes Leiden mildere." Das war eine wunderliche Rede, aber sie fand Glauben. Der Pilger glich an Gestalt und Aussehen dem alten Markgrafen, auch hatte er eine Narbe an der Stirn, wie Waldemar sie gehabt. Der Erzbischof von Magdeburg und viele andere fielen dem Manne zu. Als er in die Mark kam, entstand großer Jubel; die Bürger holten ihn festlich in die Städte und wußten kaum, wie sie ihn ehren sollten. Da stand es schlecht um die Herrschaft des Bayern in Brandenburg. Nur drei Städte blieben ihm treu, das waren Frankfurt, Spandau und Brietzen. Sie schlossen die Thore und ließen die bayerischen Fahnen von ihren Mauern wehen. Die Brietzener hielten sogar einen Sturm aus und schlugen das Kriegsvolk Waldemars zurück. Dafür gab Markgraf Ludwig der Stadt den Namen Treuenbrietzen, wie sie noch heißt bis auf den heutigen Tag. Die Bayern behaupteten, daß der Pilger ein Betrüger sei. Kaiser Karl Iv., dem man die Sache vorlegte, entschied erst, er sei der echte Waldemar, und bald daraus wieder, er sei es nicht. Ludwig der Bayer wurde über den ganzen Handel so verdrießlich, daß er abdankte und die Herrschaft über die Mark

5. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 6

1893 - Dresden : Ehlermann
sogleich die Uniform an und meldete sich dann bei dem Könige, der ihn feiner Gemahlin zuführte. Als das schöne mütterliche Auge der Königin auf dem blonden Knaben ruhte, der sich ehrerbietig auf ihre Hand neigte, da konnte die hohe Frau freilich nicht ahnen, daß es der künftige deutsche Kaiser fei, dem sie jetzt zu seinem Eintritt in das Heer Glück wünschte. Infolge der Aufregungen und Leiden jener Zeit erkrankte die Königin an einem Nervenfieber, und auch ihr jüngster Sohn, der Prinz Karl, lag an berfelbeit Krankheit darnieder. Dennoch zögerte sie nicht, die durch das Anrücken der Franzosen notwenbig gewordene Reife nach Memel anzutreten. „Ich will lieber in die Hände Gottes als dieser Menschen fallen," erklärte sie bestimmt. So wurde sie denn bei heftiger Kälte, Sturm und Schneegestöber in den Wagen getragen und, in Betten verpackt, zwanzig Meilen weit über die Kurische Nehrung geschafft; denn um den feindlichen Heeresabteilungen zu entgehen, wählte man den Weg über die schmale Landzunge zwischen dem Kurifchen Haff und der Ostsee. Drei Tage und drei Nächte brauchten die Reisenden, um an ihren Bestimmungsort zu gelangen, die Tage teils in den Sturmwellen des Meeres, teils auf dem Eise fahrend, die Nächte in den elendesten Quartieren zubringend. Die erste Nacht lag die Königin in einer Stube, wo die Fenster zerbrochen waren und der Schnee ihr aufs Bett geweht wurde, ohne erquickende Nahrung. So hat noch keine Königin die Not des Lebens empfunden! Und dennoch hielt sie ihren Mut, ihr himmlisches Vertrauen auf Gott aufrecht und belebte auch ihre Begleitung. In Mentet erholte sie sich allmählich wieder. Das königliche Paar empfand hier in der nordöstlichsten Stadt des Reiches, die es zu feiner Zuflucht erkoren hatte, die Not des Landes nicht minder als jedes Bürgerhaus. Es gab Zeiten, wo beim Mangel an barem Gelde für die täglichen Ausgaben im königlichen Haushalte nur das Unentbehrlichste übrigblieb. Das goldene Tafelgeschirr hatte der König, als Geldnot eintrat, in Silbergeld verwandeln lassen, nicht zu feinem eignen Gebrauch und Vorteil, sondern um Zahlungen für das Land und die schwergedrückten Unterthanen zu leisten. Die Mittagstafel war in hohem Grade einfach; der König hatte den Wein abbestellt und ausgesprochen, daß nicht eher raieber Wein auf feine Tafel gefetzt werben solle, als bis auch der ärmste Bürger wieber Bier trinken tonne. Was aber schwerer drückte als die Not des Lebens, war die Not des Vaterlandes; die Gefahr trat nach der Schlacht bei Friedland näher, daß die königliche Familie auch aus ihrer letzten Zuflucht aus Preußen verdrängt und genötigt werden würde, nach dem Ausland zu flüchten. Aber fest und unerschütterlich blieb auch in dieser Zeit das Königspaar, und die Königin Luise schrieb an ihren Vater, den Herzog von Mecklenburg - Strelitz, die mutigen Worte: „Auf dem Wege des Rechts leben, sterben und, wenn es fein muß, Brot und Salz essen, das ist unser fester Vorsatz."

6. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 44

1893 - Dresden : Ehlermann
44 ringt von unzähligen Neugierigen, öffneten sich für ihn die Thüren, und er trat ein. Schon Brannten im Saale die Fackeln und Kerzen. „Aller-gnäbigster Kaiser, gnäbtgfte Kurfürsten, Fürsten und Herren!" hob er an, „ich erscheine gehorsamst zu dem Termin, der mir gestern Abenb angesetzt ist, und bitte durch Gottes Barmherzigkeit, Ew. Majestät und ©naben wollen biefe gerechte und wahrhafte Sache gnäbigst hören. Und so ich aus llnoerstanb vielleicht einem jeglichen feinen gebührenben Titel nicht gebe ober mich sonst nicht nach Hofgebrauch in Gebärben zeigen sollte, bitte ich mir es gnäbigst zu gute zu halten. Denn ich bin nie bei Hofe gewest, fonbern immer in Klöstern gesteckt und kann von mir nichts anberes zeugen, als daß ich in dem, was ich bisher gelehrt und geschrieben, stets allein Gottes Ehre und der Christen Nutz und Seligkeit gesucht habe." Dann rebete er von feinen Büchern und den barin enthaltenen Lehren, alles in beutfcher Sprache. Da erinnerte man ihn baran, daß der Kaiser baoon nicht viel verstehe; er solle das mit lateinischen Worten wieberholen. Das that er auch, ob er gleich sehr schwitzte und ihm wegen des Getümmels sehr heiß war. Nach dem er lange überaus befcheiben gesprochen hatte, fiel ihm ein vornehmer Geistlicher in die Nebe und verlangte eine „schlichte und unoerwirrte" Antwort, ob er roiberrufen wolle ober nicht. Da sprach er: „Es fei benit, daß ich mit Zeugnissen aus der heiligen Schrift ober mit klaren und hellen Grünben überwiesen werbe, so kann und will ich nicht wiberruf en, weil es nicht geraten ist, etwas gegen das Gewissen zu thun. Hier stehe ich, ich kann nicht anders, Gott helfe mir, Amen!" Die Gaffen lagen schon im Dunkel, als Luther in seine Herberge zurückgeführt würde. Jnbem er hier eintrat, überkam ihn die Empfinbung, wie das die Stunbe fei, die er von Anfang an geahnt hatte, wo er allein der ganzen Welt gegenüberstehen würde. Er reckte die Hänbe hoch und rief mit fröhlichem Angesichte: „Ich bin hinburch, ich bin htnburch!" Auf Kaiser Karl hatte Luthers Auftreten feinen Einbruck gemacht. „Der soll mich nicht zum Ketzer machen!" rief er aus. Die Spanier, welche bei ihm waren, lachten und höhnten, einige waren Feuer und Flamme über den „frechen Mönch". Aber feinen Deutschen hatte Luther das Herz gerührt. Währenb er in dem Saale im Gebränge staub, hörte er hinter sich ermutigenbe Zurufe, und als er in der Herberge war, schickte ihm der Herzog Erich von Braunfchweig, der boch ein Gegner seiner Lehre war, eine silberne Kanne voll Einbecker Bier, bamit er sich erquicke. Luther fragte den Boten, welcher Fürst feiner so in ©naben gebenke, und ba er hörte, daß es Herzog Erich fei, und daß er selbst vorher von dem Biere getrunken, fürchtete er keine Vergiftung, fonbern trank beherzt und sprach: „Wie heute Herzog Erich meiner gebenkt, so gebenke feiner unser Herr Christus in feinem letzten Kampfe!" Erich vergaß biefe Worte nicht und

7. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 99

1893 - Dresden : Ehlermann
Fünfzig türkische Reiter daher; Die huben an, auf ihn zu schießen, Nach ihm zu werfen mit den Spießen. Der wackre Schwabe forcht' sich nit, Ging seines Weges Schritt vor Schritt, Ließ sich den Schild mit Pseilen spicken Und thät nur spöttlich um sich blicken, Bis einer, dem die Zeit zu lang, Auf ihn den krumnien Säbel schwang. Da wallt dem Deutschen auch sein Blut, Er trifft des Türken Pferd so gut: Er haut ihm ab mit einem Streich Die beiden Vorderfüß' zugleich. Als er das Tier zu Fall gebracht, Da faßt er erst sein Schwert mit Macht; Er schwingt es auf des Reiters Kopf, Haut durch bis auf den Sattelknopf, Haut auch den Sattel noch in Stücken Und tief noch in des Pferdes Rücken; Zur Rechten sieht man wie zur Linken 9. Friedrich Von Friedri 1. Der alte Barbarossa, Der Kaiser Friederich, Im unterird'schen Schlosse Hält er verzaubert sich. 2. Er ist niemals gestorben, Er lebt darin noch jetzt, Er hat im Schloß verborgen Zum Schlaf sich hingesetzt. 3. Er hat hinabgenommen Des Reiches Herrlichkeit Und wird einst wiederkommen Mit ihr zu seiner Zeit. 4. Der Stuhl ist elfenbeinern, Darauf der Kaiser sitzt; Der Tisch ist marmelsteinern, Worauf sein Haupt er stützt. 99 Einen halben Türken heruntersinken. Da packt die andern kalter Graus; Sie fliehn in alle Welt hinaus, Und jedem ist's, als würd' ihm mitten Durch Kopf und Leib hindurchgeschnitten. Drauf kam des Wegs 'ne Christenschar, Die auch zurückgeblieben war; Die sahen nun mit gutem Bedacht, Was Arbeit unser Held gemacht. Von denen hat's der Kaiser vernommen, Der ließ den Schwaben vor sich kommen. Er sprach: „Sag' an, mein Ritter wert! Wer hat dich solche Streich'gelehrt?" Der Held bedacht' sich nicht zu lang': „Die Streiche sind bei uns im Schwang; Sie sind bekannt im ganzen Reiche, Man nennt sie halt nur Schwabenstreiche." Barbarossa. ch 9?ücfert. 5. Sein Bart ist nicht von Flachse, Er ist von Feuersglut, Ist durch den Tisch gewachsen, Woraus sein Kinn ausruht. 6. Er nickt als wie im Traume, Sein Aug' halb offen zwinkt, Und je nach langem Raume Er einem Knaben winkt. 7. Er spricht im Schlaf zum Knaben: „Geh hin vors Schloß, o Zwerg, Und sieh, ob noch die Raben Herfliegen um den Berg! 8. Und wenn die alten Raben Noch fliegen immerdar, So muß ich auch noch schlafen Verzaubert hundert Jahr'."

8. Erzählungen aus der Geschichte der neueren Zeit - S. 15

1887 - Dresden : Höckner
— 15 — au der Seite, die rechte Hand auf des Schwertes Knopf, mit der andern das Heft umfassend. . . . Seine Augen waren schwarz und tief, blitzend und funkelnd wie ein Stern, so daß sie nicht wohl mochten angesehen werden. ..." Zu ihrem Erstaunen forderte der Reiter die beiden Studenten auf bei Philipp Melanchthon Griechisch und Hebräisch zu lernen, und las selbst in einem hebräischen Psalter. Eine heimliche Mitteilung des Wirtes verriet ihnen, wer der Reitersmann sei, aber sie wollten es nicht glauben. „Während alledem kamen zwei von den Kaufleuten, die allda auch über Nacht bleiben wollten, und nachdem sie sich entspornt, legte einer neben sich ein uneingebundenes Buch. Da fragte Martinus, was das für ein Buch wäre; er sprach: „Es ist Doktor Luthers Auslegung etlicher Evangelien und Episteln, erst neu gedruckt und ausgegangen; habt ihr die nie gesehen?" Sprach Martinus: „Sie werden mir auch bald zukommen." Da sprach der Wirt: „Liebe Gesellen, setzt euch zu den Herren an den Tisch, ich will euch geziemend halten." Da das Martinus hörte, sprach er: ,,Kommt herzu, ich will die Zehrung mit dem Wirt schon abmachen." Unter dem Essen sprach Martinus viel gottselige, freundliche Reden, daß die Kaufleute und wir vor ihm verstummten und mehr auf feine Worte, als auf alle Speisen achteten. Unter diesen beklagte er sich mit einem Seufzer, wie gerade jetzt die Fürsten und Herren auf dem Reichstage zu Nürnberg wegen Gottes Wort, diesen schwebenden Händeln und der Beschwerung deutscher Nation versammelt wären, aber zu nichts mehr geneigt wären, als die kurze Zeit mit kostbarem Turnier und Schlittenfahrt zu verbringen, da doch Gottesfurcht und ernstliche Bitte zu Gott besser dazu helfen würde.... Darnach sagten die Kaufleute auch ihre gute Meinung, und sprach der ältere: „Ich bin ein einfältiger, schlichter Laie, versteh mich auf die Händel nicht besonders, das sprech' ich aber: wie mir die Sach' erscheint, muß der Luther entweder ein Engel vom Himmel oder eilt Teufel aus der Hölle fein. Ich habe Lust noch zehn Gulden ihm zu Liebe aufzuwenden, damit ich ihm beichten kann, denn ich glaube, er würde und könnte mein Gewissen wohl unterrichten." Indem kam der Wirt neben uns und sprach heimlich: „Habt nicht Sorge um die Zehrung, Martinus hat das Nachtmahl für euch berichtigt." Das freute uns sehr, nicht wegen des Geldes und Genusses, sondern daß uns dieser Mann gastfrei gehalten hatte. . . . Und nach solchen Gesprächen nahm er ein hoch Bierglas und sprach nach des Landes Brauch: „Schweizer, trinken wir noch einen freundlichen Trunk zum Segen!" Und wie ich das Glas von ihm empfangen wollte, wechselte er das Glas, bot dafür ein Glas mit Wein und sprach: „Das Bier

9. Erzählungen aus der Geschichte der neueren Zeit - S. 14

1887 - Dresden : Höckner
bent alten Luther, als ob ihm fein Sohn wiebergefchenft fet. Darnach begann Lnther mit frischem Mute das großartige Werk der Übersetzung der Bibel in die deutsche Sprache. Zuerst übersetzte er das neue Testament, um dem gesamten deutschen Volke selbst das Lesen und Stubieren des Evangeliums zu ermöglichen, von welchem ev bisher nur Trocken aus Priestermunb vernommen hatte. Luther schuf mit dieser Übersetzung nicht nur ein christliches Werk, fonbern auch ein nationales: er würde baburch der Schöpfer unserer Schriftsprache, welche seitbem als das festeste Banb alle Stamme beutscher Zunge vereint. 8. Luthers Mückkehr nach Wiltenßer'j',; Me- l'anchthon. Mitten in der Arbeit traf ihn die Nachricht von Unruhen in Wittenberg, welche von den „Silber* sturmer n" (Karlstabt) veranlaßt waren. Luther sah die gefunbe Entwickelung seines Werkes gefahrbet und eilte nach Wittenberg, wo er alsbalb durch die Macht feines Wortes die Orbnung wieberherstellte. Unterwegs rastete er im Wirtshaus „Zum schwarzen Bären" in Jena; hier traf er unerkannt mit zwei Schweizer Studenten zusammen, die um ihn zu hören nach Sbittcnberg zogen. (Suter von ihnen hat die Begegnung aufgezeichnet: „Dort fanden wir einen Mann allein am Tische fitzen und vor ihm lag ein Büchet; er grüßte uns freundlich, hieß uns näher kommen und zu sich an den Tisch setzen. Denn unsre Schuhe waren — hier mit Verlaub zu schreiben — so voll Koth und Schmutz, daß wir aus Scham nicht fröhlich in die Stube eintreten konnten und drückten uns heimlich bei der Thür auf ein Bänklein nieder. Da bot er uns zu trinken, was wir ihm nicht abschlagen konnten. Als wir so feine Freundlichkeit und Herzlichkeit vernahmen, setzten wir uns zu ihm, wie er geheißen, an feinen Tisch, ließen ein Maß Wein auftragen, damit wir der Ehre wegen wiederum auch ihm zu trinken böten. Wir vermeinten aber nicht anders, als er wäre ein Reiter, der nach Landesgewohnheit da saß, mit einem roten Lederkäppel, in Hosen und Wams, ohne Rüstung, ein Schwert

10. Erzählungen aus der Geschichte der neueren Zeit - S. 17

1887 - Dresden : Höckner
ein musterhaftes Leben. Sein Haus war weder ein Platz für rauschende und lärmende Vergnügungen, noch ein Ort finsteren Ernstes und freudloser Weltflucht. Gastfrei war fein Tisch, an welchem sich eine ganze Anzahl armer Studenten und Magister leiblich und geistig sättigten; aber auch vornehme Personen hat sein Dach genug beherbergt. Alle, die ihm nahten, wurden von der Gewalt seiner Persönlichkeit ergriffen und lauschten den herrlichen Reden, die er zumal bei Tische zu führen pflegte. Am wohlsten aber fühlte sich der große Mann, wenn er nach den Stürmen und Kämpfen des Amtes in Spiel und Scherz mit Frau und Kindern Erholung fand. Immerdar übte er sich und die Seinen, alles Schöne und Edle, was die Welt in sich birgt, als Gottes Gabe anzusehen und dankbar zu genießen. Wenn er im Hausgarten unter dem frnchtbeladenen Birnbaum staut), so lehrte er die Kinder Gottes Walten bewundern, welcher den Baum nach der Dürre des Winters also herrlich ge-schmückt: „Seht, vor einem halben Jahre war die Frucht tiefer unter der Erde, als sie lang und groß ist, und saß rm äußersten Wipfel der Wurzel. Diese allerkleinsten und unachtsamsten Kreaturen sind die größten Wunderwerke Gott ist in der geringsten Kreatur, als in einem Baumblatt oder Gräslein!" - Die schönste Weihe lag über feinem Haushalt, wenn er die Seinen zur Andacht versammelte. Da schlug er wohl selbst die Laute und sang mit ihnen ein Lied, das er selbst ersonnen und selbst in Musik gesetzt. Denn Luther war auch ein gewaltiger Dichter und Musiker und manches kräftige Lied von ihm singt die Gemeinde noch heutigentags." So ward Luthers Hausstand nicht nur für das evangelische Pfarrhaus, «T, 5. r fefte Burg ist unser Gott k.“-, der Nürnberger Meistersinger Hans Sachs nennt Luther „die Wittenberger Nachtigall",
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