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1. Die Elemente der mathematischen und der astronomischen Geographie - S. 56

1911 - Dresden [u.a.] : Ehlermann
56 Die Kometen. Jupiter, der verschiedene Kometen nachweislich in andere Bahnen hineingeworfen hat. § 31. Physische Beschaffenheit der Kometen. Über die physische Beschaffenheit der Kometen sind wir vielfach noch im Unklaren. Feste Bestandteile besitzen sie höchstens im Kern des Kopfes, der möglicherweise aus einer Anzahl kleiner kosmischer Partikeln besteht, welche bei grösserer Entfernung von der Sonne in der ungeheuren Kälte des Weltenraumes (—2730 C) von einer Eiskruste umhüllt sein mögen. Im übrigen besteht seine Masse aus Gasen im Zustande einer grossen Verdünnung, denn selbst licht- schwache Sterne werden durch Schweif und Kopf hindurch sichtbar. Das Spektrum der meisten Kometen zeigt drei helle, einseitig verwaschene Bänder, welche auf das Vorhan- densein ölbildender Gase hinweisen. Dies Spektrum ändert sich aber in der Sonnennähe, es verblasst mehr und mehr, während immer deutlicher die gelbe Natriumdoppellinie auf- tritt. Dieser Umstand beweist, wie es auch der unmittelbare Augenschein bestätigt, dass jetzt gewaltige Änderungen in der Kometenmasse sich vollziehen. Nach Zöllner schmilzt jetzt das Eis, welches die festen Brocken des Kernes umgiebt, auf der der Sonne zugewandten Seite, und es bildet sich eine Dampfhülle um denselben. Steigt die Erhitzung bei grosser Sonnennähe sehr bedeutend, so gerät das beim Verdampfen des Wassers zurückgebliebene Natrium, welches neben anderen Substanzen im Wasser gelöst war, ins Glühen und geht in Dampfform über, sodass jetzt die gelbe D-Linie erscheint. Auch müssen grosse Elektrizitätsmengen bei diesen Vor- gängen frei werden, die in ihren abstossenden Wirkungen mit zu der ungeheuer rapiden und gewaltigen Entwickelung der Schweife beitragen mögen, andererseits aber auch nament- lich im Kerne gewaltsame Entladungen und plötzliche Licht- ausbrüche verursachen werden. Die Wirkungen der Sonnen- hitze können sich schliesslich derartig steigern, dass der Kern mitsamt der ihn umgebenden Dunsthülle zerrissen wird (Se- ptember-Komet 1882); es werden dann aus einem Kometen deren zwei oder mehrere, die neben- oder hintereinander in ziemlich derselben Bahn ihren Weg fortsetzen. Dass schliess- lich hinten am Schweif fortwährend gleichsam Fetzen abreissen, wenn der Komet die Sonnennähe passiert, folgt aus der Un- gleichheit der Geschwindigkeit, die sich jetzt zwischen Kopf und Schweifende herausbilden muss. Es ist leicht begreiflich, dass ein Komet, der oft durch sein Perihel geht, zuletzt in einen Ring von ungleichartigem Gefüge seiner Masse ausein- ander gezogen wird; diesen mögen dann die kleinen und

2. Die Elemente der mathematischen und der astronomischen Geographie - S. 51

1911 - Dresden [u.a.] : Ehlermann
§ 28. Physische Beschaffenheit des Mondes. 51 § 28. Physische Beschaffenheit des Mondes. Auf der uns zugewandten Seite besitzt der Mond keine Spur einer Atmosphäre — es folgt dies aus dem plötzlichen Verschwinden der Fixsterne, welche der Mond bedeckt, und ihrem ebenso plötzlichen Wiederaufleuchten, aus dem tief- schwarzen, scharfem Schatten der Mondberge und dem Spec- trum des Mondlichtes, das keinerlei Absorptionsstreifen zeigt —, er hat auch weder Wasser noch Wolken. Seine Oberfläche ist höchst uneben, wie dies besonders deutlich am Innenrande der Sichel oder des Mondviertels im Fernrohr hervortritt; neben ausgedehnten Ebenen, welche als dunkle Flecken erscheinen und früher als Meere bezeichnet wurden, finden sich Berggipfel, welche die Höhe unserer Berge erreichen, z. B. auf Curtius nahe dem Südpol des Mondes mit 8830 m. Kettengebirge sind auf dem Monde verhältnis- mässig selten, dagegen sind für ihn besonders charakteristisch Ringgebirge, die in Wallebenen übergehen, wenn ihr Durch- messer 150 km und darüber (bis zu 300 km) erreicht, Krater dagegen, wenn ihr Durchmesser nur minimal ist. Bemerkens- wert ist, dass der Wall nach aussen meist allmählich in Terrassen, dagegen nach innen sehr steil abfällt, dass die innere Bodenfläche durchweg höher liegt als die äussere Umgebung, und dass sich nicht selten im Inneren einzelne Bergkuppen, Centraiberge, erheben, die jedoch fast nie die Höhe des Walles erreichen. Die Zahl der Ringgebirge, von denen die ausgezeichneteren die Namen berühmter Männer, vornehmlich von Astronomen, z. B. des Newton, Tycho, Ptolemaeus, Copernicus, Kepler u. s. w. tragen, ist sehr gross, so sind auf der Mondkarte von J. F. Schmidt 32856 derselben (Krater eingeschlossen) verzeichnet, und die Zahl der wirklich vor- handenen ist noch vielmal höher zu schätzen. Eine eigen- tümliche Bildung sind ferner die sogenannten Rillen, die bis- weilen eine Breite von 2 km besitzen und in einer Längen- ausdehnung bis zu 200 km von Krater zu Krater quer durch die Ebenen und selbst die Ringgebirge ziehen ; sie sind wohl Sprünge in der Mondoberflache, welche infolge der sehr grossen Temperaturdifferenzen, die zwischen der sehr starken Erhitzung durch die Sonnenstrahlen und der entsprechend starken Abkühlung durch ungehemmte Ausstrahlung in den Weltenraum eintreten müssen, entstanden sind. Ob das Innere des Mondes bereits vollständig erstarrt ist, oder ob dasselbe noch in flüssigem Zustande sich befindet, und infolgedessen Umgestaltungen der Oberfläche noch möglich sind, ist uns mit Sicherheit nicht bekannt. J. F. Schmidt in Athen will eine Änderung des Kraters Linné und H. J. Klein das Entstehen eines neuen kleinen Kraters bemerkt haben. 4*

3. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 20

1893 - Dresden : Ehlermann
20 Als dann auch das übrige deutsche Reich auf die Seite Österreichs trat, stand fast ganz Europa mit 500 000 Mann Kriegern gegen den einzigen König _ von Preußen in den Waffen. Jedermann hielt ihn für verloren, und die Feinde hatten schon eine Teilung seiner Länder unter sich verabredet. Aber niemand hatte berechnet, was auch ein kleines Volk vermag, wenn es mit Liebe an seinem Fürsten hängt; niemand ahnte, welche Heldenkraft und Feldherrnkunst Friedrich Ii. nun entwickeln würde. Sieben Jahre hielt er seinen Gegnern stand, die sich vergebens bemühten, ihn zu Falle zu bringen. Glänzende Siege erfocht er; unter diesen strahlen am hellsten die Siege bei Roßbach und bei Leuthen. a) Der Sieg bei Rofzbach. Nach A. W. Grube. Charakterbilder aus der Geschichte und Sage. Im Jahre 1757 waren die Russen raubend und plündernd in Ostpreußen eingedrungen und hatten den preußischen Feldmarschall Lehwaldt bei Großjägersdorf geschlagen; die Schweden hatten Pommern besetzt, und zwei französische Heere waren in Hannover und Hessen eingedrungen. Friedrichs Lage schien verzweiflungsvoll. Er teilte sein Heer in mehrere Haufen, und mit einem derselben wandte er sich gegen die Franzosen, um ihrem weiteren Vordringen Einhalt zu thun. In Gotha trafen die Preußen zuerst mit ihnen zusammen. Friedrich hatte von der Herzogin von Gotha geheime Nachricht erhalten, daß der französische General Soubise nebst der ganzen Generalität sich in das herzogliche Schloß einquartiert habe. Sogleich sprengte der preußische General Seidlitz, der kühne Reiterführer, mit 1500 Reitern nach Gotha. Es war gerade Mittag, und die Franzosen ließen es sich bei reich besetzter Tafel gut schmecken, als Seidlitz vor den Thoren erschien. Die 6000 Franzosen, die in der Stadt lagen, dachten an keinen Widerstand, sondern verließen erschrocken ihre rauchenden Schüsseln und flohen mit solcher Eile aus der Stadt, daß von den hereinstürmenden Preußen nur wenige Soldaten, aber desto mehr Friseure, Köche, Komödianten und Kammerdiener gefangen und ganze Kisten voll wohlriechender Wasser und Pomaden, auch eine Menge Haarbeutel, Pudermäntel und Sonnenschirme erobert wurden, ein Beweis, welche Üppigkeit damals im französischen Lager herrschte. Triumphierend kehrten die Reiter mit der gemachten Beute zu ihren lachenden Kameraden zurück. Nachdem Soubise zu Erfurt mit dem Reichsheer sich vereinigt hatte, zog er weiter, um den König Friedrich auszusuchen. Dieser rückte bereits dem 60 000 Mann starken Feinde mit 22 000 Mann kühn entgegen. Bei dem Dorfe Roßbach, nicht weit von Weißenfels, traf er am 5. November mit ihm zusammen. Schon jubelten die Franzosen, daß Friedrich mit seiner Potsdamer Wachtparade — wie man das kleine Preußenheer nannte — dem Tode oder der Gefangenschaft nicht entgehen könnte. Mit

4. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 4

1893 - Dresden : Ehlermann
b) Ein Sommcrabend auf der Pfaueninscl. Zu den einfachen und doch so genußreichen Vergnügungen, welche das Königspaar sich und seinen Kindern während des Aufenthaltes in Paretz bereitete, gehörten auch häufige Gondelfahrten auf der Havel, wozu die schönen Ufer dieses Flusses ganz besonders einluden. Oft war die reizend gelegene Pfaueninsel das Ziel dieser Fahrt. Was für ein herrliches Sbilb fröhlichen Familienlebens sich bei solchen Gelegenheiten entfaltete, können wir aus einer Schilderung entnehmen, die der Bischof Eylert in seinen „Charakterzügen aus dem Leben Friedrich Wilhelms Iii." uns erhalten hat. „— Nach aufgehobener Tafel fragte einst die Königin: „Wo sind die Kinder?" Und es wurde geantwortet: „Sie sind alle dort auf der Landzunge und spielen auf der Wiese." — „Können wir sie nicht überraschen, liebster Freund?" sagte die Königin zum König. „Ja," antwortete dieser, „da müssen wir mit der Gondel einen Umweg durchs Rohr nehmen, sodaß sie uns nicht sehen." Das geschah, und der König selbst ruderte langsam und leise, die Königin stand in ihrer hohen, edlen Gestalt aufrecht im Schiffe, und ihr seelenvolles mütterliches Auge sah spähend nach dem bezeichneten Orte. Nun sprang der König ans Ufer, und die Kinder jauchzten fröhlich auf ihren Eltern entgegen, und diese umarmten sie mit inniger, froher, frischer Zärtlichkeit, als wenn sie dieselben seit acht Tagen nicht gesehen hätten. „Papa," fragte der Kronprinz, „wo sind Sie hergekommen?" Der König antwortete: „Durchs Schilfrohr!" — „Das ist prächtig." — Auf die Frage: „Warum?" sagte er: „I — im Rohr ist gut Pfeifen schneiden." — „Wie verstehst du das?" — „Das heißt: kluge Leute wissen die Umstände zu benutzen." — „Wenn du das auf dich anwenden wolltest, welche Pfeifen würdest du dann jetzt schneiden?" Der Kronprinz antwortete mit der ihm eigenen Anmut: „Dann würde ich bitten, daß wir hier auf der Wiese unsere Abendmilch genießen dürften und alle, alle froh zusammenblieben." Der König reichte dem munteren Knaben scherzend die Hand, die Königin drückte ihn innig an ihr glückliches Mutterherz, und seine kindliche Bitte wurde erhört. Die ganze Gesellschaft lagerte sich auf ausgebreiteten Teppichen. Die Königin lehnte sanft ihr Haupt an die Schulter des Königs, seine Hand in der ihrigen haltend. Fröhlich spielten die lieblichen königlichen Kinder umher. Alles war bei dem einfachen Mahle in sanfter, heiterer Stimmung. Nach einem schönen Sommertage ging prächtig die Sonne unter, und aus dem nahen Gebüsch ertönte wie Abendsegen sanfte Musik. Die Königin blickte mit dem Ausdruck tiefer, heiterer Ruhe nach der untergehenden Sonne hin; ihr Blick war Gebet, Dank, Freude. —"

5. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 61

1893 - Dresden : Ehlermann
61 Karl, mitten unter ihnen, bestand manchen heißen Kampf mit wilden Ebern, Bären und Auerochsen. Karl hatte einen starken Appetit, aber er war nicht üppig, weder im Essen noch im Trinken. Ein Wildbraten, vom Jäger am Spieße auf die Tafel gebracht, war seine Lieblingsspeise. Die Trunkenheit war ihm verhaßt. Des Nachts stand er öfters von seinem Lager auf und nahm Schreibtafel und Griffel, um sich in der früher versäumten Kunst des Schreibens zu üben, oder er betete ober stellte sich ans Fenster, um mit Ehrfurcht und Bewunberung des Schöpfers den gestirnten Himmel zu betrachten. Die einfache Lebensweise erhöhte außerordentlich die Körperkraft des gewaltigen Mannes; er soll so stark gewesen sein, daß er einen geharnischten Mann aufhob wie ein Kind. Seine Kleidung war einfach und nach beutscher Art. Seine Gemahlin und seine Töchter verfertigten selbst mit fleißiger Hand die Gewänder, welche er trug: Strümpfe und leinene Beinkleiber, mit farbigen Bänbern kreuzweis umwunben, ein leinenes Wams und bctrüber einen einfachen Rock mit fetbenen Streifen. Aber stets hing ihm ein großes Schwert mit golbenent Griff und Wehrgehänge an der Seite. Nur an Reichstagen und hohen Festen erschien er in voller kaiserlicher Pracht, mit einer golbenen, von Ebelsteinen schimmernben Krone auf dem Haupte, angethan mit einem goldburchwirkten Kleibe, in Schuhen mit Ebelsteinen besetzt, in einem Mantel, den eine golbene Spange am Halse zusammenhielt; an Werktagen aber unterschied er sich in seiner Tracht kaum von dem gewöhnlichen Volke. 9. Hermann, der Befreier. Nach A. W. Grube. Charakterbilder aus der Geschichte und Sage, und Audrä. Erzählungen aus der Weltgeschichte. 1. Das Römerjoch. Zur Zeit als der Kaiser Augustus regierte, unter bessen Herrschaft, wie wir wissen, der Heilanb geboren worben ist, hatten die Römer schon einen großen Teil der bamats bekannten Erbe sich unterthänig gemacht. Sie suchten nun auch Deutschland, das bis dahin sich frei gehalten hatte, zu erobern, und biefe Unternehmung war lange von gutem Erfolge begleitet. Denn die Deutschen waren unter sich uneinig, auch glaubten nicht alle unter ihnen, daß die Römer so Schlimmes im Schilde führten; zudem waren sie der Kriegskunst unkundig und vermochten trotz ihrer Tapferkeit gegen die besser bewaffneten und geübteren Römer nicht viel auszurichten. Schon meinten die Römer, sie wären fast am Ziele, da sie das Land vom Rheine bis zur Elbe durchzogen hatten, als ein deutscher Held ihren Eroberungen auf dem rechten Ufer des Rheins ein Ziel setzte. Arminius ober Hermann — so hieß der eble beutsche Held — war

6. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 87

1893 - Dresden : Ehlermann
87 plötzlich scholl die Kunde durch das Land, Waldemar lebe noch. Als im Frühling des Jahres 1348 Markgraf Ludwig vou seinem Lande abwesend war, erschien zu Wollmirstädt vor der Burg des Erzbischofs von Magdeburg ein Pilgersmann und ließ sagen, er habe dem Erzbischöfe etwas Wichtiges mitzuteilen. Dieser saß aber gerade mit vielen Gästen bei Tische, denn er feierte ein Fest. Als dies die Diener dem Pilger sagten, sprach er: „Könnt ihr mich nicht zu eurem Herrn führen, so bittet für mich um einen Becher Weins!" Als sie den Trank brachten, leerte der Pilger den Becher in kräftigem Zuge, ließ dann einen Siegelring hineinfallen und bat, daß man den Becher dem Erzbischof zurückbringe. Kaum hatte dieser den Ning, der mit einem fürstlichen Wappen geschmückt war, gesehen, als er rief: „Das ist Markgraf Waldemars Ring!" Darüber verwunderten sich die Gäste über die Maßen; aber der Erzbischof ließ den Pilgersmann in das Zimmer führen und forschte von ihm, wer er wäre. Der Pilger war nicht befangen, wie fönst wohl niedere Leute in vornehmer Gesellschaft; seine Augen ließ er ruhig und sicher über die Versammlung schweifen, und obgleich sein Haar schon ergraut war, trat er doch fest und sicher auf. Auf Befragen des Erzbischofs, wie er in den Besitz des Ringes gelangt und wer er sei, antwortete er: „Ich bin Markgraf Waldemar. Ich bin nicht gestorben, wie man bisher geglaubt hat. Man hat vor 27 Jahren einen andern statt meiner im Kloster Chorin begraben. Ich wollte für tot gelten; denn mein Gewissen war beschwert, daß ich eine nahe Verwandte zur Frau genommen. Um diese Sünde abzubüßen, zog ich in das heilige Land. Nun aber ist die Kunde zu mir gedrungen, daß mein Land unter fremden Herrschern im Unglück seufzt, und ich bin wieder heimgekommen, daß ich meines Volkes Leiden mildere." Das war eine wunderliche Rede, aber sie fand Glauben. Der Pilger glich an Gestalt und Aussehen dem alten Markgrafen, auch hatte er eine Narbe an der Stirn, wie Waldemar sie gehabt. Der Erzbischof von Magdeburg und viele andere fielen dem Manne zu. Als er in die Mark kam, entstand großer Jubel; die Bürger holten ihn festlich in die Städte und wußten kaum, wie sie ihn ehren sollten. Da stand es schlecht um die Herrschaft des Bayern in Brandenburg. Nur drei Städte blieben ihm treu, das waren Frankfurt, Spandau und Brietzen. Sie schlossen die Thore und ließen die bayerischen Fahnen von ihren Mauern wehen. Die Brietzener hielten sogar einen Sturm aus und schlugen das Kriegsvolk Waldemars zurück. Dafür gab Markgraf Ludwig der Stadt den Namen Treuenbrietzen, wie sie noch heißt bis auf den heutigen Tag. Die Bayern behaupteten, daß der Pilger ein Betrüger sei. Kaiser Karl Iv., dem man die Sache vorlegte, entschied erst, er sei der echte Waldemar, und bald daraus wieder, er sei es nicht. Ludwig der Bayer wurde über den ganzen Handel so verdrießlich, daß er abdankte und die Herrschaft über die Mark

7. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 17

1893 - Dresden : Ehlermann
17 90 Jahren 11 Monaten und 16 Tagen im achtundzwanzigsten Jahre feiner ruhmvollen und reich gesegneten Regierung zur ewigen Ruhe eingegangen. 2. Friedrich der Große. 1. Der entlaufene Fritz. Nach A. W. Grube. Charakterbilder aus der Geschichte und Sage. Auf den ersten König von Preußen, Friedrich I., den Sohn und Nachfolger des großen Kurfürsten, war im Jahre 1713 Friedrich Wilhelm I. gefolgt. Das war ein strenger Regent und ein sehr rauher Mann be vieler Herzensgute und Frömmigkeit. Auf Künste und Wissenschaften gab er wenig, desto mehr aber auf Verbesserung des Ackerbaues, und seine größte Freude hatte er an seinem Kriegsheer und besonders an dem Grenadierregiment, für das er aus allen Gegenden Deutschlands die größten und schönsten Leute anwerben ließ. Für einen sieben Fuß hohen Flügelmann gab er gern die größte Summe, sonst aber war er sehr sparsam und hinterließ seinem Sohne einen gefüllten Schatz. Sein ältester Sohn, eben der berühuite Friedrich Ii., der am 24. Januar 1712 in Berlin geboren war, zeigte jedoch schon in früher Jugend einen ganz andern Sinn als der Vater. Er haßte den Zwang, mit dem man ihn von seinem achten Jahre an zu militärischen Übungen anhielt. In fernem zehnten Jahre mußte er bereits gleich einem gemeinen Soldaten trotz Wind und Wetter mit Tasche und Flinte auf die Schloßwache ziehen und (--childwache stehen. Vom fünfzehnten Jahre an nahm ihn der König unter seine unmittelbare Aufsicht und reihte ihn im sechzehnten als Offizier in sein geliebtes Heer. Der rege Geist des Kronprinzen verlangte aber nach einer höheren geistigen Beschäftigung; er fühlte sich vor allem zur Dichtkunst und zur Musik hingezogen. Das waren freilich Dinge, die der Vater verachtete; denn er mochte keine andern Bücher leiden als Bibel und Gesangbuch. Dennoch gelang es dem Prinzen mit Hilfe der Mutter, seiner Neigung im stillen zu folgen. Gar zu gern warf er sich, wenn die Übungen in den Waffen beendet waren, in seinen goldgestickten Schlafrock, ließ sich frieren und las seine Bücher oder blies die Flöte. Einst, als eben der berühmte Quanz, sein Lehrer im Flötenspiel, bei ihm war, ertönte der Schreckensruf: „Der König kommt!" Eilig flüchtete der Lehrer sich in den Kamin; der Prinz versteckte Flöte und Noten, warf den Schlafrock weg und zog die Uniform an. Da trat der König ein. Sein spähendes Auge entdeckte gar bald die Bücher, den Haarputz und endlich gar den ^chlafrock. ^.er Schlafrock wurde ins Feuer geworfen, die Bücher wurden dem Buchhändler zurückgeschickt und die schön frisierten Haare vom Hofchirurgus abgeschnitten. Heilwig, Bilder cni§ der Vaterländischen Geschichte. 2

8. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 76

1893 - Dresden : Ehlermann
76 weilt Kaiser Friedrich der Rotbart mit Utchen, seiner Tochter, und dem ganzen wunderlichen Hofstaate. Im unterirdischen Saale sitzt er nachdenkend und sinnend an marmornem Tische. Zu Zeiten gelingt es einem Sterblichen, in jenes Gemach zu driugen. Dann wacht der Kaiser aus seinem Schlummer aus, schüttelt den roten Bart und begehrt Kunde, ob noch krächzende Raben den Kyffhäuserberg umkreisen. Solange die schwarzen Vögel noch um die Felsenkrone flattern und ein Adler sie nicht Hinweggetrieben hat, so lange — meldet die Sage — verharrt auch der Alte noch in seiner verzauberten Burg. Vernimmt er, daß sie noch kreischen so bückt er düster vor sich hin, seufzt tief und spricht: „Schlaf wieder ein,' müde fceele! Noch muß ich wieder hundert Jahre harren, bevor ich aufs neue unter meinem Volke erscheine." Zuletzt soll den schlummernden Kaiser ein Hirt gesehen haben, der seine Ziegen durch die goldene Aue trieb und sich am Kyffhäuserberg verirrte. Der Bart des Kaisers war beinahe um den Marmortisch geschlungen. Wenn er denselben ganz bedeckt, dann erwacht Friedrich Barbarossa und die Raben sind verscheucht. Das Reich soll dann in neuer Herrlichkeit erstehen. 2. D> os Brautpaar von Nennungen. Von H. Prvhle. Deutsche Sagen. Der Sauhirt von Nennungen wollte sich ein Weib nehmen. Die Braut vermochte wohl eine kleine Hochzeit zuzurichten; aber das Tafelgeschirr mußten sie von Utchen aus dem Kyffhäuser borgen und auch den Hochzeitswein von ihr erbitten. Als sie nun auf den Berg kamen, that sich eine Thür vor ihnen auf, und eine schöne Musik scholl ihnen entgegen. Utchen aber füllte ihnen ihren Korb mit Tellern, Schüsseln, Messern, Bechern und kostbarem Wein. Darauf zeigte ihnen Utchen die Schönheiten des unterirdischen Schlosses, und sie sahen auch den Kaiser Friedrich in seiner Herrlichkeit. Zuletzt gingen sie wieder nach ihrem Dorfe hinunter, und wiewohl es ihnen lange gedeucht hatte, so glaubten sie doch nur eine Rächt im Kyffhäuser gewesen zu sein. Sie schritten in den hellen Morgen hinein nach Nennungen zu. Da aber war ihnen alles fremd, und die Leute sahen sie lange verwundert an. Endlich trat einer näher und fragte: „Seid ihr denn aus Nennungen?" — „Ei wohl," antwortete die Braut, „wir wollen Hochzeit machen, sind schon zweimal dort in der Kirche aufgeboten und haben uns nur das Geschirr und den Wein vom Kaiser Rotbart und von Utchen geholt." Darüber lachten die Leute, denn das Brautpaar war steinalt geworden, und die ältesten Männer und Frauen hatten nicht mehr so altfränkische Kleidung gesehen, wie die beiden trugen. Wegen des Lachens wurde der Bräutigam fast böse und sprach: „Ei, ich bin ja hier ein Hirt in Nennungen!" Darüber lachten alle noch lauter, denn er hatte einen eisgrauen Bart bekommen. Nun gingen die beiden Leutchen zum Pfarrer, denn sie verlangten sehnlich, ein Ehepaar zu werden.

9. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 77

1893 - Dresden : Ehlermann
77 Der Pfarrer fand im Kirchenbuche, daß dies Brautpaar vor zweihundert Jahren in den Kyffhäuser gegangen und verschwunden sei. Er ließ sich bewegen, es zum dritten Male aufzubieten und zu trauen. Auch rüsteten ihnen die Leute eine kleine Hochzeit aus, wobei das Brautpaar ihnen Utchens Wein vorsetzte und das Geschirr aus dem Kyffhäuser gebraucht wurde. Nach der Hochzeit trug das Paar das Geschirr wieder in den Kyffhäuser, aber Utchen war diesmal sehr böse, weil sie ihr keinen Hoch* zeitskuchen mitbrachten. 3. Kaiser und Junker. Von H. Pröhle. Deutsche Sagen. Einige Musikanten beschlossen auf den Kyffhäuser zu gehen und zu spielen. „Wo ist Utchen?" riesen sie oben. Da fing sogleich droben der Hahn zu krähen an, und neben ihnen stand Utchen. Sie begrüßte« sie und sagten, daß sie dem Kaiser Friedrich ein Ständchen bringen wollten. Sie spielten drei Stücke, erhielten aber nur drei Eichenzweige zum Lohne, welche Utchen an ihre Hüte steckte. Ein tiefsinniger Musikant wollte nun noch immer fortspielen. Allein die andern sagten bald: . „Laßt uns zum Ritter auf die Rotenburg gehen! Da ist’s doch noch ein ander Werk als bei dem alten Kaiser in seinem Turm. Der zahlt doch noch mit ordentlichem Gelde und ißt und trinkt wie unsereins und wohnt mit nichten unten im Turm, sondern in einem schönen, anmutigen Schlosse mit stattlichen Zimmern. Kaiser hin, Kaiser her! Der Junker ist unser Mann." Sie machten sich also auf den Weg zu dem Ritter nach der Rotenburg. Utchens Sträuße rissen sie von den Hüten. Nur der eine, welcher noch länger in den Ruinen des Kyffhäuserschlosses hatte spielen wollen, ließ den Zweig sitzen. Wie nun die Gesellen sich der Rotenburg näherten, riefen sie: „Juchhe, juchhe! Pförtner, thu auf! Die lustigen Musikanten kommen! Der Ritter von der Rotenburg mit seiner gnädigen Gemahlin lebe hoch!" Da schwenkten sie wohl alle die Hüte; aber nur an dem Hute des tiefsinnigen Musikanten klinkerte und klankerte es. Er trug einen goldenen Eichenzweig am Hute. Da eilten die andern Musikanten nach dem Kyffhäuser zurück, um ihre grünen Zweige zu suchen; sie waren aber verschwunden. 4. Kaiser Friedrichs Herrlichkeit im Kyffhäuser. Von L- Bechstein. Sagenschatz des Thüringer Landes. Aus dem Kyffhäuser Berge hütete einst ein junger Schäfer; der hatte auch viel gehört von dem Kaiser Friedrich und gedachte bei sich, daß er ihn wohl einmal sehen möchte, und pfiff deshalb ein höfisches Siedlern auf seiner Schalmei. Mit einem Male rauschte es nahe in den Büschen, und über einer Felsenklippe ward ein ehrwürdiges Greisenhaupt sichtbar, das rief mit milder Stimme: „Knabe, sprich, wem du mit deinem Liedlein hofieret hast! Der Junge besann sich nicht lange, sondern antwortete: ..Das hat Kaiser Friedrich gegolten.“ — „So komm mit mir, daß ich dir

10. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 90

1893 - Dresden : Ehlermann
90 dann kommen sie nicht; wenn sie aber nicht kommen, dann kommen sie." Die Antwort hat der alte Fritz sich aber nicht zurechtlegen können, soviel er sich auch darüber den Kopf zerbrochen hat. Der Bauer aber hatte an die Tauben gedacht, welche den gesäten Erbsen nachstellen, weshalb man diese auch auf die verschiedenste Weise gegen jene schützt, und also gemeint: „Ja, wenn sie (die Tauben) kommen, dann kommen sie (die Erbsen) nicht; wenn sie (die Tauben) aber nicht kommen, dann kommen sie (die Erbsen)." 21. Der alte Zielen kommt nicht in Verlegenheit. Nach 28. Schwartz. Sagen und alte Geschichten der Mark Brandenburg. Es giebt eine Menge Geschichten, in denen der alte Fritz mit Zieten seinen Spaß macht und sich mit ihm neckt, wobei aber Zieten immer seinen Mann steht. Eine von ihnen ist folgende. Der alte Fritz wollte einmal sehen, wie sich der alte Zieten helfen würde, und befahl, man solle ihm keinen Löffel zur Suppe hinlegen. Als sie nun bei Tische saßen und die Suppe aufgetragen wurde, sagte er zu Zieten, der ihm gegenübersaß: „Nun lange Er zu; aber ein Hundsfott, wer heute nicht alles aufißt!" Zieten that, als merke er die Absicht nicht, ihn in Verlegenheit zu setzen, sondern schnitt sich ruhig einen Löffel aus einem Kanten Brot, den er aushöhlte, und aß mit demselben die Suppe. Als er aber fertig war, sah er sich lächelnd bei Tische um und sagte: „Mit der Suppe wären wir fertig; aber nun meine Herren, ein Hundsfott, wer seinen Löffel nicht aufißt!" — und damit aß er ruhig den feinigen auf. Das sollten die andern aber wohl bleiben lassen. 22. Blücher zupft Charpie. Nach F. v. Köppen. Die Hohenzollern und das Reich. Als im Jahre 1807 die königliche Familie nach Königsberg zurückgekehrt war, fand sich fast allabendlich um die Königin Luise ein Kreis von tüchtigen und vaterlandsliebenden Männern zusammen. Auch der tapfere General von Blücher, dessen Mut noch so frisch war, als ob es in der preußischen Geschichte keine Schlacht bei Jena gegeben hätte, nahm öfters an diesen Abendgesellschaften bei der Königin teil und belebte durch seine zuversichtliche Stimmung die Hoffnung der übrigen. Einmal aber wurde die Geduld des alten Helden auf eine harte Probe gestellt. Um auch in Mußestunden nicht ganz müßig zu sein, war man bei den Zusammenkünften immer mit Zupfen von Charpie für die Verwundeten beschäftigt, und auch Blücher erhielt sein Fleckchen Leinwand zu diesem Zwecke zugewiesen. Dies war aber doch eine sehr schwierige Arbeit für die tapferen Hände, die den Säbel zu schwingen gewohnt waren,
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