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1. Römische Geschichte - S. 47

1893 - Dresden : Ehlermann
Zweiter Zeitraum. — § 18. Das römische Geistesleben etc. 47 massregeln gegen das Unwesen, dennoch Einführung der Verehrung einer ausländischen Gottheit durch den Staat selbst (204), der phrygischen Göttermutter Cybele, mit wüsten, aufregenden Gebräuchen (die Priester, „Galli“, eine Art Derwische, der „Archigallus“ mit der Knochenpeitsche). D. Sitten. Die Erziehung hält zwar noch das Ziel der Ausbildung zu einem tüchtigen Landwirt, tapferen Soldaten und guten Bürger fest — Unterrichts - Gegenstände: Sittenlehre, Redekunst, Ackerbau-, Rechts-, Kriegs- und Arzneikunde — und wird noch im einzelnen von dem Hausherrn selbst geleitet (Cato), macht aber allmählich der Erziehung durch griechische Sklaven Platz. Griechische Sprache feinere Umgangssprache und Sprache des Weltverkehrs. Die höheren Kreise griechisch gebildet (die Scipionen, Flamininus, Ämilius Paullus u. a.). Auch in strengeren Kreisen weicht die Einfachheit der Mahlzeit üppigerer Lebensweise. Der Landwirt verschmäht nicht, des Abends in der Stadt mit Freunden ein Glas Wein zu trinken (Cato) oder auch ein Würfelspiel zu machen. Vielfach stellt sich Griechentümelei ein. L. Cornelius Scipio lässt sich „Asiagenus“ nennen und eine Statue in griechischem Gewände setzen. Im Gegensatz hierzu Nachäffung altrömischer Sitte bis zur Lächerlichkeit. Die Frau wird freier in ihrer Stellung sowohl im Hause wie im Gemeinwesen. Nicht selten übernimmt sie selbständig ihre Vermögensverwaltung und beginnt Einfluss selbst auf die Abstimmung in den Komitien zu üben. Der Prunk in Wohnung, Kleidung, Hausgerät nimmt zu. Die Üppigkeit der Gastmähler steigert sich (der Koch, früher der geringste, jetzt der vornehmste Haussklave; pon-tische Salzfische teurer als ein Joch Ochsen). Nach morgenländischer Sitte (Ephesus, Antiochia) werden die Gäste durch das Spiel von Flötenbläserinnen und Harfenspielerinnen und durch Aufführung von Pantomimen und Tänzen unterhalten; man trinkt ,,nach griechischer Sitte“. Gewinnsucht, Unredlichkeit, Müssiggang unzertrennliche Folge der zunehmenden Genusssucht. So Hereinbrechen von Sittenlosigkeit in den höheren Kreisen. 186 wird eine Geheimgesellschaft entdeckt, in deren Zusammenkünften (Bacchanalia) man unter religiösen Formen der Liederlichkeit und Ausschweifungen fröhnte. 7000 Mitglieder (grösstenteils zum Tode verurteilt)! Gesetze, gegen Kleiderpracht und Schwelgerei gegeben

2. Römische Geschichte - S. 94

1893 - Dresden : Ehlermann
94 Dritter Zeitraum. — § 34. Sittliche Zustände und Geistesleben etc. ladung), bei den Ungebildeten zu sinnloser Schwelgerei sich steigernd. Auch dasvolk durch öffentliche Speisungen verwöhnt. Liebe des Römers zum Landleben. Die Landhäuser (Villen) im Gebirge und an der See*) mit ausgesuchter Pracht ausgestattet (Ziergärten, Fischteiche). Zahlreiche unfreie Dienerschaft bei den Vornehmen für jede Art von Verrichtung vom Thürhüter und Sänftenträger bis zum Vorleser, Geheimschreiber und Arzte. Auch bei weniger Bemittelten nicht unter acht Sklaven. Harte Behandlung der Unfreien, Nichtachtung des Menschenlebens,**) wenn auch nicht überall. — Bei Vornehmen grosse Schar von Klienten; deren Morgenbesuch. Volksvergnügungen a) Die F echterspiele und Tierhetzen im Amphitheater. Ge-werbsmäs-siger Be- Retiarius. trieb der Leibesübungen (Gegensatz zu den hellenischen Wettkämpfern). Fechterschulen, Fechtmeister (lanista)., Gladiatoren (Samnitis, Thraex, mirmillo s. Gallus; retiarius [mit Netz und Dreizack] und secutor u. a.). Senken und Ausstrecken des Daumens seitens der Zuschauer Todesurteil oder Begnadigung kündend. — Kampf wilder Tiere untereinander (400 Löwen bei Cäsars Festspielen) oder mit Menschen. Seegefechte (navalia). b) Die Wagen rennen im Circus (carceres, spina — die Mauer inmitten der Bahn —, meta — kegelförmige Säulen, 7 Umläufe). c) Die öffentlichen Bäder mit apodyterium, tepidarium, caldarium, frigidarium, Ring- und Spielplätzen, Sälen (exedrae) und Hallen zu gesellschaftlicher Unterhaltung, Bibliotheken u. a. *) Ciceros Tusculanum im Albanergebirge, Formianum bei Gaeta (ausser-dem Haus in Pompeji). Die Landhäuser zu Puteoli ins Meer hinein gebaut. Bäder zu Bajä. **) Ein reicher Ritter aus dem Freundeskreise Augusts füttert seine Fische mit Sklavenfleisch

3. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 35

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 35 — Feind, der ihn noch weit entfernt glaubte. Vor dem sächsischen Lager wirbelten dichte Staubwolken auf. Die Sachsen erkannten die Gefahr, und Schrecken ergriff sie. In toller Wut schrie alles nach Waffen und Pferden. Die Fürsten, ihre Mannen und alle, die Pferde hatten, eilten aus dem Lager und stürzten in einem dichten, verworrenen Knäuel auf die vorderste Schaar der Königlichen los. Die Bauern aber blieben im Lager und warteten voll Angst auf den Ausgang des Kampfes. Die Schwaben wankten vor den furchtbaren Schwerthieben der Sachsen; aber die Bayern kamen ihnen zu Hilse, die Franken griffen den Feind von der Seite an, der König mit seiner auserlesenen Schaar that Wunder der Tapferkeit — da wandten sich die ermatteten Sachsen zur Flucht und sprengten zurück zum Lager. Zugleich mit ihnen waren aber auch die Sieger dort. (Was wird jetzt geschehen? Das Lager kann nicht mehr verteidigt werden; die berittenen Edlen werden sich durch die Schnelligkeit ihrer Pferde retten, die Bauern sind verloren. Bestätigung.) Da jagten die sächsischen Reiter nach der andern Seite des Lagers davon; ihre schnellen und frischen Pferde retteten sie vor den Verfolgern. Nun fielen die Königlichen wütend über die Bauern her und metzelten sie nieder; wer ihrem Schwert entrann, ertrank in der Unstrut; achttausend Bauern verloren hier ihr Leben. Das reich ausgestattete Lager der Sachsen wurde geplündert, der Sieg war gewonnen. Zur Erläuterung: Wie kam es zum Sieg über die Sachsen? (Bereitwilligkeit der Fürsten, großes Heer, Klugheit des Heerführers; dadurch Überraschung ver ungeordneten Feinde durch das geordnete Heer. Tapferkeit der Königlichen und des Königs. Stimmung des Königs während des Kampfes und im Siege). An der Geschichte fällt mir mancherlei auf, zunächst, daß der Papst die Kirchenschänder nicht bestrafte (wie? Bann). Er lebte schon damals im Streit mit dem König und wollte daher seinen Gegner nicht durch Schwächung der Empörer stärken. Da sieht man deutlich: Er bestraft die Frevel gegen die Kirche nur, wenn es ihm nützt; er war nicht gerecht, sonst müßte er jeden Frevel bestrafen. Warum metzelten die Ritter so wütend die Bauern nieder? Sie wollten die Bauern dafür züchtigen, daß sie sich erlaubten, ritterliche Waffen zu tragen. Aber die achttausend bewaffneten Bauern konnten sich doch wehren? Sie waren nicht so gut gerüstet wie die Ritter, besonders fehlten ihnen die festen Schutzwaffen (Schild, Helm, Kettenhemd), auch waren sie nicht so geübt im Kämpfen wie die Ritter, die von Jugend auf das Führen der Waffen wie ein Handwerk gelernt hatten. — Zusammenfassung: Sieg des Königs über die Sachsen. Vierter Abschnitt: Die Ausnutzung des Sieges. Wie der König seinen Sieg über die Sachsen ausnutzte. Was werden die besiegten Sachsen nun thun? Sie werden einsehen, daß jeder Widerstand gegen die Übermacht des Königs vergeblich ist, und werden sich daher ihm unterwerfen. Und welche Bedingungen 3*

4. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. 89

1890 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
- 89 — Kriemhild lebte abgeschlossen in den Frauengemächern bei ihren Dienerinnen und Gesellschafterinnen. Das ist bei unseren Prinzessinnen und vornehmen Frauen nicht mehr Sitte. Außer dem Turnier war das Werfen mit schweren Steinen und mit Speeren nach bestimmten Zielen eine Unterhaltung der Ritter. Etwas Ähnliches haben wir heutzutage bei den Schützen und bei den Turnern (Gerwerfen). Die Rüstung eines Ritters bestand aus folgenden Waffen. Schutzwaffen: Helm, Panzer (Schuppen- oder Ringpanzer), Schild. Angriffs- oder Trutzwaffen: Schwert, Speer. It. 1. Siegfrieds Eigenschaften. 2. Sitten, Gebräuche und Einrichtungen der alten Zeit: Unter- haltung der Ritter waren Falkenjagd, Turnier, Kampffpiele mit Stein- und Speerwurf. Die Rüstung der Ritter bestand aus Schutzwaffen und Trutzwaffen. Über die Frauen hören wir: Hohe und niedrige Frauen glaubten an Träume und Traumdeutung (Aberglaube); die Anfertigung der Kleiderstoffe und Kleider war ein Geschäft der hohen und niedrigen Frauen; Fürstentöchter lebten abgeschlossen und verborgen in den Frauengemächern. Y. Charakteristik Siegfrieds. — Aus welchen Perfonen bestand die Königssamilie in Worms? (Einprägung der Namen in verschiedenen Reihen) — Die Falkenjagd wird auch Reiherbeize („beiße") genannt. Warum? — Giebt es heut noch Knabenspiele, die den Ritterspielen ähnlich sind? — Warum tragen unsere Reiter nicht mehr die Schutzwaffen der Ritter? Und wie steht es mit ihren Trutzwaffen? Wie wird derjenige über die Traumdeuterei denken, der von Herzen an den Spruch glaubt: „Befiehl dem Herrn deine Wege und hoffe auf ihn; er wird es wohl machen!" ? — Ist es gut für die Frauen, daß wir heutzutage Handwerker haben, und warum? 4. Einheit. 6. Wie Siegfried mit den Sachsen und Dänen stritt. Ziel: Wie Siegfried mit den Burgunder: gegen die Sachsen und Dänen kämpfte. 1. Wo wohnten die Sachsen? (Karte! Vgl. „Thüringer Sagen!") Nicht wie heute im Königreich Sachsen und dessen Nachbarschaft, sondern in dem ebenen Land zwischen Rhein und Elbe. Und die Dänen? An der Nordsee und Ostsee (Jütlanb, Inseln). Wie kamen beibe Völker zusammen? Sie hatten sich mit einanber verbünbet, um stärker zu sein als die Feinde. Mit wem führten sie Krieg? Schwerlich mit Siegfrieb, von besten Aufenthalt bei Günther sie ja nichts wußten, fonbern mit

5. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. 88

1890 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 88 — An den Frauen unserer Geschichte muß euch etwas auffallen? Die Königin Siegelind arbeitet mit eigener Hand an den kostbaren Kleidern für ihren Sohn und dessen Genoffen. Wenn das eine Königin thut, ohne sich zu schämen, so werden es wohl die anderen Frauen des Volkes, hohe und niedrige, auch thun. Und so war es auch. Die Frauen mit ihren Mägden verfertigten im Frauengemach alle Kleider und Leibwäsche, die von den Hausgenossen gebraucht wurden; sie verfertigten auch meist das Zeug dazu (Spinnen und Weben). Also? Es kann in der alten Zeit keine Handwerker wie unsere Weber und Schneider gegeben haben, welche jetzt den einzelnen Haushaltungen diese Arbeit abnehmen. Es fällt uns auf, daß Siegfried ein volles Jahr an Günthers Hof weilte, ohne die Schwester Günthers nur ein einziges Mal gesehen zu haben. Das ist nur erklärlich, wenn es damals Sitte war, daß die Fürstentöchter für sich in ihren Gemächern (Frauenhaus) blieben und sich^ nicht an den Gesellschaften der Männer, auch nicht der Gäste des Hofes, betheiligten; vielleicht es ihnen nur bei ganz besonderen Gelegenheiten gestattet, öffentlich in den Gesellschaften der Männer zu erscheinen. Darum konnte auch Kriemhild den Siegfried nur heimlich sehen und bewundern, während er selbst vergeblich auf ihren Anblick wartete. Auch eine uns neue Unterhaltung der Ritter lernen wir kennen? Es ist der Steinwurf und das Werfen des Speeres. Woraus wird es dabei angekommen fein? (Weite des Wurfes, Treffen des Zieles.) — Doch die Rüstung der Ritter, die bei Siegfrieds Einzug mitgeteilt wird, kennen wir schon. (Aufzählung der einzelnen Stücke.) Nur wird hier der Panzer nicht erwähnt, der entweder aus eisernen Platten und Schuppen bestand, oder aus unzähligen kleinen Ringen zusammengesetzt war (Kettenpanzer, Ringhemd, oder auch kurzweg Ringe genannt). Iii. 1. Siegfried zeigt hier wieder dieselben Eigenschaften, die wir schon früher an ihm kennen gelernt haben; denn er ist furchtlos, kühn, allen überlegen an Kraft und Gewandtheit, bescheiden, freundlich, liebenswürdig. Neu ist, daß er fest in feinem Willen bleibt. 2. Welche Sitten und Gebrauche lernten wir in unseren beiden letzten Erzählungen kennen, und wie sieht es heutzutage damit aus? Abrichtung von Falken zur Jagd aus Vögel — heutzutage nur Abrichtung von Hunden zur Jagd auf vierfüfjige Waldtiere und höchstens noch zum Aufspüren der ruhenden und Herbeibringen der geschossenen Vögel z. B.? Der Glaube an Träume und deren Deutung. Wir glauben nicht mehr daran und wer es doch thut, den nennen wir abergläubisch. Der rechte Glaube ist: Unser Schicksal steht in Gottes Hand; er allein weiß unsere Zukunft und wird alles zum besten lenken. Hohe und niedrige Frauen verfertigten früher Leibwäsche und Kleidung ihrer Familie; jetzt wird der größte Teil dieser Arbeit, durchweg aber die Anfertigung der Kleiderstoffe von besonderen Handwerkern, den Schneidern und Webern, oder auch von Fabriken besorgt

6. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. 82

1890 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 82 — ?u fein, dem Ritterstande keine Schande, sondern Ehre zu machen, die Armen und Schwachen zu beschützen. Dann schlägt der König jeden Knappen dreimal mit dem blanken Schwerte leise auf die Schulter. Nun stehen die Knappen aus, so sind sie zu Rittern geschlagen. Jüngere Knappen eilen herbei und gürten ihnen das Ritters chroert an. Die Freunde und Verwandten gratulieren. Der Zug mit den neuen Rittern verläßt wieder die Kirche und zieht zur Burg des Königs. — Wie geht es bei dem Turnier zu? Ausmalung des bunten Bildes! Schloßhof, Kampfplatz, Schranken, Zuschauer auf erhöhten Sitzreihen u. f. w. Rosse und Reiter sind gerüstet und dadurch vor Verwundungen gesichert, die Lanze hat auch keine Eisenspitze, sondern ist ganz von Holz und vorne nur etwa einen Finger stark. Zwei Ritter sprengen in vollem Rosseslauf auf einander zu. Mit der linken Hand halten sie die Zügels mit dem rechten Arm umfassen sie das dicke Ende der vorgestreckten Lanze. Jeder richtet feine Lanze auf Schild oder Panzer des Gegners. Ein furchtbarer Zufammenprau, zwei gewaltige Stöße, Zerbrechen der Lanzen! Nun ist dreierlei möglich? Der eine Ritter fällt in den Sand, und der andere bleibt fest im Sattel, dann ist der andere der Sieger-oder beide fallen, dann hat keiner gesiegt; oder beide bleiben im Sattel, dann find beide Sieger. Der Sieger wird durch den Beifallsruf der Zuschauer belohnt. Der Schmaus im Königsfaal? (Weitere Ausschmückung auf Grund des Textes.) Wozu giebt der König beim Abschied so reiche Geschenke? Den neuen Rittern giebt er Burgen und die dazu gehörigen Ländereien (Felder, Wiesen, Wälder 2c.) zu Lehen, das heißt er leiht sie ihnen für ibre Lebenszeit zum Gebrauch. Sie sollen nun als selbständige Ritter auf der eigenen Burg wohnen, vom Ertrag ihres Lehens leben und Herr sein über die geringeren Leute, die Arbeiter und Bauern, die auf ihrem Lehngut wohnen. Dafür sind sie aber verpflichtet, dem König zu dienen, insbesondere auf fein Gebot in voller Rüstung und mit einer bestimmten Anzahl von gewaffneten Knechten zu erscheinen unb-mit dem König in den Krieg zu ziehen. So werden sie durch das Lehen Lehnsleute oder Dienstmannen des Königs und zugleich Herren über Land und Leute. Den älteren Rittern schenken König und Königin allerlei kostbare Gaben zur Erinnerung an das frohe Fest, zum Dank für geleistete Dienste, zum Sporn für neue Dienste. Den fahrenden Leuten läßt der König Geschenke reichen zum Lohn für ihre kurzweiligen Gesänge, Scherze und Spiele und aus Mitleid mit der Armut der Heimatlosen. Was erfahren wir in unserer Geschichte von Siegfried? Von ihm wird nicht viel erzählt. Er wird zum Ritter geschlagen. Er nimmt wohl auch am Turnier teil und hat dabei gewiß manchen in den Sand gestreckt. Weil er so schön, stattlich, stark, tapfer und freundlich ist, gefällt er den Rittern so sehr, daß sie ihn — natürlich mit Einwilligung des Vaters — zum König haben möchten. Doch Siegfried will nichts

7. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. 44

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 44 — führte er einen Bogen, den außer ihm feiner spannen konnte, es fei denn mit einer Winde. Und vor ihm im Sattel lag seine lebendige Jagdbeute, der schnaubende Bär. Bei der Feuerstätte sprang Siegfried vom Roß und löste dem Ungetüm die Bande an den Füßen und am Maule. Gleich begannen die Hunde zu heulen. Durch den Lärm geriet der Bär in die Küche. Hei, wie da die Küchenknechte vom Feuer wegliefen! Gar mancher Kessel ward umgestoßen, mancher Brand zerrissen, und viele gute Speise lag in der Asche. Nun sprangen die Herren von den Sitzen aus, der König ließ die Hunde loskoppeln. Alles lies mit Schreien und Sannen dem Bären nach, der zum Walde floh. Aber vor den Hunden konnte fein Jäger zum Schusse kommen, auch konnte ihn keiner im Laufe erreichen. Nur Siegfried holte ihn ein und schlug ihn mit dem Schwert zu Tode. Die Knechte trugen den Bären wieder zurück zum Feuer. Die Ritter aber waren fröhlich und lobten ihren Jagdgesellen. Nun begann das Mittagsmahl. Die Jäger setzten sich nieder auf den grünen Anger, und reichliche Speise ward ihnen aufgetragen. Aber es gab feinen Wein. Da sprach Siegfried: „Warum bringen uns die Schenken feinen Wein? Ich dächte, wir Jäger hätten heute einen guten Trunf wohl verdient." König Günther erwiderte: „Daran ist Hagen schuld, der will uns verdursten lassen." Ihm entgegnete Hagen: „Lieber Herr, ich wähnte, das Birschen sollte heute im Spessart sein, dorthin sandte ich den Wein, und so haben wir heute nichts zu trinken. Aber ich weiß in der Nähe einen kühlen Quell, dahin können wir gehen." Das war dem durstigen Siegfried recht. Er stand bald auf vom Tisch und ging mit den Rittern nach dem Brunnen. Als sie von weitem die breite Linde sahen, wo der Brunnen floß, sprach Hagen: „Ich hörte immer, es könne niemand den edlen Siegfried im Lause einholen. Wenn er uns nur das jetzt sehen ließe!" Daraus antwortete Siegfried: „Ihr sönnt es ja versuchen. Wollt ihr um

8. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. 4

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 4 — Ludwig antwortete, er baue auf das Seine, es gehöre zu dem Seinen, und er wollte sein Recht behaupten. Da ward zu Recht erkannt, so er das erweisen könnte mit zwölf ehrbaren Leuten, hätte er's zu genießen. Und er gewann zwölf Ritter und trat mit ihnen auf den Berg, und sie zogen ihre Schwerter aus und steckten sie in die Erde, die er darauf hatte tragen lassen, und schwuren, daß der Graf auf das Seine baue. Also verblieb ihm der Berg. Wie nun im folgenden Jahre eine große Hungersnot entstand, da baute Ludwig die Wartburg fertig und ganz ohne Geld, wiewohl sie köstlicher war, als man bisher eine Burg gesehen hatte. Er hatte nämlich große Vorräte von Korn und Hafer; die that er auf für die Leute, die um Brot arbeiten wollten an der Burg. Und die neue Burg nannte er Wartburg. Ludwig ließ dann auch Eisenach an die Stelle rücken, wo es jetzt steht. Die Mauern aber bauten die Bauern von Thüringen, jede Dorfschaft so viel, als ihr gesetzt war. 4. Warum er der Springer genannt wurde. Landgraf Ludwig saß gefangen auf dem Giebichenstein bei Halle an der Saale. Wie er nun vernahm, daß er mit dem Leben nicht davon kommen möchte, rief er Gott an und gelobte, dem heiligen Ulrich zu Ehren eine Kirche zu bauen, so ihm aus der Not geholfen würde. Von der Zeit an war Ludwig traurig bis zum Tode, aß nicht und trank nicht und klagte, daß er krank sei. Er bat, man möge seinen Schreiber und seinen Knecht vor ihn lassen, daß er durch sie sein Seelgeräte*) ließe schreiben und bestellen, ehe denn der Kaiser ins Land käme und ihn dem Tode übergebe. Diese *) Testament.

9. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. 11

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 11 — 10. Heinrich von Hflerdingen und Klingsor. Weil aber Klingsor noch immer feine Anstalt zur Reise machte, so wurde dem Sänger bange, und er sprach: „Meister, ich fürchte, ihr laßt mich im Stiche, und ich muß allein und traurig meine Straße ziehen und werde zur bestimmten Zeit die Wartburg nicht erreichen; dann bin ich ehrlos und darf zeitlebens nimmermehr nach Thüringen." Klingsor sagte lächelnd: „Sei unbesorgt: wir haben starke Pferde und einen leichten Wagen und wollen den Weg kürzlich gefahren haben." Heinrich konnte vor Unruhe abends nicht schlafen; da gab ihm der Meister einen Trank ein, daß er in tiefen Schlummer sank, legte ihn auf eine lederne Decke und sich daneben und befahl seinen Geistern, daß sie ihn schnell nach Eisenach im Thüringer Lande tragen und daselbst im besten Wirtshaus niedersetzen sollten. Die Geister thaten, wie ihnen befohlen war, und brachten noch in selbiger Nacht den Meister mit seinem Gefährten gen Eisenach in den Hellegrevenhof, der zu Eisenach am St. Georgenthor liegt, zur linken Hand, wenn man aus der Stadt geht. Als nun der Tag anbrach, erwachte Heinrich; er hörte die Glocken zur Frühmesse läuten und sprach verwundert: „Mir ist, als hätte ich diese Glocken schon mehr gehört, und bäucht mich, daß ich zu Eisenach wäre." Der Meister sprach: „Dir träumt wohl!" Heinrich aber stand auf und sah sich um; da merkte er, daß er wirklich in Thüringen wäre. „Gott sei Lob," rief er, „daß wir hier sind! das ist Hellegrevenhaus, und hier sehe ich St. Georgen-thor und die Leute, die davor stehen und über Feld gehen wollen." Sobald die Ankunft der beiden Gäste auf der Wartburg kund wurde, befahl der Landgraf, sie ehrlich zu empfangen. Es vergingen einige Tage, ehe die Meister fangen und Klingsor richtete. Eines Abends faß er im Garten des Hellegrevenhofs, und viele

10. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. 23

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 23 — halten werden sollten. Hier waren ringsum Sitze für die Zuschauer aufgerichtet, und viele Rosse standen gesattelt und gerüstet. Wer Lust hatte von den jungen und alten Rittern, der stieg zu Pferd und wählte sich einen Gegner. Dann sprengten sie mit vorgehaltenen Lanzen aufeinander los. Die Schilde erdröhnten, die Schäfte brachen, die Splitter flogen umher, Ritter und Pferbe stürzten nieber auf den Sand, und der Hof ertönte von dem Getöse des Kampfes und dem Jubel der zuschauenden Männer und Frauen. Als das Turnier zu Enk war, lub König Siegmund seine Gäste zu Tisch. Da würden ihnen die besten Speisen und die köstlichsten Weine vorgesetzt. Bald waren alle Festgenossen fröhlich und guter Dinge. Für ihre Kurzweil sorgten Spielleute und Sänger — „fahrende Leute." Erst am späten Abenb trennten sich die fröhlichen Gäste, um auszuschlafen für die Freuben des nächsten Tages. Und am Morgen begann das Fest von neuem und bauerte volle sieben Tage. Am Schlüsse des Festes gab der König den jungen Rittern Burgen und Laub zu Sehen. Den nnbern gefabenen Gästen gab die Königin Siegelind reiche Geschenke: Schmuck aus rotem Gold, prächtige Kleider, schöne Waffen und gute Rosse. Auch die fahrenden Leute wurden so reichlich beschenkt, daß man keinen Armen mehr unter ihnen fand. Es war. als ob König und Königin sterben wollten, so viel schenkten sie den heimziehenden Gästen. Den Siegfried aber hatten die versammelten Ritter so lieb gewonnen, daß sie sagten, er müsse nun bald König werden. Doch Siegfried sprach, er wolle nicht die Krone tragen, so lange sein Vater noch lebe; aber helfen wollte er seinem alten Vater bei der Herrschaft. — Und das that Siegfrieb auch. Er strafte die Ungerechten und schützte die Schwachen und kämpfte siegreich gegen die Feinde des Laubes. Und sein Name war balb weit und breit geliebt und gefürchtet.
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