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1. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 239

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 141. Der Deutsch-französische Krieg von 1870 und 1871. 239 und dem deutschen Heere die Verbindung mit dem Heimatlande abzuschneiden. Werder erkannte klaren Auges die Gefahr, in welcher die Deutschen schwebten, zog sich in Eilmärschen von Dijon über Vesoul zurück und nahm westlich von Belfort, auf den Höhen hinter der Lisaine (Nebenfluß des Doubs), mit seinem Korps eine günstige Verteidigungsstellung ein (9. Januar), welche den Eingang in das obere Elsaß versperrte. In dieser Gegend, zwischen Herieourt und Montbeliard, kam es nun in den kalten Wintertagen zu Schlachten, ^Eiard die zu den bedeutendsten des ganzen Krieges gehören. Am 15., 16. und17- Januar i87i. 17. Januar warfen sich etwa 150 000 Franzosen aus das 43 000 Mann starke Werder'sche Korps. Werder und seine Leute kämpften mit unerschütterlicher Standhaftigkeit und einem Heldenmut, der an Leonidas und seine Tapferen in den Thermopylen erinnerte. Ihre fast übermenschlichen Anstrengungen wurden mit dem beabsichtigten Ersolg gekrönt. Am 18. Januar wandte Bourbaki der Lisainelinie den Rücken und faßte Lyon als Zufluchtsort ius Auge. Allein es fehlte die Zeit zur Erreichung desselben. Schon eilte der von Paris abgesandte Mantenffel zwischen Dijon und Besan^on in breiter Front heran, um das durch Kälte, Anstrengung und Hunger geschwächte, in Kleidung, Bewassuung und Munition herabgekommene feindliche Heer zwischen die Deutschen und die Schweizer Grenze einzuklemmen. Es nahte das Verhängnis. Ende Januar sah sich die französische Ostarmee vor die traurige Wahl gestellt, entweder zu kapitulieren oder sich auf schweizerischen Boden zu retten. Sie entschied sich für das letztere. Am 1. Februar überschritten etwa 85000 Mann, ausgehungert und nur notdürftig bekleidet, bei Pontarlier die Grenze der Eidgenoffenfchaft. Hier wurden sie entwaffnet und bis zum Frieden gefangen gehalten. Die Übergabe von Belfort erfolgte am 16. Februar. Das war der Schlußakt der furchtbaren Tragödie des Krieges. 8. Während der Kämpfe an der Loire, der Somme und im Süd- Vorgänge in osten Frankreichs hatte Paris schwere Wochen zu erleben. Die Nahrungsmittel schmolzen zusammen, Hunger und Krankheiten griffen um sich, Mut und Zuversicht wichen aus den Herzen der Bevölkerung und der Besatzung und der Aufruhr erhob fein Haupt gegen die Männer, welche nach dem Sturze des Kaisers die Gewalt an sich gerissen hatten. Eine Steigerung aller Übel erfolgte, als die Deutschen nach langem Zögern und „heftigem Ringen widerstreitender Ansichten" am 27. Dezember 1870 das Bombardement auf den Mont Avron (im Osten) und nach baldiger Räumung desselben auf die Forts der Ost-, Süd- und Nordfront, sowie endlich auf die Vorstädte eröffneten. Die zerstörenden Geschosse verbreiteten Furcht und Entsetzen und erzeugten wahre Ausbrüche der Wut und Verzweiflung gegen die germanischen Barbaren. Immer mehr schwand die Aussicht

2. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 240

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
240 X Vom Wiener Kongreß bis zur Wiederaufrichtung des Deutschen Kaisertums. auf Entsatz und mit jedem Tage wuchs die Not. In der zweiten Hälfte des Januar gewann man die Überzeugung von der Unmöglichkeit einer Rettung. Da reifte der Entschluß, mit dem Feinde vor den Mauern der stolzen Hauptstadt in Unterhandlung zu treten. Derselbe Mann, welcher früher mit prahlerischem Trotze das Wort ausgerufen hatte: „Keinen Fuß breit französischer Erde, keinen Stein unserer Festungen!", Jules Favre, begab sich am 23. Januar durch die deutschen Vorposten nach Versailles zu einer Unterredung mit dem Kapitulation Grafen Bismarck. Dieselbe führte am 2 8. Januar 1871 zur Kapi- 28. sanuar i87i. tulation tjott Paris und zum Abschluß eines dreiwöchentlichen Waffenstillstandes. Alle Forts wurden ausgeliefert; die Besatzung von Paris galt als kriegsgefangen; nur eine Division von 12000 Mann durfte die Waffen behalten zur Aufrechterhaltung der inneren Ordnung; die Stadt Paris mußte eine Kriegskontribution von 200 Millionen Francs zahlen; während der Waffenruhe sollte die Berufung einer frei gewählten Nationalversammlung erfolgen; dieselbe sollte in Bordeaux zusammentreten und über die Frage entscheiden, ob der Krieg fortzusetzen oder Frieden zu schließen sei; der südöstliche Kriegsschauplatz, wo eben das Verhängnis über Bourbaki hereinbrach, sollte vom Waffenstillstand ausgeschlossen sein. § 142. Der Deutsch-französische Krieg. Iii. Der Friedensschluß. Die Wiederaufrichlung des Deutschen Kaiserreichs. Friedenspräli- 1. Die ans allgemeinen Wahlen hervorgegangene National-m«er[aiselu Versammlung, in welcher sich selbst Vertreter von Elsaß und 2(’’,Tebluar 18<1'Sothrirtgeit befanden, wurde am 13. Februar 1871 in Bordeaux eröffnet. In ihr siegte die vernünftige Erwägung, daß jeder weitere Widerstand nutzlos, ja verderbenbringend sei. Die Versammlung wählte an Stelle Gambeüas den hochbejahrten Thiers zum „Chef der ausführenden Gewalt der französischen Republik" und ordnete ihn, mit hinreichenden Vollmachten bekleidet, zu den Verhandlungen in Versailles ab. Hier kamen schon am 26. Februar nach lebhaften Auseinandersetzungen zwischen Thiers und Bismarck die Friedenspräliminarien zum Abschluß. Frankreich trat Elsaß, ohne Belfort, Deutsch-Lothringen mit Metz und Diedenhofen ab (263 Quadratmeilen mit rund l1/« Millionen Einwohnern) und verpflichtete sich, 5 Milliarden Francs Kriegskosten zu zahlen, die eine noch im Jahr 1871, den Rest in einem Zeitraum von 3 Jahren. Bis zur völligen

3. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 229

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 140. Der Deutsch-französische Krieg von 1870 und 1871. 229 endlichen Sieg der Nation krönen werde" und ging hierauf auseinander. Inzwischen hatte die nationale Strömung auch den Süden Deutschlands mit unwiderstehlicher Macht ergriffen und in hoch und niedrig das Feuer reinster Vaterlandsliebe entflammt. Der hochherzige und ideal gerichtete König Ludwig Ii. von Bayern, der keinen Augenblick im Zweifel war, daß der Bündnisfall gegeben sei, telegraphierte an König Wilhelm: „Mit Begeisterung werden meine Truppen an der Seite ihrer ruhmgekrönten Wasfeugeuosseu für deutsches Recht und deutsche Ehre den Kampf aufnehmen" und sein Vorgehen war maßgebend für die Haltung der übrigen süddeutschen Fürsten und Staaten. — Von den Wogen des Meeres bis zum Fuße der Alpen erhob sich das deutsche Volk in beispielloser Einmütigkeit. Erfüllt von einem Geiste, geleitet von einem Willen, taten alle, was sie nach Fähigkeit und Vermögen zu leisten vermochten. Hunderttausende zogen unter den Klängen des Liedes „Die Wacht am Rhein" (gedichtet vor 30 Jahren von Schneckenburger, komponiert von Karl Wilhelm) in todesmutiger Hingebung an das Vaterland ans in den blutigen Kampf, und die zu Hause blieben, die Männer und Frauen, sie entfalteten einzeln und in Vereinen eine segensreiche Tätigkeit zur Errichtung von Laza- retten, zur Pflege der Kranken und Verwundeten, zur Unterstützung armer, zurückgelassenerfamilien. 4. In aller Ruhe, in musterhafter Ordnung und mit bewunderns- Aufmarsch und werter Schnelligkeit vollzog sich nach dem von Moltke entworfenen dachen'heerä. Mobilisierung^- und Kriegsplan der Aufmarsch der deutschen Streitkräfte. Kaum zwölf Tage nach der Kriegserklärung standen drei gewaltige Heersäulen am Rhein: die I. Armee (etwa 85000 Mann) unter General Steinmetz zwischen Koblenz und Trier als rechter Flügel, die Ii. Armee (etwa 220 000 Mann) unter dem Prinzen Friedrich Karl zwischen Mainz und Kaiserslautern als Zentrum, die Iii. Armee (etwa 200000 Mann), gebildet aus den Truppen der Bayern (v. d. Tann und v. Hartmann), Württem- berger, Badener und zwei norddeutschen Korps, unter dem preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm zwischen Mannheim, Speier Graf von Moltke.

4. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 231

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 140. Der Deutsch-französische Krieg von 1870 und 1871. 231 kronprinzliche Armee den Feind an und führte einen Kampf herbei, der den ganzen Tag über tobte und besonders um Elf aß Haufen, bei und in Fröfchweiler mit leidenschaftlicher Hitze geführt wurde. Die Schlacht, in welcher Nord- und Süddeutfche mit gleicher Tapferkeit, Ausdauer und Todesverachtung fochten, endigte nach 15stündigem Ringen mit einem Siege der Deutschen. Mac Mahon flüchtete, feinen Staatswagen mit vielen Aktenstücken und Briefschaften, sowie die Kriegskasse und etwa 9000 Gefangene znrücklaffend, mit den Trümmern seines Heeres über die Vogefeu, um sich erst in dem Lager von Chllons a. d. Marne durch Sammlung der zersprengten und Zuzug neuer Truppen zu einem weiteren Kampfe vorzubereiten. An demselben 6. August erlitten die Franzosen noch einen zweiten Atmung empfindlichen Schlag. Brennend vor Begierde, sich mit dem Feinde 6. August i87o. zu messen, unternahmen Teile der I. Armee, im Laufe des Kampfes durch Truppen der Ii. Armee unter Göbeu unterstützt, einen geradezu tollkühnen Sturm auf die füdlich von Saarbrücken steh hinziehenden Spicherer Höhen, worauf sich das Frossard'sche Korps befand. Obwohl die Position des Feindes durch die natürliche Lage ans dem waldbedeckten Bergrücken und durch aufgeworfene Wälle für uneinnehmbar gehalten werden konnte, gewannen die Deutschen wiederum einen ruhmvollen Sieg. Frossard trat den Rückzug an. Nur die sinkende Nacht verhinderte seine Verfolgung. 6. Die ersten Schlachten waren geschlagen. Welches waren deren «Je* Folgen für die streitenden Mächte? Das deutsche Volk war von banger Sorge befreit, atmete erleichtert und dankbar auf und blickte hoffnungsfreudig in die Zukunft. Die gemeinsam errungenen Erfolge festigten die junge Waffenbrüderschaft zwifchen Süd und Nord, begeisterten zu neuen Taten und erweckten schon jetzt in weiten Kreisen den Gedanken, daß ein siegreich durchgeführter Krieg nur mit der Erwerbung der ehemals deutschen Gebiete endigen dürfe, einen Gedanken, den man auch bald an höchster Stelle durch die Einsetzung von deutschen Verwaltungsbeamten in Elsaß und Lothringen durchblicken ließ. Der Kronprinz überschritt, nachdem er eine Abteilung seines Heeres unter Beyer (später unter General Werder) mit der Belagerung von Straßburg beauftragt hatte, die Vogefeu, eroberte die kleinen Festungen Lützelstein und Marsal, zernierte Pfalzburg und Bitsch und erreichte schon am 12. August Naucy. Die I. und Ii. Armee drang unterdessen gegen Metz vor. — In Paris herrschte fieberhafte Aufregung. Das Ministerium Ollivier-Gramout mußte seine Entlassung nehmen und der energische Graf Palikao trat an die Spitze der Regierung. Eine feiner ersten Maßregeln war die Ausweisung aller Deutschen aus Frankreich, selbst derjenigen, welche dort in Ausübung eines friedlichen Berufes den größten Teil ihres Lebens

5. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 269

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 148. Ludwig H. 1864—1886. 269 genossen aufnehmen würden. Die beiden bayerischen Armeekorps unter den Generalen v. d. Tann und v. Hartmann wurden der Armee des preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm zugeteilt. Sie kämpften bei Weißenburg (4. August), Wörth (6. August), Beaumont (30. August), Bazeilles und Sedan (1. September), Artenay (10. Oktober), Orleans (11. Oktober), Coulmiers (9. November), waren an der Belagerung von Paris und verschiedenen kleineren Festungen beteiligt und bewiesen überall, wo sie auch mit dem Feinde zusammenstießen, opferwillige Hingebung, heldenmütige Tapferkeit und rühmenswerte Ausdauer. — Wie es dem bayerischen König zu verdanken war, daß sich ganz Deutschland rasch und einmütig gegen Frankreich erhob, so gab er auch den ersten offiziellen Anstoß zur inneren Einigung der deutschen Staaten, indem er nach Vereinbarung der Versailler Verträge im Einvernehmen mit den Fürsten und den Freien Städten im Dezember dem König Wilhelm I. von Preußen die deutsche Kaiserwürde aubot (§ 142, 4). — Seit 1871 bildet Bayern ein Glied des Deutschen Reiches. Es übt den ihm verfassungsmäßig zustehenden Einfluß auf Verwaltung und Gesetzgebung im Reiche aus durch seine Vertretung im Bundesrate (6 Stimmen) und durch 48 Abgeordnete im Reichstag. 4. Unter den inneren Angelegenheiten wandte Ludwig Ii. be- ^Ichulwans^ sonders dem Schulwesen in allen seinen Formen und der Kunst die und der Kunst, weitgehendste Sorgfalt zu. Zur Hebung der Lehrerbildung wurden die Präparandenanstalten errichtet (September 1866), zur Leitung des Volksschulwesens in den einzelnen Kreisen fachmännisch gebildete Kreis-schulinspektoren ernannt, zur Verbesserung der gewerblichen und technischen Ausbildung die dreikursigeu Gewerbeschulen in sechsknrsige Realschulen umgewandelt, dann Realgymnasien und Industrieschulen gegründet, endlich die technische Hochschule in München ins Leben gerufen (1868). — Geradezu schwärmerisch war die Neigung des Königs zur dramatischen Kunst und zur Musik, sowie zur Baukunst. Die erstere offenbarte sich hauptsächlich in seinen Beziehungen zu dem genialen Tondichter Richard Wagner (j 1883), dessen Musik-dramen, namentlich Tannhäuser, Loheugriu, der Ring des Nibelungen und Parsisal, das Gemüt des ideal gerichteten Monarchen zur höchsten Begeisterung entflammten, fo daß derselbe alle Unternehmungen des Meisters (Bau des Wagner-Theaters in Bayreuth) in großmütigster Weise unterstützte. Welche Förderung die Baukunst durch den König erfuhr, das zeigen uns das Gebäude der technischen Hochschule in München und die in romantischer Gebirgsgegend aufgeführten Prunkschlösser Neuschwanstein, Linderhof und Herrenchiemsee. 5. Am 25. August 1880, dem Geburtstage des Königs Ludwig Ii., Das Witteis- r . . m i a rv r • V.. < 2 3 ' bacher Jubiläum feierte ganz Bayern das Jubiläum der 700 jährt gen Herr- lsso.

6. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 234

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
Verlauf der Schlacht bei Sedan am 1. Sept. 1870. 234 X. Vom Wiener Kongreß bis zur Wiederaufrichlung des Deutschen Kaisertunis. Halbkreis und zwar östlich der Maas, von Floing und Jlly im Norden bis Bazeilles im Süden. Am 1. September, früh in nebeliger Stunde, eröffneten die Bayern den Kampf. Sie griffen Bazeilles an, das von den Franzofen dicht besetzt war, fochten sechs Stunden lang in fürchterlichem Straßenkampf, erstürmten Haus um Haus und brachten endlich den erbitterten Gegner zum Weichen. Fast gleichzeitig entbrannte ans der Ost- und Westseite von Sedan die heiße Schlacht. Es war ein Ringen von seltener Stärke, Hartnäckigkeit und Wut, in das nach und nach fast alle Streitkräfte auf beiden Seiten hineingezogen wurden, hing doch vom Ausgaug vielleicht die Entscheidung des Krieges ab. Vou Stunde zu Stunde gewannen die Deutschen au Terrain. Gegen vier Uhr gelang es ihnen, den Ring im Norden zu schließen. Und nun spieen Hunderte von Geschützen tod- und verderbenbringende Geschosse hinein in die umklammerten Massen und auf die unglückliche Stadt. Jeder Durchbruchsversuch mißglückte; ein Entrinnen war unmöglich. Da brachen bei den Franzosen Mut und Kraft zusammen. Infanterie, Kavallerie, Artillerie, alle eilten in wilder Verwirrung in die Festung. Um sechs Uhr hißte man aus einem Tore derselben die weiße Fahne. Der Schlachtendonner verstummte. Bald darauf erschien General Reille, der Generaladjutant Napoleons, vor König Wilhelm und überreichte einen Brief, worin die denkwürdigen Worte standen: „Monsieur mon frere. N’ayant pas pu mourir au milieu de mes troupes, il ne me reste qu’ä remettre mon epee entre les mains de Yotre Majeste. Je suis de V. M. le von frere Napoleon.“ (Mein Herr Bruder! Da ich nicht inmitten meiner Truppen sterben konnte, erübrigt mir nur, meinen Degen in die Hände Ew. Majestät zu legen. Ich bin Ew. Majestät guter Bruder N.). Also der Kaiser war in der Mitte seines Heeres. Welche Überraschung! Der greise König bekundete seine Teilnahme an dem schweren Geschick des Kaisers und ersuchte um Sendung eiues Bevollmächtigten, mit dem die Kapitulation abzuschließen sei. Als solcher erschien General Wimpssen, der nach der Verwundung Mac Mahons den Oberbefehl übernommen hatte. Deutscherseits wurde Moltke mit dem Abschluß der Kapitulation beauftragt. Die Verhandlungen, denen auch Bismarck anwohnte, wurden in Donchery (westlich von Sedan), gepflogen und dauerten die ganze Nacht vom 1. auf den 2. September. Wimpffen fchickte sich nach längerem Sträuben in das Unvermeidliche und unterzeichnete am 2. September früh fechs Uhr die Kapitulationsurkunde, kraft welcher sich die ganze französische Armee samt Waffen und Ausrüstung auf Gnade und Ungnade ergeben mußte. 84000 Mann, außerdem noch etwa 21000 in der Schlacht felbst gefangene, wurden in die Gefangenschaft nach Deutsch-

7. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 236

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
236 X. Vom Wiener Kongreß bis zur Wiederaufrichlung des Teutschen Kaisertums. um die Früchte ihres Sieges zu bringen. Diese Mission wurde dem greisen Staatsmann und Historiker Thiers übertragen. Er reiste noch in der ersten Hälfte des September nach London, Petersburg, Wien und Florenz; vergeblich. Keine der Mächte stellte bewaffneten Beistand in Aussicht. Alsdann ging man daran, den nationalen Widerstand zu organisieren und alle nur einigermaßen verwendbaren Kräfte zur Rettung des Vaterlandes aufzubieten. Die Lösung dieser Aufgabe übernahm G am betta. E-nschueßung 3. Inzwischen rückten die deutschen Streitkräfte von Sedan aus 19. Sept. 1870. gegen Paris vor, die Iii. Armee über Rheims, die Iv. über Laon und Compiegne. Die Heeresleitung beabsichtigte, die Millionenstadt einzuschließen und Bevölkerung und Besatzung durch Aushungerung zur Übergabe zu zwingen. Es war das ein Riesenunternehmen, dessen Durchführung Vorsicht, Umsicht, Energie, Ausdauer und Wagemut im höchsten Grade erforderte. Man bedenke: Paris war seit 1840 die gewaltigste Festung der Welt, war von einem Ringwall und einem Gürtel starker Außenforts umgeben und hatte etwa 400000 Mann Besatzung, teils Linientruppen und Seesoldaten, teils Mobilgarden; die Verpflegung der Belagerer mußte fast ganz von der Heimat aus geschehen; nur wenige Wege standen dem Transport der Bedarfsartikel offen und die Provinzen, durch welche sie führten, wurden von den rasch auftauchenden und umherschwärmenden Franktirenrsbanden beunruhigt. — Am 17. September erreichten die deutschen Vortruppen die Hauptstadt. Sofort begannen sie die Umzingelung und schon am 19. September schloß sich der von 150 000 Mann (später 250000) gebildete, etwa 70 km lange, eiserne Ring (im Norden und Westen Preußen, im Süden Preußen und Bayern, im Osten Württembergs und Sachsen), der sich erst dann wieder öffnete, nachdem sich das ge-demütigte Paris, „die Metropole der Zivilisation", wofür es die Franzosen ansahen, ergeben hatte. Am 5. Oktober verlegte Wilhelm I. das deutsche Hauptquartier nach Versailles. In dem Prunkschlosse, wo einst Ludwig Xiv. seine ans die Schwächung Deutschlands gerichteten Ränke schmiedete, wo später Napoleon Iii. die Siege der Franzosen über die Deutschen in mächtigen Wandgemälden darstellen ließ, schlug jetzt der greise Heldenkönig sein einfaches Feldbett auf, traf Moltke in großen Zügen die Maßregeln zur Überwindung des repu-blikauifchen Frankreich, errichtete man Lazarette zur Pflege der Verwundeten und Kranken. Ausfälle. 4. Selbstverständlich bot die Regierung der nationalen Verteidi- gung alles auf, um den Belagerungsgürtel zu durchbrechen. Die Besatzung unternahm verschiedene Ausfälle: so am 28. Oktober bei Le Bourget im Nordosten, am 30. im Südosten, am 19. Januar im Westen vom Mont Valerien aus. Alle diese Unternehmungen aber

8. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 238

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
238 X. Vom Wiener Kongreß bis zur Wiederaufrichtung des Deutschen Kaisertums. Loirearmee lieferten das Material zur Bildung der Westarmee, welche unter Chanzy von der mittleren und unteren Loire ans gegen Paris vordringen, und zur Bildung der Ostarmee, welche unter Bourbaki in den Südosten Frankreichs ziehen und dort durch überraschendes Auftreten eine Wendung im Gange des Krieges herbeiführen sollte. Die erste wurde von den vereinigten Truppen des Prinzen 10. u^i^Luar Friedrich Karl und des Großherzogs von Mecklenburg bei Le Mans 'Ei. zertrümmert, (10. und 11. Januar 1871); die andere fand, wie fpäter erzählt werden wird, in der Schweiz einen schmachvollen Untergang. Äsätf, 0. So war die der Belagerungsarmee im Süden droheude Ge- Manteuffel und fahr glücklich abgewendet. Was hatte sich unterdessen im Norden von Nov. 1870-Jan. Paris zugetragen? Dort befand sich, gestützt auf Lille, Amiens und Rouen, im November die sogenannte Nordarmee, anfangs unter Bourbaki, später uuter Faid herbe. Ihre Absicht war, die Belagerer im Rücken anzugreifen und der Besatzung der Hauptstadt die Hand zur Befreiung zu bieten. Dieselbe wurde iudes durch die Anordnungen der deutschen Heeresleitung durchkreuzt. Manteussel zog, nachdem Metz gefallen war, mit der ersten Armee gegen die Somme, schlng die Gegner bei Amiens (27. November), besetzte das altertümliche Rouen und brachte sogar die Seestadt Dieppe (9. Dezember) in seine Hände. Einem erneuten Vordringen der Nordarmee unter Faidherbe wurde durch die zweitägigen Schlachten an der Hallue (Nebenfluß der Somme, 23. und 24. Dezember) und bei Bapanme (2. und 3. Januar 1871) gewehrt. Ihre gänzliche Vernichtung erfolgte endlich am 19. Jannar bei S1. Ouenlin durch General Göbeu, welcher, da Manteuffel die Bekämpfung der französischen Ostarmee übertragen worden war, den Oberbefehl übernommen hatte. £Cftameuenbu^r 7- ®enerql Manteuffel sollte die französische Osrarmee schlagen. Manteuffet Auftreten derfelben versetzt uns nach dem Südosten Frankreichs, wo sich Mitte Januar 1871 sehr bedeutsame Ereignisse abspielten. Hergang: General v. W e r d e r war nach der Übergabevon Straß-burg (27. September) uach dem oberen Elsaß gezogen, hatte durch Abteilungen seiner Armee die Festungen Schlettstadt (24. Oktober) und Neubreisach (11. November) einnehmen und das starke Belfort (3. November) zernieren lassen und war bis Dijon vorgedrungen. Hier im alten Burgunderlande hatte er im November und Dezember heiße Kämpfe mit einem ans Mobilgarden, Franktireurs und Freischaren zusammengesetzten Heere zu bestehen gehabt, das von dem für die Republik schwärmenden Italiener Garibaldi angeführt wurde. Da rückte anfangs Januar Bourbaki mit der neugebildeten Ostarmee gegen Werder heran. Er hatte von Gambetta den Auftrag erhalten, Belfort zu befreien, durch die Burgunder Pforte in Baden einzufallen

9. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 233

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 140. Der Deutsch-französische Krieg von 1870 und 1871. 233 „Die Schlachten vom 14., 16. und 18. August stellen sich in ihrem Zusammenhang und in ihren Folgen tatsächlich als die Vorbereitung, Einleitung und Durchführung einer einzigen großen Handlung dar, welche schließlich dazu führte, daß ein eiserner Ring um die französische Hauptarmee geschlossen wurde, den sie nur durch Niederlegung der Waffen wieder öffnen sollte." 8. Eine neue schwere Aufgabe trat an die deutsche Heeresleitung Belagerung von heran. Es war die Einschließung und Belagerung der starken Festung Metz, mit deren Durchführung die I. und Ii. Armee unter der einheitlichen Leitung des Prinzen Friedrich Karl betraut wurde. General Steinmetz ward, da er mehrfach den Intentionen des Generalstabes zuwider gehandelt hatte, vom Kriegsschauplatz abberufen und zum Gouverneur von Pofen ernannt. — Weiter galt es, das noch vorhandene Mac Mahon'fche Heer niederzuwerfen und dann nach Paris vorzudringen. Zu diesem Zwecke wurde aus verschiedenen Korps der I. und Ii. Armee ein neuer Heereskörper unter dem Befehl des Kronprinzen Albert von Sachsen (seit 1873 König) gebildet, die Iv. oder Maasarmee. Sie sollte in Verbindung mit der Iii. Armee jene Aufgabe lösen und zog daher sofort nach Westen ab. Der preußische Kronprinz, der, wie schon bemerkt, nach der Schlacht bei Wörth den Marsch über die Vogesen angetreten hatte, gelangte über Nauey, Bar le Duc in der zweiten Hälfte des August in die Nähe von Chllons. Er glaubte, hier Mac Mahon anzutreffen, fand aber zu seiner Überraschung ein leeres Lager und erfuhr, daß der Marschall über Rheims nach Norden gezogen sei. Das deutsche Hauptquartier durchschaute sofort die Absicht der französischen Heeresleitung: Mac Mahon solle Bazaine aus feiner bedrängten Lage befreien, und traf Dispositionen, solches Vorhaben zu durchkreuzen. Die Iii. und Iv. Armee vollzogen am 25. August eine entschiedene Rechtsschwenkung und folgten in anhaltenden, aufreibenden Märschen dem Feinde nach. Die Iv. Armee erreichte ihn am 30. August bei Beaumont, schlug ihn und hinderte ihn am Vorrücken nach Metz. Nachdem die inzwischen herangekommene Iii. Armee ans dem linken Maasufer den Weg nach Paris verlegt hatte, wagte der im Osten, Westen und Süden eingeschlossene Mac Mahon den letzten Kamps bei der Festung Sedan. 9. Am Abend des 31. August befanden sich die Heere in folgen- <Ste^1e1r9e der den Stellungen: das I. bayerische Korps (v. d. Tann) südlich von am 3l August. Sedan bei dem Dorfe Bazeilles auf dem rechten Maasufer, nördlich davon auf der ganzen Ostseite von Sedan die Iv. Armee, zum Teil noch im Anmarsch, westlich vom I. bayerischen Korps auf dem linken Ufer der Maas das Ii. bayerische Korps (v. Hartmann) und wiederum nördlich davon, Sedan im Westen einschließend, die übrigen Korps der Iii. Armee. Das französische Heer umgab die Festung in einem

10. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 235

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 141. Der Deutsch-französische Krieg von 1870 und 1871. 235 land abgeführt. Napoleon verließ am 2. September morgens 5 Uhr die Festung. Er kam zuerst mit Bismarck und dann auf dem Schlosse Bellevue (westlich von Sedan) mit König Wilhelm zusammen, der den Besiegten als Kriegsgefangenen nach dem Schlöffe Wilhelmshöhe bei Kaffel bringen ließ, wo in Deutschlands trüber Zeit Napoleons Oheim Jerome, der König von Westfalen, gewohnt hatte. Ein von Wilhelm I. an feine Gemahlin Angusta gerichtetes Telegramm fchloß mit den Worten: „Welch' eine Wendung durch Gottes Führung!" § 141. Der Deutsch-französische Krieg von 1870 und 1871. Ii. Der Krieg gegen die französische Republik. 1. Mit Blitzesschnelle durchflog die Kunde von den Vorgängen hhadens-^ auf den Gefilden Sedans die deutschen Gaue. Sie rief allerorten Deutschland, jubelnde Begeisterung hervor. Der Feind schien überwunden, die Macht Frankreichs gebrochen, der Friede nahe. Leider aber erwiesen sich die Hoffnungen, die in der ersten Siegesfreude auftauchten, als bittere Täuschung. Der Krieg dauerte noch fünf volle Monate, nahm zudem einen immer rauheren Charakter an und verschlang, da er fortan die bliude Wut und den Fanatismus der Menge entzündete, noch unzählig viel Opfer. Wie war das möglich? 2. In Paris machte man das Kaisertum und seine Träger für Frankreich eine das nationale Unglück verantwortlich. Der Geist des Umsturzes durch- 4. le^ism zuckte die Gemüter. Man stürzte Napoleon, nötigte Engenie, die von ihm eingesetzte Regentin, zur Flucht nach England und errichtete am 4. September 1870 die (dritte) Republik. An die Spitze des Staates trat bis zum Zusammentritt einer neuen konstituierenden Versammlung die „Regierung der nationalen Verteidigung", deren einflußreichste Mitglieder General Trochu (Präsident), Jules Favre (Auswärtiges) und Leon Gambetta (Inneres) waren. Jules Favre begann behufs Herbeiführung des Friedens Unterhandlungen mit Bismarck. Bald zeigte sich aber die Unvereinbarkeit der beiderseitigen Anschauungen. Während der deutsche Staatsmann die Abtretung von Elsaß und Lothringen mit Straßburg und Metz forderte, antwortete man franzöfischerseits: „Keinen Fuß breit französischer Erde, keinen Stein unserer Festungen!" Und nun beschloß das neue Regiment in Paris die Fortsetzung des Kampfes bis aufs äußerste. Zunächst suchte es die neutral gebliebenen europäischen Großmächte zur Einmischung zu bewegen und dadurch die Deutschen
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